Das Buch Ezechiel
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Symbolische Handlungen: 4,1 - 5,17
Die Belagerung Jerusalems
1 Du, Menschensohn, nimm dir einen Lehmziegel, leg ihn vor dich hin und ritze eine Stadt darauf ein [nämlich Jerusalem]! 2 Belagere sie; bau ihr gegenüber einen Belagerungswall; schütte einen Damm gegen sie auf; leg vor ihr ein Truppenlager an und stell gegen sie ringsum Sturmböcke auf! 3 Nimm eine Eisenplatte und stell sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt! Richte dein Gesicht auf die Stadt: Nun ist sie belagert und du belagerst sie. Das ist ein (warnendes) Zeichen für das Haus Israel.
Die Dauer der Verbannung
4 Du, leg dich auf deine linke Seite! Dann lege ich die Schuld des Hauses Israel auf dich. So viele Tage, wie du auf dieser Seite liegst, trägst du ihre Schuld. 5 Und ich setze für dich fest: So viele Jahre, wie die Schuld des Hauses Israel dauert, so viele Tage sollst du ihre Schuld tragen: dreihundertneunzig Tage. 6 Wenn du diese Zeit beendet hast, leg dich auf die andere, die rechte Seite und trag vierzig Tage lang die Schuld des Hauses Juda: einen Tag für jedes Jahr; so setze ich es für dich fest. 7 Dann sollst du dein Gesicht unbeweglich auf das belagerte Jerusalem richten und mit erhobenem Arm gegen die Stadt weissagen. 8 Ich aber lege dir Stricke an, sodass du dich nicht von einer Seite auf die andere drehen kannst, so lange, bis du die Tage der Belagerung beendet hast.
Hungersnot und Unreinheit
9 Du, nimm dir Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Dinkel; tu sie zusammen in ein Gefäß und mach dir Brot daraus! Solange du auf der Seite liegst, dreihundertneunzig Tage lang, sollst du davon essen. 10 Das Brot, das du isst, soll genau abgewogen sein, zwanzig Schekel am Tag; davon sollst du von Zeit zu Zeit essen. 11 Auch das Wasser, das du trinkst, soll genau abgemessen sein: ein sechstel Hin; davon sollst du von Zeit zu Zeit trinken. 12 Das Brot sollst du wie Gerstenbrot zubereiten und essen; auf Menschenkot sollst du es vor aller Augen backen. 13 Und der Herr sprach: Ebenso werden die Israeliten unreines Brot essen bei den Völkern, zu denen ich sie verstoße. 14 Ich aber sagte: Ach, Herr und Gott, ich habe mich noch nie unrein gemacht. Seit meiner Jugend habe ich noch nie von verendeten oder zerrissenen Tieren gegessen. Niemals ist verdorbenes Fleisch in meinen Mund gekommen. 15 Da sagte er zu mir: Gut, ich erlaube dir, dein Brot auf Rindermist statt auf Menschenkot zu backen. 16 Dann sagte er zu mir: Menschensohn, ich entziehe Jerusalem seinen Vorrat an Brot. Sie werden ihr Brot wiegen und es mit Sorgen essen; das Wasser werden sie genau abmessen und mit Schaudern trinken; 17 denn sie sollen an Brot und Wasser Mangel haben und sich entsetzen, einer wie der andere, und sollen dahinsiechen wegen ihrer Schuld.
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Die Vernichtung
1 Du, Menschensohn, nimm ein scharfes Schwert! Benutz es als Schermesser und schneide dir damit das Haar und den Bart ab! Dann nimm eine Waage und wiege die Haare! 2 Ein Drittel verbrenne mitten in der Stadt, wenn die Tage ihrer Belagerung zu Ende sind. Ein anderes Drittel zerhau mit dem Schwert in der Umgebung der Stadt! Das letzte Drittel streu in den Wind! Ich will hinter ihnen das Schwert zücken. 3 Einige wenige davon nimm und binde sie in einen Zipfel deines Mantels! 4 Aber auch von diesen nimm noch ein paar Haare, wirf sie ins Feuer und verbrenn sie! Von dort wird sich das Feuer ausdehnen auf das ganze Haus Israel.
Die Deutung der symbolischen Handlungen
5 So spricht Gott, der Herr: Das ist Jerusalem. Ich habe es mitten unter die Völker und die Länder ringsum gesetzt. 6 Aber es war böse und widersetzte sich meinen Rechtsvorschriften mehr als die Völker und meinen Gesetzen mehr als die Länder ringsum; meine Rechtsvorschriften haben sie verachtet und nicht nach meinen Gesetzen gelebt. 7 Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil ihr noch aufsässiger gewesen seid als die Völker rings um euch, weil ihr nicht nach meinen Gesetzen gelebt und meine Rechtsvorschriften nicht befolgt habt, ja, weil ihr nicht einmal nach den Bräuchen der Völker ringsum gehandelt habt, 8 darum - so spricht Gott, der Herr: Nun gehe ich gegen dich (Jerusalem) vor. Vor den Augen der Völker werde ich mitten in dir Gericht halten. 9 Wegen all deiner Gräueltaten werde ich mit dir tun, was ich noch nie getan habe und auch nie wieder tun werde. 10 Dann werden mitten in dir (Jerusalem) Väter ihre Kinder essen und Kinder ihre Väter. Ich werde ein Strafgericht über dich abhalten und werde die Menschen, die in dir noch übrig sind, in alle Winde zerstreuen. 11 So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, weil du mein Heiligtum mit all deinen Götzen und Gräueltaten unrein gemacht hast, will ich dich kahlscheren. Mein Auge wird kein Mitleid zeigen und ich werde keine Schonung üben. 12 Ein Drittel deiner Einwohner wird an der Pest sterben und durch den Hunger in der Stadt zugrunde gehen. Ein anderes Drittel wird vor deinen Mauern durch das Schwert umkommen. Das letzte Drittel werde ich in alle Winde zerstreuen und ich werde hinter ihnen das Schwert zücken. 13 So tobt sich mein Zorn aus und ich stille meinen Grimm an ihnen und verschaffe mir Genugtuung. Wenn ich meinen Zorn an ihnen auslasse, dann erkennen sie, dass ich, der Herr, mit leidenschaftlichem Eifer gesprochen habe. 14 Vor den Augen aller, die vorübergehen, mache ich dich zum Trümmerhaufen, zum Gespött für die Völker ringsum. 15 Zum Gespött und zum Hohn, zur Warnung und zum Schreckbild wirst du für die Völker ringsum, wenn ich an dir voll Zorn, Grimm und Groll mein Strafgericht vollziehe. Ich, der Herr, habe gesprochen. 16 Ich schieße die quälenden, vernichtenden Pfeile des Hungers gegen euch ab; ich schicke sie ab, um euch zu vernichten. Um euren Hunger zu vergrößern, entziehe ich euch euren Vorrat an Brot. 17 Hungersnot und wilde Tiere schicke ich gegen dich, damit sie dir deine Kinder rauben. Pest und Blutvergießen sollen über dich kommen. Ich bringe das Schwert über dich. Ich, der Herr, habe gesprochen.
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Gerichtsworte: 6,1 - 7,27
Die Zerstörung der Kultstätten
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Menschensohn, richte dein Gesicht auf die Berge Israels; sprich als Prophet zu ihnen 3 und sag: Ihr Berge Israels, hört das Wort Gottes, des Herrn! So spricht Gott, der Herr, zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern: Ich selbst werde das Schwert über euch bringen und eure Kulthöhen zerstören. 4 Eure Opferaltäre werden vernichtet und eure Räuchertische zerbrochen. Eure Erschlagenen werfe ich vor eure Götzen hin. 5 Die Leichen der Israeliten lege ich ihren Götzen zu Füßen. Eure Gebeine verstreue ich rings um eure Altäre. 6 Überall, wo ihr wohnt, werden die Städte verwüstet und die Kulthöhen veröden; denn eure Altäre sollen verwüstet und öde sein, eure Götzen zerbrochen und verschwunden, eure Räuchertische zerschlagen, eure Machwerke vernichtet. 7 Mitten unter euch liegen die Erschlagenen. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 8 Wenn ihr in alle Länder vertrieben seid, lasse ich einen Rest von euch übrig. Bei den Völkern werden einige von euch sein, die dem Schwert entronnen sind. 9 Doch die von euch, die davongekommen sind, werden bei den Völkern, zu denen sie verschleppt wurden, an mich denken; denn ich zerbreche ihr Herz, das mir untreu geworden ist, und zermalme ihre Augen, die treulos nach den Götzen schielten. Dann werden sie vor sich selbst Abscheu empfinden wegen der bösen Gräueltaten, die sie begangen haben, 10 und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin und nicht umsonst gedroht habe, dieses Unheil über sie zu bringen. 11 So spricht Gott, der Herr: Schlag die Hände zusammen, stampf mit dem Fuß auf den Boden und schrei: Weh über all die bösen Gräueltaten des Hauses Israel! Ihretwegen werden sie durch Schwert, Hunger und Pest umkommen. 12 Wer in der Ferne ist, wird an der Pest sterben; wer nahe ist, wird unter dem Schwert fallen. Wer übrig und verschont geblieben ist, wird vor Hunger sterben. So lasse ich meinen Grimm an ihnen aus. 13 Wenn die Erschlagenen mitten unter ihren Götzenbildern liegen, rings um ihre Altäre, auf allen Hügeln, auf allen Bergeshöhen, unter jedem üppigen Baum und jeder schattigen Eiche, an den Stellen, wo sie all ihren Götzen den beruhigenden Duft ihrer Opfer spendeten, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 14 Ich strecke meine Hand gegen sie aus und mache ihr Land zur öden Wüste, von der Steppe bis nach Ribla, überall, wo sie wohnen. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.
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Die Ankündigung des Gerichts
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Du, Menschensohn, sag: So spricht Gott, der Herr, zum Land Israel: Das Ende kommt, das Ende kommt über die vier Ecken der Erde. 3 Jetzt ist das Ende für dich da; ich lasse meinen Zorn gegen dich los, ich spreche dir das Urteil, das dein Verhalten verdient, und strafe dich für alle deine Gräueltaten. 4 Mein Auge zeigt kein Mitleid und ich übe keine Schonung, sondern dein Verhalten lasse ich auf dich zurückfallen und deine Gräueltaten sollen sich in deiner Mitte auswirken. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 5 So spricht Gott, der Herr: Schon kommt Unglück auf Unglück. 6 Das Ende kommt. Es kommt das Ende. Das Ende nähert sich dir. Siehe, es kommt. 7 Jetzt ist die Reihe an dir, Bewohner des Landes. Die Zeit ist da, der Tag ist nahe: Tumult, kein Jauchzen mehr auf den Bergen! 8 Bald gieße ich meinen Zorn über dich aus. Ich stille meinen Zorn an dir, ich spreche dir das Urteil, das dein Verhalten verdient, und lasse alle deine Gräueltaten auf dich zurückfallen. 9 Mein Auge zeigt kein Mitleid und ich übe keine Schonung, nach deinem Verhalten vergelte ich dir. Deine Gräueltaten sollen sich in deiner Mitte auswirken. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin und dass ich zuschlage. 10 Der Tag ist da. Die Reihe ist an dir; es hat schon begonnen. Der Rechtsbruch gedeiht, die Anmaßung wächst. 11 Die Gewalttat erhebt sich und wird zum Zepter der Bösen. Nichts bleibt von ihnen, nichts von ihrem Reichtum, nichts von ihrer Pracht und Herrlichkeit. 12 Die Zeit kommt; der Tag ist nahe. Der Käufer soll sich nicht freuen, der Verkäufer nicht traurig sein; denn glühender Zorn trifft das ganze Volk. 13 Der Verkäufer wird das Verkaufte nicht wiedererlangen, auch wenn sie am Leben bleiben; denn glühender Zorn trifft das ganze Volk. Er erlangt es nicht wieder. Und weil alle schuldig sind, wird keiner sein Leben festhalten können. 14 Blast nur die Trompete und bietet alles auf - es zieht doch keiner in den Kampf; denn mein glühender Zorn trifft das ganze Volk. 15 Draußen das Schwert, drinnen die Pest und der Hunger. Wer auf dem Feld ist, der stirbt durch das Schwert. Wer in der Stadt ist, den fressen Hunger und Pest. 16 Wer entrinnt und verschont wird, haust im Gebirge wie die Tauben in den Felsen; jeder stöhnt wegen seiner Schuld. 17 Alle Hände sinken kraftlos herunter und an allen Knien läuft das Wasser herab. 18 Sie legen Trauergewänder an und Schauder erfasst sie. Alle Gesichter sind voll Scham und alle Köpfe sind kahl geschoren. 19 Sie werfen ihr Silber auf die Straße und ihr Gold ekelt sie an. Ihr Silber und Gold kann sie nicht retten am Tag des Zornes des Herrn. Sie werden damit ihre Gier nicht sättigen und ihren Bauch nicht füllen; denn all das war für sie der Anlass, in Sünde zu fallen. 20 Ihren kostbaren Schmuck haben sie in ihrer Anmaßung genommen und daraus ihre abscheulichen Bilder, ihre Götzen gemacht. Deshalb verekle ich ihnen ihren Schmuck. 21 Ich gebe ihn den Fremden zur Beute, die Bösen der Erde sollen ihn rauben und entweihen. 22 Ich wende mein Angesicht von ihnen ab und man wird meinen kostbaren Besitz entweihen. Räuber werden kommen und ihn entweihen. 23 Sie werden ein Blutbad anrichten; denn das Land ist voll von Todesurteilen und die Stadt ist voll von Gewalttat. 24 Ich führe die schlimmsten Völker herbei, damit sie die Häuser besetzen. Ich mache dem Hochmut der Mächtigen ein Ende, ihre Heiligtümer werden entweiht. 25 Dann bekommen sie Angst und suchen Frieden; doch es wird keinen geben. 26 Unglück kommt über Unglück und eine Schreckensnachricht folgt der andern. Sie verlangen vom Propheten Visionen. Doch der Priester gibt keinen Bescheid, die Ältesten wissen keinen Rat. 27 Der König ist voll Trauer, der Fürst in Entsetzen gehüllt, den Bürgern des Landes erlahmen die Hände. Ich will sie behandeln, wie es ihr Verhalten verdient, und will ihnen das Urteil sprechen, das ihren Urteilen entspricht. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.
