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Das Buch Hosea

4

Schuld und Rettung: 4,1 - 14,9

Das Gericht über die Priester

1 Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne Israels! / Denn der Herr erhebt Klage / gegen die Bewohner des Landes: Es gibt keine Treue und keine Liebe / und keine Gotteserkenntnis im Land.
2 Nein, Fluch und Betrug, / Mord, Diebstahl und Ehebruch machen sich breit, / Bluttat reiht sich an Bluttat.
3 Darum soll das Land verdorren, / jeder, der darin wohnt, soll verwelken, samt den Tieren des Feldes / und den Vögeln des Himmels; / auch die Fische im Meer sollen zugrunde gehen.
4 Doch nicht irgendeiner wird verklagt, / nicht irgendwer wird gerügt, / sondern dich, Priester, klage ich an.
5 Am helllichten Tag kommst du zu Fall / und ebenso wie du stürzt in der Nacht der Prophet. / Auch deine Mutter lasse ich umkommen.
6 Mein Volk kommt um, weil ihm die Erkenntnis fehlt. / Weil du die Erkenntnis verworfen hast, / darum verwerfe auch ich dich als meinen Priester. Du hast die Weisung deines Gottes vergessen; / deshalb vergesse auch ich deine Söhne.
7 Je mehr sie wurden, / umso mehr sündigten sie gegen mich. / Ihre Ehre tauschen sie ein gegen Schande.
8 Sie nähren sich von der Sünde meines Volkes / und sind gierig nach seinen ruchlosen Opfern.
9 Darum wird es dem Priester ergehen wie dem Volk: Ich bestrafe ihn für sein Verhalten, / seine Taten vergelte ich ihm.
10 Sie werden zwar essen, doch sie werden nicht satt, / sie treiben Unzucht, aber sie vermehren sich nicht. Ja, sie haben den Herrn verlassen / und sich an Unzucht gehalten.


Die Sünde Israels

11 Der Opferwein raubt meinem Volk den Verstand:
12 Es befragt sein Götzenbild aus Holz, / von seinem Stock erwartet es Auskunft. Ja, der Geist der Unzucht führt es irre. / Es hat seinen Gott verlassen / und ist zur Dirne geworden.
13 Sie feiern Schlachtopfer auf den Höhen der Berge, / auf den Hügeln bringen sie Rauchopfer dar, unter Eichen, Storaxbäumen und Terebinthen, / deren Schatten so angenehm ist. So werden eure Töchter zu Dirnen / und eure Schwiegertöchter brechen die Ehe.
14 Aber ich strafe nicht eure Töchter dafür, / dass sie zu Dirnen werden, und nicht eure Schwiegertöchter dafür, / dass sie die Ehe brechen; denn sie (die Priester) selbst / gehen mit den Dirnen beiseite, mit den Weihedirnen feiern sie Schlachtopfer. / So kommt das unwissende Volk zu Fall.
15 Auch wenn du, Israel, zur Dirne wirst, / so soll sich doch Juda nicht schuldig machen. Kommt nicht nach Gilgal, / zieht nicht nach Bet-Awen hinauf! / Schwört nicht: So wahr der Herr lebt!
16 Ja, Israel ist störrisch wie eine störrische Kuh. / Und da sollte der Herr sie auf die Weide führen / wie die Lämmer auf der weiten Flur?
17 Efraim ist im Bund mit den Götzen, /
18 es sitzt da, ein Haufen von Zechern; sie treiben es mit den Dirnen, / sie lieben ihre schändliche Schamlosigkeit.
19 Doch ein Sturm rafft sie mit seinen Flügeln dahin, / sie gehen mit Schande zugrunde wegen ihrer Altäre.


