Das Buch Jesus Sirach
Verschiedene Mahnungen und Warnungen: 18,15 - 24,34
Das Verhalten des Weisen
15 Mein Sohn, bring keinen Makel auf deine Wohltaten / und füg zu keiner Gabe kränkende Worte! 16 Vertreibt nicht der Tau die Hitze? / So ist das Wort mehr als die Gabe. 17 Ist das Wort nicht mehr wert als die Gabe? / Dem Gütigen steht beides wohl an. 18 Der Tor schmäht in liebloser Weise, / die Gabe des Geizigen macht die Augen traurig. 19 Bevor du redest, unterrichte dich, / und ehe du krank wirst, sorge für die Gesundheit! 20 Noch vor dem Gericht erforsche dich selbst, / dann wird dir in der Stunde der Prüfung verziehen. 21 Demütige dich, ehe du zu Fall kommst; / zur Zeit der Sünde lass Umkehr erkennen! 22 Säume nicht, ein Gelübde rechtzeitig einzulösen, / warte nicht bis zum Tod, um davon frei zu werden. 23 Ehe du gelobst, überdenk dein Gelübde, / sei nicht wie einer, der den Herrn versucht. 24 Denk an den Zorn am Ende der Tage, / an die Zeit der Vergeltung, wenn er sein Gesicht abwendet. 25 Denk zur Zeit des Überflusses an die Zeit des Hungers, / in den Tagen des Reichtums an Armut und Not! 26 Vom Morgen zum Abend wechselt die Zeit, / alles eilt dahin vor dem Herrn. 27 Ein Weiser nimmt sich immer in Acht, / in Zeiten der Sünde hütet er sich vor Verfehlung. 28 Jeder Verständige soll Weisheit lehren; / wer sie gefunden hat, soll ihr Lob verkünden. 29 Wer klug zu reden vermag, ist selbst ein Weisheitslehrer / und trägt in Bescheidenheit seine Sinnsprüche vor.
Die Beherrschung der Begierden
30 Folg nicht deinen Begierden, / von deinen Gelüsten halte dich fern! 31 Wenn du erfüllst, was deine Seele begehrt, / erfüllst du das Begehren deines Feindes. 32 Freu dich nicht über ein wenig Lust; / doppelt so schwer wird dann die Armut sein. 33 Sei kein Fresser und Säufer; / denn sonst bleibt nichts im Beutel.
19
1 Wer das tut, wird niemals reich, / wer das wenige gering schätzt, richtet sich zugrunde. 2 Wein und Weiber machen das Herz zügellos; / wer sich an Dirnen hängt, wird frech. 3 [Moder und Würmer nehmen ihn in Besitz, / freche Gier richtet den zugrunde, über den sie herrscht.] 4 Wer schnell vertraut, ist leichtfertig, / wer sündigt, verfehlt sich gegen sich selbst. 5 Wer sich über eine Schlechtigkeit freut, wird selbst verachtet, / [wer den Lüsten widerstrebt, krönt sein Leben. 6 Wer seine Zunge beherrscht, lebt ohne Streit;] / wer Gerede verbreitet, dem fehlt es an Verstand. 7 Verbreite niemals ein Gerede, / dann wird auch dich niemand schmähen. 8 Rede weder über Freund noch Feind; / wenn du einen Freund hast, enthülle nichts über ihn! 9 Denn wer dich hört, wird sich vor dir hüten / und dir zur gegebenen Zeit seinen Groll zeigen. 10 Hast du etwas gehört, so sterbe es in dir; / sei unbesorgt, es wird dich nicht zerreißen. 11 Um eines Wortes willen kommt der Tor in Wehen / wie eine Gebärende durch ihre Leibesfrucht. 12 Wie ein Pfeil im Schenkel sitzt, / so steckt das Wort im Leib des Toren. 13 Stell den Freund zur Rede, ob er etwas getan hat, / und wenn er es getan hat - damit er es nicht wieder tut. 14 Stell deinen Nächsten zur Rede, ob er etwas gesagt hat, / und wenn er es gesagt hat - damit er es nicht wiederholt. 15 Stell den Freund zur Rede, denn oft gibt es Verleumdung; / trau nicht jedem Wort! 16 Mancher gleitet aus, doch ohne Absicht. / Wer hätte noch nie mit seiner Zunge gesündigt? 17 Stell deinen Nächsten zur Rede, ehe du ihm Vorwürfe machst. / Gib dem Gesetz des Höchsten Raum! 18 [] 19 []
