INHALT   IMPRESSUM   Buch   Suchen  



Das Buch Micha

Die Drohreden: 1,2 - 3,12

Gegen Samaria

2 Hört, alle ihr Völker, / horch auf, Erde, und alles, was sie erfüllt: Gott, der Herr, tritt als Zeuge gegen euch auf, / der Herr tritt heraus aus seinem heiligen Palast.
3 Seht, der Herr verlässt seinen erhabenen Ort, / er steigt herab und schreitet dahin / über die Höhen der Erde.
4 Die Berge zerschmelzen unter ihm / wie Wachs in der Hitze des Feuers; die Talgründe werden aufgerissen, / wie wenn Wasser den Abhang herabstürzt.
5 Das alles geschieht wegen Jakobs Vergehen / und wegen der Sünde des Hauses Israel. Was ist Jakobs Vergehen? / Ist es nicht Samaria? Und was ist die Sünde Judas? / Ist es nicht Jerusalem?
6 Darum mache ich Samaria zu einem Trümmerfeld, / zu einem Acker, auf dem man Reben pflanzt. Ich stürze seine Steine zu Tal / und lege seine Grundmauern bloß.
7 Alle seine geschnitzten Bilder werden zerschlagen, / alle seine Weihegaben im Feuer verbrannt, / alle seine Götzen zerstöre ich. Denn mit Dirnenlohn wurden sie zusammengekauft / und zu Dirnenlohn werden sie wieder.


Die Klage des Propheten

8 Klagen muss ich und jammern, / barfuß und nackt gehe ich umher; ich erhebe ein Geheul wie die Schakale, / ein Klagegeschrei wie die Strauße.
9 Denn unheilbar ist die Wunde meines Volkes; / sie reicht bis nach Juda, bis zum Tor meines Volkes, / bis hin nach Jerusalem.
10 Meldet es nicht in Gat! / Weint nicht in Akko! / Wälzt euch im Staub in Bet-Leafra!
11 Zieht fort, ihr Bewohner von Schafir! / Die Einwohner Zaanans sind schändlich entblößt / und können ihre Stadt nicht verlassen. Es klagt Bet-Ezel. / Er nimmt euch jede Stütze weg.
12 Ja, die Einwohner von Marot bangen um ihr Wohl; / denn vom Herrn kam Unheil herab / auf Jerusalems Tore.
13 Spannt die Pferde vor die Wagen, / ihr Einwohner von Lachisch! Ja, das war der Anfang der Sünde der Tochter Zion; / denn in dir trat die Gottlosigkeit Israels zutage.
14 Darum musst du dich trennen von Moreschet-Gat. / Die Häuser von Achsib werden für Israels Könige eine große Enttäuschung.
15 Wieder soll der Eroberer über euch herfallen, / ihr Einwohner von Marescha; / bis nach Adullam bringt man die Herrlichkeit Israels.
16 Scher dich kahl, Tochter Zion, / trauere über deine geliebten Kinder! Scher dir eine Glatze, / so kahl wie die eines Geiers; / denn man hat deine Kinder verschleppt.


2

1 Weh denen, die auf ihrem Lager Unheil planen / und Böses ersinnen. Wenn es Tag wird, führen sie es aus; / denn sie haben die Macht dazu.
2 Sie wollen Felder haben / und reißen sie an sich, / sie wollen Häuser haben / und bringen sie in ihren Besitz. Sie wenden Gewalt an gegen den Mann und sein Haus, / gegen den Besitzer und sein Eigentum.
3 Darum - so spricht der Herr: / Seht, ich plane Unheil gegen diese Sippe. Dann könnt ihr den Hals / nicht mehr aus der Schlinge ziehen und ihr werdet den Kopf nicht mehr so hoch tragen; / denn es wird eine böse Zeit sein.
4 An jenem Tag singt man ein Spottlied auf euch / und es ertönt die Klage: / Vernichtet sind wir, vernichtet! Den Besitz seines Volkes veräußert der Herr / und niemand gibt ihn zurück; / an Treulose verteilt er unsere Felder.
5 Darum wird in der Gemeinde des Herrn keiner mehr sein, / der euch einen Acker zuteilt mit der Messschnur.
6 Sie geifern: Prophezeit nicht!, und sagen: / Man soll nicht prophezeien: / Diese Schmach wird nicht enden.
7 Ist etwa das Haus Jakob verflucht? / Hat der Herr die Geduld verloren? / Sind das seine Taten? Sind seine Worte nicht voll Güte / gegenüber dem, der geradeaus geht?
8 Gestern noch war es mein Volk, / jetzt steht es da als mein Feind. Friedlichen Menschen reißt ihr den Mantel herunter, / arglose Wanderer nehmt ihr gefangen, als wäre Krieg.
9 Die Frauen meines Volkes vertreibt ihr / aus ihrem behaglichen Heim, ihren Kindern nehmt ihr für immer / mein herrliches Land.
10 (Ihr sagt:) Auf, fort mit euch! / Hier ist für euch kein Ort der Ruhe mehr. Wegen einer Kleinigkeit pflegt ihr zu pfänden; / diese Pfändung ist grausam.
11 Würde einer sich nach dem Wind drehen / und dir vorlügen: Ich prophezeie dir Wein und Bier!, / das wäre ein Prophet für dieses Volk.


