Das Buch Judit
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Die Bedrohung: 1,1 - 3,10
Der Krieg zwischen Nebukadnezzar und Arphaxad
1 Es war im zwölften Jahr des Nebukadnezzar, der in der großen Stadt Ninive als König der Assyrer regierte. Zur gleichen Zeit regierte damals in Ekbatana Arphaxad als König der Meder. 2 Arphaxad hatte aus behauenen Steinen von drei Ellen Breite und sechs Ellen Länge rings um Ekbatana Mauern errichten lassen, die siebzig Ellen hoch und fünfzig Ellen breit waren. 3 Die Türme der Mauern hatte er über den Stadttoren hundert Ellen hoch aufgeführt; ihre Grundfläche war sechzig Ellen breit. 4 Die Stadttore selber hatte er siebzig Ellen hoch und vierzig Ellen breit machen lassen, damit die Abteilungen seiner Helden und die Regimenter seiner Fußtruppen genügend Raum zum Ausrücken hatten. 5 Zu jener Zeit führte König Nebukadnezzar Krieg gegen König Arphaxad in der großen Ebene, das heißt in der Ebene im Gebiet von Regu. 6 Arphaxad schlossen sich alle Bewohner des Berglandes an sowie alle, die am Eufrat und Tigris, am Hydaspes und im Flachland des Elamiterkönigs Arjoch wohnten; es waren viele Völker, die zum Aufgebot der Söhne Chelëuds zusammenströmten.
Der vergebliche Hilferuf an die Nachbarvölker
7 Der Assyrerkönig Nebukadnezzar schickte Boten zu allen Bewohnern Persiens und zu allen, die ihre Wohnsitze im Westen hatten, nämlich zu den Bewohnern von Zilizien und von Damaskus, zu allen Bewohnern des Libanon, des Antilibanon und der Küstengebiete, 8 zu den Völkerschaften am Karmel und in Gilead, zu den Bewohnern des oberen Galiläa und der großen Ebene Jesreel, 9 zu allen, die in Samaria und in seinen Städten und jenseits des Jordan wohnten bis nach Jerusalem, Batane, Chelus, Kadesch und zum Grenzbach Ägyptens, zu den Bewohnern von Tachpanhes und Ramesse und den Bewohnern des ganzen Landes Goschen, 10 ja, über Zoan und Memfis hinaus zu allen Bewohnern Ägyptens bis zu den Grenzen Äthiopiens. 11 Doch alle Bewohner der ganzen Erde missachteten den Befehl des Assyrerkönigs Nebukadnezzar und leisteten ihm keine Heeresfolge, denn sie hatten keine Angst vor ihm; er war in ihren Augen nicht mehr als ein gewöhnlicher Mensch. Darum beschimpften sie seine Boten und ließen sie mit leeren Händen wieder abziehen. 12 Da entbrannte Nebukadnezzars Zorn über all diese Länder und er schwor bei seinem Thron und seinem Reich, an dem ganzen Gebiet von Zilizien, Damaskus und Syrien Rache zu nehmen und alle Bewohner Moabs, die Ammoniter, ganz Judäa und alle Bewohner Ägyptens bis zum Gebiet der beiden Meere mit seinem Schwert auszurotten.
Der Sieg über Arphaxad
13 Im siebzehnten Jahr seiner Regierung griff er König Arphaxad mit seinem Heer an und konnte den Kampf für sich entscheiden; das gesamte Heer des Arphaxad, seine ganze Reiterei und all seine Wagen jagte er in die Flucht. 14 Er eroberte seine Städte und drang bis nach Ekbatana vor; er besetzte die Türme der Stadt, gab ihre Häuser der Plünderung preis und machte so ihre Pracht zuschanden. 15 Arphaxad nahm er im Bergland von Regu gefangen, durchbohrte ihn mit seinen Speeren und setzte seiner Macht für immer ein Ende. 16 Darauf kehrte er mit seinem ganzen Gefolge, einer fast unübersehbaren Menge von Soldaten, nach Ninive zurück. Im Hochgefühl seines Erfolges feierte er dort mit dem Heer ein Freudenfest, das hundertzwanzig Tage lang dauerte.
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Der Plan Nebukadnezzars
1 Im achtzehnten Jahr seiner Regierung erging am zweiundzwanzigsten Tag des ersten Monats im Palast Nebukadnezzars, des Königs der Assyrer, der Befehl, an der ganzen Erde das Strafgericht zu vollstrecken, das der König angedroht hatte. 2 Er rief alle seine Minister und Generäle zusammen, hielt mit ihnen eine geheime Beratung ab und verfügte mit seinem Wort alles Unheil über die Erde. 3 Auch seine Berater waren der Meinung, dass alle zu vernichten seien, die dem Wort des Königs nicht gehorcht hätten.
