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Die Psalmen

42

Das zweite Buch

Sehnsucht nach dem lebendigen Gott

1 [Für den Chormeister. Ein Weisheitslied der Korachiter.]
2 Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, / so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.
3 Meine Seele dürstet nach Gott, / nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen / und Gottes Antlitz schauen?
4 Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht; / denn man sagt zu mir den ganzen Tag: / «Wo ist nun dein Gott?»
5 Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: / wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, / mit Jubel und Dank in feiernder Menge.
6 Meine Seele, warum bist du betrübt / und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, / meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.
7 Betrübt ist meine Seele in mir, darum denke ich an dich / im Jordanland, am Hermon, am Mizar-Berg.
8 Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, / all deine Wellen und Wogen gehen über mich hin.
9 Bei Tag schenke der Herr seine Huld; / ich singe ihm nachts und flehe zum Gott meines Lebens.
10 Ich sage zu Gott, meinem Fels: / «Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich trauernd umhergehen, / von meinem Feind bedrängt?»
11 Wie ein Stechen in meinen Gliedern / ist für mich der Hohn der Bedränger; denn sie rufen mir ständig zu: / «Wo ist nun dein Gott?»
12 Meine Seele, warum bist du betrübt / und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, / meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.


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1 Verschaff mir Recht, o Gott, / und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! / Rette mich vor bösen und tückischen Menschen!
2 Denn du bist mein starker Gott. / Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich trauernd umhergehen, / von meinem Feind bedrängt?
3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, / damit sie mich leiten; sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg / und zu deiner Wohnung.
4 So will ich zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude. / Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, / Gott, mein Gott.
5 Meine Seele, warum bist du betrübt / und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, / meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.


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Klage in Kriegsnot

1 [Für den Chormeister. Ein Weisheitslied der Korachiter.]
2 Gott, wir hörten es mit eigenen Ohren, / unsere Väter erzählten uns von dem Werk, das du in ihren Tagen vollbracht hast, / in den Tagen der Vorzeit.
3 Mit eigener Hand hast du Völker vertrieben, / sie aber eingepflanzt. Du hast Nationen zerschlagen, / sie aber ausgesät.
4 Denn sie gewannen das Land nicht mit ihrem Schwert, / noch verschaffte ihr Arm ihnen den Sieg; nein, deine Rechte war es, dein Arm und dein leuchtendes Angesicht; / denn du hattest an ihnen Gefallen.
5 Du, mein König und mein Gott, / du bist es, der Jakob den Sieg verleiht.
6 Mit dir stoßen wir unsere Bedränger nieder, / in deinem Namen zertreten wir unsere Gegner.
7 Denn ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen, / noch kann mein Schwert mir helfen;
8 nein, du hast uns vor unsern Bedrängern gerettet; / alle, die uns hassen, bedeckst du mit Schande.
9 Wir rühmen uns Gottes den ganzen Tag / und preisen deinen Namen auf ewig. [Sela]
10 Doch nun hast du uns verstoßen und mit Schmach bedeckt, / du ziehst nicht mit unserm Heer in den Kampf.
11 Du lässt uns vor unsern Bedrängern fliehen / und Menschen, die uns hassen, plündern uns aus.
12 Du gibst uns preis wie Schlachtvieh, / unter die Völker zerstreust du uns.
13 Du verkaufst dein Volk um ein Spottgeld / und hast an dem Erlös keinen Gewinn.
14 Du machst uns zum Schimpf für die Nachbarn, / zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.
15 Du machst uns zum Spottlied der Völker, / die Heiden zeigen uns nichts als Verachtung.
16 Meine Schmach steht mir allzeit vor Augen / und Scham bedeckt mein Gesicht
17 wegen der Worte des lästernden Spötters, / wegen der rachgierigen Blicke des Feindes.
18 Das alles ist über uns gekommen / und doch haben wir dich nicht vergessen, / uns von deinem Bund nicht treulos abgewandt.
19 Unser Herz ist nicht von dir gewichen, / noch hat unser Schritt deinen Pfad verlassen.
20 Doch du hast uns verstoßen an den Ort der Schakale / und uns bedeckt mit Finsternis.
21 Hätten wir den Namen unseres Gottes vergessen / und zu einem fremden Gott die Hände erhoben,
22 würde Gott das nicht ergründen? / Denn er kennt die heimlichen Gedanken des Herzens.
23 Nein, um deinetwillen werden wir getötet Tag für Tag, / behandelt wie Schafe, / die man zum Schlachten bestimmt hat.
24 Wach auf! Warum schläfst du, Herr? / Erwache, verstoß nicht für immer!
25 Warum verbirgst du dein Gesicht, / vergisst unsere Not und Bedrängnis?
26 Unsere Seele ist in den Staub hinabgebeugt, / unser Leib liegt am Boden.
27 Steh auf und hilf uns! / In deiner Huld erlöse uns!


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Ein Lied zur Hochzeit des Königs

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Lilien». Ein Weisheitslied der Korachiter. Ein Liebeslied.]
2 Mein Herz fließt über von froher Kunde, / ich weihe mein Lied dem König. / Meine Zunge gleicht dem Griffel des flinken Schreibers.
3 Du bist der Schönste von allen Menschen, / Anmut ist ausgegossen über deine Lippen; / darum hat Gott dich für immer gesegnet.
4 Gürte, du Held, dein Schwert um die Hüfte, / kleide dich in Hoheit und Herrlichkeit!
5 Zieh aus mit Glück, kämpfe für Wahrheit und Recht! / Furcht gebietende Taten / soll dein rechter Arm dich lehren.
6 Deine Pfeile sind scharf, dir unterliegen die Völker, / die Feinde des Königs verlieren den Mut.
7 Dein Thron, du Göttlicher, steht für immer und ewig; / das Zepter deiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter.
8 Du liebst das Recht und hasst das Unrecht, / darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit dem Öl der Freude / wie keinen deiner Gefährten.
9 Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Gewänder, / aus Elfenbeinhallen erfreut dich Saitenspiel.
10 Königstöchter gehen dir entgegen, / die Braut steht dir zur Rechten / im Schmuck von Ofirgold.
11 Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr, / vergiss dein Volk und dein Vaterhaus!
12 Der König verlangt nach deiner Schönheit; / er ist ja dein Herr, verneig dich vor ihm!
13 Die Töchter von Tyrus kommen mit Gaben, / deine Gunst begehren die Edlen des Volkes.
14 Die Königstochter ist herrlich geschmückt, / ihr Gewand ist durchwirkt mit Gold und Perlen.
15 Man geleitet sie in bunt gestickten Kleidern zum König, / Jungfrauen sind ihr Gefolge, / ihre Freundinnen führt man zu dir.
16 Man geleitet sie mit Freude und Jubel, / sie ziehen ein in den Palast des Königs.
17 An die Stelle deiner Väter treten einst deine Söhne; / du bestellst sie zu Fürsten im ganzen Land.
18 Ich will deinen Namen rühmen von Geschlecht zu Geschlecht; / darum werden die Völker dich preisen immer und ewig.