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Visionen: 8,1 - 11,25
Die Entrückung des Propheten nach Jerusalem
1 Am fünften Tag des sechsten Monats im sechsten Jahr saß ich in meinem Haus und die Ältesten von Juda saßen vor mir. Da legte sich die Hand Gottes, des Herrn, auf mich. 2 Und ich sah eine Gestalt, die wie ein Mann aussah. Unterhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, war Feuer und oberhalb von seinen Hüften schien etwas zu leuchten, wie glänzendes Gold. 3 Er streckte etwas aus, das wie eine Hand aussah, und packte mich an meinen Haaren. Und der Geist hob mich empor zwischen Erde und Himmel und brachte mich in einer göttlichen Vision nach Jerusalem, an den Eingang des inneren Nordtors, dorthin, wo das Bild steht, das die Eifersucht (des Herrn) erregt. 4 Dort sah ich die Herrlichkeit des Gottes Israels, wie in der Vision, die ich in der Ebene gesehen hatte.
Die Entweihung des Tempels
5 Er sagte zu mir: Menschensohn, richte deinen Blick nach Norden! Ich blickte nach Norden; da sah ich nördlich des Tores, beim Eingang, den Altar mit jenem Bild, das die Eifersucht (des Herrn) erregt. 6 Er sagte zu mir: Menschensohn, siehst du, was man hier treibt? Es sind große Gräueltaten, die das Haus Israel hier begeht; sie bleiben meinem Heiligtum fern. Aber du wirst noch größere Gräueltaten sehen. 7 Dann brachte er mich zum Eingang des Vorhofs. Ich sah: Ein Loch war in der Wand. 8 Er sagte zu mir: Menschensohn, durchbrich die Wand! Ich durchbrach die Wand - da war ein Eingang. 9 Er sagte zu mir: Geh hinein, sieh dir die schlimmen Gräueltaten an, die man dort begeht. 10 Ich ging hinein und sah: viele Bilder von abscheulichen kleinen und großen Tieren und allen Götzen des Hauses Israel; sie waren ringsum in die Wand eingeritzt. 11 Siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel, darunter auch Jaasanja, der Sohn Schafans, standen davor. Jeder hatte seine Räucherpfanne in der Hand und der Duft der Weihrauchwolken stieg empor. 12 Er sagte zu mir: Hast du gesehen, Menschensohn, was die Ältesten des Hauses Israel im Finstern treiben, jeder in der Kammer seines Götterbildes? Sie denken: Der Herr sieht uns nicht; der Herr hat das Land verlassen. 13 Er sagte zu mir: Du wirst sehen, dass sie noch größere Gräueltaten begehen. 14 Dann brachte er mich zum Nordtor am Haus des Herrn. Dort saßen Frauen, die Tammus beweinten. 15 Er sagte zu mir: Hast du es gesehen, Menschensohn? Aber du wirst noch größere Gräueltaten sehen. 16 Dann brachte er mich zum Innenhof des Hauses des Herrn. Am Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen Vorhalle und Altar, standen etwa fünfundzwanzig Männer, mit dem Rücken zum Tempel des Herrn, mit dem Gesicht nach Osten. Sie beteten, nach Osten gewandt, die Sonne an. 17 Er sagte zu mir: Hast du es gesehen, Menschensohn? Waren dem Haus Juda die Gräueltaten, die es hier beging, immer noch nicht genug? Mussten sie auch noch das Land mit ihrer Gewalttätigkeit anfüllen, mussten sie mich immer wieder beleidigen und sich den Zweig an die Nase halten? 18 Darum werde auch ich voll Zorn handeln. Mein Auge wird kein Mitleid zeigen und ich werde keine Schonung üben. Auch wenn sie mir laut in die Ohren schreien, werde ich sie nicht hören.
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Die Zerstörung der Stadt
1 Und er schrie mir laut in die Ohren: Das Strafgericht über die Stadt ist nahe. Jeder soll sein Werkzeug zum Zertrümmern in die Hand nehmen. 2 Da kamen sechs Männer vom oberen Tor, das im Norden liegt. Jeder hatte sein Werkzeug zum Zertrümmern in der Hand. Unter ihnen war auch ein Mann, der ein leinenes Gewand anhatte; an seinem Gürtel hing Schreibzeug. Sie kamen herein und stellten sich neben den Altar aus Bronze. 3 Die Herrlichkeit des Gottes Israels schwebte von den Kerubim, über denen sie war, hinüber zur Schwelle des Tempels. Er rief den Mann, der das leinene Gewand anhatte und an dessen Gürtel das Schreibzeug hing. 4 Der Herr sagte zu ihm: Geh mitten durch die Stadt Jerusalem und schreib ein T auf die Stirn aller Männer, die über die in der Stadt begangenen Gräueltaten seufzen und stöhnen. 5 Und ich hörte, wie er zu den anderen sagte: Geht hinter ihm her durch die Stadt und schlagt zu! Euer Auge soll kein Mitleid zeigen, gewährt keine Schonung! 6 Alt und jung, Mädchen, Kinder und Frauen sollt ihr erschlagen und umbringen. Doch von denen, die das T auf der Stirn haben, dürft ihr keinen anrühren. Beginnt in meinem Heiligtum! Da begannen sie bei den Ältesten, die vor dem Tempel standen. 7 Er sagte zu ihnen: Macht den Tempel unrein, füllt seine Höfe mit Erschlagenen! Dann geht hinaus und schlagt in der Stadt zu! 8 Sie schlugen zu und ich allein blieb übrig; da fiel ich nieder auf mein Gesicht und schrie: Ach, Herr und Gott, willst du deinen ganzen Zorn über Jerusalem ausschütten und auch noch den letzten Rest Israels vernichten? 9 Er sagte zu mir: Die Schuld des Hauses Israel und des Hauses Juda ist groß, ja übergroß. Das Land ist voll Blutschuld, die Stadt ist voll Unrecht. Sie sagen: Der Herr sieht es nicht; der Herr hat das Land verlassen. 10 Darum zeigt mein Auge kein Mitleid und ich übe keine Schonung. Ihr Verhalten lasse ich auf sie selbst zurückfallen. 11 Und der Mann, der das leinene Gewand anhatte und an dessen Gürtel das Schreibzeug hing, (kam und) berichtete: Ich habe getan, was du mir befohlen hast.
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1 Ich sah: Oberhalb der gehämmerten Platte über den Köpfen der Kerubim war etwas, das wie Saphir aussah und einem Thron glich. 2 Er sagte zu dem Mann, der das leinene Gewand anhatte: Geh zwischen die Räder unter den Kerubim, nimm zwei Hände voll von den glühenden Kohlen, die zwischen den Kerubim sind, und streu sie über die Stadt! Da ging der Mann vor meinen Augen 3 zu den Kerubim. Sie standen rechts vom Tempel, als der Mann zu ihnen ging, und die Wolke erfüllte den Innenhof. 4 Die Herrlichkeit des Herrn schwebte von den Kerubim hinüber zur Schwelle des Tempels. Der Tempel wurde von der Wolke erfüllt und der Vorhof war voll vom Glanz der Herrlichkeit des Herrn. 5 Das Rauschen der Flügel der Kerubim war bis zum Vorhof zu hören; es war wie die Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er spricht. 6 Als er dem Mann, der das leinene Gewand anhatte, befahl: Nimm von dem Feuer, das zwischen den Rädern und zwischen den Kerubim ist!, ging der Mann und stellte sich neben das Rad. 7 Und ein Kerub streckte seine Hand aus, nahm von dem Feuer, das zwischen den Kerubim war, und legte es in die Hände des Mannes, der das leinene Gewand anhatte. Der Mann nahm das Feuer und ging hinaus.
Der Thronwagen Gottes
8 Unter den Flügeln der Kerubim wurde etwas sichtbar, das wie eine Menschenhand aussah. 9 Und ich sah neben den Kerubim vier Räder, ein Rad neben jedem Kerub. Die Räder waren wie glitzernder Chrysolith. 10 Alle vier sahen gleich aus und es schien so, als laufe ein Rad mitten im andern. 11 Sie konnten nach allen vier Seiten laufen und änderten beim Laufen ihre Richtung nicht; denn der Richtung, die das vordere Rad einschlug, folgten die anderen. Sie änderten beim Laufen ihre Richtung nicht. 12 Ihr ganzer Leib, ihr Rücken, ihre Hände und Flügel und auch die Räder waren bei allen vier ringsum voll Augen. 13 Die Räder wurden, wie ich deutlich hörte, «Wirbel» genannt. 14 Jedes Lebewesen hatte vier Gesichter. Das erste war ein Kerubgesicht, das zweite ein Menschengesicht, das dritte ein Löwengesicht und das vierte ein Adlergesicht. 15 Die Kerubim konnten emporschweben. Es waren die Lebewesen, die ich am Fluss Kebar gesehen hatte. 16 Wenn die Kerubim gingen, dann liefen die Räder an ihrer Seite mit. Auch wenn die Kerubim ihre Flügel bewegten, um sich von der Erde zu erheben, lösten sich die Räder nicht von ihrer Seite. 17 Blieben die Kerubim stehen, dann standen auch die Räder still. Hoben sich die Kerubim empor, dann hoben sich die Räder mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen war in den Rädern.
Der Auszug des Herrn aus dem Tempel
18 Da verließ die Herrlichkeit des Herrn die Schwelle des Tempels und nahm wieder ihren Platz über den Kerubim ein. 19 Die Kerubim bewegten ihre Flügel und hoben sich vor meinen Augen vom Boden empor. Sie gingen hinaus und die Räder liefen an ihrer Seite mit. Vor dem östlichen Tor am Haus des Herrn blieben sie stehen. Und die Herrlichkeit des Gottes Israels schwebte über ihnen. 20 Es waren die Lebewesen, die ich unter dem Thron des Gottes Israels am Fluss Kebar gesehen hatte, und ich erkannte, dass es Kerubim waren. 21 Jedes dieser Lebewesen hatte vier Gesichter und vier Flügel. Unter ihren Flügeln hatten sie etwas, das wie Menschenhände aussah. 22 Ihre Gesichter glichen den Gesichtern, die ich am Fluss Kebar gesehen hatte. Jedes Lebewesen ging in die Richtung, in die eines seiner Gesichter wies.
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Das Strafgericht über die führenden Männer Jerusalems
1 Da hob mich der Geist empor und brachte mich zum Osttor am Haus des Herrn, das nach Osten schaut. Vor dem Tor standen fünfundzwanzig Männer. Unter ihnen sah ich Jaasanja, den Sohn Asurs, und Pelatja, den Sohn Benajas, führende Männer im Volk. 2 Er sagte zu mir: Menschensohn, das sind die Männer, die in der Stadt Unheil ersinnen und böse Pläne fassen. 3 Sie sagen: In nächster Zeit braucht man keine Häuser zu bauen. Die Stadt ist der Topf und wir sind das Fleisch. 4 Darum tritt als Prophet gegen sie auf, Menschensohn, tritt als Prophet auf! 5 Da überfiel mich der Geist des Herrn und er sagte zu mir: Sag: So spricht der Herr: Das habt ihr gesagt, ihr vom Haus Israel. Ich weiß sehr gut, was ihr im Sinn hattet. 6 Ihr habt viele in dieser Stadt erschlagen, die Straßen der Stadt sind voll von Erschlagenen. 7 Darum - so spricht Gott, der Herr: Das Fleisch, das sind die Erschlagenen, die ihr mitten in der Stadt getötet habt. Der Topf, das ist die Stadt. Euch aber werde ich aus ihr vertreiben. 8 Das Schwert fürchtet ihr; darum werde ich das Schwert über euch bringen - Spruch Gottes, des Herrn. 9 Ich vertreibe euch aus der Stadt, ich liefere euch den Fremden aus und halte ein Strafgericht über euch ab. 10 Unter dem Schwert werdet ihr fallen. An Israels Grenze halte ich Gericht über euch. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 11 Die Stadt wird für euch nicht der Topf sein und ihr nicht das Fleisch darin. An Israels Grenze halte ich Gericht über euch. 12 Daran werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin, dessen Gesetze ihr nicht gehalten und dessen Rechtsvorschriften ihr nicht befolgt habt. Stattdessen habt ihr nach den Bräuchen der Völker ringsum gehandelt. 13 Während ich diese prophetischen Worte sprach, starb Pelatja, der Sohn Benajas. Da fiel ich nieder auf mein Gesicht, schrie laut auf und rief: Ach, Herr und Gott, willst du auch noch den Rest Israels ausrotten?
