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Das Buch Amos

1

Überschrift: 1,1

1 Die Worte, die Amos, ein Schafzüchter aus Tekoa, in Visionen über Israel gehört hat, in der Zeit, als Usija König von Juda und Jerobeam, der Sohn des Joasch, König von Israel waren, zwei Jahre vor dem Erdbeben.


Das Gericht über die Völker: 1,2 - 2,16

Über die Nachbarvölker

2 Er sprach:Der Herr brüllt vom Zion her, / aus Jerusalem lässt er seine Stimme erschallen. Da welken die Auen der Hirten / und der Gipfel des Karmel verdorrt.
3 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Damaskus beging, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück:Weil sie Gilead mit eisernen Dreschschlitten zermalmten, /
4 darum schicke ich Feuer gegen Hasaëls Haus; / es frisst Ben-Hadads Paläste.
5 Ich zerbreche die Riegel von Damaskus, / ich vernichte den Herrscher von Bikat-Awen / und den Zepterträger von Bet-Eden; das Volk von Aram muss in die Verbannung nach Kir, / spricht der Herr.
6 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Gaza beging, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie ganze Gebiete entvölkerten, / um die Verschleppten an Edom auszuliefern,
7 darum schicke ich Feuer in Gazas Mauern; / es frisst seine Paläste.
8 Ich vernichte den Herrscher von Aschdod / und den Zepterträger von Aschkelon. Dann wende ich meine Hand gegen Ekron / und der Rest der Philister wird verschwinden, / spricht der Herr.
9 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Tyrus beging, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück:Weil sie Verschleppte scharenweise an Edom auslieferten / und nicht mehr an den Bund mit ihren Brüdern dachten,
10 darum schicke ich Feuer in die Mauern von Tyrus; / es frisst seine Paläste.
11 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Edom beging, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück:Weil Edom seinen Bruder mit dem Schwert verfolgte / und jedes Mitleid unterdrückte, weil es unversöhnlich festhielt an seinem Zorn / und nie abließ von seinem Groll,
12 schicke ich Feuer gegen Teman; / es frisst Bozras Paläste.
13 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die die Ammoniter begingen, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie in Gilead die schwangeren Frauen aufschlitzten, / als sie ihr Gebiet erweitern wollten,
14 darum lege ich Feuer an die Mauern von Rabba; / es frisst seine Paläste beim Kriegsgeschrei am Tag der Schlacht, / beim Getöse am Tag des Sturms.
15 Ihr König muss in die Verbannung, / er und alle seine Großen, / spricht der Herr.


2

1 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Moab beging, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück:Weil Moab die Gebeine des Königs von Edom / zu Kalk verbrannte,
2 darum schicke ich Feuer gegen Moab; / es frisst die Paläste von Kerijot und Moab geht im Getümmel zugrunde, / beim Kriegsgeschrei, beim Schall der Hörner.
3 Ich vernichte in Moab den Herrscher / und erschlage zusammen mit ihm alle seine Großen, / spricht der Herr.


Über Juda und Israel

4 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Juda beging, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück:Weil sie die Weisung des Herrn missachteten / und seine Gesetze nicht befolgten, weil sie sich irreführen ließen von ihren Lügengöttern, denen schon ihre Väter gefolgt sind,
5 darum schicke ich Feuer gegen Juda; / es frisst Jerusalems Paläste.
6 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Israel beging, / wegen der vier nehme ich es nicht zurück:Weil sie den Unschuldigen für Geld verkaufen / und den Armen für ein Paar Sandalen,
7 weil sie die Kleinen in den Staub treten / und das Recht der Schwachen beugen. Sohn und Vater gehen zum selben Mädchen, / um meinen heiligen Namen zu entweihen.
8 Sie strecken sich auf gepfändeten Kleidern aus / neben jedem Altar, von Bußgeldern kaufen sie Wein / und trinken ihn im Haus ihres Gottes.
9 Dabei bin ich es gewesen, / der vor ihren Augen die Amoriter vernichtete, die groß waren wie die Zedern / und stark wie die Eichen; ich habe oben ihre Frucht vernichtet / und unten ihre Wurzeln.
10 Ich bin es gewesen, / der euch aus Ägypten heraufgeführt und euch vierzig Jahre lang / durch die Wüste geleitet hat, damit ihr das Land der Amoriter / in Besitz nehmen konntet.
11 Ich habe einige eurer Söhne zu Propheten gemacht / und einige von euren jungen Männern zu Nasiräern. Ist es nicht so, ihr Söhne Israels? - / Spruch des Herrn.
12 Ihr aber habt den Nasiräern / Wein zu trinken gegeben und den Propheten habt ihr befohlen: / Ihr dürft nicht mehr als Propheten auftreten.
13 Seht, ich lasse den Boden unter euch schwanken, / wie ein Wagen schwankt, der voll ist von Garben.
14 Dann gibt es auch für den Schnellsten keine Flucht mehr, / dem Starken versagen die Kräfte, / auch der Held kann sein Leben nicht retten.
15 Kein Bogenschütze hält stand, / dem schnellen Läufer helfen seine Beine nichts, / noch rettet den Reiter sein Pferd.
16 Selbst der Tapferste unter den Kämpfern, / nackt muss er fliehen an jenem Tag - / Spruch des Herrn.


