Das Buch der Sprichwörter
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Einleitung: 1,1-7
1 Sprichwörter Salomos, des Sohnes Davids, / des Königs von Israel: 2 um Weisheit zu lernen und Zucht, / um kundige Rede zu verstehen, 3 um Zucht und Verständnis zu erlangen, / Gerechtigkeit, Rechtssinn und Redlichkeit, 4 um Unerfahrenen Klugheit zu verleihen, / der Jugend Kenntnis und Umsicht. 5 Der Weise höre und vermehre sein Wissen, / der Verständige lerne kluge Führung, 6 um Sinnspruch und Gleichnis zu verstehen, / die Worte und Rätsel der Weisen. 7 Gottesfurcht ist Anfang der Erkenntnis, / nur Toren verachten Weisheit und Zucht.
Eine Sammlung von Weisheitslehren: 1,8 - 9,18
Die Warnung vor Verführung und Unerfahrenheit
8 Höre, mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters / und die Lehre deiner Mutter verwirf nicht! 9 Sie sind ein schöner Kranz auf deinem Haupt / und eine Kette für deinen Hals. 10 Mein Sohn, wenn dich Sünder locken, / dann folg ihnen nicht, 11 wenn sie sagen: Geh mit uns, / wir wollen darauf lauern, Blut zu vergießen, / ohne Grund dem Arglosen nachzustellen; 12 wie die Unterwelt wollen wir sie lebendig verschlingen, / Männer in ihrer Kraft, als wären sie dem Grab verfallen. 13 Manch kostbares Stück werden wir finden, / mit Beute unsere Häuser füllen. 14 Wirf dein Los in unserm Kreis, / gemeinsam sei uns der Beutel. 15 Mein Sohn, geh nicht mit ihnen, / halte deinen Fuß fern von ihrem Pfad! 16 Denn ihre Füße laufen dem Bösen nach, / sie eilen, Blut zu vergießen. 17 Umsonst wird das Netz ausgespannt / vor den Augen aller Vögel; 18 sie aber lauern auf ihr eigenes Blut, / sie trachten sich selbst nach dem Leben. 19 So enden alle, die sich durch Raub bereichern: / Wer ihn an sich nimmt, dem raubt er das Leben. 20 Die Weisheit ruft laut auf der Straße, / auf den Plätzen erhebt sie ihre Stimme. 21 Am Anfang der Mauern predigt sie, / an den Stadttoren hält sie ihre Reden: 22 Wie lang noch, ihr Törichten, liebt ihr Betörung, / gefällt den Zuchtlosen ihr dreistes Gerede, / hassen die Toren Erkenntnis? 23 Wendet euch meiner Mahnung zu! / Dann will ich auf euch meinen Geist ausgießen / und meine Worte euch kundtun. 24 Als ich rief, habt ihr euch geweigert, / meine drohende Hand hat keiner beachtet; 25 jeden Rat, den ich gab, habt ihr ausgeschlagen, / meine Mahnung gefiel euch nicht. 26 Darum werde auch ich lachen, / wenn euch Unglück trifft, / werde spotten, wenn Schrecken über euch kommt, 27 wenn der Schrecken euch wie ein Unwetter naht / und wie ein Sturm euer Unglück hereinbricht, / wenn Not und Drangsal euch überfallen. 28 Dann werden sie nach mir rufen, doch ich höre nicht; / sie werden mich suchen, aber nicht finden. 29 Weil sie die Einsicht hassten / und nicht die Gottesfurcht wählten, 30 meinen Rat nicht wollten, / meine ganze Mahnung missachteten, 31 sollen sie nun essen von der Frucht ihres Tuns / und von ihren Plänen sich sättigen. 32 Denn die Abtrünnigkeit der Haltlosen ist ihr Tod, / die Sorglosigkeit der Toren ist ihr Verderben. 33 Wer aber auf mich hört, wohnt in Sicherheit, / ihn stört kein böser Schrecken.
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1 Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst / und meine Gebote beherzigst, 2 der Weisheit Gehör schenkst, / dein Herz der Einsicht zuneigst, 3 wenn du nach Erkenntnis rufst, / mit lauter Stimme um Einsicht bittest, 4 wenn du sie suchst wie Silber, / nach ihr forschst wie nach Schätzen, 5 dann wirst du die Gottesfurcht begreifen / und Gotteserkenntnis finden. 6 Denn der Herr gibt Weisheit, / aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht. 7 Für die Redlichen hält er Hilfe bereit, / den Rechtschaffenen ist er ein Schild. 8 Er hütet die Pfade des Rechts / und bewacht den Weg seiner Frommen. 9 Dann begreifst du, was Recht und Gerechtigkeit ist, / Redlichkeit und jedes gute Verhalten; 10 denn Weisheit zieht ein in dein Herz, / Erkenntnis beglückt deine Seele. 11 Besonnenheit wacht über dir / und Einsicht behütet dich. 12 Sie bewahrt dich vor dem Weg des Bösen, / vor Leuten, die Verkehrtes reden, 13 die den rechten Weg verlassen, / um auf dunklen Pfaden zu gehen, 14 die sich freuen am bösen Tun / und jubeln über die Verkehrtheit des Schlechten, 15 deren Pfade krumm verlaufen / und deren Straßen in die Irre führen. 16 Sie bewahrt dich vor der Frau des andern, / vor der Fremden, die verführerisch redet, 17 die den Gefährten ihrer Jugend verlässt / und den Bund ihres Gottes vergisst; 18 ihr Haus sinkt hinunter zur Totenwelt, / ihre Straße führt zu den Totengeistern hinab. 19 Wer zu ihr geht, kehrt nie zurück, / findet nie wieder die Pfade des Lebens. 20 Darum geh auf dem Weg der Guten, / halte dich an die Pfade der Gerechten; 21 denn die Redlichen werden das Land bewohnen, / wer rechtschaffen ist, wird darin bleiben. 22 Die Frevler aber werden aus dem Land verstoßen, / die Verräter aus ihm weggerissen.
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1 Mein Sohn, vergiss meine Lehre nicht, bewahre meine Gebote in deinem Herzen! 2 Denn sie vermehren die Tage und Jahre deines Lebens / und bringen dir Wohlergehen. 3 Nie sollen Liebe und Treue dich verlassen; / binde sie dir um den Hals, / schreib sie auf die Tafel deines Herzens! 4 Dann erlangst du Gunst und Beifall / bei Gott und den Menschen. 5 Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, / bau nicht auf eigene Klugheit; 6 such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, / dann ebnet er selbst deine Pfade. 7 Halte dich nicht selbst für weise, / fürchte den Herrn und fliehe das Böse! 8 Das ist heilsam für deine Gesundheit / und erfrischt deine Glieder. 9 Ehre den Herrn mit deinem Vermögen, / mit dem Besten von dem, was du erntest. 10 Dann füllen sich deine Scheunen mit Korn, / deine Fässer laufen über von Wein. 11 Mein Sohn, verachte nicht die Zucht des Herrn, / widersetz dich nicht, wenn er dich zurechtweist. 12 Wen der Herr liebt, den züchtigt er, / wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat. 13 Wohl dem Mann, der Weisheit gefunden, / dem Mann, der Einsicht gewonnen hat. 14 Denn sie zu erwerben ist besser als Silber, / sie zu gewinnen ist besser als Gold. 15 Sie übertrifft die Perlen an Wert, / keine kostbaren Steine kommen ihr gleich. 16 Langes Leben birgt sie in ihrer Rechten, / in ihrer Linken Reichtum und Ehre; 17 ihre Wege sind Wege der Freude, / all ihre Pfade führen zum Glück. 18 Wer nach ihr greift, dem ist sie ein Lebensbaum, / wer sie fest hält, ist glücklich zu preisen. 19 Der Herr hat die Erde mit Weisheit gegründet / und mit Einsicht den Himmel befestigt. 20 Durch sein Wissen brechen die tiefen Quellen hervor / und träufeln die Wolken den Tau herab. 21 Mein Sohn, lass beides nicht aus den Augen: / Bewahre Umsicht und Besonnenheit! 22 Dann werden sie dir ein Lebensquell, / ein Schmuck für deinen Hals; 23 dann gehst du sicher deinen Weg / und stößt mit deinem Fuß nicht an. 24 Gehst du zur Ruhe, so schreckt dich nichts auf, / legst du dich nieder, erquickt dich dein Schlaf. 25 Du brauchst dich vor jähem Erschrecken nicht zu fürchten / noch vor dem Verderben, das über die Frevler kommt. 26 Der Herr wird deine Zuversicht sein, / er bewahrt deinen Fuß vor der Schlinge. 27 Versag keine Wohltat dem, der sie braucht, / wenn es in deiner Hand liegt, Gutes zu tun. 28 Wenn du jetzt etwas hast, / sag nicht zu deinem Nächsten: / Geh, komm wieder, morgen will ich dir etwas geben. 29 Sinne nichts Böses gegen deinen Nächsten, / der friedlich neben dir wohnt. 30 Bring niemand ohne Grund vor Gericht, / wenn er dir nichts Böses getan hat. 31 Beneide den Gewalttätigen nicht, / wähle keinen seiner Wege; 32 denn ein Gräuel ist dem Herrn der Ränkeschmied, / die Redlichen sind seine Freunde. 33 Der Fluch des Herrn fällt auf das Haus des Frevlers, / die Wohnung der Gerechten segnet er. 34 Die Zuchtlosen verspottet er, / den Gebeugten erweist er seine Gunst. 35 Die Weisen erlangen Ehre, / die Toren aber häufen Schande auf sich.
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1 Ihr Söhne, hört auf die Mahnung des Vaters, / merkt auf, damit ihr Einsicht lernt; 2 denn gute Lehre gebe ich euch. / Lasst nicht ab von meiner Weisung! 3 Als ich noch ein Knabe war bei meinem Vater, / das zarte und einzige Kind meiner Mutter, 4 da lehrte er mich und sagte zu mir: / Nimm dir meine Worte zu Herzen, / folge meinen Geboten und du wirst leben. 5 Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht, / vergiss sie nicht, weich nicht ab von meinen Worten! 6 Lass nicht von ihr und sie wird dich behüten, / liebe sie und sie wird dich beschützen. 7 Anfang der Weisheit ist: Erwirb dir Weisheit, / erwirb dir Einsicht mit deinem ganzen Vermögen! 8 Halte sie hoch, dann wird sie dich erhöhen; / sie bringt dich zu Ehren, wenn du sie umarmst. 9 Sie setzt dir einen schönen Kranz auf das Haupt, / eine prächtige Krone wird sie dir schenken. 10 Höre, mein Sohn, und nimm meine Worte an, / dann mehren sich die Jahre deines Lebens. 11 Den Weg der Weisheit zeige ich dir, / ich leite dich auf ebener Bahn. 12 Wenn du gehst, ist dein Schritt nicht beengt, / wenn du läufst, wirst du nicht straucheln. 13 Halt fest an der Zucht und lass davon nicht ab, / bewahre sie; denn sie ist dein Leben. 14 Betritt nicht den Pfad der Frevler, / beschreite nicht den Weg der Bösen! 15 Meide ihn, geh nicht auf ihm, / kehr dich von ihm ab und geh vorbei! 16 Denn sie schlafen nicht, ehe sie Böses tun; / der Schlaf flieht sie, bis sie Verbrechen begehen. 17 Sie essen das Brot des Unrechts / und trinken den Wein der Gewalttat. 18 Doch der Pfad der Gerechten / ist wie das Licht am Morgen; / es wird immer heller bis zum vollen Tag. 19 Der Weg der Frevler ist wie dunkle Nacht; / sie merken nicht, worüber sie fallen. 20 Mein Sohn, achte auf meine Worte, / neige dein Ohr meiner Rede zu! 21 Lass sie nicht aus den Augen, / bewahre sie tief im Herzen! 22 Denn Leben bringen sie dem, der sie findet, / und Gesundheit seinem ganzen Leib. 23 Mehr als alles hüte dein Herz; / denn von ihm geht das Leben aus. 24 Vermeide alle Falschheit des Mundes / und Verkehrtheit der Lippen halt von dir fern! 25 Deine Augen sollen geradeaus schauen / und deine Blicke richte nach vorn! 26 Ebne die Straße für deinen Fuß / und alle deine Wege seien geordnet. 27 Bieg nicht ab, weder rechts noch links, / halt deinen Fuß vom Bösen zurück!