Die Erneuerung Israels
14 Das Wort des Herrn erging an mich: 15 Menschensohn, die Einwohner Jerusalems sagen von deinen Brüdern, deinen Verwandten und dem ganzen Haus Israel: Sie sind fern vom Herrn; das Land ist uns zum Besitz gegeben. 16 Darum sag: So spricht Gott, der Herr: Auch wenn ich sie weit weg unter die Völker geführt und in alle Länder zerstreut habe, so bin ich doch in den Ländern, wohin sie gekommen sind, beinahe zum Heiligtum für sie geworden. 17 Darum sag: So spricht Gott, der Herr: Ich führe euch aus allen Völkern zusammen, sammle euch aus den Ländern, in die ihr zerstreut seid, und gebe euch das Land Israel. 18 Und sie werden dorthin kommen und alle ihre abscheulichen Götzen aus dem Land entfernen. 19 Ich schenke ihnen ein anderes Herz und schenke ihnen einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch, 20 damit sie nach meinen Gesetzen leben und auf meine Rechtsvorschriften achten und sie erfüllen. Sie werden mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein. 21 Die aber, deren Herz an ihren Götzen und an ihren Gräueltaten hängt - Spruch Gottes, des Herrn: Ihr Verhalten lasse ich auf sie selbst zurückfallen. 22 Dann hoben die Kerubim ihre Flügel. Die Räder bewegten sich zugleich mit den Kerubim und die Herrlichkeit des Gottes Israels war über ihnen. 23 Die Herrlichkeit des Herrn stieg aus der Mitte der Stadt empor; auf dem Berg im Osten der Stadt blieb sie stehen. 24 Der Geist hob mich empor und brachte mich in dieser göttlichen Vision nach Chaldäa zur Gemeinde der Verschleppten. Dann hob sich das, was ich in der Vision gesehen hatte, empor und verschwand vor meinen Augen. 25 Und ich erzählte den Verschleppten alles, was der Herr mich hatte sehen lassen.
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Weitere symbolische Handlungen: 12,1-20
Die Verschleppung
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Menschensohn, du wohnst mitten unter einem widerspenstigen Volk, das Augen hat, um zu sehen, und doch nicht sieht, das Ohren hat, um zu hören, und doch nicht hört; denn sie sind ein widerspenstiges Volk. 3 Du, Menschensohn, pack deine Sachen, als würdest du verschleppt, und geh am hellen Tag vor ihren Augen weg, als ob du vor ihren Augen von deinem Wohnsitz an einen andern verschleppt würdest. Vielleicht sehen sie es; aber sie sind ja ein widerspenstiges Volk. 4 Trag dein Gepäck bei Tag vor ihren Augen hinaus wie ein Mann, der verschleppt wird. Am Abend aber geh selbst vor ihren Augen hinaus wie die Leute, die in die Verbannung ziehen. 5 Brich dir vor ihren Augen ein Loch in die Wand und kriech hindurch! 6 Vor ihren Augen nimm das Gepäck auf die Schulter! Bring es in der Dunkelheit weg! Verhülle dein Gesicht, damit du das Land nicht mehr siehst. Denn ich habe dich zum Mahnzeichen für das Haus Israel gemacht. 7 Ich tat, was mir befohlen wurde. Bei Tag trug ich mein Gepäck hinaus wie ein Mann, der verschleppt wird. Am Abend brach ich mit den Händen ein Loch durch die Wand; in der Dunkelheit kroch ich hindurch. Dann nahm ich vor ihren Augen das Gepäck auf die Schulter. 8 Am nächsten Morgen erging das Wort des Herrn an mich: 9 Menschensohn, hat nicht das Haus Israel, das widerspenstige Volk, zu dir gesagt: Was machst du da? 10 Sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Dieses drohende Wort gilt dem Fürsten von Jerusalem und dem ganzen Volk Israel, das in Jerusalem wohnt. 11 Sag: Ich bin ein Mahnzeichen für euch: Was ich getan habe, das wird mit ihnen geschehen; in die Verbannung, in die Gefangenschaft werden sie ziehen. 12 Ihr Fürst wird in der Dunkelheit sein Gepäck auf die Schulter nehmen und hinausgehen. In die Mauer wird man ein Loch brechen, um hindurchzugehen. Er wird sein Gesicht verhüllen, um mit seinen Augen das Land nicht zu sehen. 13 Ich aber werfe mein Netz über ihn, damit er sich in meinen Schlingen fängt. Dann bringe ich ihn nach Babel, ins Land der Chaldäer; doch er wird nichts davon sehen. Dort wird er sterben. 14 Alle, die bei ihm sind und ihm helfen wollen, alle seine Truppen zerstreue ich in alle Winde und ich zücke das Schwert hinter ihnen. 15 Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. Wenn ich sie unter die Völker zerstreue und in alle Länder vertreibe, 16 lasse ich einige von ihnen das Schwert, den Hunger und die Pest überleben, damit sie bei den Völkern, zu denen sie kommen, von all ihren Gräueltaten erzählen. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.
Die Not der Belagerten
17 Das Wort des Herrn erging an mich: 18 Menschensohn, iss dein Brot mit Zittern und trink dein Wasser mit Angst und Entsetzen! 19 Dann sag zum Volk im Land: So spricht Gott, der Herr, zu den Einwohnern Jerusalems über das Land Israel: Sie werden ihr Brot mit Angst essen und ihr Wasser mit Schaudern trinken; denn ihr Land wird verwüstet und ausgeplündert wegen der Gewalttaten all seiner Bewohner. 20 Die bewohnten Städte sollen verheert und das Land verwüstet werden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.
Drohungen und Mahnungen: 12,21 - 23,49
Gegen die Verächter des Propheten
21 Das Wort des Herrn erging an mich: 22 Menschensohn, was habt ihr da für ein Sprichwort im Land Israel? Ihr sagt: Die Zeit zieht sich hin, die Visionen erfüllen sich nie. 23 Darum sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich werde mit diesem Sprichwort Schluss machen und man wird es in Israel nicht mehr gebrauchen. Sag stattdessen zu ihnen: Die Zeit und alles, was die Visionen verkünden, ist nahe. 24 Denn nichtige Sehersprüche und trügerische Orakel wird es im Haus Israel nicht mehr geben. 25 Denn ich, der Herr, sage, was ich sage, damit es geschieht. Es lässt nicht mehr lange auf sich warten; denn, du widerspenstiges Volk, wenn ich in euren Tagen spreche, dann führe ich auch aus, was ich sage - Spruch Gottes, des Herrn. 26 Das Wort des Herrn erging an mich: 27 Menschensohn, das Haus Israel sagt: Die Vision, die er hat, handelt von späteren Tagen, er weissagt für ferne Zeiten. 28 Darum sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Nichts von dem, was ich sage, lässt lange auf sich warten; was ich sage, geschieht - Spruch Gottes, des Herrn.
13
Gegen die falschen Propheten
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Menschensohn, sprich als Prophet gegen die Propheten Israels und sag zu denen, die aus ihrem eigenen Herzen heraus prophetisch reden: Hört das Wort des Herrn! 3 So spricht Gott, der Herr: Weh den törichten Propheten, die nur ihrem eigenen Geist folgen und nichts geschaut haben. 4 Wie Füchse in Ruinen sind deine Propheten, Israel. 5 Ihr seid nicht in die Bresche gesprungen. Ihr habt keine Mauer für das Haus Israel errichtet, damit es am Tag des Herrn im Kampf standhalten kann. 6 Sie haben nichtige Visionen, verkünden falsche Orakel und sagen: Spruch des Herrn - obwohl der Herr sie nicht gesandt hat. Trotzdem warten sie darauf, dass er ihre Worte erfüllt. 7 Ist es nicht so, dass ihr nichtige Visionen gehabt, falsche Orakel verkündet und gesagt habt: Spruch des Herrn - obwohl ich gar nicht gesprochen hatte? 8 Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil ihr leere Worte gemacht habt und trügerische Visionen hattet, darum gehe ich gegen euch vor - Spruch Gottes, des Herrn. 9 Ich strecke meine Hand gegen die Propheten aus, die nichtige Visionen haben und falsche Orakel verkünden. Sie gehören nicht in die Gemeinschaft meines Volkes und sollen nicht in der Liste des Hauses Israel verzeichnet sein; sie werden nicht in das Land Israel kommen. Dann werdet ihr erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin. 10 Sie führen mein Volk in die Irre und verkünden Heil, wo es kein Heil gibt, und wenn das Volk eine Mauer aufrichtet, dann übertünchen sie sie. 11 Deshalb sag denen, die sie übertünchen: Sie wird einstürzen. Es kommt ein Wolkenbruch, Hagel fällt wie Steine vom Himmel, ein Sturm bricht los 12 und schon stürzt die Mauer ein. Wird man dann nicht zu euch sagen: Wo ist jetzt eure Tünche? 13 Darum - so spricht Gott, der Herr: Ich lasse in meinem Zorn einen Sturm losbrechen, in meinem Groll schicke ich einen Wolkenbruch, in meinem Zorn einen verheerenden Hagelschlag. 14 Ich reiße die Wand ein, die ihr übertüncht habt, ich lasse sie zu Boden stürzen und ihr Fundament wird bloßgelegt. Und wenn sie einstürzt, werdet ihr in ihren Trümmern umkommen. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 15 Ich lasse meinen Zorn an der Mauer aus und an denen, die sie übertüncht haben, und ich sage euch: Die Mauer ist weg und weg sind die, die sie übertüncht haben, 16 die Propheten Israels, die über Jerusalem prophezeien und der Stadt mit ihren Visionen Heil versprechen, obwohl es kein Heil gibt - Spruch Gottes, des Herrn. 17 Du, Menschensohn, richte dein Gesicht auf die Töchter deines Volkes, die aus ihrem eigenen Herzen heraus prophetisch reden. Sprich als Prophet gegen sie! 18 Sag: So spricht Gott, der Herr: Weh den Frauen, die Zauberbinden für alle Handgelenke nähen und Zaubermützen für Leute jeder Größe anfertigen, um damit auf Menschenjagd zu gehen. Meint ihr, ihr könnt in meinem Volk Menschen jagen und Menschen verschonen, je nachdem, wie es euch passt? 19 Ihr habt mich entweiht in meinem Volk für ein paar Hände voll Gerste und für ein paar Bissen Brot: Ihr habt Menschen getötet, die nicht sterben sollten, und Menschen verschont, die nicht am Leben bleiben sollten; ihr habt mein Volk belogen, das so gern auf Lügen hört. 20 Darum - so spricht Gott, der Herr: Ich gehe gegen eure Zauberbinden vor, mit denen ihr die Menschen jagt wie Vögel, und reiße sie von euren Armen und lasse die Menschen frei, die ihr gefangen habt wie Vögel. 21 Ich reiße die Zaubermützen, die ihr gemacht habt, herunter und befreie mein Volk aus eurer Gewalt. Es wird nicht länger in eurer Gewalt bleiben. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 22 Ihr habt dem Herzen des Gerechten durch eure Lügen Kummer bereitet; ich aber wollte ihm keinen Kummer bereiten. Statt das Leben des Bösen zu retten, habt ihr ihn ermutigt, sein verkehrtes Verhalten nicht zu ändern. 23 Darum sollt ihr keine nichtigen Visionen mehr haben und keine Orakel mehr verkünden. Ich werde mein Volk aus eurer Gewalt befreien. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.
14
Gegen die Götzendiener
1 Einige von den Ältesten Israels kamen zu mir und setzten sich vor mir nieder. 2 Da erging das Wort des Herrn an mich: 3 Menschensohn, diese Männer haben die Götzen in ihr Herz geschlossen, sie haben sie vor sich aufgestellt; das wurde für sie der Anlass, in Schuld zu fallen. Und jetzt soll ich mich von ihnen befragen lassen? 4 Darum sprich mit ihnen und sag zu ihnen: Wenn jemand aus dem Haus Israel die Götzen in sein Herz geschlossen und sie vor sich aufgestellt hat - was für ihn der Anlass geworden ist, in Schuld zu fallen - und wenn er dann zum Propheten kommt, dann werde ich, der Herr, dem, der mit seinen vielen Götzen zu mir kommt, in eigener Person antworten: 5 Ich werde das Haus Israel hart anfassen, weil sie alle sich um ihrer Götzen willen von mir abgewandt haben. 6 Darum sag zum Haus Israel: So spricht Gott, der Herr: Kehrt um! Verlasst eure Götzen und wendet eure Augen ab von all euren abscheulichen Göttern! 7 Wenn jemand aus dem Haus Israel oder aus den in Israel lebenden Fremden sich von mir abwendet, wenn er die Götzen in sein Herz schließt und sie vor sich aufstellt - was für ihn der Anlass wird, in Schuld zu fallen - und wenn er dann zum Propheten kommt, um mich zu befragen, dann werde ich, der Herr, ihm in eigener Person antworten: 8 Ich richte meinen Blick gegen diesen Mann und mache ihn zum sprichwörtlichen (warnenden) Zeichen, ich merze ihn aus meinem Volk aus. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 9 Wenn der Prophet sich jedoch dazu verleiten lässt, etwas zu sagen, dann habe ich, der Herr, diesen Propheten verleitet und ich werde meine Hand gegen ihn ausstrecken und ihn mitten in meinem Volk Israel vernichten. 10 Sie werden beide die Folgen ihrer Schuld tragen müssen; denn die Schuld dessen, der mich befragt, und die Schuld des Propheten sind gleich. 11 Dann wird sich das Haus Israel nicht mehr davon abbringen lassen, mir zu folgen, und wird sich nicht länger durch all seine Sünden unrein machen. Sie werden mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein - Spruch Gottes, des Herrn.
