Die Psalmen
73
Das dritte Buch
Das scheinbare Glück der Frevler
1 [Ein Psalm Asafs.] Lauter Güte ist Gott für Israel, / für alle Menschen mit reinem Herzen. 2 Ich aber - fast wären meine Füße gestrauchelt, / beinahe wäre ich gefallen. 3 Denn ich habe mich über die Prahler ereifert, / als ich sah, dass es diesen Frevlern so gut ging. 4 Sie leiden ja keine Qualen, / ihr Leib ist gesund und wohlgenährt. 5 Sie kennen nicht die Mühsal der Sterblichen, / sind nicht geplagt wie andere Menschen. 6 Darum ist Hochmut ihr Halsschmuck, / wie ein Gewand umhüllt sie Gewalttat. 7 Sie sehen kaum aus den Augen vor Fett, / ihr Herz läuft über von bösen Plänen. 8 Sie höhnen, und was sie sagen, ist schlecht; / sie sind falsch und reden von oben herab. 9 Sie reißen ihr Maul bis zum Himmel auf / und lassen auf Erden ihrer Zunge freien Lauf. 10 Darum wendet sich das Volk ihnen zu /und schlürft ihre Worte in vollen Zügen. 11 Sie sagen: «Wie sollte Gott das merken? / Wie kann der Höchste das wissen?» 12 Wahrhaftig, so sind die Frevler: / Immer im Glück, häufen sie Reichtum auf Reichtum. 13 Also hielt ich umsonst mein Herz rein / und wusch meine Hände in Unschuld. 14 Und doch war ich alle Tage geplagt / und wurde jeden Morgen gezüchtigt. 15 Hätte ich gesagt: «Ich will reden wie sie», / dann hätte ich an deinen Kindern Verrat geübt. 16 Da sann ich nach, um das zu begreifen; / es war eine Qual für mich, 17 bis ich dann eintrat ins Heiligtum Gottes / und begriff, wie sie enden. 18 Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Grund, / du stürzt sie in Täuschung und Trug. 19 Sie werden plötzlich zunichte, / werden dahingerafft und nehmen ein schreckliches Ende, 20 wie ein Traum, der beim Erwachen verblasst, / dessen Bild man vergisst, wenn man aufsteht. 21 Mein Herz war verbittert, / mir bohrte der Schmerz in den Nieren; 22 ich war töricht und ohne Verstand, / war wie ein Stück Vieh vor dir. 23 Ich aber bleibe immer bei dir, / du hältst mich an meiner Rechten. 24 Du leitest mich nach deinem Ratschluss / und nimmst mich am Ende auf in Herrlichkeit. 25 Was habe ich im Himmel außer dir? / Neben dir erfreut mich nichts auf der Erde. 26 Auch wenn mein Leib und mein Herz verschmachten, / Gott ist der Fels meines Herzens / und mein Anteil auf ewig. 27 Ja, wer dir fern ist, geht zugrunde; / du vernichtest alle, die dich treulos verlassen. 28 Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück. / Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen. / Ich will all deine Taten verkünden.
74
Klage über die Verwüstung des Heiligtums
1 [Ein Weisheitslied Asafs.] Warum, Gott, hast du uns für immer verstoßen? / Warum ist dein Zorn gegen die Herde deiner Weide entbrannt? 2 Denk an deine Gemeinde, die du vorzeiten erworben, / als Stamm dir zu Eigen erkauft, / an den Berg Zion, den du zur Wohnung erwählt hast. 3 Erheb deine Schritte zu den uralten Trümmern! / Der Feind hat im Heiligtum alles verwüstet. 4 Deine Widersacher lärmten an deiner heiligen Stätte, / stellten ihre Banner auf als Zeichen des Sieges. 5 Wie einer die Axt schwingt im Dickicht des Waldes, / 6 so zerschlugen sie all das Schnitzwerk mit Beil und Hammer. 7 Sie legten an dein Heiligtum Feuer, / entweihten die Wohnung deines Namens bis auf den Grund. 8 Sie sagten in ihrem Herzen: «Wir zerstören alles.» / Und sie verbrannten alle Gottesstätten ringsum im Land. 9 Zeichen für uns sehen wir nicht, / es ist kein Prophet mehr da, / niemand von uns weiß, wie lange noch. 10 Wie lange, Gott, darf der Bedränger noch schmähen, / darf der Feind ewig deinen Namen lästern? 11 Warum ziehst du die Hand von uns ab, / hältst deine Rechte im Gewand verborgen? 12 Doch Gott ist mein König von alters her, / Taten des Heils vollbringt er auf Erden. 13 Mit deiner Macht hast du das Meer zerspalten, / die Häupter der Drachen über den Wassern zerschmettert. 14 Du hast die Köpfe des Levíatan zermalmt, / ihn zum Fraß gegeben den Ungeheuern der See. 15 Hervorbrechen ließest du Quellen und Bäche, / austrocknen Ströme, die sonst nie versiegen. 16 Dein ist der Tag, dein auch die Nacht, / hingestellt hast du Sonne und Mond. 17 Du hast die Grenzen der Erde festgesetzt, / hast Sommer und Winter geschaffen. 18 Denk daran: Der Feind schmäht den Herrn, / ein Volk ohne Einsicht lästert deinen Namen. 19 Gib dem Raubtier das Leben deiner Taube nicht preis; / das Leben deiner Armen vergiss nicht für immer! 20 Blick hin auf deinen Bund! / Denn voll von Schlupfwinkeln der Gewalt ist unser Land. 21 Lass den Bedrückten nicht beschämt von dir weggehn! / Arme und Gebeugte sollen deinen Namen rühmen. 22 Erheb dich, Gott, und führe deine Sache! / Bedenke, wie die Toren dich täglich schmähen. 23 Vergiss nicht das Geschrei deiner Gegner, / das Toben deiner Widersacher, das ständig emporsteigt.