3

1 Hört dieses Wort, das der Herr gesprochen hat / über euch, ihr Söhne Israels, über den ganzen Stamm, / den ich aus Ägypten heraufgeführt habe.
2 Nur euch habe ich erwählt / aus allen Stämmen der Erde; darum ziehe ich euch zur Rechenschaft / für alle eure Vergehen.


Gott und die Propheten

3 Gehen zwei den gleichen Weg, / ohne dass sie sich verabredet haben?
4 Brüllt der Löwe im Wald / und er hat keine Beute? Gibt der junge Löwe Laut in seinem Versteck, / ohne dass er einen Fang getan hat?
5 Fällt ein Vogel zur Erde, / wenn niemand nach ihm geworfen hat? Springt die Klappfalle vom Boden auf, / wenn sie nichts gefangen hat?
6 Bläst in der Stadt jemand ins Horn, / ohne dass das Volk erschrickt? Geschieht ein Unglück in einer Stadt, / ohne dass der Herr es bewirkt hat?
7 Nichts tut Gott, der Herr, / ohne dass er seinen Knechten, den Propheten, / zuvor seinen Ratschluss offenbart hat.
8 Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht? / Gott, der Herr, spricht - / wer wird da nicht zum Propheten?6: Joël 2,1


Das Gericht über Samaria

9 Ruft es aus über den Palästen von Aschdod / und über den Palästen in Ägypten! Sagt: Versammelt euch auf den Bergen rings um Samaria, / seht euch das wilde Treiben in der Stadt an / und die Unterdrückung, die dort herrscht.
10 Sie kennen die Rechtschaffenheit nicht - Spruch des Herrn -, / sie sammeln Schätze in ihren Palästen / mit Gewalt und Unterdrückung.
11 Darum - so spricht Gott, der Herr: Ein Feind wird das Land umzingeln; / er wird deine Macht niederreißen / und deine Paläste werden geplündert.
12 So spricht der Herr: Wie ein Hirt aus dem Rachen des Löwen / (von einem Schaf) nur zwei Wadenknochen rettet oder den Zipfel eines Ohres, so werden Israels Söhne gerettet, / die in Samaria auf ihrem Diwan sitzen / und auf ihren Polstern aus Damaskus.
13 Hört und bezeugt es dem Haus Jakob - / Spruch Gottes, des Herrn, des Gottes der Heere:
14 Ja, an dem Tag, an dem ich Israel / für seine Verbrechen zur Rechenschaft ziehe, / werde ich an den Altären von Bet-El die Strafe vollziehen; die Hörner des Altars werden abgehauen / und fallen zu Boden.
15 Ich zerschlage den Winterpalast und den Sommerpalast, / die Elfenbeinhäuser werden verschwinden und mit den vielen Häusern ist es zu Ende - / Spruch des Herrn.


4

1 Hört dieses Wort, / ihr Baschankühe auf dem Berg von Samaria, die ihr die Schwachen unterdrückt / und die Armen zermalmt und zu euren Männern sagt: / Schafft Wein herbei, wir wollen trinken.
2 Bei seiner Heiligkeit / hat Gott, der Herr, geschworen: Seht, Tage kommen über euch, / da holt man euch mit Fleischerhaken weg, und was dann noch von euch übrig ist, / mit Angelhaken.
3 Ihr müsst durch die Breschen der Mauern hinaus, / eine hinter der andern; man jagt euch dem Hermon zu - / Spruch des Herrn.


