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Das Buch Jesus Sirach

1

Erziehung zur Weisheit: 1,1 - 4,19

Die Quelle der Weisheit

1 Alle Weisheit stammt vom Herrn / und ewig ist sie bei ihm.
2 Den Sand des Meeres, die Tropfen des Regens / und die Tage der Vorzeit, wer hat sie gezählt?
3 Die Höhe des Himmels, die Breite der Erde / und die Tiefe des Meeres, wer hat sie gemessen?
4 Früher als sie alle ist die Weisheit erschaffen, / von Ewigkeit her die verständige Einsicht.
5 []
6 Die Wurzel der Weisheit - wem wurde sie enthüllt, / ihre Pläne - wer hat sie durchschaut?
7 []
8 Nur einer ist weise, höchst Ehrfurcht gebietend: / der auf seinem Thron sitzt, der Herr.
9 Er hat sie geschaffen, geschaut und gezählt, / sie ausgegossen über all seine Werke.
10 Den Menschen ist sie unterschiedlich zugeteilt; / er spendet sie denen, die ihn fürchten.


Die Krone der Weisheit

11 Die Gottesfurcht ist Ruhm und Ehre, / Hoheit ist sie und eine prächtige Krone.
12 Die Gottesfurcht macht das Herz froh, / sie gibt Freude, Frohsinn und langes Leben.
13 Dem Gottesfürchtigen geht es am Ende gut, / am Tag seines Todes wird er gepriesen.
14 Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, / den Glaubenden ist sie angeboren.
15 Bei den Frommen hat sie einen dauernden Wohnsitz / und bei ihren Nachkommen wird sie bleiben.
16 Fülle der Weisheit ist die Gottesfurcht, / sie labt die Menschen mit ihren Früchten.
17 Ihr ganzes Haus füllt sie mit Schätzen an, / die Speicher mit ihren Gütern.
18 Krone der Weisheit ist die Gottesfurcht, / sie lässt Heil und Gesundheit sprossen.
19 Verständnis und weise Einsicht gießt sie aus, / sie erhöht den Ruhm aller, die an ihr fest halten.
20 Wurzel der Weisheit ist die Gottesfurcht, / ihre Zweige sind langes Leben.


Der Feind der Weisheit

21 Die Gottesfurcht hält Sünden fern, / wer in ihr verbleibt, vertreibt allen Zorn.
22 Ungerechter Zorn kann nicht Recht behalten, / wütender Zorn bringt zu Fall.
23 Der Geduldige hält aus bis zur rechten Zeit, / doch dann erfährt er Freude.
24 Bis zur rechten Zeit hält er mit seinen Worten zurück, / dann werden viele seine Klugheit preisen.
25 In den Kammern der Weisheit liegen kluge Sinnsprüche, / doch dem Sünder ist die Gottesfurcht ein Gräuel.
26 Begehrst du Weisheit, so halte die Gebote / und der Herr wird dir die Weisheit schenken.
27 Denn die Gottesfurcht ist Weisheit und Bildung, / an Treue und Demut hat Gott Gefallen.
28 Sei nicht misstrauisch gegen die Gottesfurcht / und nahe ihr nicht mit zwiespältigem Herzen!
29 Sei kein Heuchler vor den Menschen / und hab Acht auf deine Lippen!
30 Überhebe dich nicht, damit du nicht fällst / und Schande über dich bringst; sonst enthüllt der Herr, was du verbirgst, / und bringt dich zu Fall inmitten der Gemeinde, weil du dich der Gottesfurcht genaht hast, / obwohl dein Herz voll Trug war.


2

1 Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, / dann mach dich auf Prüfung gefasst!
2 Sei tapfer und stark, / zur Zeit der Heimsuchung überstürze nichts!
3 Hänge am Herrn und weiche nicht ab, / damit du am Ende erhöht wirst.
4 Nimm alles an, was über dich kommen mag, / halt aus in vielfacher Bedrängnis!
5 Denn im Feuer wird das Gold geprüft / und jeder, der Gott gefällt, im Schmelzofen der Bedrängnis.
6 Vertrau auf Gott, er wird dir helfen, / hoffe auf ihn, er wird deine Wege ebnen.
7 Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, / hofft auf sein Erbarmen, / weicht nicht ab, damit ihr nicht zu Fall kommt.
8 Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf ihn / und er wird euch den Lohn nicht vorenthalten.
9 Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, hofft auf Heil, / auf immer währende Freude und auf Erbarmen!
10 Schaut auf die früheren Generationen und seht: / Wer hat auf den Herrn vertraut / und ist dabei zuschanden geworden? Wer hoffte auf ihn und wurde verlassen? / Wer rief ihn an und er erhörte ihn nicht?
11 Denn gnädig und barmherzig ist der Herr; / er vergibt die Sünden und hilft zur Zeit der Not.
12 Weh den mutlosen Herzen und den schlaffen Händen, / dem Menschen, der auf zweierlei Wegen geht.
13 Weh dem schlaffen Herzen, weil es nicht glaubt; / darum wird es keinen Schutz haben.
14 Weh euch, die ihr die Hoffnung verloren habt. / Was werdet ihr tun, wenn euch der Herr zur Rechenschaft zieht?
15 Wer den Herrn fürchtet, ist nicht ungehorsam gegen sein Wort, / wer ihn liebt, hält seine Wege ein.
16 Wer den Herrn fürchtet, sucht ihm zu gefallen, / wer ihn liebt, ist erfüllt von seinem Gesetz.
17 Wer den Herrn fürchtet, macht sein Herz bereit / und demütigt sich vor ihm.
18 Besser ist es, in die Hände des Herrn zu fallen / als in die Hände der Menschen. Denn wie seine Größe, so ist sein Erbarmen, / und wie sein Name, so sind auch seine Werke.


3

1 Hört, ihr Söhne, was das Recht des Vaters ist, / und handelt danach, damit es euch gut geht.
2 Denn der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater zu ehren, / und die Söhne verpflichtet, das Recht ihrer Mutter zu achten.
3 Wer den Vater ehrt, erlangt Verzeihung der Sünden, /
4 und wer seine Mutter achtet, / gleicht einem Menschen, der Schätze sammelt.
5 Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den eigenen Kindern, / und wenn er betet, wird er Erhörung finden.
6 Wer den Vater achtet, wird lange leben, / und wer seiner Mutter Ehre erweist, der erweist sie dem Herrn.
7 Wer den Herrn fürchtet, ehrt seinen Vater / und dient seinen Eltern wie Vorgesetzten.
8 Mein Sohn, ehre deinen Vater in Wort und Tat, / damit aller Segen über dich kommt.
9 Der Segen des Vaters festigt die Wurzel, / doch der Fluch der Mutter reißt die junge Pflanze aus.
10 Such deinen Ruhm nicht darin, den Vater herabzusetzen, / denn das ist keine Ehre für dich.
11 Die Ehre eines Menschen ist die seines Vaters; / wer seine Mutter verachtet, sündigt schwer.
12 Mein Sohn, wenn dein Vater alt ist, nimm dich seiner an / und betrübe ihn nicht, solange er lebt.
13 Wenn sein Verstand abnimmt, sieh es ihm nach / und beschäme ihn nicht in deiner Vollkraft!
14 Denn die Liebe zum Vater wird nicht vergessen, / sie wird als Sühne für deine Sünden eingetragen.
15 Zur Zeit der Bedrängnis wird sie dir vergolten werden; / sie lässt deine Sünden schmelzen wie Wärme den Reif.
16 Wie ein Gotteslästerer handelt, wer seinen Vater im Stich lässt, / und von Gott ist verflucht, wer seine Mutter kränkt.


Bescheidenheit

17 Mein Sohn, bei all deinem Tun bleibe bescheiden / und du wirst mehr geliebt werden als einer, der Gaben verteilt.
18 Je größer du bist, umso mehr bescheide dich, / dann wirst du Gnade finden bei Gott.
19 []
20 Denn groß ist die Macht Gottes / und von den Demütigen wird er verherrlicht.
21 Such nicht zu ergründen, was dir zu wunderbar ist, / untersuch nicht, was dir verhüllt ist.
22 Was dir zugewiesen ist, magst du durchforschen, / doch das Verborgene hast du nicht nötig.
23 Such nicht hartnäckig zu erfahren, / was deine Kraft übersteigt. / Es ist schon zu viel, was du sehen darfst.
24 Vielfältig sind die Gedanken der Menschen, / schlimmer Wahn führt in die Irre.
25 [Wer kein Auge hat, dem fehlt das Licht, / wer keine Einsicht hat, dem fehlt die Weisheit.]
26 Ein trotziges Herz nimmt ein böses Ende, / wer aber das Gute liebt, den wird es geleiten.
27 Ein trotziges Herz schafft sich viel Leid / und der Frevler häuft Sünde auf Sünde.
28 Für die Wunde des Übermütigen gibt es keine Heilung, / denn ein giftiges Kraut hat in ihm seine Wurzeln.
29 Ein weises Herz versteht die Sinnsprüche [der Weisen], / ein Ohr, das auf die Weisheit hört, macht Freude.
30 Wie Wasser loderndes Feuer löscht, / so sühnt Mildtätigkeit Sünde.
31 Wer Gutes tut, dem begegnet es auf seinen Wegen, / sobald er wankt, findet er eine Stütze.


4

Mildtätigkeit

1 Mein Sohn, entzieh dem Armen nicht den Lebensunterhalt / und lass die Augen des Betrübten nicht vergebens warten!
2 Enttäusche den Hungrigen nicht / und das Herz des Unglücklichen errege nicht!
3 Verweigere die Gabe dem Bedürftigen nicht
4 und missachte nicht die Bitten des Geringen!
5 Verbirg dich nicht vor dem Verzweifelten / und gib ihm keinen Anlass, dich zu verfluchen.
6 Schreit der Betrübte im Schmerz seiner Seele, / so wird Gott, sein Fels, auf sein Wehgeschrei hören.
7 Mach dich beliebt in der Gemeinde, / beuge das Haupt vor dem, der sie führt.
8 Neige dem Armen dein Ohr zu / und erwidere ihm freundlich den Gruß!
9 Rette den Bedrängten vor seinen Bedrängern; / ein gerechtes Gericht sei dir nicht widerwärtig.
10 Sei den Waisen wie ein Vater / und den Witwen wie ein Gatte! Dann wird Gott dich seinen Sohn nennen, / er wird Erbarmen mit dir haben / und dich vor dem Grab bewahren.


Der Weg zum Leben

11 Die Weisheit belehrt ihre Söhne, / sie mahnt eindringlich alle, die auf sie achten.
12 Wer sie liebt, liebt das Leben, / wer sie sucht, wird Gott gefallen.
13 Wer sie ergreift, findet Ehre beim Herrn / und wird unter Gottes Segen leben.
14 Der Dienst an ihr ist Dienst am Heiligtum; / wer sie liebt, den liebt der Herr.
15 Wer auf mich hört, wird gerecht richten, / wer mir zuhört, wohnt in meinen innersten Kammern.
16 Hat er Vertrauen zu mir, wird er mich erlangen, / auch seine Nachkommen werden mich besitzen.
17 Denn unerkannt gehe ich mit ihm / und prüfe ihn durch Versuchungen. Furcht und Bangen lasse ich über ihn kommen, / bis sein Herz von mir erfüllt ist.
18 Dann wende ich mich ihm zu, / zeige ihm den geraden Weg und enthülle ihm meine Geheimnisse.
19 Weicht er ab, so verwerfe ich ihn / und überlasse ihn denen, die ihn vernichten.


Die Gottesfurcht im Leben der Gemeinschaft: 4,20 - 18,14

Die echte und die falsche Scham

20 Mein Sohn, achte auf die rechte Zeit / und scheue das Unrecht! Deiner selbst sollst du dich nicht schämen müssen.
21 Es gibt eine Scham, die Sünde bringt, / und eine Scham, die Ehre und Ruhm einträgt.
22 Sei nicht parteiisch, dir selbst zum Schaden, / strauchle nicht, dir selbst zum Fall.
23 Halte zur rechten Zeit dein Wort nicht zurück, / verbirg deine Weisheit nicht!
24 Denn die Weisheit zeigt sich in der Rede / und die Einsicht in der Antwort der Zunge.
25 Widerstreite der Wahrheit nicht; / deiner Torheit sollst du dich schämen.
26 Schäme dich nicht, von der Sünde umzukehren, / leiste nicht trotzig Widerstand!
27 Unterwirf dich nicht dem Toren, / nimm keine Rücksicht auf den Herrscher!
28 Bis zum Tod setz dich ein für das Recht, / dann wird der Herr für dich kämpfen.
29 Sei nicht prahlerisch mit deinen Worten / und schlaff und matt in deinem Tun!
30 Spiel nicht in deinem Haus den Löwen, / vor dem sich deine Knechte fürchten müssen.


Das rechte Verhalten gegen den Besitz

31 Deine Hand sei nicht ausgestreckt zum Nehmen / und verschlossen beim Zurückgeben.


5

1 Verlass dich nicht auf deinen Reichtum / und sag nicht: Ich kann es mir leisten.
2 Folg nicht deinem Herzen und deinen Augen, / um nach dem Begehren deiner Seele zu leben.
3 Sag nicht: Wer vermag etwas gegen meine Macht? / Denn der Herr rächt die Verfolgten.
4 Sag nicht: Ich habe gesündigt, / doch was ist mir geschehen? / Denn der Herr hat viel Geduld.
5 Verlass dich nicht auf die Vergebung, / füge nicht Sünde an Sünde,
6 indem du sagst: Seine Barmherzigkeit ist groß, / er wird mir viele Sünden verzeihen. Denn Erbarmen ist bei ihm, aber auch Zorn, / auf den Frevlern ruht sein Grimm.
7 Zögere nicht, dich zu ihm zu bekehren, / verschieb es nicht Tag um Tag! Denn sein Zorn bricht plötzlich aus, / zur Zeit der Vergeltung wirst du dahingerafft.
8 Vertrau nicht auf trügerische Schätze; / sie nützen nichts am Tag des Zorns.


Die Verantwortung beim Reden

9 Worfle nicht bei jedem Wind / und geh nicht auf jedem Pfad!
10 Bleib fest bei deiner Überzeugung, / eindeutig sei deine Rede.
11 Sei schnell bereit zum Hören, / aber bedächtig bei der Antwort!
12 Nur wenn du imstande bist, antworte deinem Mitmenschen, / wenn nicht, leg die Hand auf den Mund!
13 Ehre und Schmach liegen in der Hand des Schwätzers, / des Menschen Zunge ist sein Untergang.
14 Lass dich nicht doppelzüngig nennen / und verleumde niemand mit deinen Worten!Denn für den Dieb ist Schande bestimmt, / schlimme Schmach für den Doppelzüngigen.
15 Im Kleinen wie im Großen handle nicht unrecht, / sei nicht statt eines Freundes ein Feind!


6

1 Schlimmen Ruf und Schande erntet die schmähsüchtige Frau, / ebenso schlecht ist der doppelzüngige Mann.
2 Verfall nicht der Macht deiner Gier; / sie wird wie ein Stier deine Kraft abweiden.
3 Dein Laub wird sie fressen, deine Früchte verderben / und dich zurücklassen wie einen dürren Baum.
4 Freche Gier richtet ihre Opfer zugrunde / und macht sie zum Gespött des Feindes.


Die Freundschaft

5 Sanfte Rede erwirbt viele Freunde, / freundliche Lippen sind willkommen.
6 Viele seien es, die dich grüßen, / dein Vertrauter aber sei nur einer aus tausend.
7 Willst du einen Freund gewinnen, / gewinne ihn durch Erprobung, / schenk ihm nicht zu schnell dein Vertrauen!
8 Mancher ist Freund je nach der Zeit, / am Tag der Not hält er nicht stand.
9 Mancher Freund wird zum Feind, / unter Schmähungen deckt er den Streit mit dir auf.
10 Mancher ist Freund als Gast am Tisch, / am Tag des Unheils ist er nicht zu finden.
11 In deinem Glück ist er eins mit dir, / in deinem Unglück trennt er sich von dir.
12 Trifft dich ein Unglück, wendet er sich gegen dich / und hält sich vor dir verborgen.
13 Von deinen Feinden halte dich fern, / vor deinen Freunden sei auf der Hut!
14 Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; / wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden.
15 Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis, / nichts wiegt seinen Wert auf.
16 Das Leben ist geborgen bei einem treuen Freund, / ihn findet, wer Gott fürchtet.
17 Wer den Herrn fürchtet, hält rechte Freundschaft, / wie er selbst, so ist auch sein Freund.


Der Weg zur Weisheit

18 Mein Sohn, lerne Zucht von Jugend an / und du wirst Weisheit gewinnen, bis du ergraut bist.
19 Wie ein Pflüger und Schnitter geh auf sie zu / und warte auf ihren reichen Ertrag! Du wirst in ihrem Dienst nur wenig Mühe haben / und bald ihre Früchte genießen.
20 Rau ist sie für den Toren, / wer ohne Einsicht ist, erträgt sie nicht.
21 Wie ein schwerer Stein lastet sie auf ihm, / er zögert nicht, sie abzuwerfen.
22 Denn die Zucht ist wie ihr Name, / vielen ist sie unbequem.
23 Höre, mein Sohn, nimm meine Lehre an, / verschmäh nicht meinen Rat!
24 Bring deine Füße in ihre Fesseln, / deinen Hals unter ihr Joch!
25 Beuge deinen Nacken und trage sie, / werde ihrer Stricke nicht überdrüssig!
26 Mit ganzem Herzen schreite auf sie zu, / mit voller Kraft halte ihre Wege ein!
27 Frage und forsche, suche und finde! / Hast du sie erfasst, lass sie nicht wieder los!
28 Denn schließlich wirst du bei ihr Ruhe finden, / sie wandelt sich dir in Freude.
29 Ihre Fessel wird dir zum sicheren Schutz, / ihre Stricke werden zu goldenen Gewändern.
30 Ein Goldschmuck ist ihr Joch, / ihre Garne sind ein Purpurband.
31 Als Prachtgewand kannst du sie anlegen, / sie aufsetzen als herrliche Krone.
32 Wenn du willst, mein Sohn, kannst du weise werden, / du wirst klug, wenn du dein Herz darauf richtest.
33 Bist du bereit zu hören, so wirst du belehrt, / neigst du dein Ohr, erlangst du Bildung.
34 Verweile gern im Kreis der Alten, / wer weise ist, dem schließ dich an!
35 Lausche gern jeder ernsten Rede, / keinen Weisheitsspruch lass dir entgehen!
36 Achte auf den, der Weisheit hat, und suche ihn auf; / dein Fuß trete seine Türschwelle aus.
37 Achte auf die Furcht vor dem Herrn, / sinn allezeit über seine Gebote nach! Dann gibt er deinem Herzen Einsicht, / er macht dich weise, wie du es begehrst.


7

Gefahren für den Weisen

1 Tu nichts Böses, so trifft dich nichts Böses. /
2 Bleib der Sünde fern, so meidet sie dich.
3 Säe nicht in Furchen des Unrechts, / damit du es nicht siebenfach erntest.
4 Begehr von Gott kein Herrscheramt / und vom König keinen Ehrenplatz!
5 Halte dich nicht für gerecht vor Gott, / nicht für klug vor dem König!
6 Begehr nicht, Herrscher zu werden, / wenn dir die Kraft fehlt, dem Übermut zu steuern;du würdest sonst den Vornehmen fürchten / und deine Ehre beflecken.
7 Setz dich nicht ins Unrecht bei der Versammlung am Tor, / bring dich nicht selbst zu Fall vor der Gemeinde!
8 Sinne nicht darauf, die Sünde zu wiederholen; / schon bei einer bleibst du nicht straflos.
9 Sag nicht: Auf die Menge meiner Gaben wird Gott sehen, / und wenn ich dem Höchsten opfere, nimmt er es an.
10 Sei nicht kleinmütig beim Gebet / und nicht säumig beim Wohltun!
11 Blick nicht geringschätzig auf einen Verbitterten; / bedenk, dass einer da ist, der erhöht und erniedrigt.
12 Sinne nicht auf Unrecht gegen deinen Bruder, / auch nicht gegen den Freund und Gefährten.
13 Jede Lüge missfalle dir; / denn sie hat nichts Gutes zu erhoffen.
14 Rede nicht heimlich in der Versammlung der Fürsten / und wiederhol nicht die Worte beim Gebet!
15 Sei nicht leichtfertig bei der schweren Arbeit auf dem Acker, / denn von Gott ist sie zugewiesen.
16 Überschätz dich nicht vor dem Volk; / bedenk, dass der Zorn nicht ausbleibt.
17 Demütige deinen Stolz ganz tief, / denn was den Menschen erwartet, ist die Verwesung. [Sag nicht vorschnell: Welch ein Widersinn! / Überlass es Gott und willige ein in seinen Weg!]


Das rechte Verhalten im häuslichen Kreis

18 Wechsle keinen Freund für Geld, / einen treuen Bruder nicht für Gold aus Ofir!
19 Verachte nicht eine kluge Frau; / liebenswürdige Güte ist mehr wert als Perlen.
20 Misshandle einen Sklaven nicht, der dir treu dient, / auch nicht einen Tagelöhner, der sich willig einsetzt.
21 Einen klugen Sklaven liebe wie dich selbst, / verweigere ihm die Freilassung nicht!
22 Hast du Vieh, so schau darauf; / ist es brauchbar, so behalt es!
23 Hast du Söhne, nimm sie in Zucht / und gib ihnen Frauen in jungen Jahren!
24 Hast du Töchter, so behüte ihren Leib; / zeig dich ihnen nicht allzu freundlich!
25 Bring die Tochter aus dem Haus, dann zieht die Sorge aus; / doch verheirate sie nur mit einem verständigen Mann!
26 Hast du eine Frau, so verstoße sie nicht / und schenk dein Vertrauen keiner Geschiedenen!
27 Ehre deinen Vater von ganzem Herzen, / vergiss niemals die Schmerzen deiner Mutter!
28 Denk daran, dass sie dir das Leben gaben. / Wie kannst du ihnen vergelten, was sie für dich taten?


Die Erfüllung heiliger Pflichten

29 Fürchte Gott von ganzem Herzen, / seine Priester halt in Ehren!
30 Liebe deinen Schöpfer mit aller Kraft / und lass seine Diener nie im Stich!
31 Ehre Gott und achte den Priester, / entrichte ihm den Anteil, wie es dir geboten ist: den Speiseanteil vom Schuldopfer und die freiwillige Abgabe, / die gesetzlichen Schlachtopfer und die heilige Abgabe.
32 Streck deine Hand auch dem Armen entgegen, / damit dein Segen vollkommen sei.
33 Schenk jedem Lebenden deine Gaben / und auch dem Toten versag deine Liebe nicht!
34 Entzieh dich nicht den Weinenden, / vielmehr trauere mit den Trauernden!
35 Säume nicht, den Kranken zu besuchen, / dann wirst du von ihm geliebt.
36 Bei allem, was du tust, denk an das Ende, / so wirst du niemals sündigen.