Rechte und falsche Klugheit
20 Alle Weisheit ist Furcht vor dem Herrn; / in jeder Weisheit liegt Erfüllung des Gesetzes. 21 [] 22 Schlechtes zu kennen ist keine Weisheit, / der Rat der Sünder ist keine Klugheit. 23 Es gibt eine Schläue, die ein Gräuel ist, / und es gibt Einfältige, die nichts Schlechtes tun. 24 Besser ist es, arm an Klugheit und gottesfürchtig zu sein, / als reich an Einsicht, aber das Gesetz zu übertreten. 25 Es gibt eine listige Schläue, doch sie ist ungerecht; / mancher verstellt sich, um Rechtschaffenheit vorzutäuschen. 26 Mancher geht gebeugt und traurig einher, / doch sein Inneres ist voll Tücke. 27 Er schlägt den Blick nieder und stellt sich taub; / wo er nicht durchschaut wird, tritt er gegen dich auf. 28 Wenn ihm die Kraft fehlt, Unrecht zu tun, / tut er doch Böses, sobald er Gelegenheit findet. 29 Am Aussehen erkennt man den Menschen, / am Gesichtsausdruck erkennt ihn der Weise. 30 Die Kleidung des Menschen offenbart sein Verhalten, / die Schritte des Menschen zeigen, was an ihm ist.
20
1 Manche Ermahnung geschieht zur Unzeit; / mancher schweigt und der ist weise. 2 Keinen Dank erntet, wer den Zornigen zurechtweist; 3 wer Lob erteilt, bleibt vor Schimpf bewahrt. 4 Wie ein Entmannter, der bei einem Mädchen liegt, / ist einer, der mit Gewalt das Recht durchsetzen will. 5 Mancher schweigt und gilt als weise, / mancher wird trotz vielen Redens verachtet. 6 Mancher schweigt, weil er keine Antwort weiß, / mancher schweigt, weil er die rechte Zeit beachtet. 7 Der Weise schweigt bis zur rechten Zeit, / der Tor aber achtet nicht auf die rechte Zeit. 8 Wer viele Worte macht, wird zum Ekel, / der Anmaßende wird gehasst. 9 Mancher Erfolg wird dem Menschen zum Schaden, / mancher Gewinn wird zum Verlust. 10 Es gibt Geschenke, von denen man nichts hat, / es gibt Geschenke, die man doppelt vergüten muss. 11 Es gibt Demütigung um der Ehre willen; / mancher erhob sein Haupt aus der Erniedrigung. 12 Mancher kauft vieles billig ein / und muss es doch siebenfach bezahlen. 13 Wer klug zu reden weiß, macht sich beliebt, / die Liebenswürdigkeit der Toren ist umsonst. 14 Vom Geschenk eines Toren hast du nichts, / denn sieben Augen hat er, nicht nur eines. 15 Er gibt wenig und schimpft viel, / er reißt den Mund auf wie ein Ausrufer. Heute leiht er, morgen fordert er zurück; / solch ein Mensch ist verhasst. 16 Der Tor sagt: Ich habe keinen Freund, / meine Wohltaten finden keinen Dank. 17 Alle, die sein Brot essen, haben böse Zungen: / Wie oft und wie viel verlachen sie ihn! 18 Besser ein Fehltritt auf dem Boden als ein Fehltritt durch die Zunge; / so schnell wird auch der Sturz der Bösen kommen. 19 Ein Wort zur Unzeit ist ein Braten ohne Salz, / im Mund des Ungebildeten findet es sich dauernd. 20 Ein Sinnspruch aus dem Mund des Toren wird verachtet, / denn er spricht ihn nicht zur rechten Zeit. 21 Mancher sündigt nicht, obwohl er arm ist; / er lässt sich in seiner Ruhe nicht stören. 22 Mancher richtet aus Scham sich selbst zugrunde; / weil er (seine Not) verbirgt, geht er unter. 23 Mancher gibt aus Scham dem Freund Versprechen / und macht ihn sich ohne Grund zum Feind. 24 Ein schlimmer Schandfleck am Menschen ist die Lüge; / im Mund des Ungebildeten findet sie sich dauernd. 25 Besser ein Dieb als einer, der immer nur lügt; / beide aber werden zugrunde gehen. 26 Das Ende des Lügners ist Schmach, / immerfort haftet seine Schande an ihm.