Umkehr - nicht äußerlicher Kult

4 Kommt nach Bet-El und sündigt, / kommt nach Gilgal und sündigt noch mehr! Bringt jeden Morgen eure Schlachtopfer herbei, / bringt am dritten Tag euren Zehnten!
5 Verbrennt als Dankopfer gesäuertes Brot! / Ruft zu freiwilligen Opfern auf, / verkündet es laut, damit man es hört! Denn so gefällt es euch, ihr Söhne Israels - / Spruch Gottes, des Herrn.
6 Ich ließ euch hungern in all euren Städten, / ich gab euch kein Brot mehr in all euren Dörfern und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - / Spruch des Herrn.
7 Ich versagte euch den Regen / drei Monate vor der Ernte. Über der einen Stadt ließ ich es regnen, / über der anderen nicht; das eine Feld bekam Regen, / das andere nicht, sodass es verdorrte.
8 Zwei, drei Städte taumelten zu der einen; / sie wollten Wasser trinken und blieben doch durstig. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - / Spruch des Herrn.
9 Ich vernichtete euer Getreide durch Rost und Mehltau, / ich verwüstete eure Gärten und Weinberge; eure Feigenbäume und eure Ölbäume / fraßen die Heuschrecken kahl. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - / Spruch des Herrn.
10 Ich ließ die Pest gegen euch los wie gegen Ägypten, / eure jungen Männer tötete ich mit dem Schwert / und gab eure Pferde (den Feinden) zur Beute; en Leichengestank von eurem Heerlager / ließ ich euch in die Nase steigen. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - / Spruch des Herrn.
11 Ich brachte über euch eine gewaltige Zerstörung / wie die, die Gott einst über Sodom und Gomorra verhängte; ihr wart wie ein Holzscheit, / das man aus dem Feuer herausholt. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - / Spruch des Herrn.
12 Darum will ich dir all das antun, Israel, / und weil ich dir all das antun werde, / mach dich bereit, deinem Gott gegenüberzutreten.
13 Denn siehe, er formt die Berge, / er erschafft den Wind, er verkündet den Menschen, was er im Sinn hat; / er macht das Morgenrot und die Finsternis, er schreitet über die Höhen der Erde dahin - / Jahwe, Gott der Heere, ist sein Name.


5

1 Hört dieses Wort, ihr vom Haus Israel, / hört die Totenklage, die ich über euch anstimme:
2 Gefallen ist sie und steht nicht mehr auf, / die Jungfrau Israel; sie liegt zerschmettert am Boden in ihrem Land / und niemand richtet sie auf.
3 Denn so spricht Gott, der Herr: In die Stadt, aus der tausend Männer auszogen, / kehren nur hundert zurück, und wo hundert auszogen, / kehren nur zehn zurück.
4 Ja, so spricht der Herr zum Haus Israel: / Sucht mich, dann werdet ihr leben.
5 Doch sucht nicht Bet-El auf, / geht nicht nach Gilgal, / zieht nicht nach Beerscheba! Denn Gilgal droht die Verbannung / und Bet-El der Untergang.
6 Sucht den Herrn, dann werdet ihr leben. / Sonst dringt er in das Haus Josef ein wie ein Feuer, das frisst, / und niemand löscht Bet-Els Brand.
7 Weh denen, die das Recht in bitteren Wermut verwandeln / und die Gerechtigkeit zu Boden schlagen.
8 Er hat das Siebengestirn und den Orion erschaffen; / er verwandelt die Finsternis in den hellen Morgen, er verdunkelt den Tag zur Nacht, / er ruft das Wasser des Meeres und gießt es aus über die Erde - / Jahwe ist sein Name.
9 Plötzlich wird er den Starken vernichten / und über die befestigten Städte bricht die Vernichtung herein.


Die Beugung des Rechts

10 Bei Gericht hassen sie den, / der zur Gerechtigkeit mahnt, / und wer Wahres redet, den verabscheuen sie.
11 Weil ihr von den Hilflosen Pachtgeld annehmt / und ihr Getreide mit Steuern belegt, darum baut ihr Häuser aus behauenen Steinen - / und wohnt nicht darin, legt ihr euch prächtige Weinberge an - / und werdet den Wein nicht trinken.
12 Denn ich kenne eure vielen Vergehen / und eure zahlreichen Sünden. Ihr bringt den Unschuldigen in Not, / ihr lasst euch bestechen / und weist den Armen ab bei Gericht.
13 Darum schweigt in dieser Zeit, wer klug ist; / denn es ist eine böse Zeit.
14 Sucht das Gute, nicht das Böse; / dann werdet ihr leben und dann wird, wie ihr sagt, / der Herr, der Gott der Heere, bei euch sein.
15 Hasst das Böse, liebt das Gute / und bringt bei Gericht das Recht zur Geltung! Vielleicht ist der Herr, der Gott der Heere, / dem Rest Josefs dann gnädig.