8

1 Streite nicht mit einem Mächtigen, / damit du ihm nicht in die Hände fällst.
2 Kämpf nicht gegen einen Reichen an, / sonst wirft er zu deinem Verderben sein Geld ins Gewicht. Schon viele hat das Geld übermütig gemacht, / die Herzen der Großen hat es verführt.
3 Zank nicht mit einem Schwätzer / und leg nicht noch Holz auf das Feuer!
4 Pflege keinen Umgang mit einem Toren; / er wird die Weisen doch nur verachten.
5 Beschäm keinen, der sich von der Sünde bekehrt hat; / denk daran, dass wir alle schuldig sind.
6 Beschimpf keinen alten Mann, / denn auch mancher von uns wird ein Greis.
7 Freu dich nicht, wenn einer gestorben ist, / bedenk: Wir alle werden sterben.
8 Verwirf die Rede der Weisen nicht, / wirf dich vielmehr auf ihre Sinnsprüche! Denn dadurch wirst du Bildung lernen, / um vor Fürsten stehen zu können.
9 Verachte nicht die Überlieferung der Alten, / die sie übernommen haben von ihren Vätern. Dann wirst du Einsicht lernen, / um antworten zu können, sobald es notwendig ist.
10 Entzünde nicht die Glut des Frevlers, / damit du in der Flamme seines Feuers nicht verbrennst.
11 Weich einem Zuchtlosen nicht aus, / sonst lauert er heimlich auf deine Reden.
12 Borge keinem, der mächtiger ist als du. / Hast du geborgt, so hast du verloren.
13 Bürge für keinen, der höher steht als du. / Hast du gebürgt, so musst du zahlen.
14 Rechte nicht mit einem Richter; / denn er spricht Recht, wie es ihm beliebt.
15 Mit einem Gewalttätigen geh nicht des Wegs, / damit du nicht schweres Unheil über dich bringst. Denn er läuft rücksichtslos weiter / und du gehst zugrunde durch seinen Unverstand.
16 Einem Jähzornigen biete nicht die Stirn / und reite mit ihm nicht durch die Wüste! Leicht wiegt in seinen Augen die Blutschuld; / wenn kein Helfer da ist, bringt er dich um.
17 Führe kein vertrauliches Gespräch mit einem Toren; / er kann dein Geheimnis nicht für sich behalten.
18 Vor einem Fremden tu nichts, was geheim bleiben soll; / du weißt nicht, wie er sich am Ende verhält.
19 Öffne dein Herz nicht jedem Menschen / und wirf das Glück nicht von dir!


9

1 Sei nicht eifersüchtig gegen die Frau an deiner Brust, / damit sie nicht auf böse Gedanken gegen dich selbst kommt.
2 Liefere dich nicht einer Frau aus, / damit sie nicht Gewalt bekommt über dich.
3 Nah dich nicht einer fremden Frau, / damit du nicht in ihre Netze fällst.
4 Verkehr nicht mit einer Saitenspielerin, / damit du nicht durch ihre Töne gefangen wirst.
5 Denk nicht zu viel an ein Mädchen, / damit du nicht seinetwegen der Strafe verfällst.
6 Gib dich nicht mit einer Dirne ab, / damit sie dich nicht um dein Erbe bringt.
7 Schau nicht umher auf den Wegen zur Stadt, / streif nicht umher in ihren abgelegenen Winkeln!
8 Verhüll dein Auge vor einer reizvollen Frau, / blick nicht auf eine Schönheit, die dir nicht gehört. Wegen einer Frau kamen schon viele ins Verderben, / sie versengt ihre Liebhaber wie Feuer.
9 Streck dich nicht mit einer Verheirateten zum Weingelage hin, / sitz nicht berauscht mit ihr zusammen, / damit du ihr nicht dein Herz zuneigst und verblutend ins Grab sinkst.


Der rechte Umgang von Mann zu Mann

10 Gib einen alten Freund nicht auf; / denn ein neuer hält nicht zu dir. Neuer Freund, neuer Wein: / Nur alt trinkst du ihn gern.
11 Sei nicht neidisch auf einen bösen Menschen; / denn du weißt nicht, wann sein Tag ihn erreicht.
12 Liebäugle nicht mit einem übermütigen Menschen, der Erfolg hat, / bedenk, dass er nicht bis zum Tod straflos bleibt.
13 Bleib dem Menschen fern, der Macht hat zu töten, / und setz dich nicht Todesängsten aus!Nahst du dich ihm, so verfehle dich nicht, / sonst nimmt er dir das Leben. Wisse, dass du dich zwischen Schlingen bewegst / und über eine Fanggrube schreitest.
14 Antworte deinem Nächsten, so gut du kannst, / du selbst aber berate dich mit Weisen!
15 Stell deine Überlegung zusammen mit Verständigen an / und berate alles in ihrem Kreis!
16 Gerechte Männer seien deine Tischgenossen, / dein Ruhm bestehe in der Gottesfurcht.
17 Die Hände der Weisen fassen das Richtige an, / ein redegewandter Weiser ist Herrscher in seinem Volk.
18 Gefürchtet in der Stadt ist der Schwätzer, / ein prahlerischer Mund ist verhasst.


10

1 Ein weiser Herrscher festigt sein Volk, / die Regierung eines Verständigen ist wohl geordnet.
2 Wie der Herrscher des Volkes, so seine Beamten, / wie das Haupt der Stadt, so ihre Bewohner.
3 Ein König ohne Zucht richtet die Stadt zugrunde, / volkreich wird die Stadt durch kluge Fürsten.
4 In Gottes Hand liegt die Herrschaft über den Erdkreis; / er setzt zur rechten Zeit den rechten Mann über ihn.
5 In Gottes Hand liegt der Erfolg eines Menschen, / er verleiht dem Gesetzgeber seine Würde.
6 Füg dem Nächsten keinerlei Unrecht zu, / geh nie den Weg des Übermuts!
7 Dem Herrn und den Menschen ist Übermut verhasst, / Unterdrückung gilt bei beiden als Untat.
8 Die Herrschaft geht von einem Volk auf das andere über / wegen Gewalttat und Übermut.
9 Warum überhebt sich der Mensch aus Staub und Asche, / dessen Leib schon zu Lebzeiten verwest?
10 Ein wenig Krankheit bringt den Arzt in Erregung: / Heute König, morgen tot!
11 Stirbt der Mensch, so wird ihm Moder zuteil, / Maden, Geschmeiß und Gewürm.
12 Mit dem Trotz des Menschen fängt sein Übermut an, / wenn sich sein Herz abkehrt von seinem Schöpfer.
13 Ein See der Maßlosigkeit ist die Sünde, / aus ihr quillt Unrecht hervor. Darum wirkt Gott Wunder und Plagen / und schlägt den Sünder bis zur Vernichtung.
14 Gott stürzt den Thron der Stolzen / und setzt an ihre Stelle die Demütigen.
15 []
16 Gott verwischt die Spuren der Völker, / ihren Wurzelstock schlägt er ab bis auf den Grund.
17 Er fegt sie aus dem Land und rottet sie aus, / ihr Andenken lässt er von der Erde verschwinden.
18 Maßlosigkeit ziemt dem Menschen nicht, / frecher Zorn nicht dem von einer Frau Geborenen.


Die wahre und die falsche Ehre

19 Welches Geschlecht ist geachtet? Das des Menschen. / Welches Geschlecht ist geachtet? Das des Gottesfürchtigen. Welches Geschlecht ist verachtet? Das des Menschen. / Welches Geschlecht ist verachtet? Das des Gesetzesübertreters.
20 Unter Brüdern ist ihr Oberhaupt geehrt, / aber in Gottes Augen der Gottesfürchtige.
21 []
22 Gast und Fremder, Ausländer und Armer: / ihr Ruhm ist die Gottesfurcht.
23 Keinen verständigen Armen soll man verachten / und keinen Gewalttätigen ehren.
24 Fürsten, Richter und Herrscher sind geehrt, / doch keiner ist größer als der Gottesfürchtige.
25 Einem verständigen Sklaven müssen Freie dienen, / doch ein kluger Mann braucht nicht zu klagen.
26 Spiel nicht den Weisen, wenn du arbeiten sollst, / tu nicht vornehm, wenn du in Not bist.
27 Besser einer, der arbeitet und großen Reichtum gewinnt, / als einer, der vornehm tut und nichts zu essen hat.
28 Mein Sohn, in Demut ehre dich selbst, / beurteile dich, wie du es verdienst.
29 Wer wird den rechtfertigen, der sich selbst ins Unrecht setzt? / Wer wird den ehren, der sich selbst die Ehre abspricht?
30 Es gibt Arme, die wegen ihrer Klugheit geehrt sind. Es gibt Leute, die wegen ihres Reichtums geehrt sind.
31 Wird einer als Armer geehrt, wie viel mehr, wenn er reich wird. / Wird einer als Reicher verachtet, wie viel mehr, wenn er arm wird.


11

1 Weisheit erhebt das Haupt des Armen / und lässt ihn unter Fürsten sitzen.
2 Lobe keinen Menschen wegen seiner (schönen) Gestalt, verachte keinen Menschen wegen seines (bescheidenen) Aussehens!
3 Unansehnlich unter den geflügelten Tieren ist die Biene / und doch bringt sie den besten Ertrag ein.
4 Spotte nicht über das Kleid eines Betrübten, / verhöhne keinen, der Trauertag hat. Denn unbegreiflich sind die Fügungen des Herrn, / verborgen ist den Menschen sein Tun.
5 Viele, die unterdrückt waren, bestiegen den Thron, / viele, an die niemand dachte, trugen die Krone.
6 Viele, die hoch standen, wurden tief verachtet / und Angesehene wurden den Niedrigen ausgeliefert.
7 Tadle nicht, ehe du geprüft hast; / zuerst untersuche, dann weise zurecht!
8 Gib keine Antwort, bevor du gehört hast, / sprich nicht mitten in einer Rede!
9 Wenn du nicht beleidigt wirst, reg dich nicht auf! / Nimm nicht teil am Streit der Übermütigen!


Die rechte Einstellung zum Erwerb

10 Mein Sohn, warum willst du dir so viel Mühe bereiten? / Es bleibt doch keiner ungestraft, der zu hastig vorandrängt. Läufst du zu rasch, erreichst du das Ziel nicht; / fliehst du zu schnell, entkommst du nicht.
11 Da müht sich einer, plagt sich und hastet, / doch umso mehr bleibt er zurück.
12 Da ermattet einer und bricht unterwegs zusammen, / ist arm an Kraft und reich an Schwäche, doch das Auge des Herrn schaut ihn gütig an, / er schüttelt den schmutzigen Staub von ihm ab.
13 Er richtet sein Haupt auf und erhöht ihn, / sodass viele über ihn staunen.
14 Gutes und Böses, Leben und Tod, / Armut und Reichtum kommen vom Herrn.
15 [Weisheit, Einsicht und Kenntnis des Gesetzes sind vom Herrn, / Liebe und Rechtschaffenheit kommen von ihm.
16 Irrtum und Finsternis sind für die Sünder erschaffen; / wer sich des Bösen rühmt, mit dem wird das Böse alt.]
17 Der Lohn des Herrn für den Gerechten steht fest, / sein Wille setzt sich für immer durch.
18 Mancher wird reich, weil er sich plagt, / doch verwirkt er seinen Erwerb.
19 Er sagt zwar zu gegebener Zeit: Ich habe Ruhe gefunden, / nun will ich meine Güter genießen. Aber er weiß nicht, wie lange es dauert; / er hinterlässt sie andern und stirbt.
20 Mein Sohn, steh fest in deiner Pflicht und geh ihr nach, / bei deinem Tun bleibe bis ins Alter!
21 Wundere dich nicht über die Übeltäter; / früh morgens mach dich auf zum Herrn und hoffe auf sein Licht! Denn leicht ist es in den Augen des Herrn, / den Armen plötzlich und schnell reich zu machen.
22 Gottes Segen ist der Lohn des Gerechten, / zur bestimmten Zeit blüht seine Hoffnung auf.
23 Sag nicht: Ich habe meine Wünsche erfüllt, / was geht mir noch ab?
24 Sag nicht: Ich bin versorgt, / welches Unheil könnte über mich kommen?
25 Das Glück von heute lässt das Unglück vergessen, / das Unglück von heute lässt das Glück vergessen.
26 Denn leicht ist es in den Augen des Herrn, / am Todestag dem Menschen nach seinen Taten zu vergelten.
27 Schlimme Zeit lässt die Lust vergessen, / das Ende des Menschen gibt über ihn Auskunft.
28 Preise niemand glücklich vor seinem Tod; / denn erst an seinem Ende erkennt man den Menschen.


Die rechte Vorsicht

29 Bring nicht jeden Menschen ins Haus; / denn viele Wunden schlägt der Verleumder.
30 Wie ein im Korb gefangener Vogel ist das Herz des Übermütigen / oder wie ein Spion, der eine Bresche erspäht.
31 Der Verleumder verkehrt Gutes in Böses / und deine besten Absichten bringt er in Verdacht.
32 Einen Funken entfacht er zum Brand, / der Niederträchtige lauert auf Blut.
33 Hüte dich vor einem Bösen, denn er zeugt Böses. / Warum willst du für immer einen Makel davontragen?
34 Nimmst du den Fremden auf, entfremdet er dich deiner Lebensart; / er entzweit dich mit deiner Familie.


12

1 Wenn du Gutes tust, wisse, wem du es tust, / dann wirst du Dank ernten für deine Wohltat.
2 Tu dem Gerechten Gutes; dann findest du Lohn, / wenn nicht von ihm, so doch vom Herrn.
3 Ohne Dank bleibt, wer einen Frevler beschenkt, / auch hat er kein gutes Werk vollbracht.
4 Gib dem Guten, nicht aber dem Bösen, / unterstütze den Demütigen, gib nicht dem Hochmütigen!
5 Rüste ihn nicht mit Kampfwaffen aus, / sonst greift er dich selbst mit ihnen an. Doppeltes Übel trifft dich [in der Zeit der Not] / für all das Gute, das du ihm getan hast.
6 Denn auch Gott hasst die Bösen, / den Frevlern vergilt er mit Strafe.
7 []
8 Im Glück erkennt man den Freund nicht, / aber im Unglück bleibt der Feind nicht verborgen.
9 Im Glück ist auch der Feind ein Freund; / im Unglück wendet auch der Freund sich ab.
10 Trau niemals einem Feind; / denn seine Bosheit gleicht dem rostenden Eisen.
11 Zeigt er sich auch willig und tut unterwürfig, / nimm dich in Acht und hüte dich vor ihm! Sei zu ihm wie ein Spiegelputzer / und beachte die letzten Spuren des Rostes!
12 Lass ihn nicht an deiner Seite stehen, / sonst stürzt er dich und tritt an deine Stelle. Lass ihn nicht zu deiner Rechten sitzen, / sonst strebt er nach deinem Sitz. Zu spät begreifst du dann meine Worte / und stimmst in meine Klage ein.
13 Wer bedauert den Schlangenbeschwörer, wenn er gebissen wird, / und den, der sich reißenden Tieren nähert?
14 Ihnen gleicht, wer mit einem Schurken verkehrt / und sich in seine Sünden verstrickt.
15 Solange er neben dir steht, zeigt er sich nicht offen, / wankst du aber, hält er nicht stand.
16 Auf seinen Lippen hat der Gegner süße Worte, / doch in seinem Herzen sinnt er auf Verderben. Mag auch der Feind mit seinen Augen weinen, / findet er Gelegenheit, wird er an Blut nicht satt.
17 Trifft dich ein Unglück, findet er sich ein; / als heuchelnder Helfer sucht er dich zu stürzen.
18 Er schüttelt den Kopf und schwingt die Hand, / doch unter viel dunklem Gerede ändert er das Gesicht.


13

1 Wer Pech anrührt, dem klebt es an der Hand; / wer mit einem Zuchtlosen umgeht, nimmt seine Art an.
2 Wie willst du tragen, was dir zu schwer ist? / Ist einer reicher als du, wie kannst du mit ihm zusammengehen? Wie kann der irdene Topf mit dem Kessel zusammengehen? / Der Kessel stößt an ihn und er zerbricht.
3 Der Reiche tut Unrecht und prahlt noch damit, / der Arme leidet Unrecht und muss um Gnade bitten.
4 Bist du ihm nützlich, ist er um dich bemüht, / brichst du zusammen, lässt er dich im Stich.
5 Hast du etwas, gibt er dir schöne Worte, / doch er macht dich arm, ohne dass es ihm Leid tut.
6 Hat er dich nötig, schmeichelt er dir, / er lächelt dir zu und macht dir Hoffnung.
7 Solange es Vorteil bringt, hält er dich zum Besten, / zweimal, dreimal täuscht er dich. Sieht er dich dann wieder, geht er an dir vorbei / und schüttelt den Kopf über dich.
8 Gib Acht, wag dich nicht zu weit vor / und werde nicht wie die, denen der Verstand fehlt.
9 Naht sich ein Vornehmer, halte dich fern, / umso mehr wird er dich an sich ziehen.
10 Dräng dich nicht vor, sonst musst du dich wieder zurückziehen; / zieh dich aber nicht ganz zurück, sonst wirst du vergessen.
11 Sei nicht zu sicher im freien Umgang mit ihm, / trau nicht seinen vielen Reden! Mit seinen vielen Reden sucht er dich zu verführen, / er lächelt dir zu und forscht dich aus.
12 Grausam handelt der Mächtige und kennt kein Mitleid, / gegen das Leben vieler schmiedet er heimliche Pläne.
13 Gib Acht und sei vorsichtig, / geh nicht mit gewalttätigen Menschen!
14 []
15 Jedes Lebewesen liebt seinesgleichen, / jeder Mensch den, der ihm ähnlich ist.
16 Jedes Lebewesen hat seinesgleichen um sich, / mit seinesgleichen gehe auch der Mensch zusammen.
17 Geht etwa der Wolf mit dem Lamm zusammen? / Ebenso wenig der Frevler mit dem Gerechten.
18 Lebt etwa die Hyäne mit dem Hund in Frieden / und der Reiche in Frieden mit dem Armen?
19 Des Löwen Beute sind die Wildesel in der Wüste; / so sind die Geringen die Weide des Reichen.
20 Ein Gräuel für den Stolzen ist die Demut, / ein Gräuel für den Reichen ist der Arme.
21 Wankt ein Reicher, wird er vom Freund gestützt, / wankt ein Geringer, wird er vom Freund gestürzt.
22 Redet ein Reicher, so hat er viele Helfer. / Sein törichtes Gerede nennen sie schön. Redet ein Geringer, ruft man: Pfui! / Mag er auch klug reden, für ihn ist kein Platz.
23 Redet ein Reicher, dann schweigen alle, / sie erheben seine Klugheit bis zu den Wolken. Redet ein Geringer, heißt es: Wer ist denn das? / Stolpert er, dann stoßen sie ihn noch.


Der rechte Genuss

24 Gut ist der Reichtum, wenn keine Schuld an ihm klebt; / schlimm ist die Armut, die aus Übermut entstand.
25 Das Herz des Menschen verändert sein Gesicht / und macht es heiter oder traurig.
26 Zeichen des glücklichen Herzens ist ein frohes Gesicht; / Sorgen und Kummer sind quälendes Grübeln.


14

1 Wohl dem Menschen, dem sein eigener Mund keine Vorwürfe macht, / der nicht klagen muss vor Kummer über seine Sünden.
2 Wohl dem Menschen, der sich nicht selbst tadeln muss / und dessen Hoffnung nicht aufhört.
3 Einem Engherzigen steht Reichtum nicht an. / Wozu braucht ein Geiziger Gold?
4 Wer gegen sich selbst geizt, sammelt für einen andern; / in seinen Gütern wird ein Fremder schwelgen.
5 Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? / Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.
6 Keiner ist schlimmer daran als einer, der sich selbst nichts gönnt, / ihn selbst trifft die Strafe für seine Missgunst.
7 Tut er etwas Gutes, dann tut er es aus Versehen / und am Ende zeigt er seine Schlechtigkeit.
8 Schlimm ist ein Geizhals, / der sein Gesicht abwendet und die Hungernden verachtet.
9 Dem Auge des Toren ist sein Besitz zu klein, / ein geiziges Auge trocknet die Seele aus.
10 Das Auge des Geizigen hastet nach Speise, / Unruhe herrscht an seinem Tisch. [Ein gütiges Auge mehrt das Brot, / selbst eine schwache Quelle spendet Wasser auf den Tisch.]
11 Mein Sohn, wenn du imstande bist, pflege dich selbst; / so weit du kannst, lass es dir gut gehen!
12 Denk daran, dass der Tod nicht säumt / und die Frist bis zur Unterwelt dir unbekannt ist.
13 Bevor du stirbst, tu Gutes dem Freund; / beschenk ihn, so viel du vermagst.
14 Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages; / an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei!
15 Musst du nicht einem andern deinen Besitz hinterlassen, / den Erben, die das Los werfen über das, was du mühsam erworben hast?
16 Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas; / denn in der Unterwelt ist kein Genuss mehr zu finden.
17 Wir alle werden alt wie ein Kleid; / es ist ein ewiges Gesetz: Alles muss sterben.
18 Wie sprossende Blätter am grünen Baum / - das eine welkt, das andere wächst nach -, so sind die Geschlechter von Fleisch und Blut: / das eine stirbt, das andere reift heran.
19 Alle ihre Werke vermodern, / was ihre Hände schufen, folgt ihnen nach.


Das rechte Suchen nach Weisheit

20 Wohl dem Menschen, der nachsinnt über die Weisheit, / der sich bemüht um Einsicht,
21 der seinen Sinn richtet auf ihre Wege / und auf ihre Pfade achtet,
22 der ihr nachgeht wie ein Späher / und an ihren Eingängen lauert,
23 der durch ihre Fenster schaut / und an ihren Türen horcht,
24 der sich bei ihrem Haus niederlässt / und seine Zeltstricke an ihrer Mauer befestigt,
25 der neben ihr sein Zelt aufstellt / und so eine gute Wohnung hat,
26 der sein Nest in ihr Laub baut / und in ihren Zweigen die Nacht verbringt,
27 der sich in ihrem Schatten vor der Hitze verbirgt / und im Schutz ihres Hauses wohnt.


15

1 Wer den Herrn fürchtet, handelt so, / und wer am Gesetz fest hält, erlangt die Weisheit.
2 Sie geht ihm entgegen wie eine Mutter, / wie eine junge Gattin nimmt sie ihn auf.
3 Sie nährt ihn mit dem Brot der Klugheit / und tränkt ihn mit dem Wasser der Einsicht.
4 Er stützt sich auf sie und kommt nicht zu Fall, / er vertraut auf sie und wird nicht enttäuscht.
5 Sie erhöht ihn über seine Gefährten, / sie öffnet ihm den Mund in der Versammlung.
6 Sie lässt ihn Jubel und Freude finden, / unvergänglichen Ruhm wird sie ihm verleihen.
7 Für schlechte Menschen ist sie unerreichbar, / Unbeherrschte werden sie nicht schauen.
8 Den Zuchtlosen ist sie fern. / Lügner denken nicht an sie.
9 Schlecht klingt das Gotteslob im Mund des Frevlers, / es ist ihm von Gott nicht zugeteilt.
10 Im Mund des Weisen erklinge das Gotteslob / und wer dazu Vollmacht hat, unterrichte darin.


