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Das Buch Jeremia

1

Die Gerichtsworte über Jerusalem und Juda: 1,1 - 25,14

Überschrift

1 Die Worte Jeremias, des Sohnes Hilkijas, aus der Priesterschaft zu Anatot im Land Benjamin.
2 An ihn erging das Wort des Herrn zur Zeit des Königs Joschija von Juda, des Sohnes Amons, im dreizehnten Jahr seiner Regierung,
3 ebenso zur Zeit des Königs Jojakim von Juda, des Sohnes Joschijas, bis das elfte Jahr des Königs Zidkija von Juda, des Sohnes Joschijas, zu Ende ging, als im fünften Monat Jerusalem in die Verbannung ziehen musste.


Die Berufung Jeremias zum Propheten

4 Das Wort des Herrn erging an mich:
5 Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt.
6 Da sagte ich: Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung.
7 Aber der Herr erwiderte mir: Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden.
8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten - Spruch des Herrn.
9 Dann streckte der Herr seine Hand aus, berührte meinen Mund und sagte zu mir: Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund.
10 Sieh her! Am heutigen Tag setze ich dich über Völker und Reiche; du sollst ausreißen und niederreißen, vernichten und einreißen, aufbauen und einpflanzen.


Zwei Visionen

11 Das Wort des Herrn erging an mich: Was siehst du, Jeremia? Ich antwortete: Einen Mandelzweig sehe ich.
12 Da sprach der Herr zu mir: Du hast richtig gesehen; denn ich wache über mein Wort und führe es aus.
13 Abermals erging an mich das Wort des Herrn: Was siehst du? Ich antwortete: Einen dampfenden Kessel sehe ich; sein Rand neigt sich von Norden her.
14 Da sprach der Herr zu mir: Von Norden her ergießt sich das Unheil über alle Bewohner des Landes.
15 Ja, ich rufe alle Stämme der Nordreiche - Spruch des Herrn -, damit sie kommen und ihre Richterstühle an den Toreingängen Jerusalems aufstellen, gegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Städte von Juda.
16 Dann werde ich mein Urteil über sie sprechen und sie strafen für alles Böse, das sie getan haben, weil sie mich verlassen, anderen Göttern geopfert und das Werk ihrer eigenen Hände angebetet haben.
17 Du aber gürte dich, tritt vor sie hin und verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage. Erschrick nicht vor ihnen, sonst setze ich dich vor ihren Augen in Schrecken.
18 Ich selbst mache dich heute zur befestigten Stadt, zur eisernen Säule und zur ehernen Mauer gegen das ganze Land, gegen die Könige, Beamten und Priester von Juda und gegen die Bürger des Landes.
19 Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten - Spruch des Herrn.


2

Das treulose Volk

1 Das Wort des Herrn erging an mich:
2 Auf! Ruf Jerusalem laut ins Ohr: So spricht der Herr: Ich denke an deine Jugendtreue, an die Liebe deiner Brautzeit, wie du mir in der Wüste gefolgt bist, im Land ohne Aussaat.
3 Heiliger Besitz war Israel dem Herrn, Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer davon aß, machte sich schuldig, Unheil kam über ihn - Spruch des Herrn.
4 Hört das Wort des Herrn, ihr vom Haus Jakob und all ihr Geschlechter des Hauses Israel!
5 So spricht der Herr: Was fanden eure Väter Unrechtes an mir, dass sie sich von mir entfernten, nichtigen Göttern nachliefen und so selber zunichte wurden?
6 Sie fragten nicht: Wo ist der Herr, der uns aus Ägypten heraufgeführt, der uns in der Wüste den Weg gewiesen hat, im Land der Steppen und Schluchten, im dürren und düsteren Land, im Land, das keiner durchwandert und niemand bewohnt?
7 Ich brachte euch dann in das Gartenland, um euch seine Früchte und Güter genießen zu lassen. Aber kaum seid ihr dort gewesen, da habt ihr mein Land entweiht und mir mein Eigentum zum Abscheu gemacht.
8 Die Priester fragten nicht: Wo ist der Herr? Die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten des Volkes wurden mir untreu. Die Propheten traten im Dienst des Baal auf und liefen unnützen Götzen nach.
9 Darum muss ich euch weiter anklagen - Spruch des Herrn - und gegen eure Kindeskinder Klage erheben.
10 Geht doch hinüber zu den Inseln der Kittäer und seht euch um oder schickt nach Kedar, forscht genau nach und seht zu, ob irgendwo etwas Ähnliches geschah.
11 Hat je ein Volk seine Götter gewechselt? Dabei sind es gar keine Götter. Mein Volk aber hat seinen Ruhm gegen unnütze Götzen vertauscht.
12 Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, erschaudert gewaltig - Spruch des Herrn.
13 Denn mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich hat es verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten.
14 Ist Israel denn ein Knecht oder ein im Haus geborener Sklave? Warum wurde es zur Beute,
15 über der Löwen brüllten und knurrten? Man hat sein Land zur Wüste gemacht; seine Städte sind verbrannt und menschenleer.
16 Sogar die Leute von Memfis und Tachpanhes zertrümmern dir den Schädel.
17 Geschieht das nicht deshalb, weil du den Herrn, deinen Gott, verlassen hast?
18 Was nützt es dir jetzt, nach Ägypten zu laufen, um Nilwasser zu trinken, oder nach Assur zu laufen, um Eufratwasser zu trinken?
19 Dein böses Tun straft dich, deine Abtrünnigkeit klagt dich an. So erkenne doch und sieh ein, wie schlimm und bitter es ist, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und keine Furcht vor mir zu haben - Spruch Gottes, des Herrn der Heere.
20 Von jeher hast du dein Joch zerbrochen, deine Stricke zerrissen und gesagt: Ich will nicht dienen. Auf jedem hohen Hügel und unter jedem üppigen Baum hast du dich als Dirne hingestreckt.
21 Ich aber hatte dich als Edelrebe gepflanzt, als gutes, edles Gewächs. Wie hast du dich gewandelt zum Wildling, zum entarteten Weinstock!
22 Selbst wenn du dich mit Lauge waschen und noch so viel Seife verwenden wolltest, deine Schuld bliebe doch ein Schmutzfleck vor meinen Augen - Spruch Gottes, des Herrn.
23 Wie kannst du sagen: Ich bin nicht unrein geworden, den Baalen bin ich nicht nachgelaufen? Schau auf dein Treiben im Tal, erkenne, was du verübt hast. Eine schnelle Kamelstute bist du, die kreuz und quer ihre Wege rennt,
24 eine wilde Eselin, die an die Wüste gewöhnt ist. In ihrer Brunst schnappt sie nach Luft. Wer vermag ihre Gier zu hemmen? Jeder, der sie begehrt, findet sie ohne Mühe zur Zeit ihrer Brunst.
25 Gib Acht, dass du dir den Fuß nicht wund läufst und dass deine Kehle nicht durstig wird. Du aber sagst: Nein, lass mich! Denn ich bin verliebt in die Fremden und will ihnen nachlaufen.
26 Wie ein ertappter Dieb sich schämt, so müssen sich die Leute vom Haus Israel schämen, sie selbst, ihre Könige und Beamten, ihre Priester und Propheten.
27 Sie sagen ja zum Holz: «Du bist mein Vater», und zum Stein: «Du hast mich geboren». Sie kehren mir den Rücken zu und nicht das Gesicht; sind sie aber in Not, dann rufen sie: Erheb dich und hilf uns!
28 Wo sind nun deine Götter, die du dir gemacht hast? Sie mögen sich erheben, falls sie dir helfen können, wenn du in Not bist. Denn so zahlreich wie deine Städte, Juda, sind auch deine Götter.
29 Warum streitet ihr gegen mich? Ihr alle seid mir untreu geworden - Spruch des Herrn.
30 Vergeblich schlug ich eure Söhne; sie ließen sich nicht erziehen. Euer Schwert fraß eure Propheten wie ein reißender Löwe.
31 Ihr nun, das gegenwärtige Geschlecht, schaut auf das Wort des Herrn! Bin ich denn für Israel eine Wüste geworden oder ein finsteres Land? Warum sagt mein Volk: Wir wollen frei umherschweifen, wir kommen nicht mehr zu dir?
32 Vergisst denn ein Mädchen seinen Schmuck, eine Braut ihre Bänder? Mein Volk aber hat mich vergessen seit ungezählten Tagen.
33 Wie gut findest du deinen Weg, wenn du Liebe suchst. Sogar an Verbrechen hast du dein Verhalten gewöhnt.
34 Selbst am Saum deiner Kleider klebt das Blut von Armen, von Unschuldigen, die du nicht etwa beim Einbruch ertappt hast.
35 Und trotzdem sagst du: Ich bin unschuldig; sein Zorn hat sich ja von mir abgewandt. - Aber ich gehe ins Gericht mit dir, weil du sagst: Ich habe mich nicht versündigt.
36 Wie kannst du nur so leicht bereit sein, deinen Weg zu wechseln! Auch von Ägypten wirst du enttäuscht, wie du von Assur enttäuscht worden bist.
37 Auch von dort wirst du wegziehen, die Hände über dem Kopf. Denn der Herr verwirft alle, denen du vertraust; du hast mit ihnen kein Glück.


3

Der Bundesbruch als Ehebruch

1 Wenn ein Mann seine Frau entlässt und wenn sie von ihm weggeht und die Frau eines andern wird, wendet er sich dann ihr wieder zu? Würde das Land nicht völlig entweiht? Du aber hast mit vielen Freunden gebuhlt und da solltest du zu mir zurückkehren dürfen? - Spruch des Herrn.
2 Blick hin und schau zu den Höhen hinauf! Wo hast du dich nicht schänden lassen? An allen Wegen hast du auf sie gewartet wie ein Araber in der Wüste. Mit deiner Unzucht und Verkommenheit hast du das Land entweiht.
3 Da blieb der Regen aus und auch der Frühjahrsregen kam nicht. Doch du hattest die freche Stirn einer Dirne und wolltest dich nicht schämen.
4 Gewiss, von da an hast du mir zugerufen: Mein Vater, der Freund meiner Jugend bist du.
5 Wird er denn ewig zürnen oder immerfort nachtragen? Ja, so sagtest du und tatest Böses, so viel du konntest.
6 Der Herr sprach zu mir zur Zeit des Königs Joschija: Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, getan hat? Sie begab sich auf jeden hohen Berg und unter jeden üppigen Baum und trieb dort Unzucht.
7 Ich dachte: Nachdem sie dies alles getan hat, wird sie schließlich zu mir zurückkehren; aber sie kehrte nicht zurück. Das sah ihre Schwester Juda, die Treulose.
8 Auch sah sie, dass ich Israel, die Abtrünnige, wegen ihres Ehebruchs entließ und ihr die Scheidungsurkunde gab. Aber das schreckte ihre Schwester Juda, die Treulose, nicht ab; sie ging hin und trieb ebenfalls Unzucht.
9 Durch ihre leichtfertige Unzucht hat sie das Land entweiht und mit Stein und Holz Ehebruch getrieben.
10 Bei all dem ist auch ihre Schwester Juda, die Treulose, nicht mit ganzem Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Schein - Spruch des Herrn.
11 Auch sagte der Herr zu mir: Israel, die Abtrünnige, trifft weniger Schuld als Juda, die Treulose.
12 Geh hin, ruf diese Worte gegen Norden und sprich: Kehr zurück, Israel, du Abtrünnige - Spruch des Herrn! Ich schaue dich nicht mehr zornig an; denn ich bin gütig - Spruch des Herrn -, ich trage nicht ewig nach.
13 Doch erkenne deine Schuld: Dem Herrn, deinem Gott, hast du die Treue gebrochen, überallhin bist du zu den fremden Göttern gelaufen [unter jeden üppigen Baum], auf meine Stimme aber hast du nicht gehört - Spruch des Herrn.