Der kommende Tag des Herrn

16 Darum - so spricht der Herr, der Gott der Heere: Auf allen Plätzen herrscht Trauer / und auf allen Gassen schreit man: Wehe! Wehe! Den Ackerknecht holt man zur Totenklage, / den Kenner der Totenlieder ruft man zum Klagen.
17 In allen Weinbergen herrscht Trauer; / denn ich schreite durch deine Mitte, / spricht der Herr.
18 Weh denen, die den Tag des Herrn herbeisehnen. / Was nützt euch denn der Tag des Herrn? / Finsternis ist er, nicht Licht.
19 Es ist, wie wenn jemand einem Löwen entflieht / und ihn dann ein Bär überfällt; kommt er nach Hause / und stützt sich mit der Hand auf die Mauer, / dann beißt ihn eine Schlange.
20 Ja, Finsternis ist der Tag des Herrn, nicht Licht, / ohne Helligkeit ist er und dunkel.


Der wahre Gottesdienst

21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie / und kann eure Feiern nicht riechen.
22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, / ich habe kein Gefallen an euren Gaben / und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.
23 Weg mit dem Lärm deiner Lieder! / Dein Harfenspiel will ich nicht hören,
24 sondern das Recht ströme wie Wasser, / die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
25 Habt ihr mir etwa Schlachtopfer und Gaben dargebracht / während der vierzig Jahre in der Wüste, / ihr vom Haus Israel?
26 Ihr werdet (den Gott) Sakkut als euren König vor euch hertragen müssen / und den Kewan, euren Sterngott, / eure Götter, die ihr euch selber gemacht habt.
27 Ich will euch in die Gebiete jenseits von Damaskus verbannen, / spricht der Herr; / Gott der Heere ist sein Name.


6

1 Weh den Sorglosen auf dem Zion / und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samaria. Weh den Vornehmen des Ersten unter den Völkern. / [ Weh denen, bei denen sich die Israeliten versammeln.]
2 Zieht hinüber nach Kalne und seht euch dort um! Geht von da nach Hamat, in die große Stadt, / und steigt hinunter nach Gat, ins Land der Philister! Seid ihr besser als diese Reiche? / Ist euer Gebiet größer als ihr Gebiet?
3 Ihr, die ihr den Tag des Unheils hinausschieben wollt, / führt die Herrschaft der Gewalt herbei.
4 Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein / und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde / und Mastkälber aus dem Stall.
5 Ihr grölt zum Klang der Harfe, / ihr wollt Lieder erfinden wie David.
6 Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, / ihr salbt euch mit dem feinsten Öl / und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.
7 Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, / allen Verbannten voran. / Das Fest der Faulenzer ist nun vorbei.
8 Gott, der Herr, hat bei sich selbst geschworen - / Spruch des Herrn, des Gottes der Heere: Ich verabscheue Jakobs Stolz / und hasse seine Paläste; die Stadt und alles, was in ihr ist, / gebe ich preis.
9 Wenn dann in einem einzigen Haus noch zehn Menschen übrig sind, / müssen auch sie sterben.
10 Und hebt ein Verwandter oder der Leichenbestatter einen Toten auf, / um die Gebeine aus dem Haus zu schaffen, und fragt er den, / der im hintersten Winkel des Hauses sitzt: Ist noch jemand bei dir?, / dann antwortet dieser: Nein!, und sagt: / Still! Sprich ja nicht den Namen des Herrn aus!
11 Denn der Herr befiehlt / und man schlägt das große Haus in Trümmer / und das kleine in Stücke.
12 Rennen denn Pferde über die Felsen, / oder pflügt man mit Ochsen das Meer? Ihr aber habt das Recht in Gift verwandelt / und die Frucht der Gerechtigkeit in bitteren Wermut.
13 Ihr jubelt über (die Eroberung von) Lo-Dabar und sagt: / Haben wir nicht aus eigener Kraft Karnajim erobert?
14 Doch seht, ihr vom Haus Israel, / ich schicke ein Volk gegen euch, / das euch quälen wird von Lebo-Hamat bis zum Bach der Araba-Steppe - / Spruch des Herrn, des Gottes der Heere.