75
Gott, der gerechte Richter
1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Zerstöre nicht!». Ein Psalm Asafs. Ein Lied.] 2 Wir preisen dich, Gott, wir preisen dich; / dein Name ist denen nahe, die deine Wunder erzählen. 3 «Ja, zu der Zeit, die ich selbst bestimme, / halte ich Gericht nach meinem Recht. 4 Die Erde mit allen, die auf ihr wohnen, mag wanken; / doch ich selbst habe ihre Säulen auf festen Grund gestellt.» [Sela] 5 Ich sage zu den Stolzen: Seid nicht so vermessen!, / und zu den Frevlern: Brüstet euch nicht mit eurer Macht! 6 Brüstet euch nicht stolz mit eurer Macht, / redet nicht so überheblich daher! 7 Denn weder vom Osten noch vom Westen / noch aus der Wüste kommt die Erhöhung. 8 Nein, der Richter ist Gott; / den einen erniedrigt er, den andern erhöht er. 9 Ja, in der Hand des Herrn ist ein Becher, / herben, gärenden Wein reicht er dar; ihn müssen alle Frevler der Erde trinken, / müssen ihn samt der Hefe schlürfen. 10 Ich aber werde jubeln für immer; / dem Gott Jakobs will ich singen und spielen. 11 «Ich schlage die ganze Macht der Frevler nieder; / doch das Haupt des Gerechten wird hoch erhoben.»
76
Der Weltenrichter auf dem Zion
1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Psalm Asafs. Ein Lied.] 2 Gott gab sich zu erkennen in Juda, / sein Name ist groß in Israel. 3 Sein Zelt erstand in Salem, / seine Wohnung auf dem Zion. 4 Dort zerbrach er die blitzenden Pfeile des Bogens, / Schild und Schwert, die Waffen des Krieges. [Sela] 5 Du bist furchtbar und herrlich, / mehr als die ewigen Berge. 6 Ausgeplündert sind die tapferen Streiter, / sie sinken hin in den Schlaf; / allen Helden versagen die Hände. 7 Wenn du drohst, Gott Jakobs, / erstarren Rosse und Wagen. 8 Furchtbar bist du. Wer kann bestehen vor dir, / vor der Gewalt deines Zornes? 9 Vom Himmel her machst du das Urteil bekannt; / Furcht packt die Erde, und sie verstummt, 10 wenn Gott sich erhebt zum Gericht, / um allen Gebeugten auf der Erde zu helfen. [Sela] 11 Denn auch der Mensch voll Trotz muss dich preisen / und der Rest der Völker dich feiern. 12 Legt Gelübde ab und erfüllt sie dem Herrn, eurem Gott! / Ihr alle ringsum, bringt Gaben ihm, den ihr fürchtet. 13 Er nimmt den Fürsten den Mut; / Furcht erregend ist er für die Könige der Erde.
77
Gottes Weg mit seinem Volk
1 [Für den Chormeister. Nach Jedutun. Ein Psalm Asafs.] 2 Ich rufe zu Gott, ich schreie, / ich rufe zu Gott, bis er mich hört. 3 Am Tag meiner Not suche ich den Herrn; / unablässig erhebe ich nachts meine Hände, / meine Seele lässt sich nicht trösten. 4 Denke ich an Gott, muss ich seufzen; / sinne ich nach, dann will mein Geist verzagen. [Sela] 5 Du lässt mich nicht mehr schlafen; / ich bin voll Unruhe und kann nicht reden. 6 Ich sinne nach über die Tage von einst, / ich will denken an längst vergangene Jahre. 7 Mein Herz grübelt bei Nacht, / ich sinne nach, es forscht mein Geist. 8 Wird der Herr mich denn auf ewig verstoßen / und mir niemals mehr gnädig sein? 9 Hat seine Huld für immer ein Ende, / ist seine Verheißung aufgehoben für alle Zeiten? 10 Hat Gott seine Gnade vergessen, / im Zorn sein Erbarmen verschlossen? [Sela] 11 Da sagte ich mir: «Das ist mein Schmerz, / dass die Rechte des Höchsten so anders handelt.» 12 Ich denke an die Taten des Herrn, / ich will denken an deine früheren Wunder. 13 Ich erwäge all deine Werke / und will nachsinnen über deine Taten. 14 Gott, dein Weg ist heilig. / Wo ist ein Gott, so groß wie unser Gott? 15 Du allein bist der Gott, der Wunder tut, / du hast deine Macht den Völkern kundgetan. 16 Du hast mit starkem Arm dein Volk erlöst, / die Kinder Jakobs und Josefs. [Sela] 17 Die Wasser sahen dich, Gott, / die Wasser sahen dich und bebten. / Die Tiefen des Meeres tobten. 18 Die Wolken gossen ihr Wasser aus, / das Gewölk ließ die Stimme dröhnen, / auch deine Pfeile flogen dahin. 19 Dröhnend rollte dein Donner, / Blitze erhellten den Erdkreis, / die Erde bebte und wankte. 20 Durch das Meer ging dein Weg, / dein Pfad durch gewaltige Wasser, / doch niemand sah deine Spuren. 21 Du führtest dein Volk wie eine Herde / durch die Hand von Mose und Aaron.