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1 Mein Sohn, merk auf meinen weisen Rat, / neige meiner Einsicht dein Ohr zu, 2 damit du Besonnenheit bewahrst / und deine Lippen auf Klugheit achten. 3 Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig, / glatter als Öl ist ihr Mund. 4 Doch zuletzt ist sie bitter wie Wermut, / scharf wie ein zweischneidiges Schwert. 5 Ihre Füße steigen zur Totenwelt hinab, / ihre Schritte gehen der Unterwelt zu. 6 Den ebenen Pfad zum Leben verfehlt sie, / sie geht krumme Wege und merkt es nicht. 7 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich, / weicht nicht ab von den Worten, die mein Mund spricht. 8 Halte deinen Weg von ihr fern, / komm ihrer Haustür nicht nahe! 9 Sonst schenkst du andern deine Kraft, / deine Jahre einem Rücksichtslosen; 10 sonst sättigen sich Fremde an deinem Besitz, / die Frucht deiner Arbeit / kommt in das Haus eines andern 11 und am Ende wirst du stöhnen, / wenn dein Leib und dein Fleisch dahinsiechen. 12 Dann wirst du bekennen: / Weh mir, ich habe die Zucht gehasst, / mein Herz hat die Warnung verschmäht; 13 ich habe nicht auf die Stimme meiner Erzieher gehört, / mein Ohr nicht meinen Lehrern zugeneigt. 14 Fast hätte mich alles Unheil getroffen / in der Versammlung und in der Gemeinde. 15 Trink Wasser aus deiner eigenen Zisterne, / Wasser, das aus deinem Brunnen quillt. 16 Sollen deine Quellen auf die Straße fließen, / auf die freien Plätze deine Bäche? 17 Dir allein sollen sie gehören, / kein Fremder soll teilen mit dir. 18 Dein Brunnen sei gesegnet; / freu dich der Frau deiner Jugendtage, 19 der lieblichen Gazelle, der anmutigen Gämse! / Ihre Liebkosung mache dich immerfort trunken, / an ihrer Liebe berausch dich immer wieder! 20 Warum solltest du dich an einer Fremden berauschen, / den Busen einer andern umfangen? 21 Denn der Weg eines jeden liegt offen vor den Augen des Herrn, / er achtet auf alle seine Pfade. 22 Der Frevler verfängt sich in der eigenen Schuld, / die Stricke seiner Sünde halten ihn fest. 23 Er stirbt aus Mangel an Zucht, / wegen seiner großen Torheit stürzt er ins Verderben.
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1 Mein Sohn, hast du deinem Nächsten Bürgschaft geleistet, / hast du einem Fremden den Handschlag gegeben, 2 hast du dich durch deine Worte gebunden, / bist du gefangen durch deine Worte, 3 dann tu doch dies, mein Sohn: Reiß dich los; / denn du bist in die Hände deines Nächsten geraten. / Geh eilends hin und bestürm deinen Nächsten! 4 Gönne deinen Augen keinen Schlaf, / keinen Schlummer deinen Wimpern, 5 entreiß dich seiner Hand wie eine Gazelle, / wie ein Vogel der Hand des Jägers! 6 Geh zur Ameise, du Fauler, / betrachte ihr Verhalten und werde weise! 7 Sie hat keinen Meister, / keinen Aufseher und Gebieter, 8 und doch sorgt sie im Sommer für Futter, / sammelt sich zur Erntezeit Vorrat. 9 Wie lang, du Fauler, willst du noch daliegen, / wann willst du aufstehen von deinem Schlaf? 10 Noch ein wenig schlafen, / noch ein wenig schlummern, / noch ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen. 11 Da kommt schon die Armut wie ein Strolch über dich, / die Not wie ein zudringlicher Bettler. 12 Ein Nichtsnutz, ja ein Gauner, / wer daherkommt mit Lügen im Mund, 13 wer mit den Augen zwinkert, mit den Füßen deutet, / Zeichen gibt mit den Fingern. 14 Tücke im Herzen, stets voll böser Ränke, / zettelt er jederzeit Händel an. 15 Darum wird plötzlich das Verderben über ihn kommen, / im Nu, ohne Rettung, wird er zerschmettert. 16 Sechs Dinge sind dem Herrn verhasst, / sieben sind ihm ein Gräuel: 17 Stolze Augen, eine falsche Zunge, / Hände, die unschuldiges Blut vergießen, 18 ein Herz, das finstere Pläne hegt, / Füße, die schnell dem Bösen nachlaufen, 19 ein falscher Zeuge, der Lügen zuflüstert, / und wer Streit entfacht unter Brüdern.
Die eheliche Treue
20 Achte, mein Sohn, auf das Gebot deines Vaters, / missachte nicht die Lehre deiner Mutter! 21 Binde sie dir für immer aufs Herz / und winde sie dir um den Hals! 22 Wenn du gehst, geleitet sie dich, / wenn du ruhst, behütet sie dich, / beim Erwachen redet sie mitdir. 23 Denn eine Leuchte ist das Gebot / und die Lehre ein Licht, / ein Weg zum Leben sind Mahnung und Zucht. 24 Sie bewahren dich vor der Frau des Nächsten, / vor der glatten Zunge der Fremden. 25 Begehre nicht in deinem Herzen ihre Schönheit, / lass dich nicht fangen durch ihre Wimpern! 26 Einer Dirne zahlt man bis zu einem Laib Brot, / die Frau eines andern jagt dir das kostbare Leben ab. 27 Trägt man denn Feuer in seinem Gewand, / ohne dass die Kleider in Brand geraten? 28 Kann man über glühende Kohlen schreiten, / ohne sich die Füße zu verbrennen? 29 So ist es mit dem, der zur Frau seines Nächsten geht. / Keiner bleibt ungestraft, der sie berührt. 30 Verachtet man nicht den Dieb, / auch wenn er nur stiehlt, / um sein Verlangen zu stillen, weil er Hunger hat? 31 Wird er ertappt, so muss er siebenfach zahlen, / den ganzen Besitz seines Hauses geben. 32 Wer Ehebruch treibt, ist ohne Verstand, / nur wer sich selbst vernichten will, / lässt sich darauf ein. 33 Schläge und Schande bringt es ihm ein, / unaustilgbar ist seine Schmach. 34 Denn Eifersucht bringt den Ehemann in Wut, / er kennt keine Schonung am Tag der Rache. 35 Kein Sühnegeld nimmt er an; / magst du auch Geschenke häufen, er willigt nicht ein.
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1 Mein Sohn, achte auf meine Worte, / meine Gebote verwahre bei dir! 2 Achte auf meine Gebote, damit du am Leben bleibst, / hüte meine Lehre wie deinen Augapfel! 3 Binde sie dir an die Finger, / schreib sie auf die Tafel deines Herzens! 4 Sag zur Weisheit: Du bist meine Schwester!, / und nenne die Klugheit deine Freundin! 5 Sie bewahrt dich vor der Frau eines andern, / vor der Fremden, die verführerisch redet. 6 Vom Fenster meines Hauses, / durch das Gitter, habe ich ausgeschaut; 7 da sah ich bei den Unerfahrenen, / da bemerkte ich bei den Burschen / einen jungen Mann ohne Verstand: 8 Er ging über die Straße, bog um die Ecke / und nahm den Weg zu ihrem Haus; 9 als der Tag sich neigte, in der Abenddämmerung, / um die Zeit, da es dunkel wird und die Nacht kommt. 10 Da! Eine Frau kommt auf ihn zu, / im Kleid der Dirnen, mit listiger Absicht; 11 voll Leidenschaft ist sie und unbändig, / ihre Füße blieben nicht mehr im Haus; 12 bald auf den Gassen, bald auf den Plätzen, / an allen Straßenecken lauert sie. 13 Nun packt sie ihn, küsst ihn, / sagt zu ihm mit keckem Gesicht: 14 Ich war zu Heilsopfern verpflichtet / und heute erfüllte ich meine Gelübde. 15 Darum bin ich ausgegangen, dir entgegen, / ich habe dich gesucht und gefunden. 16 Ich habe Decken über mein Bett gebreitet, / bunte Tücher aus ägyptischem Leinen; 17 ich habe mein Lager besprengt / mit Myrrhe, Aloe und Zimt. 18 Komm, wir wollen bis zum Morgen in Liebe schwelgen, / wir wollen die Liebeslust kosten. 19 Denn mein Mann ist nicht zu Hause, / er ist auf Reisen, weit fort. 20 Den Geldbeutel hat er mitgenommen, / erst am Vollmondstag kehrt er heim. 21 So macht sie ihn willig mit viel Überredung, / mit schmeichelnden Lippen verführt sie ihn. 22 Betört folgt er ihr, / wie ein Ochse, den man zum Schlachten führt, / wie ein Hirsch, den das Fangseil umschlingt, 23 bis ein Pfeil ihm die Leber zerreißt; / wie ein Vogel, der in das Netz fliegt / und nicht merkt, dass es um sein Leben geht. 24 Darum, ihr Söhne, hört auf mich, / achtet auf meine Reden! 25 Dein Herz schweife nicht ab auf ihre Wege, / verirre dich nicht auf ihre Pfade! 26 Denn zahlreich sind die Erschlagenen, / die sie gefällt hat; / viele sind es, die sie ermordet hat; 27 ihr Haus ist ein Weg zur Unterwelt, / er führt zu den Kammern des Todes.
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1 Ruft nicht die Weisheit, / erhebt nicht die Klugheit ihre Stimme? 2 Bei der Stadtburg, auf den Straßen, / an der Kreuzung der Wege steht sie; 3 neben den Toren, wo die Stadt beginnt, / am Zugang zu den Häusern ruft sie laut: 4 Euch, ihr Leute, lade ich ein, / meine Stimme ergeht an alle Menschen: 5 Ihr Unerfahrenen, werdet klug, / ihr Törichten, nehmt Vernunft an! 6 Hört her! Aufrichtig rede ich. / Redlich ist, was meine Lippen reden. 7 Die Wahrheit spricht meine Zunge, / Unrechtes ist meinen Lippen ein Gräuel. 8 Alle meine Worte sind recht, / keines von ihnen ist hinterhältig und falsch. 9 Für den Verständigen sind sie alle klar / und richtig für den, der Erkenntnis fand. 10 Nehmt lieber Bildung an als Silber, / lieber Verständnis als erlesenes Gold! 11 Ja, Weisheit übertrifft die Perlen an Wert, / keine kostbaren Steine kommen ihr gleich. 12 Ich, die Weisheit, verweile bei der Klugheit, / ich entdecke Erkenntnis und guten Rat. 13 Gottesfurcht verlangt, Böses zu hassen. / Hochmut und Hoffart, schlechte Taten / und einen verlogenen Mund hasse ich. 14 Bei mir ist Rat und Hilfe; / ich bin die Einsicht, bei mir ist Macht. 15 Durch mich regieren die Könige / und entscheiden die Machthaber, wie es Recht ist; 16 durch mich versehen die Herrscher ihr Amt, / die Vornehmen und alle Verwalter des Rechts. 17 Ich liebe alle, die mich lieben, / und wer mich sucht, der wird mich finden. 18 Reichtum und Ehre sind bei mir, / angesehener Besitz und Glück; 19 meine Frucht ist besser als Gold und Feingold, / mein Nutzen übertrifft wertvolles Silber. 20 Ich gehe auf dem Weg der Gerechtigkeit, / mitten auf den Pfaden des Rechtes, 21 um denen, die mich lieben, Gaben zu verleihen / und ihre Scheunen zu füllen. 22 Der Herr hat mich geschaffen im Anfang seiner Wege, / vor seinen Werken in der Urzeit; 23 in frühester Zeit wurde ich gebildet, / am Anfang, beim Ursprung der Erde. 24 Als die Urmeere noch nicht waren, / wurde ich geboren, / als es die Quellen noch nicht gab, die wasserreichen. 25 Ehe die Berge eingesenkt wurden, / vor den Hügeln wurde ich geboren. 26 Noch hatte er die Erde nicht gemacht und die Fluren / und alle Schollen des Festlands. 27 Als er den Himmel baute, war ich dabei, / als er den Erdkreis abmaß über den Wassern, 28 als er droben die Wolken befestigte / und Quellen strömen ließ aus dem Urmeer, 29 als er dem Meer seine Satzung gab / und die Wasser nicht seinen Befehl übertreten durften, 30 als er die Fundamente der Erde abmaß, / da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag / und spielte vor ihm allezeit. 31 Ich spielte auf seinem Erdenrund / und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein. 32 Nun, ihr Söhne, hört auf mich! / Wohl dem, der auf meine Wege achtet. 33 Hört die Mahnung und werdet weise, / lehnt sie nicht ab! 34 Wohl dem, der auf mich hört, / der Tag für Tag an meinen Toren wacht / und meine Türpfosten hütet. 35 Wer mich findet, findet Leben / und erlangt das Gefallen des Herrn. 36 Doch wer mich verfehlt, der schadet sich selbst; / alle, die mich hassen, lieben den Tod.