5

Die Abrechnung mit den Führern und dem Volk

1 Hört her, ihr Priester! / Gebt Acht, ihr vom Haus Israel! Horcht auf, ihr aus dem Königshaus! / Denn ihr seid die Hüter des Rechts. Doch ihr wurdet (für das Volk) zu einer Falle in Mizpa, / zu einem Netz, das auf dem Tabor ausgespannt ist,
2 zu einer tiefen Grube in Schittim. / Ich aber werde euch alle bestrafen.
3 Ich kenne Efraim gut, / Israel kann sich vor mir nicht verstecken: Efraim hat es mit den Dirnen getrieben, / Israel hat sich befleckt.
4 Ihre Taten verhindern, / dass sie umkehren zu ihrem Gott. Denn der Geist der Unzucht steckt in ihnen, / sodass sie den Herrn nicht erkennen.
5 Sein eigener Hochmut klagt Israel an, / Efraim kommt zu Fall durch seine eigene Schuld; / zusammen mit ihm stürzt auch Juda zu Boden.
6 Sie werden ausziehen mit ihren Schafen und Rindern, / um den Herrn zu suchen, doch sie werden ihn nicht finden; / er zieht sich vor ihnen zurück.
7 Sie haben dem Herrn die Treue gebrochen, / sie haben Bastarde geboren. Nun frisst ein glühender Wind ihren ererbten Besitz.


Die Schuld der Bruderstämme

8 Blast in Gibea das Widderhorn, / in Rama die Trompete! Schlagt Lärm in Bet-Awen, / schreckt Benjamin auf!
9 Efraim wird zu einer schauerlichen Wüste, / wenn der Tag der Züchtigung kommt. Ich mache bei Israels Stämmen bekannt, / was fest beschlossen ist.
10 Die Führer Judas handeln wie Menschen, die Grenzsteine versetzen. / Ich gieße meinen Groll wie Wasser über sie aus.
11 Efraim wird unterdrückt, / das Recht wird zertreten. Denn sie waren darauf aus, / dem «Unflat» zu folgen.
12 Ich aber bin wie Eiter für Efraim, / wie Fäulnis für das Haus Juda.
13 Als Efraim seine Krankheit sah / und Juda sein Geschwür, da ging Efraim nach Assur / und (Juda) schickte zum Großkönig. Aber der kann euch nicht heilen, / er befreit euch nicht von eurem Geschwür.
14 Denn ich bin für Efraim wie ein Löwe, / wie ein junger Löwe für das Haus Juda. Ich, ja ich, reiße (die Beute), / dann gehe ich davon; ich schleppe sie weg / und keiner kann sie mir entreißen.
15 Ich gehe weg, ich kehre an meinen Ort zurück, / (und warte,) bis sie mich schuldbewusst suchen, bis sie in ihrer Not / wieder Ausschau halten nach mir.


6

1 Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! / Denn er hat (Wunden) gerissen, er wird uns auch heilen; / er hat verwundet, er wird auch verbinden.
2 Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, / am dritten Tag richtet er uns wieder auf / und wir leben vor seinem Angesicht.
3 Lasst uns streben nach Erkenntnis, / nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot; / er kommt zu uns wie der Regen, / wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.
4 Was soll ich tun mit dir, Efraim? / Was soll ich tun mit dir, Juda? Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen / und wie der Tau, der bald vergeht.
5 Darum schlage ich drein durch die Propheten, / ich töte sie durch die Worte meines Mundes. / Dann leuchtet mein Recht auf wie das Licht.
6 Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, / Gotteserkenntnis statt Brandopfer.


Das treulose Gottesvolk

7 Sie haben bei Adam den Bund übertreten; / dort haben sie mir die Treue gebrochen.
8 Gilead ist eine Stadt voller Übeltäter, / mit Blut befleckt.
9 Die Rotte der Priester liegt auf der Lauer / wie eine Bande von Räubern, sie morden auf dem Weg, der nach Sichem führt, / ja, sie treiben schändliche Dinge.
10 In Bet-El habe ich grässliche Dinge gesehen; / dort treibt es Efraim mit den Dirnen, / dort befleckt sich Israel.
11 Auch dir, Juda, steht die Ernte bevor. / Wenn ich das Geschick meines Volkes wende,


7

1 wenn ich Israel heile, / dann wird die Schuld Efraims sichtbar / und die Bosheit Samarias. Denn was sie tun, ist Betrug: / Der Dieb bricht in die Häuser ein, / auf der Straße plündern die Banden.
2 Sie bedenken nicht, / dass ich all ihr böses Tun im Gedächtnis behalte. Jetzt werden sie umringt von ihren Taten, / die mir vor Augen stehen.