78
Die Geschichte Israels als Mahnung und Warnung
1 [Ein Weisheitslied Asafs.] Mein Volk, vernimm meine Weisung! / Wendet euer Ohr zu den Worten meines Mundes! 2 Ich öffne meinen Mund zu einem Spruch; / ich will die Geheimnisse der Vorzeit verkünden. 3 Was wir hörten und erfuhren, / was uns die Väter erzählten, 4 das wollen wir unseren Kindern nicht verbergen, / sondern dem kommenden Geschlecht erzählen: die ruhmreichen Taten und die Stärke des Herrn, / die Wunder, die er getan hat. 5 Er stellte sein Gesetz auf in Jakob, / gab in Israel Weisung / und gebot unseren Vätern, ihre Kinder das alles zu lehren, 6 damit das kommende Geschlecht davon erfahre, / die Kinder späterer Zeiten; / sie sollten aufstehen und es weitergeben an ihre Kinder, 7 damit sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, / die Taten Gottes nicht vergessen / und seine Gebote bewahren 8 und nicht werden wie ihre Väter, / jenes Geschlecht voll Trotz und Empörung, / das wankelmütige Geschlecht, dessen Geist nicht treu zu Gott hielt. 9 Die Söhne Efraims, Kämpfer mit Pfeil und Bogen, / wandten den Rücken am Tag der Schlacht; 10 Gottes Bund hielten sie nicht, / sie weigerten sich, seiner Weisung zu folgen. 11 Sie vergaßen die Taten des Herrn, / die Wunder, die er sie sehen ließ. 12 Vor den Augen ihrer Väter vollbrachte er Wunder / im Land Ägypten, im Gefilde von Zoan. 13 Er spaltete das Meer und führte sie hindurch, / er ließ das Wasser fest stehen wie einen Damm. 14 Er leitete sie bei Tag mit der Wolke / und die ganze Nacht mit leuchtendem Feuer. 15 Er spaltete Felsen in der Wüste / und gab dem Volk reichlich zu trinken wie mit Wassern der Urflut. 16 Er ließ Bäche aus dem Gestein entspringen, / ließ Wasser fließen gleich Strömen. 17 Doch sie sündigten weiter gegen ihn, / sie trotzten in der Wüste dem Höchsten. 18 In ihrem Herzen versuchten sie Gott, / forderten Nahrung für den Hunger. 19 Sie redeten gegen Gott; sie fragten: / «Kann uns denn Gott den Tisch decken in der Wüste? 20 Zwar hat er an den Felsen geschlagen, / sodass Wasser floss und Bäche strömten. Kann er uns auch Brot verschaffen / und sein Volk mit Fleisch versorgen?» 21 Das hörte der Herr und war voll Grimm; / Feuer flammte auf gegen Jakob, / Zorn erhob sich gegen Israel, 22 weil sie Gott nicht glaubten / und nicht auf seine Hilfe vertrauten. 23 Dennoch gebot er den Wolken droben / und öffnete die Tore des Himmels. 24 Er ließ Manna auf sie regnen als Speise, / er gab ihnen Brot vom Himmel. 25 Da aßen die Menschen Wunderbrot; / Gott gab ihnen Nahrung in Fülle. 26 Er ließ den Ostwind losbrechen droben am Himmel, / führte in seiner Macht den Südwind herbei, 27 ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub, / gefiederte Vögel wie Sand am Meer. 28 Er ließ sie mitten ins Lager fallen, / rings um Israels Zelte. 29 Da aßen alle und wurden satt; / er hatte ihnen gebracht, was sie begehrten. 30 Noch aber hatten sie ihre Gier nicht gestillt, / noch war die Speise in ihrem Mund, 31 da erhob sich gegen sie Gottes Zorn; / er erschlug ihre Führer / und streckte die jungen Männer Israels nieder. 32 Doch sie sündigten trotz allem weiter / und vertrauten nicht seinen Wundern. 33 Darum ließ er ihre Tage schwinden wie einen Hauch / und ihre Jahre voll Schrecken vergehen. 34 Wenn er dreinschlug, fragten sie nach Gott, / kehrten um und suchten ihn. 35 Sie dachten daran, dass Gott ihr Fels ist, / Gott, der Höchste, ihr Erlöser. 