Die bessere Zukunft

14 Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne - Spruch des Herrn; denn ich bin euer Gebieter. Ich hole euch, einen aus jeder Stadt und zwei aus jeder Sippe, und bringe euch nach Zion.
15 Ich gebe euch Hirten nach meinem Herzen; mit Einsicht und Klugheit werden sie euch weiden.
16 In jenen Tagen, wenn ihr euch im Land vermehrt und fruchtbar seid - Spruch des Herrn -, wird man nicht mehr rufen: Die Bundeslade des Herrn! Sie wird niemand in den Sinn kommen; man denkt nicht mehr an sie, vermisst sie nicht und stellt auch keine neue her.
17 In jener Zeit wird man Jerusalem «Thron des Herrn» nennen; dort, beim Namen des Herrn in Jerusalem, werden sich alle Völker versammeln und sie werden nicht mehr dem Trieb ihres bösen Herzens folgen.
18 In jenen Tagen wird das Haus Juda zum Haus Israel gehen und sie werden vereint aus dem Nordland in das Land kommen, das ich euren Vätern zum Erbe gegeben habe.


Die Umkehr durch Buße

19 Ich hatte gedacht: / Ja, ich will dich unter die Söhne aufnehmen und dir ein liebliches Land geben, / das herrlichste Erbteil unter den Völkern. Ich dachte, du würdest mich Vater nennen / und dich nicht abwenden von mir.
20 Doch wie eine Frau ihres Freundes wegen treulos wird, / so seid auch ihr mir treulos geworden, / ihr vom Haus Israel - Spruch des Herrn.
21 Horch, man hört auf den Höhen / das Weinen und Flehen der Söhne Israels, weil sie krumme Wege gegangen sind / und den Herrn, ihren Gott, vergessen haben.
22 Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne, / ich will eure Abtrünnigkeit heilen. «Da sind wir, wir kommen zu dir; / denn du bist der Herr, unser Gott!
23 Fürwahr, Trug sind die Höhen, / der Lärm auf den Bergen. Fürwahr, beim Herrn, unserm Gott, / ist Israels Rettung.
24 Doch der Baal fraß seit unsrer Jugend alles, / was unsere Väter erwarben, / ihre Schafe und Rinder, ihre Söhne und Töchter.
25 Wir betten uns in unsere Schmach / und unsere Schande bedeckt uns. Denn wir haben gesündigt gegen den Herrn, unsern Gott, / wir selbst und unsere Väter, / von Jugend an bis auf den heutigen Tag. / Wir haben nicht gehört auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes.»


4

1 Wenn du umkehren willst, Israel - Spruch des Herrn -, / darfst du zu mir zurückkehren; wenn du deine Gräuel entfernst, / brauchst du vor mir nicht zu fliehen.
2 Schwörst du aufrichtig: So wahr der Herr lebt!, / nach Recht und Gerechtigkeit, dann werden sich Völker mit ihm segnen / und seiner sich rühmen.
3 Denn so spricht der Herr / zu den Leuten von Juda und zu Jerusalem: Nehmt Neuland unter den Pflug / und sät nicht in die Dornen!
4 Beschneidet euch für den Herrn / und entfernt die Vorhaut eures Herzens, / ihr Leute von Juda und ihr Einwohner Jerusalems! Sonst bricht mein Zorn wie Feuer los / wegen eurer bösen Taten; / er brennt und niemand kann löschen.


Der Krieg im Land

5 Meldet es in Juda, / verkündet es in Jerusalem, stoßt überall im Land in die Trompete, / ruft aus voller Kehle und sagt: Sammelt euch! / Hinein in die befestigten Städte!
6 Stellt Wegzeichen auf: Nach Zion! / Flüchtet, bleibt nicht stehen! Denn Unheil bringe ich von Norden / und großes Verderben.
7 Der Löwe hat sich aus dem Dickicht erhoben, / der Völkerwürger ist aufgebrochen; er hat sein Land verlassen, um dein Land zur Wüste zu machen. / Deine Städte werden zerstört und entvölkert.
8 Darum legt Trauerkleider an, / klagt und heult: Nein, der glühende Zorn des Herrn / hat sich nicht von uns abgewandt.
9 An jenem Tag wird es geschehen - Spruch des Herrn: / Vergehen wird der Mut des Königs / und der Mut der Machthaber. Die Priester werden starr sein vor Schrecken, / die Propheten werden sich entsetzen.
10 Sie sagen: Ach, Gebieter und Herr, / wahrhaftig, schwer hast du getäuscht dieses Volk und Jerusalem. Du sagtest: Heil werdet ihr finden!, / und nun geht uns das Schwert an die Kehle.
11 In jener Zeit wird man von diesem Volk / und von Jerusalem sagen: Ein Glutwind von den Höhen in der Wüste / ist losgebrochen gegen die Tochter meines Volkes; / kein Wind zum Worfeln und Reinigen;
12 ein Wind, der viel heftiger ist, kommt auf meinen Befehl. / Jetzt spreche ich selbst das Urteil über sie.
13 Seht, wie Wettergewölk zieht er herauf, / seine Wagen gleichen dem Sturm, seine Rosse sind schneller als Adler. / Weh uns, wir sind verloren!
14 Wasche dein Herz vom Bösen rein, Jerusalem, / damit du gerettet wirst. Wie lange noch wohnen in dir / deine frevelhaften Gedanken?
15 Horcht nur, man meldet aus Dan, / aus Efraims Bergland kündet man Unheil:
16 Berichtet: Die Völker sind da! / Gebt Kunde an Jerusalem: Belagerer kommen aus fernem Land, / sie erheben gegen Judas Städte ihr Kriegsgeschrei.
17 Wie Feldwächter haben sie Juda umstellt; / denn mir hat es getrotzt - Spruch des Herrn.
18 Dein Verhalten und Tun haben dir das eingebracht. / Deine bösen Taten sind schuld, dass es so bitter steht, / dass es dich bis ins Herz trifft.
19 O mein Leib, mein Leib! / Ich winde mich vor Schmerz. O meines Herzens Wände! / Mein Herz tobt in mir; ich kann nicht schweigen. / Denn ich höre Trompetenschall und Kriegslärm;
20 «Schlag auf Schlag» schreit man, / das ganze Land wird verwüstet. Plötzlich sind meine Zelte vernichtet, / im Nu sind meine Zeltdecken dahin.
21 Wie lange noch muss ich die Kriegsfahne sehen, Trompetenschall hören?
22 Ach, töricht ist mein Volk; / mich kennen sie nicht. Sie sind unverständige Kinder, / ja, sie sind ohne Einsicht. Sie wissen, wie man Böses tut, / aber Gutes zu tun verstehen sie nicht.
23 Ich schaute die Erde an: Sie war wüst und wirr. / Ich schaute zum Himmel: Er war ohne sein Licht.
24 Ich schaute die Berge an: Sie wankten / und alle Hügel bebten.
25 Ich schaute hin: Kein Mensch war da, / auch alle Vögel des Himmels waren verschwunden.
26 Ich schaute hin: Das Gartenland war Wüste / und all seine Städte waren zerstört, zerstört durch den Herrn, / durch seinen glühenden Zorn.
27 Ja, so spricht der Herr: / Das ganze Land soll zur Öde werden; / doch völlig vernichten will ich es nicht.
28 Mag darüber die Erde vertrocknen / und der Himmel droben sich verfinstern: Fürwahr, ich habe gesprochen / und es reut mich nicht; ich habe meinen Plan gefasst / und nehme ihn nicht zurück.
29 Vor dem Lärm der Pferde und Bogenschützen / fliehen alle Bewohner des Landes; sie kriechen in Höhlen, / verstecken sich im Dickicht / und klettern die Felsen hinauf. Verlassen steht jede Stadt, / niemand wohnt mehr darin.
30 Du aber, was tust du? / Wie kannst du in Purpur dich kleiden, mit Goldschmuck dich zieren, / dir mit Schminke die Augen weiten? Umsonst machst du dich schön. / Die Liebhaber verschmähen dich; / sie trachten dir nach dem Leben.
31 Ja, ich höre Geschrei wie von einer Frau in Wehen, / Stöhnen wie von einer Erstgebärenden, / das Schreien der Tochter Zion, die nach Atem ringt und die Hände ausstreckt: / Weh mir, unter Mörderhand endet mein Leben!