Die Verantwortung des Menschen

11 Sag nicht: Meine Sünde kommt von Gott. / Denn was er hasst, das tut er nicht.
12 Sag nicht: Er hat mich zu Fall gebracht. / Denn er hat keine Freude an schlechten Menschen.
13 Verabscheuungswürdiges hasst der Herr; / alle, die ihn fürchten, bewahrt er davor.
14 Er hat am Anfang den Menschen erschaffen / und ihn der Macht der eigenen Entscheidung überlassen.
15 [Er gab ihm seine Gebote und Vorschriften.] / Wenn du willst, kannst du das Gebot halten; / Gottes Willen zu tun ist Treue.
16 Feuer und Wasser sind vor dich hingestellt; / streck deine Hände aus nach dem, was dir gefällt.
17 Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; / was er begehrt, wird ihm zuteil.
18 Überreich ist die Weisheit des Herrn; / stark und mächtig ist er und sieht alles.
19 Die Augen Gottes schauen auf das Tun des Menschen, / er kennt alle seine Taten.
20 Keinem gebietet er zu sündigen / und die Betrüger unterstützt er nicht.


16

1 Wünsch dir nicht schöne Kinder, wenn sie nichts taugen, / und freu dich nicht über missratene Söhne!
2 Mögen sie auch zahlreich sein, freu dich nicht über sie, / wenn sie keine Gottesfurcht besitzen.
3 Verlass dich nicht auf ihre Lebensdauer, / setz kein Vertrauen in ihre Zukunft! Besser als tausend ist einer [der Gottes Willen tut], / besser kinderlos sterben, als schlimme Nachkommen haben.
4 Durch einen einzigen Verständigen vermehrt sich die Stadt, / durch die Sippe der Abtrünnigen verödet sie.
5 Viel von dem hat mein Auge gesehen, / mehr noch hat mein Ohr vernommen:
6 Im Kreis der Frevler flammt Feuer auf; / gegen ein sündiges Volk entbrennt der Zorn.
7 Er hat den Fürsten der Vorzeit nicht verziehen, / als sie sich in ihrer Stärke empörten.
8 Er hat die Mitbürger Lots nicht geschont, / als sie zügellos waren in ihrem Übermut.
9 Er hat das todgeweihte Volk nicht geschont, / das wegen seiner Sünden das Land verlor,
10 auch nicht die sechshunderttausend Mann Fußvolk; / sie wurden dahingerafft wegen ihres verbrecherischen Herzens.
11 Wie erst ergeht es dem Einzelnen, der halsstarrig ist: / Ein Wunder wäre es, wenn er straflos bliebe. Denn bei Gott sind Erbarmen und Zorn, / er vergibt und verzeiht, / doch auch den Zorn schüttet er aus.
12 Sein Erbarmen ist so groß wie sein Strafen, / jeden richtet er nach seinen Taten.
13 Der Verbrecher entkommt nicht mit seinem Raub, / doch der Hoffnung des Gerechten setzt Gott kein Ende.
14 Jedem Wohltätigen wird sein Lohn zuteil, / jeder empfängt nach seinen Taten.
15 [Der Herr verhärtete das Herz des Pharao, / der ihn nicht erkannte, / obwohl seine Werke unter dem Himmel offenbar waren.
16 Sein Erbarmen ist allen seinen Geschöpfen sichtbar, / sein Licht und sein Dunkel hat er den Menschen zugeteilt.]
17 Sag nicht: Ich bin vor Gott verborgen, / wer denkt an mich in der Höhe? In der großen Menge bleibe ich unbemerkt, / was bin ich in der Gesamtzahl der Menschen?
18 Der Himmel, der höchste Himmel, das Meer und das Land, / sie wanken, wenn er sie heimsucht.
19 Der Untergrund der Berge und die Grundfesten der Erde, / sie erbeben gewaltig, wenn er sie anschaut.
20 Doch an mich denkt er nicht / und wer achtet auf meine Wege?
21 Sündige ich, sieht mich kein Auge, / betrüge ich ganz heimlich, wer weiß es? -
22 Das gerechte Tun, wer macht es bekannt? / Und was darf ich hoffen, wenn ich das Gebot halte?
23 Nur ein Unvernünftiger behauptet solches, / nur ein törichter Mensch denkt so.


Gottes Wege mit den Menschen

24 Hört auf mich und lernt von meiner Erfahrung, / richtet euren Sinn auf meine Worte!
25 Wohl überlegt trage ich meine Gedanken vor / und bescheiden teile ich mein Wissen mit:
26 Als Gott am Anfang seine Werke erschuf / und ihnen zu ihrem Dasein Gesetze gab,
27 hat er ihre Aufgabe für immer festgelegt / und ihren Machtbereich für alle Zeiten. Sie ermatten nicht und werden nicht müde, / sie lassen nicht nach in ihrer Kraft.
28 Keines seiner Werke verdrängt das andere / und bis in Ewigkeit widerstreben sie seinem Befehl nicht.
29 Dann hat der Herr auf die Erde geblickt / und sie mit seinen Gütern erfüllt.
30 Mit allerlei Lebewesen bedeckte er ihre Fläche / und sie kehren wieder zu ihr zurück.


17

1 Der Herr hat die Menschen aus Erde erschaffen / und lässt sie wieder zu ihr zurückkehren.
2 Gezählte Tage und eine bestimmte Zeit wies er ihnen zu / und gab ihnen Macht über alles auf der Erde.
3 Ihm selbst ähnlich hat er sie mit Kraft bekleidet / und sie nach seinem Abbild erschaffen.
4 Auf alle Wesen legte er die Furcht vor ihnen, / über Tiere und Vögel sollten sie herrschen.
5 []
6 Er bildete ihnen Mund und Zunge, Auge und Ohr / und ein Herz zum Denken gab er ihnen.
7 Mit kluger Einsicht erfüllte er sie / und lehrte sie, Gutes und Böses zu erkennen.
8 Er zeigte ihnen die Größe seiner Werke, / um die Furcht vor ihm in ihr Herz zu pflanzen.
9 Sie sollten für immer seine Wunder rühmen /
10 und seinen heiligen Namen loben.


Die Erwählung Israels

11 Er hat ihnen Weisheit geschenkt / und ihnen das Leben spendende Gesetz gegeben.
12 Einen ewigen Bund hat er mit ihnen geschlossen / und ihnen seine Gebote mitgeteilt.
13 Ihre Augen sahen seine machtvolle Herrlichkeit, / ihr Ohr vernahm seine gewaltige Stimme.
14 Er sprach zu ihnen: Hütet euch vor allem Unrecht! / Er schrieb ihnen ihr Verhalten gegenüber dem Nächsten vor.
15 Ihre Wege liegen allezeit offen vor ihm, / sie sind nicht verborgen vor seinen Augen.
16 []
17 Für jedes Volk bestellte er einen Herrscher, / Israel aber ist der Erbbesitz des Herrn.
18 []
19 Alle ihre Taten stehen vor ihm wie die Sonne, / seine Augen ruhen stets auf ihren Wegen.
20 Ihre Frevel sind vor ihm nicht verborgen, / alle ihre Sünden stehen dem Herrn vor Augen.
21 []
22 Das Almosen eines jeden ist bei ihm wie ein Siegelring, / des Menschen Wohltat behütet er wie einen Augapfel.
23 Schließlich erhebt er sich und vergilt ihnen, / er lässt die Vergeltung über ihr Haupt kommen.


Reue und Umkehr

24 Den Reumütigen aber gewährt er Umkehr / und tröstet die Hoffnungslosen / [und bestimmte sie für ein Leben in der Wahrheit].
25 Wende dich zum Herrn, lass ab von der Sünde, / bete vor ihm und beseitige das Ärgernis!
26 Kehre zum Höchsten zurück und wende dich ab vom Bösen, / hasse stets das Schlechte!
27 Wer wird in der Unterwelt den Höchsten loben / anstelle derer, die leben und ihn preisen?
28 Beim Toten, der nicht mehr ist, verstummt der Lobgesang; / nur der Lebende und Gesunde preist den Herrn.
29 Wie groß ist das Erbarmen des Herrn / und seine Nachsicht gegen alle, die umkehren zu ihm.
30 Denn nicht wie Gott ist der Mensch, / Gottes Gedanken sind nicht wie die Gedanken der Menschen.
31 Was ist heller als die Sonne? / Und selbst sie verfinstert sich; / so ist auch das Begehren von Fleisch und Blut böse.
32 Das Heer in der Höhe zieht er zur Rechenschaft, / erst recht die Menschen, die nur Staub und Asche sind.


18

1 Der Herr, der in Ewigkeit lebt, hat alles insgesamt erschaffen, / der Herr allein erweist sich als gerecht.
2 []
3 []
4 Keiner vermag seine Werke zu verkünden. / Wer ergründet seine großen Taten?
5 Wer kann seine gewaltige Größe beschreiben / und seine großen Taten aufzählen bis zum Ende?
6 Man kann nichts wegnehmen und nichts hinzutun, / unmöglich ist es, die Wunder des Herrn zu ergründen.
7 Ist der Mensch am Ende angelangt, / steht er noch am Anfang, / wenn er es aufgibt, ist er ratlos.
8 Was ist der Mensch und wozu nützt er? / Was ist gut an ihm und was ist schlecht?
9 Das Leben eines Menschen dauert / höchstens hundert Jahre.
10 Wie ein Wassertropfen im Meer und wie ein Körnchen im Sand, / so verhalten sich die wenigen Jahre zu der Zeit der Ewigkeit.
11 Darum hat der Herr mit ihnen Geduld / und er gießt über sie sein Erbarmen aus.
12 Er sieht und weiß, dass ihr Ende schlimm ist; / darum hat er so viel Nachsicht mit ihnen.
13 Das Erbarmen des Menschen gilt nur seinem Nächsten, / das Erbarmen des Herrn allen Menschen. Er weist zurecht, erzieht und belehrt / und führt wie ein Hirt seine Herde zurück.
14 Glücklich alle, die auf sein Erbarmen hoffen / und seine Gebote annehmen.


Verschiedene Mahnungen und Warnungen: 18,15 - 24,34

Das Verhalten des Weisen

15 Mein Sohn, bring keinen Makel auf deine Wohltaten / und füg zu keiner Gabe kränkende Worte!
16 Vertreibt nicht der Tau die Hitze? / So ist das Wort mehr als die Gabe.
17 Ist das Wort nicht mehr wert als die Gabe? / Dem Gütigen steht beides wohl an.
18 Der Tor schmäht in liebloser Weise, / die Gabe des Geizigen macht die Augen traurig.
19 Bevor du redest, unterrichte dich, / und ehe du krank wirst, sorge für die Gesundheit!
20 Noch vor dem Gericht erforsche dich selbst, / dann wird dir in der Stunde der Prüfung verziehen.
21 Demütige dich, ehe du zu Fall kommst; / zur Zeit der Sünde lass Umkehr erkennen!
22 Säume nicht, ein Gelübde rechtzeitig einzulösen, / warte nicht bis zum Tod, um davon frei zu werden.
23 Ehe du gelobst, überdenk dein Gelübde, / sei nicht wie einer, der den Herrn versucht.
24 Denk an den Zorn am Ende der Tage, / an die Zeit der Vergeltung, wenn er sein Gesicht abwendet.
25 Denk zur Zeit des Überflusses an die Zeit des Hungers, / in den Tagen des Reichtums an Armut und Not!
26 Vom Morgen zum Abend wechselt die Zeit, / alles eilt dahin vor dem Herrn.
27 Ein Weiser nimmt sich immer in Acht, / in Zeiten der Sünde hütet er sich vor Verfehlung.
28 Jeder Verständige soll Weisheit lehren; / wer sie gefunden hat, soll ihr Lob verkünden.
29 Wer klug zu reden vermag, ist selbst ein Weisheitslehrer / und trägt in Bescheidenheit seine Sinnsprüche vor.


Die Beherrschung der Begierden

30 Folg nicht deinen Begierden, / von deinen Gelüsten halte dich fern!
31 Wenn du erfüllst, was deine Seele begehrt, / erfüllst du das Begehren deines Feindes.
32 Freu dich nicht über ein wenig Lust; / doppelt so schwer wird dann die Armut sein.
33 Sei kein Fresser und Säufer; / denn sonst bleibt nichts im Beutel.


19

1 Wer das tut, wird niemals reich, / wer das wenige gering schätzt, richtet sich zugrunde.
2 Wein und Weiber machen das Herz zügellos; / wer sich an Dirnen hängt, wird frech.
3 [Moder und Würmer nehmen ihn in Besitz, / freche Gier richtet den zugrunde, über den sie herrscht.]
4 Wer schnell vertraut, ist leichtfertig, / wer sündigt, verfehlt sich gegen sich selbst.
5 Wer sich über eine Schlechtigkeit freut, wird selbst verachtet, / [wer den Lüsten widerstrebt, krönt sein Leben.
6 Wer seine Zunge beherrscht, lebt ohne Streit;] / wer Gerede verbreitet, dem fehlt es an Verstand.
7 Verbreite niemals ein Gerede, / dann wird auch dich niemand schmähen.
8 Rede weder über Freund noch Feind; / wenn du einen Freund hast, enthülle nichts über ihn!
9 Denn wer dich hört, wird sich vor dir hüten / und dir zur gegebenen Zeit seinen Groll zeigen.
10 Hast du etwas gehört, so sterbe es in dir; / sei unbesorgt, es wird dich nicht zerreißen.
11 Um eines Wortes willen kommt der Tor in Wehen / wie eine Gebärende durch ihre Leibesfrucht.
12 Wie ein Pfeil im Schenkel sitzt, / so steckt das Wort im Leib des Toren.
13 Stell den Freund zur Rede, ob er etwas getan hat, / und wenn er es getan hat - damit er es nicht wieder tut.
14 Stell deinen Nächsten zur Rede, ob er etwas gesagt hat, / und wenn er es gesagt hat - damit er es nicht wiederholt.
15 Stell den Freund zur Rede, denn oft gibt es Verleumdung; / trau nicht jedem Wort!
16 Mancher gleitet aus, doch ohne Absicht. / Wer hätte noch nie mit seiner Zunge gesündigt?
17 Stell deinen Nächsten zur Rede, ehe du ihm Vorwürfe machst. / Gib dem Gesetz des Höchsten Raum!
18 []
19 []


Rechte und falsche Klugheit

20 Alle Weisheit ist Furcht vor dem Herrn; / in jeder Weisheit liegt Erfüllung des Gesetzes.
21 []
22 Schlechtes zu kennen ist keine Weisheit, / der Rat der Sünder ist keine Klugheit.
23 Es gibt eine Schläue, die ein Gräuel ist, / und es gibt Einfältige, die nichts Schlechtes tun.
24 Besser ist es, arm an Klugheit und gottesfürchtig zu sein, / als reich an Einsicht, aber das Gesetz zu übertreten.
25 Es gibt eine listige Schläue, doch sie ist ungerecht; / mancher verstellt sich, um Rechtschaffenheit vorzutäuschen.
26 Mancher geht gebeugt und traurig einher, / doch sein Inneres ist voll Tücke.
27 Er schlägt den Blick nieder und stellt sich taub; / wo er nicht durchschaut wird, tritt er gegen dich auf.
28 Wenn ihm die Kraft fehlt, Unrecht zu tun, / tut er doch Böses, sobald er Gelegenheit findet.
29 Am Aussehen erkennt man den Menschen, / am Gesichtsausdruck erkennt ihn der Weise.
30 Die Kleidung des Menschen offenbart sein Verhalten, / die Schritte des Menschen zeigen, was an ihm ist.


20

1 Manche Ermahnung geschieht zur Unzeit; / mancher schweigt und der ist weise.
2 Keinen Dank erntet, wer den Zornigen zurechtweist;
3 wer Lob erteilt, bleibt vor Schimpf bewahrt.
4 Wie ein Entmannter, der bei einem Mädchen liegt, / ist einer, der mit Gewalt das Recht durchsetzen will.
5 Mancher schweigt und gilt als weise, / mancher wird trotz vielen Redens verachtet.
6 Mancher schweigt, weil er keine Antwort weiß, / mancher schweigt, weil er die rechte Zeit beachtet.
7 Der Weise schweigt bis zur rechten Zeit, / der Tor aber achtet nicht auf die rechte Zeit.
8 Wer viele Worte macht, wird zum Ekel, / der Anmaßende wird gehasst.
9 Mancher Erfolg wird dem Menschen zum Schaden, / mancher Gewinn wird zum Verlust.
10 Es gibt Geschenke, von denen man nichts hat, / es gibt Geschenke, die man doppelt vergüten muss.
11 Es gibt Demütigung um der Ehre willen; / mancher erhob sein Haupt aus der Erniedrigung.
12 Mancher kauft vieles billig ein / und muss es doch siebenfach bezahlen.
13 Wer klug zu reden weiß, macht sich beliebt, / die Liebenswürdigkeit der Toren ist umsonst.
14 Vom Geschenk eines Toren hast du nichts, / denn sieben Augen hat er, nicht nur eines.
15 Er gibt wenig und schimpft viel, / er reißt den Mund auf wie ein Ausrufer. Heute leiht er, morgen fordert er zurück; / solch ein Mensch ist verhasst.
16 Der Tor sagt: Ich habe keinen Freund, / meine Wohltaten finden keinen Dank.
17 Alle, die sein Brot essen, haben böse Zungen: / Wie oft und wie viel verlachen sie ihn!
18 Besser ein Fehltritt auf dem Boden als ein Fehltritt durch die Zunge; / so schnell wird auch der Sturz der Bösen kommen.
19 Ein Wort zur Unzeit ist ein Braten ohne Salz, / im Mund des Ungebildeten findet es sich dauernd.
20 Ein Sinnspruch aus dem Mund des Toren wird verachtet, / denn er spricht ihn nicht zur rechten Zeit.
21 Mancher sündigt nicht, obwohl er arm ist; / er lässt sich in seiner Ruhe nicht stören.
22 Mancher richtet aus Scham sich selbst zugrunde; / weil er (seine Not) verbirgt, geht er unter.
23 Mancher gibt aus Scham dem Freund Versprechen / und macht ihn sich ohne Grund zum Feind.
24 Ein schlimmer Schandfleck am Menschen ist die Lüge; / im Mund des Ungebildeten findet sie sich dauernd.
25 Besser ein Dieb als einer, der immer nur lügt; / beide aber werden zugrunde gehen.
26 Das Ende des Lügners ist Schmach, / immerfort haftet seine Schande an ihm.


Verschiedene Sprichwörter

27 Wer weise ist im Reden, kommt voran, / ein kluger Mann ist bei den Machthabern beliebt.
28 Wer das Land bebaut, schichtet hohe Garbenstöße auf; / wer den Machthabern gefällt, kann manches Unrecht gutmachen.
29 Geschenke und Gaben blenden die Augen der Weisen, / wie ein Zügel im Maul lenken sie Vorwürfe ab.
30 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz: / was nützen sie beide?
31 Besser einer, der seine Torheit verbirgt, / als einer, der seine Weisheit verbirgt.


21

Die Grundlehre des Weisen

1 Mein Sohn, hast du gesündigt, tu es nicht wieder / und bete wegen deiner früheren Sünden!
2 Flieh vor der Sünde wie vor der Schlange; / kommst du ihr zu nahe, so beißt sie dich. Löwenzähne sind ihre Zähne, / sie rauben den Menschen das Leben.
3 Wie ein zweischneidiges Schwert ist jedes Unrecht; / für die Wunde, die es schlägt, gibt es keine Heilung.
4 Gewalttat und Hochmut verwüsten den Wohlstand, / das Haus des Übermütigen stürzt ein.
5 Das Gebet aus dem Mund des Armen dringt zu den Ohren Gottes / und rasch kommt Gottes Gericht.
6 Wer Ermahnung hasst, folgt der Spur des Sünders; / wer den Herrn fürchtet, nimmt sie sich zu Herzen.
7 Von weitem erkennt man den Schwätzer; / der Erfahrene merkt es, wenn jener entgleist.
8 Baut einer sein Haus mit fremdem Geld, / sammelt er Steine für einen Schutthaufen.
9 Ein Bündel Werg ist die Versammlung der Ruchlosen, / ihr Ende ist die Feuerflamme.
10 Der Weg der Sünder ist frei von Steinen; / doch sein Ende ist die Tiefe der Unterwelt.


Der Weise und der Tor

11 Wer das Gesetz befolgt, beherrscht seinen Trieb / und Gottesfurcht ist vollendete Weisheit.
12 Der Unkluge lässt sich nicht erziehen; / doch es gibt auch Klugheit, die viel Bitterkeit einträgt.
13 Das Wissen des Weisen schwillt an wie ein Bach, / wie ein lebendiger Quell ist sein Rat.
14 Das Herz des Toren ist wie eine geborstene Zisterne: / Es hält keine Weisheit fest.
15 Hört der Verständige ein weises Wort, / lobt er es und fügt andere hinzu. Hört es der Leichtfertige, lacht er darüber, / er wirft es weit hinter sich.
16 Das Gespräch des Toren ist wie eine Last auf der Reise, / doch auf den Lippen des Verständigen findet sich Anmut.
17 Die Rede des Weisen begehrt man in der Versammlung / und seine Worte überdenkt man im Herzen.
18 Wie ein Gefängnis ist dem Toren die Weisheit, / Erkenntnis ist dem Unverständigen wie eine Fessel.
19 Wie Ketten an den Füßen ist dem Unvernünftigen die Zucht / und wie Handschellen an der rechten Hand.
20 Der Tor lacht mit lauter Stimme, / der Kluge aber lächelt kaum leise.
21 Wie ein goldener Schmuck ist dem Weisen die Zucht / und wie eine Spange am rechten Arm.
22 Der Fuß des Toren eilt rasch ins Haus, / der Besonnene aber wartet bescheiden.
23 Der Tor blickt durch die Tür ins Haus hinein, / der Wohlerzogene bleibt draußen stehen.
24 Ungezogen ist es, an der Tür zu horchen, / der Verständige aber verschließt seine Ohren.
25 Die Lippen der Frevler erzählen ihre eigene Torheit, / die Worte der Verständigen sind wohl abgewogen.
26 Die Toren haben ihr Herz auf der Zunge, / die Weisen haben ihre Zunge im Herzen.
27 Verflucht der Ruchlose den Gerechten, / so verflucht er sich selbst.
28 Sich selbst besudelt der Verleumder; / wo er wohnt, ist er verhasst.


22

1 Einem beschmutzten Stein gleicht der Faule, / jeder ruft Pfui, weil er ekelhaft ist.
2 Einem Ballen Kot gleicht der Faule, / jeder, der ihn berührt hat, schüttelt sich die Hand ab.