36 Doch sie täuschten ihn mit falschen Worten / und ihre Zunge belog ihn. 37 Ihr Herz hielt nicht fest zu ihm, / sie hielten seinem Bund nicht die Treue. 38 Er aber vergab ihnen voll Erbarmen die Schuld / und tilgte sein Volk nicht aus. Oftmals ließ er ab von seinem Zorn / und unterdrückte seinen Groll. 39 Denn er dachte daran, dass sie nichts sind als Fleisch, / nur ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt. 40 Wie oft haben sie ihm in der Wüste getrotzt, / ihn gekränkt in der Steppe! 41 Immer wieder stellten sie ihn auf die Probe, / sie reizten den heiligen Gott Israels. 42 Sie dachten nicht mehr an seine mächtige Hand, / an den Tag, als er sie vom Unterdrücker befreite, 43 als er in Ägypten Zeichen tat / und Wunder im Gefilde von Zoan: 44 Er verwandelte ihre Flüsse und Bäche in Blut; / sie konnten daraus nicht mehr trinken. 45 Er schickte einen Schwarm von Fliegen, der fraß sie auf, / ein Heer von Fröschen, das vertilgte sie. 46 Ihre Ernte überließ er den Grillen / und den Heuschrecken den Ertrag ihrer Mühen. 47 Ihre Reben zerschlug er mit Hagel, / ihre Maulbeerbäume mit Körnern aus Eis. 48 Ihr Vieh überließ er der Pest / und ihre Herden den Seuchen. 49 Er ließ die Glut seines Zorns auf sie los: / Grimm und Wut und Bedrängnis, / Boten des Unheils in Scharen. 50 Er ließ seinem Zorn freien Lauf; / er bewahrte sie nicht vor dem Tod / und lieferte ihr Leben der Pest aus. 51 Er schlug in Ägypten alle Erstgeburt, / in den Zelten Hams die Blüte der Jugend. 52 Dann führte er sein Volk hinaus wie Schafe, / leitete sie wie eine Herde durch die Wüste. 53 Er führte sie sicher, sie mussten nichts fürchten, / doch ihre Feinde bedeckte das Meer. 54 Er brachte sie in sein heiliges Land, / in die Berge, die er erwarb mit mächtiger Hand. 55 Er vertrieb die Völker vor ihnen, / ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen / und teilte ihnen ihr Erbteil zu. 56 Doch sie versuchten Gott und trotzten dem Höchsten; / sie hielten seine Satzungen nicht. 57 Wie ihre Väter fielen sie treulos von ihm ab, / sie wandten sich ab wie ein Bogen, der versagt. 58 Sie erbitterten ihn mit ihrem Kult auf den Höhen / und reizten seine Eifersucht mit ihren Götzen. 59 Als Gott es sah, war er voll Grimm / und sagte sich los von Israel. 60 Er verwarf seine Wohnung in Schilo, / das Zelt, wo er unter den Menschen wohnte. 61 Er gab seine Macht in Gefangenschaft, / seine heilige Lade fiel in die Hand des Feindes. 62 Er lieferte sein Volk dem Schwert aus; / er war voll Grimm über sein Eigentum. 63 Die jungen Männer fraß das Feuer; / den jungen Mädchen sang man kein Brautlied. 64 Die Priester wurden mit dem Schwert erschlagen; / die Witwen konnten die Toten nicht beweinen. 65 Da erwachte der Herr wie aus dem Schlaf, / wie ein Held, der betäubt war vom Wein. 66 Er schlug seine Feinde zurück / und gab sie ewiger Schande preis. 67 Das Zelt Josefs verwarf er, / dem Stamm Efraim entzog er die Erwählung. 68 Doch den Stamm Juda erwählte er, / den Berg Zion, den er liebt. 69 Dort baute er sein hoch aufragendes Heiligtum, / so fest wie die Erde, / die er für immer gegründet hat. 70 Und er erwählte seinen Knecht David; / er holte ihn weg von den Hürden der Schafe, / 71 von den Muttertieren nahm er ihn fort, damit er sein Volk Jakob weide / und sein Erbe Israel. 72 Er sorgte als Hirt für sie mit lauterem Herzen / und führte sie mit klugen Händen.