Verschiedene Sprichwörter
27 Wer weise ist im Reden, kommt voran, / ein kluger Mann ist bei den Machthabern beliebt. 28 Wer das Land bebaut, schichtet hohe Garbenstöße auf; / wer den Machthabern gefällt, kann manches Unrecht gutmachen. 29 Geschenke und Gaben blenden die Augen der Weisen, / wie ein Zügel im Maul lenken sie Vorwürfe ab. 30 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz: / was nützen sie beide? 31 Besser einer, der seine Torheit verbirgt, / als einer, der seine Weisheit verbirgt.
21
Die Grundlehre des Weisen
1 Mein Sohn, hast du gesündigt, tu es nicht wieder / und bete wegen deiner früheren Sünden! 2 Flieh vor der Sünde wie vor der Schlange; / kommst du ihr zu nahe, so beißt sie dich. Löwenzähne sind ihre Zähne, / sie rauben den Menschen das Leben. 3 Wie ein zweischneidiges Schwert ist jedes Unrecht; / für die Wunde, die es schlägt, gibt es keine Heilung. 4 Gewalttat und Hochmut verwüsten den Wohlstand, / das Haus des Übermütigen stürzt ein. 5 Das Gebet aus dem Mund des Armen dringt zu den Ohren Gottes / und rasch kommt Gottes Gericht. 6 Wer Ermahnung hasst, folgt der Spur des Sünders; / wer den Herrn fürchtet, nimmt sie sich zu Herzen. 7 Von weitem erkennt man den Schwätzer; / der Erfahrene merkt es, wenn jener entgleist. 8 Baut einer sein Haus mit fremdem Geld, / sammelt er Steine für einen Schutthaufen. 9 Ein Bündel Werg ist die Versammlung der Ruchlosen, / ihr Ende ist die Feuerflamme. 10 Der Weg der Sünder ist frei von Steinen; / doch sein Ende ist die Tiefe der Unterwelt.
Der Weise und der Tor
11 Wer das Gesetz befolgt, beherrscht seinen Trieb / und Gottesfurcht ist vollendete Weisheit. 12 Der Unkluge lässt sich nicht erziehen; / doch es gibt auch Klugheit, die viel Bitterkeit einträgt. 13 Das Wissen des Weisen schwillt an wie ein Bach, / wie ein lebendiger Quell ist sein Rat. 14 Das Herz des Toren ist wie eine geborstene Zisterne: / Es hält keine Weisheit fest. 15 Hört der Verständige ein weises Wort, / lobt er es und fügt andere hinzu. Hört es der Leichtfertige, lacht er darüber, / er wirft es weit hinter sich. 16 Das Gespräch des Toren ist wie eine Last auf der Reise, / doch auf den Lippen des Verständigen findet sich Anmut. 17 Die Rede des Weisen begehrt man in der Versammlung / und seine Worte überdenkt man im Herzen. 18 Wie ein Gefängnis ist dem Toren die Weisheit, / Erkenntnis ist dem Unverständigen wie eine Fessel. 19 Wie Ketten an den Füßen ist dem Unvernünftigen die Zucht / und wie Handschellen an der rechten Hand. 20 Der Tor lacht mit lauter Stimme, / der Kluge aber lächelt kaum leise. 21 Wie ein goldener Schmuck ist dem Weisen die Zucht / und wie eine Spange am rechten Arm. 22 Der Fuß des Toren eilt rasch ins Haus, / der Besonnene aber wartet bescheiden. 23 Der Tor blickt durch die Tür ins Haus hinein, / der Wohlerzogene bleibt draußen stehen. 24 Ungezogen ist es, an der Tür zu horchen, / der Verständige aber verschließt seine Ohren. 25 Die Lippen der Frevler erzählen ihre eigene Torheit, / die Worte der Verständigen sind wohl abgewogen. 26 Die Toren haben ihr Herz auf der Zunge, / die Weisen haben ihre Zunge im Herzen. 27 Verflucht der Ruchlose den Gerechten, / so verflucht er sich selbst. 28 Sich selbst besudelt der Verleumder; / wo er wohnt, ist er verhasst.