Das unerbittliche Gericht Gottes
12 Das Wort des Herrn erging an mich: 13 Menschensohn, wenn sich ein Land gegen mich versündigt und mir die Treue bricht und wenn ich dann meine Hand gegen das Land ausstrecke, ihm seinen Vorrat an Brot entziehe, den Hunger ins Land schicke und Mensch und Tier ausrotte 14 und wenn in diesem Land die drei Männer Noach, Daniel und Ijob leben würden, dann würden nur diese drei um ihrer Gerechtigkeit willen ihr Leben retten - Spruch Gottes, des Herrn. 15 Oder wenn ich wilde Tiere gegen das Land losließe, die es entvölkern, sodass es zur Wüste würde und wegen der wilden Tiere kein Mensch mehr durch das Land reisen könnte, 16 und wenn diese drei Männer darin wären - so wahr ich lebe, Spruch Gottes, des Herrn: sie würden nicht einmal ihre eigenen Söhne und Töchter retten. Nur sie selbst könnten sich retten, das Land aber würde zur Wüste werden. 17 Oder wenn ich das Schwert über dieses Land bringen und sagen würde: Ein Schwert soll durch das Land fahren, ich will Mensch und Tier darin ausrotten!, 18 und wenn diese drei Männer darin wären - so wahr ich lebe, Spruch Gottes, des Herrn: sie würden nicht einmal ihre eigenen Söhne und Töchter retten. Nur sie selbst könnten sich retten. 19 Oder wenn ich die Pest in jenes Land schicken und meinen Zorn darüber ausgießen würde, um Mensch und Tier in einem Blutbad zu vernichten, 20 und wenn Noach, Daniel und Ijob in dem Land wären - so wahr ich lebe, Spruch Gottes, des Herrn: nicht einmal ihren Sohn und ihre Tochter würden sie retten. Sie würden nur ihr eigenes Leben retten, um ihrer Gerechtigkeit willen. 21 Wahrhaftig, so spricht Gott, der Herr: Selbst wenn ich die vier schlimmsten Strafen, Schwert, Hunger, wilde Tiere und Pest, über Jerusalem bringe, um Mensch und Tier auszurotten, 22 werden einige in der Stadt verschont werden und übrig bleiben und ihre Söhne und Töchter zu euch herausführen. Wenn ihr dann ihr Verhalten und ihre Taten seht, werdet ihr euch über das Unheil hinwegtrösten, das ich über Jerusalem verhängt habe, über alles, was ich über die Stadt kommen ließ. 23 Sie trösten euch darüber hinweg, weil ihr ihr Verhalten und ihre Taten seht und daran erkennt, dass ich all das, was ich mit der Stadt machte, nicht ohne Grund getan habe - Spruch Gottes, des Herrn.
15
Gegen Jerusalem, das unnütze Holz vom Weinstock
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Menschensohn, was hat das Holz des Weinstocks / vor dem Holz aller anderen Sträucher voraus, / die zwischen den Bäumen des Waldes wachsen? 3 Nimmt man es etwa, um daraus etwas zu machen? / Oder gebraucht man es als Pflock / und hängt allerlei Geräte daran auf? 4 Nein, man wirft es dem Feuer zum Fraß vor. / Sind dann die beiden Enden des Holzes vom Feuer verzehrt und hat die Glut seine Mitte erfasst, / ist es dann noch geeignet, / um etwas daraus zu machen? 5 Schon als es noch ganz war, / konnte man nichts daraus machen. Hat das Feuer es aber gefressen und ist es verglüht, / kann man erst recht nichts daraus machen. 6 Darum - so spricht Gott, der Herr: / Wie ich das Holz des Weinstocks, / das zwischen den Bäumen des Waldes heranwuchs, dem Feuer zum Fraß übergab, / so behandle ich auch die, die in Jerusalem wohnen. 7 Wenn ich meinen Blick auf sie richte, / dann wird sie, auch wenn sie dem Feuer entkommen, das Feuer verzehren. Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, / wenn ich meinen Blick auf sie richte. 8 Ich mache das Land zur Wüste; / denn sie haben die Treue gebrochen - / Spruch Gottes, des Herrn.
16
Gegen Jerusalem, die treulose Frau
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Menschensohn, mach Jerusalem seine Gräueltaten bewusst! 3 Sag: So spricht Gott, der Herr, zu Jerusalem: Deiner Herkunft und deiner Geburt nach stammst du aus dem Land der Kanaaniter. Dein Vater war ein Amoriter, deine Mutter eine Hetiterin. 4 Bei deiner Geburt, als du geboren wurdest, hat man deine Nabelschnur nicht abgeschnitten. Man hat dich nicht mit Wasser abgewaschen, nicht mit Salz eingerieben, nicht in Windeln gewickelt. 5 Nichts von all dem hat man getan, kein Auge zeigte dir Mitleid, niemand übte Schonung an dir, sondern am Tag deiner Geburt hat man dich auf freiem Feld ausgesetzt, weil man dich verabscheute. 6 Da kam ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln; und ich sagte zu dir, als du blutverschmiert dalagst: Bleib am Leben! 7 Wie eine Blume auf der Wiese ließ ich dich wachsen. Und du bist herangewachsen, bist groß geworden und herrlich aufgeblüht. Deine Brüste wurden fest; dein Haar wurde dicht. Doch du warst nackt und bloß. 8 Da kam ich an dir vorüber und sah dich, und siehe, deine Zeit war gekommen, die Zeit der Liebe. Ich breitete meinen Mantel über dich und bedeckte deine Nacktheit. Ich leistete dir den Eid und ging mit dir einen Bund ein - Spruch Gottes, des Herrn - und du wurdest mein. 9 Dann habe ich dich gebadet, dein Blut von dir abgewaschen und dich mit Öl gesalbt. 10 Ich kleidete dich in bunte Gewänder, zog dir Schuhe aus Tahasch-Leder an und hüllte dich in Leinen und kostbare Gewänder. 11 Ich legte dir prächtigen Schmuck an, legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um den Hals. 12 Deine Nase schmückte ich mit einem Reif, Ohrringe hängte ich dir an die Ohren und setzte dir eine herrliche Krone auf. 13 Mit Gold und Silber konntest du dich schmücken, in Byssus, Seide und bunte Gewebe dich kleiden. Feinmehl, Honig und Öl war deine Nahrung. So wurdest du strahlend schön und wurdest sogar Königin. 14 Der Ruf deiner Schönheit drang zu allen Völkern; denn mein Schmuck, den ich dir anlegte, hatte deine Schönheit vollkommen gemacht - Spruch Gottes, des Herrn. 15 Doch dann hast du dich auf deine Schönheit verlassen, du hast deinen Ruhm missbraucht und dich zur Dirne gemacht. Jedem, der vorbeiging, hast du dich angeboten, jedem bist du zu Willen gewesen. 16 Du hast deine bunten Gewänder genommen und dir an den Kulthöhen ein Lager bereitet und darauf Unzucht getrieben. 17 Deinen prächtigen Schmuck aus meinem Gold und Silber, den ich dir geschenkt hatte, hast du genommen und hast dir daraus männliche Figuren gemacht, um mit ihnen Unzucht zu treiben. 18 Deine bunten Gewänder hast du genommen und sie damit bekleidet. Mein Öl und meinen Weihrauch hast du vor sie hingestellt. 19 Das Brot, das ich dir gab - mit Feinmehl, Öl und Honig nährte ich dich -, das hast du ihnen als beruhigenden Duft dargebracht [ja, so war es] - Spruch Gottes, des Herrn. 20 Du hast deine Söhne und Töchter, die du mir geboren hast, genommen und ihnen als Schlachtopfer zum Essen vorgesetzt. War dir dein unzüchtiges Treiben noch nicht genug? 21 Musstest du auch noch meine Söhne schlachten, um sie ihnen darzubringen und für sie durch das Feuer gehen zu lassen? 22 Bei all deinen Gräueltaten und deiner Unzucht hast du die Zeit deiner Jugend vergessen, in der du noch nackt und bloß und zappelnd in deinem Blut lagst. 23 Nach all diesen schändlichen Taten - wehe, weh dir! Spruch Gottes, des Herrn - 24 hast du dir auf jedem freien Platz ein Bett und eine Kulthöhe errichtet. 25 An jeder Straßenecke hast du deine Kulthöhen errichtet, du hast deine Schönheit schändlich missbraucht, hast dich jedem angeboten, der vorbeiging, und hast unaufhörlich Unzucht getrieben. 26 Du hast dich den Ägyptern, deinen Nachbarn mit dem großen Glied, hingegeben und mit ihnen unaufhörlich Unzucht getrieben, um mich zu erzürnen. 27 Da streckte ich meine Hand aus und nahm dir weg, was dir zustand. Ich lieferte dich deinen rachgierigen Feindinnen aus, den Philisterinnen; sogar sie schämten sich wegen deines schändlichen Treibens. 28 Dann hast du dich mit den Assyrern eingelassen, weil du noch nicht genug hattest. Du hast dich mit ihnen eingelassen, doch auch dann hattest du noch nicht genug. 29 Immer mehr Unzucht hast du getrieben und bist sogar den chaldäischen Krämern nachgelaufen; doch auch dann hattest du noch nicht genug. 30 Wie fiebert dein Herz - Spruch Gottes, des Herrn -, weil du all das getan hast, du selbstherrliche Dirne. 31 Du hast dir an jeder Straßenecke ein Bett und auf jedem freien Platz eine Kulthöhe errichtet. Du warst keine gewöhnliche Dirne; denn du hast es verschmäht, dich bezahlen zu lassen. 32 [Die Ehebrecherin nimmt sich statt ihres Mannes fremde Männer.] 33 Jede Dirne bezahlt man; du aber hast all deinen Liebhabern Geschenke gegeben und sie bestochen, damit sie von überall kamen, um mit dir Unzucht zu treiben. 34 Bei deiner Unzucht hast du es gerade umgekehrt gemacht wie andere Frauen: Dir lief niemand nach; du hast selbst bezahlt und dich nicht bezahlen lassen. So hast du es umgekehrt gemacht wie andere. 35 Darum, du Dirne, höre das Wort des Herrn! 36 So spricht Gott, der Herr: Weil du deinen Körper schamlos entblößt hast bei der Unzucht mit deinen Liebhabern, mit all deinen abscheulichen Götzen, und weil du ihnen das Blut deiner Kinder hingegeben hast, 37 deshalb will ich alle deine Liebhaber zusammenrufen, denen du gefallen hast, alle, die du geliebt hast, und auch alle, die du verachtet hast. Und wenn ich sie von allen Seiten bei dir zusammengerufen habe, dann entblöße ich vor ihren Augen deine Scham, damit sie deine Scham unverhüllt sehen. 38 Ich spreche dir das Urteil nach den Rechtsvorschriften für Ehebrecherinnen und Mörderinnen, voll Zorn zahle ich dir heim mit Blut, Grimm und Eifersucht. 39 Ich gebe dich in ihre Hand, damit sie dein Bett zerstören und deine Kulthöhen einreißen, damit sie dir deine Gewänder ausziehen, deinen prächtigen Schmuck wegnehmen und dich nackt und bloß daliegen lassen. 40 Sie berufen eine Volksversammlung gegen dich ein, steinigen dich und hauen dich mit ihren Schwertern in Stücke. 41 Sie werden deine Häuser anzünden und vor den Augen vieler Frauen das Urteil an dir vollstrecken. So mache ich deiner Unzucht ein Ende. Keinem wirst du mehr Dirnenlohn zahlen. 42 Wenn ich meinen Zorn an dir gestillt habe, wird meine Eifersucht aufhören, gegen dich zu wüten. Ich werde Ruhe haben und mich nicht mehr ärgern. 43 Weil du die Tage deiner Jugend vergessen und mich durch dein Treiben gereizt hast, darum lasse ich dein Verhalten auf dich selbst zurückfallen - Spruch Gottes, des Herrn. Hast du nicht neben all deinen Gräueln auch noch andere Schandtaten verübt? 44 Wer ein Sprichwort auf dich anwenden will, der sagt: Wie die Mutter, so die Tochter! 45 Du bist die Tochter deiner Mutter, die vor ihrem Mann und ihren Söhnen Abscheu empfand. Du bist die Schwester deiner Schwestern, die vor ihren Männern und Söhnen Abscheu empfanden. Eure Mutter war eine Hetiterin und euer Vater ein Amoriter. 46 Deine ältere Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die links von dir wohnt; deine jüngere Schwester ist Sodom mit ihren Töchtern, die rechts von dir wohnt. 47 Du bist nicht nur ihrem Beispiel gefolgt und hast nicht nur die gleichen Gräueltaten begangen, sondern in kurzer Zeit hast du es in allem noch schlimmer getrieben als sie. 48 So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn: Deine Schwester Sodom und ihre Töchter haben es nicht so getrieben wie du und deine Töchter. 49 Die Schuld deiner Schwester Sodom war, dass sie und ihre Töchter hochmütig waren, dass sie in Überfluss zu essen hatten und in sorgloser Ruhe dahinlebten, ohne den Elenden und Armen zu helfen. 50 Sie wurden hochmütig und begingen Gräueltaten vor meinen Augen. Darum habe ich sie verstoßen, wie du selbst gesehen hast. 51 Samaria hat nicht die Hälfte deiner Sünden begangen. Du hast mehr Gräueltaten verübt als sie beide zusammen und du lässt deine Schwestern gerecht erscheinen, sieht man auf all die Gräueltaten, die du begangen hast. 52 Darum trag auch du deine Schande, die du deine Schwestern durch deine Sünden entlastet und abscheulicher als sie gehandelt hast; deshalb erscheinen sie gerechter als du. Darum schäme auch du dich und trag deine Schande, weil du deine Schwestern gerecht erscheinen lässt. 53 Aber ich werde ihr Schicksal wenden, das Schicksal Sodoms und ihrer Töchter, das Schicksal Samarias und ihrer Töchter, und ich werde auch dein Schicksal wenden zusammen mit ihrem Schicksal; 54 denn du sollst deine Schande tragen und du sollst dich schämen über all das, was du getan und wodurch du sie in Sicherheit gewiegt hast. 55 Deine Schwestern werden wieder sein wie früher, Sodom und ihre Töchter, Samaria und ihre Töchter werden wieder sein wie früher. Auch deine Töchter werden wieder sein wie früher. 56 Hast du nicht über deine Schwester Sodom gelästert, als du hochmütig warst, 57 bevor deine Schlechtigkeit offenbar wurde? So lästern jetzt ringsum über dich all deine Nachbarinnen, die Edomiterinnen und die Philisterinnen, die dich verachten. 58 Die Folgen deines schamlosen Treibens und deiner Gräueltaten hast du zu tragen - Spruch des Herrn. 59 Denn so spricht Gott, der Herr: Ich habe mit dir gemacht, was du gemacht hast; du hast den Eid missachtet und den Bund gebrochen. 60 Aber ich will meines Bundes gedenken, den ich mit dir in deiner Jugend geschlossen habe, und will einen ewigen Bund mit dir eingehen. 61 Du sollst dich an dein Verhalten erinnern und dich schämen, wenn ich deine älteren und jüngeren Schwestern nehme und sie dir zu Töchtern gebe, aber nicht deshalb, weil du den Bund gehalten hättest. 62 Ich selbst gehe einen Bund mit dir ein, damit du erkennst, dass ich der Herr bin. 63 Dann sollst du dich erinnern, sollst dich schämen und vor Scham nicht mehr wagen, den Mund zu öffnen, weil ich dir alles vergebe, was du getan hast - Spruch Gottes, des Herrn.