Missratene Kinder und unbelehrbare Toren

3 Schande für den Vater ist ein missratener Sohn, / eine (missratene) Tochter ist ihm zur Schmach geboren.
4 Eine kluge Tochter bringt ihrem Mann Besitz ein, / eine schändliche macht ihrem Vater Kummer;
5 die trotzige bereitet dem Vater und dem Gatten Schande, / von beiden wird sie verachtet.
6 Wie Musik zur Trauer ist eine Rede zur falschen Zeit, / Schläge und Zucht aber zeugen stets von Weisheit.
7 []
8 []
9 Wer einen Toren belehrt, leimt Scherben zusammen, / er sucht einen Schlafenden aus tiefem Schlummer zu wecken.
10 Wer mit einem Toren redet, redet einen Schlafenden an; / schließlich fragt dieser: Was ist denn?
11 Über einen Toten weine, / denn das Lebenslicht erlosch ihm; über einen Toren weine, / denn die Einsicht erlosch ihm. Weniger weine über einen Toten, denn er ruht aus; / das schlechte Leben des Toren ist schlimmer als der Tod.
12 Die Trauer um den Toten währt sieben Tage, / die um den Toren und Ruchlosen alle Tage seines Lebens.
13 Mit einem Unvernünftigen mach nicht viele Worte / und geh nicht mit einem Schwein!Hüte dich vor ihm, damit du dich nicht zu ärgern brauchst / und nicht besudelt wirst, wenn es sich schüttelt. Geh ihm aus dem Weg und du wirst Ruhe finden / und keinen Verdruss haben mit seinem Unverstand.
14 Was ist schwerer als Blei? / Wie könnte es anders heißen als: der Tor?
15 Sand, Salz und Eisenblöcke / sind leichter zu tragen als ein unvernünftiger Mensch.
16 Holzgebälk, eingelassen ins Mauerwerk, / löst sich bei keiner Erschütterung: So ist ein Herz, gestützt auf überlegten Rat; / zu keiner Zeit verzagt es.
17 Ein Herz, das auf kluge Überlegung gegründet ist, / ist (fest) wie Sandverputz an glatter Mauer.
18 Steinchen, die obenauf liegen, / halten dem Wind nicht stand: So ist ein feiges Herz mit törichter Gesinnung: / Vor keinem Schrecken hält es stand.


Die Treue des Weisen

19 Wer ins Auge stößt, treibt Tränen heraus; / wer ins Herz stößt, treibt Freundschaft hinaus.
20 Wer mit Steinen nach Vögeln wirft, verscheucht sie; / wer den Freund beschimpft, vertreibt die Freundschaft.
21 Hast du gegen den Freund das Schwert gezogen, / verzweifle nicht: Es gibt einen Rückweg.
22 Hast du den Mund aufgetan gegen den Freund, / verzage nicht: Es gibt eine Versöhnung.Doch bei Beschimpfung, Geheimnisverrat und tückischem Schlag / entflieht jeder Freund.
23 Halte dem Nächsten in der Armut die Treue, / dann kannst du mit ihm auch sein Glück genießen. Halte bei ihm aus in der Zeit der Not, / dann hast du auch Anteil an seinem Besitz.
24 Dem Feuer gehen Rauch und Qualm voraus, / ebenso dem Blutvergießen Streitereien.
25 Ist dein Freund verarmt, beschäme ihn nicht / und versteck dich nicht vor ihm!
26 Hast du einen Freund, plaudere von ihm nichts aus, / sonst wird sich jeder, der dich hört, vor dir hüten.


Gebet um Selbstbeherrschung

27 Wer setzt eine Wache vor meinen Mund, / vor meine Lippen ein kunstvolles Siegel, damit ich durch sie nicht zu Fall komme / und meine Zunge mich nicht ins Verderben stürzt?


23

1 Herr, Vater und Gebieter meines Lebens, / bring mich durch sie nicht zu Fall!
2 Wer hält eine Peitsche bereit für mein Denken / und eine Zuchtrute für mein Herz, um ihre Vergehen nicht zu schonen / und ihnen keine Sünden zu gestatten,
3 damit meine Fehler sich nicht mehren, / meine Sünden sich nicht häufen / und ich nicht zu Fall komme vor meinen Feinden, / sodass mein Gegner sich über mich freuen könnte?
4 Herr, Vater und Gott meines Lebens, / überlass mich nicht ihrem Plan!
5 Übermütige Augen gib mir nicht, / halte fern von mir die Begierde!
6 Unzucht und Sinnenlust sollen mich nicht ergreifen, / schamloser Gier gib mich nicht preis!


Eine Unterweisung über das Reden

7 Ihr Söhne, vernehmt die Unterweisung über das Reden; / wer sie beachtet, verfehlt sich nicht.
8 Durch seine Lippen verstrickt sich der Sünder, / Lästerer und Stolze stürzen durch sie.
9 Gewöhn deinen Mund nicht ans Schwören, / den Namen des Heiligen zu nennen, gewöhn dir nicht an!
10 Wie ein Sklave, der dauernd straffällig wird, / von Striemen nie frei bleibt, / so bleibt von Sünde nicht rein, / wer immerfort schwört und Gottes Namen ausspricht.
11 Ein Mensch, der viel schwört, häuft Schuld auf sich, / die Strafrute weicht nicht von seinem Haus. Verfehlt er sich unbedacht, / lastet seine Sünde auf ihm; übersieht er den Schwur, sündigt er doppelt, / schwört er falsch, bleibt er nicht ungestraft; / ja, sein Haus wird von Leiden erfüllt.
12 Es gibt ein Reden, das der Pest vergleichbar ist; / möge es sich im Erbland Jakobs nicht finden. Den Frommen liegt dies alles fern, / sie wälzen sich nicht in Sünden.
13 Gewöhn deinen Mund nicht an Zuchtlosigkeit; / denn es kommt dabei zu sündhaften Reden.
14 Denk an Vater und Mutter, wenn du im Kreis der Großen sitzt, / damit du bei ihnen keinen Anstoß erregst / und nicht durch dein Benehmen dich zum Toren machst / und wünschen musst, nicht geboren zu sein, / und den Tag deiner Geburt verfluchst.
15 Hat sich einer an schändliche Reden gewöhnt, / nimmt er sein Leben lang keine Zucht mehr an.


Warnung vor Unzucht

16 Zwei Gruppen von Menschen häufen die Sünden, / drei ziehen den Zorn herbei: Leidenschaftliche Begierde, sie brennt wie Feuer / und erlischt nicht, bis sie sich verzehrt hat;der Mensch, der am eigenen Leib Unzucht treibt / und nicht aufhört, bis das Feuer verglüht;
17 der Wollüstige, dem jedes Brot süß schmeckt, / der nicht aufhört, bis er tot ist;
18 der Mensch, der Ehebruch treibt auf seinem Lager, / der bei sich denkt: Wer sieht mich?Dunkel umgibt mich, Wände verbergen mich, / keiner sieht mich, warum sollte ich mich fürchten zu sündigen?
19 Er denkt nicht an den Höchsten, / nur die Augen der Menschen fürchtet er. Er bedenkt nicht, dass die Augen des Herrn / zehntausendmal heller sind als die Sonne, dass sie alle Wege des Menschen sehen / und die geheimsten Winkel durchdringen.
20 Schon ehe es geschieht, ist ihm alles bekannt, / ebenso, wenn es vollbracht ist.
21 Jener wird auf den Straßen der Stadt verurteilt; / wo er es nicht vermutet, da wird er ergriffen.
22 So auch die Frau, die ihren Mann verlässt / und von einem andern einen Erben zur Welt bringt:
23 Erstens war sie dem Gesetz des Höchsten untreu, / zweitens hat sie sich gegen ihren Gatten vergangen, drittens hat sie in Unzucht die Ehe gebrochen / und von einem andern Kinder zur Welt gebracht.
24 Sie wird vor die Gemeinde geführt / und ihre Kinder werden es büßen müssen.
25 Ihre Sprösslinge werden keine Wurzel treiben / und ihre Zweige keine Frucht bringen.
26 Ihr Andenken hinterlässt sie zum Fluch, / ihre Schande wird niemals getilgt.
27 Alle Bewohner des Landes werden erkennen, / alle Nachkommen werden einsehen: Nichts ist besser als die Furcht vor dem Herrn, / nichts süßer, als seine Gebote zu halten.


24

1 Die Weisheit lobt sich selbst, / sie rühmt sich bei ihrem Volk.
2 Sie öffnet ihren Mund in der Versammlung Gottes / und rühmt sich vor seinen Scharen:
3 Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor / und wie Nebel umhüllte ich die Erde.
4 Ich wohnte in den Höhen, / auf einer Wolkensäule stand mein Thron.
5 Den Kreis des Himmels umschritt ich allein, / in der Tiefe des Abgrunds ging ich umher.
6 Über die Fluten des Meeres und über alles Land, / über alle Völker und Nationen hatte ich Macht.
7 Bei ihnen allen suchte ich einen Ort der Ruhe, / ein Volk, in dessen Land ich wohnen könnte.
8 Da gab der Schöpfer des Alls mir Befehl; / er, der mich schuf, wusste für mein Zelt eine Ruhestätte. Er sprach: In Jakob sollst du wohnen, / in Israel sollst du deinen Erbbesitz haben.
9 Vor der Zeit, am Anfang, hat er mich erschaffen / und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht.
10 Ich tat vor ihm Dienst im heiligen Zelt / und wurde dann auf dem Zion eingesetzt.
11 In der Stadt, die er ebenso liebt wie mich, fand ich Ruhe, / Jerusalem wurde mein Machtbereich.
12 Ich fasste Wurzel bei einem ruhmreichen Volk, / im Eigentum des Herrn, in seinem Erbbesitz.
13 Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor, / wie ein wilder Ölbaum auf dem Hermongebirge.
14 Wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich empor, / wie Oleandersträucher in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum in der Schefela, / wie eine Platane am Wasser wuchs ich empor.
15 Wie Zimt und duftendes Gewürzrohr, / wie beste Myrrhe strömte ich Wohlgeruch aus, wie Galbanum, Onyx und Stakte, / wie Weihrauchwolken im heiligen Zelt.
16 Ich breitete wie eine Terebinthe meine Zweige aus / und meine Zweige waren voll Pracht und Anmut.
17 Wie ein Weinstock trieb ich schöne Ranken, / meine Blüten wurden zu prächtiger und reicher Frucht.
18 []
19 Kommt zu mir, die ihr mich begehrt, / sättigt euch an meinen Früchten!
20 An mich zu denken ist süßer als Honig, / mich zu besitzen ist besser als Wabenhonig. / [Mein Andenken reicht bis zu den fernsten Generationen.]
21 Wer mich genießt, den hungert noch, / wer mich trinkt, den dürstet noch.
22 Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, / wer mir dient, fällt nicht in Sünde. / [Wer mich ans Licht hebt, hat ewiges Leben.]


Weisheit und Gotteswort

23 Dies alles ist das Bundesbuch des höchsten Gottes, / das Gesetz, das Mose uns vorschrieb als Erbe für die Gemeinde Jakobs.
24 []
25 Es ist voll von Weisheit, wie der Pischonfluss (voll Wasser ist), / wie der Tigris in den Tagen der ersten Ähren;
26 es strömt über von Einsicht, / ähnlich der Flut des Eufrat, / ähnlich dem Jordan in den Tagen der Ernte;
27 es fließt von Belehrung über, ähnlich dem Nil, / ähnlich dem Gihon in den Tagen der Weinlese.
28 Wer als Erster es erforschte, kam nicht ans Ende, / ebenso wenig ergründet es der Letzte.
29 Übervoll wie das Meer ist sein Sinn, / sein Rat ist tiefer als der Ozean.
30 Ich selbst war wie ein Bewässerungsgraben, / wie ein Kanal, der hinabfließt zum Garten.
31 Ich dachte: Ich will meinen Garten tränken, / meine Beete bewässern. Da wurde mir der Kanal zum Strom / und mein Strom wurde zum Meer.
32 So strahle ich weiterhin Belehrung aus wie die Morgenröte, / ich lasse sie leuchten bis in die Ferne.
33 Weiterhin gieße ich Lehre aus wie Prophetenworte / und hinterlasse sie den fernsten Generationen.
34 Seht, nicht allein für mich habe ich mich geplagt, / sondern für alle, die Weisheit suchen.


25

1 Drei Dinge gefallen mir, / sie sind Gott und den Menschen angenehm: Eintracht unter Brüdern, Liebe zwischen Freunden, / Mann und Frau, die einander verstehen.
2 Drei Gruppen von Menschen sind mir verhasst, / ihre Lebensweise verabscheue ich sehr: / den hochmütigen Armen, / den betrügerischen Reichen, / den ehebrecherischen Greis ohne Vernunft.
3 Hast du in der Jugend nicht gesammelt, / wie wirst du im Alter etwas haben?
4 Wie gut steht Hochbetagten rechtes Urteil an / und den Alten, Rat zu wissen.
5 Wie gut steht Hochbetagten Weisheit an, / würdigen Männern Überlegung und Rat.
6 Ein Ehrenkranz der Alten ist reiche Erfahrung, / ihr Ruhm ist die Gottesfurcht.
7 Neun, die ich im Sinn habe, preise ich, / zehn führe ich rühmend im Mund: Einen Mann, der Freude hat an seinen Kindern, / und einen, der den Sturz seiner Feinde erlebt.
8 Wohl dem Gatten einer klugen Frau / und der nicht gleichsam mit einem Gespann von Ochs und Esel pflügen muss. Wohl dem, der nicht durch seine Zunge zu Fall kommt / und der keinem dienen muss, der unter ihm steht.
9 Wohl dem, der einen Freund fand / und der zu Ohren sprechen darf, die hören.
10 Wie groß ist einer, der Weisheit fand; / doch keiner übertrifft den Gottesfürchtigen.
11 Die Furcht vor dem Herrn überragt alles; / wer an ihr fest hält, ist mit niemand vergleichbar.
12 []
13 Jede Wunde, nur keine Herzenswunde; / jede Bosheit, nur keine Frauenbosheit.
14 Jedes Ungemach, nur kein Ungemach durch die zurückgesetzte Frau, / jede Rache, nur keine Rache durch die Nebenfrau.
15 Kein Gift ist schlimmer als Schlangengift, / kein Zorn schlimmer als Frauenzorn.
16 Lieber mit einem Löwen oder Drachen zusammenhausen, / als bei einer bösen Frau wohnen.
17 Die Schlechtigkeit einer Frau macht ihr Aussehen düster / und verfinstert ihr Gesicht wie das einer Bärin.
18 Sitzt ihr Mann im Freundeskreis, / muss er unwillkürlich seufzen.
19 Kaum eine Bosheit ist wie Frauenbosheit; / das Los des Sünders treffe auf sie.
20 Wie ein sandiger Aufstieg für die Füße eines Greises / ist eine zungenfertige Frau für einen stillen Mann.
21 Fall nicht herein auf die Schönheit einer Frau, / begehre nicht, was sie besitzt.
22 Denn harte Knechtschaft und Schande ist es, / wenn eine Frau ihren Mann ernährt.
23 Bedrücktes Herz und düsteres Gesicht / und ein wundes Herz: eine böse Frau; / schlaffe Hände und zitternde Knie: / eine Frau, die ihren Mann nicht glücklich macht.
24 Von einer Frau nahm die Sünde ihren Anfang, / ihretwegen müssen wir alle sterben.
25 Gib dem Wasser keinen Abfluss / und einer schlechten Frau keine Freiheit!
26 Geht sie dir nicht zur Seite, / trenn sie von deinem Leib!


26

1 Eine gute Frau - wohl ihrem Mann! / Die Zahl seiner Jahre verdoppelt sich.
2 Eine tüchtige Frau pflegt ihren Mann; / so vollendet er seine Jahre in Frieden.
3 Eine gute Frau ist ein guter Besitz; / er wird dem zuteil, der Gott fürchtet;
4 ob reich, ob arm, sein Herz ist guter Dinge, / sein Gesicht jederzeit heiter.
5 Vor drei Dingen bangt mir das Herz, / vor vieren befällt mich die Furcht: / Gerede in der Stadt, Auflauf der Massen und Verleumdung - / schlimmer sind sie alle als der Tod.
6 Eine eifersüchtige Frau bringt Kummer und Betrübnis, / die Geißel der Zunge ist allen (vieren) gemeinsam.
7 Ein scheuerndes Ochsenjoch ist eine böse Frau; / wer sie nimmt, fasst einen Skorpion an.
8 Großer Verdruss ist eine trunksüchtige Frau; / sie kann ihre Schande nicht verbergen.
9 Die lüsterne Frau verrät sich durch ihren Augenaufschlag, / an ihren Wimpern wird sie erkannt.
10 Gegen eine Schamlose verstärke die Wache, / damit sie keine Gelegenheit findet und ausnützt.
11 Auf eine Frau mit frechem Blick gib Acht; sei nicht überrascht, wenn sie dir untreu wird.
12 Wie ein durstiger Wanderer den Mund auftut und vom ersten besten Wasser trinkt, / so lässt sie sich vor jedem Pfahl nieder und öffnet den Köcher vor dem Pfeil.
13 Die Anmut der Frau entzückt ihren Mann, / ihre Klugheit erfrischt seine Glieder.
14 Eine Gottesgabe ist eine schweigsame Frau, / unbezahlbar ist eine Frau mit guter Erziehung.
15 Anmut über Anmut ist eine schamhafte Frau; / kein Preis wiegt eine auf, die sich selbst beherrscht.
16 Wie die Sonne aufstrahlt in den höchsten Höhen, / so die Schönheit einer guten Frau als Schmuck ihres Hauses.
17 Wie die Lampe auf dem heiligen Leuchter scheint, / so ein schönes Gesicht auf einer edlen Gestalt.
18 Wie goldene Säulen auf silbernem Sockel / sind schlanke Beine auf wohlgeformten Füßen.
19 [Mein Sohn, bewahre die Blüte deiner Jugend gesund, / gib deine Kraft nicht Fremden hin!
20 Hast du auf dem ganzen Feld einen fruchtbaren Acker ausgesucht, / streu getrost deine Saat aus zur Fortpflanzung deines Geschlechts!
21 Dann werden deine Kinder dich umgeben, / sie werden groß werden im Vertrauen auf das edle Geschlecht.
22 Eine käufliche Frau ist dem Auswurf gleichzuachten, / eine Verheiratete ist für ihre Liebhaber wie ein Turm des Todes.
23 Eine ruchlose Frau wird dem Frevler zuteil, / eine fromme erhält, wer den Herrn fürchtet.
24 Eine schamlose Frau zerstört die Scham, / eine anständige Frau hat Scheu auch vor dem eigenen Mann.
25 Eine unverschämte Frau wird wie ein Hund geachtet, / eine schamhafte fürchtet den Herrn.
26 Eine Frau, die ihren Mann ehrt, erscheint allen als weise, / eine Frau, die ihn verachtet, wird von allen als ruchlos erkannt.
27 Eine großsprecherische und zungenfertige Frau / erscheint wie eine schmetternde Kriegstrompete. Ein jeder Mann, der dazu schweigen [muss, muss sein Leben in Kriegsunruhen verbringen.]


Verschiedene Warnungen

28 Über zwei Dinge ist mein Herz betrübt, / über drei packt mich der Zorn: Ein vermögender Mann, der arm wird und darben muss, / und angesehene Männer, wenn sie missachtet werden; wer von der Gerechtigkeit zur Sünde abweicht, / den bestimmt der Herr für das Schwert.
29 Schwerlich bleibt ein Kaufmann frei von Schuld; / ein Händler wird sich nicht rein halten von Sünde.


27

1 Des Geldes wegen haben schon viele gesündigt; / wer es anzuhäufen sucht, schaut nicht genau hin.
2 Zwischen zwei Steine lässt sich ein Pflock stecken; / so drängt sich zwischen Kauf und Verkauf die Sünde.
3 Hältst du nicht fest an der Gottesfurcht, / stürzt plötzlich und bald dein Haus zusammen.
4 Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück; / so entdeckt man die Fehler eines Menschen, wenn man über ihn nachdenkt.
5 Töpferware wird nach der Brennhitze des Ofens eingeschätzt, / ebenso der Mensch nach dem Urteil, das man über ihn fällt.
6 Der Art des Baumes entspricht seine Frucht; / so wird ein jeder nach seiner Gesinnung beurteilt.
7 Lobe keinen Menschen, ehe du ihn beurteilt hast; / denn das ist die Prüfung für jeden.
8 Strebst du nach Gerechtigkeit, so erlangst du sie, / wie ein Prachtgewand kannst du sie anlegen.
9 Vögel lassen sich bei ihresgleichen nieder; / Treue kommt zu denen, die sie üben.
10 Der Löwe lauert auf Beute; / so auch die Sünde auf alle, die Unrecht tun.
11 Die Rede des Frommen ist immer klug, / der Tor aber ändert sich wie der Mond.
12 Im Kreis von Toren schau auf die Zeit, / im Kreis von Verständigen aber verweile!
13 Die Rede der Toren ist abscheulich, / ihr Lachen schwelgt in sündhafter Lust.
14 Beim Gerede dessen, der viel schwört, sträuben sich die Haare, / bei seinem Gezänk hält man sich die Ohren zu.
15 Zu Blutvergießen führt der Streit der Übermütigen, / ihr Schimpfen ist unerträglich.


Die Lauterkeit und die Wahrhaftigkeit

16 Wer Geheimes verrät, zerstört das Vertrauen, / er findet keinen Freund, der zu ihm steht.
17 Liebe den Freund und sei ihm treu! / Hast du aber seine Geheimnisse verraten, / brauchst du ihm nicht mehr nachzugehen.
18 Denn wie ein Mensch, der seinen Besitz vertan hat, / so hast du die Freundschaft des Gefährten vertan.
19 Und wie man einen Vogel aus der Hand wegfliegen lässt, / so hast du den Freund weggehen lassen und fängst ihn nie wieder ein.
20 Lauf ihm nicht nach, denn er ist schon zu weit, / wie eine Gazelle aus der Schlinge ist er entflohen.
21 Eine Wunde lässt sich verbinden, ein Streit beilegen, / doch wer ein Geheimnis verrät, hat keine Hoffnung.
22 Wer mit dem Auge zwinkert, plant Böses, / wer einen solchen Menschen sieht, / hält sich von ihm fern.
23 Ins Gesicht hinein macht er dir schöne Worte / und bewundert deine Reden; nachher aber dreht er seine Worte um / und bringt dich durch deine eigenen Worte zu Fall.
24 Vieles ist mir verhasst, aber nichts so wie er; / auch der Herr wird ihn hassen.
25 Wer einen Stein hochwirft, auf den fällt er zurück, / wer hinterlistig schlägt, verwundet sich selbst.
26 Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, / wer eine Schlinge legt, verfängt sich in ihr.
27 Wer Unrecht tut, auf den rollt es zurück / und er weiß nicht, woher es ihm kommt.
28 Spott und Schimpf treffen den Übermütigen, / wie ein Löwe lauert die Rache auf ihn.
29 Schlingen und Netze fangen die, die sie machen, / und lassen sie nicht los bis zum Tag ihres Todes.
30 Groll und Zorn, auch diese sind abscheulich, / nur der Sünder hält daran fest.