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1 Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, / ihre sieben Säulen behauen. 2 Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt / und schon ihren Tisch gedeckt. 3 Sie hat ihre Mägde ausgesandt / und lädt ein auf der Höhe der Stadtburg: 4 Wer unerfahren ist, kehre hier ein. / Zum Unwissenden sagt sie: 5 Kommt, esst von meinem Mahl / und trinkt vom Wein, den ich mischte. 6 Lasst ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben, / und geht auf dem Weg der Einsicht! 7 Wer den Zuchtlosen tadelt, erntet Schimpf, / wer den Frevler rügt, erntet Schande. 8 Rüge den Zuchtlosen nicht; sonst hasst er dich. / Rüge den Weisen, dann liebt er dich. 9 Unterrichte den Weisen, damit er noch weiser wird; / belehre den Gerechten, damit er dazulernt. 10 Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, / die Kenntnis des Heiligen ist Einsicht. 11 Ja, durch mich werden deine Tage zahlreich, / nehmen die Jahre deines Lebens zu. 12 Bist du weise, so bist du weise zum eigenen Nutzen, / bist du aber unbeherrscht, hast du allein es zu tragen. 13 Frau Torheit fiebert nach Verführung; / das ist alles, was sie versteht. 14 Sie sitzt vor der Tür ihres Hauses / auf einem Sessel bei der Stadtburg, 15 um die Vorübergehenden einzuladen, / die geradeaus ihre Pfade gehen: 16 Wer unerfahren ist, kehre hier ein. / Zum Unwissenden sagt sie: 17 Süß ist gestohlenes Wasser, / heimlich entwendetes Brot schmeckt lecker. 18 Und er weiß nicht, dass Totengeister dort hausen, / dass ihre Gäste in den Tiefen der Unterwelt sind.
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1 Sprichwörter Salomos: Ein kluger Sohn macht dem Vater Freude, / ein dummer Sohn ist der Kummer seiner Mutter. 2 Unrecht Gut gedeiht nicht, / Gerechtigkeit aber rettet vor dem Tod. 3 Das Verlangen des Gerechten sättigt der Herr, / die Gier der Frevler stößt er zurück. 4 Lässige Hand bringt Armut, / fleißige Hand macht reich. 5 Wer im Sommer sammelt, ist ein kluger Mensch; / in Schande gerät, wer zur Erntezeit schläft. 6 Segen ruht auf dem Haupt des Gerechten, / im Mund der Frevler versteckt sich Gewalttat. 7 Das Andenken des Gerechten ist gesegnet, / der Name der Frevler vermodert. 8 Verständiger Sinn nimmt die Gebote an, / wer Törichtes redet, kommt zu Fall. 9 Wer aufrichtig seinen Weg geht, geht sicher, / wer krumme Wege geht, wird durchschaut. 10 Wer mit den Augen zwinkert, schafft Leid, / wer offen tadelt, stiftet Frieden. 11 Der Mund des Gerechten ist ein Lebensquell, / im Mund der Frevler versteckt sich Gewalttat. 12 Hass weckt Streit, / Liebe deckt alle Vergehen zu. 13 Auf den Lippen des Einsichtigen findet man Weisheit, / auf den Rücken des Unverständigen passt der Stock. 14 Weise verbergen ihr Wissen, / der Mund des Toren ist drohendes Verderben. 15 Dem Reichen ist seine Habe eine feste Burg, / dem Armen bringt seine Armut Verderben. 16 Der Besitz des Gerechten führt zum Leben, / das Einkommen des Frevlers zur Sünde. 17 Den Weg zum Leben geht, wer Zucht bewahrt; / wer Warnung missachtet, geht in die Irre. 18 Wer Hass verbirgt, heuchelt; / wer Verleumdung ausstreut, ist ein Tor. 19 Bei vielem Reden bleibt die Sünde nicht aus, / wer seine Lippen zügelt, ist klug. 20 Erlesenes Silber ist die Zunge des Gerechten, / das Sinnen des Frevlers ist wenig wert. 21 Die Lippen des Gerechten leiten viele, / die Toren sterben an Unverstand. 22 Der Segen des Herrn macht reich, / eigene Mühe tut nichts hinzu. 23 Des Toren Freude ist es, Böses zu tun, / des Verständigen Freude, weise zu sein. 24 Was der Frevler fürchtet, kommt über ihn, / was die Gerechten ersehnen, wird ihnen zuteil. 25 Wenn der Sturm daherbraust, ist der Frevler verloren, / der Gerechte ist fest gegründet für immer. 26 Wie Essig für die Zähne und Rauch für die Augen / ist der Faule für den, der ihn schickt. 27 Gottesfurcht bringt langes Leben, / doch die Jahre der Frevler sind verkürzt. 28 Die Hoffnung der Gerechten blüht auf, / die Erwartung der Frevler wird zunichte. 29 Dem Schuldlosen ist der Herr eine Zuflucht, / Verderben aber den Übeltätern. 30 Der Gerechte wird niemals wanken, / doch die Frevler bleiben nicht im Land wohnen. 31 Der Mund des Gerechten bringt Weisheit hervor, / eine Zunge voll Falschheit aber wird abgeschnitten. 32 Die Lippen des Gerechten achten auf das, was gefällt, / der Mund der Frevler aber auf das, was verkehrt ist.
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1 Falsche Waage ist dem Herrn ein Gräuel, / volles Gewicht findet sein Gefallen. 2 Kommt Übermut, kommt auch Schande, / doch bei den Bescheidenen ist die Weisheit zu Hause. 3 Die Redlichen leitet ihre Lauterkeit, / die Verräter richtet ihre Falschheit zugrunde. 4 Reichtum hilft nicht am Tag des Zorns, / Gerechtigkeit aber rettet vor dem Tod. 5 Dem Lauteren ebnet seine Gerechtigkeit den Weg, / der Frevler aber kommt durch seine Bosheit zu Fall. 6 Die Redlichen rettet ihre Gerechtigkeit, / die Verräter schlägt ihre eigene Gier in Fesseln. 7 Beim Tod des Frevlers wird sein Hoffen zunichte, / die falsche Erwartung schwindet dahin. 8 Der Gerechte wird aus der Not gerettet, / an seine Stelle tritt der Böse. 9 Vom Mund des Ruchlosen droht dem Nächsten Verderben, / die Gerechten befreien sich durch ihre Umsicht. 10 Wenn es dem Gerechten gut geht, freut sich die Stadt; / sie jubelt beim Untergang der Frevler. 11 Eine Stadt kommt hoch durch den Segen der Redlichen, / durch den Mund der Frevler wird sie niedergerissen. 12 Wer den Nächsten verächtlich macht, / ist ohne Verstand, / doch ein kluger Mensch schweigt. 13 Wer als Verleumder umhergeht, / gibt Geheimnisse preis, / der Verlässliche behält eine Sache für sich. 14 Fehlt es an Führung, kommt ein Volk zu Fall, / Rettung ist dort, wo viele Ratgeber sind. 15 Wer für einen Fremden bürgt, ist übel daran; / wer den Handschlag ablehnt, geht sicher. 16 Eine liebenswerte Frau kommt zu Ehren, / Sitz der Schande ist ein Weib, das gute Sitten hasst. / Die Faulen bringen es zu nichts, / wer fleißig ist, kommt zu Reichtum. 17 Die Güte eines Menschen kommt ihm selbst zugute, / der Hartherzige schneidet sich ins eigene Fleisch. 18 Der Frevler erzielt trügerischen Gewinn, / wer Gerechtigkeit sät, hat beständigen Ertrag. 19 Wer in der Gerechtigkeit fest steht, erlangt das Leben, / wer dem Bösen nachjagt, den Tod. 20 Verkehrte Menschen sind dem Herrn ein Gräuel, / er hat Gefallen an denen, die den rechten Weg gehen. 21 Gewiss, der Böse bleibt nicht ungestraft, / doch die Söhne der Gerechten werden gerettet. 22 Ein goldener Ring im Rüssel eines Schweins / ist ein Weib, schön, aber sittenlos. 23 Das Begehren der Gerechten führt zu vollem Glück, / die Hoffnung der Frevler endet im Zorngericht. 24 Mancher teilt aus und bekommt immer mehr, / ein anderer kargt übers Maß und wird doch ärmer. 25 Wer wohltätig ist, wird reich gesättigt, / wer andere labt, wird selbst gelabt. 26 Wer Getreide zurückhält, den verwünschen die Leute, / wer Korn auf den Markt bringt, auf dessen Haupt kommt Segen. 27 Wer Gutes erstrebt, sucht das Gefallen Gottes; / wer nach dem Bösen trachtet, den trifft es. 28 Wer auf seinen Reichtum vertraut, der fällt, / die Gerechten aber sprossen wie grünes Laub. 29 Wer sein Haus verkommen lässt, erntet Wind, / und der Tor wird Sklave des Weisen. 30 Die Frucht der Gerechtigkeit ist ein Lebensbaum, / Gewalttat raubt die Lebenskraft. 31 Wird dem Gerechten vergolten auf der Erde, / dann erst recht dem Frevler und Sünder.
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1 Wer Zucht liebt, liebt Erkenntnis, / wer Zurechtweisung hasst, ist dumm. 2 Der Gute findet Gefallen beim Herrn, / den Heimtückischen aber spricht er schuldig. 3 Wer unrecht tut, hat keinen Bestand, / doch die Wurzel der Gerechten sitzt fest. 4 Eine tüchtige Frau ist die Krone ihres Mannes, / eine schändliche ist wie Fäulnis in seinen Knochen. 5 Die Gedanken der Gerechten trachten nach Recht, / die Pläne der Frevler sind auf Betrug aus. 6 Die Reden der Frevler sind ein Lauern auf Blut, / die Redlichen rettet ihr Mund. 7 Die Frevler werden gestürzt und sind dahin, / das Haus der Gerechten hat Bestand. 8 Nach dem Maß seiner Klugheit wird ein jeder gelobt, / verkehrter Sinn fällt der Verachtung anheim. 9 Besser unbeachtet bleiben / und seine Arbeit verrichten, / als großtun und kein Brot haben. 10 Der Gerechte weiß, was sein Vieh braucht, / doch das Herz der Frevler ist hart. 11 Wer sein Feld bestellt, wird satt von Brot, / wer nichtigen Dingen nachjagt, ist ohne Verstand. 12 Schwankender Lehm ist die Burg der Bösen, / die Wurzel der Gerechten hat festen Grund. 13 Der Böse verfängt sich im Lügengespinst, / der Gerechte entkommt der Bedrängnis. 14 Von der Frucht seines Mundes wird der Mensch reichlich gesättigt, / nach dem Tun seiner Hände wird ihm vergolten. 15 Der Tor hält sein eigenes Urteil für richtig, / der Weise aber hört auf Rat. 16 Der Tor zeigt sogleich seinen Ärger, / klug ist, wer Schimpfworte einsteckt. 17 Wer Wahrheit spricht, sagt aus, was recht ist, / der falsche Zeuge aber betrügt. 18 Mancher Leute Gerede verletzt wie Schwertstiche, / die Zunge der Weisen bringt Heilung. 19 Ein Mund, der die Wahrheit sagt, / hat für immer Bestand, / eine lügnerische Zunge nur einen Augenblick. 20 Wer auf Böses sinnt, betrügt sich selbst, / wer heilsamen Rat gibt, erntet Freude. 21 Kein Unheil trifft den Gerechten, / doch die Frevler erdrückt das Unglück. 22 Lügnerische Lippen sind dem Herrn ein Gräuel, / doch wer zuverlässig ist in seinem Tun, der gefällt ihm. 23 Ein kluger Mensch verbirgt sein Wissen, / das Herz der Toren schreit die Narrheit hinaus. 24 Die Hand der Fleißigen erringt die Herrschaft, / die lässige Hand muss Frondienste leisten. 25 Kummer im Herzen bedrückt den Menschen, / ein gutes Wort aber heitert ihn auf. 26 Der Gerechte findet fette Weide, / der Weg der Frevler führt in die Irre. 27 Bequemlichkeit erjagt sich kein Wild, / kostbare Güter erlangt der Fleißige. 28 Der Pfad der Gerechtigkeit führt zum Leben, / der Weg der Abtrünnigen führt zum Tod.