79
Die Klage über die Zerstörung Jerusalems
1 [Ein Psalm Asafs.] Gott, die Heiden sind eingedrungen in dein Erbe, / sie haben deinen heiligen Tempel entweiht / und Jerusalem in Trümmer gelegt. 2 Die Leichen deiner Knechte haben sie zum Fraß gegeben den Vögeln des Himmels, / die Leiber deiner Frommen den Tieren des Feldes. 3 Ihr Blut haben sie wie Wasser vergossen / rings um Jerusalem, / und keiner hat sie begraben. 4 Zum Schimpf sind wir geworden / in den Augen der Nachbarn, / zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen. 5 Wie lange noch, Herr? Willst du auf ewig zürnen? / Wie lange noch wird dein Eifer lodern wie Feuer? 6 Gieß deinen Zorn aus über die Heiden, / die dich nicht kennen, / über jedes Reich, das deinen Namen nicht anruft. 7 Denn sie haben Jakob aufgezehrt / und seine Felder verwüstet. 8 Rechne uns die Schuld der Vorfahren nicht an! / Mit deinem Erbarmen komm uns eilends entgegen! / Denn wir sind sehr erniedrigt. 9 Um der Ehre deines Namens willen / hilf uns, du Gott unsres Heils! / Um deines Namens willen reiß uns heraus und vergib uns die Sünden! 10 Warum dürfen die Heiden sagen: / «Wo ist nun ihr Gott?» Lass kund werden an den Heiden vor unsern Augen, / wie du das vergossene Blut deiner Knechte vergiltst. 11 Das Stöhnen der Gefangenen dringe zu dir. / Befrei die Todgeweihten durch die Kraft deines Armes! 12 Zahl unsern Nachbarn siebenfach heim / die Schmach, die sie dir, Herr, angetan. 13 Wir aber, dein Volk, die Schafe deiner Weide, / wollen dir ewig danken, / deinen Ruhm verkünden von Geschlecht zu Geschlecht.
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Bitte für Israel, den Weinstock Gottes
1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Lilien». Ein Zeugnis. Ein Psalm Asafs.] 2 Du Hirte Israels, höre, / der du Josef weidest wie eine Herde! Der du auf den Kerubim thronst, erscheine / 3 vor Efraim, Benjamin und Manasse! Biete deine gewaltige Macht auf / und komm uns zu Hilfe! 4 Gott, richte uns wieder auf! / Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen. 5 Herr, Gott der Heerscharen, wie lange noch zürnst du, / während dein Volk zu dir betet? 6 Du hast sie gespeist mit Tränenbrot, / sie überreich getränkt mit Tränen. 7 Du machst uns zum Spielball der Nachbarn / und unsere Feinde verspotten uns. 8 Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf! / Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen. 9 Du hobst in Ägypten einen Weinstock aus, / du hast Völker vertrieben, ihn aber eingepflanzt. 10 Du schufst ihm weiten Raum; / er hat Wurzeln geschlagen / und das ganze Land erfüllt. 11 Sein Schatten bedeckte die Berge, / seine Zweige die Zedern Gottes. 12 Seine Ranken trieb er bis hin zum Meer / und seine Schößlinge bis zum Eufrat. 13 Warum rissest du seine Mauern ein? / Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus. 14 Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um, / die Tiere des Feldes fressen ihn ab. 15 Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu! / Blick vom Himmel herab, und sieh auf uns! Sorge für diesen Weinstock / 16 und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat. 17 Die ihn im Feuer verbrannten wie Kehricht, / sie sollen vergehen vor deinem drohenden Angesicht. 18 Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten, / den Menschensohn, den du für dich groß und stark gemacht. 19 Erhalt uns am Leben! / Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen. 20 Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf! / Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.
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Aufruf zur Treue gegen Gott
1 [Für den Chormeister. Nach dem Kelterlied. Von Asaf.] 2 Jubelt Gott zu, er ist unsre Zuflucht; / jauchzt dem Gott Jakobs zu! 3 Stimmt an den Gesang, schlagt die Pauke, / die liebliche Laute, dazu die Harfe! 4 Stoßt in die Posaune am Neumond / und zum Vollmond, am Tag unsres Festes! 5 Denn das ist Satzung für Israel, / Entscheid des Gottes Jakobs. 6 Das hat er als Gesetz für Josef erlassen, / als Gott gegen Ägypten auszog. Eine Stimme höre ich, die ich noch nie vernahm: / 7 Seine Schulter hab ich von der Bürde befreit, / seine Hände kamen los vom Lastkorb. 8 Du riefst in der Not / und ich riss dich heraus; ich habe dich aus dem Gewölk des Donners erhört, / an den Wassern von Meríba geprüft. [Sela] 9 Höre, mein Volk, ich will dich mahnen! / Israel, wolltest du doch auf mich hören! 10 Für dich gibt es keinen andern Gott. / Du sollst keinen fremden Gott anbeten. 11 Ich bin der Herr, dein Gott, / der dich heraufgeführt hat aus Ägypten. / Tu deinen Mund auf! Ich will ihn füllen. 12 Doch mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört; / Israel hat mich nicht gewollt. 13 Da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen / und sie handelten nach ihren eigenen Plänen. 14 Ach dass doch mein Volk auf mich hörte, / dass Israel gehen wollte auf meinen Wegen! 15 Wie bald würde ich seine Feinde beugen, / meine Hand gegen seine Bedränger wenden. 16 Alle, die den Herrn hassen, müssten Israel schmeicheln / und das sollte für immer so bleiben. 17 Ich würde es nähren mit bestem Weizen / und mit Honig aus dem Felsen sättigen.