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Das Lied von der Untreue des Königs
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Menschensohn, trag dem Haus Israel ein Rätsel vor, erzähl ihm ein Gleichnis! 3 Sag: So spricht Gott, der Herr: Ein mächtiger Adler mit gewaltigen Flügeln, / mit weiten Schwingen, mit dichtem, buntem Gefieder kam zum Libanon / und nahm den Wipfel der Zeder weg. 4 Den obersten Zweig riss er ab./ Ins Land der Krämer brachte er ihn, / in die Stadt der Händler legte er ihn. 5 Dann nahm er vom Samen des Landes / und streute ihn auf ein Saatfeld. Er setzte ihn an reichlich strömendes Wasser, / als Uferpflanze pflanzte er ihn 6 und er wuchs heran / und wurde zum üppigen Weinstock / von niedrigem Wuchs. Er sollte seine Ranken dem Adler zuwenden, / seine Wurzeln sollten in die Tiefe wachsen.Und er wurde zum Weinstock, / bildete Triebe, entfaltete Zweige. 7 Doch es kam noch ein anderer mächtiger Adler / mit gewaltigen Flügeln und dichtem Gefieder. Da drehte jener Weinstock seine Wurzeln ihm zu, / trieb ihm seine Ranken entgegen: Der Adler sollte ihn tränken, / mehr als das Beet, in das der Weinstock gepflanzt war. 8 Er war doch auf guten Boden gepflanzt, / an reichlich fließendem Wasser, um Zweige zu treiben und Früchte zu tragen / und ein herrlicher Weinstock zu werden. 9 Sag: So spricht Gott, der Herr: / Wird das gelingen? Wird der Adler nicht seine Wurzeln ausreißen / und seine Früchte vernichten, / sodass all seine grünenden Triebe verdorren? Man braucht keinen starken Arm und nicht viele Menschen, / um ihn von den Wurzeln zu reißen. 10 Wohl ist er gepflanzt, / doch wird er gedeihen? Wird er nicht völlig verdorren, / wenn der Ostwind ihn trifft? / Auf dem Beet, wo er wuchs, wird er verdorren. 11 Und das Wort des Herrn erging an mich: 12 Sag doch dem widerspenstigen Volk: / Merkt ihr denn nicht, was all das bedeutet? Sag ihnen: / Seht, nach Jerusalem kam der König von Babel; er nahm ihren König und ihre Beamten gefangen / und führte sie mit sich nach Babel. 13 Und er nahm einen Mann aus königlichem Stamm / und schloss mit ihm einen Bundund er ließ ihn schwören. / Doch die Mächtigen des Landes nahm er gefangen, 14 damit das Königreich klein blieb / und keinen Aufstand begann, damit es den Bund auch hielt, / sodass er Bestand haben konnte. 15 Doch jener erhob sich gegen den König von Babel / und schickte seine Boten ins Land der Ägypter, / damit man ihm Pferde und viele Krieger entsandte. Aber wird es gelingen? / Kommt er davon, wenn er das unternimmt? / Wenn er den Bund bricht, kommt er dann noch davon? 16 So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn: In der Residenz des Königs, der ihn zum König gemacht hat, dessen Eid er missachtet und dessen Bund er gebrochen hat, in Babel wird er sterben. 17 Denn der Pharao wird ihn nicht mit einer starken Streitmacht und mit einem großen Heer im Kampf unterstützen, sondern man wird einen Damm aufschütten, einen Belagerungswall bauen und viele Menschen umbringen. 18 Er hat den Eid missachtet und den Bund gebrochen. Obwohl er sich mit Handschlag verpflichtet hatte, hat er all das getan. Er kommt nicht davon. 19 Darum - so spricht Gott, der Herr: So wahr ich lebe - / meinen Eid, den er missachtet, und meinen Bund, den er gebrochen hat, / ich lasse sie auf ihn selbst zurückfallen. 20 Ich werfe mein Netz über ihn, er gerät in mein Garn. / Nach Babel führe ich ihn und gehe dort mit ihm ins Gericht, / denn er hat mir die Treue gebrochen. 21 Die tapfersten Krieger in all seinen Truppen / fallen unter dem Schwert. Die Übriggebliebenen aber / werden in alle Winde zerstreut. Dann werdet ihr erkennen, / dass ich, der Herr, gesprochen habe. 22 So spricht Gott, der Herr: Ich selbst nehme ein Stück / vom hohen Wipfel der Zeder / und pflanze es ein. Einen zarten Zweig aus den obersten Ästen breche ich ab, / ich pflanze ihn auf einen hoch aufragenden Berg. 23 Auf die Höhe von Israels Bergland pflanze ich ihn. / Dort treibt er dann Zweige, / er trägt Früchte und wird zur prächtigen Zeder. Allerlei Vögel wohnen darin; / alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten ihrer Zweige. 24 Dann werden alle Bäume auf den Feldern erkennen, / dass ich der Herr bin. Ich mache den hohen Baum niedrig, / den niedrigen mache ich hoch. Ich lasse den grünenden Baum verdorren, / den verdorrten erblühen. / Ich, der Herr, habe gesprochen und ich führe es aus.
18
Schuld und Gerechtigkeit
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Wie kommt ihr dazu, im Land Israel das Sprichwort zu gebrauchen: Die Väter essen saure Trauben und den Söhnen werden die Zähne stumpf? 3 So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, keiner von euch in Israel soll mehr dieses Sprichwort gebrauchen. 4 Alle Menschenleben sind mein Eigentum, das Leben des Vaters ebenso wie das Leben des Sohnes, sie gehören mir. Nur wer sündigt, soll sterben. 5 Ist jemand gerecht, so handelt er nach Recht und Gerechtigkeit. 6 Er hält auf den Bergen keine Opfermahlzeiten ab. Er blickt nicht zu den Götzen des Hauses Israel auf. Er schändet nicht die Frau seines Nächsten. Einer Frau tritt er nicht nahe während ihrer Blutung. 7 Er unterdrückt niemand. Er gibt dem Schuldner das Pfand zurück. Er begeht keinen Raub. Dem Hungrigen gibt er von seinem Brot und den Nackten bekleidet er. 8 Er leiht nicht gegen Zins und treibt keinen Wucher. Er hält seine Hand vom Unrecht fern. Zwischen Streitenden fällt er ein gerechtes Urteil. 9 Er lebt nach meinen Gesetzen, er achtet auf meine Rechtsvorschriften und befolgt sie treu. Er ist gerecht und deshalb wird er am Leben bleiben - Spruch Gottes, des Herrn. 10 Angenommen aber, er zeugt einen Sohn, der gewalttätig wird, der Blut vergießt oder eine andere von diesen Sünden begeht, 11 während er (der Vater), all das nicht getan hat, (einen Sohn,) der auf den Bergen Opfermahlzeiten abhält, der die Frau seines Nächsten schändet, 12 der die Elenden und Armen unterdrückt, andere beraubt und dem Schuldner das Pfand nicht zurückgibt, der zu den Götzen aufblickt und Gräueltaten verübt, 13 der gegen Zins leiht und Wucher treibt - soll der dann am Leben bleiben? Er soll nicht am Leben bleiben. Er hat alle diese Gräueltaten verübt, darum muss er sterben. Er ist selbst schuld an seinem Tod. 14 Nun hat auch dieser Sohn wieder einen Sohn gezeugt und der Sohn sieht alle die Sünden, die sein Vater begeht. Er sieht sie, begeht sie aber nicht. 15 Er hält auf den Bergen keine Opfermahlzeiten ab. Er blickt nicht zu den Götzen des Hauses Israel auf. Er schändet nicht die Frau seines Nächsten. 16 Er unterdrückt niemand. Er fordert kein Pfand und begeht keinen Raub. Dem Hungrigen gibt er von seinem Brot und den Nackten bekleidet er. 17 Er hält seine Hand vom Unrecht fern. Er nimmt keinen Zins und treibt keinen Wucher. Er befolgt meine Rechtsvorschriften und lebt nach meinen Gesetzen. Dieser Sohn wird nicht wegen der Schuld seines Vaters sterben; er wird bestimmt am Leben bleiben. 18 Sein Vater aber musste wegen seiner Schuld sterben; denn er hat andere erpresst und beraubt und in seiner Familie getan, was nicht recht ist. 19 Ihr aber fragt: Warum trägt der Sohn nicht mit an der Schuld seines Vaters? Weil der Sohn nach Recht und Gerechtigkeit gehandelt hat. Er hat auf alle meine Gesetze geachtet und sie befolgt. Er wird bestimmt am Leben bleiben. 20 Nur wer sündigt, soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Schuld seines Vaters tragen und ein Vater nicht die Schuld seines Sohnes. Die Gerechtigkeit kommt nur dem Gerechten zugute und die Schuld lastet nur auf dem Schuldigen. 21 Wenn der Schuldige sich von allen Sünden, die er getan hat, abwendet, auf alle meine Gesetze achtet und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, dann wird er bestimmt am Leben bleiben und nicht sterben. 22 Keines der Vergehen, deren er sich schuldig gemacht hat, wird ihm angerechnet. Wegen seiner Gerechtigkeit wird er am Leben bleiben. 23 Habe ich etwa Gefallen am Tod des Schuldigen - Spruch Gottes, des Herrn - und nicht vielmehr daran, dass er seine bösen Wege verlässt und so am Leben bleibt? 24 Wenn jedoch ein Gerechter sein rechtschaffenes Leben aufgibt, wenn er Unrecht tut und all die Gräueltaten begeht, die auch der Böse verübt, sollte er dann etwa am Leben bleiben? Keine seiner gerechten Taten wird ihm angerechnet. Wegen seiner Treulosigkeit und wegen der Sünde, die er begangen hat, ihretwegen muss er sterben. 25 Ihr aber sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Verhalten soll nicht richtig sein? Nein, euer Verhalten ist nicht richtig. 26 Wenn der Gerechte sein rechtschaffenes Leben aufgibt und Unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das er getan hat, wird er sterben. 27 Wenn sich der Schuldige von dem Unrecht abwendet, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird er sein Leben bewahren. 28 Wenn er alle Vergehen, deren er sich schuldig gemacht hat, einsieht und umkehrt, wird er bestimmt am Leben bleiben. Er wird nicht sterben. 29 Das Haus Israel aber sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Mein Verhalten soll nicht richtig sein, ihr vom Haus Israel? Nein, euer Verhalten ist nicht richtig. 30 Darum will ich euch richten, jeden nach seinem Verhalten, ihr vom Haus Israel - Spruch Gottes, des Herrn. Kehrt um, wendet euch ab von all euren Vergehen! Sie sollen für euch nicht länger der Anlass sein, in Sünde zu fallen. 31 Werft alle Vergehen von euch, die ihr verübt habt! Schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? 32 Ich habe doch kein Gefallen am Tod dessen, der sterben muss - Spruch Gottes, des Herrn. Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt.