13
1 Ein weiser Sohn ist die Frucht der Erziehung des Vaters, / der zuchtlose aber hört nicht auf Mahnung. 2 Von der Frucht seiner Worte zehrt der Gute, / aber die Verräter begehren Gewalttat. 3 Wer seine Lippen hütet, bewahrt sein Leben, / wer seinen Mund aufreißt, den trifft Verderben. 4 Das Verlangen des Faulen regt sich vergebens, / das Verlangen der Fleißigen wird befriedigt. 5 Verlogene Worte hasst der Gerechte, / der Frevler handelt schändlich und schimpflich. 6 Gerechtigkeit behütet den Schuldlosen auf seinem Weg, / Frevler bringt die Sünde zu Fall. 7 Mancher stellt sich reich und hat doch nichts, / ein anderer stellt sich arm und hat großen Besitz. 8 Der Reichtum eines Mannes ist das Lösegeld für sein Leben, / der Arme jedoch hört nichts von Loskauf. 9 Das Licht der Gerechten strahlt auf, / die Lampe der Frevler erlischt. 10 Der Leichtsinnige stiftet aus Übermut Zank, / doch wer sich beraten lässt, der ist klug. 11 Schnell errafftes Gut schwindet schnell, / wer Stück für Stück sammelt, wird reich. 12 Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank, / erfülltes Verlangen ist ein Lebensbaum. 13 Wer gute Worte missachtet, erleidet Schaden, / wer Ehrfurcht hat vor dem Gebot, bleibt unversehrt. 14 Die Lehre des Weisen ist ein Lebensquell, / um den Schlingen des Todes zu entgehen. 15 Rechte Einsicht bringt Gunst, / aber den Verrätern bringt ihr Verhalten den Untergang. 16 Der Kluge tut alles mit Überlegung, / der Tor verbreitet nur Dummheit. 17 Ein gewissenloser Bote richtet Unheil an, / ein zuverlässiger Bote bringt Heilung. 18 Armut und Schande erntet ein Verächter der Zucht, / doch wer Tadel beherzigt, wird geehrt. 19 Ein erfüllter Wunsch tut dem Herzen wohl, / vom Bösen zu lassen ist dem Toren ein Gräuel. 20 Wer mit Weisen unterwegs ist, wird weise, / wer mit Toren verkehrt, dem geht es übel. 21 Unglück verfolgt die Sünder, / den Gerechten wird mit Gutem vergolten. 22 Der Gute hinterlässt seinen Enkeln das Erbe, / der Besitz des Sünders wird für den Gerechten aufgespart. 23 In der Hand der Vornehmen ist reichlich Nahrung, / der Arme wird zu Unrecht dahingerafft. 24 Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn, / wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht. 25 Der Gerechte hat zu essen, bis sein Hunger gestillt ist, / der Bauch der Frevler aber muss darben.
14
1 Frau Weisheit hat ihr Haus gebaut, / die Torheit reißt es nieder mit eigenen Händen. 2 Wer geradeaus seinen Weg geht, fürchtet den Herrn, / wer krumme Wege geht, verachtet ihn. 3 Im Mund des Toren ist eine Rute für seinen Rücken, / den Weisen behüten seine Lippen. 4 Wo keine Ochsen sind, bleibt die Krippe leer, / reicher Ertrag kommt durch die Kraft des Stieres. 5 Ein zuverlässiger Zeuge lügt nicht, / aber ein falscher Zeuge flüstert Lügen zu. 6 Der Zuchtlose sucht Weisheit, doch vergebens, / dem Verständigen fällt die Erkenntnis leicht. 7 Tritt einem törichten Mann gegenüber / und du erfährst keine verständigen Worte. 8 Die Weisheit des Klugen gibt ihm Einsicht in seinen Weg, / aber die Dummheit der Toren führt zu Täuschung. 9 In den Zelten der Toren wohnt Schuld, / das Haus der Rechtschaffenen findet Gefallen. 10 Das Herz allein kennt seinen Kummer, / auch in seine Freude mischt sich kein Fremder. 11 Das Haus der Frevler wird zertrümmert, / das Zelt der Redlichen gedeiht. 12 Manch einem scheint sein Weg der rechte, / aber am Ende sind es Wege des Todes. 13 Auch beim Lachen kann ein Herz leiden, / das Ende der Freude ist Gram. 14 Dem Untreuen werden seine Vergehen vergolten, / dem guten Menschen seine edlen Taten. 15 Der Unerfahrene traut jedem Wort, / der Kluge achtet auf seinen Schritt. 16 Der Weise hat Scheu und meidet das Böse, / der Tor lässt sich gehen und ist vermessen. 17 Der Zornige handelt töricht, / der Ränkeschmied ist verhasst. 18 Die Unerfahrenen verfallen der Torheit, / die Klugen krönen sich mit Erkenntnis. 19 Die Bösen müssen sich bücken vor den Guten / und die Frevler an der Tür des Gerechten. 20 Selbst seinem Nächsten ist der Arme verhasst, / der Reiche aber hat viele Freunde. 21 Wer seinen Nächsten verachtet, sündigt; / wohl dem, der Erbarmen hat mit den Notleidenden. 22 Gewiss geht in die Irre, wer Böses plant; / Liebe und Treue erlangt, wer Gutes plant. 23 Jede Arbeit bringt Erfolg, / leeres Geschwätz führt nur zu Mangel. 24 Die Krone der Weisen ist ihre Klugheit, / der Kranz der Toren ist ihre Narrheit. 25 Ein verlässlicher Zeuge rettet Leben, / wer Lügen zuflüstert, der täuscht. 26 Der Gottesfürchtige hat feste Zuversicht, / noch seine Söhne haben eine Zuflucht. 27 Die Gottesfurcht ist ein Lebensquell, / um den Schlingen des Todes zu entgehen. 28 Viel Volk ist der Glanz des Königs, / wenig Leute sind des Fürsten Untergang. 29 Der Langmütige ist immer der Klügere, / der Jähzornige treibt die Torheit auf die Spitze. 30 Ein gelassenes Herz bedeutet Leben für den Leib, / doch Knochenfraß ist die Leidenschaft. 31 Wer den Geringen bedrückt, schmäht dessen Schöpfer, / ihn ehrt, wer Erbarmen hat mit dem Bedürftigen. 32 Durch seine Bosheit wird der Frevler gestürzt, / der Gerechte findet Zuflucht in seiner Redlichkeit. 33 Im Herzen des Verständigen ruht Weisheit, / im Innern der Toren ist sie nicht bekannt. 34 Gerechtigkeit erhöht ein Volk, / der Völker Schmach ist die Sünde. 35 Die Gunst des Königs ruht auf dem klugen Diener, / den schändlichen aber trifft sein Zorn.
15
1 Eine sanfte Antwort dämpft die Erregung, / eine kränkende Rede reizt zum Zorn. 2 Die Zunge der Weisen verkündet Erkenntnis, / der Mund der Narren sprudelt Torheit hervor. 3 An jedem Ort sind die Augen des Herrn, / sie wachen über Gute und Böse. 4 Eine sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, / eine falsche Zunge bricht das Herz. 5 Der Tor verschmäht die Zucht seines Vaters, / wer auf Zurechtweisung achtet, ist klug. 6 Im Haus des Gerechten gibt es reichen Vorrat, / was der Frevler erwirbt, wird zerschlagen. 7 Die Lippen der Weisen streuen Erkenntnis aus, / das Herz der Toren ist verkehrt. 8 Das Opfer der Frevler ist dem Herrn ein Gräuel, / am Gebet der Rechtschaffenen aber hat er Gefallen. 9 Ein Gräuel ist dem Herrn der Weg des Frevlers, / wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er. 10 Schlimme Strafe trifft den, der den rechten Pfad verlässt, / wer Zurechtweisung hasst, muss sterben. 11 Totenreich und Unterwelt liegen offen vor dem Herrn, / wie viel mehr die Herzen der Menschen. 12 Ein Zuchtloser liebt es nicht, dass man ihn rügt, / zu weisen Menschen begibt er sich nicht. 13 Ein fröhliches Herz macht das Gesicht heiter, / Kummer im Herzen bedrückt das Gemüt. 14 Das Herz des Verständigen sucht Erkenntnis, / der Mund der Toren ergeht sich in Torheit. 15 Der Bedrückte hat lauter böse Tage, / der Frohgemute hat ständig Feiertag. 16 Besser wenig in Gottesfurcht / als reiche Schätze und keine Ruhe. 17 Besser ein Gericht Gemüse, wo Liebe herrscht, / als ein gemästeter Ochse und Hass dabei. 18 Ein hitziger Mensch erregt Zank, / ein langmütiger besänftigt den Streit. 19 Der Weg des Faulen ist wie ein Dornengestrüpp, / der Pfad der Redlichen aber ist gebahnt. 20 Ein kluger Sohn macht dem Vater Freude, / nur ein törichter Mensch verachtet seine Mutter. 21 Torheit macht dem Unverständigen Freude, / der einsichtige Mann geht den geraden Weg. 22 Wo es an Beratung fehlt, da scheitern die Pläne, / wo viele Ratgeber sind, gibt es Erfolg. 23 Jeden freut es, wenn er (kluge) Antwort geben kann, / und wie gut ist doch ein Wort zur rechten Zeit. 24 Einen Lebenspfad zur Höhe gibt es für den Klugen, / damit er der Totenwelt drunten entgeht. 25 Das Haus der Stolzen reißt der Herr nieder, / den Grenzstein der Witwe aber macht er fest. 26 Die Pläne des Bösen sind dem Herrn ein Gräuel, / aber freundliche Reden gefallen ihm. 27 Wer sich durch Raub bereichert, zerstört sein Haus, / wer Bestechung von sich weist, wird lange leben. 28 Der Gerechte überlegt sich im Herzen jede Antwort, / aber der Mund der Frevler sprudelt Schlechtes hervor. 29 Fern ist der Herr den Frevlern, / doch das Gebet der Gerechten hört er. 30 Strahlende Augen erfreuen das Herz, / frohe Kunde labt den Leib. 31 Ein Ohr, das auf heilsame Mahnungen hört, / hält sich unter den Weisen auf. 32 Wer Zucht abweist, verachtet sich selbst; / wer aber auf Mahnungen hört, erwirbt Verstand. 33 Gottesfurcht erzieht zur Weisheit / und Demut geht der Ehre voran.
16
1 Der Mensch entwirft die Pläne im Herzen, / doch vom Herrn kommt die Antwort auf der Zunge. 2 Jeder meint, sein Verhalten sei fehlerlos, / doch der Herr prüft die Geister. 3 Befiehl dem Herrn dein Tun an, / so werden deine Pläne gelingen. 4 Alles hat der Herr für seinen Zweck erschaffen, / so auch den Frevler für den Tag des Unheils. 5 Ein Gräuel ist dem Herrn jeder Hochmütige, / er bleibt gewiss nicht ungestraft. 6 Durch Liebe und Treue wird Schuld gesühnt, / durch Gottesfurcht weicht man dem Bösen aus. 7 Gefallen dem Herrn die Wege eines Menschen, / so versöhnt er auch seine Feinde mit ihm. 8 Besser wenig und gerecht / als viel Besitz und Unrecht. 9 Des Menschen Herz plant seinen Weg, / doch der Herr lenkt seinen Schritt. 10 Gottesentscheid kommt von den Lippen des Königs, / sein Mund verfehlt sich nicht, wenn er ein Urteil fällt. 11 Rechte Waage und Waagschalen sind Sache des Herrn, / sein Werk sind alle Gewichtssteine im Beutel. 12 Frevlerisches Tun ist Königen ein Gräuel, / denn ein Thron steht fest durch Gerechtigkeit. 13 Gerechte Lippen gefallen dem König, / wer aufrichtig redet, den liebt er. 14 Des Königs Grimm gleicht Todesboten, / aber ein Weiser kann ihn besänftigen. 15 Im leuchtenden Gesicht des Königs liegt Leben, / sein Wohlwollen gleicht der Regenwolke im Frühjahr. 16 Weisheit erwerben ist besser als Gold, / Einsicht erwerben vortrefflicher als Silber. 17 Böses zu meiden ist das Ziel der Rechtschaffenen; / wer auf seinen Weg achtet, bewahrt sein Leben. 18 Hoffart kommt vor dem Sturz / und Hochmut kommt vor dem Fall. 19 Besser bescheiden sein mit Demütigen, / als Beute teilen mit Stolzen. 20 Wer auf das Wort des Herrn achtet, findet Glück; / wohl dem, der auf ihn vertraut. 21 Wer ein weises Herz hat, den nennt man verständig, / gefällige Rede fördert die Belehrung. 22 Wer Verstand besitzt, dem ist er ein Lebensquell, / die Strafe der Toren ist die Torheit selbst. 23 Das Herz des Weisen macht seinen Mund klug, / es mehrt auf seinen Lippen die Belehrung. 24 Freundliche Worte sind wie Wabenhonig, / süß für den Gaumen, heilsam für den Leib. 25 Manch einem scheint sein Weg der rechte, / aber am Ende sind es Wege des Todes. 26 Der Hunger des Arbeiters arbeitet für ihn, / denn sein Mund treibt ihn an. 27 Ein Taugenichts ist ein Ofen voll Unheil, / auf seinen Lippen ist es wie sengendes Feuer. 28 Ein tückischer Mensch erregt Streit, / ein Verleumder entzweit Freunde. 29 Der Gewalttätige verführt seinen Nächsten, / er bringt ihn auf einen Weg, der nicht gut ist. 30 Wer mit den Augen zwinkert, sinnt auf Tücke; / wer die Lippen verzieht, hat das Böse schon vollbracht. 31 Graues Haar ist eine prächtige Krone, / auf dem Weg der Gerechtigkeit findet man sie. 32 Besser ein Langmütiger als ein Kriegsheld, / besser, wer sich selbst beherrscht, als wer Städte erobert. 33 Im Bausch des Gewandes schüttelt man das Los, / doch jede Entscheidung kommt allein vom Herrn.
