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Das Buch Ijob

23

Ijobs Gegenrede: 23,1 - 24,25

Der Ruf nach Gott, dem Richter

1 Da antwortete Ijob und sprach:
2 Auch heute ist meine Klage Widerspruch; / schwer lastet seine Hand auf meinem Seufzen.
3 Wüßte ich doch, wie ich ihn finden könnte, / gelangen könnte zu seiner Stätte.
4 Ich wollte vor ihm das Recht ausbreiten, / meinen Mund mit Beweisen füllen.
5 Wissen möchte ich die Worte, die er mir entgegnet, / erfahren, was er zu mir sagt.
6 Würde er in der Fülle der Macht mit mir streiten? / Nein, gerade er wird auf mich achten.
7 Dort würde ein Redlicher mit ihm rechten / und ich käme für immer frei von meinem Richter.
8 Geh ich nach Osten, so ist er nicht da, / nach Westen, so merke ich ihn nicht,
9 nach Norden, sein Tun erblicke ich nicht; / bieg ich nach Süden, sehe ich ihn nicht.
10 Doch er kennt den Weg, den ich gehe; / prüfte er mich, ich ginge wie Gold hervor.
11 Mein Fuß hielt fest an seiner Spur, / seinen Weg hielt ich ein und bog nicht ab.
12 Das Gebot seiner Lippen gab ich nicht auf; / seines Mundes Worte barg ich im Herzen.
13 Doch er bleibt sich gleich. Wer stimmt ihn um? / Wonach ihn gelüstet, das führt er aus.
14 Ja, er vollendet, was er mir bestimmt hat; / und Ähnliches hat er noch viel im Sinn.
15 Darum erschrecke ich vor seinem Angesicht; / denk ich daran, gerate ich in Angst vor ihm.
16 Gott macht mein Herz verzagt, / der Allmächtige versetzt mich in Schrecken.
17 Denn bin ich nicht von Finsternis umschlossen, / bedeckt nicht Dunkel mein Angesicht?


24

Der Übermut der Sünder

1 Warum hat der Allmächtige keine Fristen bestimmt? / Warum schauen, die ihn kennen, seine Gerichtstage nicht?
2 Jene verrücken die Grenzen, / rauben Herden und führen sie zur Weide.
3 Den Esel der Waisen treiben sie fort, / pfänden das Rind der Witwe.
4 Vom Weg drängen sie die Armen, / es verbergen sich alle Gebeugten des Landes.
5 Sieh, wie Wildesel in der Steppe / ziehen sie zu ihrer Arbeit aus; die Steppe suchen sie nach Nahrung ab, / nach Brot für ihre Kinder.
6 Auf dem Feld schneiden sie des Nachts, / halten im Weinberg des Frevlers Nachlese.
7 Nackt verbringen sie die Nacht, ohne Kleider, / haben keine Decke in der Kälte.
8 Vom Regen der Berge sind sie durchnässt, / klammern sich ohne Schutz an den Fels.
9 Von der Mutterbrust reißen sie die Waisen, / den Säugling des Armen nehmen sie zum Pfand.
10 Nackt müssen sie gehen, ohne Kleid, / hungernd tragen sie Garben.
11 Zwischen Mauern pressen sie Öl, / treten die Kelter und müssen doch dürsten.
12 Aus der Stadt stöhnen Sterbende, / der Erschlagenen Leben schreit laut. / Doch Gott achtet nicht auf ihr Flehen.
13 Sie sind die Rebellen gegen das Licht; / sie nehmen seine Wege nicht wahr, / bleiben nicht auf seinen Pfaden.
14 Ist kein Licht, erhebt sich der Mörder, / tötet Elende und Arme; / in der Nacht gleicht er dem Dieb.
15 Auch des Ehebrechers Auge achtet auf Dämmerung. / Kein Auge, sagt er, soll mich erspähen!, / eine Hülle legt er aufs Gesicht.
16 Im Finstern bricht er ein in die Häuser; / tagsüber verstecken sie sich; / sie wollen nichts wissen vom Licht.
17 Denn Finsternis ist für sie der Morgen zugleich, / denn mit ihren Schrecken sind sie wohl vertraut.


Das Ende der Frevler

18 Schnell reißt ihn das Wasser fort; / verflucht ist ihr Anteil auf Erden; / nicht wendet er den Weg den Weinbergen zu.
19 Dürre und Hitze raffen das Schneewasser weg, / die Unterwelt den Sünder.
20 Der Mutterschoß vergisst ihn, / Gewürm labt sich an ihm; nie mehr wird an ihn gedacht; / ja, wie Holz wird Frevel zerschmettert.
21 Er tut Böses der Unfruchtbaren, der Kinderlosen, / keiner Witwe erweist er Gutes.
22 Gott reißt die Starken hinweg in seiner Macht; / steht er auf, ist niemand seines Lebens sicher.
23 Sicherheit gibt er ihm, er traue darauf; / aber seine Augen überwachen ihren Weg.
24 Sie kommen hoch für kurze Zeit, dann ist es aus. / Sie werden umgebogen, alle mit der Faust gepackt / und wie Ährenspitzen abgeschnitten.
25 Ist es nicht so? Wer straft mich Lügen / und bringt meine Rede zum Schweigen?