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Gott, unsre Burg

1 [Für den Chormeister. Von den Korachitern. Nach der Weise «Mädchen». Ein Lied.]
2 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, / ein bewährter Helfer in allen Nöten.
3 Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, / wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres,
4 wenn seine Wasserwogen tosen und schäumen / und vor seinem Ungestüm die Berge erzittern. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, / der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]
5 Die Wasser eines Stromes erquicken die Gottesstadt, / des Höchsten heilige Wohnung.
6 Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; / Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.
7 Völker toben, Reiche wanken, / es dröhnt sein Donner, da zerschmilzt die Erde.
8 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, / der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]
9 Kommt und schaut die Taten des Herrn, / der Furchtbares vollbringt auf der Erde.
10 Er setzt den Kriegen ein Ende / bis an die Grenzen der Erde; er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Lanzen, / im Feuer verbrennt er die Schilde.
11 «Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin, / erhaben über die Völker, erhaben auf Erden.»
12 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, / der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]


47

Gott, der König aller Völker

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm der Korachiter.]
2 Ihr Völker alle, klatscht in die Hände; / jauchzt Gott zu mit lautem Jubel!
3 Denn Furcht gebietend ist der Herr, der Höchste, / ein großer König über die ganze Erde.
4 Er unterwirft uns Völker / und zwingt Nationen unter unsre Füße.
5 Er wählt unser Erbland für uns aus, / den Stolz Jakobs, den er liebt. [Sela]
6 Gott stieg empor unter Jubel, / der Herr beim Schall der Hörner.
7 Singt unserm Gott, ja singt ihm! / Spielt unserm König, spielt ihm!
8 Denn Gott ist König der ganzen Erde. / Spielt ihm ein Psalmenlied!
9 Gott wurde König über alle Völker, / Gott sitzt auf seinem heiligen Thron.
10 Die Fürsten der Völker sind versammelt / als Volk des Gottes Abrahams. Denn Gott gehören die Mächte der Erde; / er ist hoch erhaben.


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Die Stadt des großen Königs

1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiter.]
2 Groß ist der Herr und hoch zu preisen / in der Stadt unsres Gottes.
3 Sein heiliger Berg ragt herrlich empor; / er ist die Freude der ganzen Welt. Der Berg Zion liegt weit im Norden; / er ist die Stadt des großen Königs.
4 Gott ist in ihren Häusern bekannt / als ein sicherer Schutz.
5 Denn seht: Die Könige vereinten sich / und zogen gemeinsam heran;
6 doch als sie aufsahen, erstarrten sie vor Schreck, / sie waren bestürzt und liefen davon.
7 Dort packte sie das Zittern, / wie die Wehen eine gebärende Frau,
8 wie der Sturm vom Osten, / der die Schiffe von Tarschisch zerschmettert.
9 Wie wir es gehört hatten, so erlebten wir es jetzt / in der Stadt des Herrn der Heere, in der Stadt unsres Gottes; / Gott lässt sie ewig bestehen. [Sela]
10 Über deine Huld, o Gott, denken wir nach / in deinem heiligen Tempel.
11 Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm bis an die Enden der Erde; / deine rechte Hand ist voll von Gerechtigkeit.
12 Der Berg Zion freue sich, / die Töchter Judas sollen über deine gerechten Urteile jubeln.
13 Umkreist den Zion, / umschreitet ihn, zählt seine Türme!
14 Betrachtet seine Wälle, / geht in seinen Palästen umher, / damit ihr dem kommenden Geschlecht erzählen könnt:
15 «Das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. / Er wird uns führen in Ewigkeit.»


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Die Vergänglichkeit des Menschen

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm der Korachiter.]
2 Hört dies an, ihr Völker alle, / vernehmt es, alle Bewohner der Erde,
3 ihr Leute aus dem Volk und vom Adel, / Reiche und Arme zusammen!
4 Mein Mund spreche weise Worte; / was mein Herz ersinnt, sei voller Einsicht.
5 Ich wende mein Ohr einem Weisheitsspruch zu, / ich enthülle mein Geheimnis beim Harfenspiel.
6 Warum soll ich mich in bösen Tagen fürchten, / wenn mich der Frevel tückischer Feinde umgibt?
7 Sie verlassen sich ganz auf ihren Besitz / und rühmen sich ihres großen Reichtums.
8 Loskaufen kann doch keiner den andern / noch an Gott für ihn ein Sühnegeld zahlen
9 - für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch, / für immer muss man davon abstehn -,
10 damit er auf ewig weiterlebt / und niemals das Grab schaut.
11 Denn man sieht: Weise sterben; / genauso gehen Tor und Narr zugrunde, / sie müssen andern ihren Reichtum lassen.
12 Das Grab ist ihr Haus auf ewig, / ist ihre Wohnung für immer, / ob sie auch Länder nach ihren Namen benannten.
13 Der Mensch bleibt nicht in seiner Pracht; / er gleicht dem Vieh, das verstummt.
14 So geht es denen, die auf sich selbst vertrauen, / und so ist das Ende derer, die sich in großen Worten gefallen. [Sela]
15 Der Tod führt sie auf seine Weide wie Schafe, / sie stürzen hinab zur Unterwelt. Geradewegs sinken sie hinab in das Grab; / ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnstatt.
16 Doch Gott wird mich loskaufen aus dem Reich des Todes, / ja, er nimmt mich auf. [Sela]
17 Lass dich nicht beirren, wenn einer reich wird / und die Pracht seines Hauses sich mehrt;
18 denn im Tod nimmt er das alles nicht mit, / seine Pracht steigt nicht mit ihm hinab.
19 Preist er sich im Leben auch glücklich / und sagt zu sich: / «Man lobt dich, weil du dir es wohl sein lässt»,
20 so muss er doch zur Schar seiner Väter hinab, / die das Licht nie mehr erblicken.
21 Der Mensch in Pracht, doch ohne Einsicht, / er gleicht dem Vieh, das verstummt.