7

Die erste Vision: Die Heuschreckenplage: 7,1-3

1 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Er ließ Heuschrecken entstehen, als gerade die Frühjahrssaat zu wachsen begann [die Frühjahrssaat folgt auf den Schnitt für den König].
2 Sie machten sich daran, alles Grün im Land zu vertilgen. Da rief ich: Gott, mein Herr, vergib doch! Was soll denn aus Jakob werden? Er ist ja so klein.
3 Da reute es den Herrn und er sagte: Es soll nicht geschehen.


Die zweite Vision: Die Feuersglut: 7,4-6

4 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Gott, der Herr, rief zur Strafe das Feuer herbei und das Feuer fraß die große Flut und wollte schon das Land Jakobs verschlingen.
5 Da rief ich: Gott, mein Herr, halte doch ein! Was soll denn aus Jakob werden? Er ist ja so klein.
6 Da reute es den Herrn und er sagte: Auch das soll nicht geschehen.


Die dritte Vision: Das Senkblei: 7,7-9

7 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Er stand auf einer Mauer und hatte ein Senkblei in der Hand.
8 Und der Herr fragte mich: Was siehst du, Amos? Ich antwortete: Ein Senkblei. Da sagte der Herr: Sieh her, mit dem Senkblei prüfe ich mein Volk Israel. Ich verschone es nicht noch einmal.
9 Isaaks Kulthöhen werden verwüstet und Israels Heiligtümer zerstört; mit dem Schwert in der Hand erhebe ich mich gegen das Haus Jerobeam.


Die Ausweisung des Propheten

10 Amazja, der Priester von Bet-El, ließ Jerobeam, dem König von Israel, melden: Mitten im Haus Israel ruft Amos zum Aufruhr gegen dich auf; seine Worte sind unerträglich für das Land.
11 Denn so sagt Amos: Jerobeam stirbt durch das Schwert und Israel muss sein Land verlassen und in die Verbannung ziehen.
12 Zu Amos aber sagte Amazja: Geh, Seher, flüchte ins Land Juda! Iss dort dein Brot und tritt dort als Prophet auf!
13 In Bet-El darfst du nicht mehr als Prophet reden; denn das hier ist ein Heiligtum des Königs und ein Reichstempel.
14 Amos antwortete Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter und ich ziehe Maulbeerfeigen.
15 Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!
16 Darum höre jetzt das Wort des Herrn! Du sagst: Tritt nicht als Prophet gegen Israel auf und prophezei nicht gegen das Haus Isaak!
17 Darum - so spricht der Herr: Deine Frau wird in der Stadt als Dirne leben, deine Söhne und Töchter fallen unter dem Schwert, dein Ackerland wird mit der Messschnur verteilt, du selbst aber stirbst in einem unreinen Land und Israel muss sein Land verlassen und in die Verbannung ziehen.


8

Die vierte Vision: Der Obstkorb: 8,1-3

1 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Ich sah einen Korb mit reifem Obst.
2 Er fragte: Was siehst du, Amos? Ich antwortete: Einen Korb mit reifem Obst. Da sagte der Herr zu mir: Mein Volk Israel ist reif für das Ende. Ich verschone es nicht noch einmal.
3 An jenem Tag werden die Sängerinnen des Palastes Klagelieder singen - Spruch des Herrn. Alles ist voller Leichen, überall wirft man sie hin. Still!