17
1 Besser ein trockenes Stück Brot und Ruhe dabei / als ein Haus voll Braten und dabei Streit. 2 Ein kluger Knecht wird Herr über einen missratenen Sohn / und mit den Brüdern teilt er das Erbe. 3 Der Schmelztiegel ist für Silber da, der Ofen für Gold, / die Herzen aber prüft der Herr. 4 Der Übeltäter achtet auf böse Lippen, / der Lügner horcht hin auf eine verderbte Zunge. 5 Wer den Armen verspottet, schmäht dessen Schöpfer, / wer sich über ein Unglück freut, bleibt nicht ungestraft. 6 Eine Krone der Alten sind Kindeskinder, / der Kinder Ruhm sind ihre Väter. 7 Dem Toren stehen hochtönende Worte nicht an, / noch viel weniger dem Edlen die Sprache der Lüge. 8 Bestechungsgeld ist ein Zauberstein in den Augen des Gebers; / wohin er sich wendet, hat er Erfolg. 9 Wer Fehler zudeckt, sucht Freundschaft; / wer eine Sache weiterträgt, trennt Freunde. 10 Tadel erschüttert einen Verständigen mehr / als hundert Schläge einen Toren. 11 Der Böse trachtet nach Aufruhr, / aber ein strenger Gerichtsbote wird gegen ihn ausgesandt. 12 Lieber einer Bärin begegnen, der man die Jungen geraubt hat, / als einem Toren in seinem Unverstand. 13 Vergilt einer Gutes mit Bösem, / weicht das Unheil nicht von seinem Haus. 14 Wer Streit anfängt, entfesselt eine Wasserflut, / drum halt ein, ehe der Zank ausbricht. 15 Wer Schuldige freispricht / und wer Unschuldige verurteilt, / beide sind dem Herrn ein Gräuel. 16 Wozu denn Geld in der Hand des Toren? / Etwa um Weisheit zu kaufen, da ihm doch der Verstand fehlt? 17 Der Freund erweist zu jeder Zeit Liebe, / als Bruder für die Not ist er geboren. 18 Ohne Verstand ist, wer Handschlag leistet, / wer Bürgschaft übernimmt für einen andern. 19 Verbrechen liebt, wer Streit liebt; / wer seine Tür zu hoch macht, will den Einsturz. 20 Wer ein unaufrichtiges Herz hat, findet kein Glück, / wer sich beim Reden verstellt, stürzt ins Unheil. 21 Wer einen Toren zeugt, dem bringt es Gram; / der Vater eines Narren kann sich nicht freuen. 22 Ein fröhliches Herz tut dem Leib wohl, / ein bedrücktes Gemüt lässt die Glieder verdorren. 23 Bestechung aus dem Gewandbausch nimmt der Frevler an, / um die Pfade des Rechts zu verkehren. 24 Vor dem Blick des Verständigen steht Weisheit, / doch die Augen des Toren schweifen bis ans Ende der Erde. 25 Ein törichter Sohn bereitet seinem Vater Verdruss / und Kummer seiner Mutter, die ihn geboren hat. 26 Schon eine Geldstrafe für den Unschuldigen ist nicht gut, / aber Edle schlagen zu lassen ist gegen das Recht. 27 Wer sich zurückhält beim Reden hat tiefe Einsicht, / wer kühl überlegt, ist ein verständiger Mann. 28 Auch ein Tor kann als weise gelten, wenn er schweigt, / als einsichtig, wenn er seine Lippen verschließt.
18
1 Der Abtrünnige sucht nach einem Vorwand, / um loszubrechen mit aller Gewalt. 2 Der Tor hat kein Gefallen an Einsicht, / vielmehr daran, sein Herz zur Schau zu stellen. 3 Kommt Frevel, kommt auch Verachtung / und mit der Schandtat die Schmach. 4 Tiefe Wasser sind die Worte aus dem Mund eines Menschen, / ein sprudelnder Bach, eine Quelle der Weisheit. 5 Es ist nicht gut, einen Schuldigen zu begünstigen / und den Unschuldigen abzuweisen vor Gericht. 6 Die Lippen des Toren beginnen Streit, / sein Mund schreit nach Schlägen. 7 Dem Toren wird sein Mund zum Verderben; / seine Lippen werden ihm selbst zur Falle. 8 Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen, / sie gleiten hinab in die Kammern des Leibes. 9 Wer lässig ist bei seiner Arbeit, / ist schon ein Bruder des Mörders. 10 Ein fester Turm ist der Name des Herrn, / dorthin eilt der Gerechte und ist geborgen. 11 Für den Reichen ist sein Vermögen wie eine feste Stadt, / wie eine hohe Mauer - in seiner Einbildung. 12 Vor dem Sturz ist das Herz des Menschen überheblich, / aber der Ehre geht Demut voran. 13 Gibt einer Antwort, bevor er gehört hat, / ist es Torheit und Schande für ihn. 14 Der Geist des Menschen überwindet die Krankheit, / doch einen zerschlagenen Geist, wer kann den aufrichten? 15 Das Herz des Verständigen erwirbt sich Erkenntnis, / das Ohr der Weisen sucht Erkenntnis. 16 Geschenke schaffen dem Geber Raum / und geleiten ihn vor die Großen. 17 Recht bekommt in seinem Streitfall der Erste, / aber dann kommt der andere und geht der Sache nach. 18 Streitigkeiten beendet das Los, / es entscheidet zwischen Mächtigen. 19 Ein getäuschter Bruder ist verschlossener als eine Festung, / Streitigkeiten sind wie der Sperrriegel einer Burg. 20 Von der Frucht seines Mundes wird ein jeder satt, / vom Ertrag seiner Lippen wird er gesättigt. 21 Tod und Leben stehen in der Macht der Zunge; / wer sie liebevoll gebraucht, genießt ihre Frucht. 22 Wer eine Frau gefunden, hat Glück gefunden / und das Gefallen des Herrn erlangt. 23 Flehentlich redet der Arme, / der Reiche aber antwortet mit Härte. 24 Manche Freunde führen ins Verderben, / manch ein lieber Freund ist anhänglicher als ein Bruder.
19
1 Besser ein Armer, der schuldlos seinen Weg geht, als einer mit verlogenen Lippen, der ein Tor ist. 2 Schon unvernünftige Begierde ist nicht gut, / und wer hastig rennt, tritt fehl. 3 Die Torheit verdirbt dem Menschen den Weg / und dann grollt sein Herz gegen den Herrn. 4 Besitz vermehrt die Zahl der Freunde, / der Arme aber wird von seinem Freund verlassen. 5 Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, / wer Lügen flüstert, wird nicht entrinnen. 6 Viele umschmeicheln den Vornehmen / und jeder will der Freund eines freigebigen Mannes sein. 7 Vom Armen wollen alle seine Brüder nichts wissen, / erst recht bleiben ihm seine Freunde fern. / [Gute Einsicht ist denen nahe, die sich um sie kümmern, / ein verständiger Mann findet sie. / Wer viel redet, versündigt sich.] / Wer Worten nachjagt, wird nicht entrinnen. 8 Wer Verstand erwirbt, liebt sich selbst, / wer Einsicht bewahrt, findet sein Glück. 9 Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, / wer Lügen flüstert, geht zugrunde. 10 Wohlleben steht dem Toren nicht an, / noch weniger einem Knecht, über Fürsten zu herrschen. 11 Einsicht macht den Menschen langmütig, / sein Ruhm ist es, über Verfehlungen hinwegzugehen. 12 Wie das Knurren des Löwen ist der Zorn des Königs, / doch wie Tau auf dem Gras ist seine Gunst. 13 Ein Unglück für den Vater ist ein törichter Sohn / und wie ein ständig tropfendes Dach das Gezänk einer Frau. 14 Haus und Habe sind das Erbe der Väter, / doch eine verständige Frau kommt vom Herrn. 15 Faulheit versenkt in Schlaf, / ein träger Mensch muss hungern. 16 Wer (Gottes) Gebot bewahrt, bewahrt sein Leben, / wer seine Wege verachtet, muss sterben. 17 Wer Erbarmen hat mit dem Elenden, leiht dem Herrn; / er wird ihm seine Wohltat vergelten. 18 Züchtige deinen Sohn, solange noch Hoffnung ist, / doch lass dich nicht hinreißen, ihn zu töten. 19 Der maßlos Jähzornige muss büßen; / denn willst du schlichten, machst du es noch ärger. 20 Hör auf guten Rat und nimm Zucht an, / damit du weise wirst für die Zukunft. 21 Viele Pläne fasst das Herz des Menschen, / doch nur der Ratschluss des Herrn hat Bestand. 22 Die Menschen streben nach Gewinn, / doch besser ein Armer als ein Betrüger. 23 Die Gottesfurcht führt zum Leben; / gesättigt geht man zur Ruhe, / von keinem Übel heimgesucht. 24 Greift der Faule mit der Hand in die Schüssel, / bringt er sie nicht einmal zum Mund zurück. 25 Schlägst du den Zuchtlosen, so wird der Unerfahrene klug; / weist man den Verständigen zurecht, gewinnt er Einsicht. 26 Wer den Vater misshandelt, die Mutter wegjagt, / ist ein verkommener, schändlicher Sohn. 27 Gibst du es auf, mein Sohn, auf Mahnung zu hören, / so entziehst du dich den Worten der Einsicht. 28 Ein nichtsnutziger Zeuge verspottet das Recht, / der Mund der Frevler sprudelt Unheil hervor. 29 Für die Zuchtlosen stehen Ruten bereit / und Schläge für den Rücken der Toren.
20
1 Ein Zuchtloser ist der Wein, ein Lärmer das Bier; / wer sich hierin verfehlt, wird nie weise. 2 Wie das Knurren des Löwen ist der Grimm des Königs; / wer ihn erzürnt, verwirkt sein Leben. 3 Es ehrt den Menschen, vom Streit abzulassen, / jeder Tor aber bricht los. 4 Der Faule pflügt nicht im Herbst; / sucht er in der Erntezeit, so ist nichts da. 5 Ein tiefes Wasser sind die Pläne im Herzen des Menschen, / doch der Verständige schöpft es herauf. 6 Viele Menschen rühmen sich ihrer Güte, / aber wer findet einen, auf den Verlass ist? 7 Wer als Gerechter unbescholten seinen Weg geht: / Wohl den Kindern, die er hinterlässt. 8 Ein König auf dem Richterstuhl / sondert mit seinem Scharfblick alles Böse aus. 9 Wer kann sagen: Ich habe mein Herz geläutert, / rein bin ich von meiner Sünde? 10 Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß, / beide sind dem Herrn ein Gräuel. 11 An seinem Treiben lässt schon der Knabe erkennen, / ob sein Tun lauter und redlich sein wird. 12 Das Ohr, das hört, und das Auge, das sieht, / der Herr hat sie beide geschaffen. 13 Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht arm wirst; / halte deine Augen offen und du hast Brot genug. 14 Schlecht, schlecht, sagt der Käufer; / geht er aber weg, so rühmt er sich. 15 Gold gibt es und viele Perlen, / ein kostbarer Schmuck aber sind verständige Lippen. 16 Nimm ihm das Kleid, denn er hat für einen andern gebürgt, / fremder Leute wegen pfände bei ihm! 17 Süß schmeckt dem Menschen das Brot der Lüge, / hernach aber füllt sich sein Mund mit Kieseln. 18 Pläne kommen durch Beratung zustande. / Darum führe den Kampf mit Überlegung! 19 Geheimnisse verrät, wer als Verleumder umhergeht. / Darum lass dich nicht ein mit einem Schwätzer! 20 Wer seinem Vater flucht und seiner Mutter, / dessen Lampe erlischt zur Zeit der Finsternis. 21 Ein Besitz, schnell errafft am Anfang, / ist nicht gesegnet an seinem Ende. 22 Sag nicht: Ich will das Böse vergelten. / Vertrau auf den Herrn, er wird dir helfen. 23 Ein Gräuel ist dem Herrn zweierlei Gewicht, / eine falsche Waage ist nicht recht. 24 Der Herr lenkt die Schritte eines jeden. / Wie könnte der Mensch seinen Weg verstehen? 25 Eine Falle ist es, unbedacht zu rufen: Geweiht!, / und erst nach dem Gelübde zu überlegen. 26 Ein weiser König sondert die Frevler aus / und vergilt ihnen ihre Untat. 27 Der Herr wacht über den Atem des Menschen, / er durchforscht alle Kammern des Leibes. 28 Güte und Treue behüten den König, / er stützt seinen Thron durch Güte. 29 Der Ruhm der Jungen ist ihre Kraft, / die Zier der Alten ihr graues Haar. 30 Blutige Striemen läutern den Bösen / und Schläge die Kammern des Leibes.