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Der rechte Gottesdienst

1 [Ein Psalm Asafs.] Der Gott der Götter, der Herr, spricht, / er ruft der Erde zu / vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.
2 Vom Zion her, der Krone der Schönheit, / geht Gott strahlend auf.
3 Unser Gott kommt und schweigt nicht; / Feuer frisst vor ihm her; um ihn stürmt es gewaltig.
4 Dem Himmel droben und der Erde ruft er zu, / er werde sein Volk nun richten:
5 «Versammelt mir all meine Frommen, / die den Bund mit mir schlossen beim Opfer.»
6 Die Himmel sollen seine Gerechtigkeit künden; / Gott selbst wird Richter sein. [Sela]
7 «Höre, mein Volk, ich rede. / Israel, ich klage dich an, / ich, der ich dein Gott bin.
8 Nicht wegen deiner Opfer rüg ich dich, / deine Brandopfer sind mir immer vor Augen.
9 Doch nehme ich von dir Stiere nicht an / noch Böcke aus deinen Hürden.
10 Denn mir gehört alles Getier des Waldes, / das Wild auf den Bergen zu Tausenden.
11 Ich kenne alle Vögel des Himmels, / was sich regt auf dem Feld, ist mein Eigen.
12 Hätte ich Hunger, ich brauchte es dir nicht zu sagen, / denn mein ist die Welt und was sie erfüllt.
13 Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen / und das Blut von Böcken trinken?
14 Bring Gott als Opfer dein Lob / und erfülle dem Höchsten deine Gelübde!
15 Rufe mich an am Tag der Not; / dann rette ich dich und du wirst mich ehren.»
16 Zum Frevler aber spricht Gott: / «Was zählst du meine Gebote auf / und nimmst meinen Bund in deinen Mund?
17 Dabei ist Zucht dir verhasst, / meine Worte wirfst du hinter dich.
18 Siehst du einen Dieb, so läufst du mit, / du machst dich mit Ehebrechern gemein.
19 Dein Mund redet böse Worte / und deine Zunge stiftet Betrug an.
20 Von deinem Bruder redest du schändlich, / auf den Sohn deiner Mutter häufst du Verleumdung.
21 Das hast du getan und ich soll schweigen? / Meinst du, ich bin wie du? / Ich halte es dir vor Augen und rüge dich.
22 Begreift es doch, ihr, die ihr Gott vergesst! / Sonst zerreiße ich euch und niemand kann euch retten.
23 Wer Opfer des Lobes bringt, ehrt mich; / wer rechtschaffen lebt, dem zeig ich mein Heil.»


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Bitte um Vergebung und Neuschaffung

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids,
2 als der Prophet Natan zu ihm kam, nachdem sich David mit Batseba vergangen hatte.]
3 Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, / tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!
4 Wasch meine Schuld von mir ab / und mach mich rein von meiner Sünde!
5 Denn ich erkenne meine bösen Taten, / meine Sünde steht mir immer vor Augen.
6 Gegen dich allein habe ich gesündigt, / ich habe getan, was dir missfällt. So behältst du recht mit deinem Urteil, / rein stehst du da als Richter.
7 Denn ich bin in Schuld geboren; / in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.
8 Lauterer Sinn im Verborgenen gefällt dir, / im Geheimen lehrst du mich Weisheit.
9 Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein; / wasche mich, dann werde ich weißer als Schnee.
10 Sättige mich mit Entzücken und Freude! / Jubeln sollen die Glieder, die du zerschlagen hast.
11 Verbirg dein Gesicht vor meinen Sünden, / tilge all meine Frevel!
12 Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz / und gib mir einen neuen, beständigen Geist!
13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht / und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!
14 Mach mich wieder froh mit deinem Heil / mit einem willigen Geist rüste mich aus!
15 Dann lehre ich Abtrünnige deine Wege / und die Sünder kehren um zu dir.
16 Befrei mich von Blutschuld, Herr, du Gott meines Heiles, / dann wird meine Zunge jubeln über deine Gerechtigkeit.
17 Herr, öffne mir die Lippen / und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.
18 Schlachtopfer willst du nicht, ich würde sie dir geben; / an Brandopfern hast du kein Gefallen.
19 Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, / ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.
20 In deiner Huld tu Gutes an Zion; / bau die Mauern Jerusalems wieder auf!
21 Dann hast du Freude an rechten Opfern, / an Brandopfern und Ganzopfern, / dann opfert man Stiere auf deinem Altar.


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Die Überheblichkeit des Bösen - das Vertrauen des Frommen

1 [Für den Chormeister. Ein Weisheitslied Davids,
2 als der Edomiter Doëg zu Saul kam und ihm meldete: David ist in das Haus des Ahimelech gegangen.]
3 Was rühmst du dich deiner Bosheit, du Mann der Gewalt, / was prahlst du allzeit vor dem Frommen?
4 Du Ränkeschmied, du planst Verderben; / deine Zunge gleicht einem scharfen Messer.
5 Du liebst das Böse mehr als das Gute / und Lüge mehr als wahrhaftige Rede. [Sela]
6 Du liebst lauter verderbliche Worte, / du tückische Zunge.
7 Darum wird Gott dich verderben für immer, / dich packen und herausreißen aus deinem Zelt, / dich entwurzeln aus dem Land der Lebenden. [Sela]
8 Gerechte werden es sehen und sich fürchten; / sie werden über ihn lachen und sagen:
9 «Seht, das ist der Mann, / der nicht zu Gott seine Zuflucht nahm; auf seinen großen Reichtum hat er sich verlassen / und auf seinen Frevel gebaut.»
10 Ich aber bin im Haus Gottes wie ein grünender Ölbaum; / auf Gottes Huld vertraue ich immer und ewig.
11 Ich danke dir, Herr, in Ewigkeit; / denn du hast das alles vollbracht. Ich hoffe auf deinen Namen im Kreis der Frommen; / denn du bist gütig.


53

Die Torheit der Gottesleugner

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Krankheit». Ein Weisheitslied Davids.]
2 Die Toren sagen in ihrem Herzen: / «Es gibt keinen Gott.» / Sie handeln verwerflich und schnöde; / da ist keiner, der Gutes tut.
3 Gott blickt vom Himmel herab auf die Menschen, / ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht.
4 Alle sind sie abtrünnig und verdorben, / keiner tut Gutes, auch nicht ein Einziger.
5 Haben denn die Übeltäter keine Einsicht? / Sie verschlingen mein Volk. Sie essen Gottes Brot, / doch seinen Namen rufen sie nicht an.
6 Es trifft sie Furcht und Schrecken, / obwohl doch nichts zu fürchten ist. Deinen Bedrängern hat Gott die Glieder zerschlagen. / Gott lässt sie scheitern, denn er hat sie verworfen.
7 Ach käme doch vom Zion Hilfe für Israel! / Wenn Gott einst das Geschick seines Volkes wendet, / dann jubelt Jakob, dann freut sich Israel.


54

Hilferuf eines Bedrängten

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Weisheitslied Davids,
2 als die Sifiter kamen und Saul meldeten: David hält sich bei uns verborgen.]
3 Hilf mir, Gott, durch deinen Namen, / verschaff mir Recht mit deiner Kraft!
4 Gott, höre mein Flehen, / vernimm die Worte meines Mundes!
5 Denn es erheben sich gegen mich stolze Menschen, / freche Leute trachten mir nach dem Leben; / sie haben Gott nicht vor Augen. [Sela]
6 Doch Gott ist mein Helfer, / der Herr beschützt mein Leben.
7 Auf meine Gegner falle das Unheil zurück. / Weil du treu bist, vernichte sie!
8 Freudig bringe ich dir dann mein Opfer dar / und lobe deinen Namen, Herr; denn du bist gütig.
9 Der Herr hat mich herausgerissen aus all meiner Not / und mein Auge kann auf meine Feinde herabsehn.