28

1 Wer sich rächt, an dem rächt sich der Herr; / dessen Sünden behält er im Gedächtnis.
2 Vergib deinem Nächsten das Unrecht, / dann werden dir, wenn du betest, auch deine Sünden vergeben.
3 Der Mensch verharrt im Zorn gegen den andern, / vom Herrn aber sucht er Heilung zu erlangen?
4 Mit seinesgleichen hat er kein Erbarmen, / aber wegen seiner eigenen Sünden bittet er um Gnade?
5 Obwohl er nur ein Wesen aus Fleisch ist, verharrt er im Groll, / wer wird da seine Sünden vergeben?
6 Denk an das Ende, lass ab von der Feindschaft, / denk an Untergang und Tod / und bleib den Geboten treu!
7 Denk an die Gebote und grolle dem Nächsten nicht, / denk an den Bund des Höchsten und verzeih die Schuld!
8 Bleib fern dem Streit, dann verringerst du die Zahl der Sünden; / denn ein jähzorniger Mensch entfacht Streit.
9 Ein sündiger Mensch bringt Freunde durcheinander, / zwischen friedliche Leute schleudert er Zwietracht.
10 Je nach dem Brennstoff flammt das Feuer auf, / je nach dem Einfluss wächst der Streit. Je nach der Macht eines Menschen wütet sein Zorn, / je nach dem Reichtum steigert er seine Wut.
11 Ein schneller Funke entzündet das Feuer, / ein schneller Streit führt zu Blutvergießen.
12 Bläst du den Funken an, flammt er auf; / spuckst du darauf, so erlischt er: / Beides kommt aus deinem Mund.
13 Der Verleumder sei verflucht; / viele, die friedlich lebten, hat er zugrunde gerichtet.
14 Der Verleumder hat schon viele zum Wanken gebracht / und sie von Volk zu Volk getrieben; feste Städte hat er zerstört, / Paläste von Großen umgestürzt.
15 Der Verleumder hat tüchtige Frauen weggejagt / und sie des Ertrags ihrer Mühen beraubt.
16 Wer auf ihn achtet, findet keine Ruhe, / er kann nicht in Frieden wohnen.
17 Peitschenhieb schlägt Striemen, / Zungenhieb zerbricht Knochen.
18 Viele sind gefallen durch ein scharfes Schwert, / noch viel mehr sind gefallen durch die Zunge.
19 Wohl dem, der vor ihr geschützt ist / und ihrer Wut nicht anheimfällt, der nicht ihr Joch ziehen muss, / nicht an ihre Stricke gebunden ist.
20 Denn ihr Joch ist ein eisernes Joch, / ihre Stricke sind eherne Stricke.
21 Der Tod durch sie ist ein schlimmer Tod, / besser als sie ist die Unterwelt.
22 Keine Macht hat sie über Fromme, / sie werden nicht versengt durch ihre Flamme.
23 Wer den Herrn verlässt, verfällt ihr, / sie flammt an ihm auf und erlischt nicht mehr. Sie stürzt sich auf ihn wie ein Löwe, / wie ein Panther zerreißt sie ihn.
24 Schau, deinen Weinberg umzäunst du mit Dornen, / mach auch Tür und Riegel an deinen Mund!
25 Dein Silber und Gold verwahrst du abgewogen, / mach auch für deine Worte Waage und Gewicht!
26 Hüte dich, dass du durch sie nicht strauchelst / und nicht zu Fall kommst vor den Augen dessen, der darauf lauert.


29

1 Wer dem Nächsten borgt, erweist Liebe, / wer ihm unter die Arme greift, erfüllt die Gebote.
2 Borge dem Nächsten, wenn er in Not ist, / doch gib dem Nächsten auch zurück zur rechten Zeit!
3 Halte dein Wort und sei treu gegen ihn, / dann bekommst du stets, was du nötig hast.
4 Viele Schuldner bitten um ein Darlehen, / doch dann verärgern sie ihre Helfer.
5 Bis er etwas bekommt, küsst er dem andern die Hand / und redet mit ihm unterwürfig wegen seines Geldes. Am Tag der Rückzahlung aber enttäuscht er ihn, / weil er erst nach langer Zeit zurückerstattet.
6 Ist er auch zahlungsfähig, bringt er kaum die Hälfte / und betrachtet es wie einen Fund; ist er es nicht, bringt er ihn um sein Geld / und macht sich ihn leichtfertig zum Feind. Fluchen und Schimpfen zahlt er ihm zurück, / statt mit Ehre vergilt er mit Schmach.
7 Viele sind nicht aus Härte zurückhaltend, / sie fürchten nur unnötigen Ärger.
8 Hab dennoch Geduld mit dem Bedürftigen / und lass ihn nicht auf die Wohltat warten!
9 Um des Gebotes willen nimm dich des Armen an, / lass ihn in seiner Not nicht leer weggehen!
10 Setz dein Geld ein für den Bruder und Freund, / lass es nicht rosten unter dem Stein, bis es verdirbt.
11 Leg dir einen Schatz an nach den Geboten des Höchsten; / der wird dir mehr nützen als Gold.
12 Wohltaten verschnüre und leg sie in deine Vorratskammer, / sie werden dich retten aus allem Unheil.
13 Besser als ein fester Schild und eine schwere Lanze / werden sie für dich gegen den Feind streiten.
14 Der gute Mensch bürgt für den Nächsten; / nur wer die Scham verloren hat, flieht vor seinem Bürgen.
15 Vergiss nie die Gefälligkeit des Bürgen, / gab er doch sich selbst für dich hin.
16 Der Sünder missachtet die Gefälligkeit des Bürgen, /
17 doch seinen Schöpfer missachtet, / wer seinen Helfer missachtet.
18 Bürgschaft hat schon viele Vermögende zugrunde gerichtet, / hat sie umhergeworfen wie eine Woge im Meer; reiche Männer hat sie heimatlos gemacht, / sodass sie umherirrten bei fremden Völkern.
19 Der Sünder wird in Bürgschaft verwickelt, / wer trüben Geschäften nachjagt, fällt in Prozesse.
20 Steh für den Nächsten ein, so gut du kannst, / doch sei auf der Hut, dass du nicht hereinfällst.


Heimat und Fremde

21 Das Wichtigste zum Leben sind Brot und Wasser, / Kleidung und Wohnung, um die Blöße zu bedecken.
22 Besser das Leben eines Armen unter schützendem Dach / als köstliche Leckerbissen in der Fremde.
23 Ob wenig oder viel, sei zufrieden, / dann hörst du keinen Vorwurf in der Fremde.
24 Schlimm ist ein Leben von einem Haus zum andern; / wo du fremd bist, darfst du den Mund nicht auftun.
25 Ohne Dank reichst du Trank und Speise / und musst noch bittere Worte hören:
26 Komm, Fremder, deck den Tisch, / und wenn du etwas hast, gib mir zu essen!
27 Fort, Fremder, ich habe eine Ehrenpflicht: / Ein Bruder kam zu Gast, ich brauche das Haus.
28 Für einen Mann mit Bildung ist es hart, / geschmäht zu werden, wenn man in der Fremde lebt / oder beschimpft zu werden, wenn man einem geborgt hat.


30

1 Wer seinen Sohn liebt, hält den Stock für ihn bereit, / damit er später Freude erleben kann.
2 Wer seinen Sohn in Zucht hält, / wird Freude an ihm haben und kann sich bei Bekannten seiner rühmen.
3 Wer seinen Sohn unterweist, / erweckt den Neid des Feindes, / bei seinen Freunden kann er auf ihn stolz sein.
4 Stirbt der Vater, so ist es, als wäre er nicht tot; / denn er hat sein Abbild hinterlassen.
5 Solange er lebt, sieht er ihn und freut sich, / wenn er stirbt, ist er nicht betrübt:
6 Er hat seinen Feinden einen Rächer hinterlassen / und seinen Freunden einen, der ihnen dankbar ist.
7 Wer den Sohn verzärtelt, muss ihm einst die Wunden verbinden; / dann zittert bei jedem Aufschrei sein Herz.
8 Ein ungebändigtes Pferd wird störrisch, / ein zügelloser Sohn wird unberechenbar.
9 Verzärtle den Sohn und er wird dich enttäuschen; / scherze mit ihm und er wird dich betrüben.
10 Lach nicht mit ihm, sonst bekommst du Kummer / und beißt dir am Ende die Zähne aus.
11 Lass ihn nicht den Herrn spielen in der Jugend; / lass dir seine Bosheiten nicht gefallen!
12 Beug ihm den Kopf in Kindestagen; / schlag ihn aufs Gesäß, solange er noch klein ist,sonst wird er störrisch und widerspenstig gegen dich / und du hast Kummer mit ihm.
13 Halte deinen Sohn in Zucht und mach ihm das Joch schwer, / sonst überhebt er sich gegen dich in seiner Torheit.


Gesundheit und Reichtum

14 Besser arm und gesunde Glieder / als reich und mit Krankheit geschlagen.
15 Ein Leben in Gesundheit ist mir lieber als Gold, / ein frohes Herz lieber als Perlen.
16 Kein Reichtum geht über den Reichtum gesunder Glieder, / kein Gut über die Freude des Herzens.
17 Besser sterben als ein unnützes Leben, / besser Ruhe für immer als dauerndes Leid.
18 Leckerbissen, einem verschlossenen Mund dargereicht, / sind wie Opfergaben, die man vor ein Götzenbild hinstellt;
19 was nützen sie den Götzen der Heiden, / die nicht essen und nicht riechen können? Ihnen gleicht einer, der Reichtum besitzt, / ihn aber nicht genießen kann.
20 Mit den Augen erblickt er ihn und seufzt / wie ein Entmannter, der ein Mädchen umarmt.
21 Überlass dich nicht der Sorge, / schade dir nicht selbst durch dein Grübeln!
22 Herzensfreude ist Leben für den Menschen, / Frohsinn verlängert ihm die Tage.
23 Überrede dich selbst und beschwichtige dein Herz, / halte Verdruss von dir fern! Denn viele tötet die Sorge / und Verdruss hat keinen Wert.
24 Neid und Ärger verkürzen das Leben, / Kummer macht vorzeitig alt.
25 Der Schlaf des Fröhlichen wirkt wie eine Mahlzeit, / das Essen schlägt gut bei ihm an.


31

1 Schlaflosigkeit wegen des Reichtums zehrt am Fleisch, / die Sorge um ihn nimmt der Schlummer.
2 Die Sorge um den Lebensunterhalt verscheucht den Schlummer, / mehr als schwere Krankheit vertreibt sie ihn.
3 Der Reiche müht sich ab, um ein Vermögen zu sammeln; / ist er zur Ruhe gekommen, frönt er dem Genuss.
4 Der Arme plagt sich und verbraucht seine Kraft; / wenn er ruht, muss er hungern.
5 Wer das Gold liebt, bleibt nicht ungestraft, / wer dem Geld nachjagt, versündigt sich.
6 Viele sind es, die sich vom Gold fesseln lassen, / die ihr Vertrauen auf Perlen setzen.
7 Eine Falle ist das für den Toren, / jeder Einfältige lässt sich damit fangen.
8 Wohl dem Mann, der schuldlos befunden wird, / der sich nicht aus Habgier versündigt.
9 Wo gibt es den? Wir wollen ihn preisen. / Denn Staunenswertes hat er in seinem Volk vollbracht.
10 Wo gibt es einen, der sich in solcher Prüfung bewährt hat? / Das wird ihm zur Ehre gereichen. Wer konnte sündigen und sündigte nicht, / Böses tun, tat es aber nicht?
11 Darum ist sein Glück von Dauer, / die Gemeinde verkündet sein Lob.


Das Benehmen bei Tisch

12 Mein Sohn, sitzt du am Tisch eines Großen, / dann reiß den Rachen nicht auf!
13 Sag nicht: Es ist reichlich da. / Denk daran, wie hässlich ein gieriges Auge ist. Schlimmeres als das Auge hat Gott nicht erschaffen; / darum muss es bei jeder Gelegenheit weinen.
14 Wohin schon ein anderer blickt, / dahin streck deine Hand nicht aus, / sonst triffst du mit ihm in der Schüssel zusammen.
15 Sorge für einen Nächsten wie für dich selbst / und denk an all das, was auch dir zuwider ist.
16 Iss wie ein gesitteter Mann, was vor dir liegt, / und sei nicht gierig, sonst verabscheut man dich.
17 Hör als Erster auf, wie es der Anstand verlangt, / und schlürfe nicht, sonst erregst du Anstoß.
18 Auch wenn du unter vielen sitzt, / streck die Hand nicht vor dem Nachbarn aus!
19 Hat ein wohlerzogener Mensch nicht mit wenig genug? / So wird es ihm in seinem Bett nicht übel.
20 Schmerz, Schlaflosigkeit und Qual / und Magendrücken hat der törichte Mensch. Gesunden Schlaf hat einer, der den Magen nicht überlädt; / steht er am Morgen auf, fühlt er sich wohl.
21 Hast du dich dennoch von Leckerbissen verführen lassen, / steh auf, erbrich sie und du hast Ruhe.
22 Höre, mein Sohn, und verachte mich nicht / und du wirst schließlich meine Worte begreifen. Bei all deinem Tun sei bescheiden, / so wird dich kein Schaden treffen.
23 Wer bei Tisch anständig ist, wird gelobt, / sein guter Ruf steht fest.
24 Wer sich bei Tisch schlecht benimmt, / wird öffentlich beschimpft, / sein schlechter Ruf steht fest.
25 Auch beim Wein spiel nicht den starken Mann! / Schon viele hat der Rebensaft zu Fall gebracht.
26 Wie der Ofen das Werk des Schmiedes prüft, / so ist der Wein eine Probe für die Zuchtlosen.
27 Wie ein Lebenswasser ist der Wein für den Menschen, / wenn er ihn mäßig trinkt. Was ist das für ein Leben, wenn man keinen Wein hat, / der doch von Anfang an zur Freude geschaffen wurde?
28 Frohsinn, Wonne und Lust bringt Wein, / zur rechten Zeit und genügsam getrunken.
29 Kopfweh, Hohn und Schimpf / bringt Wein, getrunken in Erregung und Zorn.
30 Zu viel Wein ist eine Falle für den Toren, / er schwächt die Kraft und schlägt viele Wunden.
31 Beim Weingelage nörgle nicht am Nachbarn herum, / verspotte ihn nicht, wenn er heiter ist. Sag zu ihm kein schmähendes Wort / und streite mit ihm nicht vor den Leuten!


32

1 Wenn du das Gastmahl leitest, überheb dich nicht, / sei unter den Gästen wie einer von ihnen! Sorg erst für sie, dann setz dich selbst, / trag erst auf, was sie brauchen, dann lass dich nieder,
2 damit du dich über sie freuen kannst / und für dein gutes Benehmen Beifall findest.
3 Ergreife das Wort, alter Mann, denn dir steht es an. / Doch schränke die Belehrung ein / und halte den Gesang nicht auf!
4 Wo man singt, schenk nicht kluge Reden aus! / Was willst du zur Unzeit den Weisen spielen?
5 Ein Rubin an goldenem Geschmeide, / das ist ein schönes Lied beim Weingelage.
6 Ein Smaragdsiegel in goldener Fassung, / das ist ein Gesang bei köstlichem Wein.
7 Als Jüngerer ergreife das Wort nur, wenn du musst, / wenn man dich nachdrücklich zwei- oder dreimal auffordert.
8 Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, / sei wie einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann.
9 Im Kreis der Vornehmen überheb dich nicht, / behellige Ältere nicht durch viele Fragen!
10 Vor dem Hagel leuchtet der Blitz, / vor dem Bescheidenen leuchtet die Gunst.
11 Wenn es Zeit ist, bleib nicht länger, / geh nach Haus und sei nicht ausgelassen;
12 dort sei lustig und überlass dich deiner Stimmung, / in Gottesfurcht, nicht in Unverstand.
13 Und für all das preise deinen Schöpfer, / der dich mit seinen Gaben erfreut hat.


Der Weise und das Gesetz Gottes

14 Wer Gott sucht, nimmt Belehrung an, / wer sich ihm zuwendet, erhält Antwort.
15 Wer im Gesetz forscht, entdeckt seinen Wert, / wer aber heuchelt, verfängt sich darin.
16 Wer den Herrn fürchtet, weiß, was recht ist, / aus dem Dunkel lässt er sicheren Rat aufleuchten.
17 Der Ruchlose lehnt Zurechtweisung ab, / er verdreht das Gesetz, wie er es braucht.
18 Der Weise verbirgt die Einsicht nicht, / der Überhebliche und der Zuchtlose lehnen Belehrung ab.
19 Tu nichts ohne Rat und Überlegung, / dann hast du dir nach der Tat nichts vorzuwerfen.
20 Geh nicht auf einem Weg voller Fallstricke, / dann werden deine Füße nicht anstoßen und straucheln.
21 Fühle dich unterwegs nie sicher vor Räubern /
22 und sei vorsichtig auf deinen Pfaden!
23 Bei all deinem Tun achte auf dich selbst; / denn wer dies tut, beachtet das Gebot.
24 Wer das Gesetz hält, achtet auf sich selbst; / wer auf den Herrn vertraut, wird nicht zuschanden.


33

1 Wer den Herrn fürchtet, den trifft kein Unheil; / fällt er in Versuchung, wird er wieder befreit.
2 Wer das Gesetz verabscheut, ist nicht weise, / er schwankt wie ein Schiff im Sturm.
3 Ein verständiger Mann ist redekundig, / seine Weisung ist zuverlässig wie ein Losentscheid.
4 Richte deine Rede erst zurecht, dann halte sie! / Zuerst ein Haus zum Wohnen, dann zieh ein!
5 Wie ein Wagenrad ist das Herz des Toren, / wie ein rollendes Rad sind seine Gedanken.
6 Wie ein geiles Ross ist ein gehässiger Freund, / unter jedem Reiter wiehert es.


Die Rangordnung der Dinge

7 Warum unterscheidet sich ein Tag vom andern, / wo doch alles Licht im Jahr von der Sonne kommt?
8 Durch die Weisheit des Herrn sind sie unterschieden / und es gibt unter ihnen Feiertage.
9 Die einen hat er gesegnet und geheiligt, / die andern zu gewöhnlichen Tagen gemacht.
10 Alle Menschen sind aus Lehm geformt, / aus Staub ist der Mensch gemacht.
11 Die Weisheit des Herrn hat sie unterschieden / und ihre Wege verschieden festgesetzt.
12 Die einen von ihnen segnete und erhöhte er, / die einen heiligte er und ließ sie sich nahe kommen; die andern verfluchte und erniedrigte er / und stieß sie aus ihrem Amt.
13 Wie Ton in der Hand des Töpfers, / geformt nach seinem Belieben, so ist der Mensch in der Hand seines Schöpfers, / von ihm erhält er sein Geschick.
14 Neben dem Bösen das Gute, neben dem Leben der Tod, / neben dem Guten der Frevler.
15 Schau hin auf alle Werke Gottes: / Alle sind sie paarweise geschaffen, eins entspricht dem andern.
16 Auch ich bin als Letzter eifrig gewesen, / wie einer, der Nachlese hält hinter den Winzern.
17 Mit Gottes Segen bin ich vorangekommen, / wie ein Winzer habe ich die Kelter gefüllt.
18 Seht, nicht für mich allein habe ich mich geplagt, / sondern für alle, die Bildung suchen.
19 Hört auf mich, ihr Großen des Volkes, / ihr Vorsteher der Gemeinde, horcht auf!


Die Herrschaft im Haus

20 Sohn und Frau, Bruder und Freund, / lass sie nicht herrschen über dich, solange du lebst.
21 Solange noch Leben und Atem in dir sind, / mach dich von niemand abhängig! Übergib keinem dein Vermögen, / sonst musst du ihn wieder darum bitten.
22 Besser ist es, dass deine Söhne dich bitten müssen, / als dass du auf die Hände deiner Söhne schauen musst.
23 In allen deinen Taten behaupte dich als Herr / und beschmutze deine Ehre nicht!
24 Wenn deine Lebenstage gezählt sind, / an deinem Todestag, verteil das Erbe!
25 Futter, Stock und Last für den Esel, / Brot, Schläge und Arbeit für den Sklaven!
26 Gib deinem Sklaven Arbeit, sonst sucht er das Nichtstun. / Trägt er den Kopf hoch, wird er dir untreu.
27 Joch und Strick beugen den Nacken, / dem schlechten Sklaven gehören Block und Folter.
28 Gib deinem Sklaven Arbeit, damit er sich nicht auflehnt; /
29 denn einem Müßigen fällt viel Schlechtigkeit ein.
30 Befiehl ihn zur Arbeit, wie es ihm gebührt; / gehorcht er nicht, leg ihn in schwere Ketten! Aber gegen keinen sei maßlos / und tu nichts ohne gutes Recht!
31 Hast du nur einen einzigen Sklaven, / halt ihn wie dich selbst; / denn wie dich selbst hast du ihn nötig. Hast du nur einen einzigen Sklaven, / betrachte ihn als Bruder, / wüte nicht gegen dein eigenes Blut!
32 Behandelst du ihn schlecht / und er läuft weg und ist verschwunden, /
33 wie willst du ihn wieder finden?


34

Leere Träume und Gottesfurcht

1 Nichtige und trügerische Hoffnung ist Sache des Toren / und Träume regen nur Törichte auf.
2 Wie einer, der nach Schatten greift und dem Wind nachjagt, / so ist einer, der sich auf Träume verlässt.
3 Das Traumbild ist ein Spiegel, / das Abbild eines Gesichts gegenüber dem Gesicht selbst.
4 Wie kann Reines vom Unreinen kommen? / Wie kann Wahres von der Lüge kommen?
5 Wahrsagung, Zeichendeuterei und Träume sind nichtig: / Was du erhoffst, macht das Herz sich vor.
6 Sind sie nicht vom Höchsten zur Warnung gesandt, / so schenk ihnen keine Beachtung!
7 Träume haben schon viele in die Irre geführt, / weil sie ihnen vertrauten, sind sie gestrauchelt.
8 Das Gesetz wird zuverlässig in Erfüllung gehen. / Vollkommen ist Weisheit in einem ehrlichen Mund.
9 Wer viel gereist ist, hat reiches Wissen / und der Erfahrene redet verständig.
10 Wer nichts erfahren hat, weiß wenig, /
11 der Vielgereiste nimmt zu an Klugheit.
12 Vieles habe ich auf meinen Reisen gesehen, / viele Dinge habe ich durchgestanden.
13 Oft musste ich Todesgefahren bestehen, / aber ich wurde gerettet und sie gingen vorüber.
14 Der Geist der Gottesfürchtigen wird leben; /
15 denn ihr Hoffen ist auf ihren Retter gerichtet.
16 Wer den Herrn fürchtet, verzagt nicht / und hat keine Angst, denn der Herr ist seine Hoffnung.
17 Wohl dem, der den Herrn fürchtet. /
18 Auf wen vertraut er und wer ist seine Stütze?
19 Die Augen des Herrn ruhen auf denen, die ihn lieben; / er ist ein starker Schild, eine mächtige Stütze, / Schutz vor dem Glutwind, / Schatten in der Mittagshitze, / Halt vor dem Straucheln, Hilfe vor dem Fall,
20 Freude für das Herz, Licht für die Augen, / Heilung, Leben und Segen.