Der Auftrag des Holofernes
4 Als Nebukadnezzar, der König der Assyrer, die Beratung beendet hatte, bestellte er Holofernes zu sich, den Oberbefehlshaber seiner Truppen, der nach ihm den höchsten Rang einnahm, und sagte zu ihm: 5 So spricht der Großkönig, der Herr der ganzen Erde: Du sollst von hier ausziehen und Männer mit dir nehmen, die auf ihren Mut vertrauen: hundertzwanzigtausend Mann Fußtruppen und ein Aufgebot von zwölftausend Pferden und Reitern. 6 Du sollst gegen alle Länder im Westen zu Feld ziehen, weil sie meinem Wort nicht gehorcht haben. 7 Befiehl ihnen, schon Erde und Wasser bereitzuhalten. Denn ich will in meinem Zorn gegen sie zu Felde ziehen; die ganze Erde werde ich mit den Füßen meiner Truppen bedecken und den Besitz der Menschen meinen Männern zur Plünderung preisgeben. 8 Ihre Täler sollen sich mit Gefallenen füllen; jeder Bach und Fluss soll übervoll werden von Toten. 9 Ihre Gefangenen will ich bis an die Grenzen der Erde verschleppen. 10 Zieh also aus und erobere mir ihr ganzes Gebiet! Alle, die sich dir ergeben, sollst du mir aufbewahren für den Tag ihrer Bestrafung. 11 Alle aber, die Widerstand leisten, sollst du schonungslos dem Tod und der Plünderung preisgeben in deinem ganzen Machtbereich. 12 Bei meinem Leben und bei der Macht meines Königtums - ich habe gesprochen und ich werde meinen Entschluss ausführen. 13 Du aber wag es nicht, auch nur einen einzigen Befehl deines Herrn zu übertreten. Erfülle, was ich dir befohlen habe; führ es unverzüglich aus!
Die Aufstellung des Heeres
14 Holofernes ging von seinem Herrn weg und rief alle Befehlshaber, Feldherren und Hauptleute der assyrischen Truppen zusammen. 15 Er hob für das Heer die besten Leute aus, wie ihm sein Herr befohlen hatte: hundertzwanzigtausend Mann Fußvolk und zwölftausend berittene Bogenschützen, 16 und teilte sie in Kampftruppen ein. 17 Für den Transport der Kriegsgeräte beschaffte er sich eine gewaltige Menge von Kamelen, Eseln und Maultieren; außerdem brachte er eine unübersehbare Herde von Schafen, Rindern und Ziegen für ihre Verpflegung zusammen, 18 dazu reichlich Proviant für alle und sehr viel Gold und Silber aus dem Palast des Königs. 19 Darauf setzte er sich mit seinem ganzen Heer in Marsch, um dem König Nebukadnezzar voranzuziehen und alle Länder im Westen mit seinen Wagen, Reitern und Elitetruppen zu überfluten. 20 Eine Masse von Hilfsvölkern schloss sich ihnen an, unübersehbar wie ein Heuschreckenschwarm und wie der Sand der Erde; man konnte ihre Menge nicht zählen.
Der Kriegszug des Holofernes
21 Von Ninive zogen sie drei Tagesmärsche weit bis zur Ebene von Bektilet und schlugen jenseits von Bektilet in der Nähe des Gebirges, das im Norden von Ober-Zilizien liegt, ihr Lager auf. 22 Von dort rückte Holofernes mit seiner ganzen Streitmacht, seinen Fußtruppen, Reitern und Wagen, gegen das Bergland vor. 23 Er eroberte Put und Lud und plünderte die Rassiter und Ismaeliter aus, die am Rand der Wüste südlich des Chelëerlandes wohnten. 24 Dann überschritt er den Eufrat und zog durch Mesopotamien; er zerstörte alle befestigten Städte am Fluss Habor bis hin zum Meer. 25 Er eroberte das Gebiet von Zilizien und machte alle nieder, die ihm Widerstand leisteten. So kam er in das Gebiet von Jafet, das im Süden liegt und Arabien vorgelagert ist. 26 Er kreiste alle Midianiter ein, steckte ihre Zeltlager in Brand und raubte ihr Vieh. 27 Zur Zeit der Weizenernte stieg er in die Ebene von Damaskus hinab, brannte die Felder nieder, vernichtete die Herden, das Klein- und Großvieh, plünderte die Städte, verheerte die Ebenen und erschlug alle jungen Männer mit scharfem Schwert.
Die Besetzung der Reiche an der Meeresküste
28 Furcht und Zittern befiel alle Bewohner der Küstengebiete, in Sidon und Tyrus, in Sur und Okina sowie alle Einwohner von Jamnia; auch die Einwohner von Aschdod und Aschkelon bekamen große Angst vor ihm.
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1 Sie schickten Boten zu ihm mit einem Friedensangebot und ließen ihm sagen: 2 Wir, die Sklaven des großen Königs Nebukadnezzar, liegen dir zu Füßen. Tu mit uns, wie du willst. 3 Unsere Gehöfte, alle unsere Ortschaften und Weizenfelder, die Herden, das Klein- und Großvieh in allen Hürden an unseren Lagerplätzen stehen dir zur Verfügung. Verfahr damit nach deinem Belieben! 4 Auch unsere Städte mit ihren Einwohnern sind dir untertan. Komm und verfahr mit ihnen nach deinem Willen! 5 Mit dieser Botschaft kamen die Männer zu Holofernes. 6 Da stieg er mit seinen Truppen zur Küste hinab, besetzte die befestigten Städte und hob dort die tüchtigsten Männer aus zur Verstärkung seines Heeres. 7 Die Einwohner der Städte und des Landes empfingen ihn mit Kränzen und unter Tanz und Paukenschlag. 8 Doch er ließ alle ihre Kulthöhen zerstören und ihre Götterhaine umhauen. Ihm war die Macht gegeben, alle Götter der Erde zu vernichten. Alle Völker sollten nur Nebukadnezzar verehren und alle Stämme und Nationen ihn als Gott anrufen.
Die Bedrohung des Gottesvolkes
9 So kam er in das Gebiet von Jesreel nahe bei Dotan, das vor dem großen Gebirgszug von Judäa liegt. 10 Er schlug zwischen Gabbai und Skythopolis sein Lager auf und blieb dort einen Monat, um den ganzen Tross seines Heeres zusammenzuziehen.
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