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Klage und Vertrauen eines Alleingelassenen

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Weisheitslied Davids.]
2 Vernimm, o Gott, mein Beten; / verbirg dich nicht vor meinem Flehen!
3 Achte auf mich und erhöre mich! / Unstet schweife ich umher und klage.
4 Das Geschrei der Feinde macht mich verstört; / mir ist angst, weil mich die Frevler bedrängen. Sie überhäufen mich mit Unheil / und befehden mich voller Grimm.
5 Mir bebt das Herz in der Brust; / mich überfielen die Schrecken des Todes.
6 Furcht und Zittern erfassten mich; / ich schauderte vor Entsetzen.
7 Da dachte ich: «Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, / dann flöge ich davon und käme zur Ruhe.»
8 Weit fort möchte ich fliehen, / die Nacht verbringen in der Wüste. [Sela]
9 An einen sicheren Ort möchte ich eilen / vor dem Wetter, vor dem tobenden Sturm.
10 Entzweie sie, Herr, verwirr ihre Sprache! / Denn in der Stadt sehe ich Gewalttat und Hader.
11 Auf ihren Mauern umschleicht man sie bei Tag und bei Nacht; / sie ist voll Unheil und Mühsal.
12 In ihr herrscht Verderben; / Betrug und Unterdrückung weichen nicht von ihren Märkten.
13 Denn nicht mein Feind beschimpft mich, / das würde ich ertragen; nicht ein Mann, der mich hasst, tritt frech gegen mich auf, / vor ihm könnte ich mich verbergen.
14 Nein, du bist es, ein Mensch aus meiner Umgebung, / mein Freund, mein Vertrauter,
15 mit dem ich, in Freundschaft verbunden, / zum Haus Gottes gepilgert bin inmitten der Menge.
16 Der Tod soll sie überfallen, / lebend sollen sie hinabfahren ins Totenreich. / Denn ihre Häuser und Herzen sind voller Bosheit.
17 Ich aber, zu Gott will ich rufen, / der Herr wird mir helfen.
18 Am Abend, am Morgen, am Mittag seufze ich und stöhne; / er hört mein Klagen.
19 Er befreit mich, bringt mein Leben in Sicherheit / vor denen, die gegen mich kämpfen, / wenn es auch viele sind, die gegen mich angehen.
20 Gott hört mich und beugt sie nieder, / er, der als König thront seit Ewigkeit. [Sela] Denn sie kehren nicht um / und fürchten Gott nicht.
21 Der Feind legt Hand an Gottes Freunde, / er entweiht Gottes Bund.
22 Glatt wie Butter sind seine Reden, / doch in seinem Herzen sinnt er auf Streit; seine Worte sind linder als Öl / und sind doch gezückte Schwerter.
23 Wirf deine Sorge auf den Herrn, er hält dich aufrecht! / Er lässt den Gerechten niemals wanken.
24 Du aber, Gott, wirst sie hinabstürzen in die tiefste Grube. / Gewalttätige und Betrüger erreichen nicht die Mitte ihres Lebens. / Ich aber setze mein Vertrauen auf dich.


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Das Vertrauensbekenntnis eines Angefeindeten

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Stumme Taube der Ferne». Ein Lied Davids. Aus der Zeit, als die Philister ihn in Gat ergriffen.]
2 Sei mir gnädig, Gott, denn Menschen stellen mir nach; / meine Feinde bedrängen mich Tag für Tag.
3 Täglich stellen meine Gegner mir nach; / ja, es sind viele, die mich voll Hochmut bekämpfen.
4 An dem Tag, da ich mich fürchten muss, / setze ich auf dich mein Vertrauen.
5 Ich preise Gottes Wort. / Ich vertraue auf Gott und fürchte mich nicht. / Was können Menschen mir antun?
6 Sie verdrehen meine Worte den ganzen Tag; / auf mein Verderben geht ihr ganzes Sinnen.
7 Sie lauern und spähen und beobachten genau meine Schritte; / denn sie trachten mir nach dem Leben.
8 Sie haben gefrevelt; es gibt für sie kein Entrinnen. / In deinem Zorn, o Gott, wirf die Völker zu Boden!
9 Mein Elend ist aufgezeichnet bei dir. / Sammle meine Tränen in einem Krug, / zeichne sie auf in deinem Buch!
10 Dann weichen die Feinde zurück an dem Tag, da ich rufe. / Ich habe erkannt: Mir steht Gott zur Seite.
11 Ich preise Gottes Wort, / ich preise das Wort des Herrn.
12 Ich vertraue auf Gott und fürchte mich nicht. / Was können Menschen mir antun?
13 Ich schulde dir die Erfüllung meiner Gelübde, o Gott; / ich will dir Dankopfer weihen.
14 Denn du hast mein Leben dem Tod entrissen, / meine Füße bewahrt vor dem Fall. So gehe ich vor Gott meinen Weg / im Licht der Lebenden.


57

Geborgenheit im Schutz Gottes

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Zerstöre nicht!». Ein Lied Davids, als er vor Saul in die Höhle floh.]
2 Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig; / denn ich flüchte mich zu dir. Im Schatten deiner Flügel finde ich Zuflucht, / bis das Unheil vorübergeht.
3 Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, / zu Gott, der mir beisteht.
4 Er sende mir Hilfe vom Himmel; / meine Feinde schmähen mich. [Sela] / Gott sende seine Huld und Treue.
5 Ich muss mich mitten unter Löwen lagern, / die gierig auf Menschen sind. Ihre Zähne sind Spieße und Pfeile, / ein scharfes Schwert ihre Zunge.
6 Erheb dich über die Himmel, o Gott! / Deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.
7 Sie haben meinen Schritten ein Netz gelegt / und meine Seele gebeugt. Sie haben mir eine Grube gegraben; / doch fielen sie selbst hinein. [Sela]
8 Mein Herz ist bereit, o Gott, / mein Herz ist bereit, / ich will dir singen und spielen.
9 Wach auf, meine Seele! / Wacht auf, Harfe und Saitenspiel! / Ich will das Morgenrot wecken.
10 Ich will dich vor den Völkern preisen, Herr, / dir vor den Nationen lobsingen.
11 Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, / deine Treue, so weit die Wolken ziehn.
12 Erheb dich über die Himmel, o Gott; / deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.


58

Gott, der gerechte Richter

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Zerstöre nicht!». Ein Lied Davids.]
2 Sprecht ihr wirklich Recht, ihr Mächtigen? / Richtet ihr die Menschen gerecht?
3 Nein, ihr schaltet im Land nach Willkür, / euer Herz ist voll Bosheit; / eure Hände bahnen dem Unrecht den Weg.
4 Vom Mutterschoß an sind die Frevler treulos, / von Geburt an irren sie vom Weg ab und lügen.
5 Ihr Gift ist wie das Gift der Schlange, / wie das Gift der tauben Natter, die ihr Ohr verschließt,
6 die nicht auf die Stimme des Beschwörers hört, / der sich auf Zaubersprüche versteht.
7 O Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Mund! / Zerschlage, Herr, das Gebiss der Löwen!
8 Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, / wie Gras, das verwelkt auf dem Weg,
9 wie die Schnecke, die sich auflöst in Schleim; / wie eine Fehlgeburt sollen sie die Sonne nicht schauen.
10 Ehe eure Töpfe das Feuer des Dornstrauchs spüren, / fege Gott die Feinde hinweg, ob frisch, ob verdorrt.
11 Wenn er die Vergeltung sieht, freut sich der Gerechte; / er badet seine Füße im Blut des Frevlers.
12 Dann sagen die Menschen: «Der Gerechte erhält seinen Lohn; / es gibt einen Gott, der auf Erden Gericht hält.»