Opfer und Gebet

21 Ein Brandopfer von unrechtem Gut ist eine befleckte Gabe, /
22 Opfer des Bösen gefallen Gott nicht.
23 Kein Gefallen hat der Höchste an den Gaben der Sünder, / auch für eine Menge Brandopfer vergibt er die Sünden nicht.
24 Man schlachtet den Sohn vor den Augen des Vaters, / wenn man ein Opfer darbringt vom Gut der Armen.
25 Kärgliches Brot ist der Lebensunterhalt der Armen, / wer es ihnen vorenthält, ist ein Blutsauger.
26 Den Nächsten mordet, wer ihm den Unterhalt nimmt, /
27 Blut vergießt, wer dem Arbeiter den Lohn vorenthält.
28 Einer baut auf, einer reißt nieder - / was haben sie mehr davon als die Mühe?
29 Einer segnet, einer flucht - / auf wessen Stimme wird der Herr hören?
30 Reinigt sich einer von einem Toten, berührt ihn aber wieder, / was nützt ihm dann die Waschung?
31 So ist ein Mensch, der seiner Sünden wegen fastet, / aber hingeht und dasselbe wieder tut.Wer wird sein Gebet erhören / und was hat er von seinem Fasten?


35

1 Viele Opfer bringt dar, wer das Gesetz befolgt; /
2 Heilsopfer spendet, wer die Gebote hält;
3 Speiseopfer bringt dar, wer Liebe erweist; /
4 Dankopfer spendet, wer Almosen gibt:
5 Abkehr vom Bösen findet das Gefallen des Herrn: / als Sühne gilt ihm die Abkehr vom Unrecht.
6 Erscheine nicht mit leeren Händen vor dem Herrn, /
7 denn das alles muss geschehen, weil es angeordnet ist.
8 Die Opfergabe des Gerechten macht den Altar glänzend von Fett / und ihr Wohlgeruch steigt zum Höchsten auf.
9 Das Opfer des Gerechten ist angenehm, / sein Gedenkopfer wird nicht vergessen werden.
10 Freigebig ehre den Herrn, / nicht gering sei die Gabe in deinen Händen.
11 Bei all deinen guten Werken zeig ein frohes Gesicht / und weihe deinen Zehnten mit Freude!
12 Wie Gott dir gegeben hat, so gib auch ihm, / freigebig und so gut, wie du kannst.
13 Denn er ist ein Gott, der vergilt, / siebenfach wird er es dir erstatten.
14 Versuche nicht, ihn zu bestechen, / denn er nimmt nichts an;
15 vertrau nicht auf Opfergaben, / die durch Unterdrückung erworben sind. Er ist ja der Gott des Rechts, / bei ihm gibt es keine Begünstigung.
16 Er ist nicht parteiisch gegen den Armen, / das Flehen des Bedrängten hört er.
17 Er missachtet nicht das Schreien der Waise / und der Witwe, die viel zu klagen hat.
18 Rinnt nicht die Träne über die Wange /
19 und klagt nicht Seufzen gegen den, der sie verursacht? [Denn von der Wange steigt sie zum Himmel empor; / der Herr achtet darauf und es missfällt ihm.]
20 Die Nöte des Unterdrückten nehmen ein Ende, / das Schreien des Elenden verstummt.
21 Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, / es ruht nicht, bis es am Ziel ist. Es weicht nicht, bis Gott eingreift /
22 und Recht schafft als gerechter Richter. Auch wird der Herr nicht säumen / und wie ein Kriegsheld sich nicht aufhalten lassen, / bis er die Hüften des Gewalttätigen zerschmettert


Gottes Hilfe für das Volk

23 und an den Völkern Vergeltung geübt hat, / bis er das Zepter des Hochmuts zerschlagen / und den Stab des Frevels zerbrochen hat,
24 bis er dem Menschen sein Tun vergolten hat / und seine Taten entsprechend seinen Absichten,
25 bis er den Rechtsstreit für sein Volk entschieden / und es durch seine Hilfe erfreut hat.
26 Köstlich ist das Erbarmen des Herrn in der Zeit der Not, / wie die Regenwolke in der Zeit der Dürre.


36

Ein Gebet um Rettung

1 Rette uns, du Gott des Alls, /
2 und wirf deinen Schrecken auf alle Völker!
3 Schwing deine Hand gegen das fremde Volk, / damit es deine mächtigen Taten sieht.
4 Wie du dich an uns vor ihren Augen als heilig bezeugt hast, / so verherrliche dich an ihnen vor unseren Augen,
5 damit sie erkennen, wie wir es erkannten: / Es gibt keinen Gott außer dir.
6 Erneuere die Zeichen, wiederhole die Wunder, /
7 zeige die Macht deiner Hand und die Kraft deines rechten Armes!
8 Weck deinen Zorn, ergieß deinen Groll, /
9 beuge den Gegner, wirf den Feind zu Boden!
10 Beschleunige das Ende und schau auf die Zeit! / Denn wer darf zu dir sagen: Was tust du?
11 Wer entkommt, der werde von der Glut deines Zornes verzehrt, / die Peiniger deines Volkes sollen zugrunde gehen.
12 Bring das Haupt der Fürsten Moabs zum Schweigen, / das sagt: Es gibt keinen außer mir.
13 Sammle alle Stämme Jakobs, /
14 []
15 []
16 verteil den Erbbesitz wie in den Tagen der Vorzeit!
17 Hab Erbarmen mit dem Volk, das deinen Namen trägt, / mit Israel, den du deinen Erstgeborenen nanntest.
18 Hab Erbarmen mit deiner heiligen Stadt, / mit Jerusalem, dem Ort, wo du wohnst.
19 Erfülle Zion mit deinem Glanz / und deinen Tempel mit deiner Herrlichkeit!
20 Leg Zeugnis ab für das, was du ehedem verfügt hast; / erfülle die Weissagung, / die in deinem Namen ergangen ist.
21 Gib allen ihren Lohn, die auf dich hoffen, / und bestätige so deine Propheten!
22 Erhöre das Gebet deiner Diener; / du hast doch Gefallen an deinem Volk. Alle Enden der Erde sollen erkennen: / Du bist der ewige Gott.


Die kluge Wahl des Vertrauten

23 Der Hals schluckt jede Speise, / doch die eine Speise schmeckt besser als die andere.
24 Der Gaumen prüft geschenkte Leckerbissen, / das kluge Herz die Leckerbissen der Lüge.
25 Ein tückischer Sinn verursacht Leid, / doch ein kluger Mann gibt es ihm zurück.
26 Eine Frau nimmt jeden beliebigen Mann, / doch die eine Frau ist schöner als die andere.
27 Eine schöne Frau macht das Gesicht strahlend, / sie übertrifft alle Lust der Augen.
28 Hat sie dazu noch eine friedfertige Sprache, / so zählt ihr Gatte nicht zu den gewöhnlichen Menschen.
29 Wer eine Frau gewinnt, macht den besten Gewinn: / eine Hilfe, die ihm entspricht, eine stützende Säule.
30 Fehlt die Mauer, so wird der Weinberg verwüstet, / fehlt die Frau, ist einer rastlos und ruhelos.
31 Wer traut einer Horde Soldaten, / die dahinstürmt von Stadt zu Stadt? So steht es mit einem Mann, der kein Heim hat: / Er geht zur Ruhe, wo es gerade Abend wird.


37

1 Jeder Freund sagt: Ich bin dein Freund. / Doch mancher Freund ist nur dem Namen nach Freund.
2 Ist es nicht ein tödlicher Schmerz, / wenn ein gleich gesinnter Freund zum Feind wird?
3 Weh, treuloser Freund, wozu bist du geschaffen? / Um die weite Erde mit Falschheit zu erfüllen?
4 Übel ist ein Freund, der nur nach dem Tisch sieht; / zur Zeit der Not hält er sich fern.
5 Ein guter Freund kämpft mit dem Feind, / er hält den Schild gegen den Widersacher.
6 Vergiss nicht den Kampfgefährten! / Hast du Beute gemacht, lass ihn nicht leer ausgehen!
7 Jeder Ratgeber weist mit der Hand die Richtung, / doch mancher rät einen Weg zum eigenen Vorteil.
8 Hüte dich vor dem Ratgeber! / Erforsche zuerst, was seine Absicht ist. Denn auch er denkt an sich selbst. / Doch warum soll das Los ihm zufallen?
9 Er sagt zu dir: Dein Weg ist der rechte. / Dann stellt er sich beiseite und schaut zu, wie du arm wirst.
10 Berate dich nicht mit deinem Neider; / vor dem, der eifersüchtig ist, verbirg Geheimes!
11 Berate dich nicht mit einer Frau über ihre Nebenbuhlerin, / mit einem Feind über den Kampf gegen ihn, / mit einem Händler über das Geschäft, / mit einem Käufer über die Ware, / mit einem Geizhals über die Liebestätigkeit, / mit einem Unbarmherzigen über das Glück des Mitmenschen, / mit einem Faulen über seine Arbeit, / mit einem Arbeiter über die Aussaat, / mit einem trägen Sklaven über die Menge der Arbeit. Vertraue dich nie diesen Menschen an, / wenn du Rat einholst.
12 Doch berate dich mit einem stets Besonnenen, / von dem du weißt, dass er die Gebote hält, / mit einem, dessen Herz denkt wie dein Herz / und der dir hilft, wenn du strauchelst.
13 Doch achte auch auf den Rat deines Gewissens. / Wer ist dir treuer als dieses?
14 Das Gewissen des Menschen gibt ihm bessere Auskunft / als sieben Wächter auf der Warte.
15 Bei alledem bete zu Gott! / Er wird in Treue deine Schritte lenken.
16 Der Anfang eines jeden Werkes ist das Wort, / der Anfang jeder Tat die Überlegung.
17 Die Wurzel der Pläne ist das Herz. /
18 Vier Reiser wachsen daraus hervor: Gutes und Böses, Leben und Tod. / Doch die Zunge hat Gewalt über sie alle.
19 Es gibt Weise, die für viele weise sind, / für sich selber aber sind sie Toren.
20 Es gibt Weise, die trotz ihres Wortes verachtet sind, / von allen Genüssen sind sie ausgeschlossen.
21 [Denn vom Herrn wurde ihm keine Huld zuteil, / weil ihm alle Weisheit fehlt.]
22 Es gibt Weise, die für sich selbst weise sind; / die Frucht ihres Wissens zeigt sich an ihrem Leib.
23 Es gibt Weise, die für ihr Volk weise sind; / die Frucht ihres Wissens ist von Dauer.
24 Wer weise ist für sich selbst, sättigt sich an Genüssen, / alle, die ihn sehen, preisen ihn glücklich.
25 [Des Menschen Leben währt zählbare Tage, / das Leben des Volkes Israel unzählbare Tage.]
26 Wer weise ist für das Volk, erlangt Ehre, / sein Ruhm wird dauernd weiterleben.


Krankheit und Tod

27 Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise, / beobachte, was dir schlecht bekommt, und meide es!
28 Denn nicht alles ist für alle gut, / nicht jeder kann jedes wählen.
29 Giere nicht nach jedem Genuss, / stürz dich nicht auf alle Leckerbissen!
30 Denn im Übermaß des Essens steckt die Krankheit, / der Unmäßige verfällt heftigem Erbrechen.
31 Schon viele sind durch Unmäßigkeit gestorben, / wer sich aber beherrscht, verlängert sein Leben.


38

1 Schätze den Arzt, weil man ihn braucht; / denn auch ihn hat Gott erschaffen.
2 Von Gott hat der Arzt die Weisheit, / vom König empfängt er Geschenke.
3 Das Wissen des Arztes erhöht sein Haupt, / bei Fürsten hat er Zutritt.
4 Gott bringt aus der Erde Heilmittel hervor, / der Einsichtige verschmähe sie nicht.
5 Wurde nicht durch ein Holz das Wasser süß, / sodass Gottes Macht sich zeigte?
6 Er gab dem Menschen Einsicht, / um sich durch seine Wunderkräfte zu verherrlichen.
7 Durch Mittel beruhigt der Arzt den Schmerz, / ebenso bereitet der Salbenmischer die Arznei,
8 damit Gottes Werke nicht aufhören / und die Hilfe nicht von der Erde verschwindet.
9 Mein Sohn, bei Krankheit säume nicht, / bete zu Gott; denn er macht gesund.
10 Lass ab vom Bösen, mach deine Hände rechtschaffen, / reinige dein Herz von allen Sünden!
11 Bring den beruhigenden Duft eines Gedenkopfers dar, / mach die Gabe fett, wenn dein Vermögen es erlaubt.
12 Doch auch dem Arzt gewähre Zutritt! / Er soll nicht fernbleiben; denn auch er ist notwendig.
13 Zu gegebener Zeit liegt in seiner Hand der Erfolg; / denn auch er betet zu Gott,
14 er möge ihm die Untersuchung gelingen lassen / und die Heilung zur Erhaltung des Lebens.
15 Wer gegen seinen Schöpfer sündigt, / muss die Hilfe des Arztes in Anspruch nehmen.
16 Mein Sohn, um den Toten lass Tränen fließen, / trauere und stimm das Klagelied an! Bestatte seinen Leib, wie es ihm zusteht, / verbirg dich nicht bei seinem Hinscheiden!
17 Sei betrübt, mein Sohn, und überlass dich heftiger Klage, / halte die Trauer ein, wie es ihm gebührt, einen Tag oder zwei, der Nachrede wegen; / dann tröste dich über den Kummer hinweg!
18 Aus Kummer entsteht Unheil; / denn ein trauriges Herz bricht die Kraft.
19 Schlimmer als der Tod ist dauernder Kummer, / ein leidvolles Leben ist ein Fluch für das Herz.
20 Lenke deinen Sinn nicht mehr auf den Toten, / lass von der Erinnerung an ihn ab / und denk an die Zukunft!
21 Denk nicht mehr an ihn; / denn es gibt für ihn keine Hoffnung. / Was kannst du ihm nützen? Dir aber schadest du.
22 Denk daran, dass seine Bestimmung auch deine Bestimmung ist: / Gestern er und heute du.
23 Wie der Tote ruht, ruhe auch die Erinnerung an ihn, / tröste dich, wenn sein Leben erloschen ist.


Aufgabe und Stellung des Schriftgelehrten

24 Die Weisheit des Schriftgelehrten vermehrt das Wissen. / Wer frei ist von Arbeit, kann sich der Weisheit widmen.
25 Wie kann sich einer der Weisheit widmen, / der den Pflug hält und mit dem Treiberstachel prahlt, der Rinder auf die Weide treibt, Ochsen zurückholt, / sich mit den Jungstieren unterhält,
26 der seinen Sinn auf das Eggen der Furchen richtet / und darauf bedacht ist, die Mast zu vollenden?
27 Arbeiten muss auch der Handwerker und Künstler, / der Tag und Nacht beschäftigt ist, der Siegelringe schneidet oder dessen Aufgabe es ist, / in das bunte Gewebe Abwechslung zu bringen, der seinen Sinn auf die Wiedergabe des Musters richtet / und darauf bedacht ist, das Werk schön zu vollenden.
28 Ebenso der Schmied, der am Amboss sitzt / und auf die eisernen Geräte achtet, dem der Hauch des Feuers das Fleisch schmelzen lässt / und den die Hitze des Ofens durchglüht, dem der Lärm des Hammers das Ohr betäubt / und dessen Augen auf das Muster des Gerätes gebannt sind, der seinen Sinn auf die Vollendung der Stücke richtet / und darauf bedacht ist, das fertige Werk zu verzieren.
29 Ebenso der Töpfer, der vor seiner Arbeit sitzt / und mit seinen Füßen die Scheibe dreht, der unaufhörlich um seine Arbeit besorgt ist / und dessen ganzer Eifer der großen Anzahl gilt,
30 der mit dem Arm den Ton knetet / und ihm mit den Füßen die Zähigkeit nimmt, der seinen Sinn auf die Vollendung der Glasur richtet / und darauf bedacht ist, den Ofen richtig zu erhitzen.
31 Sie alle verlassen sich auf ihre Hände / und jeder ist erfahren in seinem Geschäft.
32 Ohne sie wird keine Stadt besiedelt, / und wo sie sich niederlassen, hungern sie nicht.
33 Aber zur Volksversammlung werden sie nicht hinzugezogen, / in der Gemeinde ragen sie nicht hervor. Sie sitzen auf keinem Richterstuhl / und kennen sich nicht aus in Recht und Gesetz. Weise Bildung offenbaren sie nicht, / Sinnsprüche sind bei ihnen nicht zu finden.
34 Sie kennen sich nur in weltlichen Berufen aus, / ihr Sinnen richtet sich auf die Ausübung des Gewerbes. Anders, wer sich der Gottesfurcht widmet / und das Gesetz des Höchsten erforscht.


39

1 Die Weisheit aller Vorfahren ergründet er / und beschäftigt sich mit den Weissagungen;
2 er achtet auf die Reden berühmter Männer / und in die Tiefen der Sinnsprüche dringt er ein.
3 Er erforscht den verborgenen Sinn der Gleichnisse / und verweilt über den Rätseln der Sinnsprüche.
4 Im Kreis der Großen tut er Dienst / und erscheint vor den Fürsten; er bereist das Land fremder Völker, / erfährt Gutes und Böses unter den Menschen;
5 er richtet seinen Sinn darauf, / den Herrn, seinen Schöpfer, zu suchen, / und betet zum Höchsten;er öffnet seinen Mund zum Gebet / und fleht wegen seiner Sünden.
6 Wenn Gott, der Höchste, es will, / wird er mit dem Geist der Einsicht erfüllt: Er bringt eigene Weisheitsworte hervor / und im Gebet preist er den Herrn.
7 Er versteht sich auf Rat und Erkenntnis / und erforscht die Geheimnisse;
8 er trägt verständige Lehre vor / und das Gesetz des Herrn ist sein Ruhm.
9 Viele loben seine Einsicht; / sie wird niemals vergehen. Sein Andenken wird nicht schwinden, / sein Name lebt fort bis in ferne Geschlechter.
10 Von seiner Weisheit erzählt die Gemeinde, / sein Lob verkündet das versammelte Volk.
11 Solange er lebt, wird er mehr gelobt als tausend andere; / geht er zur Ruhe ein, genügt ihm sein Nachruhm.


Die Einladung zum Gotteslob

12 Weiterhin will ich mit Überlegung reden; / denn ich bin angefüllt wie der volle Mond.
13 Hört mich, ihr frommen Söhne, und ihr werdet gedeihen / wie die Zeder, die am Wasserlauf wächst.
14 Ihr werdet Duft verströmen wie der Weihrauch, / ihr werdet Blüten treiben wie die Lilie. Erhebt die Stimme und singt im Chor, / preist den Herrn für all seine Werke!
15 Verherrlicht seinen Namen, / feiert ihn mit Lobgesang, / mit Liedern zu Harfe und Saitenspiel! Sprecht unter lautem Jubel: /
16 Alle Werke Gottes sind gut, / sie genügen zur rechten Zeit für jeden Bedarf.
17 Durch sein Wort stellt er das Meer hin wie einen Wall, / durch den Befehl seines Mundes seinen Wasserspeicher.
18 Was er will, geschieht ohne Verzug, / kein Hindernis gibt es für seine Hilfe.
19 Das Tun aller Menschen liegt vor ihm, / nichts ist verborgen vor seinen Augen.
20 Von Ewigkeit zu Ewigkeit blickt er hernieder. / Gibt es eine Grenze für seine Hilfe? Nichts ist klein und gering bei ihm, / nichts ist für ihn zu unbegreiflich und zu schwer.
21 Man sage nicht: Wozu dies, wozu das? / Denn alles ist für seinen besonderen Zweck bestimmt. Man sage nicht: Dies ist schlechter als das. / Denn alles ist zu seiner Zeit von Wert.
22 Sein Segen strömt über wie der Nil, / wie der Eufrat tränkt er den Erdkreis.
23 So hat auch sein Zorn ganze Völker vertrieben, / er hat wasserreiches Land zur Salzwüste gemacht.
24 Seine Pfade sind für die Rechtschaffenden eben, / wie sie für die Verbrecher unwegsam sind.
25 Von Anbeginn hat er Gutes den Guten zugeteilt, / doch den Schlechten Gutes und Schlechtes.
26 Das Nötigste im Leben des Menschen sind: / Wasser, Feuer, Eisen und Salz, / kräftiger Weizen, Milch und Honig, / Blut der Trauben, Öl und Kleidung.
27 All dies dient den Guten zum Guten, / doch für die Schlechten verwandelt es sich in Schlechtes.
28 Es gibt Winde, die für das Gericht geschaffen sind / und durch ihr Wüten Berge versetzen. Ihre Kraft schütten sie aus zur Zeit des Verderbens / und stillen den Zorn ihres Schöpfers.
29 Feuer und Hagel, Hunger und Pest, / auch sie sind für das Gericht erschaffen,
30 reißende Tiere, Skorpion und Natter, / rächendes Schwert zur Vernichtung der Frevler:Alle diese Dinge sind zu ihrem Zweck erschaffen, / sie sind im Speicher aufbewahrt / und zu ihrer Zeit werden sie losgelassen.
31 Wenn er ihnen befiehlt, jauchzen sie auf, / sie erfüllen ihren Auftrag, / ohne seinem Wort zu widerstreben.
32 Darum stand es bei mir von Anfang an fest, / ich bedachte es und lege es schriftlich nieder:
33 Alle Werke Gottes sind gut, / sie genügen zur rechten Zeit für jeden Bedarf.
34 Man sage nicht: Dies ist schlechter als das. / Denn alles ist zu seiner Zeit von Wert.
35 Nun jubelt von ganzem Herzen / und preist den Namen des Heiligen!


40

1 Große Mühsal hat Gott den Menschen zugeteilt, / ein schweres Joch ihnen auferlegt von dem Tag, an dem sie aus dem Schoß ihrer Mutter hervorgehen, / bis zum Tag ihrer Rückkehr zur Mutter aller Lebenden:
2 ihr Grübeln und die Angst ihres Herzens, / der Gedanke an die Zukunft, an den Tag ihres Todes.
3 Von dem, der auf hohem Thron sitzt, / bis zu dem, der in Staub und Asche sitzt,
4 von dem, der Krone und Stirnreif trägt, / bis zu dem, der ein Kleid aus Fellen trägt:
5 Zorn, Eifersucht, Sorge und Schrecken, / Todesangst, Zank und Streit. Noch auf dem Bett zur Ruhezeit / verwirrt der nächtliche Schlaf ihm den Sinn.
6 Bald wird er, nach einem Augenblick der Ruhe, / von schrecklichen Träumen aufgejagt, bald in die Irre getrieben durch Vorspiegelungen seiner Seele, / wie ein Flüchtling, der dem Verfolger entrinnt;
7 gerade während er sich rettet, wacht er auf / und wundert sich über die Angst um nichts.
8 Hinzu kommt über alles Lebende, vom Menschen bis zum Vieh, / und über die Sünder siebenfach:
9 Pest und Blut, Fieber und Schwert, / Untergang und Verderben, Hunger und Tod.
10 Für den Frevler ist das Übel erschaffen / und seinetwegen kommt die Vernichtung.
11 Alles, was von der Erde stammt, / kehrt zur Erde zurück, / was aus der Höhe stammt, zur Höhe.


Der Wert der Treue

12 Jede Bestechung und Ungerechtigkeit wird ausgerottet, / Treue aber besteht für immer.
13 Der Reichtum des Frevlers ist wie ein reißender Bach, / wie ein mächtiger Fluss beim Gewitterregen.
14 Schwillt er an, dann werden Felsen bewegt, / doch plötzlich versiegt er für immer.
15 Der Schössling des Gewalttätigen treibt keinen Spross; / denn die Wurzel des Ruchlosen liegt auf einem Felsenriff,
16 wie Riedgras am Bachrand, / das schneller als jedes Gras verdorrt.
17 Liebe aber wird in Ewigkeit nicht ausgetilgt, / Barmherzigkeit besteht für immer.