82
Bitte um Gottes Eingreifen als Richter
1 [Ein Psalm Asafs.] Gott steht auf in der Versammlung der Götter, / im Kreis der Götter hält er Gericht. 2 «Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten / und die Frevler begünstigen? [Sela] 3 Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, / verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht! 4 Befreit die Geringen und Armen, / entreißt sie der Hand der Frevler!» 5 Sie aber haben weder Einsicht noch Verstand, / sie tappen dahin im Finstern. / Alle Grundfesten der Erde wanken. 6 «Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter, / ihr alle seid Söhne des Höchsten. 7 Doch nun sollt ihr sterben wie Menschen, / sollt stürzen wie jeder der Fürsten.» 8 Erheb dich, Gott, und richte die Erde! / Denn alle Völker werden dein Erbteil sein.
83
Eine Bitte um Hilfe gegen Feinde des Volkes
1 [Ein Lied. Ein Psalm Asafs.] 2 Schweig doch nicht, o Gott, bleib nicht still, / o Gott, bleib nicht stumm! 3 Sieh doch, deine Feinde toben; / die dich hassen, erheben das Haupt. 4 Gegen dein Volk ersinnen sie listige Pläne / und halten Rat gegen die, die sich bei dir bergen. 5 Sie sagen: «Wir wollen sie ausrotten als Volk; / an den Namen Israel soll niemand mehr denken.» 6 Ja, sie halten einmütig Rat / und schließen ein Bündnis gegen dich: 7 Edoms Zelte und die Ismaeliter, / Moab und die Hagariter, 8 Gebal, Ammon und Amalek, / das Philisterland und die Bewohner von Tyrus. 9 Zu ihnen gesellt sich auch Assur / und leiht seinen Arm den Söhnen Lots. [Sela] 10 Mach es mit ihnen wie mit Midian und Sisera, / wie mit Jabin am Bach Kischon, 11 die du bei En-Dór vernichtet hast. / Sie wurden zum Dung für die Äcker. 12 Mach ihre Fürsten wie Oreb und Seeb, / wie Sebach und Zalmunna mach all ihre Führer! / 13 Sie sagten: «Wir wollen Gottes Land erobern.» 14 Mein Gott, lass sie dahinwirbeln wie Staub, / wie Spreu vor dem Wind! 15 Wie das Feuer, das ganze Wälder verbrennt, / wie die Flamme, die Berge versengt, 16 so jage sie davon mit deinem Sturm / und schrecke sie mit deinem Wetter! 17 Bedecke mit Schmach ihr Gesicht, / damit sie, Herr, nach deinem Namen fragen. 18 Beschämt sollen sie sein und verstört für immer, / sollen vor Schande zugrunde gehn. 19 Sie sollen erkennen, dass du es bist. Herr ist dein Name. / Du allein bist der Höchste über der ganzen Erde.
84
Die Freude am Heiligtum
1 [Für den Chormeister. Nach dem Kelterlied. Ein Psalm der Korachiter.] 2 Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen! / 3 Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht / nach dem Tempel des Herrn. Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, / ihm, dem lebendigen Gott. 4 Auch der Sperling findet ein Haus / und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - / deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König. 5 Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, / die dich allezeit loben. [Sela] 6 Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir, / wenn sie sich zur Wallfahrt rüsten. 7 Ziehen sie durch das trostlose Tal, / wird es für sie zum Quellgrund / und Frühregen hüllt es in Segen. 8 Sie schreiten dahin mit wachsender Kraft; / dann schauen sie Gott auf dem Zion. 9 Herr der Heerscharen, höre mein Beten, / vernimm es, Gott Jakobs! [Sela] 10 Gott, sieh her auf unsern Schild, / schau auf das Antlitz deines Gesalbten! 11 Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen deines Heiligtums / ist besser als tausend andere.Lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes / als wohnen in den Zelten der Frevler. 12 Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild. / Er schenkt Gnade und Herrlichkeit; der Herr versagt denen, die rechtschaffen sind, keine Gabe. / 13 Herr der Heerscharen, wohl dem, der dir vertraut!
85
Bitte um das verheißene Heil
1 [Für den Chormeister. Ein Psalm der Korachiter.] 2 Einst hast du, Herr, dein Land begnadet / und Jakobs Unglück gewendet, 3 hast deinem Volk die Schuld vergeben, / all seine Sünden zugedeckt, [Sela] 4 hast zurückgezogen deinen ganzen Grimm / und deinen glühenden Zorn gedämpft. 5 Gott, unser Retter, richte uns wieder auf, / lass von deinem Unmut gegen uns ab! 6 Willst du uns ewig zürnen, / soll dein Zorn dauern von Geschlecht zu Geschlecht? 7 Willst du uns nicht wieder beleben, / sodass dein Volk sich an dir freuen kann? 8 Erweise uns, Herr, deine Huld / und gewähre uns dein Heil! 9 Ich will hören, was Gott redet: / Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, / den Menschen mit redlichem Herzen. [Sela] 10 Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. / Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. 11 Es begegnen einander Huld und Treue; / Gerechtigkeit und Friede küssen sich. 12 Treue sprosst aus der Erde hervor; / Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. 13 Auch spendet der Herr dann Segen / und unser Land gibt seinen Ertrag. 14 Gerechtigkeit geht vor ihm her / und Heil folgt der Spur seiner Schritte.