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Klage und Zuversicht eines Verfolgten

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Zerstöre nicht!». Ein Lied Davids, als Saul hinschickte und man das Haus bewachte, um ihn zu töten.]
2 Entreiß mich den Feinden, mein Gott, / beschütze mich vor meinen Gegnern!
3 Entreiß mich denen, die Unrecht tun, / rette mich vor den Mördern!
4 Sieh her: Sie lauern mir auf, / Mächtige stellen mir nach. Ich aber habe keinen Frevel begangen und keine Sünde; /
5 Herr, ich bin ohne Schuld. Sie stürmen vor und stellen sich auf. / Wach auf, komm mir entgegen, sieh her!
6 Herr, du Gott der Heerscharen, Gott Israels, / werde wach, suche alle Völker heim! / Sei keinem treulosen Frevler gnädig! [Sela]
7 Abend für Abend kommen sie wieder, / sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt.
8 Ja, sie geifern mit ihrem Maul. / Die Schwerter zwischen ihren Lippen, wer nimmt sie wahr?
9 Du aber, Herr, verlachst sie; / du spottest über alle Völker.
10 Meine Stärke, an dich will ich mich halten, / denn du, Gott, bist meine Burg.
11 Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen; / Gott lässt mich herabsehen auf meine Gegner.
12 Töte sie nicht, / damit mein Volk nicht vergisst. In deiner Kraft zerstreue sie, / wirf sie nieder, Herr, unser Schild!
13 Wegen der Sünde ihres Mundes, wegen all ihrer Reden / sollen sie sich in ihrem Hochmut verfangen; / denn sie fluchen und verbreiten nur Lügen.
14 Vernichte sie im Zorn, / vernichte sie; sie sollen zugrunde gehen. Sie sollen erkennen, dass Gott der Herrscher in Jakob ist / und bis an das Ende der Erde. [Sela]
15 Abend für Abend kommen sie wieder, / sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt.
16 Sie streunen umher, gierig nach Fraß; / werden sie nicht satt, dann knurren sie.
17 Ich aber will deine Macht besingen, / will über deine Huld jubeln am Morgen. Denn du bist eine Burg für mich, / bist meine Zuflucht am Tag der Not.
18 Meine Stärke, dir will ich singen und spielen; / denn du, Gott, bist meine Burg, mein huldreicher Gott.


60

Bitte um Hilfe nach einer Niederlage

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Lilie des Zeugnisses». Ein Lied Davids zum Lehren,
2 als er mit den Aramäern Mesopotamiens und den Aramäern von Zoba kämpfte und als Joab umkehrte und die Edomiter im Salztal schlug, zwölftausend Mann.]
3 Du hast uns verworfen, o Gott, und zerschlagen. / Du hast uns gezürnt. Richte uns wieder auf!
4 Erschüttert hast du das Land und gespalten. / Heile seine Risse! Denn es kam ins Wanken.
5 Du hast dein Volk hart geprüft, / du gabst uns betäubenden Wein zu trinken.
6 Für alle, die dich fürchten, hast du ein Zeichen aufgestellt, / zu dem sie fliehen können vor dem Bogen. [Sela]
7 Hilf mit deiner Rechten, erhöre uns, / damit die gerettet werden, die du so sehr liebst.
8 Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: / «Ich will triumphieren, will Sichem verteilen / und das Tal von Sukkot vermessen.
9 Mein ist Gilead, mein auch Manasse, / Efraim ist der Helm auf meinem Haupt, / Juda mein Herrscherstab.
10 Doch Moab ist mein Waschbecken, / auf Edom werfe ich meinen Schuh, / ich triumphiere über das Land der Philister.»
11 Wer führt mich hin zu der befestigten Stadt, / wer wird mich nach Edom geleiten?
12 Gott, hast denn du uns verworfen? / Du ziehst ja nicht aus, o Gott, mit unseren Heeren.
13 Bring uns doch Hilfe im Kampf mit dem Feind! / Denn die Hilfe von Menschen ist nutzlos.
14 Mit Gott werden wir Großes vollbringen; / er selbst wird unsere Feinde zertreten.


61

Fürbitte für den König

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Von David.]
2 Gott, höre mein Flehen, / achte auf mein Beten!
3 Vom Ende der Erde rufe ich zu dir; / denn mein Herz ist verzagt. / Führe mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist!
4 Du bist meine Zuflucht, / ein fester Turm gegen die Feinde.
5 In deinem Zelt möchte ich Gast sein auf ewig, / mich bergen im Schutz deiner Flügel. [Sela]
6 Denn du, o Gott, hast meine Gelübde gehört / und denen das Erbe gegeben, / die deinen Namen fürchten.
7 Füge den Tagen des Königs noch viele hinzu! / Seine Jahre mögen dauern / von Geschlecht zu Geschlecht.
8 Er throne ewig vor Gottes Angesicht. / Huld und Treue mögen ihn behüten.
9 Dann will ich allzeit deinem Namen singen und spielen / und Tag für Tag meine Gelübde erfüllen.


62

Vertrauen auf Gottes Macht und Huld

1 [Für den Chormeister. Nach Jedutun. Ein Psalm Davids.]
2 Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, / von ihm kommt mir Hilfe.
3 Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; / darum werde ich nicht wanken.
4 Wie lange rennt ihr an gegen einen Einzigen, / stürmt alle heran wie gegen eine fallende Wand, / wie gegen eine Mauer, die einstürzt?
5 Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen; / Lügen ist ihre Lust. Sie segnen mit ihrem Mund, / doch in ihrem Herzen fluchen sie. [Sela]
6 Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; / denn von ihm kommt meine Hoffnung.
7 Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; / darum werde ich nicht wanken.
8 Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre; / Gott ist mein schützender Fels, meine Zuflucht.
9 Vertrau ihm, Volk (Gottes), zu jeder Zeit! / Schüttet euer Herz vor ihm aus! / Denn Gott ist unsere Zuflucht. [Sela]
10 Nur ein Hauch sind die Menschen, / die Leute nur Lug und Trug. Auf der Waage schnellen sie empor, / leichter als ein Hauch sind sie alle.
11 Vertraut nicht auf Gewalt, / verlasst euch nicht auf Raub! Wenn der Reichtum auch wächst, / so verliert doch nicht euer Herz an ihn!
12 Eines hat Gott gesagt, / zweierlei habe ich gehört: Bei Gott ist die Macht; /
13 Herr, bei dir ist die Huld. Denn du wirst jedem vergelten, / wie es seine Taten verdienen.