5

1 Zieht durch Jerusalems Straßen, / schaut genau hin und forscht nach, sucht auf seinen Plätzen, ob ihr einen findet, / ob einer da ist, der Recht übt und auf Treue bedacht ist: / Dann will ich der Stadt verzeihen - Spruch des Herrn.
2 Doch selbst wenn sie sagen: / «So wahr der Herr lebt», / schwören sie gewiss einen Meineid.
3 Herr, sind deine Augen nicht auf Treue gerichtet? / Du hast sie geschlagen, / aber es tut ihnen nicht weh; du hast sie beinahe vernichtet, / aber sie wollen sich nicht erziehen lassen. Ihre Stirn ist härter als Stein, / sie weigern sich umzukehren.
4 Ich aber dachte: Nur die geringen Leute, / nur sie handeln töricht, weil sie den Weg des Herrn nicht kennen, / das Recht ihres Gottes.
5 Ich will doch lieber zu den Großen gehen / und zu ihnen reden; denn sie kennen den Weg des Herrn, / das Recht ihres Gottes. Doch auch sie haben das Joch zerbrochen, / die Stricke zerrissen.
6 Darum schlägt sie der Löwe des Waldes, / der Steppenwolf überwältigt sie. Vor ihren Städten lauert der Panther, / alle, die herauskommen, werden zerfleischt. Denn zahlreich sind ihre Verbrechen, / schwer wiegt ihre Abtrünnigkeit.
7 Weshalb sollte ich dir vergeben? / Deine Söhne haben mich verlassen / und bei Nichtgöttern geschworen. Ich machte sie satt, doch sie trieben Ehebruch / und waren zu Gast im Dirnenhaus.
8 Hengste sind sie geworden, feist und geil, / jeder wiehert nach der Frau seines Nächsten.
9 Sollte ich das nicht bestrafen - Spruch des Herrn - / und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?
10 Steigt auf ihre Rebenhänge, und verwüstet sie! / Doch völlig vernichten sollt ihr sie nicht.Reißt ihre Reben weg; / denn sie gehören nicht dem Herrn.
11 Sie sind mir ja gänzlich untreu geworden, / das Haus Israel und das Haus Juda - Spruch des Herrn.
12 Sie haben den Herrn verleugnet und gesagt: / Er ist ein Nichts! Kein Unheil kommt über uns, / weder Schwert noch Hunger werden wir spüren.
13 Doch diese Propheten werden zunichte; / das Gotteswort ist nicht bei ihnen. / [So wird es ihnen ergehen.]
14 Darum - so spricht der Herr, / der Gott der Heere: Weil man solche Reden führt, / seht, darum mache ich meine Worte / in deinem Mund zu Feuersglut und dieses Volk da zum Brennholz, / das von ihr verzehrt wird.
15 Seht, ich lasse über euch herfallen, Haus Israel, / ein Volk aus der Ferne - Spruch des Herrn.Ein unüberwindliches Volk ist es, / ein uraltes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst / und dessen Rede du nicht verstehst.
16 Sein Köcher ist wie ein offenes Grab, / sie alle sind Helden.
17 Es frisst deine Ernte und dein Brot, / es frisst deine Söhne und Töchter, es frisst deine Schafe und Rinder, / es frisst deinen Weinstock und Feigenbaum, es zerschlägt mit dem Schwert / deine befestigten Städte, auf die du vertraust.
18 Doch auch in jenen Tagen - Spruch des Herrn - will ich euch nicht völlig vernichten.
19 Wenn man dann fragt: Weshalb hat der Herr, unser Gott, uns das alles angetan?, so sag zu ihnen: Wie ihr mich verlassen und fremden Göttern in eurem Land gedient habt, so müsst ihr Fremden dienen in einem Land, das euch nicht gehört.
20 Verkündet dies im Haus Jakob / und ruft es in Juda aus:
21 Hör das, du törichtes Volk ohne Verstand: / Augen haben sie und sehen nicht; / Ohren haben sie und hören nicht.
22 Fürchtet ihr mich denn nicht - Spruch des Herrn -, / zittert ihr nicht vor meinem Angesicht? Ich bin es, der dem Meer die Düne als Grenze gesetzt hat, / als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf. Mag es auch toben, es richtet nichts aus; / mögen seine Wogen auch tosen, / sie können die Schranke nicht überschreiten.
23 Dieses Volk aber hat ein störrisches, trotziges Herz. / Sie wichen vom Weg ab und gingen davon.
24 Sie sagten nicht bei sich selbst: / Lasst uns den Herrn fürchten, unseren Gott, der Regen spendet im Herbst / und im Frühjahr zur rechten Zeit, / der uns die feste Ordnung der Erntewochen bewahrt.
25 Eure Frevel haben diese Ordnung gestört, / eure Sünden haben euch den Regen vorenthalten.
26 Ja, Frevler gibt es in meinem Volk; / sie lauern, gebückt wie Vogelsteller, Fallen stellen sie auf, / Menschen wollen sie fangen.
27 Wie ein Korb mit Vögeln gefüllt ist, / so sind ihre Häuser voll Betrug; dadurch sind sie mächtig und reich geworden, /
28 fett und feist.Auch sündigen sie durch ruchloses Tun. / Das Recht pflegen sie nicht,das Recht der Waisen, die Erfolg erwarten, / und die Sache der Armen entscheiden sie nicht.
29 Sollte ich das nicht bestrafen - Spruch des Herrn - / und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?
30 Wüstes, Grässliches geschieht im Land: /
31 Die Propheten weissagen Lüge und die Priester richten ihre Lehre nach ihnen aus; / mein Volk aber liebt es so. Doch was werdet ihr tun, / wenn es damit zu Ende geht?


6

1 Flieht, ihr Leute von Benjamin, / hinaus aus Jerusalem! Stoßt in Tekoa in die Trompete / und richtet über Bet-Kerem ein Zeichen auf! Denn von Norden droht Unheil / und großes Verderben.
2 Die Schöne und Verwöhnte, / die Tochter Zion, ich vernichte sie.
3 Hirten kommen zu ihr mit ihren Herden; / sie schlagen rings um sie ihre Zelte auf, / jeder weidet seinen Bereich ab.
4 Ruft gegen Zion den Heiligen Krieg aus! / Auf! Greifen wir an am Mittag! - Weh uns: Schon neigt sich der Tag, / die Abendschatten strecken sich.
5 Auf! Greifen wir an in der Nacht, / zerstören wir ihre Paläste!
6 Denn so spricht der Herr der Heere: Fällt ihre Bäume / und werft einen Wall auf gegen Jerusalem! Das ist die Stadt, von der erwiesen ist: / Alles in ihr ist Unterdrückung.
7 Wie ein Brunnen sein Wasser sprudeln lässt, / so lässt sie ihre Schlechtigkeit sprudeln. Von Gewalttat und Unrecht hört man in ihr; / ständig sind mir vor Augen Leid und Misshandlung.
8 Lass dich warnen, Jerusalem, / sonst trenne ich mich von dir, sonst mache ich dich zur Wüste, / zum Land ohne Bewohner.
9 So spricht der Herr der Heere: Genaue Nachlese wie am Weinstock / soll man halten am Rest Israels. Leg deine Hand an / wie ein Winzer an die Reben!
10 Zu wem soll ich reden / und wer wird mich hören, wenn ich mahne? Ihr Ohr ist ja unbeschnitten, / sie können nichts vernehmen. Das Wort des Herrn dient ihnen zum Spott; / es gefällt ihnen nicht.
11 Darum bin ich erfüllt vom Zorn des Herrn, / bin es müde, ihn länger zurückzuhalten. - Gieß ihn aus über das Kind auf der Straße / und zugleich über die Schar der jungen Männer! Ja, alle werden gefangen genommen, / Mann und Frau, Greis und Hochbetagter.
12 Ihre Häuser gehen an andere über, / die Felder und auch die Frauen. Denn ich strecke meine Hand aus / gegen die Bewohner des Landes - Spruch des Herrn.
13 Sie sind doch alle, vom Kleinsten bis zum Größten, / nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester / betrügen sie alle.
14 Den Schaden meines Volkes möchten sie leichthin heilen, indem sie rufen: / Heil, Heil! Aber kein Heil ist da.
15 Schämen müssten sie sich, / weil sie Gräuel verüben. Doch sie schämen sich nicht; / Scham ist ihnen unbekannt. Deshalb müssen sie fallen, / wenn die anderen fallen. Sobald ich sie zur Rechenschaft ziehe, / werden sie stürzen, spricht der Herr.


Jerusalems Trotz

16 So spricht der Herr: Stellt euch an die Wege und haltet Ausschau, / fragt nach den Pfaden der Vorzeit, fragt, wo der Weg zum Guten liegt; / geht auf ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. / Sie aber sagten: Wir gehen nicht.
17 Auch habe ich Wächter für euch aufgestellt: / Achtet auf den Schall der Trompete! / Sie aber sagten: Wir achten nicht darauf.
18 Darum hört, ihr Völker, und erkennt, / was ich ihnen antun will.
19 Höre es, Erde! / Schon bringe ich Unheil über dieses Volk / als die Frucht seiner bösen Gesinnung. Denn auf meine Worte haben sie nicht geachtet / und meine Weisung haben sie verschmäht.
20 Was soll mir der Weihrauch aus Saba / und das gute Gewürzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer gefallen mir nicht, / eure Schlachtopfer sind mir nicht angenehm.
21 Darum - so spricht der Herr: Ich lege diesem Volk Hindernisse in den Weg, / sodass sie darüber straucheln. Väter und Söhne zusammen, / einer wie der andere geht zugrunde.
22 So spricht der Herr: Seht, ein Volk zieht vom Nordland heran, / ein großes Volk bricht auf / von den Grenzen der Erde.
23 Sie kommen mit Bogen und Sichelschwert, / grausam sind sie und ohne Erbarmen.Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres / und sie reiten auf Rossen, Krieger, zum Kampf gerüstet / gegen dich, Tochter Zion.
24 Kaum hörten wir diese Nachricht, / da erschlafften uns die Hände, es packte uns die Angst, / das Zittern wie eine Gebärende.
25 Geht nicht aufs Feld hinaus, / macht euch nicht auf den Weg; / denn der Feind greift zum Schwert - Grauen ringsum!
26 Tochter, mein Volk, leg das Trauerkleid an / und wälz dich im Staub! Halte Trauer wie um den einzigen Sohn, bitterste Klage: / «Ach, jählings kam über uns der Verwüster.»


Der Prophet als Prüfer des Volkes

27 Zum Prüfer für mein Volk habe ich dich bestellt [zum Metallprüfer]; / du sollst sein Verhalten erkennen und prüfen.
28 Sie alle sind schlimme Empörer, / Verleumder sind sie, Bronze und Eisen sind sie, / alle zusammen Verbrecher.
29 Der Blasebalg schnaubt, / doch das Blei bleibt unberührt vom Feuer. Umsonst versucht der Schmelzer zu schmelzen; / die Bösen lassen sich nicht ausscheiden.
30 «Verworfenes Silber» nennt man sie; / denn verworfen hat sie der Herr.


7

Die Tempelrede

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:
2 Stell dich an das Tor des Hauses des Herrn! Dort ruf dieses Wort aus und sprich: Hört das Wort des Herrn, ganz Juda, alle, die ihr durch diese Tore kommt, um dem Herrn zu huldigen.
3 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort.
4 Vertraut nicht auf die trügerischen Worte: Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist hier!
5 Denn nur wenn ihr euer Verhalten und euer Tun von Grund auf bessert, wenn ihr gerecht entscheidet im Rechtsstreit,
6 wenn ihr die Fremden, die Waisen und Witwen nicht unterdrückt, unschuldiges Blut an diesem Ort nicht vergießt und nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden,
7 dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort, in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe für ewige Zeiten.
8 Freilich, ihr vertraut auf die trügerischen Worte, die nichts nützen.
9 Wie? Stehlen, morden, die Ehe brechen, falsch schwören, dem Baal opfern und anderen Göttern nachlaufen, die ihr nicht kennt,
10 und dabei kommt ihr und tretet vor mein Angesicht in diesem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, und sagt: Wir sind geborgen!, um dann weiter alle jene Gräuel zu treiben.
11 Ist denn in euren Augen dieses Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, eine Räuberhöhle geworden? Gut, dann betrachte auch ich es so - Spruch des Herrn.
12 Geht doch zu meiner Stätte in Schilo, wo ich früher meinen Namen wohnen ließ, und schaut, was ich ihr angetan habe wegen des Bösen, das mein Volk Israel verübt hat.
13 Nun denn, ihr habt genau das Gleiche getan - Spruch des Herrn. Als ich immer wieder zu euch redete, habt ihr nicht gehört; als ich euch rief, habt ihr nicht geantwortet.
14 Deshalb werde ich mit dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist und auf das ihr euch verlasst, und mit der Stätte, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich mit Schilo verfuhr.
15 Verstoßen werde ich euch von meinem Angesicht, wie ich alle eure Brüder, alle Nachkommen Efraims, verstoßen habe.