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Die Totenklage über den Fürsten von Israel
1 Du aber, stimm die Totenklage an über den Fürsten von Israel 2 und sag: Was war doch deine Mutter für eine Löwin / unter den Löwen! Bei jungen Löwen hatte sie ihr Lager / und zog ihren Nachwuchs auf. 3 Eins von ihren Jungen zog sie groß / und es wurde ein starker Löwe.Er lernte, zu reißen und zu rauben, / er fraß Menschen. 4 Da bot man Völker gegen ihn auf. / In ihrer Grube fingen sie ihn / und schleppten ihn an Haken ins Land Ägypten. 5 Als sie sah, dass ihre Hoffnung vereitelt, / dass sie zunichte war, nahm sie von ihren Jungen ein anderes / und machte es zum starken Löwen. 6 Er tummelte sich unter den Löwen / und wurde ein starker Löwe. Er lernte zu reißen und zu rauben, / er fraß Menschen. 7 Er zerbrach ihre Burgen / und verheerte ihre Städte; das Land, und was in ihm lebte, / entsetzte sich bei seinem lauten Gebrüll. 8 Da setzte man Völker gegen ihn ein / aus den Ländern ringsum. Sie warfen ihr Netz über ihn; / in ihrer Grube fingen sie ihn. 9 Sie zerrten ihn an Haken in einen Käfig / und brachten ihn zum König von Babel, [sie brachten ihn in Gewahrsam,] / damit man seine Stimme nicht mehr hörte / auf Israels Bergen. 10 Deine Mutter war wie ein Weinstock im Garten, / der am Wasser gepflanzt ist. Voll von Früchten und Ranken war er / wegen des Reichtums an Wasser. 11 Er hatte kräftige Zweige, / für Zepter von Herrschern geeignet; sein Wuchs war hoch, / er ragte bis in die Wolken. Weithin war er sichtbar wegen seiner Höhe / und wegen seines dichten Laubes. 12 Doch im Zorn riss man ihn aus / und warf ihn auf die Erde. Der Ostwind dörrte ihn aus, / seine Früchte riss man ab. Sein kräftiger Stamm verdorrte. / Feuer verzehrte ihn. 13 Nun verpflanzte man ihn in die Wüste, / in trockenes, dürstendes Land. 14 Und Feuer ging aus von den Zweigen am Stamm / und fraß seine Früchte. Kein kräftiger Zweig war mehr an ihm, / kein Zepter für Herrscher. - Eine Totenklage ist dieses Lied; / zur Totenklage ist es geworden.
20
Die zahlreichen Treulosigkeiten Israels
1 Im fünften Monat des siebten Jahres kamen am zehnten Tag des Monats einige von den Ältesten Israels, um den Herrn zu befragen. Sie setzten sich vor mir nieder. 2 Da erging das Wort des Herrn an mich: 3 Menschensohn, rede mit den Ältesten Israels und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Seid ihr gekommen, um mich zu befragen? So wahr ich lebe, ich lasse mich von euch nicht befragen - Spruch Gottes, des Herrn. 4 Willst du nicht über sie Gericht halten, Menschensohn, willst nicht du Gericht halten? Mach ihnen die Gräueltaten ihrer Väter bewusst 5 und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: An dem Tag, als ich Israel erwählt habe, erhob ich meine Hand, (um) den Nachkommen des Hauses Jakob (einen Eid zu leisten). Ich offenbarte mich ihnen in Ägypten. Ich erhob meine Hand (zum Schwur) und sprach: Ich bin der Herr, euer Gott. 6 An jenem Tag erhob ich meine Hand (zum Schwur), dass ich sie aus Ägypten herausführe in ein Land, das ich für sie erkundete, in dem Milch und Honig fließen, ein Schmuckstück unter allen Ländern. 7 Und ich sagte zu ihnen: Ihr alle, werft die Götzen weg, an denen eure Augen hängen. Macht euch nicht unrein durch die Gräueltaten Ägyptens! Ich bin der Herr, euer Gott. 8 Sie aber widersetzten sich mir und wollten nicht auf mich hören. Keiner warf die Götzen weg, an denen seine Augen hingen, und sie sagten sich nicht los von den Götzen Ägyptens. Da sagte ich: Ich will meinen Zorn über sie ausgießen und meinen Grimm an ihnen auslassen, mitten in Ägypten. 9 Aber dann handelte ich um meines Namens willen anders; ich wollte ihn nicht entweihen vor den Augen der Völker, in deren Mitte sie lebten und vor deren Augen ich mich ihnen offenbarte, als ich sie aus Ägypten herausführte. 10 Ich führte sie aus Ägypten heraus, brachte sie in die Wüste 11 und gab ihnen meine Gesetze. Ich gab ihnen meine Rechtsvorschriften bekannt, die der Mensch befolgen muss, damit er durch sie am Leben bleibt. 12 Auch meine Sabbat-Tage gab ich ihnen zum Zeichen (des Bundes) zwischen mir und ihnen. Daran sollte man erkennen, dass ich, der Herr, Israel heilige. 13 Aber das Haus Israel widersetzte sich mir in der Wüste. Sie lebten nicht nach meinen Gesetzen und wiesen meine Rechtsvorschriften zurück, die der Mensch befolgen muss, damit er durch sie am Leben bleibt. Auch meine Sabbat-Tage entweihten sie völlig. Da sagte ich: Ich will in der Wüste über sie meinen Zorn ausgießen und sie vernichten. 14 Aber ich handelte anders um meines Namens willen; ich wollte ihn nicht entweihen vor den Völkern, vor deren Augen ich sie (aus Ägypten) herausgeführt hatte. 15 Doch in der Wüste erhob ich meine Hand (zum Schwur), dass ich sie nicht in das Land bringe, das ich für sie bestimmt hatte, in das Land, wo Milch und Honig fließen, das Schmuckstück unter allen Ländern. 16 Denn sie wiesen meine Rechtsvorschriften zurück, sie lebten nicht nach meinen Gesetzen und entweihten meine Sabbat-Tage, weil ihr Herz hinter den Götzen her war. 17 Aber mein Auge zeigte Mitleid mit ihnen: Ich rottete sie nicht völlig aus in der Wüste. 18 Zu ihren Söhnen sagte ich in der Wüste: Lebt nicht nach den Gesetzen eurer Väter, achtet nicht auf ihre Rechtsvorschriften und macht euch nicht unrein an ihren Götzen! 19 Ich bin der Herr, euer Gott. Lebt nach meinen Gesetzen, achtet auf meine Rechtsvorschriften und befolgt sie! 20 Haltet meine Sabbat-Tage heilig; sie sollen das Zeichen (des Bundes) zwischen mir und euch sein. Daran wird man erkennen, dass ich, der Herr, euer Gott bin. 21 Aber die Söhne widersetzten sich mir. Sie lebten nicht nach meinen Gesetzen und sie beachteten und befolgten meine Rechtsvorschriften nicht, die der Mensch befolgen muss, damit er durch sie am Leben bleibt. Meine Sabbat-Tage entweihten sie. Da sagte ich: Ich werde in der Wüste meinen Zorn über sie ausgießen und meinen Grimm an ihnen auslassen. 22 Aber ich zog meine Hand zurück und handelte anders, um meines Namens willen; ich wollte ihn nicht vor all den Völkern entweihen, vor deren Augen ich sie (aus Ägypten) herausgeführt hatte. 23 Doch ich erhob in der Wüste meine Hand (zum Schwur), dass ich sie unter die Völker zerstreuen und in alle Länder vertreiben werde, 24 weil sie meine Rechtsvorschriften nicht befolgten, meine Gesetze ablehnten und meine Sabbat-Tage entweihten und weil ihre Augen hinter den Götzen ihrer Väter her waren. 25 Auch gab ich ihnen Gesetze, die nicht gut waren, und Rechtsvorschriften, die es ihnen unmöglich machten, am Leben zu bleiben. 26 Ich machte sie unrein durch ihre Opfergaben; sie ließen nämlich alle Erstgeborenen durch das Feuer gehen. Ich wollte ihnen Entsetzen einjagen; denn sie sollten erkennen, dass ich der Herr bin. 27 Darum sprich zum Haus Israel, Menschensohn, und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Eure Väter haben mich auch dadurch verhöhnt, dass sie mir untreu wurden. 28 Als ich sie in das Land gebracht hatte - ich hatte ja meine Hand erhoben (und geschworen), es ihnen zu geben -, schlachteten sie, sobald sie irgendeinen hohen Hügel und einen dichtbelaubten Baum sahen, dort ihre Opfer; dort brachten sie ihre ärgerlichen Gaben dar, legten ihre duftenden Spenden nieder, um mich zu beruhigen, und gossen dort ihre Trankopfer aus. 29 Da sagte ich zu ihnen: Was ist das schon, die Höhe, zu der ihr kommt? - Deshalb wird ein solcher Platz bis zum heutigen Tag Kulthöhe genannt. 30 Darum sag zum Haus Israel: So spricht Gott, der Herr: Wie schon eure Väter, so macht auch ihr euch unrein und lauft in eurer Untreue ihren Götzen nach. 31 Wenn ihr eure Gaben darbringt, eure Söhne durch das Feuer gehen lasst, wenn ihr euch bis zum heutigen Tag immer wieder unrein macht mit all euren Götzen, soll ich mich dann von euch befragen lassen, ihr vom Haus Israel? So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, ich lasse mich von euch nicht befragen. 32 Niemals soll geschehen, was euch eingefallen ist, als ihr sagtet: Wir wollen wie die anderen Völker sein, wie die Völkerstämme in anderen Ländern, und wollen Holz und Stein verehren. 33 So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn: Ich will mit starker Hand und hoch erhobenem Arm über euch als König herrschen und dabei meinen Zorn über euch ausgießen. 34 Ich will euch mit starker Hand und hoch erhobenem Arm aus den Völkern herausführen und aus den Ländern, in die ihr zerstreut seid, sammeln und dabei meinen Zorn über euch ausgießen. 35 Ich bringe euch in die Wüste der Völker; dort trete ich euch von Angesicht zu Angesicht als Richter gegenüber. 36 Wie ich mit euren Vätern in der Wüste Ägyptens ins Gericht gegangen bin, so will ich auch mit euch ins Gericht gehen - Spruch Gottes, des Herrn. 37 Ich lasse euch unter dem Hirtenstab an mir vorbeiziehen und zähle euch ab. 38 Die Abtrünnigen und alle, die sich gegen mich auflehnten, sondere ich von euch ab. Ich führe sie zwar aus dem Land, in dem sie als Fremde leben, heraus, in das Land Israel aber werden sie nicht kommen; dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 39 Ihr aber vom Haus Israel - so spricht Gott, der Herr -, geht doch alle und dient euren Götzen! Doch später werdet ihr auf mich hören und meinen heiligen Namen nicht mehr mit euren Opfergaben und mit euren Götzen entweihen. 40 Denn auf meinem heiligen Berg, auf dem hohen Berg Israels - Spruch Gottes, des Herrn -, dort im Land wird mir das ganze Haus Israel dienen. Dort will ich sie gnädig annehmen und dort fordere ich eure Abgaben und Erstlingsopfer mit all euren heiligen Gaben. 41 Beim beruhigenden Duft eurer Opfer will ich euch gnädig annehmen. Wenn ich euch aus den Völkern herausführe und aus den Ländern sammle, in die ihr zerstreut seid, werde ich mich vor den Augen der Völker an euch als heilig erweisen. 42 Ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich euch in das Land Israel bringe; denn ich habe meine Hand erhoben (zum Schwur), dieses Land euren Vätern zu geben. 43 Dort werdet ihr euch an euer Verhalten und an all eure Taten erinnern, durch die ihr euch unrein gemacht habt, und es wird euch ekeln vor euch selbst wegen all der bösen Taten, die ihr begangen habt. 44 Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich um meines Namens willen so an euch handle und nicht nach eurem verkehrten Verhalten und nach euren verwerflichen Taten, ihr vom Haus Israel - Spruch Gottes, des Herrn.