Die Königsmacher und Königsmörder

3 In ihrer Schlechtigkeit erheitern sie den König, / in ihrer Falschheit seine Fürsten.
4 Sie alle sind Ehebrecher. / Sie sind wie ein angeheizter Backofen, dessen Feuer der Bäcker nicht mehr schürt, / wenn er den Teig knetet und ihn aufgehen lässt.
5 Am «Tag unseres Königs» / machen sie die Fürsten schwach mit der Glut des Weins, / dessen Kraft die Wortführer umwirft.
6 Ja, hinterhältig nähern sie sich, / mit einem Herzen, das wie ein Backofen glüht: Die ganze Nacht über schläft ihr Zorn, / am Morgen aber entbrennt er wie ein loderndes Feuer.
7 Sie alle glühen wie ein Backofen; / sie fressen ihre Regenten. Alle ihre Könige stürzen; / doch zu mir ruft keiner von ihnen.


Die verfehlte Politik

8 Efraim lässt sich unter die Völker verrühren, / Efraim ist ein Brot, das man beim Backen nicht wendet.
9 Fremde zehren an seiner Kraft, / ohne dass er es merkt. Auch werden seine Haare grau, / ohne dass er es merkt.
10 Sein eigener Hochmut klagt Israel an; / doch es kehrt nicht um zum Herrn, seinem Gott, / und sucht ihn trotz alldem nicht.
11 Efraim ist wie eine Taube, / leicht zu betören, ohne Verstand. Sie rufen Ägypten zu Hilfe / und laufen nach Assur.
12 Während sie laufen, werfe ich mein Netz über sie, / ich hole sie herunter wie die Vögel des Himmels; / sobald ihr Schwarm sich hören lässt, fange ich sie.
13 Weh ihnen, weil sie mir weggelaufen sind. / Verderben über sie, weil sie mir abtrünnig wurden. Und da sollte ich sie loskaufen, / ich, über den sie nur Lügen verbreiten?
14 Wenn sie zu mir schreien, / kommt es nicht aus dem Herzen; / sie liegen nur da und heulen. Sie ritzen sich wund, um Korn und Wein zu erflehen; / sie widersetzen sich mir.
15 Ich bin es, der ihre Arme geübt und gestärkt hat, / aber gegen mich planen sie Böses.
16 Sie wenden sich dem «Nichtsnutz» zu, / sie sind wie ein Bogen, der versagt. Ihre Fürsten kommen um durch das Schwert / wegen ihrer frechen Zunge. / Deshalb wird man in Ägypten über sie spotten.


8

1 Stoß ins Horn! / Denn wie ein Geier kommt das Unheil / über das Haus des Herrn, weil sie meinen Bund nicht halten / und mein Gesetz missachten.
2 Sie schreien zwar zu mir: Mein Gott! / Wir, Israel, kennen dich doch.
3 Aber Israel hat das Gute verworfen. / Darum soll der Feind es verfolgen.
4 Sie setzen Könige ein, aber gegen meinen Willen; / sie wählen Fürsten, doch ich erkenne sie nicht an. Sie machen sich Götzen aus ihrem Silber und Gold - / wohl damit es vernichtet wird.
5 Samaria, dein Kalb ist verworfen. / Mein Zorn ist entbrannt gegen sie; / wie lange noch sind sie unfähig, sich zu läutern?
6 Denn wer sind Israel und das Kalb? / Ein Handwerker hat das Kalb gemacht / und es ist kein Gott. Ja, zersplittert soll es am Boden liegen, / das Kalb von Samaria.
7 Denn sie säen Wind / und sie ernten Sturm. Halme ohne Ähren bringen kein Mehl. / Und wenn sie es bringen, / verschlingen es Fremde.
8 Israel ist schon verschlungen. / Jetzt gilt es im Kreis der Völker / als wertloses Zeug.
9 Denn Israel ist nach Assur gelaufen. / Ein Wildesel bleibt für sich allein; / Efraim aber macht Liebesgeschenke.
10 Auch wenn sie sich unter den Völkern preisgeben, / treibe ich sie jetzt zusammen; schon bald sollen sie sich krümmen / unter der Last des Königs der Fürsten.
11 Efraim hat viele Altäre gebaut, / um sich zu entsündigen, / doch die Altäre sind ihm zur Sünde geworden.
12 Ich kann ihnen noch so viele Gesetze aufschreiben, / sie gelten ihnen so wenig wie die eines Fremden.
13 Schlachtopfer lieben sie, / sie opfern Fleisch und essen davon; / der Herr aber hat kein Gefallen an ihnen. Jetzt denkt er an ihre Schuld / und straft sie für ihre Sünden: / Sie müssen zurück nach Ägypten.
14 Israel hat seinen Schöpfer vergessen / und große Paläste gebaut, / Juda hat viele Festungen errichtet. Doch ich sende Feuer in seine Städte; / es soll seine Paläste verzehren.