Die Verwerfung der Abtrünnigen

16 Du aber, bete nicht für dieses Volk! Fang nicht an, für sie zu flehen und zu bitten! Dränge mich nicht! Denn ich werde dich nicht erhören.
17 Siehst du nicht, was sie in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems treiben?
18 Die Kinder sammeln Holz, die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten den Teig, um Opferkuchen für die Himmelskönigin zu backen. Anderen Göttern spendet man Trankopfer, um mir wehzutun.
19 Aber tun sie wirklich mir weh - Spruch des Herrn -, und nicht vielmehr sich selbst, zu ihrer eigenen Schande?
20 Darum - so spricht Gott der Herr: Seht, mein Zorn und Grimm ergießt sich über diesen Ort, über Menschen und Vieh, über die Bäume des Feldes und die Früchte des Ackers; er brennt und wird nicht erlöschen.


Gehorsam, nicht Opfer

21 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Häuft nur Brandopfer auf Schlachtopfer und esst Opferfleisch!
22 Denn ich habe euren Vätern, als ich sie aus Ägypten herausführte, nichts gesagt und nichts befohlen, was Brandopfer und Schlachtopfer betrifft.
23 Vielmehr gab ich ihnen folgendes Gebot: Hört auf meine Stimme, dann will ich euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein. Geht in allem den Weg, den ich euch befehle, damit es euch gut geht.
24 Sie aber hörten nicht und neigten mir ihr Ohr nicht zu, sondern folgten den Eingebungen und Trieben ihres bösen Herzens. Sie zeigten mir den Rücken und nicht das Gesicht.
25 Von dem Tag an, als eure Väter aus Ägypten auszogen, bis auf den heutigen Tag sandte ich zu euch immer wieder alle meine Knechte, die Propheten.
26 Aber man hörte nicht auf mich und neigte mir nicht das Ohr zu, vielmehr blieben sie hartnäckig und trieben es noch schlimmer als ihre Väter.
27 Auch wenn du ihnen alle diese Worte sagst, werden sie nicht auf dich hören. Wenn du sie rufst, werden sie dir nicht antworten.
28 Sag ihnen also: Dies ist das Volk, das nicht auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, hörte und sich nicht erziehen ließ. Die Treue ist dahin, aus ihrem Mund verschwunden.


Die Gräuel des Götzendienstes

29 Schneide dein Haar ab und wirf es weg, stimm Klage an auf den Höhen! Denn der Herr hat das Geschlecht, dem er grollt, verworfen und verstoßen.
30 Ja, die Söhne Judas taten, was mir missfällt - Spruch des Herrn. Sie haben in dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, ihre Scheusale aufgestellt, um es zu entweihen.
31 Auch haben sie die Kulthöhe des Tofet im Tal Ben-Hinnom gebaut, um ihre Söhne und Töchter im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist.
32 Seht, darum kommen Tage - Spruch des Herrn -, da wird man nicht mehr vom Tofet reden oder vom Tal Ben-Hinnom, sondern vom Mordtal und im Tofet wird man Tote begraben, weil anderswo kein Platz mehr ist.
33 Ja, die Leichen dieses Volkes werden den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen und niemand wird sie verscheuchen.
34 Verstummen lasse ich in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems Jubelruf und Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut; denn das Land wird zur Wüste werden.


8

1 In jener Zeit - Spruch des Herrn - wird man die Gebeine der Könige von Juda, die Gebeine seiner Beamten, die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Einwohner Jerusalems aus ihren Gräbern holen.
2 Man wird sie hinstreuen vor die Sonne, den Mond und das ganze Himmelsheer, denen ihre Liebe galt, denen sie dienten und nachliefen, die sie befragten und anbeteten. Sie werden weder gesammelt noch bestattet werden. Dünger auf dem Acker sollen sie sein.
3 Besser als das Leben wäre der Tod auch für den Rest, für alle, die übrig bleiben von diesem bösen Geschlecht an allen Orten, überall, wohin immer ich sie verstoße - Spruch des Herrn der Heere.


Abkehr und Strafe

4 Du sollst zu ihnen sagen: So spricht der Herr: / Wer hinfällt, steht der nicht wieder auf?Wer vom Weg abkommt, / kehrt der nicht wieder zurück?
5 Warum wendet dieses Volk sich ab [Jerusalem] / und beharrt auf der Abkehr? Warum hält es am Irrtum fest, / weigert sich umzukehren?
6 Ich horche hin und höre: / Schlechtes reden sie, / keiner bereut sein böses Tun und sagt: / Was habe ich getan? Jeder wendet sich ab und läuft weg, / schnell wie ein Ross, das im Kampf dahinstürmt.
7 Selbst der Storch am Himmel kennt seine Zeiten; / Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Frist ihrer Rückkehr ein; / mein Volk aber kennt nicht die Rechtsordnung des Herrn.
8 Wie könnt ihr sagen: Weise sind wir / und das Gesetz des Herrn ist bei uns? Ja! Aber der Lügengriffel der Schreiber / hat es zur Lüge gemacht.
9 Zuschanden werden die Weisen, / sie stehen bestürzt da und werden gefangen. Das Wort des Herrn haben sie verworfen / und ihre eigene Weisheit, was nützt sie ihnen?
10 Darum gebe ich ihre Frauen an Fremde, / ihre Felder an Eroberer. Sind sie doch alle, vom Kleinsten bis zum Größten, nur auf Gewinn aus; / vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle.
11 Den Schaden der Tochter, meines Volkes, / möchten sie leichthin heilen, indem sie rufen: / Heil, Heil! Aber kein Heil ist da.
12 Schämen müssten sie sich, weil sie Gräuel verüben. / Doch sie schämen sich nicht; / Scham ist ihnen unbekannt. Deshalb müssen sie fallen, / wenn die anderen fallen. Sobald ich sie zur Rechenschaft ziehe, / werden sie stürzen, spricht der Herr.
13 Will ich bei ihnen ernten - Spruch des Herrn - / so sind keine Trauben am Weinstock,keine Feigen am Feigenbaum, / und das Laub ist verwelkt. / Darum habe ich für sie Verwüster bestellt.
14 Warum sitzen wir da? Sammelt euch! / Hinein in die befestigten Städte! Dort werden wir umkommen; / denn der Herr, unser Gott, lässt uns umkommen. Er lässt uns Giftwasser trinken, / weil wir gesündigt haben gegen den Herrn.
15 [Wir hofften auf Heil, / doch kommt nichts Gutes, auf die Zeit der Heilung, / doch ach, nur Schrecken!]
16 Man hört von Dan her das Schnauben der Rosse, / vom Wiehern seiner Hengste bebt das ganze Land. Sie kommen und fressen das Land und seinen Ertrag, / die Stadt und ihre Bewohner.
17 Denn seht, ich sende giftige Schlangen unter euch, / gegen die es keine Beschwörung gibt;sie werden euch beißen / [- Spruch des Herrn -] und es gibt keine Heilung.
18 Kummer steigt in mir auf, / mein Herz ist krank.
19 Horch! Die Tochter, mein Volk, / schreit aus einem fernen Land: Ist denn der Herr nicht in Zion / oder ist sein König nicht dort? - [Warum haben sie mich erzürnt / mit ihren Götterbildern, mit den fremden Götzen?]
20 Die Ernte ist vorüber, der Herbst ist vorbei, / uns aber ist nicht geholfen worden.
21 Der Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes, / hat mich gebrochen, / traurig bin ich, Entsetzen hat mich gepackt.
22 Gibt es denn keinen Balsam in Gilead, / ist dort kein Wundarzt? Warum schließt sich denn nicht / die Wunde der Tochter, meines Volkes?
23 Ach, wäre mein Haupt doch Wasser, / mein Auge ein Tränenquell: Tag und Nacht beweinte ich / die Erschlagenen der Tochter, meines Volkes.


9

1 Hätte ich doch eine Herberge in der Wüste! / Dann könnte ich mein Volk verlassen und von ihm weggehen. Denn sie sind alle Ehebrecher, / eine Rotte von Treulosen.
2 Sie machen ihre Zunge zu einem gespannten Bogen; / Lüge, nicht Wahrhaftigkeit herrscht im Land. Ja, sie schreiten von Verbrechen zu Verbrechen; / mich aber kennen sie nicht - Spruch des Herrn.
3 Nehmt euch in Acht vor eurem Nächsten, / keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder betrügt / und jeder Nächste verleumdet.
4 Ein jeder täuscht seinen Nächsten, / die Wahrheit reden sie nicht. Sie haben ihre Zunge ans Lügen gewöhnt, / sie handeln verkehrt, zur Umkehr sind sie zu träge.
5 Überall Unterdrückung, nichts als Betrug! / Sie weigern sich, mich zu kennen - / Spruch des Herrn.
6 Darum - so spricht der Herr der Heere: / Ja, ich werde sie schmelzen und prüfen; denn wie sollte ich sonst verfahren / mit der Tochter, meinem Volk?
7 Ein tödlicher Pfeil ist ihre Zunge, / trügerisch redet ihr Mund; «Friede», sagt man zum Nächsten, / doch im Herzen plant man den Überfall.
8 Sollte ich sie dafür nicht bestrafen - Spruch des Herrn - / und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?
9 Erhebt über die Berge hin Weinen und Klagen, / über die Weideplätze der Steppe ein Totenlied! Denn sie sind verwüstet, niemand zieht hindurch / und sie hören die Stimme der Herden nicht mehr. Von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh / ist alles geflohen, auf und davon.
10 Jerusalem mache ich zum Trümmerhaufen, / zur Behausung für Schakale. Judas Städte mache ich zum Ödland, / das niemand bewohnt.
11 Wer ist so weise, dass er dies einsieht? Zu wem hat der Mund des Herrn geredet, dass er verkünden kann, warum das Land zugrunde geht, warum es verwüstet ist gleich der Wüste, die niemand durchzieht?
12 Der Herr erwiderte: Weil sie meine Weisung aufgaben, die ich ihnen vorgelegt habe, nicht auf meine Stimme hörten und nicht meine Weisung befolgten,
13 sondern dem Trieb ihres Herzens folgten und den Baalen nachliefen, an die ihre Väter sie gewöhnt hatten.
14 Darum - so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ich gebe ihnen [diesem Volk] Wermut zu essen und Giftwasser zu trinken.
15 Ich zerstreue sie unter die Völker, von denen weder sie noch ihre Väter wussten, und schicke das Schwert hinter ihnen her, bis ich sie vernichtet habe.
16 So spricht der Herr der Heere: Begreift es! Ruft die Klagefrauen herbei! / Schickt nach den weisen Frauen! Sie sollen kommen.
17 Schnell sollen sie kommen / und Klage über uns anstimmen, sodass unsre Augen von Tränen fließen / und unsre Wimpern von Wasser triefen.
18 Da, horch, ein Klagelied ist aus Zion zu hören: / Ach, wie sind wir misshandelt, / in große Schande gestürzt! Wir müssen die Heimat verlassen, / unsre Wohnungen hat man zerstört.
19 Ja, hört, ihr Frauen, das Wort des Herrn, / euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes.Lehrt eure Töchter die Klage, / eine lehre die andere das Totenlied:
20 Der Tod ist durch unsre Fenster gestiegen, / eingedrungen in unsre Paläste. Er rafft das Kind von der Straße weg, / von den Plätzen die jungen Männer.
21 Die Leichen der Leute / liegen wie Dünger auf dem Feld, wie Garben hinter dem Schnitter; / keiner ist da, der sie sammelt.
22 So spricht der Herr: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, / der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, / der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums.
23 Nein, wer sich rühmen will, rühme sich dessen, / dass er Einsicht hat und mich erkennt,dass er weiß: Ich, der Herr, bin es, / der auf der Erde Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft. Denn an solchen Menschen habe ich Gefallen - / Spruch des Herrn.
24 Fürwahr, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da ziehe ich alle Beschnittenen zur Rechenschaft:
25 Ägypten, Juda, Edom, Ammon, Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen; denn alle Völker gelten mir als unbeschnitten - auch das ganze Haus Israel hat ein unbeschnittenes Herz.