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Das Gleichnis vom Waldbrand
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Menschensohn, richte dein Gesicht nach Süden, weissage gegen das Südland, tritt als Prophet auf gegen den Wald im Süden 3 und sag zum Wald des Südlands: Höre das Wort des Herrn: So spricht Gott, der Herr: Ich will Feuer an dich legen, jeden grünen Baum und jeden dürren Baum in dir wird es verzehren. Seine lodernde Flamme wird nicht erlöschen. Alle Gesichter sollen von ihr versengt werden, vom Süden bis zum Norden. 4 Dann wird jeder Sterbliche sehen, dass ich, der Herr, das Feuer entfacht habe. Und es wird nicht erlöschen. 5 Da sagte ich: Ach, Herr und Gott, sie sagen über mich: Er redet ja immer nur in Gleichnissen.
Das Lied vom Schwert des Herrn
6 Das Wort des Herrn erging an mich: 7 Menschensohn, richte dein Gesicht gegen Jerusalem, weissage gegen sein Heiligtum, tritt als Prophet auf gegen das Land Israel 8 und sag zu ihm: So spricht Gott, der Herr: Nun gehe ich gegen dich vor. Ich ziehe mein Schwert aus der Scheide und rotte bei dir die Gerechten ebenso wie die Schuldigen aus. 9 Weil ich bei dir die Gerechten und die Schuldigen ausrotten will, deshalb wird mein Schwert aus seiner Scheide fahren, gegen jeden Sterblichen vom Süden bis zum Norden. 10 Dann werden alle Sterblichen erkennen, dass ich, der Herr, mein Schwert aus der Scheide gezogen habe. Es wird nicht mehr in die Scheide zurückkehren. 11 Du, Menschensohn, stöhne: Stöhne mit gebrochenen Hüften und in bitterem Schmerz vor ihren Augen. 12 Wenn sie dann zu dir sagen: Warum stöhnst du?, antworte: Weil eine Nachricht kommt, bei der jedes Herz verzagt, alle Hände kraftlos heruntersinken, bei der jeder Atem stockt und an allen Knien das Wasser herabläuft. Seht, es kommt und geschieht - Spruch Gottes, des Herrn. 13 Das Wort des Herrn erging an mich: 14 Menschensohn, tritt als Prophet auf und sag: So spricht Gott, der Herr: Sag: Ein Schwert, ein Schwert, / geschärft und poliert. 15 Zum Schlachten, zum Schlachten ist es geschärft; / um wie ein Blitz zu leuchten, ist es poliert. [Oder sollen wir uns freuen? / Der Stock meines Sohnes verachtet jedes andere Holz.] 16 Man gab es zum Polieren, dann packt es die Faust, / ein Schwert, geschärft und poliert / für des Henkers Hand. 17 Schrei und heule, Menschensohn! / Denn es richtet sich gegen mein Volk, / gegen alle Fürsten von Israel. Dem Schwert sind sie verfallen, / sie und mein Volk. Darum schlag auf die Hüfte! / 18 Denn es wurde erprobt. [Doch was wird, wenn auch der verachtende Stock nicht mehr ist?] - / Spruch Gottes, des Herrn. 19 Du, Menschensohn, sprich als Prophet / und schlag die Hände zusammen! Verdoppelt wird das Schwert, ja verdreifacht. / Ein Schwert zum Morden ist es, zum Morden, / das gewaltige Schwert, das sie durchbohrt. 20 Das Herz soll verzagen und viele sollen straucheln. / An all ihren Toren habe ich dem Schwert zu schlachten befohlen. Ja, zum Blitzen bist du gemacht, / zum Schlachten poliert. 21 Zeig, dass du scharf bist! / Zucke nach rechts und nach links, / wohin deine Schneide gelenkt wird. 22 Auch ich schlage die Hände zusammen; / meinen Zorn will ich stillen. - / Ich, der Herr, habe gesprochen.
Eine weitere symbolische Handlung:Das Schwert des Königs von Babel
23 Das Wort des Herrn erging an mich: 24 Du, Menschensohn, mach dir zwei Wege, auf denen das Schwert des Königs von Babel kommt. Sie sollen beide vom gleichen Land ausgehen. Am Anfang der beiden Wege stell einen Wegweiser zu je einer Stadt auf! 25 Gib die Richtung an, die das Schwert einschlagen kann: entweder Rabbat-Ammon oder Juda mit dem befestigten Jerusalem. 26 Denn der König von Babel steht an der Wegscheide, am Anfang der zwei Wege, und lässt das Orakel entscheiden: Er schüttelt die Pfeile, befragt die Götterbilder und hält Leberschau. 27 In seiner rechten Hand hält er den Entscheid des Orakels: Jerusalem. Jetzt wird er die Sturmböcke aufstellen, das Kampflied anstimmen, das Kriegsgeschrei erheben, die Sturmböcke auf die Tore richten, einen Damm aufschütten und Belagerungstürme bauen. 28 Doch in den Augen der Leute (von Jerusalem) ist das Orakel bedeutungslos. Für sie galten heilige Eide, darum wird er (der König von Babel) sie an ihre Schuld erinnern und sie packen. 29 Darum - so spricht Gott, der Herr: Ihr habt selbst an eure Schuld erinnert - eure Vergehen liegen offen zutage, eure Sünden sind samt all euren Untaten ans Licht gekommen -, und weil ihr überführt seid, wird man euch mit Gewalt packen. 30 Du entweihter, verbrecherischer Fürst von Israel, für den der Tag gekommen ist, die Zeit der endgültigen Abrechnung! 31 So spricht Gott, der Herr: Weg mit dem Turban, herunter mit der Krone! Nichts soll bleiben, wie es ist. Das Niedrige wird hoch, das Hohe wird niedrig. 32 Zu Trümmern, Trümmern, Trümmern mache ich die Stadt. [Auch dies geschieht nicht, bis der kommt, der auf sie ein Anrecht hat und dem ich sie geben will.] 33 Du aber, Menschensohn, sprich als Prophet und sag: So spricht Gott, der Herr, über die Ammoniter und ihr Hohngelächter. Du sollst sagen: Schwert, Schwert, gezückt zum Schlachten, poliert, um ganze Arbeit zu tun, um wie ein Blitz einzuschlagen. 34 Während sie noch für dich leere Visionen haben und dir falsche Orakel verkünden, ist den todgeweihten Verbrechern das Schwert schon an den Hals gelegt; jetzt ist für sie der Tag gekommen, die Zeit der endgültigen Abrechnung. 35 Steck das Schwert in die Scheide! An dem Ort, wo du erschaffen wurdest, im Land deiner Herkunft will ich dich richten. 36 Ich gieße meinen Groll über dich aus, das Feuer meines Zorns will ich gegen dich entfachen. Ich liefere dich grausamen Menschen aus, die ihr mörderisches Handwerk verstehen. 37 Das Feuer soll dich verzehren. Mitten im Land soll dein Blut fließen. An dich wird sich niemand erinnern. Denn ich, der Herr, habe gesprochen.
22
Anklage gegen Jerusalem
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Du, Menschensohn, willst du das Urteil sprechen, willst du das Urteil sprechen über die Stadt voll Blutschuld, willst du ihr alle ihre Gräueltaten bewusst machen, 3 dann sag zu ihr: So spricht Gott, der Herr: Du Stadt, die in ihrer Mitte Blut vergießt, sodass die Zeit (des Gerichts) über sie kommt, und die sich Götzen macht und dadurch unrein wird: 4 Durch das Blut, das du vergossen hast, bist du schuldig geworden und durch die Götzen, die du gemacht hast, bist du unrein geworden. Du hast dafür gesorgt, dass die Tage (deines Gerichts) nahe gerückt sind; so bist du ans Ende deiner Jahre gekommen. Deshalb mache ich dich zu einem Zeichen der Schande unter den Völkern und des höhnischen Spottes in allen Ländern. 5 Nah und Fern verhöhnt dich; denn dein Name ist befleckt und deine Bestürzung ist groß. 6 Jeder der Fürsten Israels strebt mit aller Macht danach, in dir Blut zu vergießen. 7 In dir verachtet man Vater und Mutter. In deiner Mitte beutet man die Fremden aus. In dir unterdrückt man Waisen und Witwen. 8 Was mir heilig ist, verachtest du. Meine Sabbat-Tage entweihst du. 9 In dir gibt es Verleumder, die Blut vergießen wollen. Man hält bei dir auf den Bergen Opfermahlzeiten ab. Schandtaten verübt man bei dir: 10 Man schändet die Frau des Vaters, man missbraucht bei dir Frauen während ihrer Blutung. 11 Der eine treibt abscheuliche Dinge mit der Frau seines Nächsten; ein anderer begeht die Schandtat, seine Schwiegertochter unrein zu machen, wieder ein anderer missbraucht seine Schwester, die Tochter seines Vaters. 12 Bei dir lässt man sich bestechen und vergießt dadurch Blut. Du nimmst Zins und treibst Wucher und erpresst deinen Nächsten. Mich aber hast du vergessen - Spruch Gottes, des Herrn. 13 Ich schlage meine Hände zusammen wegen des Gewinns, den du gemacht hast, und wegen der Morde, die in deiner Mitte geschehen sind. 14 Wird dein Herz standhalten können, werden deine Hände stark bleiben in den Tagen, in denen ich gegen dich vorgehe? Ich, der Herr, habe gesprochen und ich führe es aus. 15 Ich zerstreue deine Einwohner unter die Völker und vertreibe sie in alle Länder, ich mache der Unreinheit bei dir ein Ende. 16 Durch deine eigene Schuld bist du entweiht vor den Augen der Völker und du wirst erkennen, dass ich der Herr bin.
Der Schmelzofen des göttlichen Zorns
17 Das Wort des Herrn erging an mich: 18 Menschensohn, das Haus Israel ist für mich zu Schlacke geworden. Sie alle sollten Silber, Kupfer und Zinn, Eisen und Blei im Schmelzofen sein; doch sie sind Schlacke. 19 Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil ihr alle zu Schlacke geworden seid, werde ich euch mitten in Jerusalem sammeln. 20 Wie man Silber, Kupfer, Eisen, Blei und Zinn im Schmelzofen zusammentut und darunter das Feuer anzündet, um alles zum Schmelzen zu bringen, so will ich euch in meinem Zorn und Grimm zusammentun, will euch in den Ofen legen und euch zum Schmelzen bringen. 21 Ich tue euch alle zusammen hinein und lasse das Feuer meines Zorns gegen euch auflodern; darin werdet ihr dann schmelzen. 22 Wie Silber im Schmelzofen schmilzt, so werdet ihr darin zum Schmelzen gebracht. Dann erkennt ihr, dass ich, der Herr, meinen Zorn über euch ausschütte.
Die Verderbtheit aller Schichten des Volkes
23 Das Wort des Herrn erging an mich: 24 Menschensohn, sag zu dem Land: Du bist ein Land, das nicht vom Regen begossen, nicht benetzt wird am Tag des Zorns. 25 Mitten in ihm sind seine Fürsten wie brüllende Löwen, die auf Beute aus sind. Sie fressen Menschen, nehmen Schätze und Kostbarkeiten an sich und machen viele Frauen im Land zu Witwen. 26 Seine Priester vergewaltigen mein Gesetz. Sie entweihen, was mir heilig ist. Zwischen heilig und nicht heilig machen sie keinen Unterschied. Sie belehren niemand mehr über unrein und rein und vor meinen Sabbat-Tagen verschließen sie die Augen. So werde ich mitten unter ihnen entweiht. 27 Mitten in ihm sind seine Beamten wie Wölfe, die auf Beute aus sind; sie vergießen Blut und richten Menschenleben zugrunde, um Gewinn zu machen. 28 Seine Propheten aber übertünchen ihnen alles. Sie haben nichtige Visionen, verkünden ihnen falsche Orakel und sagen: So spricht Gott, der Herr - obwohl der Herr gar nicht gesprochen hat. 29 Die Bürger des Landes erpressen und rauben. Sie beuten die Schwachen und Armen aus und erpressen die Fremden gegen jedes Recht. 30 Da suchte ich unter ihnen einen Mann, der eine Mauer baut oder für das Land in die Bresche springt und mir entgegentritt, damit ich es nicht vernichten muss; aber ich fand keinen. 31 Darum schütte ich meinen Groll über sie aus. Ich vernichte sie im Feuer meines Zorns. Ihr Verhalten lasse ich auf sie selbst zurückfallen - Spruch Gottes, des Herrn.