9

1 Israel, freue dich nicht, / jauchze nicht wie die Völker! Denn eine Dirne bist du, / du hast deinen Gott verlassen; / auf allen Dreschtennen liebst du Dirnenlohn.
2 Tenne und Kelter werden ihnen die Freundschaft entziehen / und der Wein wird sie verleugnen.
3 Im Land des Herrn dürfen sie nicht mehr wohnen; / Efraim muss zurück nach Ägypten / und in Assur müssen sie unreine Speisen essen.
4 Sie können dem Herrn kein Weinopfer mehr spenden, / ihre Schlachtopfer werden von ihm nicht angenommen. Ihr Brot wird Trauerbrot sein, / alle, die davon essen, werden unrein. Ja, ihr Brot reicht nur für den eigenen Hunger, / nichts davon kommt in das Haus des Herrn.
5 Was wollt ihr dann tun für den Feiertag, / für den Festtag des Herrn?
6 Ja, sie müssen fort, denn ihr Land ist verwüstet; / Ägypten sammelt sie ein, / Memfis begräbt sie. So kostbar ihr Silber auch ist, / das Unkraut wird es von ihnen erben, / in ihren Zelten wachsen die Dornen.


Die Verfolgung des Propheten

7 Die Tage der Abrechnung sind gekommen, / gekommen sind die Tage der Vergeltung; / Israel wird es erleben. Der Prophet ist ein Narr, / der Geistesmann ist verrückt. So große Anfeindung zeigt, / wie groß deine Schuld ist.
8 Efraim, das Volk meines Gottes, / lauert dem Propheten auf: Fangnetze bedrohen ihn auf all seinen Wegen; / auf Feindschaft stößt er sogar im Haus seines Gottes.
9 Sie haben ihm eine tiefe Grube gegraben / wie in den Tagen von Gibea. Doch der Herr denkt an ihre Schuld, / er wird sie strafen für ihre Sünden.


Die Verwerfung Efraims

10 Wie man Trauben findet in der Wüste, / so fand ich Israel; wie die erste Frucht am jungen Feigenbaum, / so sah ich eure Väter. Sie aber kamen nach Baal-Pegor / und weihten sich dem schändlichen Gott; / sie wurden so abscheulich wie der, den sie liebten.
11 Efraim - wie ein Vogelschwarm / fliegt seine Macht davon: keine Geburt mehr, / keine Schwangerschaft, keine Empfängnis.
12 Selbst wenn sie ihre Kinder großziehen, / mache ich sie kinderlos und verlassen. Ja, weh auch ihnen selbst, / wenn ich mich abwende von ihnen.
13 Ich sehe, wie Efraim seine Kinder zur Beute der Jäger macht, / wie Efraim seine Söhne dem Schlächter zuführt.
14 Gib ihnen, Herr, was du ihnen geben willst: / Gib den Müttern einen unfruchtbaren Schoß und vertrocknete Brüste!
15 Ihre ganze Bosheit hat sich in Gilgal enthüllt, / dort habe ich sie hassen gelernt. Ihrer bösen Taten wegen / vertreibe ich sie aus meinem Haus. Nie mehr werde ich sie lieben. / Aufrührer sind alle ihre Führer.
16 Efraim ist zerschlagen, seine Wurzeln sind verdorrt, / sie bringen keine Frucht mehr hervor. Auch wenn sie gebären, / töte ich die geliebte Frucht ihres Schoßes.
17 Mein Gott wird sie verstoßen, / weil sie nicht auf ihn hörten; / unstet müssen sie umherirren unter den Völkern.


