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Das Buch Ijob

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Die erste Rede Elihus: 32,1 - 33,33

Die Selbstvorstellung

1 Nun hörten jene drei Männer auf, Ijob zu entgegnen, weil er gerecht war in seinen Augen.
2 Da entbrannte der Zorn Elihus, des Sohnes Barachels, des Busiters aus dem Geschlecht Ram. Gegen Ijob entbrannte sein Zorn, weil er sich vor Gott für gerecht hielt.
3 Auch gegen seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort mehr fanden, um Ijob schuldig zu sprechen.
4 Elihu aber hatte Ijob gegenüber mit Worten gezögert, weil jene älter waren als er.
5 Doch als Elihu sah, dass die drei Männer keine Antwort mehr wussten, entbrannte sein Zorn.
6 Da ergriff Elihu, der Sohn Barachels, der Busiter, das Wort und sprach: Noch bin ich jung an Jahren, / doch ihr seid hochbetagt; / deshalb hielt ich mich zurück und scheute mich, / euch mein Wissen zu beweisen.
7 Ich dachte: Mag erst das Alter reden, / der Jahre Fülle Weisheit künden.
8 Jedoch, es ist der Geist im Menschen, / des Allmächtigen Hauch, der ihn verständig macht.
9 Die alt an Jahren sind, nicht immer sind sie weise / noch Greise stets des Rechten kundig.
10 Darum sage ich: Hört mich an! / Beweisen will auch ich mein Wissen.
11 Seht, gewartet habe ich auf eure Worte, / gelauscht auf eure klugen Sprüche, / bis ihr die rechten Worte fändet.
12 Ich bin euch aufmerksam gefolgt, / doch seht, keiner hat Ijob widerlegt, / keiner von euch ihm zu entgegnen vermocht.
13 Sagt nicht: Wir haben die Weisheit gefunden: / Gott wird ihn verstoßen, nicht ein Mensch.
14 Nicht gegen mich richten sich seine Reden, / nicht mit euren Worten werd ich ihm entgegnen.
15 Besiegt sind sie, geben keine Antwort mehr, / die Worte sind ihnen ausgegangen.
16 Soll ich nun warten, wenn sie nicht reden, / wenn sie dastehen, nichts mehr zu sagen wissen?
17 So will auch ich nun meinen Teil erwidern, / beweisen will auch ich mein Wissen.
18 Denn angefüllt bin ich mit Worten, / mich drängt der Geist in meiner Brust.
19 Mein Inneres ist wie Wein, der keine Luft hat, / wie neue Schläuche muss es bersten.
20 Reden will ich, dann wird mir leichter, / ich öffne meine Lippen und entgegne.
21 Ich ergreife für niemand Partei / und sage keinem Schmeichelworte.
22 Denn ich versteh mich nicht aufs Schmeicheln, / sonst raffte mich mein Schöpfer bald hinweg.


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Die Zusammenfassung der Argumente Ijobs

1 Du aber, Ijob, hör doch auf meine Rede, / all meinen Worten leih dein Ohr!
2 Siehe, ich habe meinen Mund geöffnet, / schon spricht am Gaumen meine Zunge.
3 Gerade sind die Worte meines Herzens, / lautere Weisheit reden meine Lippen.
4 Gottes Geist hat mich erschaffen, / der Atem des Allmächtigen mir das Leben gegeben.
5 Wenn du kannst, so gib mir Antwort! / Leg es mir vor und stell dich!
6 Schau, ich bin wie du vor Gott, / auch ich bin nur aus Lehm geformt.
7 Furcht vor mir braucht dich nicht zu erschrecken, / Druck von mir nicht auf dir lasten.
8 Jedoch, du sprachst vor meinen Ohren / und ich vernahm der Worte Laut:
9 Rein bin ich und ohne Sünde, / makellos und ohne Schuld.
10 Vorwürfe sucht Gott gegen mich zu finden, / er sieht mich an als seinen Feind.
11 Meine Füße legt er in den Block, / er überwacht alle meine Pfade.
12 Da bist du nicht im Recht, sage ich dir, / denn Gott ist größer als der Mensch.
13 Weshalb hast du mit ihm gehadert, / weil er all deinen Worten nicht erwidert?


Gottes vielfältige Zeichen

14 Denn einmal redet Gott / und zweimal, man achtet nicht darauf.
15 Im Traum, im Nachtgesicht, / wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt, / im Schlummer auf dem Lager,
16 da öffnet er der Menschen Ohr / und schreckt sie auf durch Warnung,
17 um von seinem Tun den Menschen abzubringen, / den Hochmut aus dem Manne auszutreiben,
18 seine Seele vor dem Grab zu retten, / sein Leben davor, in den Todesschacht hinabzusteigen.
19 Er wird gemahnt durch Schmerz auf seinem Lager / und ständig ist Kampf in seinen Gliedern.
20 Am Brot verspürt sein Leben Ekel / und seine Seele an der Lieblingsspeise.
21 Es schwindet sein Fleisch, man sieht es nicht mehr. / Abgemagert bis auf die Knochen, / die man sonst nicht sieht.
22 Dem Grabe nähert sich seine Seele, / sein Leben den Todesboten.
23 Wenn dann ein Engel ihm zur Seite steht, / ein Mittler, einer von den Tausenden, / dem Menschen zu verkünden, was recht ist,
24 wenn dieser sich erbarmt und spricht: / Erlös ihn, dass er nicht ins Grab absteige, / Lösegeld hab ich für ihn gefunden!,
25 dann blüht sein Fleisch in Jugendfrische, / zu Jugendtagen kehrt er zurück.
26 Betet er zu Gott, so ist er ihm gnädig, / er darf sein Angesicht schauen in festlichem Jubel. / Dem Menschen gibt er die Gerechtigkeit wieder.
27 Er singt bei den Menschen und spricht: / Gesündigt hatte ich und das Recht verkehrt; / doch hat er mir nicht mit Gleichem vergolten,
28 meine Seele erlöst vor dem Abstieg ins Grab, / mein Leben darf schauen das Licht.
29 Sieh, alles das pflegt Gott zu tun, / zweimal, ja dreimal mit den Menschen,
30 um fern zu halten seine Seele von dem Grab, / um ihm zu leuchten mit dem Licht des Lebens.
31 Merk auf, Ijob, hör mich an, / schweig still, dass ich rede!
32 Hast Worte du bereit, entgegne mir! / Sprich nur; denn gern gebe ich dir Recht.
33 Wenn aber nicht, hör du mich an! / Schweig still, damit ich dich Weisheit lehre.