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Das Gleichnis von den schamlosen Schwestern Israel und Juda
1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Menschensohn! Es waren einst zwei Frauen, Töchter der gleichen Mutter. 3 Sie trieben Unzucht in Ägypten, schon in ihrer Jugend trieben sie Unzucht; dort griff man nach ihren Brüsten, dort streichelte man ihre jugendliche Brust. 4 Die ältere hieß Ohola, ihre Schwester Oholiba. Sie wurden meine Frauen und gebaren Söhne und Töchter. Der Name Ohola meint Samaria, Oholiba Jerusalem. 5 Ohola wurde mir untreu. Sie hatte Verlangen nach ihren Liebhabern, den kriegerischen Assyrern, 6 den in Purpur gekleideten Statthaltern und Herren; alle waren begehrenswerte junge Männer, Reiter hoch zu Ross. 7 Auf sie richtete sie ihr unzüchtiges Verlangen. Sie alle gehörten zu den Tüchtigsten unter den Assyrern. Mit allen, nach denen sie Verlangen hatte, und mit all ihren Götzen machte sie sich unrein. 8 Die Unzucht, die sie in Ägypten getrieben hatte, gab sie nicht auf; denn schon als sie noch jung war, lagen die Ägypter bei ihr, drückten ihre jugendlichen Brüste und besudelten sie mit ihrer Unzucht. 9 Darum gab ich sie in die Gewalt ihrer Liebhaber, in die Gewalt der Assyrer, nach denen sie Verlangen hatte. 10 Sie entblößten ihre Scham, nahmen ihr die Söhne und Töchter weg und erschlugen sie selbst mit dem Schwert. So wurde sie zum warnenden Beispiel für alle Frauen und man vollstreckte an ihr das Urteil. 11 All das sah ihre Schwester Oholiba; trotzdem trieb sie es in ihrer Gier noch toller als sie und war in ihrer Schamlosigkeit noch schlimmer als sie. 12 Auch sie hatte Verlangen nach den Assyrern, nach den Statthaltern und Herren, den prächtig gekleideten Kriegern, den Reitern hoch zu Ross. Alle waren begehrenswerte junge Männer. 13 Ich sah, dass sie sich unrein machte. Beide trieben es gleich. 14 Doch Oholiba ging noch weiter in ihrem unzüchtigen Treiben: Sie sah mit Mennig gemalte Wandzeichnungen chaldäischer Männer, 15 die um die Hüften einen Lendenschurz und auf dem Kopf einen herabhängenden Kopfbund trugen. Alle sahen aus wie Helden, wie Babylonier [Chaldäa ist ihre Heimat]. 16 Als ihre Augen sie sahen, erwachte in ihr die Gier und sie schickte Boten zu ihnen nach Chaldäa. 17 Die Söhne Babels kamen zu ihrem Liebeslager und machten sie unrein mit ihrer Unzucht. Als sie aber durch sie unrein geworden war, wandte sie sich jäh von ihnen ab. 18 Weil sie so offen ihre Unzucht trieb und ihre Scham entblößte, wandte auch ich mich jäh von ihr ab, wie ich mich von ihrer Schwester abgewandt hatte. 19 Sie jedoch ging noch weiter in ihrem unzüchtigen Treiben. Sie dachte an die Tage ihrer Jugend, als sie in Ägypten Unzucht getrieben hatte. 20 Und es erwachte in ihr die Gier nach ihren Liebhabern, deren Glieder wie die Glieder der Esel und deren Erguss wie der Erguss der Hengste waren. 21 Du hattest nämlich das schändliche Treiben deiner Jugend vermisst, als die Ägypter nach deinen Brüsten griffen und deine jugendliche Brust streichelten. 22 Darum, Oholiba - so spricht Gott, der Herr -, hetze ich deine Liebhaber, von denen du dich jäh abgewandt hast, gegen dich auf, von allen Seiten führe ich sie gegen dich heran: 23 die Söhne Babels und alle Chaldäer, Männer aus Pekod, Schoa und Koa, dazu alle Assyrer, begehrenswerte junge Männer, lauter Statthalter und Herren, Helden und Krieger, alle hoch zu Ross. 24 In Scharen überfallen sie dich mit Reitern und Wagen und einem Heer aus vielen Völkern. Mit Langschilden, Rundschilden und Helmen bewaffnet, umstellen sie dich. Dann lege ich ihnen den Fall vor, damit sie nach ihrem Recht über dich richten. 25 Ich lasse dich meine Eifersucht fühlen, damit sie an dir voll Grimm die Strafe vollziehen: Nase und Ohren werden sie dir abschneiden. Was von dir übrig bleibt, fällt unter dem Schwert. Sie nehmen dir die Söhne und Töchter weg. Was dann noch übrig ist von dir, wird vom Feuer verzehrt. 26 Sie ziehen dir die Kleider aus und nehmen dir deinen Schmuck weg. 27 So mache ich deinem schändlichen Treiben und deiner Unzucht, die du schon in Ägypten getrieben hast, ein Ende. Du sollst deine Liebhaber nicht mehr ansehen und nie mehr an Ägypten denken. 28 Denn - so spricht Gott, der Herr - ich will dich in die Gewalt derer geben, gegen die du jetzt voll Hass bist, in die Gewalt derer, von denen du dich jäh abgewandt hast. 29 Sie werden voll Hass gegen dich vorgehen und dir alles nehmen, was du mühsam erworben hast. Sie werden dich nackt und bloß zurücklassen, deine lüsterne, schändliche und unzüchtige Scham wird entblößt sein. 30 Das tut man dir an, weil du den Völkern so unzüchtig nachgelaufen bist und dich mit ihren Götzen unrein gemacht hast. 31 Auf dem Weg deiner Schwester bist du gegangen, darum gebe ich dir ihren Becher in die Hand. 32 So spricht Gott, der Herr: Den Becher deiner Schwester sollst du leeren, / den tiefen und weiten, der viel fasst. / [Zum Gelächter und Gespött sollst du werden.] 33 Von Trunkenheit und Qual wirst du voll sein. / Ein Becher des Grauens und des Schauderns / ist der Becher deiner Schwester Samaria. 34 Du sollst ihn leertrinken, ja ausschlürfen, / du sollst seine Scherben zerbeißen / und dir die Brüste zerreißen. Denn ich habe gesprochen - Spruch Gottes, des Herrn. 35 Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil du mich vergessen und mich gänzlich verworfen hast, sollst auch du die Strafe für deine Unzucht und dein schändliches Treiben erleiden. 36 Der Herr sagte zu mir: Menschensohn, willst du über Ohola und Oholiba zu Gericht sitzen? Dann halt ihnen ihre Gräueltaten vor: 37 Sie haben die Ehe gebrochen und an ihren Händen klebt Blut. Mit ihren Götzen haben sie Ehebruch begangen, sogar ihre Söhne, die sie mir geboren hatten, ließen sie durch das Feuer gehen, den Götzen zum Fraß. 38 Noch mehr taten sie mir an: Am gleichen Tag haben sie mein Heiligtum unrein gemacht und meine Sabbat-Tage entweiht. 39 Denn noch am selben Tag, an dem sie ihre Söhne den Götzen schlachteten, kamen sie in mein Heiligtum und entweihten es. Ja, so trieben sie es in meinem Haus. 40 Sogar in weite Ferne hast du Boten geschickt und Männer zu dir eingeladen. Als sie kamen, hast du ihretwegen gebadet, deine Augen geschminkt und deinen Schmuck angelegt. 41 Du hast dich auf ein prunkvolles Lager gesetzt; davor stand ein Tisch bereit, auf den du meinen Weihrauch und mein Öl gestellt hattest. 42 Der Lärm einer sorglosen Menge umgab sie; denn laut zechten die Männer, die Unzahl von Menschen, die man aus der Wüste herbeigeholt hatte. Sie legten den beiden Schwestern Spangen an die Arme und setzten ihnen prächtige Kronen auf. 43 Ich dachte: So haben sie die Ehe gebrochen; wie eine Dirne es treibt, so treiben sie Unzucht. 44 Die Männer gingen zu ihr, wie man zu einer Dirne geht. So gingen sie zu Ohola und Oholiba, den schamlosen Frauen. 45 Doch gerechte Männer werden ihnen das Urteil sprechen nach der Rechtsvorschrift für Ehebrecherinnen und Mörderinnen. Denn sie haben Ehebruch begangen und an ihren Händen klebt Blut. 46 Ja, so spricht Gott, der Herr: Man berufe eine Volksversammlung gegen sie ein; sie sollen misshandelt und ausgeraubt werden. 47 Die Volksversammlung soll sie steinigen und mit Schwertern in Stücke hauen. Ihre Söhne und Töchter soll man töten und ihre Häuser verbrennen. 48 So mache ich dem schändlichen Treiben im Land ein Ende, damit alle Frauen gewarnt sind und nicht ebenso schamlos handeln wie ihr. 49 Man wird euch für euer schändliches Treiben bestrafen und ihr müsst für die Sünden büßen, die ihr mit euren Götzen begangen habt. Dann werdet ihr erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin.
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Weitere symbolische Handlungen: 24,1-27
Die vergebliche Reinigung der Stadt
1 Am zehnten Tag des zehnten Monats im neunten Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 2 Menschensohn, schreib dir das Datum dieses Tages auf, genau den heutigen Tag! Am heutigen Tag begann der König von Babel seinen Angriff auf Jerusalem. 3 Leg dem widerspenstigen Volk ein Gleichnis vor und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Stell einen Kessel aufs Feuer, / stell ihn auf; auch Wasser gieß ein! 4 Leg Fleisch hinein, / lauter gute Stücke, Lende und Schulter! / Gib die besten Knochen dazu! 5 Nimm auserlesene Schafe! / Auch Brennholz leg ringsum unter den Kessel! Lass die Fleischstücke kochen! / Auch die Knochen koch mit! 6 Darum - so spricht Gott, der Herr: Weh der Stadt voll Blutschuld, / weh dem verrosteten Kessel und weh dem Rost, der nicht abgeht. / Stück für Stück nimm wahllos heraus! 7 Denn das Blut, das die Stadt vergoss, / ist noch mitten in ihr. An den nackten Felsen hat sie es hingeschüttet. / Nicht auf die Erde hat sie es vergossen / und nicht mit Erde bedeckt, 8 sodass mein Zorn entbrannte und ich Rache nahm: / Auf dem nackten Felsen vergieße ich ihr Blut; / es wird nicht mit Erde bedeckt. 9 Darum - so spricht Gott, der Herr: Weh der Stadt voll Blutschuld. / Auch ich schichte einen großen Holzstoß auf, 10 ich häufe das Holz, / ich entzünde das Feuer, ich koche das Fleisch, / ich gieße die Brühe ab / [und die Knochen sollen verbrennen]. 11 Dann stelle ich den Kessel leer auf die Glut, damit das Metall sich erhitzt und glüht, damit schmilzt, was an ihm unrein ist, und der Rost verschwindet. 12 Doch umsonst die Mühe: Der starke Rost geht im Feuer nicht ab. 13 Wegen deiner Schandtaten und deiner Unreinheit - weil ich dich rein machen wollte, du aber nicht frei wurdest von deiner Unreinheit - sollst du nicht mehr rein werden, bis ich meinen Zorn an dir gestillt habe. 14 Ich, der Herr, habe gesprochen. Jetzt ist es soweit, ich führe es aus. Ich sehe nicht tatenlos zu. Ich habe kein Mitleid, es reut mich nicht. Nach deinem Verhalten und deinen Taten will ich dich richten - Spruch Gottes, des Herrn.
Die Zerstörung der Stadt
15 Das Wort des Herrn erging an mich: 16 Menschensohn, ich nehme dir die Freude deiner Augen durch einen jähen Tod. Doch du sollst weder klagen noch weinen. Keine Träne darfst du vergießen, 17 nur leise stöhnen. Keine Trauerfeier sollst du halten. Binde deinen Kopfbund um und zieh deine Schuhe an! Verhülle deinen Bart nicht, und iss kein Trauerbrot! 18 Ich redete am Morgen zum Volk. Meine Frau starb am Abend und ich tat am Morgen, was mir befohlen war. 19 Da sagte das Volk zu mir: Willst du uns nicht erklären, was dein Verhalten für uns zu bedeuten hat? 20 Ich antwortete ihnen: Das Wort des Herrn ist an mich ergangen. 21 Sag zum Haus Israel: So spricht Gott, der Herr: Ich will mein Heiligtum entweihen, den Zufluchtsort, auf den ihr so stolz seid, die Freude eurer Augen und die Sehnsucht eurer Seele. Eure Söhne und Töchter, die ihr zurückgelassen habt, werden unter dem Schwert fallen. 22 Dann werdet ihr genauso handeln wie ich: Ihr werdet den Bart nicht verhüllen und kein Trauerbrot essen. 23 Euren Kopfbund werdet ihr auf dem Kopf behalten und eure Schuhe an den Füßen. Ihr werdet weder klagen noch weinen, sondern wegen eurer Sünden dahinsiechen und miteinander stöhnen. 24 Ezechiel wird ein Mahnzeichen für euch sein. Genauso wie er gehandelt hat, werdet ihr handeln; wenn das eintrifft, werdet ihr erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin. 25 Du aber, Menschensohn, an jenem Tag, wenn ich ihnen ihren Zufluchtsort nehme, ihre Pracht und Wonne, die Freude ihrer Augen und die Sehnsucht ihrer Seele, ihre Söhne und Töchter, 26 an jenem Tag wird zu dir ein Flüchtling kommen, um dir die Nachricht zu bringen. 27 Und an jenem Tag wird in Gegenwart des Flüchtlings dein Mund geöffnet. Du wirst reden und nicht mehr stumm sein. So wirst du zu einem Mahnzeichen für sie und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.
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