10

1 Israel war ein üppiger Weinstock, / der seine Frucht brachte. Je fruchtbarer er war, / desto mehr opferte man auf den Altären. Je schöner sein Land wurde, / umso schöner schmückten sie die Steinmale.
2 Ihr Herz ist geteilt, / jetzt müssen sie büßen. Der Herr selbst zerschlägt ihre Altäre / und zerstört ihre Steinmale.
3 Dann werden sie sagen: / Wir haben keinen König mehr; denn wir haben den Herrn nicht gefürchtet. / Aber auch ein König - was könnte er für uns tun?
4 Sprüche machen, Meineide schwören, / Bündnisse schließen; und die Rechtsprechung wuchert / wie in den Ackerfurchen das giftige Unkraut.
5 Um das Kalb von Bet-Awen / müssen die Einwohner von Samaria zittern. / Sein Volk wird darum trauern. Mögen auch seine Priester jubeln über seine Pracht, / wahrhaftig, sie wird ihm genommen.
6 Das Kalb selbst wird nach Assur geschafft / als Geschenk für den Großkönig. Efraim erntet Schmach, / Israel geht an seinen eigenen Beschlüssen zugrunde.
7 Samaria wird vernichtet, / sein König gleicht einem abgebrochenen Zweig auf dem Wasser.
8 Verwüstet werden die unheilvollen Kulthöhen, / diese Sünde Israels. Dornen und Disteln überwuchern ihre Altäre. / Dann wird man zu den Bergen sagen: Deckt uns zu!, / und zu den Hügeln: Fallt auf uns!
9 Seit den Tagen von Gibea dauert Israels Sünde, / sie sind seither nicht anders geworden. Wird nicht wie in Gibea / der Krieg über sie kommen wegen ihrer Verbrechen?
10 Ich komme, um sie zu züchtigen. / Ich werde Völker versammeln gegen sie, / sie gefangen nehmen wegen ihrer doppelten Schuld.
11 Efraim war ein gelehriges Rind, / willig zum Dreschen. Als ich vorbeiging und seinen kräftigen Nacken sah, / spannte ich Efraim ein, um zu pflügen; / Jakob sollte mir eggen:
12 Sät als eure Saat Gerechtigkeit aus, / so werdet ihr ernten, / wie es der (göttlichen) Liebe entspricht. Nehmt Neuland unter den Pflug! / Es ist Zeit, den Herrn zu suchen; dann wird er kommen / und euch mit Heil überschütten.
13 Ihr aber habt Schlechtigkeit eingepflügt; / darum habt ihr Verbrechen geerntet / und die Frucht der Lüge gegessen. Du hast auf deine Macht vertraut / und auf die Menge deiner Krieger;
14 darum erhebt sich Kriegslärm gegen dein Volk / und alle deine Festungen werden zerstört, wie Schalman im Krieg Bet-Arbeel zerstörte, am Tag der Schlacht, / an dem man die Mutter niederstreckte / über ihren Kindern.
15 Das bringt euch Bet-El ein / wegen eurer grenzenlosen Bosheit. Beim Morgengrauen / wird der König von Israel völlig vernichtet.