86
Der Hilferuf eines Armen zu Gott
1 [Ein Gebet Davids.] Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr! / Denn ich bin arm und gebeugt. 2 Beschütze mich, denn ich bin dir ergeben! / Hilf deinem Knecht, der dir vertraut! 3 Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, o Herr! / Den ganzen Tag rufe ich zu dir. 4 Herr, erfreue deinen Knecht; / denn ich erhebe meine Seele zu dir. 5 Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen, / für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade. 6 Herr, vernimm mein Beten, / achte auf mein lautes Flehen! 7 Am Tag meiner Not rufe ich zu dir; / denn du wirst mich erhören. 8 Herr, unter den Göttern ist keiner wie du / und nichts gleicht den Werken, die du geschaffen hast. 9 Alle Völker kommen und beten dich an, / sie geben, Herr, deinem Namen die Ehre. 10 Denn du bist groß und tust Wunder; / du allein bist Gott. 11 Weise mir, Herr, deinen Weg; / ich will ihn gehen in Treue zu dir. Richte mein Herz darauf hin, / allein deinen Namen zu fürchten! 12 Ich will dir danken, Herr, mein Gott, / aus ganzem Herzen, / will deinen Namen ehren immer und ewig. 13 Du hast mich den Tiefen des Totenreichs entrissen. / Denn groß ist über mir deine Huld. 14 Gott, freche Menschen haben sich gegen mich erhoben, / die Rotte der Gewalttäter trachtet mir nach dem Leben; / doch dich haben sie nicht vor Augen. 15 Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, / du bist langmütig, reich an Huld und Treue. 16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig, / gib deinem Knecht wieder Kraft / und hilf dem Sohn deiner Magd! 17 Tu ein Zeichen und schenke mir Glück! / Alle, die mich hassen, sollen es sehen und sich schämen, / weil du, Herr, mich gerettet und getröstet hast.
87
Ein Loblied auf Zion, die Mutter aller Völker
1 [Ein Psalm der Korachiter. Ein Lied.] 2 Der Herr liebt (Zion), seine Gründung auf heiligen Bergen; / mehr als all seine Stätten in Jakob liebt er die Tore Zions. 3 Herrliches sagt man von dir, / du Stadt unseres Gottes. [Sela] 4 Leute aus Ägypten und Babel / zähle ich zu denen, die mich kennen; auch von Leuten aus dem Philisterland, / aus Tyrus und Kusch / sagt man: Er ist dort geboren. 5 Doch von Zion wird man sagen: / Jeder ist dort geboren. / Er, der Höchste, hat Zion gegründet. 6 Der Herr schreibt, wenn er die Völker verzeichnet: / Er ist dort geboren. [Sela] 7 Und sie werden beim Reigentanz singen: / All meine Quellen entspringen in dir.
88
Die Klage eines Kranken und Einsamen
1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiter. Für den Chormeister. Nach der Weise «Krankheit» zu singen. Ein Weisheitslied Hemans, des Esrachiters.] 2 Herr, du Gott meines Heils, / zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht. 3 Lass mein Gebet zu dir dringen, / wende dein Ohr meinem Flehen zu! 4 Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, / mein Leben ist dem Totenreich nahe. 5 Schon zähle ich zu denen, die hinabsinken ins Grab, / bin wie ein Mann, dem alle Kraft genommen ist. 6 Ich bin zu den Toten hinweggerafft / wie Erschlagene, die im Grabe ruhen; an sie denkst du nicht mehr, / denn sie sind deiner Hand entzogen. 7 Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, / tief hinab in finstere Nacht. 8 Schwer lastet dein Grimm auf mir, / all deine Wogen stürzen über mir zusammen. [Sela] 9 Die Freunde hast du mir entfremdet, / mich ihrem Abscheu ausgesetzt; / ich bin gefangen und kann nicht heraus. 10 Mein Auge wird trübe vor Elend. / Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir; / ich strecke nach dir meine Hände aus. 11 Wirst du an den Toten Wunder tun, / werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen? [Sela] 12 Erzählt man im Grab von deiner Huld, / von deiner Treue im Totenreich? 13 Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt, / deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens? 14 Herr, darum schreie ich zu dir, / früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin. 15 Warum, o Herr, verwirfst du mich, / warum verbirgst du dein Gesicht vor mir? 16 Gebeugt bin ich und todkrank von früher Jugend an, / deine Schrecken lasten auf mir und ich bin zerquält. 17 Über mich fuhr die Glut deines Zorns dahin, / deine Schrecken vernichten mich. 18 Sie umfluten mich allzeit wie Wasser / und dringen auf mich ein von allen Seiten. 19 Du hast mir die Freunde und Gefährten entfremdet; / mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis.