10

1 Hört das Wort, das der Herr zu euch spricht, ihr vom Haus Israel.
2 So spricht der Herr: Gewöhnt euch nicht an den Weg der Völker, / erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels, / wenn auch die Völker vor ihnen erschrecken.
3 Denn die Gebräuche der Völker sind leerer Wahn. / Ihre Götzen sind nur Holz, das man im Wald schlägt, / ein Werk aus der Hand des Schnitzers, / mit dem Messer verfertigt.
4 Er verziert es mit Silber und Gold, / mit Nagel und Hammer macht er es fest, sodass es nicht wackelt.
5 Sie sind wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld. / Sie können nicht reden; / man muss sie tragen, weil sie nicht gehen können. Fürchtet euch nicht vor ihnen; / denn sie können weder Schaden zufügen / noch Gutes bewirken.
6 Niemand, Herr, ist wie du: / Groß bist du und groß an Kraft ist dein Name.
7 Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? / Ja, das steht dir zu. Denn unter allen Weisen der Völker / und in jedem ihrer Reiche ist keiner wie du.
8 Sie alle sind töricht und dumm. / Was die nichtigen Götzen zu bieten haben - Holz ist es.
9 Sie sind gehämmertes Silber aus Tarschisch und Gold aus Ofir, / Arbeit des Schnitzers und Goldschmieds; violetter und roter Purpur ist ihr Gewand; / sie alle sind nur das Werk kunstfertiger Männer.
10 Der Herr aber ist in Wahrheit Gott, / lebendiger Gott und ewiger König. Vor seinem Zorn erbebt die Erde, / die Völker halten seinen Groll nicht aus.
11 Von jenen dagegen sollt ihr sagen: / Die Götter, die weder Himmel noch Erde erschufen, / sie sollen verschwinden von der Erde und unter dem Himmel.
12 Er aber hat die Erde erschaffen durch seine Kraft, / den Erdkreis gegründet durch seine Weisheit, / durch seine Einsicht den Himmel ausgespannt.
13 Lässt er seine Stimme ertönen, / dann rauschen die Wasser am Himmel. Wolken führt er herauf vom Rand der Erde; / er lässt es blitzen und regnen, / aus seinen Kammern entsendet er den Wind.
14 Töricht steht jeder Mensch da, ohne Erkenntnis, / beschämt jeder Goldschmied mit seinem Götzenbild; denn seine Bilder sind Trug, / kein Atem ist in ihnen.
15 Nichtig sind sie, ein Spottgebilde. / Zur Zeit ihrer Heimsuchung gehen sie zugrunde.
16 Anders der Gott, der Jakobs Anteil ist. / Denn er ist der Schöpfer des Alls und Israel der Stamm, der ihm gehört. / Herr der Heere ist sein Name.


Klage und Bitte

17 Raff dein Bündel zusammen! Fort aus dem Land, / du schwer bedrängte Stadt!
18 Denn so spricht der Herr: Fürwahr, diesmal schleudere ich / die Bewohner des Landes hinweg und bringe sie in Bedrängnis, / damit sie mich finden.
19 Weh mir ob meines Zusammenbruchs! / Unheilbar ist meine Wunde. Ich aber hatte gedacht: / Das ist doch nur eine Krankheit, die ich ertragen kann.
20 Nun ist mein Zelt verwüstet, / alle meine Zeltstricke sind zerrissen. Meine Kinder gingen von mir fort / und sind nicht mehr. Niemand schlägt mein Zelt wieder auf / und breitet darüber die Zeltdecken aus.
21 Denn töricht waren die Hirten, / den Herrn suchten sie nicht; deshalb hatten sie keinen Erfolg / und ihre ganze Herde wurde zerstreut.
22 Horch, eine Kunde trifft eben ein, / großes Getöse vom Nordland her: Judas Städte sollen zum Ödland werden, / zur Behausung für Schakale.
23 Ich weiß, Herr, dass der Mensch seinen Weg nicht zu bestimmen vermag, / dass keiner beim Gehen seinen Schritt lenken kann.
24 Herr, züchtige mich, doch mit rechtem Maß, / nicht in deinem Zorn, / sonst machst du mich allzu elend.
25 Gieß deinen Zorn aus über die Völker, / die dich nicht kennen, und über die Stämme, / die deinen Namen nicht anrufen. Denn sie haben Jakob verschlungen und vernichtet, / seine Wohnstätte verwüstet.


11

Der gebrochene Bund

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:
2 Hört die Worte dieses Bundes! Du sollst sie den Leuten von Juda und den Einwohnern Jerusalems verkünden.
3 Du sollst ihnen sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Verflucht der Mensch, der nicht hört auf die Worte dieses Bundes,
4 die ich euren Vätern aufgetragen habe, als ich sie aus Ägypten herausführte, aus dem Schmelzofen des Eisens: Hört auf meine Stimme, und handelt in allem nach meinen Geboten; dann werdet ihr mein Volk sein und ich will euer Gott sein.
5 Nur so kann ich den Eid halten, den ich euren Vätern geschworen habe: ihnen ein Land zu geben, in dem Milch und Honig fließen, wie ihr es heute habt. Ich antwortete: Ja, Herr.
6 Darauf sprach der Herr zu mir: Verkünde alle diese Worte laut in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems: Hört die Worte dieses Bundes und handelt danach!
7 Denn ich habe eure Väter, schon als ich sie aus Ägypten heraufführte und bis zum heutigen Tag, immer wieder beschworen: Hört auf meine Stimme!
8 Sie aber haben nicht gehört und mir ihr Ohr nicht zugeneigt; alle folgten dem Trieb ihres bösen Herzens. So musste ich an ihnen alle Worte dieses Bundes erfüllen, den zu halten ich ihnen geboten habe, den sie aber nicht gehalten haben.
9 Der Herr sagte zu mir: Es gibt eine Verschwörung unter den Leuten von Juda und den Einwohnern Jerusalems.
10 Sie sind zurückgekehrt zu den Sünden ihrer Väter, die sich weigerten, meinen Worten zu gehorchen. Auch sie sind fremden Göttern nachgelaufen, um ihnen zu dienen. Das Haus Israel und das Haus Juda haben meinen Bund gebrochen, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe.
11 Darum - so spricht der Herr: Jetzt bringe ich Unheil über sie, dem sie nicht entgehen können. Schreien sie dann zu mir, so werde ich nicht auf sie hören.
12 Wenn aber die Städte Judas und die Einwohner Jerusalems hingehen und zu den Göttern schreien, denen sie Opfer darbringen, dann werden diese zur Zeit der Not ihnen ganz gewiss nicht helfen können.
13 Denn so zahlreich wie deine Städte sind auch deine Götter, Juda, und so zahlreich wie die Straßen Jerusalems sind die schändlichen Altäre, die ihr errichtet habt, um dem Baal zu opfern.
14 Du aber bete nicht für dieses Volk! Fang nicht an, für sie zu flehen und zu bitten. Denn ich höre nicht, wenn du zu mir rufst wegen ihrer Not.
15 Was hat mein Liebling in meinem Haus zu suchen, wenn er nur Schlimmes verübt? Können Zehnt und Opferfleisch das Unheil von dir fernhalten, sodass du dann jubeln könntest?
16 Einen üppigen Ölbaum von schöner Gestalt hatte der Herr dich genannt. Wenn der gewaltige (Kriegs-) Lärm ertönt, legt er Feuer an ihn, sodass seine Zweige hässlich werden.
17 Der Herr der Heere, der dich pflanzte, hat Unheil über dich verhängt wegen der bösen Taten, die das Haus Israel und das Haus Juda verübten; dem Baal opferten sie, um mich zu erzürnen.


Die Mordpläne gegen Jeremia

18 Der Herr ließ es mich wissen und so wusste ich es; damals ließest du mich ihr Treiben durchschauen.
19 Ich selbst war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und ahnte nicht, dass sie gegen mich Böses planten: Wir wollen den Baum im Saft verderben; wir wollen ihn ausrotten aus dem Land der Lebenden, sodass man seinen Namen nicht mehr erwähnt.
20 Aber der Herr der Heere richtet gerecht, er prüft Herz und Nieren. Ich werde sehen, wie du Rache an ihnen nimmst; denn dir habe ich meine Sache anvertraut.
21 Darum - so spricht der Herr gegen die Leute von Anatot, die mir nach dem Leben trachten und sagen: Du darfst nicht als Prophet im Namen des Herrn auftreten, wenn du nicht durch unsere Hand sterben willst.
22 Darum - so spricht der Herr der Heere: Seht, ich werde sie zur Rechenschaft ziehen. Die jungen Männer sterben durchs Schwert, ihre Söhne und Töchter sterben vor Hunger.
23 So wird den Leuten von Anatot kein Rest mehr bleiben, wenn ich Unheil über sie bringe, das Jahr ihrer Bestrafung.


12

1 Du bleibst im Recht, Herr, wenn ich mit dir streite; / dennoch muss ich mit dir rechten. Warum haben die Frevler Erfolg, / weshalb können alle Abtrünnigen sorglos sein?
2 Du hast sie eingepflanzt und sie schlagen Wurzel, / sie wachsen heran und bringen auch Frucht. Nur ihrem Mund bist du nah, / ihrem Herzen aber fern.
3 Du jedoch, Herr, kennst und durchschaust mich; / du hast mein Herz erprobt / und weißt, dass es an dir hängt. Raff sie weg wie Schafe zum Schlachten, / sondere sie aus für den Tag des Mordens!
4 Wie lange noch soll das Land vertrocknen, / das Grün auf allen Feldern verdorren? Weil seine Bewohner Böses tun, / schwinden Vieh und Vögel dahin. / Denn sie denken: Er sieht unsre Zukunft nicht. -
5 Wenn schon der Wettlauf mit Fußgängern dich ermüdet, / wie willst du mit Pferden um die Wette laufen? Wenn du nur im friedlichen Land dich sicher fühlst, / wie wirst du dich verhalten im Dickicht des Jordan?
6 Selbst deine Brüder und das Haus deines Vaters handeln treulos an dir; / auch sie schreien laut hinter dir her. Trau ihnen nicht, / selbst wenn sie freundlich mit dir reden.