21
1 Wie ein Wasserbach ist das Herz des Königs in der Hand des Herrn; / er lenkt es, wohin er will. 2 Jeder meint, sein Verhalten sei richtig, / doch der Herr prüft die Herzen. 3 Gerechtigkeit üben und Recht / ist dem Herrn lieber als Schlachtopfer. 4 Hoffart der Augen, Übermut des Herzens - / die Leuchte der Frevler versagt. 5 Die Pläne des Fleißigen bringen Gewinn, / doch der hastige Mensch hat nur Mangel. 6 Wer Schätze erwirbt mit verlogener Zunge, / jagt nach dem Wind, er gerät in die Schlingen des Todes. 7 Gewalttat reißt die Frevler hinweg, / denn sie weigern sich, das Rechte zu tun. 8 Der Weg des Unehrlichen ist gewunden, / aber das Tun des Lauteren ist gerade. 9 Besser in einer Ecke des Daches wohnen / als eine zänkische Frau im gemeinsamen Haus. 10 Das Verlangen des Frevlers geht nach dem Bösen, / sein Nächster findet bei ihm kein Erbarmen. 11 Muß der Zuchtlose büßen, / so wird der Unerfahrene weise, / belehrt man den Weisen, so nimmt er Einsicht an. 12 Der Gerechte handelt klug am Haus des Frevlers, / wenn er die Frevler ins Unheil stürzt. 13 Wer sein Ohr verschließt vor dem Schreien des Armen, / wird selbst nicht erhört, wenn er um Hilfe ruft. 14 Eine heimliche Gabe besänftigt den Zorn, / ein Geschenk aus dem Gewandbausch den heftigen Grimm. 15 Der Gerechte freut sich, wenn Recht geschieht, / doch den Übeltäter versetzt das in Schrecken. 16 Wer abirrt vom Weg der Einsicht, / wird bald in der Versammlung der Totengeister ruhen. 17 Der Not verfällt, wer Vergnügen liebt, / wer Wein und Salböl liebt, wird nicht reich. 18 Für den Gerechten dient der Frevler als Lösegeld, / anstelle des Redlichen der Treulose. 19 Besser in der Wüste hausen / als Ärger mit einer zänkischen Frau. 20 Ein kostbarer Schatz ist in der Wohnung des Weisen, / aber ein törichter Mensch vergeudet ihn. 21 Wer nach Gerechtigkeit und Güte strebt, / findet Leben und Ehre. 22 Der Weise ersteigt die Stadt der Mächtigen / und stürzt das Bollwerk, auf das sie vertraut. 23 Wer seinen Mund und seine Zunge behütet, / der behütet sein Leben vor Drangsal. 24 Der Freche und Stolze, einen Zuchtlosen nennt man ihn, / er handelt in maßlosem Übermut. 25 Den Faulen bringt sein Begehren um, / denn zu arbeiten weigern sich seine Hände; 26 den ganzen Tag begehrt er voll Gier, / der Gerechte aber gibt, ohne zu geizen. 27 Das Opfer der Frevler ist (dem Herrn) ein Gräuel, / zumal wenn es in schlechter Absicht dargebracht wird. 28 Ein falscher Zeuge geht zugrunde, / wer aber zu hören versteht, redet erfolgreich. 29 Der Frevler zeigt Trotz in seiner Miene, / der Redliche ordnet seine Wege. 30 Keine Weisheit gibt es, keine Einsicht, / keinen Rat gegenüber dem Herrn. 31 Das Ross wird gerüstet für den Tag der Schlacht, / doch der Sieg steht beim Herrn.
22
1 Guter Ruf ist kostbarer als großer Reichtum, / hohes Ansehen besser als Silber und Gold. 2 Reiche und Arme begegnen einander, / doch der Herr hat sie alle erschaffen. 3 Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich, / die Unerfahrenen laufen weiter und müssen es büßen. 4 Der Lohn für Demut und Gottesfurcht / ist Reichtum, Ehre und Leben. 5 Dornen und Schlingen liegen auf dem Weg des Falschen; / wer sein Leben behütet, bleibt ihnen fern. 6 Erzieh den Knaben für seinen Lebensweg, / dann weicht er auch im Alter nicht davon ab. 7 Der Reiche hat die Armen in seiner Gewalt, / der Schuldner ist seines Gläubigers Knecht. 8 Wer Unrecht sät, erntet Unheil, / der Stecken seines Übermuts versagt. 9 Wer ein gütiges Auge hat, wird gesegnet, / weil er den Armen von seinem Brot gibt. 10 Vertreib den Zuchtlosen, so schwindet der Zank, / Streiten und Schimpfen hören auf. 11 Wer die Lauterkeit des Herzens liebt - / wegen seiner gefälligen Rede wird der König sein Freund. 12 Die Augen des Herrn behüten den Einsichtigen, / das Gerede des Verräters bringt er zu Fall. 13 Der Faule sagt: Ein Löwe ist draußen, / mitten auf der Straße käme ich ums Leben. 14 Der Mund fremder Frauen ist eine tiefe Grube; / wem der Herr zürnt, der fällt hinein. 15 Steckt Torheit im Herzen des Knaben, / die Rute der Zucht vertreibt sie daraus. 16 Wer den Armen bedrückt, macht ihn reich, / wer dem Reichen gibt, macht ihn arm.
Die Worte von Weisen: 22,17 - 24,33
Eine Sprichwörtersammlung
17 Worte von Weisen: Neige mir dein Ohr zu und hör auf meine Worte, / nimm dir meine Lehren zu Herzen! 18 Schön ist es, wenn du sie in deinem Innern bewahrst; / sie mögen fest wie ein Zeltpflock auf deinen Lippen haften. 19 Damit dein Vertrauen auf dem Herrn steht, / lehre ich dich heute seinen Weg. 20 Habe ich nicht dreißig Sätze für dich aufgeschrieben / als wissenswerte Ratschläge, 21 um dir verlässliche Worte mitzuteilen, / damit du deinem Auftraggeber antworten kannst? 22 Beraube den Schwachen nicht, denn er ist ja so schwach, / zertritt den Armen nicht am Tor! 23 Denn der Herr führt den Rechtsstreit für sie / und raubt denen das Leben, die sie berauben. 24 Befreunde dich nicht mit dem Jähzornigen, / verkehre nicht mit einem Hitzkopf, 25 damit du dich nicht an seine Pfade gewöhnst / und dir eine Schlinge legst für dein Leben. 26 Sei nicht unter denen, die sich durch Handschlag verpflichten, / die Bürgschaft leisten für Schulden; 27 wenn du nicht zahlen kannst, / nimmt man dein Bett unter dir weg. 28 Verschieb nicht die alte Grenze, / die deine Väter gesetzt haben. 29 Siehst du einen, der gewandt ist in seinem Beruf: / vor Königen wird er dienen. / [Nicht wird er vor Niedrigen dienen.]
23
1 Wenn du zu Tisch sitzt bei einem Herrscher, / so achte nur auf das, was vor dir steht. 2 Setz ein Messer an deine Kehle, / wenn du ein gieriger Mensch bist. 3 Sei nicht begierig auf seine Leckerbissen, / sie sind eine trügerische Speise. 4 Müh dich nicht ab, um Reichtum zu erwerben / und dabei deine Einsicht aufzugeben. 5 Flüchtig ist er; schaust du nach ihm, ist er weg; / plötzlich macht er sich Flügel und fliegt wie ein Adler zum Himmel. 6 Iss nicht das Brot des Geizigen, / sei nicht begierig auf seine Leckerbissen! 7 Denn sie schmecken in der Kehle wie etwas Ekliges. / Er sagt zu dir: Iss und trink!, / doch sein Herz ist dir nicht zugetan. 8 Den Bissen, den du gegessen hast, musst du erbrechen / und deine freundlichen Worte hast du vergeudet. 9 Rede nicht vor den Ohren eines Törichten, / denn er missachtet deine klugen Worte. 10 Verschieb nicht die alte Grenze, / dring nicht in die Felder der Waisen vor! 11 Denn ihr Anwalt ist mächtig, / er wird ihre Sache gegen dich führen.
Mahnungen
12 Öffne dein Herz für die Zucht, / dein Ohr für verständige Reden! 13 Erspar dem Knaben die Züchtigung nicht; / wenn du ihn schlägst mit dem Stock, wird er nicht sterben. 14 Du schlägst ihn mit dem Stock, / bewahrst aber sein Leben vor der Unterwelt. 15 Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist, / so freut sich auch mein eigenes Herz. 16 Mein Inneres ist voll Jubel, / wenn deine Lippen reden, was recht ist. 17 Dein Herz ereifere sich nicht wegen der Sünder, / sondern eifere stets nach Gottesfurcht! 18 Denn sicher gibt es eine Zukunft, / deine Hoffnung wird nicht zerschlagen. 19 Höre, mein Sohn, und sei weise, / lenk dein Herz auf geraden Weg! 20 Gesell dich nicht zu den Weinsäufern, / zu solchen, die im Fleischgenuß schlemmen; 21 denn Säufer und Schlemmer werden arm, / Schläfrigkeit kleidet in Lumpen. 22 Hör auf deinen Vater, der dich gezeugt hat, / verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt wird. 23 Erwirb dir Wahrheit und verkauf sie nicht mehr: / Weisheit, Zucht und Einsicht! 24 Laut jubelt der Vater des Gerechten; / wer einen weisen Sohn hat, kann sich über ihn freuen. 25 Deine Eltern mögen sich freuen; / jubeln möge die Mutter, die dich gebar. 26 Gib mir dein Herz, mein Sohn, / deine Augen mögen an meinen Wegen Gefallen finden; 27 denn die Ehebrecherin ist eine tiefe Grube, / die fremde Frau ein enger Brunnen. 28 Ja, wie ein Räuber lauert sie auf / und mehrt die Verräter unter den Menschen. 29 Wer hat Ach? Wer hat Weh? / Wer Gezänk? Wer Klage? / Wer hat Wunden wegen nichts? / Wer trübe Augen? 30 Jene, die bis in die Nacht beim Wein sitzen, / die kommen, um den Mischwein zu probieren. 31 Schau nicht nach dem Wein, / wie er rötlich schimmert, / wie er funkelt im Becher: / Er trinkt sich so leicht! 32 Zuletzt beißt er wie eine Schlange, / verspritzt Gift gleich einer Viper. 33 Deine Augen sehen seltsame Dinge, / dein Herz redet wirres Zeug. 34 Du bist wie einer, der auf hoher See schläft, / der einschläft über dem Steuer des Schiffes. 35 Man hat mich geschlagen, doch es tat mir nicht weh, / man hat mich gehauen, aber ich habe nichts gespürt. Wann wache ich auf? / Von neuem will ich zum Wein greifen.
24
1 Sei nicht neidisch auf böse Menschen, / such keinen Umgang mit ihnen! 2 Denn ihr Herz sinnt auf Gewalttat, / Unheil reden ihre Lippen. 3 Durch Weisheit wird ein Haus gebaut, / durch Umsicht gewinnt es Bestand. 4 Durch Klugheit werden die Kammern gefüllt / mit allerlei wertvollen, köstlichen Gütern. 5 Der Weise ist dem Starken überlegen, / ein verständiger Mensch dem robusten. 6 Denn durch Überlegung gewinnst du den Kampf, / viele Ratgeber verhelfen zum Sieg. 7 Zu hoch hängt dem Toren die Weisheit, / am Tor tut er den Mund nicht auf. 8 Wer stets darauf aus ist, Böses zu tun, / den nennt man einen Ränkeschmied. 9 Das Trachten des Toren ist Sünde, / der Zuchtlose ist den Menschen ein Gräuel. 10 Zeigst du dich lässig am Tag der Bedrängnis, / so wird auch deine Kraft bedrängt. 11 Befrei jene, die man zum Tod schleppt; / die zur Hinrichtung wanken, rette sie doch! 12 Wolltest du sagen: Gott weiß von uns nichts; - / hat er, der die Herzen prüft, keine Kenntnis? / Hat er, der über dich wacht, kein Wissen? Ja, er vergilt jedem Menschen, / wie sein Tun es verdient. 13 Iss Honig, mein Sohn, denn er ist gut, / Wabenhonig ist süß für den Gaumen. 14 Wisse: Genauso ist die Weisheit für dich. / Findest du sie, dann gibt es eine Zukunft, / deine Hoffnung wird nicht zerschlagen. 15 Belaure nicht frevlerisch die Wohnung des Gerechten, / zerstöre sein Ruhelager nicht! 16 Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf, / doch die Frevler stürzen ins Unglück. 17 Freu dich nicht über den Sturz deines Feindes, / dein Herz juble nicht, wenn er strauchelt, 18 damit nicht der Herr es sieht und missbilligt / und seinen Zorn von ihm abwendet. 19 Erhitz dich nicht wegen der Übeltäter, / ereifere dich nicht wegen der Frevler! 20 Denn für den Bösen gibt es keine Zukunft, / die Lampe der Frevler erlischt. 21 Fürchte den Herrn, mein Sohn, und den König; / mit diesen beiden überwirf dich nicht! 22 Denn plötzlich geht von ihnen Verderben aus / und unvermutet kommt Unheil von beiden.