Die höchsten Güter

18 Überfluss und Verdienst machen das Leben angenehm, / doch mehr als beide, einen Schatz zu finden.
19 Nachkommenschaft und Städtebau geben dem Namen Bestand, / doch mehr als beide, Weisheit zu finden. Viehzucht und Ackerbau lassen den Leib gedeihen, / doch mehr als beide eine treue Frau.
20 Wein und Bier erfreuen das Herz, / doch mehr als beide die Freundesliebe.
21 Flöte und Harfe verschönern das Lied, / doch mehr als beide eine reine Stimme.
22 Anmut und Schönheit entzücken das Auge, / doch mehr als beide die Blumen des Feldes.
23 Freund und Gefährte leiten zur rechten Zeit, / doch mehr als beide eine verständige Frau.
24 Bruder und Helfer nützen in der Zeit der Not, / doch mehr als beide eine rettende Liebesgabe.
25 Gold und Silber stützen den Fuß, / doch mehr als beide ein guter Rat.
26 Reichtum und Macht erheben das Herz, / doch mehr als beide die Gottesfurcht. Hat man Gottesfurcht, so gibt es keine Not, / neben ihr braucht man keine Stütze zu suchen;
27 die Gottesfurcht ist wie ein gesegnetes Paradies, / über seine ganze Pracht (breitet sich) ihr schirmendes Dach.


Das Betteln

28 Mein Sohn, lebe nicht vom Betteln! / Besser sterben, als aufdringlich sein.
29 Wer nach dem Tisch anderer schauen muss, / dessen Leben ist nicht als Leben zu rechnen. Geschenkte Leckerbissen beschmutzen die Kehle, / dem verständigen Mann bereiten sie Magenschmerzen.
30 Im Mund des Frechen ist Betteln süß, / doch in seinem Innern brennt es wie Feuer.


41

1 Tod, wie bitter ist es, an dich zu denken, / für den, der ruhig sein Heim bewohnt, für den, der ohne Sorge ist und in allem Erfolg hat / und noch kräftig genug ist, die Lust zu genießen.
2 Tod, wie gut ist es, dass du auferlegt bist, / für den betrübten und kraftlosen Menschen, für den, der strauchelt und überall anstößt, / der verzweifelt ist und die Hoffnung verloren hat.
3 Fürchte dich nicht vor dem Tod, / weil er dir auferlegt ist. Denk daran: / Vorfahren und Nachkommen trifft es wie dich.
4 Er ist das Los, das allen Sterblichen von Gott bestimmt ist. Was sträubst du dich gegen das Gesetz des Höchsten? Ob tausend Jahre, ob hundert oder zehn, / im Totenreich gibt es keine Beschwerde über die Lebensdauer.
5 Eine verächtliche Brut ist das Geschlecht der Bösen, ein törichtes Gezücht haust in der Wohnung des Frevlers.
6 Dem Sohn des Verbrechers geht die Herrschaft verloren, / seine Nachkommen leben für immer in Schande.
7 Einen schlechten Vater verfluchen die Kinder, / denn seinetwegen werden sie verachtet.
8 Weh euch, ihr ruchlosen Männer, / die ihr das Gesetz des Höchsten verlassen habt.
9 Wenn ihr euch vermehrt, ist es zum Unglück, / wenn ihr Kinder zeugt, ist es zur Trauer;wenn ihr strauchelt, ist es zur dauernden Freude, / wenn ihr sterbt, ist es zum Fluch.
10 Alles, was aus dem Nichts kommt, / kehrt in das Nichts zurück; / so auch der Ruchlose aus dem Leeren ins Leere.
11 Ein Hauch ist der Mensch dem Leibe nach, / doch der Name des Frommen wird nicht getilgt.
12 Sei besorgt um deinen Namen; denn er begleitet dich / treuer als tausend kostbare Schätze.
13 Das Gut des Lebens währt zählbare Tage, / das Gut des Namens unzählige Tage.


Das Verbergen der Weisheit

14 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz, / was nützen sie beide?
15 Besser ist einer, der seine Torheit verbirgt, / als einer, der seine Weisheit verbirgt.


Die rechte und die falsche Scham

16 Hört, Söhne, die Lehre von der Scham, / lernt, was Scham ist nach meinem Urteil. Nicht jede Scham ziemt sich, / nicht jedes Schamempfinden ist empfehlenswert.
17 Schäme dich vor Vater und Mutter der Unzucht, / vor Fürst und Herrscher der Lüge,
18 vor dem Herrn und der Herrin des Betrugs, / vor Gemeinde und Volk der Sünde, / vor dem Gefährten und Freund der Untreue,
19 vor dem Ort, an dem du wohnst, der Unterschlagung. / (Schäme dich,) Eid und Vertrag zu verletzen, den Ellbogen aufzustemmen beim Mahl, / eine erbetene Gabe zu verweigern,
20 einen Gruß nicht zu erwidern, / einer Verheirateten nachzuschauen, / den Blick auf eine fremde Frau zu werfen,
21 deinen Bruder abzuweisen, / die Verteilung der Opferanteile zu unterlassen,
22 mit deiner Magd dich abzugeben / und dich ihrem Bett zu nähern. (Schäme dich) der üblen Nachrede gegenüber dem Freund, / und wenn du geschenkt hast, zu schimpfen,


42

1 ein Wort, das du gehört hast, weiterzutragen / und ein vertrauliches Gespräch zu verraten. Dann bist du in der Tat schamhaft / und findest Gunst bei allen Menschen. Aber nimm keine falsche Rücksicht / und schäme dich nicht folgender Dinge:
2 des Gesetzes des Höchsten und seiner Satzung, / des gerechten Urteils, das nicht den Schuldigen freispricht,
3 der Abrechnung mit dem Geschäftsfreund und dem Kaufmann, / der Verteilung von Erbe und Besitz,
4 der Säuberung von Waagschalen und Waage, / der Reinigung von Maß und Gewicht, / des Einkaufs, ob viel oder wenig,
5 des Handelns um den Kaufpreis mit dem Krämer, / der häufigen Züchtigung der Kinder / und der Schläge für einen schlechten und trägen Sklaven.
6 (Schäme dich nicht,) eine schlimme Frau in Gewahrsam zu halten / und dort abzuschließen, wo viele Hände sind,
7 ein Verzeichnis aufzustellen, wenn du etwas hinterlegt hast, / auch Einnahme und Ausgabe immer aufzuschreiben,
8 einen Unverständigen und Toren zurechtzuweisen / und einen haltlosen Greis, der Unzucht treibt. Dann bist du in Wahrheit vorsichtig / und ein behutsamer Mann vor den Augen aller Menschen.


Die Sorgen des Vaters um seine Tochter

9 Eine Tochter ist für den Vater ein Schatz, den er hütet, / die Sorge um sie nimmt ihm den Schlaf: in ihrer Jugend, dass sie nicht verschmäht wird, / nach der Heirat, dass sie nicht verstoßen wird,
10 als Mädchen, dass sie nicht verführt wird, / bei ihrem Gatten, dass sie nicht untreu wird, im Haus ihres Vaters, dass sie nicht schwanger wird, / im Haus ihres Gatten, dass sie nicht kinderlos bleibt.
11 Mein Sohn, wache streng über deine Tochter, / damit sie dich nicht in schlechten Ruf bringt, kein Stadtgespräch und keinen Volksauflauf erregt, / dich nicht beschämt in der Versammlung am Stadttor. Wo sie sich aufhält, sei kein Fenster, / kein Ausblick auf die Wege ringsum.
12 Keinem Mann zeige sie ihre Schönheit / und unter Frauen halte sie sich nicht auf.
13 Denn aus dem Kleid kommt die Motte, / aus der einen Frau die Schlechtigkeit der andern.
14 Besser ein unfreundlicher Mann als eine freundliche Frau / und (besser) eine gewissenhafte Tochter als jede Art von Schmach.


Der Lobpreis Gottes in Natur und Geschichte: 42,15 - 50,24

Das Lob des Schöpfers in der Natur

15 Nun will ich der Werke Gottes gedenken; / was ich gesehen habe, will ich erzählen: Durch Gottes Wort entstanden seine Werke; / seine Lehre ist ein Ausfluss seiner Liebe.
16 Über allem strahlt die leuchtende Sonne, / die Herrlichkeit des Herrn erfüllt alle seine Werke.
17 Die Heiligen Gottes vermögen nicht, / alle seine Wunder zu erzählen. Gott gibt seinen Heerscharen die Kraft, / vor seiner Herrlichkeit zu bestehen.
18 Meerestiefe und Menschenherz durchforscht er / und er kennt alle ihre Geheimnisse. Der Höchste hat Kenntnis von allem, / bis in die fernste Zeit sieht er das Kommende.
19 Vergangenheit und Zukunft macht er kund / und enthüllt die Rätsel des Verborgenen.
20 Es fehlt ihm keine Einsicht, / kein Ding entgeht ihm.
21 Seine machtvolle Weisheit hat er fest gegründet, / er ist der Einzige von Ewigkeit her.Nichts ist hinzuzufügen, nichts wegzunehmen, / er braucht keinen Lehrmeister.
22 Alle seine Werke sind vortrefflich, / doch sehen wir nur einen Funken und ein Spiegelbild.
23 Alles lebt und besteht für immer, / für jeden Gebrauch ist alles bereit.
24 Jedes Ding ist vom andern verschieden, / keines von ihnen hat er vergeblich gemacht.
25 Eines ergänzt durch seinen Wert das andere. / Wer kann sich satt sehen an ihrer Pracht?


43

1 Die Schönheit der Höhe, das klare Firmament und der gewaltige Himmel / sind ein herrlicher Anblick.
2 Die Sonne geht auf und erglänzt in vollem Licht, / ein staunenswertes Gestirn, das Werk des Höchsten.
3 Steht sie in der Mittagshöhe, / versetzt sie die Welt in Glut, / wer hält es aus in ihrer Hitze?
4 Ein brennender Schmelzofen ist das Kunstwerk des Gießers; / der Pfeil der Sonne setzt Berge in Brand; ihre Feuerzunge verbrennt das bewohnte Land, / ihr Licht versengt das Auge.
5 Ja, groß ist der Herr, ihr Schöpfer, / sein Wort lässt seinen Helden erstrahlen.
6 Der Mond führt die Zeiten herauf; / er herrscht bis ans Ende und dient für immer als Zeichen.
7 Durch ihn werden Fristen und Festzeiten bestimmt, / ist er erschöpft, freut er sich wieder auf seinen Umlauf.
8 Der Neumond ist so, wie sein Name sagt: / Er erneuert sich selbst. / Wie staunenswert ist er in seinem Wechsel. Er ist ein Fahrzeug für das Heer der Wolken in der Höhe / und lässt durch seinen Glanz das Himmelsgewölbe erglühen.
9 Des Himmels Schönheit und Pracht sind die Sterne, / ein strahlender Schmuck in den Höhen Gottes.
10 Durch Gottes Wort stehen sie geordnet da / und ermatten nicht bei ihrer Nachtwache.
11 Schau den Regenbogen an und preise seinen Schöpfer; / denn überaus schön und herrlich ist er.
12 Über den Himmelskreis erstreckt er sich in seiner Pracht, / Gottes Hand hat ihn machtvoll ausgespannt.
13 Gottes Machtwort zeichnet den Blitz hin, / lässt die Brandpfeile seines Gerichtes leuchten.
14 Zu seinem Dienst hat er einen Speicher geöffnet, / lässt er Wolken fliegen wie Vögel.
15 Seine Allmacht ballt die Wolken zusammen / und schlägt aus ihnen Hagelsteine.
16 mit seiner Kraft erschüttert er die Berge.
17 aSeines Donners Stimme lässt die Erde beben, / Sein Wort hetzt den Südwind auf, / den tobenden Nordwind, den Sturm und Orkan. Seinen Schnee streut er aus wie Vogelschwärme; / wie einfallende Heuschrecken wirbelt er herab.
18 Sein weißer Glanz blendet die Augen, / bei seinem Rieseln bebt das Herz.
19 Auch den Reif schüttet er aus wie Salz / und lässt Eisblumen sprießen wie Dornen.
20 Den kalten Nordwind lässt er wehen, / wie Erdschollen lässt er die Quellen erstarren. Jedes stehende Gewässer überzieht er / und kleidet den Teich wie mit einem Panzer.
21 Das Grün der Berge versengt er wie durch Hitze, / die sprossende Flur wie durch Flammenglut.
22 Linderung für alles ist das Träufeln der Wolken,/ der Tau, der sich ergießt, um das Trockene zu erfrischen.
23 Sein kluger Plan bändigte das Meer / und pflanzte Inseln im Ozean ein.
24 Die Seefahrer erzählen von der Weite des Meeres; / hören es unsere Ohren, so erschaudern wir.
25 Dort gibt es Wunderwesen, die erstaunlichsten seiner Werke, / allerlei Getier und die Ungeheuer des Weltmeers.
26 In seinem Dienst hat sein Bote Erfolg / und durch sein Wort vollzieht er seinen Willen.
27 Sagten wir noch mal so viel, wir kämen an kein Ende; / darum sei der Rede Schluss: Er ist alles!
28 Wir können (ihn) nur loben, aber nie erfassen, / ist er doch größer als alle seine Werke.
29 Überaus Ehrfurcht gebietend ist der Herr, / unbegreiflich ist seine Stärke.
30 Ihr, die ihr den Herrn lobt, singt laut, so viel ihr könnt; / denn nie wird es genügen. Ihr, die ihr ihn preist, schöpft neue Kraft, werdet nicht müde; / denn fassen könnt ihr es nie.
31 Wer hat ihn gesehen, dass er erzählen könnte, / und wer kann ihn loben, wie es ihm entspricht?
32 Die Menge des Verborgenen ist größer als das Genannte, / nur wenige von seinen Werken habe ich gesehen.
33 Alles hat der Herr gemacht / und den Frommen hat er Weisheit verliehen.


44

1 Die ehrwürdigen Männer will ich preisen, / unsere Väter, wie sie aufeinander folgten.
2 Viel Ehre hat der Höchste ausgeteilt, / viel von seiner Größe, seit den Tagen der Vorzeit:
3 Männer, die über die Erde als Könige herrschten / und die berühmt waren durch ihre Macht; die Rat erteilten durch ihre Einsicht, / die prophetisch alle Dinge erschauten;
4 Fürsten des Volkes wegen ihrer Klugheit, / angesehen wegen ihres Scharfsinns; redekundig durch ihre Kenntnis der Schriften, / Lehrer von Sinnsprüchen durch ihre Lebenserfahrung;
5 Dichter von Liedern in Versmaß, / Verfasser von geschriebenen Sinnsprüchen;
6 tüchtige Männer, auf Macht gestützt, / unbehelligt in ihrem Wohnsitz:
7 Sie alle waren geehrt zu ihrer Zeit / und ihr Ruhm blühte in ihren Tagen.
8 Manche hinterließen einen Namen, / sodass man ihr Lob weitererzählte.
9 Andere blieben ohne Nachruhm; / sie sind erloschen, sobald sie starben. Sie sind, als wären sie nie gewesen, / und ebenso auch ihre Kinder.
10 Jene aber sind die ehrwürdigen Männer, / deren Hoffnung nicht vergeht.
11 Bei ihren Nachkommen bleibt ihr Gut, / ihr Erbe bei ihren Enkeln.
12 Ihre Nachkommen halten fest an ihrem Bund / und ebenso ihre Kinder, um der Väter willen.
13 Ihre Nachkommen haben für immer Bestand, / ihr Ruhm wird niemals ausgelöscht.
14 Ihr Leib ist in Frieden bestattet, / ihr Name lebt fort von Geschlecht zu Geschlecht.
15 Von ihrer Weisheit erzählt die Gemeinde, / ihr Lob verkündet das versammelte Volk.


Das Beispiel Henochs

16 Henoch ging seinen Weg mit dem Herrn und wurde entrückt: / ein Beispiel der Gotteserkenntnis für alle Zeiten.


Das Vorbild Noachs

17 Der gerechte Noach wurde untadelig befunden, / zur Zeit des Untergangs war er ein neuer Anfang. Durch ihn blieb ein Rest erhalten, / der Bund mit ihm beendete die Sintflut.
18 Ein ewiger Bund wurde mit ihm geschlossen: / Nie wieder sollte alles Leben vernichtet werden.


Die Bedeutung Abrahams

19 Abraham wurde der Vater vieler Völker, / seine Ehre blieb makellos.
20 Er hielt das Gebot des Höchsten / und trat in einen Bund mit ihm. Wie ihm befohlen wurde, hat er sich beschnitten; / in der Prüfung wurde er treu befunden.
21 Darum hat ihm Gott mit einem Eid zugesichert, / durch seine Nachkommen die Völker zu segnen, sie zahlreich zu machen wie den Staub auf der Erde / und seine Nachkommen zu erhöhen wie die Sterne, ihnen Besitz zu geben von Meer zu Meer, / vom Eufrat bis an die Grenzen der Erde.


Der Segen Isaaks und Jakobs

22 Das Gleiche sicherte er Isaak zu / um Abrahams, seines Vaters willen.
23 Den Bund mit allen Vorfahren übertrug er auf ihn. / Auch auf Israels Haupt ruhte der Segen. Er bestätigte ihm die Erstgeburt / und übergab ihm sein Erbe. Er bestimmte es für die Stämme, / zum Anteil für die Zwölf. Er ließ von ihm einen Mann abstammen, / der bei allen Lebenden in Ansehen stand:


45

1 Geliebt von Gott und den Menschen: / Mose, sein Andenken sei zum Segen.
2 Er nannte ihn einen Gott / und stärkte ihn zu Furcht erregenden Taten.
3 Durch sein Wort ließ er schnell die Zeichen geschehen / und verlieh ihm Macht vor dem König. Er sandte ihn zum Volk / und zeigte ihm seine Herrlichkeit.
4 Wegen seiner Treue und Bescheidenheit / erwählte er ihn aus allen Sterblichen.
5 Er ließ ihn seine Stimme hören / und zu der dunklen Wolke herantreten. In seine Hand legte er die Gebote, / die Lehre voll Leben und Einsicht, um Jakob seine Gesetze zu lehren / und Israel seine Satzungen und Vorschriften.


Die Erwählung Aarons

6 Gleich ihm erhöhte er einen Heiligen: / Aaron aus dem Stamm Levi.
7 Er hat ihn bestellt für das ewige Priesteramt / und über ihn seine Hoheit ausgebreitet. Er beglückte ihn mit seiner Herrlichkeit / und umhüllte ihn mit dem schönsten Schmuck.
8 Er kleidete ihn ganz in Pracht / und schmückte ihn mit herrlichen Gewändern: / mit Beinkleidern, Leibrock und Obergewand.
9 Dessen Saum verzierte er mit Glöckchen im Kreis / und mit klingenden Granatäpfeln ringsum. Sie sollten bei seinen Schritten lieblichen Klang geben, / damit er im Heiligtum zu hören war und sein Volk aufmerksam wurde.
10 Auch schmückte er ihn mit den heiligen Gewändern aus Gold, / aus violettem und rotem Purpur - einer Kunstweberarbeit -, / mit der Lostasche für den Schiedsspruch, dem Efod,
11 und dem Gürtel aus Karmesin - einer Weberarbeit -, / mit den Edelsteinen, gestochen wie Siegel / und eingefasst - einer Steinschneiderarbeit -; auf ihnen standen in eingeschnittener Schrift / die Namen der Stämme Israels, / um sie (bei Gott) in Erinnerung zu bringen;
12 sodann der Goldreif auf dem Kopfbund, / die Rosette mit der eingravierten Inschrift: Heilig! Eine herrliche Pracht, eine gewaltige Auszeichnung, / eine Augenweide, eine vollendete Schönheit.
13 Vorher hat es nichts Ähnliches gegeben / und niemals darf es ein Unbefugter tragen. Nur seinen Söhnen hat er dies anvertraut / und so halten es seine Söhne für alle Zeiten.
14 Sein Speiseopfer wird ganz verbrannt, / zweimal täglich, als regelmäßiges Opfer.
15 Mose hat ihn in sein Amt eingesetzt / und ihn mit heiligem Öl gesalbt. So wurde ihm ein ewiger Bund gewährt und auch seinen Nachkommen, / solange der Himmel steht: den Dienst zu tun, für Gott Priester zu sein / und sein Volk in seinem Namen zu segnen.
16 Er hat ihn erwählt aus allen Lebenden, / damit er Brandopfer und Fettstücke darbringe, den beruhigenden Duft des Gedenkopfers aufsteigen lasse / und für die Söhne Israels Sühne erwirke.
17 Er gab ihm seine Gebote / und Vollmacht über Gesetz und Recht. So unterwies Aaron sein Volk im Gesetz / und Israels Söhne im Recht.
18 Als sich Unbefugte gegen ihn empörten / und in der Wüste auf ihn eifersüchtig wurden,die Leute um Datan und Abiram / sowie Korach und sein Anhang, in heftiger Wut,
19 da sah es der Herr und wurde zornig, / er vernichtete sie in seinem glühenden Zorn. Er bewirkte ein Wunder gegen sie / und vertilgte sie in den Flammen seines Feuers.
20 Das Ansehen Aarons vermehrte er noch / und gab ihm sein Erbteil: Die heiligen Erstlinge gab er ihm zur Nahrung, / Die Schaubrote wurden sein Anteil /
21 die Gaben für den Herrn sollten sie essen. und die Abgaben sollten ihm und seinen Nachkommen zufallen.
22 Vom Landbesitz des Volkes aber sollte er nichts erben, / in ihrer Mitte kein Erbteil erhalten;denn der Herr ist sein Anteil / und sein Erbe inmitten der Söhne Israels.


Die Bestimmung des Pinhas

23 Ferner Pinhas, der Sohn Eleasars: / Er bekam als Dritter das hohe Amt, / weil er sich einsetzte für den Gott des Alls / und für sein Volk in die Bresche trat, / als er dem Antrieb seines Herzens folgte / und für die Söhne Israels Sühne erwirkte.
24 Darum hat der Herr auch für ihn eine Bestimmung getroffen, / einen Heilsbund gestiftet: / Er sollte das Heiligtum versorgen. So sollte ihm und seinen Söhnen / das Hohepriesteramt gehören für ewige Zeiten.
25 Sein Bund mit David, dem Sohn Isais aus dem Stamm Juda, / bestand in der Erbnachfolge eines Herrschers von Gottes Gnaden; / ebenso gehört die Erbnachfolge Aarons Pinhas und seinen Söhnen. Nun lobt den gütigen Herrn, / der euch mit Ehre gekrönt hat.
26 Er gebe euch Weisheit ins Herz, / sein Volk in Gerechtigkeit zu lenken, damit euer Glück nie endet / noch euer hohes Amt bis in fernste Zeiten.