Die Klage Gottes über sein Land

7 Ich verlasse mein Haus, / ich verstoße mein Erbteil. Meinen Herzensliebling gebe ich preis / in die Hand seiner Feinde.
8 Mein Erbteil wandte sich gegen mich / wie ein Löwe im Wald. Es erhob gegen mich seine Stimme; / deshalb bin ich ihm Feind.
9 Ist mir mein Erbteil zur Höhle einer Hyäne geworden, / dass Raubvögel es umlagern?Auf, sammelt euch, alle Tiere des Feldes, / kommt zum Fraß!
10 Hirten in großer Zahl / haben meinen Weinberg verwüstet, mein Feld zertreten, / mein prächtiges Feld zur öden Wüste gemacht.
11 Man hat es in dürres Ödland verwandelt, / verwüstet liegt es vor mir. Das ganze Land ist verödet, / doch keiner nimmt sich das zu Herzen.
12 Über alle Hügel der Steppe drangen Verderber ein; / denn das Schwert des Herrn frisst von einem Ende des Landes zum andern. / Kein Mensch bleibt unversehrt.
13 Sie haben Weizen gesät und Dornen geerntet, / sie haben sich abgemüht, doch ohne Ertrag. Enttäuscht sind sie von ihrer Ernte; / (sie ist vernichtet) durch den glühenden Zorn des Herrn.


Gericht oder Heil für die Nachbarn

14 So spricht der Herr: Alle meine bösen Nachbarn, die das Erbteil antasten, das ich meinem Volk Israel zum Erbe gegeben habe, fürwahr, ich reiße sie von ihrem Boden weg; doch auch das Haus Juda reiße ich aus ihrer Mitte.
15 Aber nachdem ich sie weggerissen habe, will ich mich ihrer wieder erbarmen und sie zurückbringen, einen jeden in sein Erbteil und in seine Heimat.
16 Lernen sie dann die rechte Lebensweise meines Volkes, sodass sie bei meinem Namen schwören: So wahr der Herr lebt!, wie sie vorher mein Volk gelehrt hatten, beim Baal zu schwören, dann sollen sie inmitten meines Volkes wiederhergestellt werden.
17 Gehorchen sie jedoch nicht, so werde ich dieses Volk völlig ausreißen und vernichten - Spruch des Herrn.


13

Gottes Strafe im Gleichnis

1 So hat der Herr zu mir gesagt: Geh, kauf dir einen leinenen Gürtel, und leg ihn dir um die Hüften, aber tauch ihn nicht ins Wasser!
2 Da kaufte ich, wie der Herr mir aufgetragen hatte, den Gürtel und legte ihn mir um die Hüften.
3 Nun erging das Wort des Herrn zum zweiten Mal an mich; er sagte:
4 Nimm den gekauften Gürtel, den du um die Hüften trägst, mach dich auf den Weg an den Eufrat und verbirg ihn dort in einer Felsspalte!
5 Ich ging hin und verbarg ihn am Eufrat, wie mir der Herr befohlen hatte.
6 Nach längerer Zeit sprach der Herr zu mir: Mach dich auf den Weg an den Eufrat und hol den Gürtel zurück, den du dort auf meinen Befehl hin verborgen hast.
7 Da ging ich zum Eufrat, suchte den Gürtel und holte ihn von der Stelle, wo ich ihn verborgen hatte. Doch der Gürtel war verdorben, zu nichts mehr zu gebrauchen.
8 Nun erging das Wort des Herrn an mich:
9 So spricht der Herr: Ebenso verderbe ich die stolze Pracht Judas und Jerusalems, wie groß sie auch sei.
10 Dieses böse Volk weigert sich, auf meine Worte zu hören, es folgt dem Trieb seines Herzens und läuft anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen und sie anzubeten; es soll daher wie dieser Gürtel werden, der zu nichts mehr zu gebrauchen ist.
11 Denn wie sich der Gürtel den Hüften des Mannes anschmiegt, so wollte ich, dass sich das ganze Haus Juda mir anschmiegte - Spruch des Herrn -, damit es mein Volk und mein Ruhm, mein Preis und mein Schmuck wäre. Sie aber haben nicht gehorcht.
12 Du sollst ihnen das folgende Wort ausrichten: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeden Krug kann man mit Wein füllen. Wenn sie dir darauf erwidern: Wissen wir nicht selbst, dass man jeden Krug mit Wein füllen kann?,
13 dann sollst du ihnen antworten: So spricht der Herr: Seht, ich fülle alle Bewohner dieses Landes mit Trunkenheit, die Könige, die auf Davids Thron sitzen, die Priester, die Propheten und alle Einwohner Jerusalems.
14 Ich zerschmettere sie, den einen am andern, Väter und Söhne zugleich - Spruch des Herrn. Keine Schonung, kein Mitleid und kein Erbarmen hält mich ab, sie zu vernichten.


Die Warnung vor Hochmut

15 Hört und merkt auf! / Seid nicht hochmütig; denn der Herr redet.
16 Erweist dem Herrn, eurem Gott, die Ehre, / bevor es dunkel wird, / bevor eure Füße straucheln auf dämmrigen Bergen. Wartet ihr dann auf das Licht - / er verwandelt es in Finsternis / und macht es zur Dunkelheit.
17 Wenn ihr aber darauf nicht hört, / so muss ich im Verborgenen weinen über den Hochmut und mein Auge muss ohne Unterlass Tränen vergießen, / da die Herde des Herrn weggeführt wird.


Die drohende Wegführung

18 Sag zum König und zur Herrin: / Setzt euch tief hinunter; denn eure prächtige Krone / sinkt euch vom Haupt.
19 Die Städte im Negeb sind verschlossen / und niemand kann sie öffnen. / Weggeführt wird ganz Juda, vollständig weggeführt.


Die Schändung Jerusalems

20 Blick auf [Jerusalem] / und schau, wie sie kommen vom Norden! Wo bleibt da die Herde, die dir anvertraut war, / deine prächtigen Schafe?
21 Was wirst du sagen, / wenn man die Freunde, die du selbst an dich gewöhnt hast, / als Herren über dich setzt? Werden dich nicht Wehen ergreifen / wie eine gebärende Frau?
22 Und wenn du dich fragst: / Warum hat mich das alles getroffen?, so wisse: Wegen deiner großen Schuld wird deine Schleppe aufgehoben / und dein Leib vergewaltigt.
23 Ändert wohl ein Neger seine Hautfarbe / oder ein Leopard seine Flecken? Dann könntet auch ihr euch noch bessern, / die ihr ans Böse gewöhnt seid.
24 So aber zerstreue ich euch wie Spreu, / die verfliegt, wenn der Wüstenwind weht.
25 Das ist dein Los, dein Lohn, / von mir dir zugemessen - Spruch des Herrn -, weil du mich vergessen / und dich auf Lügen verlassen hast.
26 Nun hebe auch ich deine Schleppe auf, / bis über dein Gesicht, / sodass deine Schande offenbar wird,
27 deine Ehebrüche, dein geiles Wiehern, / deine schändliche Unzucht. Auf den Hügeln und auf dem Feld / habe ich deine Gräuel gesehen. Weh dir, Jerusalem, / weil du dich nicht reinigst - / wie lange noch?


14

Die große Dürre

1 Das Wort des Herrn erging an Jeremia wegen der großen Dürre:
2 Juda ist ausgedörrt; / seine Tore verfallen,sie sinken trauernd zu Boden / und Jerusalems Klageschrei steigt empor.
3 Die Vornehmen schicken ihre Diener nach Wasser; / sie kommen zu den Brunnen, / finden aber kein Wasser; sie kehren mit leeren Krügen zurück. / [Sie sind bestürzt und enttäuscht / und verhüllen ihr Haupt.]
4 Die Bauern sind um den Ackerboden besorgt; / denn es fiel kein Regen im Land. Sie sind bestürzt / und verhüllen ihr Haupt.
5 Selbst die Hirschkuh im Feld / lässt ihr Junges im Stich, / weil kein Grün mehr da ist.
6 Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen; / sie schnappen nach Luft wie Schakale.Ihre Augen erlöschen; / denn nirgends ist Gras.
7 Unsre Sünden klagen uns an. / Doch um deines Namens willen handle, o Herr! Ja, zahlreich sind unsre Vergehen; / gegen dich haben wir gesündigt.
8 Du, Israels Hoffnung, / sein Retter zur Zeit der Not, warum bist du wie ein Fremder im Land / und wie ein Wanderer, der nur über Nacht einkehrt?
9 Warum bist du wie ein ratloser Mann, / wie ein Krieger, der nicht zu siegen vermag? Du bist doch in unsrer Mitte, Herr, / und dein Name ist über uns ausgerufen. / Verlass uns nicht!


Von Gott verworfen

10 So spricht der Herr von diesem Volk: Haltlos hin und her zu schweifen, das lieben sie; ihren Füßen gönnen sie keine Ruhe. Doch der Herr hat kein Gefallen an ihnen. Jetzt denkt er an ihre Schuld und straft ihre Sünden.
11 Und der Herr sprach zu mir: Bete nicht um das Wohlergehen dieses Volkes!
12 Auch wenn sie fasten, höre ich nicht auf ihr Flehen; wenn sie Brandopfer und Speiseopfer darbringen, habe ich kein Gefallen an ihnen. Durch Schwert, Hunger und Pest mache ich ihnen ein Ende.
13 Da sagte ich: Ach, Herr und Gott, die Propheten sagen doch zu ihnen: Ihr werdet das Schwert nicht sehen, der Hunger wird nicht über euch kommen, sondern beständiges Heil gewähre ich euch an diesem Ort.
14 Aber der Herr erwiderte mir: Lüge ist, was die Propheten in meinem Namen verkünden. Ich habe sie weder gesandt noch beauftragt, ich habe nicht zu ihnen gesprochen. Erlogene Visionen, leere Wahrsagerei und selbst erdachten Betrug verkünden sie euch.
15 Darum spreche ich, der Herr, so gegen die Propheten, die in meinem Namen weissagen, obwohl ich sie nicht gesandt habe, und die behaupten, Schwert und Hunger werde es nicht geben in diesem Land: Durch Schwert und Hunger werden diese Propheten enden.
16 Die Leute aber, denen sie weissagen, werden auf den Straßen Jerusalems liegen, hingestreckt durch Hunger und Schwert. Niemand wird sie begraben, sie, ihre Frauen, Söhne und Töchter. So gieße ich das verdiente Unheil über sie aus.
17 Du sollst zu ihnen dieses Wort sagen: Meine Augen fließen über von Tränen / bei Tag und bei Nacht / und finden keine Ruhe. Denn großes Verderben brach herein / über die Jungfrau, die Tochter, mein Volk, / eine unheilbare Wunde.
18 Gehe ich aufs Feld hinaus - / seht, vom Schwert Durchbohrte! Komme ich in die Stadt - / seht, vom Hunger Gequälte! Ja, auch Propheten und Priester werden verschleppt / in ein Land, das sie nicht kennen.