Weisheitssprüche
23 Auch folgende Sprichwörter stammen von Weisen: / Im Gericht auf die Person sehen ist nicht recht. 24 Wer zum Schuldigen sagt: Unschuldig bist du!, / den verfluchen die Menschen, / verwünschen die Leute. 25 Denen aber, die entscheiden, wie es recht ist, geht es gut; / über sie kommt Segen und Glück. 26 Einen Kuss auf die Lippen gibt, / wer richtig antwortet. 27 Nimm draußen deine Arbeit auf und bestell dein Feld, / danach gründe deinen Hausstand! 28 Tritt gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge auf, / betrüge nicht mit deinen Worten! 29 Sag nicht: Wie er mir getan hat, / so will ich auch ihm tun, / einem jedem will ich vergelten, / wie es seine Taten verdienen. 30 Am Acker eines Faulen ging ich vorüber, / am Weinberg eines unverständigen Menschen: 31 Sieh da, er war ganz überwuchert von Disteln, / seine Fläche mit Unkraut bedeckt, / seine Steinmauer eingerissen. 32 Ich sah es und machte mir meine Gedanken, / ich betrachtete es und zog die Lehre daraus: 33 Noch ein wenig schlafen, noch ein wenig schlummern, / noch ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen. 34 Da kommt schon die Armut wie ein Strolch über dich, / die Not wie ein zudringlicher Bettler.
25
1 Auch das sind Sprichwörter Salomos, die die Männer Hiskijas, des Königs von Juda, sammelten. 2 Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verhüllen, / des Königs Ehre ist es, eine Sache zu erforschen. 3 Der Himmel so hoch und die Erde so tief / und das Herz des Königs: sie sind nicht zu erforschen. 4 Scheidet man die Schlacken vom Silber, / gelingt dem Feinschmied das Gefäß. 5 Scheidet man den Frevler vom König, / erlangt dessen Thron Bestand durch Gerechtigkeit. 6 Rühme dich nicht vor dem König / und stell dich nicht an den Platz der Großen; 7 denn besser, man sagt zu dir: Rück hier herauf, / als dass man dich nach unten setzt wegen eines Vornehmen. / Was deine Augen sahen, / 8 bring es nicht übereilt als Streitfall vor; / denn was willst du später tun, / wenn dein Nächster dich bloßstellt? 9 Trag deinen Streit mit deinem Nächsten aus, / doch verrate nicht das Geheimnis eines andern, 10 sonst wird dich schmähen, wer es hört, / und dein Geschwätz wird auf dich zurückfallen. 11 Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen / ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit. 12 Wie ein goldener Ring und Schmuck aus Feingold / ist ein weiser Mahner für ein Ohr, das zuhört. 13 Wie kühlender Schnee an einem Sommertag / ist ein verlässlicher Bote für den, der ihn sendet; / er erquickt die Seele seines Herrn. 14 Aufziehende Wolken mit Wind, doch kein Regen, / so ist ein Mann, der Versprechungen macht und nicht hält. 15 Mit Geduld wird ein Vorgesetzter umgestimmt, / sanfte Zunge bricht Knochen. 16 Findest du Honig, iss nur, so viel dir bekommt, / sonst wirst du ihn satt und erbrichst ihn. 17 Mach dich rar im Haus deines Nächsten, / sonst wird er dich satt und verabscheut dich. 18 Keule und Schwert und scharfer Pfeil: / das ist einer, der falsch aussagt / gegen seinen Nächsten. 19 Schlechter Zahn und stolpernder Fuß: / der Verräter am Tag der Not. 20 Essig auf Laugensalz - / (so ist,) wer Lieder singt vor einem missmutigen Herzen. [Wie die Motte am Kleid, der Wurm im Holz, / so nagt der Kummer am Herzen des Menschen.] 21 Hat dein Feind Hunger, gib ihm zu essen, / hat er Durst, gib ihm zu trinken; 22 so sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt / und der Herr wird es dir vergelten. 23 Der Nordwind bringt Regen, / eine heimtückische Zunge zornige Gesichter. 24 Besser in einer Ecke des Daches wohnen / als eine zänkische Frau im gemeinsamen Haus. 25 Kühles Wasser für eine durstige Kehle / ist eine gute Nachricht aus fernem Land. 26 Ein getrübter Brunnen, ein verschütteter Quell / ist ein Gerechter, der vor dem Frevler wankt. 27 Zu viel Honig essen ist nicht gut: / Ebenso spare mit ehrenden Worten! 28 Eine Stadt mit eingerissener Mauer / ist ein Mann, der sich nicht beherrscht.
26
1 Wie Schnee im Sommer und Regen zur Erntezeit, / so unpassend ist Ehre für einen Toren. 2 Wie der Spatz wegflattert und die Schwalbe davonfliegt, / so ist ein unverdienter Fluch; er trifft nicht ein. 3 Dem Pferd die Peitsche, dem Esel den Zaum, / dem Rücken der Toren den Stock. 4 Antworte dem Toren nicht, wie es seine Dummheit verdient, / damit nicht auch du ihm gleich wirst. 5 Antworte dem Toren, wie es seine Dummheit verdient, / damit er sich nicht einbildet, ein Weiser zu sein. 6 Die Füße haut sich ab, Schaden muss leiden, / wer Botschaft sendet durch einen Toren. 7 Schlaff wie die Schenkel des Lahmen / ist ein Weisheitsspruch im Mund der Toren. 8 Den Stein bindet in der Schleuder fest, / wer einem Toren Ehre erweist. 9 Ein Dornzweig geriet in die Hand eines Betrunkenen: / ein Weisheitsspruch in den Mund der Toren. 10 Ein Schütze, der alle verwundet - / ein Tor und ein Betrunkener, wenn sie vorübergehen. 11 Wie ein Hund, der zurückkehrt zu dem, was er erbrochen hat, / so ist ein Tor, der seine Dummheit wiederholt. 12 Siehst du jemand, der sich selbst für weise hält - / mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn. 13 Der Faule sagt: Ein Löwe ist auf dem Weg, / ein Raubtier ist auf den Straßen. 14 Die Tür dreht sich in ihrer Angel / und der Faule in seinem Bett. 15 Greift der Faule mit der Hand in die Schüssel, / ist er zu träg, sie zum Mund zurückzubringen. 16 Der Faule hält sich selbst für weiser / als sieben, die klug antworten können. 17 Einen vorbeilaufenden Hund packt bei den Ohren, / wer sich in einen Streit mischt, der ihn nichts angeht. 18 Wie ein Verrückter, der Brandpfeile schleudert, / Pfeile und tödliche Waffen, 19 so ist einer, der seinen Nächsten täuscht / und dazu sagt: Ich mach doch nur Spaß. 20 Ist kein Holz mehr da, erlischt das Feuer; / wo kein Verleumder ist, legt sich der Streit. 21 Wie Kohlen die Glut und Holz das Feuer, / so schürt ein zänkischer Mensch den Streit. 22 Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen, / sie gleiten hinab in die Kammern des Leibes. 23 Silberglasur über Tongeschirr - / glatte Lippen und ein böses Herz. 24 Mit seinen Reden verstellt sich der Gehässige, / doch in seinem Herzen ist er voll Tücke. 25 Klingt seine Stimme auch freundlich, trau ihm nicht, / denn sieben Gräuel sind in seinem Herzen. 26 Hüllt sich sein Hass auch in Heuchelei, / seine Schlechtigkeit wird bloßgestellt in der Volksversammlung. 27 Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, / wer einen Stein hochwälzt, auf den rollt er zurück. 28 Eine verlogene Zunge führt zum Zusammenbruch, / ein heuchlerischer Mund verursacht den Sturz.
27
1 Rühme dich nicht des morgigen Tages, / denn du weißt nicht, was der Tag gebiert. 2 Rühmen soll dich ein anderer, nicht dein eigener Mund, / ein Fremder, nicht deine eigenen Lippen. 3 Schwer ist der Stein und eine Last ist der Sand, / doch der Ärger mit einem Toren ist schwerer als beide. 4 Mag der Zorn grausam sein / und überschäumend die Wut, / wer aber besteht vor der Eifersucht? 5 Besser offener Tadel / als Liebe, die sich nicht zeigt. 6 Treu gemeint sind die Schläge eines Freundes, / doch trügerisch die Küsse eines Feindes. 7 Der Satte tritt Honig mit Füßen, / doch dem Hungrigen schmeckt alles Bittere süß. 8 Wie ein Vogel, der aus seinem Nest flüchtet, / so ist ein Mensch, der aus seiner Heimat fliehen muss. 9 Salböl und Weihrauch erfreuen das Herz, / die Herzlichkeit eines Freundes erfreut mehr als duftendes Holz. 10 Deinen Freund und deines Vaters Freund gib nicht auf, / geh nicht in das Haus deines Bruders, wenn du in Not bist. Besser ein Nachbar in der Nähe / als ein Bruder in der Ferne. 11 Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz, / damit ich dem antworten kann, der mich beschimpft. 12 Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich, / die Unerfahrenen laufen weiter und müssen es büßen. 13 Nimm ihm das Kleid; / denn er hat für einen andern gebürgt, / fremder Leute wegen pfände bei ihm! 14 Wer seinen Nächsten zu laut begrüßt, / dem wird es frühmorgens als Verwünschung ausgelegt. 15 Ein ständig tropfendes Dach in der Regenzeit / und eine zänkische Frau gleichen einander. 16 Wer sie fest hält, hält den Wind fest / und seine Hand greift nach Öl. 17 Eisen wird an Eisen geschliffen; / so schleift einer den Charakter des andern. 18 Wer einen Feigenbaum pflegt, wird seine Frucht essen, / wer auf seinen Herrn Acht gibt, wird geehrt. 19 Wie Wasser ein Spiegel ist für das Gesicht, / so ist das Herz des Menschen ein Spiegel für den Menschen. 20 Unterwelt und Totenreich sind unersättlich / und unersättlich sind die Augen des Menschen. 21 Der Schmelztiegel prüft das Silber, der Ofen das Gold, / der Mensch aber wird geprüft im Urteil dessen, der ihn lobt. 22 Zerstampfst du den Toren auch mit dem Stößel, / [im Mörser zwischen den Körnern,] / seine Torheit weicht nicht von ihm. 23 Kümmere dich um das Aussehen deiner Schafe / und sorge für deine Herden; 24 denn Besitz bleibt nicht für ewig / und Reichtum nicht für alle Zeit. 25 Kommt das Gras hervor, erscheint das Grün, / sammelt man die Kräuter auf den Bergen, 26 dann gibt es Lämmer für deine Kleidung, / Böcke als Kaufpreis für Äcker 27 und genug Ziegenmilch für dich als Nahrung, / als Nahrung für dein Haus / [und Lebensunterhalt für deine Mägde].