22
1 Einem beschmutzten Stein gleicht der Faule, / jeder ruft Pfui, weil er ekelhaft ist. 2 Einem Ballen Kot gleicht der Faule, / jeder, der ihn berührt hat, schüttelt sich die Hand ab.
Missratene Kinder und unbelehrbare Toren
3 Schande für den Vater ist ein missratener Sohn, / eine (missratene) Tochter ist ihm zur Schmach geboren. 4 Eine kluge Tochter bringt ihrem Mann Besitz ein, / eine schändliche macht ihrem Vater Kummer; 5 die trotzige bereitet dem Vater und dem Gatten Schande, / von beiden wird sie verachtet. 6 Wie Musik zur Trauer ist eine Rede zur falschen Zeit, / Schläge und Zucht aber zeugen stets von Weisheit. 7 [] 8 [] 9 Wer einen Toren belehrt, leimt Scherben zusammen, / er sucht einen Schlafenden aus tiefem Schlummer zu wecken. 10 Wer mit einem Toren redet, redet einen Schlafenden an; / schließlich fragt dieser: Was ist denn? 11 Über einen Toten weine, / denn das Lebenslicht erlosch ihm; über einen Toren weine, / denn die Einsicht erlosch ihm. Weniger weine über einen Toten, denn er ruht aus; / das schlechte Leben des Toren ist schlimmer als der Tod. 12 Die Trauer um den Toten währt sieben Tage, / die um den Toren und Ruchlosen alle Tage seines Lebens. 13 Mit einem Unvernünftigen mach nicht viele Worte / und geh nicht mit einem Schwein!Hüte dich vor ihm, damit du dich nicht zu ärgern brauchst / und nicht besudelt wirst, wenn es sich schüttelt. Geh ihm aus dem Weg und du wirst Ruhe finden / und keinen Verdruss haben mit seinem Unverstand. 14 Was ist schwerer als Blei? / Wie könnte es anders heißen als: der Tor? 15 Sand, Salz und Eisenblöcke / sind leichter zu tragen als ein unvernünftiger Mensch. 16 Holzgebälk, eingelassen ins Mauerwerk, / löst sich bei keiner Erschütterung: So ist ein Herz, gestützt auf überlegten Rat; / zu keiner Zeit verzagt es. 17 Ein Herz, das auf kluge Überlegung gegründet ist, / ist (fest) wie Sandverputz an glatter Mauer. 18 Steinchen, die obenauf liegen, / halten dem Wind nicht stand: So ist ein feiges Herz mit törichter Gesinnung: / Vor keinem Schrecken hält es stand.
Die Treue des Weisen
19 Wer ins Auge stößt, treibt Tränen heraus; / wer ins Herz stößt, treibt Freundschaft hinaus. 20 Wer mit Steinen nach Vögeln wirft, verscheucht sie; / wer den Freund beschimpft, vertreibt die Freundschaft. 21 Hast du gegen den Freund das Schwert gezogen, / verzweifle nicht: Es gibt einen Rückweg. 22 Hast du den Mund aufgetan gegen den Freund, / verzage nicht: Es gibt eine Versöhnung.Doch bei Beschimpfung, Geheimnisverrat und tückischem Schlag / entflieht jeder Freund. 23 Halte dem Nächsten in der Armut die Treue, / dann kannst du mit ihm auch sein Glück genießen. Halte bei ihm aus in der Zeit der Not, / dann hast du auch Anteil an seinem Besitz. 24 Dem Feuer gehen Rauch und Qualm voraus, / ebenso dem Blutvergießen Streitereien. 25 Ist dein Freund verarmt, beschäme ihn nicht / und versteck dich nicht vor ihm! 26 Hast du einen Freund, plaudere von ihm nichts aus, / sonst wird sich jeder, der dich hört, vor dir hüten.
Gebet um Selbstbeherrschung
27 Wer setzt eine Wache vor meinen Mund, / vor meine Lippen ein kunstvolles Siegel, damit ich durch sie nicht zu Fall komme / und meine Zunge mich nicht ins Verderben stürzt?