Die Klage des Volkes

19 Hast du denn Juda ganz verworfen, / wurde dir Zion zum Abscheu? Warum hast du uns so geschlagen, / dass es für uns keine Heilung mehr gibt? Wir hofften auf Heil, / doch kommt nichts Gutes, auf die Zeit der Heilung, / doch ach, nur Schrecken!
20 Wir erkennen, Herr, unser Unrecht, / die Schuld unsrer Väter: / Ja, wir haben gegen dich gesündigt.
21 Um deines Namens willen verschmäh nicht, / verstoß nicht den Thron deiner Herrlichkeit! Gedenke deines Bundes mit uns / und löse ihn nicht!
22 Gibt es etwa Regenspender / unter den Götzen der Völker? Oder ist es der Himmel, der von selbst regnen lässt? / Bist nicht du es, Herr, unser Gott? Wir setzen unsre Hoffnung auf dich; / denn du hast dies alles gemacht.


15

Das unabänderliche Strafgericht

1 Doch der Herr sprach zu mir: Selbst wenn Mose und Samuel vor mein Angesicht träten, würde sich mein Herz diesem Volk nicht mehr zuneigen. Schaff sie mir aus den Augen, sie sollen gehen.
2 Fragen sie dich dann: Wohin sollen wir gehen?, so sag ihnen: So spricht der Herr: Wer der Pest verfallen ist, zur Pest! Wer dem Schwert, zum Schwert! Wer dem Hunger, zum Hunger! Wer der Gefangenschaft, zur Gefangenschaft!
3 Vier Plagen biete ich gegen sie auf - Spruch des Herrn: Das Schwert zum Morden, die Hunde zum Fortschleifen, die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes zum Fressen und Vertilgen.
4 Ich mache sie zu einem Bild des Schreckens für alle Reiche der Erde wegen des Manasse, des Sohnes Hiskijas, des Königs von Juda, zur Strafe für das, was er in Jerusalem verübt hat.


Jerusalems Ende

5 Wer wird mit dir, Jerusalem, Mitleid haben / und wer wird dich bedauern? Wer wird kommen, / um nach deinem Ergehen zu fragen?
6 Du selbst hast mich verworfen - Spruch des Herrn - / du hast mir den Rücken gekehrt.Deshalb streckte ich meine Hand gegen dich aus / und zerstörte dich; / ich bin der Nachsicht müde geworden.
7 Die Bewohner habe ich mit der Schaufel geworfelt / auf den freien Plätzen des Landes. Ich habe mein Volk kinderlos gemacht / und es dem Untergang geweiht, weil es von seinen schlimmen Wegen / nicht umkehren wollte.
8 Seine Witwen wurden zahlreicher / als der Sand am Meer; ich brachte über sie [die Mütter der jungen Männer] / am hellen Mittag den Verwüster, ließ jählings auf sie fallen / Angst und Schrecken.
9 Die Mutter, die sieben Söhne gebar, / welkte dahin, verhauchte ihr Leben. Ihr sank die Sonne mitten am Tag, / sie fiel in Schande und Schmach. Den Rest des Volkes gebe ich dem Schwerte preis / vor den Augen seiner Feinde - Spruch des Herrn.


Die Klage des Propheten

10 Weh mir, Mutter, dass du mich geboren hast, / einen Mann, der mit aller Welt in Zank und Streit liegt. Ich bin niemands Gläubiger und niemands Schuldner / und doch fluchen mir alle.
11 Fürwahr, Herr, ich habe dir mit gutem Willen gedient, / ich bin für den Feind bei dir eingetreten / zur Zeit des Unheils und der Bedrängnis.
12 [Kann man Eisen zertrümmern, / Eisen vom Norden, und Kupfer?
13 Dein Vermögen und deine Schätze / gebe ich zur Plünderung preis als Lohn für all deine Sünden / in deinem ganzen Gebiet.
14 Ich mache dich zum Sklaven deiner Feinde / in einem Land, das du nicht kennst. Denn Feuer lodert auf in meinem Zorn, / gegen euch ist es entbrannt.]
15 Du weißt es, Herr; denk an mich / und nimm dich meiner an! / Nimm für mich Rache an meinen Verfolgern! Raff mich nicht hinweg, / sondern schieb deinen Zorn hinaus! / Bedenke, dass ich deinetwillen Schmach erleide.
16 Kamen Worte von dir, / so verschlang ich sie; / dein Wort war mir Glück und Herzensfreude;denn dein Name ist über mir ausgerufen, / Herr, Gott der Heere.
17 Ich sitze nicht heiter im Kreis der Fröhlichen; / von deiner Hand gepackt, sitze ich einsam; / denn du hast mich mit Groll angefüllt.
18 Warum dauert mein Leiden ewig / und ist meine Wunde so bösartig, / dass sie nicht heilen will? Wie ein versiegender Bach bist du mir geworden, / ein unzuverlässiges Wasser.
19 Darum - so spricht der Herr: Wenn du umkehrst, lasse ich dich umkehren, / dann darfst du wieder vor mir stehen. Redest du Edles und nicht Gemeines, / dann darfst du mir wieder Mund sein. Jene sollen sich dir zuwenden, / du aber wende dich ihnen nicht zu.
20 Dann mache ich dich für dieses Volk / zur festen, ehernen Mauer. Mögen sie dich bekämpfen, / sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, / um dir zu helfen und dich zu retten / - Spruch des Herrn.
21 Ja, ich rette dich aus der Hand der Bösen, / ich befreie dich aus der Faust der Tyrannen.


16

Jeremias Einsamkeit - ein Zeichen für Israel

1 Das Wort des Herrn erging an mich:
2 Du sollst dir keine Frau nehmen und weder Söhne noch Töchter haben an diesem Ort.
3 Denn so spricht der Herr über die Söhne und Töchter, die an diesem Ort geboren werden, über ihre Mütter, die sie gebären, und über ihre Väter, die sie zeugen in diesem Land:
4 Eines qualvollen Todes müssen sie sterben; man wird sie nicht beklagen und nicht begraben; sie werden zum Dünger auf dem Acker. Durch Schwert und Hunger kommen sie um; ihre Leichen werden zum Fraß für die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes.
5 Ja, so hat der Herr gesprochen: Betritt kein Trauerhaus, geh nicht zur Totenklage und bezeig niemandem Beileid! Denn ich habe diesem Volk mein Heil entzogen - Spruch des Herrn -, die Güte und das Erbarmen.
6 Groß und Klein muss sterben in diesem Land; man wird sie nicht begraben und nicht beklagen. Niemand ritzt sich ihretwegen wund oder schert sich kahl.
7 Keinem wird man das Trauerbrot brechen, um ihn wegen eines Verstorbenen zu trösten; man wird ihm nicht den Trostbecher reichen wegen seines Vaters oder seiner Mutter.
8 Auch ein Haus, in dem ein Gastmahl stattfindet, sollst du nicht betreten, um mit den Leuten bei Speise und Trank zu sitzen.
9 Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, verstummen lasse ich an diesem Ort, vor euren Augen und in euren Tagen, Jubelruf und Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut.


Die Gründe für das Gericht

10 Wenn du nun diesem Volk das alles verkündest und man dich fragt: Warum droht der Herr uns all dieses schwere Unheil an? Worin besteht unsre Schuld und welche Sünde haben wir gegen den Herrn, unsern Gott, begangen?,
11 so antworte ihnen: Eure Väter haben mich verlassen - Spruch des Herrn; sie liefen anderen Göttern nach, dienten ihnen und beteten sie an. Mich aber haben sie verlassen und meine Weisung nicht befolgt.
12 Ihr selbst aber habt es noch schlimmer getrieben als eure Väter. Seht, jeder von euch folgt dem Trieb seines bösen Herzens, ohne auf mich zu hören.
13 Darum schleudere ich euch aus diesem Land hinaus, in das Land, das euch und euren Vätern unbekannt war. Dort mögt ihr anderen Göttern dienen Tag und Nacht; ich aber werde euch keine Gnade mehr schenken.
14 [Darum seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da sagt man nicht mehr: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus Ägypten heraufgeführt hat!,
15 sondern: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt hat. Ich bringe sie zurück in ihr Heimatland, das ich ihren Vätern gegeben habe.]
16 Seht, ich hole viele Fischer - Spruch des Herrn -, die sollen sie fangen; dann hole ich viele Jäger, die sollen sie erlegen auf jedem Berg und Hügel und in den Felsenklüften.
17 Denn meine Augen sehen alle ihre Wege; sie können sich vor mir nicht verstecken und ihre Schuld ist vor meinen Augen nicht verborgen.
18 So vergelte ich zunächst nach dem Maß ihrer Schuld und Sünde, weil sie mein Land durch das Aas ihrer Scheusale entweiht und mein Erbteil mit ihren abscheulichen Götzen angefüllt haben.


Die Bekehrung der Völker

19 Herr, meine Kraft und meine Burg, / meine Zuflucht am Tag der Not! Zu dir kommen Völker von den Enden der Erde / und sagen: Nur Trug besaßen unsre Väter, / Wahngebilde, die nichts nützen.
20 Kann ein Mensch sich Götter machen? / Das sind doch keine Götter.
21 Darum seht, ich bringe sie zur Erkenntnis; / ja, diesmal bringe ich sie zur Erkenntnis meiner Macht und meiner Gewalt und sie werden erkennen: / Mein Name ist Jahwe, der Herr.


17

1 Judas Sünde ist aufgeschrieben mit eisernem Griffel, / mit diamantenem Stift eingegraben in die Tafel ihres Herzens / und in die Hörner ihrer Altäre,
2 damit auch ihre Söhne noch denken an ihre Altäre und Kultpfähle / bei den üppigen Bäumen und auf den hohen Hügeln des Berglands.
3 Dein Vermögen und alle deine Schätze / gebe ich zur Plünderung preis als Lohn für all deine Sünden / in deinem ganzen Gebiet.
4 Du musst von deinem Erbteil lassen, / das ich dir gegeben habe. Ich mache dich zum Sklaven deiner Feinde / in einem Land, das du nicht kennst. Denn Feuer lodert auf in meinem Zorn, / für immer ist es entbrannt.


Fluch oder Segen

5 [So spricht der Herr:]Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut, / auf schwaches Fleisch sich stützt / und dessen Herz sich abwendet vom Herrn.
6 Er ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, / der nie einen Regen kommen sieht; er bleibt auf dürrem Wüstenboden, / im salzigen Land, wo niemand wohnt.
7 Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verlässt / und dessen Hoffnung der Herr ist.
8 Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist / und am Bach seine Wurzeln ausstreckt:Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; / seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, / unablässig bringt er seine Früchte.