11

1 Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, / ich rief meinen Sohn aus Ägypten.
2 Je mehr ich sie rief, / desto mehr liefen sie von mir weg. Sie opferten den Baalen / und brachten den Götterbildern Rauchopfer dar.
3 Ich war es, der Efraim gehen lehrte, / ich nahm ihn auf meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, / dass ich sie heilen wollte.
4 Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, / mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie die (Eltern), / die den Säugling an ihre Wangen heben. / Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.
5 Doch er muss wieder zurück nach Ägypten, / Assur wird sein König sein; / denn sie haben sich geweigert umzukehren.
6 Das Schwert wird in seinen Städten wüten; / es wird seinen Schwätzern den Garaus machen / und sie wegen ihrer Pläne vernichten.
7 Mein Volk verharrt in der Treulosigkeit; / sie rufen zu Baal, / doch er hilft ihnen nicht auf.
8 Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, / wie dich aufgeben, Israel? Wie könnte ich dich preisgeben wie Adma, / dich behandeln wie Zebojim? Mein Herz wendet sich gegen mich, / mein Mitleid lodert auf.
9 Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken / und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, / der Heilige in deiner Mitte. / Darum komme ich nicht in der Hitze des Zorns.
10 Sie werden hinter Jahwe herziehen. / Er brüllt wie ein Löwe, ja, er brüllt, dass die Söhne vom Westmeer / zitternd herbeikommen.
11 Wie Vögel kommen sie zitternd herbei aus Ägypten, / wie Tauben aus dem Land Assur. Ich lasse sie heimkehren in ihre Häuser - / Spruch des Herrn.


12

Das unzuverlässige Volk

1 Mit Lügen umzingelt mich Efraim, / mit Betrug das Haus Israel. [Aber Juda hält auch in der Fremde zu Gott / und bleibt dem Hochheiligen treu.]
2 Efraim weidet den Wind, / immer läuft es dem Ostwind nach. Es häuft Lüge auf Lüge, Gewalt auf Gewalt. / Es schließt mit Assur ein Bündnis / und liefert Öl nach Ägypten.
3 Darum geht der Herr mit Israel ins Gericht, / er straft Jakob für sein Verhalten / und zahlt ihm heim, wie es seine Taten verdienen.
4 Schon im Mutterleib hinterging er seinen Bruder, / und als er ein Mann war, rang er mit Gott.
5 [Er wurde Herr über den Engel und siegte.] / Weinend flehte er ihn um Gnade an. Er fand ihn in Bet-El / und dort sprach er mit ihm.
6 Der Herr, der Gott der Heere, / dessen Name Jahwe ist, (sagte:)
7 Du wirst mit Hilfe deines Gottes heimkehren; / bewahre die Liebe und das Recht / und hoffe immer auf deinen Gott!
8 Doch dieser Händler hat eine falsche Waage in der Hand, / er liebt den Betrug.
9 Efraim sagt: Ich bin reich geworden / und habe mir ein Vermögen erworben. Nichts, was ich erwarb, / gilt mir als Unrecht und Sünde.
10 Aber ich, der Herr, / dein Gott, seit der Zeit in Ägypten, ich lasse dich wieder in Zelten wohnen / wie in den Tagen der (ersten) Begegnung.
11 Ich rede zu den Propheten, / ich lasse sie viele Visionen sehen / und durch die Propheten sende ich Vernichtung.
12 Schon in Gilead beging man Verbrechen / und auch jetzt handeln sie völlig verkehrt. Sie opfern in Gilgal den Stieren; / darum werden auch ihre Altäre den Steinhaufen gleichen, / die man neben den Äckern aufhäuft.
13 Jakob floh in die Gegend von Aram; / wegen eines Weibes wurde Israel zum Knecht, / wegen eines Weibes hütete er Schafe.
14 Aber durch einen Propheten führte der Herr Israel aus Ägypten heraus / und durch einen Propheten wurde es behütet.
15 Efraim hat Gott bitter gekränkt, / darum wird sein Herr ihn die Blutschuld büßen lassen / und ihm die Beschimpfung heimzahlen.