63

Sehnsucht nach Gott

1 [Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war.]
2 Gott, du mein Gott, dich suche ich, / meine Seele dürstet nach dir. Nach dir schmachtet mein Leib / wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.
3 Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, / um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
4 Denn deine Huld ist besser als das Leben; / darum preisen dich meine Lippen.
5 Ich will dich rühmen mein Leben lang, / in deinem Namen die Hände erheben.
6 Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, / mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen.
7 Ich denke an dich auf nächtlichem Lager / und sinne über dich nach, wenn ich wache.
8 Ja, du wurdest meine Hilfe; / jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.
9 Meine Seele hängt an dir, / deine rechte Hand hält mich fest.
10 Viele trachten mir ohne Grund nach dem Leben, / aber sie müssen hinabfahren in die Tiefen der Erde.
11 Man gibt sie der Gewalt des Schwertes preis, / sie werden eine Beute der Schakale.
12 Der König aber freue sich an Gott. / Wer bei ihm schwört, darf sich rühmen. / Doch allen Lügnern wird der Mund verschlossen.


64

Bitte um Schutz vor den Feinden

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]
2 Höre, o Gott, mein lautes Klagen, / schütze mein Leben vor dem Schrecken des Feindes!
3 Verbirg mich vor der Schar der Bösen, / vor dem Toben derer, die Unrecht tun.
4 Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, / schießen giftige Worte wie Pfeile,
5 um den Schuldlosen von ihrem Versteck aus zu treffen. / Sie schießen auf ihn, plötzlich und ohne Scheu.
6 Sie sind fest entschlossen zu bösem Tun. / Sie planen, Fallen zu stellen, / und sagen: «Wer sieht uns schon?»
7 Sie haben Bosheit im Sinn, / doch halten sie ihre Pläne geheim. Ihr Inneres ist heillos verdorben, / ihr Herz ist ein Abgrund.
8 Da trifft sie Gott mit seinem Pfeil; / sie werden jählings verwundet.
9 Ihre eigene Zunge bringt sie zu Fall./ Alle, die es sehen, schütteln den Kopf.
10 Dann fürchten sich alle Menschen; / sie verkünden Gottes Taten / und bedenken sein Wirken.
11 Der Gerechte freut sich am Herrn und sucht bei ihm Zuflucht. / Und es rühmen sich alle Menschen mit redlichem Herzen.


65

Dank für Gottes Gaben

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids. Ein Lied.]
2 Dir gebührt Lobgesang, Gott, auf dem Zion, / dir erfüllt man Gelübde.
3 Du erhörst die Gebete. / Alle Menschen kommen zu dir
4 unter der Last ihrer Sünden. Unsere Schuld ist zu groß für uns, / du wirst sie vergeben.
5 Wohl denen, die du erwählst und in deine Nähe holst, / die in den Vorhöfen deines Heiligtums wohnen. Wir wollen uns am Gut deines Hauses sättigen, / am Gut deines Tempels.
6 Du vollbringst erstaunliche Taten, / erhörst uns in Treue, du Gott unsres Heiles, du Zuversicht aller Enden der Erde / und der fernsten Gestade.
7 Du gründest die Berge in deiner Kraft, / du gürtest dich mit Stärke.
8 Du stillst das Brausen der Meere, / das Brausen ihrer Wogen, das Tosen der Völker.
9 Alle, die an den Enden der Erde wohnen, / erschauern vor deinen Zeichen; / Ost und West erfüllst du mit Jubel.
10 Du sorgst für das Land und tränkst es; / du überschüttest es mit Reichtum. Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt, / du schaffst ihnen Korn; so ordnest du alles.
11 Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen, / machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse.
12 Du krönst das Jahr mit deiner Güte, / deinen Spuren folgt Überfluss.
13 In der Steppe prangen die Auen, / die Höhen umgürten sich mit Jubel.
14 Die Weiden schmücken sich mit Herden, / die Täler hüllen sich in Korn. / Sie jauchzen und singen.


66

Aufruf zum Lobpreis

1 [Für den Chormeister. Ein Lied. Ein Psalm.] Jauchzt vor Gott, alle Länder der Erde! /
2 Spielt zum Ruhm seines Namens! / Verherrlicht ihn mit Lobpreis!
3 Sagt zu Gott: «Wie Ehrfurcht gebietend sind deine Taten; / vor deiner gewaltigen Macht müssen die Feinde sich beugen.»
4 Alle Welt bete dich an und singe dein Lob, / sie lobsinge deinem Namen! [Sela]
5 Kommt und seht die Taten Gottes! / Staunenswert ist sein Tun an den Menschen:
6 Er verwandelte das Meer in trockenes Land, / sie schritten zu Fuß durch den Strom; / dort waren wir über ihn voll Freude.
7 In seiner Kraft ist er Herrscher auf ewig; / seine Augen prüfen die Völker. / Die Trotzigen können sich gegen ihn nicht erheben. [Sela]
8 Preist unsern Gott, ihr Völker; / lasst laut sein Lob erschallen!
9 Er erhielt uns am Leben / und ließ unseren Fuß nicht wanken.
10 Du hast, o Gott, uns geprüft / und uns geläutert, wie man Silber läutert.
11 Du brachtest uns in schwere Bedrängnis / und legtest uns eine drückende Last auf die Schulter.
12 Du ließest Menschen über unsere Köpfe schreiten. / Wir gingen durch Feuer und Wasser. / Doch du hast uns in die Freiheit hinausgeführt.
13 Ich komme mit Opfern in dein Haus; / ich erfülle dir meine Gelübde,
14 die ich einst dir versprach, / die dir mein Mund in der Not gelobte.
15 Fette Tiere bringe ich dir als Brandopfer dar, / zusammen mit dem Rauch von Widdern; / ich richte dir Rinder und Böcke zu. [Sela]
16 Ihr alle, die ihr Gott fürchtet, kommt und hört; / ich will euch erzählen, was er mir Gutes getan hat.
17 Zu ihm hatte ich mit lauter Stimme gerufen / und schon konnte mein Mund ihn preisen.
18 Hätte ich Böses im Sinn gehabt, / dann hätte der Herr mich nicht erhört.
19 Gott aber hat mich erhört, / hat auf mein drängendes Beten geachtet.
20 Gepriesen sei Gott; denn er hat mein Gebet nicht verworfen / und mir seine Huld nicht entzogen.


67

Dank für den Segen Gottes

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Psalm. Ein Lied.]
2 Gott sei uns gnädig und segne uns. / Er lasse über uns sein Angesicht leuchten, [Sela]
3 damit auf Erden sein Weg erkannt wird / und unter allen Völkern sein Heil.
4 Die Völker sollen dir danken, o Gott, / danken sollen dir die Völker alle.
5 Die Nationen sollen sich freuen und jubeln. / Denn du richtest den Erdkreis gerecht. Du richtest die Völker nach Recht / und regierst die Nationen auf Erden. [Sela]
6 Die Völker sollen dir danken, o Gott, / danken sollen dir die Völker alle.
7 Das Land gab seinen Ertrag. / Es segne uns Gott, unser Gott.
8 Es segne uns Gott. / Alle Welt fürchte und ehre ihn.