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Das Klagelied über die Verwerfung des Hauses David
1 [Ein Weisheitslied Etans, des Esrachiters.] 2 Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen, / bis zum fernsten Geschlecht laut deine Treue verkünden. 3 Denn ich bekenne: Deine Huld besteht für immer und ewig; / deine Treue steht fest im Himmel. 4 «Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten / und David, meinem Knecht, geschworen: 5 Deinem Haus gebe ich auf ewig Bestand / und von Geschlecht zu Geschlecht richte ich deinen Thron auf.» [Sela] 6 Die Himmel preisen, Herr, deine Wunder / und die Gemeinde der Heiligen deine Treue. 7 Denn wer über den Wolken ist wie der Herr, / wer von den Göttern ist dem Herrn gleich? 8 Gewaltig ist Gott im Rat der Heiligen, / für alle rings um ihn her ist er groß und furchtbar. 9 Herr, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? / Mächtig bist du, Herr, und von Treue umgeben. 10 Du beherrschst die Empörung des Meeres; / wenn seine Wogen toben - du glättest sie. 11 Rahab hast du durchbohrt und zertreten, / deine Feinde zerstreut mit starkem Arm. 12 Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; / den Erdkreis und was ihn erfüllt hast du gegründet. 13 Nord und Süd hast du geschaffen, / Tabor und Hermon jauchzen bei deinem Namen. 14 Dein Arm ist voll Kraft, / deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben. 15 Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones, / Huld und Treue schreiten vor deinem Antlitz her. 16 Wohl dem Volk, das dich als König zu feiern weiß! / Herr, sie gehen im Licht deines Angesichts. 17 Sie freuen sich über deinen Namen zu jeder Zeit, / über deine Gerechtigkeit jubeln sie. 18 Denn du bist ihre Schönheit und Stärke, / du erhöhst unsre Kraft in deiner Güte. 19 Ja, unser Schild gehört dem Herrn, / unser König dem heiligen Gott Israels. 20 Einst hast du in einer Vision zu deinen Frommen gesprochen: / «Einen Helden habe ich zum König gekrönt, / einen jungen Mann aus dem Volk erhöht. 21 Ich habe David, meinen Knecht, gefunden / und ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt. 22 Beständig wird meine Hand ihn halten / und mein Arm ihn stärken. 23 Kein Feind soll ihn täuschen, / kein ruchloser Mensch kann ihn bezwingen. 24 Vor ihm will ich die Feinde zerschmettern / und alle, die ihn hassen, schlage ich nieder. 25 Meine Treue und meine Huld begleiten ihn / und in meinem Namen erhebt er sein Haupt. 26 Ich lege seine Hand auf das Meer, / über die Ströme herrscht seine Rechte. 27 Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du, / mein Gott, der Fels meines Heiles. 28 Ich mache ihn zum erstgeborenen Sohn, / zum Höchsten unter den Herrschern der Erde. 29 Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren, / mein Bund mit ihm bleibt allzeit bestehen. 30 Sein Geschlecht lasse ich dauern für immer / und seinen Thron, solange der Himmel währt. 31 Wenn seine Söhne meine Weisung verlassen, / nicht mehr leben nach meiner Ordnung, 32 wenn sie meine Gesetze entweihen, / meine Gebote nicht mehr halten, 33 dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen / und ihre Sünde mit Schlägen. 34 Doch ich entziehe ihm nicht meine Huld, / breche ihm nicht die Treue. 35 Meinen Bund werde ich nicht entweihen; / was meine Lippen gesprochen haben, / will ich nicht ändern. 36 Eines hab ich geschworen, so wahr ich heilig bin, / und niemals werde ich David belügen: 37 Sein Geschlecht soll bleiben auf ewig, / sein Thron habe Bestand vor mir wie die Sonne; 38 er soll ewig bestehen wie der Mond, / der verlässliche Zeuge über den Wolken.» [Sela] 39 Nun aber hast du deinen Gesalbten verstoßen, / ihn verworfen und mit Zorn überschüttet, 40 hast den Bund mit deinem Knecht zerbrochen, / zu Boden getreten seine Krone. 41 Eingerissen hast du all seine Mauern,/ in Trümmer gelegt seine Burgen. 42 Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus, / er wird zum Gespött seiner Nachbarn. 43 Du hast die Hand seiner Bedränger hoch erhoben, / hast all seine Feinde erfreut. 44 Du hast die Spitze seines Schwertes umgekehrt, / hast im Kampf ihm den Sieg verweigert. 45 Du hast ein Ende gemacht seinem Glanz / und seinen Thron zu Boden geworfen. 46 Du hast ihm die Tage der Jugend verkürzt / und ihn bedeckt mit Schande. [Sela] 47 Wie lange noch, Herr? Verbirgst du dich ewig? / Soll dein Zorn wie Feuer brennen? 48 Bedenke, Herr: Was ist unser Leben, / wie vergänglich hast du alle Menschen erschaffen! 49 Wo ist der Mann, der ewig lebt und den Tod nicht schaut, / der sich retten kann vor dem Zugriff der Unterwelt? [Sela] 50 Herr, wo sind die Taten deiner Huld geblieben, / die du David in deiner Treue geschworen hast? 51 Herr, denk an die Schmach deines Knechtes! / Im Herzen brennt mir der Hohn der Völker, 52 mit dem deine Feinde mich schmähen, Herr, / und die Schritte deines Gesalbten verhöhnen. 53 Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit. / Amen, ja amen.
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