23
1 Herr, Vater und Gebieter meines Lebens, / bring mich durch sie nicht zu Fall! 2 Wer hält eine Peitsche bereit für mein Denken / und eine Zuchtrute für mein Herz, um ihre Vergehen nicht zu schonen / und ihnen keine Sünden zu gestatten, 3 damit meine Fehler sich nicht mehren, / meine Sünden sich nicht häufen / und ich nicht zu Fall komme vor meinen Feinden, / sodass mein Gegner sich über mich freuen könnte? 4 Herr, Vater und Gott meines Lebens, / überlass mich nicht ihrem Plan! 5 Übermütige Augen gib mir nicht, / halte fern von mir die Begierde! 6 Unzucht und Sinnenlust sollen mich nicht ergreifen, / schamloser Gier gib mich nicht preis!
Eine Unterweisung über das Reden
7 Ihr Söhne, vernehmt die Unterweisung über das Reden; / wer sie beachtet, verfehlt sich nicht. 8 Durch seine Lippen verstrickt sich der Sünder, / Lästerer und Stolze stürzen durch sie. 9 Gewöhn deinen Mund nicht ans Schwören, / den Namen des Heiligen zu nennen, gewöhn dir nicht an! 10 Wie ein Sklave, der dauernd straffällig wird, / von Striemen nie frei bleibt, / so bleibt von Sünde nicht rein, / wer immerfort schwört und Gottes Namen ausspricht. 11 Ein Mensch, der viel schwört, häuft Schuld auf sich, / die Strafrute weicht nicht von seinem Haus. Verfehlt er sich unbedacht, / lastet seine Sünde auf ihm; übersieht er den Schwur, sündigt er doppelt, / schwört er falsch, bleibt er nicht ungestraft; / ja, sein Haus wird von Leiden erfüllt. 12 Es gibt ein Reden, das der Pest vergleichbar ist; / möge es sich im Erbland Jakobs nicht finden. Den Frommen liegt dies alles fern, / sie wälzen sich nicht in Sünden. 13 Gewöhn deinen Mund nicht an Zuchtlosigkeit; / denn es kommt dabei zu sündhaften Reden. 14 Denk an Vater und Mutter, wenn du im Kreis der Großen sitzt, / damit du bei ihnen keinen Anstoß erregst / und nicht durch dein Benehmen dich zum Toren machst / und wünschen musst, nicht geboren zu sein, / und den Tag deiner Geburt verfluchst. 15 Hat sich einer an schändliche Reden gewöhnt, / nimmt er sein Leben lang keine Zucht mehr an.
Warnung vor Unzucht
16 Zwei Gruppen von Menschen häufen die Sünden, / drei ziehen den Zorn herbei: Leidenschaftliche Begierde, sie brennt wie Feuer / und erlischt nicht, bis sie sich verzehrt hat;der Mensch, der am eigenen Leib Unzucht treibt / und nicht aufhört, bis das Feuer verglüht; 17 der Wollüstige, dem jedes Brot süß schmeckt, / der nicht aufhört, bis er tot ist; 18 der Mensch, der Ehebruch treibt auf seinem Lager, / der bei sich denkt: Wer sieht mich?Dunkel umgibt mich, Wände verbergen mich, / keiner sieht mich, warum sollte ich mich fürchten zu sündigen? 19 Er denkt nicht an den Höchsten, / nur die Augen der Menschen fürchtet er. Er bedenkt nicht, dass die Augen des Herrn / zehntausendmal heller sind als die Sonne, dass sie alle Wege des Menschen sehen / und die geheimsten Winkel durchdringen. 20 Schon ehe es geschieht, ist ihm alles bekannt, / ebenso, wenn es vollbracht ist. 21 Jener wird auf den Straßen der Stadt verurteilt; / wo er es nicht vermutet, da wird er ergriffen. 22 So auch die Frau, die ihren Mann verlässt / und von einem andern einen Erben zur Welt bringt: 23 Erstens war sie dem Gesetz des Höchsten untreu, / zweitens hat sie sich gegen ihren Gatten vergangen, drittens hat sie in Unzucht die Ehe gebrochen / und von einem andern Kinder zur Welt gebracht. 24 Sie wird vor die Gemeinde geführt / und ihre Kinder werden es büßen müssen. 25 Ihre Sprösslinge werden keine Wurzel treiben / und ihre Zweige keine Frucht bringen. 26 Ihr Andenken hinterlässt sie zum Fluch, / ihre Schande wird niemals getilgt. 27 Alle Bewohner des Landes werden erkennen, / alle Nachkommen werden einsehen: Nichts ist besser als die Furcht vor dem Herrn, / nichts süßer, als seine Gebote zu halten.