28
1 Der Frevler flieht, auch wenn ihn keiner verfolgt, / der Gerechte fühlt sich sicher wie ein Löwe. 2 Durch seine Frevel bekommt ein Land viele Herrscher, / durch einen verständigen, einsichtsvollen Mann erhält die Ordnung Bestand. 3 Ein Vornehmer, der die Armen unterdrückt, / ist wie Regen, der alles wegschwemmt und kein Brot bringt. 4 Wer die Lehre preisgibt, rühmt den Frevler, / wer die Lehre beachtet, bekämpft ihn. 5 Böse Menschen verstehen nicht, was recht ist, / die aber, die den Herrn suchen, verstehen alles. 6 Besser ein Armer, der schuldlos seinen Weg geht, / als ein Reicher, der krumme Wege geht. 7 Wer sich an die Lehre hält, ist ein verständiger Sohn, / wer mit Verschwendern umgeht, macht seinem Vater Schande. 8 Wer sein Vermögen durch Zins und Aufschlag vermehrt, / sammelt für den, der Erbarmen hat mit den Armen. 9 Wendet einer sein Ohr ab, um die Lehre nicht zu hören, / dann ist sogar sein Gebet ein Gräuel. 10 Wer Rechtschaffene irreführt auf einen bösen Weg, / der fällt in seine eigene Grube; / die Schuldlosen aber erlangen Gutes. 11 Der Reiche hält sich selbst für klug, / doch ein verständiger Armer durchschaut ihn. 12 Haben Gerechte die Oberhand, gibt es glanzvolle Zeiten, / erheben sich die Frevler, verstecken sich die Menschen. 13 Wer seine Sünden verheimlicht, hat kein Glück, / wer sie bekennt und meidet, findet Erbarmen. 14 Wohl dem Menschen, der stets Gott fürchtet; / wer aber sein Herz verhärtet, fällt ins Unglück. 15 Ein grollender Löwe, ein gieriger Bär - / ein frevelhafter Herrscher über ein schwaches Volk. 16 Mancher Fürst ist klein an Verstand und groß als Unterdrücker; / wer Ausbeutung hasst, hat ein langes Leben. 17 Ein Mensch, auf dem Blutschuld lastet, / ist flüchtig bis zum Grab; man halte ihn nicht. 18 Wer schuldlos seinen Weg geht, dem wird geholfen, / wer krumme Wege geht, fällt in die Grube. 19 Wer sein Feld bestellt, wird satt von Brot, / wer nichtigen Dingen nachjagt, wird satt von Armut. 20 Ein ehrlicher Mensch erntet vielfachen Segen, / wer aber hastet, um sich zu bereichern, bleibt nicht ungestraft. 21 Auf die Person sehen ist nicht recht, / für einen Bissen Brot wird mancher zum Verbrecher. 22 Nach Reichtum giert ein neidischer Mensch / und bedenkt nicht, dass Mangel über ihn kommen wird. 23 Wer einen andern zurechtweist, / findet schließlich Dank, / mehr als der Schmeichler. 24 Wer Vater oder Mutter beraubt / und meint, er tue kein Unrecht, / macht sich zum Genossen des Mörders. 25 Der Habgierige erregt Streit, / wer auf den Herrn vertraut, wird reichlich gelabt. 26 Wer auf seinen eigenen Verstand vertraut, ist ein Tor, / wer in Weisheit seinen Weg geht, wird gerettet. 27 Wer dem Armen gibt, hat keinen Mangel, / wer seine Augen verschließt, wird viel verflucht. 28 Erheben sich die Frevler, dann verbergen sich die Menschen, / gehen sie zugrunde, dann kommen die Gerechten an die Macht.
29
1 Wer bei Tadel halsstarrig bleibt, / wird plötzlich zerschmettert / und es gibt keine Heilung. 2 Kommen die Gerechten an die Macht, dann freut sich das Volk, / herrscht der Frevler, dann stöhnt das Volk. 3 Wer Weisheit liebt, erfreut seinen Vater; / wer mit Dirnen verkehrt, verschleudert das Vermögen. 4 Ein König richtet das Land auf durch Pflege des Rechts, / wer Abgaben erpresst, zerstört es. 5 Wer seinem Nächsten schmeichelt, / breitet ihm ein Netz vor die Füße. 6 In Sünde verstrickt sich der Böse, / doch der Gerechte jubelt und freut sich. 7 Der Gerechte hat Verständnis für den Rechtsstreit der Armen, / der Frevler aber kennt kein Verständnis. 8 Hetzer bringen eine Stadt in Aufruhr, / Weise beschwichtigen die Erregung. 9 Rechtet ein Weiser mit einem Toren, / tobt dieser und lacht und gibt keine Ruhe. 10 Mörder hassen den Schuldlosen, / Rechtschaffene bemühen sich um sein Leben. 11 Ein Tor lässt seiner ganzen Erregung freien Lauf, / aber ein Weiser hält sie zurück. 12 Achtet ein Herrscher auf Lügen, / werden alle seine Beamten zu Schurken. 13 Der Arme und der Ausbeuter begegnen einander, / der Herr gibt beiden das Augenlicht. 14 Spricht ein König den Geringen zuverlässig Recht, / hat sein Thron für immer Bestand. 15 Rute und Rüge verleihen Weisheit, / ein zügelloser Knabe macht seiner Mutter Schande. 16 Herrschen die Frevler, dann herrscht die Sünde, / doch die Gerechten erleben ihren Sturz. 17 Züchtige deinen Sohn, so wird er dir Verdruss ersparen / und deinem Herzen Freude machen. 18 Ohne prophetische Offenbarung verwildert das Volk; / wohl ihm, wenn es die Lehre bewahrt. 19 Durch Worte wird kein Sklave gebessert, / er versteht sie wohl, aber kehrt sich nicht daran. 20 Siehst du einen, der eilfertig ist im Reden, / mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn. 21 Ein Sklave, verwöhnt von Jugend an, / wird am Ende widerspenstig. 22 Ein aufbrausender Mensch erregt Streit, / ein Jähzorniger begeht viele Sünden. 23 Hochmut erniedrigt den Menschen, / doch der Demütige kommt zu Ehren. 24 Wer mit dem Dieb teilt, hasst sich selbst, / er hört die Verfluchung, doch er macht keine Anzeige. 25 Die Angst des Menschen führt ihn in die Falle; / wer auf den Herrn vertraut, ist gesichert. 26 Viele suchen die Gunst des Herrschers, / aber das Recht kommt für alle vom Herrn. 27 Der Übeltäter ist den Gerechten ein Gräuel. / Der Rechtschaffene ist für den Frevler ein Gräuel.
30
1 Worte Agurs, des Sohnes des Jake aus Massa. Spruch des Mannes Laïtiël: / Ich mühte mich ab mit Gott und bin am Ende. 2 Denn ich bin zu dumm für einen Menschen, / ich habe keinen Menschenverstand, 3 ich habe keine Weisheit gelernt / und keine Kenntnis des Heiligen erlangt. 4 Wer stieg zum Himmel hinauf und kam wieder herab? / Wer sammelte den Wind in seine Fäuste? / Wer band das Wasser in ein Gewand? / Wer setzte fest alle Enden der Erde? / Wie ist sein Name und wie der Name seines Sohnes, wenn du es weißt? 5 Jede Rede Gottes ist im Feuer geläutert; / ein Schild ist er für alle, die bei ihm sich bergen. 6 Füg seinen Worten nichts hinzu, / sonst überführt er dich und du stehst als Lügner da. 7 Um zweierlei bitte ich dich, / versag es mir nicht, bevor ich sterbe: 8 Falschheit und Lügenwort halt fern von mir; / gib mir weder Armut noch Reichtum, / nähr mich mit dem Brot, das mir nötig ist, 9 damit ich nicht, satt geworden, dich verleugne / und sage: Wer ist denn der Herr?, damit ich nicht als Armer zum Dieb werde / und mich am Namen meines Gottes vergreife. 10 Verleumde nicht den Knecht bei seinem Herrn, / sonst verflucht er dich und du musst es büßen. 11 Ein Geschlecht, das seinem Vater flucht / und seine Mutter nicht segnet; 12 ein Geschlecht, das rein ist in den eigenen Augen, / doch nicht gewaschen von seinem Schmutz; 13 ein Geschlecht - wie überheblich sind seine Augen / und wie hochmütig seine Wimpern; 14 ein Geschlecht, dessen Zähne Schwerter / und dessen Gebiss Messer sind, / um die Notleidenden aus dem Land wegzufressen / und die Armen weg aus der Menschheit.
Die Zahlensprüche: 30,15-33
15 Der Blutegel hat zwei Töchter: Gib! - Gib! Drei sind es, die nie satt werden, / vier sagen nie: Genug: 16 Die Unterwelt und der unfruchtbare Mutterschoß, / die Erde, die nicht satt wird an Wasser, / und das Feuer, das nie sagt: Genug! 17 Ein Auge, das den Vater verspottet / und die alte Mutter verachtet, / das hacken die Raben am Bach aus, / die jungen Adler fressen es auf. 18 Drei Dinge sind mir unbegreiflich, / vier vermag ich nicht zu fassen: 19 den Weg des Adlers am Himmel, / den Weg der Schlange über den Felsen, / den Weg des Schiffes auf hoher See, / den Weg des Mannes bei der jungen Frau. 20 So benimmt sich die ehebrecherische Frau: / Sie isst, wischt sich den Mund / und sagt: Ich habe nichts Böses getan. 21 Unter dreien erzittert das Land, / unter vieren wird es ihm unerträglich: 22 unter einem Sklaven, wenn er König wird, / und einem Toren, wenn er Brot im Überfluss hat, 23 unter einer Verschmähten, wenn sie geheiratet wird, / und einer Sklavin, wenn sie ihre Herrin verdrängt. 24 Vier sind die Kleinsten auf Erden / und sind doch die Allerklügsten: 25 Die Ameisen sind kein starkes Volk / und besorgen sich doch im Sommer ihr Futter; 26 Klippdachse sind ein Volk ohne Macht / und doch bauen sie ihre Wohnung im Fels; 27 die Heuschrecken haben keinen König / und doch schwärmen sie alle geordnet aus; 28 Eidechsen fängst du mit der Hand / und doch wohnen sie in Königspalästen. 29 Drei sind es, die stolz einherschreiten, / vier haben einen stolzen Gang: 30 der Löwe, der Held unter den Tieren, / der vor keinem umkehrt; 31 der Hahn, der einherstolziert, und der Leitbock / und der König, wenn er vor seinem Volk auftritt wie ein Gott. 32 Wenn du dich stolz erhoben und dabei blamiert hast / oder wenn du nachdenkst - so leg die Hand auf den Mund! 33 Denn stößt man Milch, so gibt es Butter, / stößt man die Nase, so gibt es Blut, / stößt man den Zorn, so gibt es Streit.
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Die Worte an Lemuël: 31,1-9
1 Worte an Lemuël, den König von Massa, mit denen ihn seine Mutter ermahnt hat: 2 Was soll ich dir sagen, Lemuël, mein Erstgeborener, / du Sohn meines Schoßes, / was, du Sohn meiner Gelübde? 3 Gib deine Kraft nicht den Frauen hin, / dein Tun und Treiben nicht denen, die Könige verderben. 4 Könige sollen sich nicht, Lemuël, / Könige sollen sich nicht mit Wein betrinken, / Fürsten nicht berauschenden Trank begehren. 5 Er könnte beim Trinken seine Pflicht vergessen / und das Recht aller Notleidenden verdrehen. 6 Gebt berauschenden Trank dem, der zusammenbricht, / und Wein denen, die im Herzen verbittert sind. 7 Ein solcher möge trinken und seine Armut vergessen / und nicht mehr an seine Mühsal denken. 8 Öffne deinen Mund für den Stummen, / für das Recht aller Schwachen! 9 Öffne deinen Mund, richte gerecht, / verschaff dem Bedürftigen und Armen Recht!
Das Lob der tüchtigen Frau: 31,10-31
10 Eine tüchtige Frau, wer findet sie? / Sie übertrifft alle Perlen an Wert. 11 Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie / und es fehlt ihm nicht an Gewinn. 12 Sie tut ihm Gutes und nichts Böses / alle Tage ihres Lebens. 13 Sie sorgt für Wolle und Flachs / und schafft mit emsigen Händen. 14 Sie gleicht den Schiffen des Kaufmanns: / Aus der Ferne holt sie ihre Nahrung. 15 Noch bei Nacht steht sie auf, / um ihrem Haus Speise zu geben / [und den Mägden, was ihnen zusteht]. 16 Sie überlegt es und kauft einen Acker, / vom Ertrag ihrer Hände pflanzt sie einen Weinberg. 17 Sie gürtet ihre Hüften mit Kraft / und macht ihre Arme stark. 18 Sie spürt den Erfolg ihrer Arbeit, / auch des Nachts erlischt ihre Lampe nicht. 19 Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, / ihre Finger fassen die Spindel. 20 Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen / und reicht ihre Hände dem Armen. 21 Ihr bangt nicht für ihr Haus vor dem Schnee; / denn ihr ganzes Haus hat wollene Kleider. 22 Sie hat sich Decken gefertigt, / Leinen und Purpur sind ihr Gewand. 23 Ihr Mann ist in den Torhallen geachtet, / wenn er zu Rat sitzt mit den Ältesten des Landes. 24 Sie webt Tücher und verkauft sie, / Gürtel liefert sie dem Händler. 25 Kraft und Würde sind ihr Gewand, / sie spottet der drohenden Zukunft. 26 Öffnet sie ihren Mund, dann redet sie klug / und gütige Lehre ist auf ihrer Zunge. 27 Sie achtet auf das, was vorgeht im Haus, / und isst nicht träge ihr Brot. 28 Ihre Söhne stehen auf und preisen sie glücklich, / auch ihr Mann erhebt sich und rühmt sie: 29 Viele Frauen erwiesen sich tüchtig, / doch du übertriffst sie alle. 30 Trügerisch ist Anmut, vergänglich die Schönheit, / nur eine gottesfürchtige Frau verdient Lob. 31 Preist sie für den Ertrag ihrer Hände, / ihre Werke soll man am Stadttor loben.
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