13

1 Wenn Efraim redete, zitterten alle. / Er war in Israel mächtig. Dann aber machte er sich schuldig durch Baal / und er verfiel dem Tod.
2 Nun sündigen sie weiter / und machen sich aus ihrem Silber gegossene Bilder, kunstfertig stellen sie Götzen her - / alles nur ein Machwerk von Schmieden. Ihnen, so sagen sie, müsst ihr opfern. / Menschen küssen Kälber.
3 Darum sollen sie werden wie die Wolken am Morgen / und wie der Tau, der bald vergeht, wie die Spreu, die aus der Tenne stiebt, / und wie Rauch, der aus der Luke zieht.
4 Ich aber, ich bin der Herr, dein Gott, / seit der Zeit in Ägypten; du sollst keinen anderen Gott kennen als mich. / Es gibt keinen Retter außer mir.
5 Ich habe dich in der Wüste auf die Weide geführt, / im Land der glühenden Hitze.
6 Als sie ihre Weide hatten, wurden sie satt. / Als sie satt waren, wurde ihr Herz überheblich, / darum vergaßen sie mich.
7 Deshalb wurde ich für sie zu einem Löwen, / wie ein Panther lauere ich am Weg.
8 Ich falle sie an wie eine Bärin, / der man die Jungen geraubt hat, / und zerreiße ihnen die Brust und das Herz. Die Hunde fressen sie dann / und die wilden Tiere zerfleischen sie.
9 Ich vernichte dich, Israel. / Wer kommt dir zu Hilfe?
10 Wo ist denn dein König, der dich retten könnte, / dich und all deine Städte? Wo sind deine Regenten, von denen du sagtest: / Gib mir einen König und Fürsten!
11 In meinem Zorn gab ich dir einen König, / in meinem Groll nahm ich ihn weg.
12 Efraims Schuld wird gebündelt verwahrt, / seine Sünden werden gespeichert.
13 Es kommen die Wehen für seine Geburt; / aber er ist ein törichtes Kind; denn wenn die Zeit da ist, / kommt er nicht heraus aus dem Mutterschoß.
14 Aus der Gewalt der Unterwelt / sollte ich sie befreien? Vom Tod sollte ich sie erlösen? / Tod, wo sind deine Seuchen? Unterwelt, wo ist dein Stachel? / Meine Augen kennen kein Mitleid.
15 Auch wenn Efraim im Kreis seiner Brüder prächtig gedeiht, / es kommt ein Ostwind, ein Sturm des Herrn; er steigt aus der Wüste auf / und lässt Efraims Brunnen versiegen / und seine Quellen vertrocknen. Er plündert die Schatzkammern aus / und raubt den ganzen kostbaren Besitz.


14

Die Umkehr als Bedingung für die Rettung

1 Samaria verfällt seiner Strafe, / weil es sich empört hat gegen seinen Gott. Seine Bewohner fallen unter dem Schwert, / ihre Kinder werden zerschmettert, / die schwangeren Frauen werden aufgeschlitzt.
2 Kehr um, Israel, zum Herrn, deinem Gott! / Denn du bist zu Fall gekommen durch deine Schuld.
3 Kehrt um zum Herrn, / nehmt Worte (der Reue) mit euch und sagt zu ihm: Nimm alle Schuld von uns / und lass uns Gutes erfahren! / Wir danken es dir mit der Frucht unserer Lippen.
4 Assur kann uns nicht retten. / Wir wollen nicht mehr auf Pferden reiten und zum Machwerk unserer Hände sagen wir nie mehr: Unser Gott. / Denn nur bei dir findet der Verwaiste Erbarmen.
5 Ich will ihre Untreue heilen / und sie aus lauter Großmut wieder lieben. / Denn mein Zorn hat sich von Israel abgewandt.
6 Ich werde für Israel da sein wie der Tau, / damit es aufblüht wie eine Lilie / und Wurzeln schlägt wie der Libanon.
7 Seine Zweige sollen sich ausbreiten, / seine Pracht soll der Pracht des Ölbaums gleichen / und sein Duft dem Duft des Libanon.
8 Sie werden wieder in meinem Schatten wohnen; / sie bauen Getreide an und gedeihen wie die Reben, / deren Wein so berühmt ist wie der Wein vom Libanon.
9 Was hat Efraim noch mit den Götzen zu tun? / Ich, ja ich, erhöre ihn, ich schaue nach ihm.Ich bin wie der grünende Wacholder, / an mir findest du reiche Frucht.