24
1 Die Weisheit lobt sich selbst, / sie rühmt sich bei ihrem Volk. 2 Sie öffnet ihren Mund in der Versammlung Gottes / und rühmt sich vor seinen Scharen: 3 Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor / und wie Nebel umhüllte ich die Erde. 4 Ich wohnte in den Höhen, / auf einer Wolkensäule stand mein Thron. 5 Den Kreis des Himmels umschritt ich allein, / in der Tiefe des Abgrunds ging ich umher. 6 Über die Fluten des Meeres und über alles Land, / über alle Völker und Nationen hatte ich Macht. 7 Bei ihnen allen suchte ich einen Ort der Ruhe, / ein Volk, in dessen Land ich wohnen könnte. 8 Da gab der Schöpfer des Alls mir Befehl; / er, der mich schuf, wusste für mein Zelt eine Ruhestätte. Er sprach: In Jakob sollst du wohnen, / in Israel sollst du deinen Erbbesitz haben. 9 Vor der Zeit, am Anfang, hat er mich erschaffen / und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht. 10 Ich tat vor ihm Dienst im heiligen Zelt / und wurde dann auf dem Zion eingesetzt. 11 In der Stadt, die er ebenso liebt wie mich, fand ich Ruhe, / Jerusalem wurde mein Machtbereich. 12 Ich fasste Wurzel bei einem ruhmreichen Volk, / im Eigentum des Herrn, in seinem Erbbesitz. 13 Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor, / wie ein wilder Ölbaum auf dem Hermongebirge. 14 Wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich empor, / wie Oleandersträucher in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum in der Schefela, / wie eine Platane am Wasser wuchs ich empor. 15 Wie Zimt und duftendes Gewürzrohr, / wie beste Myrrhe strömte ich Wohlgeruch aus, wie Galbanum, Onyx und Stakte, / wie Weihrauchwolken im heiligen Zelt. 16 Ich breitete wie eine Terebinthe meine Zweige aus / und meine Zweige waren voll Pracht und Anmut. 17 Wie ein Weinstock trieb ich schöne Ranken, / meine Blüten wurden zu prächtiger und reicher Frucht. 18 [] 19 Kommt zu mir, die ihr mich begehrt, / sättigt euch an meinen Früchten! 20 An mich zu denken ist süßer als Honig, / mich zu besitzen ist besser als Wabenhonig. / [Mein Andenken reicht bis zu den fernsten Generationen.] 21 Wer mich genießt, den hungert noch, / wer mich trinkt, den dürstet noch. 22 Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, / wer mir dient, fällt nicht in Sünde. / [Wer mich ans Licht hebt, hat ewiges Leben.]
Weisheit und Gotteswort
23 Dies alles ist das Bundesbuch des höchsten Gottes, / das Gesetz, das Mose uns vorschrieb als Erbe für die Gemeinde Jakobs. 24 [] 25 Es ist voll von Weisheit, wie der Pischonfluss (voll Wasser ist), / wie der Tigris in den Tagen der ersten Ähren; 26 es strömt über von Einsicht, / ähnlich der Flut des Eufrat, / ähnlich dem Jordan in den Tagen der Ernte; 27 es fließt von Belehrung über, ähnlich dem Nil, / ähnlich dem Gihon in den Tagen der Weinlese. 28 Wer als Erster es erforschte, kam nicht ans Ende, / ebenso wenig ergründet es der Letzte. 29 Übervoll wie das Meer ist sein Sinn, / sein Rat ist tiefer als der Ozean. 30 Ich selbst war wie ein Bewässerungsgraben, / wie ein Kanal, der hinabfließt zum Garten. 31 Ich dachte: Ich will meinen Garten tränken, / meine Beete bewässern. Da wurde mir der Kanal zum Strom / und mein Strom wurde zum Meer. 32 So strahle ich weiterhin Belehrung aus wie die Morgenröte, / ich lasse sie leuchten bis in die Ferne. 33 Weiterhin gieße ich Lehre aus wie Prophetenworte / und hinterlasse sie den fernsten Generationen. 34 Seht, nicht allein für mich habe ich mich geplagt, / sondern für alle, die Weisheit suchen.
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