46

1 Ein tapferer Kriegsheld war Josua, der Sohn Nuns, / der Mose im Amt des Propheten zur Seite stand. Er war dazu geschaffen, seinem Namen entsprechend, / für die Erwählten Gottes eine große Hilfe zu sein, an den Feinden Rache zu nehmen / und Israel in sein Erbland zu führen.
2 Wie herrlich war er, wenn er die Hand erhob / und das Sichelschwert schwang gegen eine Stadt.
3 Wer konnte ihm standhalten, / wenn er die Kriege des Herrn führte?
4 Blieb nicht auf seinen Befehl die Sonne stehen, / wurde nicht ein Tag doppelt so lang?
5 Er rief zu Gott, dem Höchsten, / als er in Not war, umringt von seinen Feinden; der höchste Gott erhörte ihn / und ließ Hagelsteine und Eis regnen.
6 Er schleuderte sie auf das feindliche Volk, / am Abhang vernichtete er die Gegner. So sollten alle dem Untergang geweihten Völker erkennen, / wie genau der Herr ihre Kämpfe beobachtet. Auch war er dem Herrn in allem ergeben /
7 und bewies Treue in den Tagen des Mose. Josua und Kaleb, der Sohn Jefunnes, / sie blieben standhaft beim Aufruhr des Volkes, wandten das Zorngericht von der Gemeinde ab / und machten dem üblen Gerede ein Ende.
8 Darum wurden sie beide auch verschont, / als Einzige von den sechshunderttausend Männern des Fußvolks, und in ihr Erbland geführt, / in das Land, wo Milch und Honig fließen.
9 Gott gab dem Kaleb Kraft, / die ihm bis ins Greisenalter erhalten blieb, damit er die Höhen des Landes besetzen konnte; / auch seine Nachkommen behielten das Erbe.
10 Dadurch sollten alle Söhne Jakobs erkennen, / wie gut es ist, dem Herrn in allem ergeben zu sein.


Die Treue der Richter

11 Dann die Richter, jeder mit seinem Namen: / alle, die sich nicht beirren ließen und nicht abtrünnig wurden von Gott. / Ihr Andenken sei zum Segen.
12 Ihre Gebeine mögen von ihrer Stätte emporsprossen / und ihren Ruhm erneuern an den Söhnen.


Die Verdienste Samuels

13 Geschätzt von seinem Volk, geliebt von seinem Schöpfer, / mit Sehnsucht erwartet von Geburt an, / dem Herrn geweiht im Prophetenamt: / Samuel, der Richter und Priester. Auf Gottes Wort hin führte er das Königtum ein / und salbte Fürsten für das Volk.
14 Im Auftrag des Herrn berief er die Versammlung ein / und wachte über die Zelte Jakobs.
15 Als Seher wurde er befragt wegen seiner Zuverlässigkeit / und war in seinem Wort ein verlässlicher Prophet. /
16 Auch er rief zu Gott, / als er das Milchlamm opferte; /
17 da donnerte der Herr vom Himmel her, / unter gewaltigem Dröhnen ließ er seine Stimme hören.
18 Er demütigte die feindlichen Heerführer / und vernichtete alle Fürsten der Philister.
19 Als Samuel sich dann zur Ruhe legte, / rief er den Herrn und seinen Gesalbten als Zeugen an: / Von wem nahm ich Geschenke an, / und seien es nur Sandalen? / Aber niemand brachte etwas gegen ihn vor. / [Bis zu seinem Ende zeigte sich seine Weisheit vor Gott und allen Menschen.]
20 Er wurde sogar befragt, nachdem er schon gestorben war, / und kündigte dem König sein Schicksal an. Aus der Erde erhob er seine Stimme und weissagte, / um den Frevel des Volkes zu beenden.


47

1 Nach ihm stand Natan auf, / um vor David hinzutreten.
2 Wie das Fett herausgehoben ist aus dem Opferfleisch, / so David aus Israel.
3 Er spielte mit Löwen, als wären es Ziegen, / mit Bären, als wären es Schafe.
4 In seiner Jugend erschlug er den Riesen / und befreite das Volk von der Schmach, indem er mit der Hand die Schleuder schwang / und Goliats Hochmut zerbrach.
5 Denn er hatte Gott, den Höchsten, angerufen / und dieser gab seiner rechten Hand Kraft,um den kampferprobten Mann niederzustrecken / und die Macht seines Volkes zu mehren.
6 Darum haben ihn die Frauen besungen / und ihm zugerufen: Zehntausend (erschlug er)!
7 Als er die Krone trug, führte er Krieg / und demütigte ringsum die Feinde. Er schlug die feindlichen Philister / und zerbrach ihre Macht bis heute.
8 Bei allen seinen Taten stimmte er Loblieder an / auf Gott, den Höchsten, mit rühmenden Worten. Er liebte seinen Schöpfer von ganzem Herzen, / alle Tage pries er ihn mit Liedern.
9 Vor dem Altar ließ er Saiteninstrumente aufstellen / und schuf Psalmweisen für die Harfenbegleitung.
10 Den Festen verlieh er Glanz / und verschönerte die Feiertage im Kreislauf des Jahres.Vom Lobgesang auf Gottes heiligen Namen / hallte das Heiligtum wider schon vor dem Morgen.
11 Der Herr verzieh ihm seine Sünde / und begründete seine Macht für immer. Er übergab ihm das Königsgesetz / und festigte seinen Thron über Israel.


Die Weisheit und die Torheit Salomos

12 Seinetwegen erstand ihm als Nachfolger / ein weiser Sohn, der in Sicherheit leben konnte.
13 Salomo war König in friedlichen Tagen, / Gott verschaffte ihm Ruhe ringsum. Er baute ein Haus für den Namen des Herrn / und errichtete ein Heiligtum für immer.
14 Wie weise warst du in deiner Jugend, / von Bildung strömtest du über wie der Nil.
15 Die Erde bedecktest du mit deinem Wissen, / bis zur Himmelshöhe ließest du Lieder aufsteigen.
16 Bis zu den fernsten Inseln gelangte dein Ruhm / und man begehrte danach, dich zu hören.
17 Durch Lied und Sinnspruch, Rätsel und Gleichnis / hast du die Völker in Staunen versetzt.
18 Du wurdest benannt nach dem Namen des Hochgeehrten, / der auch über Israel ausgerufen ist. Gold hast du angehäuft wie Eisen / und das Silber vermehrt wie Blei.
19 Doch gabst du dich den Frauen hin / und ließest sie herrschen über deinen Leib.
20 Du hast deine Ehre befleckt / und dein Ehebett entweiht. So hast du Zorn über deine Nachkommen gebracht / und Klage über dein Ehelager,
21 indem das Volk unter zwei Zepter kam / und aus Efraim ein abtrünniges Reich wurde.
22 Gott aber hat seine Huld nicht aufgegeben / und keines seiner Worte unerfüllt gelassen.Er hat seinem Erwählten den Spross und Sohn nicht ausgerottet, / die Nachkommen seine Freundes nicht ausgetilgt. So hat er Jakob einen Rest gelassen / und David einen Wurzelspross aus ihm selbst.
23 Salomo entschlief in Verzweiflung / und hinterließ einen starrköpfigen Sohn, reich an Torheit, arm an Einsicht: / Rehabeam, der durch seinen Entschluss das Volk entzweite. Dann stand Jerobeam auf, der Sohn Nebats; / sein Andenken sei ausgelöscht. Er sündigte und verführte Israel zur Sünde. / Er verschuldete Efraims Fall /
24 und die Vertreibung aus ihrem Land. Ihre Sünde wurde sehr groß, /
25 allem Bösen gaben sie sich hin.


48

1 Da stand ein Prophet auf wie Feuer, / seine Worte waren wie ein brennender Ofen.
2 Er entzog ihnen ihren Vorrat an Brot, / durch sein Eifern verringerte er ihre Zahl.
3 Auf Gottes Wort hin verschloss er den Himmel / und dreimal ließ er Feuer herniederfallen.
4 Wie Ehrfurcht gebietend warst du, Elija, / wer dir gleichkommt, kann sich rühmen.
5 Einen Verstorbenen hast du vom Tod erweckt, / aus der Unterwelt, nach Gottes Willen.
6 Könige hast du ins Grab geschickt, / Vornehme von ihren Lagern hinweg.
7 Am Sinai hast du Strafbefehle vernommen, / am Horeb Urteile der Rache.
8 Könige hast du gesalbt für die Vergeltung / und einen Propheten als deinen Nachfolger.
9 Du wurdest im Wirbelsturm nach oben entrückt, / in Feuermassen himmelwärts.
10 Von dir sagt die Schrift, / du stehst bereit für die Endzeit, um den Zorn zu beschwichtigen, bevor er entbrennt, / um den Söhnen das Herz der Väter zuzuwenden / und Jakobs Stämme wieder aufzurichten.
11 Wohl dem, der dich sieht und stirbt; / denn auch er wird leben.


Die Wundermacht Elischas

12 Elija ist im Wirbelsturm entschwunden, / Elischa wurde mit seinem Geist erfüllt. Doppelt so viele Zeichen wirkte er, / zu Wundern wurden alle Worte aus seinem Mund.Solange er lebte, hat er vor niemand gezittert, / kein Sterblicher hatte Macht über seinen Geist.
13 Nichts war für ihn unerreichbar, / noch im Grab zeigte sein Leichnam Prophetenkraft.
14 In seinem Leben vollbrachte er Wunder / und bei seinem Tod erstaunliche Taten.
15 Trotz allem bekehrte das Volk sich nicht; / sie ließen nicht ab von ihren Sünden, bis sie aus ihrem Land verschleppt / und in alle Welt verstreut wurden. Aber für Juda ist ein kleiner Rest geblieben / und dem Haus David noch ein Fürst.
16 Von ihnen taten einige, was recht ist, / andere verübten unerhörten Frevel.


Das Werk Hiskijas

17 Hiskija sicherte seine Stadt, / indem er Wasser hineinleitete. Mit dem Eisen durchbrach er Felsen / und dämmte den Teich zwischen Bergen ein.
18 In seinen Tagen zog Sanherib herauf / und entsandte den Rabschake. Dieser streckte seine Hand gegen Zion aus / und übermütig lästerte er Gott.
19 Da zitterten sie trotz allem Übermut ihres Herzens / und wanden sich wie eine Gebärende.
20 Sie riefen zu Gott, dem Höchsten, / und streckten nach ihm die Hände aus. Er hörte auf ihr lautes Flehen / und half ihnen durch Jesaja.
21 Er schlug die Assyrer in ihrem Lager / und verwirrte sie durch eine Seuche.


Das Wort Jesajas

22 Denn Hiskija hatte das Rechte getan, / war fest geblieben auf Davids Wegen, die der Prophet Jesaja ihm gewiesen hatte, / der große und zuverlässige Seher.
23 Auf Jesajas Befehl ging die Sonne zurück / und er verlängerte dem König das Leben.
24 Mit großer Geisteskraft schaute er die Zukunft / und tröstete die Trauernden in Zion.
25 Für fernste Zeit verkündete er das Kommende / und das Verborgene, bevor es geschah.


49

1 Der Name Joschija gleicht duftendem Weihrauch, / würzig und vom Salbenmischer zubereitet. Sein Andenken ist süß wie Honig im Mund / und wie ein Lied beim Weingelage.
2 Denn er litt wegen unserer Treulosigkeit / und machte den abscheulichen Götzen ein Ende.
3 Er richtete sein Herz ganz auf Gott / und bewies Treue in Zeiten des Unrechts.


Die Verdienste späterer großer Männer Israels

4 Außer David, Hiskija und Joschija / haben alle Könige ruchlos gehandelt: Bis zu ihrem Untergang haben die Könige von Juda / das Gesetz des Höchsten verlassen.
5 Ihre Macht gaben sie an andere hin, / ihre Ehre an ein fremdes Volk.
6 Sie zündeten die Heilige Stadt an, / sodass die Straßen verödeten,
7 zur Strafe dafür, dass sie Jeremia misshandelt haben, / obwohl er vom Mutterleib an zum Propheten geschaffen war, um auszureißen, niederzureißen und zu vernichten, / aber auch um aufzubauen, einzupflanzen und zu stärken.
8 Ezechiel sah eine Vision / und beschrieb die Gestalten am Thronwagen.
9 Er gedachte auch des Ijob, / der die Wege der Gerechtigkeit einhielt.
10 Ferner die Zwölf Propheten: / Ihre Gebeine mögen von ihrer Stätte emporsprossen. Sie brachten Heilung für Jakobs Volk / und halfen ihm durch zuverlässige Hoffnung.
11 Wie könnten wir Serubbabel gebührend preisen, / war er doch wie ein Siegelring an der rechten Hand,
12 ebenso Jeschua, den Sohn des Jozadak? / Sie beide erbauten zu ihrer Zeit das Gotteshaus; sie errichteten den heiligen Tempel, / der zu dauernder Herrlichkeit bestimmt ist.
13 Nehemia, sein Andenken in Ehren! / Er baute unsere Trümmer wieder auf und stellte das Zerstörte wieder her, / Tore und Riegel setzte er ein.


Rückblick auf die Großen des Anfangs

14 Kaum einer auf Erden kommt Henoch gleich, / darum wurde er auch lebend entrückt.
15 Gab es je einen Mann wie Josef? / Selbst sein Leichnam wurde sorgfältig erhalten.
16 Sem, Set und Enosch sind hoch geehrt, / aber Adam übertrifft alle Menschen an Ruhm.


50

1 Der größte unter seinen Brüdern, der Ruhm seines Volkes, / ist der Priester Simeon, der Sohn Johanans. Zu seiner Zeit wurde das Gotteshaus ausgebessert, / in seinen Tagen der Tempel befestigt.
2 Zu seiner Zeit wurde die Mauer gebaut, / die Zinnen der Gotteswohnung beim Königspalast.
3 In seinen Tagen wurde der Teich gegraben, / ein Becken, groß wie ein Meer.
4 Er hat sein Volk gegen Plünderung gesichert, / seine Stadt gegen den Feind befestigt.
5 Wie herrlich, wenn er herausschaute aus dem Zelt, / wenn er heraustrat zwischen dem Vorhang:
6 wie ein leuchtender Stern zwischen den Wolken, wie der Vollmond in den Tagen des Festes,
7 wie die strahlende Sonne über dem Königspalast, / wie ein Regenbogen, der in den Wolken erscheint,
8 wie Blütenzweige in den Tagen des Festes, / wie eine Lilie an Wasserläufen, / wie das Grün des Libanon an Sommertagen,
9 wie Weihrauchfeuer auf dem Speiseopfer, / wie ein vergoldetes Gefäß, mit dem Hammer getrieben / und mit Edelsteinen besetzt,
10 wie ein üppiger Ölbaum voll von Früchten, / wie ein wilder Ölbaum mit saftigen Zweigen.
11 (Wie herrlich,) wenn er die Prachtgewänder angelegt / und sich mit allem Schmuck bekleidet hatte, wenn er emporstieg zum erhabenen Altar / und die Einfassung des heiligen Raumes mit Glanz erfüllte,
12 wenn er die Opferstücke aus der Hand seiner Brüder nahm, / während er selbst bei dem aufgeschichteten Holz stand. Rings umgab ihn der Kranz seiner Söhne / wie junge Zedern auf dem Libanon. Wie Pappeln am Bach umstanden ihn /
13 alle Söhne Aarons in ihrer Pracht, die Feueropfer des Herrn in ihrer Hand / vor der ganzen Versammlung Israels,
14 bis er den Dienst am Altar vollendet / und das Opferholz für den Höchsten geordnet hatte.
15 Dann streckte er die Hand nach dem Becher aus / und opferte von dem Blut der Trauben;er goss es aus an den Fuß des Altars / zum beruhigenden Duft für den Höchsten, den König des Alls.
16 Jetzt stießen die Söhne Aarons in die getriebenen Trompeten, / sie bliesen mit gewaltigem Schall zur Erinnerung vor dem Höchsten.
17 Alle Versammelten beeilten sich / und warfen sich auf ihr Gesicht zur Erde nieder, um den Höchsten anzubeten, / den Heiligen Israels.
18 Dann stimmte man die Gesänge an / und ließ zur Musik süßen Jubel ertönen.
19 Alles Volk jubelte / im Gebet vor dem Barmherzigen, bis der Priester den Dienst des Herrn vollendet / und ihm die vorgeschriebenen Opfer dargebracht hatte.
20 Dann stieg er herab und erhob seine Hände / über die ganze Gemeinde Israels. Der Segen des Herrn war auf seinen Lippen, / den Namen des Herrn nennen zu dürfen, war sein Ruhm.
21 Sie aber fielen zum zweiten Mal nieder, / um den Segen von ihm zu empfangen.


Aufforderung zum Lobpreis Gottes

22 Nun lobt den Herrn, den Gott des Alls, / der Wunderbares auf der Erde vollbringt, der einen Menschen erhöht vom Mutterschoß an / und an ihm handelt nach seinem Gefallen.
23 Er gebe euch Weisheit ins Herz / und der Friede sei mit euch.
24 Beständig bleibe seine Huld bei Simeon; / er erhalte ihm den Bund mit Pinhas, der weder ihm gebrochen werden soll / noch seinen Nachkommen, solange der Himmel steht.


Die Anhänge: 50,25 - 51,30

Die Abgrenzung gegen die Nachbarn Israels

25 Zwei Völker verabscheue ich / und das dritte ist kein Volk:
26 Die Bewohner von Seïr und vom Philisterland / und das törichte Volk, das in Sichem wohnt.


Das Schlusswort des Verfassers

27 Weise Bildung und passende Sinnsprüche / von Jesus, dem Sohn Eliasars, des Sohnes Sirachs, dessen Herz von Schriftauslegung überströmte / und der Einsicht hervorquellen ließ.
28 Wohl dem Mann, der hierüber nachsinnt; / wer es sich zu Herzen nimmt, wird weise.
29 Wer danach handelt, hat Kraft zu allem; / denn die Gottesfurcht ist ihr tiefster Inhalt.


51

1 Ich will dich preisen, mein Herr und König, / ich will dich loben, Gott meines Heils. Ich will deinen Namen verkünden, / du Hort meines Lebens,
2 denn du hast mich vom Tod errettet. / Du hast meinen Leib vor dem Grab bewahrt, / meinen Fuß dem Griff der Unterwelt entrissen. Du hast mich befreit von der Geißel böser Zungen, / von den Lippen treuloser Lügner. Gegen meine Widersacher standest du mir zur Seite, /
3 in deiner großen Huld hast du mir geholfen aus der Schlinge derer, die auf meinen Fall lauern, / aus der Hand jener, die mir nach dem Leben trachten. Aus vielen Nöten hast du mich erlöst, /
4 aus der Bedrängnis der Flammen, die mich umringten, / aus Gluten, die nicht (wirklich) geschürt,
5 aus dem Schoß der Flut, nicht (wirklich) von Wasser, / (sondern) von schändlichen Lippen und Erfindern von Lüge, /
6 von den Pfeilen der falschen Zunge. Schon war ich dem Tod nahe / und mein Leben den Tiefen der Unterwelt.
7 Ich wandte mich nach allen Seiten und fand keinen Helfer, / ich spähte nach einem Beistand, doch keiner war da.
8 Da dachte ich an das Erbarmen des Herrn, / an die Taten seiner Huld, die seit Ewigkeit bestehen. Er hilft allen, die auf ihn vertrauen, / und erlöst sie aus jeder Gefahr.
9 So erhob ich von der Erde meine Stimme, / ich schrie von den Toren der Unterwelt her.
10 Ich rief: Herr, mein Vater bist du, / mein Gott, mein rettender Held. Verlass mich nicht am Tag der Not, / am Tag der Vernichtung und Verwüstung!
11 Deinen Namen will ich allzeit loben, / an dich denken im Gebet. Da hörte der Herr meine Stimme / und achtete auf mein Flehen.
12 Er erlöste mich von allem Unheil / und rettete mich am Tag der Not. Darum danke ich dem Herrn / und will seinen Namen loben und verherrlichen. Danket dem Herrn, denn er ist gut, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem Gott der Lobgesänge, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem Wächter Israels, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem Schöpfer des Alls, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem Erlöser Israels, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem, der Israels Versprengte sammelt, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem Erbauer seiner Stadt und seines Heiligtums, / denn seine Huld währt ewig.Danket dem, der dem Haus David Macht verlieh, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem, der Zadoks Söhne zu Priestern erwählt hat, / denn seine Huld währt ewig.Danket dem Schild Abrahams, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem Fels Isaaks, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem Starken Jakobs, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem, der Zion erwählt hat, / denn seine Huld währt ewig. Danket dem König der höchsten Könige, / denn seine Huld währt ewig. Seinem Volk verleiht er Macht - / das ist ein Ruhm für all seine Frommen, / für Israels Söhne, das Volk, das sich ihm nahen darf. Halleluja!


Nachwort auf die Weisheit

13 Als ich jung und noch nicht unstet war, / suchte ich eifrig die Weisheit.
14 Sie kam zu mir in ihrer Schönheit / und bis zuletzt will ich sie erstreben.
15 Und wie nach dem Blühen die Trauben reifen, / die das Herz erfreuen, so schritt mein Fuß auf geradem Weg; / denn schon von Jugend an habe ich sie erkannt.
16 Nur kurz hörte ich hin / und schon fand ich Belehrung in Menge.
17 Sie ist für mich zur Amme geworden; / meinem Lehrer will ich danken.
18 Ich hatte im Sinn, Freude zu erleben, / ich strebte ohne Rast nach Glück.
19 Ich verlangte brennend nach ihr / und wandte von ihr meinen Blick nicht ab.
20 Ich richtete mein Verlangen auf sie / und auf ihren Höhen wanke ich nicht. Meine Hand öffnete ihre Tore / und ich nahm sie leibhaftig wahr. Ich habe ihretwegen meine Hände gereinigt / und ich fand die Weisheit in ihrer Reinheit. Einsicht erwarb ich durch sie von Anfang an, / darum lasse ich nicht von ihr.
21 Mein Herz war erregt, sie zu schauen, / darum erwarb ich sie als kostbares Gut.
22 Der Herr gab meinen Lippen Erfolg, / mit meiner Zunge will ich ihm danken.
23 Kehrt bei mir ein, ihr Unwissenden, / verweilt in meinem Lehrhaus!
24 Wie lange noch wollt ihr das alles entbehren / und eure Seele dürsten lassen?
25 Ich öffne meinen Mund und sage von ihr: / Erwerbt euch Weisheit, es kostet nichts.
26 Beugt euren Nacken unter ihr Joch / und nehmt ihre Last auf euch! Denen, die sie suchen, ist sie nahe, / und wer sich ihr ganz hingibt, findet sie.
27 Seht mit eigenen Augen, dass ich mich nur wenig bemühte, / aber viel Ruhe gefunden habe.
28 Hört auf meine knapp bemessene Lehre! / Durch sie werdet ihr viel Silber und Gold erwerben.
29 Eure Seele freue sich an meinem Lehrstuhl, / meines Liedes sollt ihr euch nicht schämen.
30 Tut eure Werke vor der Zeit (der Vergeltung), / so wird er euch den Lohn geben zur rechten Zeit. [Gepriesen sei der Herr auf ewig, / gelobt sei sein Name für alle Zeiten. Die Weisheit des Jesus, des Sohnes Eleasars, des Sohnes Sirachs. Der Name des Herrn sei gepriesen / von nun an bis in Ewigkeit.]