Die Rettung Israels

12 Ich werde ganz Jakob versammeln, / den Rest von Israel will ich vereinen. Ich führe sie zusammen wie die Schafe im Pferch, / wie die Herde mitten auf der Weide - / eine wogende Menschenmenge.
13 Ein Vorkämpfer bricht ihnen die Bahn, / sie brechen durch das Tor in die Stadt ein; / dann ziehen sie weiter. Ihr König geht vor ihnen her, / der Herr schreitet an ihrer Spitze.


3

Gegen die Rechtsbrecher

1 Ich habe gesagt: Hört doch, ihr Häupter Jakobs / und ihr Richter aus dem Haus Israel! Ist es nicht eure Pflicht, das Recht zu kennen? /
2 Sie aber hassen das Gute und lieben das Böse. 2b Darum zieht man auch ihnen die Haut ab / und reißt ihnen das Fleisch von den Knochen.
3 Sie fressen mein Volk auf, / sie ziehen den Leuten die Haut ab / und zerbrechen ihnen die Knochen; sie zerlegen sie wie Fleisch für den Kochtopf, / wie Braten für die Pfanne.
4 Dann werden sie zum Herrn schreien; / er aber wird ihnen nicht antworten. Er wird sein Angesicht vor ihnen verbergen; / denn ihre Taten sind böse.


Gegen die habgierigen Propheten

5 So spricht der Herr gegen die Propheten: / Sie verführen mein Volk. Haben sie etwas zu beißen, / dann rufen sie: Friede! Wer ihnen aber nichts in den Mund steckt, / dem sagen sie den Heiligen Krieg an.
6 Darum kommt die Nacht über euch, / in der ihr keine Visionen mehr habt, und die Finsternis, / in der ihr nicht mehr wahrsagen könnt. Die Sonne geht unter für diese Propheten / und der Tag wird schwarz über ihnen.
7 Die Seher werden zuschanden, / die Wahrsager müssen sich schämen. Sie müssen alle ihren Bart verhüllen; / denn Gottes Antwort bleibt aus.
8 Ich aber, ich bin voller Kraft, / ich bin erfüllt vom Geist des Herrn, / voll Eifer für das Recht und voll Mut, Jakob seine Vergehen vorzuhalten / und Israel seine Sünden.


Gegen die bestechlichen Führer Israels

9 Hört doch, ihr Häupter des Hauses Jakob / und ihr Richter aus dem Haus Israel! Ihr verabscheut das Recht / und macht alles krumm, was gerade ist.
10 Ihr erbaut Zion mit Blut / und Jerusalem mit lauter Unrecht.
11 Die Häupter dieser Stadt sprechen Recht / und nehmen dafür Geschenke an, / ihre Priester lehren gegen Bezahlung. Ihre Propheten wahrsagen für Geld / und doch berufen sie sich auf den Herrn und sagen: Ist nicht der Herr in unserer Mitte? / Kein Unheil kann über uns kommen.
12 Darum wird Zion euretwegen / zum Acker, den man umpflügt, Jerusalem wird zu einem Trümmerhaufen, / der Tempelberg zur überwucherten Höhe.