Das Buch Habakuk
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1 Ich will auf meinem Wachtturm stehen, / ich stelle mich auf den Wall und spähe aus, um zu sehen, was er mir sagt, / was er auf meine Klage entgegnet. 2 Der Herr gab mir Antwort und sagte: / Schreib nieder, was du siehst, schreib es deutlich auf die Tafeln, / damit man es mühelos lesen kann. 3 Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, / was du siehst; aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung; / wenn es sich verzögert, so warte darauf; / denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus. 4 Sieh her: Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, / der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben. 5 Wahrhaftig, der Reichtum ist trügerisch, / wer hochmütig ist, kommt nicht ans Ziel, wenn er auch seinen Rachen aufsperrt wie die Unterwelt / und unersättlich ist wie der Tod, wenn er auch alle Völker zusammentreibt / und alle Nationen um sich vereinigt.
Die Weherufe: 2,6-20
Über den Habsüchtigen
6 Werden sie nicht alle ein Spottlied auf ihn anstimmen? / Ja, sie werden ihn verhöhnen und sagen: Weh dem, der zusammenrafft, was nicht ihm gehört, / und sich hohe Pfänder geben lässt. / Wie lange wird er es noch treiben? 7 Plötzlich werden vor dir deine Gläubiger stehen, / deine Bedränger werden erwachen und du wirst ihre Beute. 8 Du hast viele Völker ausgeplündert; / deshalb plündern jetzt die Völker dich aus, die übrig blieben, wegen des Blutes, das du vergossen hast / unter den Menschen, wegen der Gewalttaten, die du verübt hast / an Ländern und Städten und an all ihren Bewohnern.
Über den Ausbeuter
9 Weh dem, der für sein Haus unrechten Gewinn sucht / und sich hoch droben sein Nest baut, / um dem drohenden Unheil zu entgehen. 10 Zur Schande für dein eigenes Haus / hast du beschlossen, viele Völker niederzuschlagen; / damit sündigst du gegen dich selbst. 11 Es schreit der Stein in der Mauer / und der Sparren im Gebälk gibt ihm Antwort. 12 Weh dem, der eine Stadt mit Blut erbaut / und eine Festung auf Unrecht gründet. 13 Bewirkt es nicht der Herr der Heere, / dass die Völker sich plagen nur für das Feuer, / Nationen sich abmühen für nichts? 14 Ja, das Land wird erfüllt sein von der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, / so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.
Über den Gewalttätigen
15 Weh dem, der seinen Freund / aus dem Becher seines Zorns trinken lässt, ja, ihn betrunken macht, / damit man ihn nackt sieht. 16 Du sollst dich an Schande sättigen, nicht an Ehre; auch du sollst trinken und taumeln. Der Becher in der Hand des Herrn kommt nun zu dir; Schmach und Schande bedecken deine Ehre. 17 Denn dich erdrückt dein Verbrechen / gegen den Libanonwald und die Vernichtung des Großwilds lastet auf dir, / wegen des Blutes, das du vergossen hast unter den Menschen, wegen der Gewalttaten, die du verübt hast an Ländern und Städten / und an allen ihren Bewohnern.
Über den Götzendiener
18 Was nützt ein Götterbild, das ein Bildhauer macht, ein gegossenes Bild, ein Lügenorakel? Wie kann der Bildhauer auf den Götzen vertrauen, / auf das stumme Gebilde, das er selber gemacht hat? 19 Weh dem, der zum Holz sagt: Erwache!, / und zum stummen Stein: Wach auf! Gibt der Götze denn Auskunft? / Gewiss, er ist mit Silber und Gold überzogen, / doch er hat keinen Geist, keinen Atem. 20 Der Herr aber wohnt in seinem heiligen Tempel. Alle Welt schweige in seiner Gegenwart.
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