68

Ein Lied auf Gottes Sieg und Herrschaft

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids. Ein Lied.]
2 Gott steht auf, seine Feinde zerstieben; / die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht.
3 Sie verfliegen, wie Rauch verfliegt; / wie Wachs am Feuer zerfließt, / so vergehen die Frevler vor Gottes Angesicht.
4 Die Gerechten aber freuen sich und jubeln vor Gott; / sie jauchzen in heller Freude.
5 Singt für Gott, spielt seinem Namen; / jubelt ihm zu, ihm, der auf den Wolken einherfährt! Preist seinen Namen! / Freut euch vor seinem Angesicht!
6 Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen / ist Gott in seiner heiligen Wohnung.
7 Gott bringt die Verlassenen heim, / führt die Gefangenen hinaus in das Glück; / doch die Empörer müssen wohnen im dürren Land.
8 Gott, als du deinem Volk voranzogst, / als du die Wüste durchschrittest, [Sela] /
9 da bebte die Erde, da ergossen sich die Himmel vor Gott, / vor Gott, dem Herrn vom Sinai, vor Israels Gott.
10 Gott, du ließest Regen strömen in Fülle / und erquicktest dein verschmachtendes Erbland.
11 Deine Geschöpfe finden dort Wohnung; / Gott, in deiner Güte versorgst du den Armen.
12 Der Herr entsendet sein Wort; / groß ist der Siegesbotinnen Schar.
13 Die Könige der Heere fliehen, sie fliehen. / Im Haus verteilt man die Beute.
14 Was bleibt ihr zurück in den Hürden? / Du Taube mit silbernen Schwingen, mit goldenem Flügel!
15 Als der Allmächtige die Könige vertrieb, / fiel Schnee auf dem Zalmon.
16 Ein Gottesberg ist der Baschanberg, / ein Gebirge, an Gipfeln reich, ist der Baschan.
17 Warum blickt ihr voll Neid, ihr hohen Gipfel, / auf den Berg, den Gott sich zum Wohnsitz erwählt hat? / Dort wird der Herr wohnen in Ewigkeit.
18 Die Wagen Gottes sind zahllos, tausendmal tausend. / Vom Sinai zieht der Herr zu seinem Heiligtum.
19 Du zogst hinauf zur Höhe, / führtest Gefangene mit; du nahmst Gaben entgegen von den Menschen. / Auch Empörer müssen wohnen bei Gott, dem Herrn.
20 Gepriesen sei der Herr, Tag für Tag! / Gott trägt uns, er ist unsre Hilfe. [Sela]
21 Gott ist ein Gott, der uns Rettung bringt, / Gott, der Herr, führt uns heraus aus dem Tod.
22 Denn Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, / den Kopf des Frevlers, der in Sünde dahinlebt.
23 Der Herr hat gesprochen: «Ich bringe (sie) vom Baschan zurück, / ich bringe (sie) zurück aus den Tiefen des Meeres.
24 Dein Fuß wird baden im Blut, / die Zunge deiner Hunde ihren Anteil bekommen an den Feinden.»
25 Gott, sie sahen deinen Einzug, / den Einzug meines Gottes und Königs ins Heiligtum:
26 voraus die Sänger, die Saitenspieler danach, / dazwischen Mädchen mit kleinen Pauken.
27 Versammelt euch und preist unsern Gott, / den Herrn in der Gemeinde Israels:
28 voran der kleine Stamm Benjamin, / im Zug die Fürsten von Juda, / die Fürsten von Sebulon, die Fürsten von Naftali.
29 Biete auf, o Gott, deine Macht, / die Gottesmacht, die du an uns erwiesen hast /
30 von deinem Tempel aus, hoch über Jerusalem. Könige kommen mit Gaben. /
31 Wehr ab das Untier im Schilf, die Rotte der Starken, / wehr ab die Herrscher der Völker! Sie sind gierig nach Silber, tritt sie nieder; / zerstreue die Völker, die Lust haben am Krieg.
32 Aus Ägypten bringt man Geräte von Erz, / Kusch erhebt zu Gott seine Hände.
33 Ihr Königreiche der Erde, singt für Gott, / singt und spielt für den Herrn, [Sela]
34 der dahinfährt über den Himmel, den uralten Himmel, / der seine Stimme erhebt, seine machtvolle Stimme.
35 Preist Gottes Macht! / Über Israel ragt seine Hoheit empor, / seine Macht ragt bis zu den Wolken.
36 Gott in seinem Heiligtum ist voll Majestät, Israels Gott; / seinem Volk verleiht er Stärke und Kraft. Gepriesen sei Gott.


69

Der Hilferuf eines unschuldig Verfolgten

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Lilien». Von David.]
2 Hilf mir, o Gott! / Schon reicht mir das Wasser bis an die Kehle.
3 Ich bin in tiefem Schlamm versunken / und habe keinen Halt mehr; ich geriet in tiefes Wasser, / die Strömung reißt mich fort.
4 Ich bin müde vom Rufen, / meine Kehle ist heiser, mir versagen die Augen, / während ich warte auf meinen Gott.
5 Zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf / sind die, die mich grundlos hassen. Zahlreich sind meine Verderber, meine verlogenen Feinde. / Was ich nicht geraubt habe, soll ich erstatten.
6 Gott, du kennst meine Torheit, / meine Verfehlungen sind dir nicht verborgen.
7 Wer auf dich hofft, Herr, du Herr der Heere, / soll durch mich nicht scheitern; wer dich sucht, Gott Israels, / gerate durch mich nicht in Schande.
8 Denn deinetwegen erleide ich Schmach / und Schande bedeckt mein Gesicht.
9 Entfremdet bin ich den eigenen Brüdern, / den Söhnen meiner Mutter wurde ich fremd.
10 Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt; / die Schmähungen derer, die dich schmähen, haben mich getroffen.
11 Ich nahm mich durch Fasten in Zucht, / doch es brachte mir Schmach und Schande.
12 Ich ging in Sack und Asche, / doch sie riefen Spottverse hinter mir her.
13 Man redet über mich in der Versammlung am Tor, / von mir singen die Zecher beim Wein.
14 Ich aber bete zu dir, / Herr, zur Zeit der Gnade. Erhöre mich in deiner großen Huld, / Gott, hilf mir in deiner Treue!
15 Entreiß mich dem Sumpf, / damit ich nicht versinke. Zieh mich heraus aus dem Verderben, / aus dem tiefen Wasser!
16 Lass nicht zu, dass die Flut mich überschwemmt, / die Tiefe mich verschlingt, / der Brunnenschacht über mir seinen Rachen schließt.
17 Erhöre mich, Herr, in deiner Huld und Güte, / wende dich mir zu in deinem großen Erbarmen!
18 Verbirg nicht dein Gesicht vor deinem Knecht; / denn mir ist angst. Erhöre mich bald!
19 Sei mir nah und erlöse mich! / Befrei mich meinen Feinden zum Trotz!
20 Du kennst meine Schmach und meine Schande. / Dir stehen meine Widersacher alle vor Augen.
21 Die Schande bricht mir das Herz, / ganz krank bin ich vor Schmach; umsonst habe ich auf Mitleid gewartet, / auf einen Tröster, doch ich habe keinen gefunden.
22 Sie gaben mir Gift zu essen, / für den Durst reichten sie mir Essig.
23 Der Opfertisch werde für sie zur Falle, / das Opfermahl zum Fangnetz.
24 Blende ihre Augen, sodass sie nicht mehr sehen; / lähme ihre Hüften für immer!
25 Gieß über sie deinen Grimm aus, / dein glühender Zorn soll sie treffen!
26 Ihr Lagerplatz soll veröden, / in ihren Zelten soll niemand mehr wohnen.
27 Denn sie verfolgen den Mann, den du schon geschlagen hast, / und mehren den Schmerz dessen, der von dir getroffen ist.
28 Rechne ihnen Schuld über Schuld an, / damit sie nicht teilhaben an deiner Gerechtigkeit.
29 Sie seien aus dem Buch des Lebens getilgt / und nicht bei den Gerechten verzeichnet.
30 Ich aber bin elend und voller Schmerzen; / doch deine Hilfe, o Gott, wird mich erhöhen.
31 Ich will den Namen Gottes rühmen im Lied, / in meinem Danklied ihn preisen.
32 Das gefällt dem Herrn mehr als ein Opferstier, / mehr als Rinder mit Hörnern und Klauen.
33 Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch; / ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf!
34 Denn der Herr hört auf die Armen, / er verachtet die Gefangenen nicht.
35 Himmel und Erde sollen ihn rühmen, / die Meere und was sich in ihnen regt.
36 Denn Gott wird Zion retten, / wird Judas Städte neu erbauen. Seine Knechte werden dort wohnen und das Land besitzen, /
37 ihre Nachkommen sollen es erben; / wer seinen Namen liebt, soll darin wohnen.