Gegen die Ausbeutung

4 Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt / und die Armen im Land unterdrückt.
5 Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? / Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? / Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen / und die Gewichte fälschen.
6 Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, / für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides / machen wir zu Geld.
7 Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: / Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.
8 Sollte deshalb die Erde nicht beben, / sollten nicht alle ihre Bewohner voll Trauer sein? Sollte nicht die ganze Erde sich heben wie der Nil: / [aufgewühlt sein] und sich wieder senken wie der Strom von Ägypten?
9 An jenem Tag - Spruch Gottes, des Herrn - / lasse ich am Mittag die Sonne untergehen und breite am helllichten Tag / über die Erde Finsternis aus.
10 Ich verwandle eure Feste in Trauer / und all eure Lieder in Totenklage. Ich lege allen ein Trauergewand um / und schere alle Köpfe kahl. Ich bringe Trauer über das Land / wie die Trauer um den einzigen Sohn und das Ende wird sein / wie der bittere Tag (des Todes).
11 Seht, es kommen Tage - Spruch Gottes, des Herrn -, da schicke ich den Hunger ins Land, nicht den Hunger nach Brot, nicht Durst nach Wasser, / sondern nach einem Wort des Herrn.
12 Dann wanken die Menschen von Meer zu Meer, / sie ziehen von Norden nach Osten, um das Wort des Herrn zu suchen; / doch sie finden es nicht.
13 An jenem Tag werden die schönen jungen Mädchen / und die jungen Männer ohnmächtig vor Durst,
14 alle, die beim Götzenbild von Samaria schwören und sagen: So wahr dein Gott lebt, Dan, / so wahr dein Geliebter lebt, Beerscheba!, sie werden zu Boden stürzen / und sich nicht mehr erheben.


9

1 Ich sah den Herrn beim Altar stehen. / Er sagte: Zerschlag den Knauf der Säule, / sodass die Tragbalken zittern. Ich zerschmettere allen den Kopf. / Was dann von ihnen noch übrig ist, / töte ich mit dem Schwert. Keiner von ihnen kann entfliehen, / keiner entrinnt, keiner entkommt.
2 Wenn sie in die Totenwelt einbrechen: / meine Hand packt sie auch dort. Und wenn sie zum Himmel aufsteigen: / ich hole sie von dort herunter.
3 Wenn sie sich auf dem Gipfel des Karmel verstecken: / ich spüre sie dort auf und ergreife sie. Wenn sie sich vor mir auf dem Grund des Meeres verbergen, / dann gebiete ich der Seeschlange, sie zu beißen.
4 Und wenn sie vor ihren Feinden her in die Gefangenschaft ziehen, / dann befehle ich dort dem Schwert, sie zu töten. Ich habe meine Augen auf sie gerichtet / zu ihrem Unheil, nicht zu ihrem Glück.
5 Gott, der Herr der Heere, / er berührt die Erde, sodass sie vergeht / und all ihre Bewohner voll Trauer sind, sodass die ganze Erde sich hebt wie der Nil / und sich senkt wie der Strom von Ägypten.
6 Er erbaut seine Hallen im Himmel / und gründet sein Gewölbe auf die Erde; er ruft das Wasser des Meeres / und gießt es aus über die Erde - / Jahwe ist sein Name.


Gericht und Heil: 9,7-15

Erwählung und Gericht

7 Seid ihr für mich mehr als die Kuschiter, ihr Israeliten? - / Spruch des Herrn. Wohl habe ich Israel aus Ägypten heraufgeführt, / aber ebenso die Philister aus Kaftor / und die Aramäer aus Kir.
8 Die Augen Gottes, des Herrn, / sind auf das sündige Königreich gerichtet. Ich lasse es vom Erdboden verschwinden; / doch ich werde das Haus Jakob nicht völlig vernichten - / Spruch des Herrn.
9 Ja, seht, ich selbst gebe den Befehl, / ich schüttle unter allen Völkern das Haus Israel, wie man (Korn) schüttelt in einem Sieb, / ohne dass ein Stein zu Boden fällt.
10 Alle Sünder meines Volkes / sollen durch das Schwert umkommen, alle, die sagen: Das Unheil erreicht uns nicht, / es holt uns nicht ein.


Die Verheißung des künftigen Heils

11 An jenem Tag richte ich die zerfallene Hütte Davids wieder auf / und bessere ihre Risse aus, ich richte ihre Trümmer auf / und stelle alles wieder her / wie in den Tagen der Vorzeit,
12 damit sie den Rest von Edom unterwerfen / und alle Völker, über denen mein Name ausgerufen ist - / Spruch des Herrn, der das alles bewirkt.
13 Seht, es kommen Tage - Spruch des Herrn -, / da folgt der Pflüger dem Schnitter auf dem Fuß / und der Keltertreter dem Sämann; da triefen die Berge von Wein / und alle Hügel fließen über.
14 Dann wende ich das Geschick meines Volkes Israel. / Sie bauen die verwüsteten Städte wieder auf und wohnen darin; sie pflanzen Weinberge und trinken den Wein, / sie legen Gärten an und essen die Früchte.
15 Und ich pflanze sie ein in ihrem Land / und nie mehr werden sie ausgerissen aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, spricht der Herr, dein Gott.