70

Bitte um Gottes Hilfe

1 [Für den Chormeister. Von David. Zum Weihrauchopfer.]
2 Gott, komm herbei, um mich zu retten, / Herr, eil mir zu Hilfe!
3 In Schmach und Schande sollen alle fallen, / die mir nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten, / die sich über mein Unglück freuen.
4 Beschämt sollen sich alle abwenden, die lachen und höhnen / und sagen: «Dir geschieht recht.»
5 Alle, die dich suchen, frohlocken; / sie mögen sich freuen in dir. Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: / «Groß ist Gott, der Herr.»
6 Ich aber bin arm und gebeugt. / Eile, o Gott, mir zu Hilfe! Meine Hilfe und mein Retter bist du. / Herr, säume doch nicht!


71

Gott, die Zuflucht bis ins Alter

1 Herr, ich suche Zuflucht bei dir. / Lass mich doch niemals scheitern!
2 Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit, / wende dein Ohr mir zu und hilf mir!
3 Sei mir ein sicherer Hort, / zu dem ich allzeit kommen darf. Du hast mir versprochen zu helfen; / denn du bist mein Fels und meine Burg.
4 Mein Gott, rette mich aus der Hand des Frevlers, / aus der Faust des Bedrückers und Schurken!
5 Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, / meine Hoffnung von Jugend auf.
6 Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich, / vom Mutterschoß an bist du mein Beschützer; / dir gilt mein Lobpreis allezeit.
7 Für viele bin ich wie ein Gezeichneter, / du aber bist meine starke Zuflucht.
8 Mein Mund ist erfüllt von deinem Lob, / von deinem Ruhm den ganzen Tag.
9 Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, / verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden.
10 Denn meine Feinde reden schlecht von mir, / die auf mich lauern, beraten gemeinsam;
11 sie sagen: «Gott hat ihn verlassen. / Verfolgt und ergreift ihn! / Für ihn gibt es keinen Retter.»
12 Gott, bleib doch nicht fern von mir! / Mein Gott, eil mir zu Hilfe!
13 Alle, die mich bekämpfen, / sollen scheitern und untergehn; über sie komme Schmach und Schande, / weil sie mein Unglück suchen.
14 Ich aber will jederzeit hoffen, / all deinen Ruhm noch mehren.
15 Mein Mund soll von deiner Gerechtigkeit künden / und von deinen Wohltaten sprechen den ganzen Tag; / denn ich kann sie nicht zählen.
16 Ich will kommen in den Tempel Gottes, des Herrn, / deine großen und gerechten Taten allein will ich rühmen.
17 Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf / und noch heute verkünde ich dein wunderbares Walten.
18 Auch wenn ich alt und grau bin, / o Gott, verlass mich nicht, damit ich von deinem machtvollen Arm der Nachwelt künde, / den kommenden Geschlechtern von deiner Stärke /
19 und von deiner Gerechtigkeit, Gott, die größer ist als alles. Du hast Großes vollbracht. / Mein Gott, wer ist wie du?
20 Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. / Belebe mich neu, / führe mich herauf aus den Tiefen der Erde!
21 Bring mich wieder zu Ehren! / Du wirst mich wiederum trösten.
22 Dann will ich dir danken mit Saitenspiel / und deine Treue preisen; mein Gott, du Heiliger Israels, / ich will dir auf der Harfe spielen.
23 Meine Lippen sollen jubeln, / denn dir will ich singen und spielen, / meine Seele, die du erlöst hast, soll jubeln.
24 Auch meine Zunge soll von deiner Gerechtigkeit reden den ganzen Tag. / Denn alle, die mein Unglück suchen, müssen vor Scham erröten und scheitern.


72

Der Friedenskönig und sein Reich

1 [Von Salomo.] Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, / dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!
2 Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit / und deine Armen durch rechtes Urteil.
3 Dann tragen die Berge Frieden für das Volk / und die Höhen Gerechtigkeit.
4 Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, / Hilfe bringen den Kindern der Armen, / er wird die Unterdrücker zermalmen.
5 Er soll leben, solange die Sonne bleibt und der Mond, / bis zu den fernsten Geschlechtern.
6 Er ströme wie Regen herab auf die Felder, / wie Regenschauer, die die Erde benetzen.
7 Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen / und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist.
8 Er herrsche von Meer zu Meer, / vom Strom bis an die Enden der Erde.
9 Vor ihm sollen seine Gegner sich beugen, / Staub sollen lecken all seine Feinde.
10 Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, / die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben.
11 Alle Könige müssen ihm huldigen, / alle Völker ihm dienen.
12 Denn er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, / den Armen und den, der keinen Helfer hat.
13 Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, / er rettet das Leben der Armen.
14 Von Unterdrückung und Gewalttat befreit er sie, / ihr Blut ist in seinen Augen kostbar.
15 Er lebe und Gold von Saba soll man ihm geben! / Man soll für ihn allezeit beten, / stets für ihn Segen erflehen.
16 Im Land gebe es Korn in Fülle. / Es rausche auf dem Gipfel der Berge. Seine Frucht wird sein wie die Bäume des Libanon. / Menschen blühn in der Stadt wie das Gras der Erde.
17 Sein Name soll ewig bestehen; / solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name. Glücklich preisen sollen ihn alle Völker / und in ihm sich segnen.
18 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! / Er allein tut Wunder.
19 Gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! / Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Erde. / Amen, ja amen. [Ende der Gebete Davids, des Sohnes Isais.]