Weisheitssprüche

9 Arglistig ohnegleichen ist das Herz und unverbesserlich. / Wer kann es ergründen?
10 Ich, der Herr, erforsche das Herz / und prüfe die Nieren, um jedem zu vergelten, wie es sein Verhalten verdient, / entsprechend der Frucht seiner Taten.
11 Wie ein Rebhuhn, das ausbrütet, / was es nicht gelegt hat,so ist ein Mensch, / der Reichtum durch Unrecht erwirbt. In der Mitte seiner Tage muss er ihn verlassen / und am Ende steht er als Narr da.


Das Gebet des verfolgten Propheten

12 Ein Thron der Herrlichkeit, erhaben von Anbeginn, / ist die Stätte unsres Heiligtums.
13 Du Hoffnung Israels, Herr! / Alle, die dich verlassen, werden zuschanden, die sich von dir abwenden, / werden in den Staub geschrieben; denn sie haben den Herrn verlassen, / den Quell lebendigen Wassers.
14 Heile mich, Herr, so bin ich heil, / hilf mir, so ist mir geholfen; / ja, mein Lobpreis bist du.
15 Jene sagen zu mir: / Wo bleibt denn das Wort des Herrn? / Soll es doch eintreffen!
16 Ich aber habe dich nie gedrängt wegen des Unheils / und habe den Unglückstag nicht herbeigewünscht. Du weißt es selbst; / was mir über die Lippen kam, / liegt dir offen vor Augen.
17 Werde nicht zum Schrecken für mich, / du meine Zuflucht am Tag des Unheils!
18 Meine Verfolger sollen zuschanden werden, / nicht aber ich. Sie sollen erschrecken, / nicht aber ich.Bring über sie den Tag des Unheils, / zerbrich sie im verdienten Zusammenbruch!


Die Sabbatheiligung

19 So sprach der Herr zu mir: Geh und stell dich in das Tor der Söhne des Volkes, durch das die Könige von Juda aus- und einziehen, und in alle Tore Jerusalems.
20 Sag zu ihnen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda, ganz Juda und alle Einwohner Jerusalems, die ihr durch diese Tore kommt.
21 So spricht der Herr: Hütet euch um eures Lebens willen, am Tag des Sabbats eine Last zu tragen und durch die Tore Jerusalems hereinzubringen.
22 Auch dürft ihr am Sabbat keine Last aus euren Häusern hinaustragen und keinerlei Arbeit verrichten. Vielmehr sollt ihr den Sabbat heiligen, wie ich es euren Vätern geboten habe.
23 Doch sie haben nicht gehört und ihr Ohr mir nicht zugeneigt, sondern ihren Nacken versteift, ohne zu gehorchen und ohne Zucht anzunehmen.
24 Ihr aber, wenn ihr bereitwillig auf mich hört - Spruch des Herrn - und am Sabbat keine Last durch die Tore dieser Stadt bringt, sondern den Sabbat heiligt und an ihm keinerlei Arbeit verrichtet,
25 dann werden durch die Tore dieser Stadt Könige einziehen, die auf dem Thron Davids sitzen; mit Wagen und Rossen werden sie fahren, sie und ihre Beamten, die Männer von Juda und die Einwohner Jerusalems, und diese Stadt wird für immer bewohnt sein.
26 Dann kommen von den Städten Judas und aus der Umgebung Jerusalems, vom Land Benjamin, von der Schefela, vom Gebirge und vom Negeb her Wallfahrer, die Brandopfer, Schlachtopfer und Speiseopfer samt Weihrauch bringen; auch Dankopfer bringen sie dar im Haus des Herrn.
27 Wenn ihr aber nicht auf mein Gebot hört, den Sabbat zu heiligen, keine Last zu tragen und am Sabbat durch die Tore Jerusalems zu bringen, dann lege ich Feuer an seine Tore, das Jerusalems Paläste verzehrt und nie mehr erlischt.


18

Das Gleichnis vom Töpfer

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:
2 Mach dich auf und geh zum Haus des Töpfers hinab! Dort will ich dir meine Worte mitteilen.
3 So ging ich zum Haus des Töpfers hinab. Er arbeitete gerade mit der Töpferscheibe.
4 Missriet das Gefäß, das er in Arbeit hatte, wie es beim Ton in der Hand des Töpfers vorkommen kann, so machte der Töpfer daraus wieder ein anderes Gefäß, ganz wie es ihm gefiel.
5 Da erging an mich das Wort des Herrn:
6 Kann ich nicht mit euch verfahren wie dieser Töpfer, Haus Israel? - Spruch des Herrn. Seht, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel.
7 Bald drohe ich einem Volk oder einem Reich, es auszureißen, niederzureißen und zu vernichten.
8 Kehrt aber das Volk, dem ich gedroht habe, um von seinem bösen Tun, so reut mich das Unheil, das ich ihm zugedacht hatte.
9 Bald sage ich einem Volk oder einem Reich zu, es aufzubauen und einzupflanzen.
10 Tut es aber dann, was mir missfällt, und hört es nicht auf meine Stimme, so reut mich das Gute, das ich ihm zugesagt habe.
11 Und nun sag zu den Leuten von Juda und zu den Einwohnern Jerusalems: So spricht der Herr: Seht, ich bereite Unheil gegen euch vor und fasse einen Plan gegen euch. Kehrt doch um, ein jeder von seinem bösen Weg, und bessert euer Verhalten und euer Tun!
12 Aber sie werden sagen: Vergebliche Mühe! Wir wollen unseren eigenen Plänen folgen und jeder von uns will nach dem Trieb seines bösen Herzens handeln.
13 Deshalb spricht der Herr: Fragt unter den Völkern, wer je Ähnliches gehört hat. Ganz Abscheuliches hat die Jungfrau Israel getan.
14 Weicht denn das Felsgestein von der Landschaft, der Schnee vom Libanon, oder versiegen immer strömende Wasser, sprudelnde Quellen?
15 Mein Volk aber hat mich vergessen; nichtigen Götzen bringt es Opfer dar. Doch ich lasse sie straucheln auf ihren Wegen, den altgewohnten Bahnen, sodass sie auf ungebahnten Pfaden gehen müssen.
16 Ich will ihr Land zu einem Ort des Entsetzens machen, zum Gespött für immer. Jeder, der dort vorbeikommt, wird sich entsetzen und den Kopf schütteln.
17 Wie der Ostwind zerstreue ich sie vor dem Feind. Ich zeige ihnen den Rücken und nicht das Gesicht am Tag ihres Verderbens.


Die Bitte um Bestrafung der Gegner

18 Sie aber sagten: / Kommt, lasst uns gegen Jeremia Pläne schmieden! Denn nie wird dem Priester die Weisung ausgehen, / dem Weisen der Rat und dem Propheten das Wort. Kommt, wir wollen ihn mit seinen eigenen Worten schlagen / und Acht geben auf alles, was er sagt.
19 Gib du, Herr, Acht auf mich / und höre das Gerede meiner Widersacher!
20 Darf man denn Gutes mit Bösem vergelten? / [Denn sie haben (mir) eine Grube gegraben.Denk daran, wie ich vor dir stand, / um zu ihren Gunsten zu sprechen / und deinen Zorn von ihnen abzuwenden.
21 Darum gib ihre Kinder dem Hunger preis / und liefere sie der Gewalt des Schwertes aus! Ihre Frauen sollen der Kinder beraubt / und zu Witwen werden, ihre Männer töte die Pest, / ihre jungen Männer erschlage das Schwert in der Schlacht.
22 Geschrei soll man hören aus ihren Häusern, / wenn du plötzlich plündernde Horden über sie kommen lässt. Denn sie haben (mir) eine Grube gegraben, um mich zu fangen; / meinen Füßen haben sie Schlingen gelegt.
23 Du aber, Herr, / du kennst all ihre Mordpläne gegen mich. Nimm für ihre Schuld keine Sühne an, / lösch bei dir ihre Sünde nicht aus! Lass sie zu Fall kommen vor deinen Augen, / handle an ihnen zur Zeit deines Zorns!


19

Drohreden und ihre Folgen

1 Der Herr sprach zu mir: Geh und kauf dir einen irdenen Krug, und nimm einige Älteste des Volkes und der Priester mit dir!
2 Dann geh hinaus zum Tal Ben-Hinnom am Eingang des Scherbentors! Dort verkünde die Worte, die ich dir sage.
3 Du sollst sagen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige und ihr Einwohner Jerusalems! So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, ich bringe solches Unheil über diesen Ort, dass jedem, der davon hört, die Ohren gellen.
4 Denn sie haben mich verlassen, mir diesen Ort entfremdet und an ihm anderen Göttern geopfert, die ihnen, ihren Vätern und den Königen von Juda früher unbekannt waren. Mit dem Blut Unschuldiger haben sie diesen Ort angefüllt.
5 Sie haben dem Baal eine Kulthöhe gebaut, um ihre Söhne als Brandopfer für den Baal im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen oder angeordnet habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist.
6 Seht, darum werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da wird man diesen Ort nicht mehr Tofet oder Tal Ben-Hinnom nennen, sondern Mordtal.
7 Dann vereitle ich die Pläne Judas und Jerusalems an diesem Ort. Ich bringe sie vor den Augen ihrer Feinde durch das Schwert zu Fall und durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ich gebe ihre Leichen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß.
8 Ich mache diese Stadt zu einem Ort des Entsetzens und zum Gespött; jeder, der dort vorbeikommt, wird sich entsetzen und spotten über alle Schläge, die sie getroffen haben.
9 Ich gebe ihnen das Fleisch ihrer Söhne und Töchter zu essen; einer wird das Fleisch des andern verzehren in der Not und Bedrängnis, mit der ihre Feinde und alle, die ihnen nach dem Leben trachten, sie bedrängen.
10 Dann zerbrich den Krug vor den Augen der Männer, die mit dir gehen.
11 Sag ihnen: So spricht der Herr der Heere: Ebenso zerbreche ich dieses Volk und diese Stadt, wie man Töpfergeschirr zerbricht, sodass es nie wieder heil werden kann. Im Tofet wird man Tote bestatten, weil sonst kein Platz ist zum Begraben.
12 So werde ich mit diesem Ort verfahren - Spruch des Herrn - und mit seinen Bewohnern, um diese Stadt dem Tofet gleichzumachen.
13 Die Häuser Jerusalems und die Häuser der Könige von Juda sollen unrein werden wie der Ort des Tofet, alle Häuser, auf deren Dächern man dem ganzen Heer des Himmels Rauchopfer und anderen Göttern Trankopfer dargebracht hat. -
14 Als nun Jeremia vom Tofet zurückkam, wohin der Herr ihn zum Weissagen gesandt hatte, begab er sich in den Vorhof beim Haus des Herrn und sagte zu allem Volk:
15 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, ich bringe über diese Stadt und über alle ihre Nachbarstädte all das Unheil, das ich ihr angedroht habe, weil sie ihren Nacken versteift haben und nicht auf meine Worte hören wollen.


20

1 Der Priester Paschhur, der Sohn des Immer, der Oberaufseher im Haus des Herrn, hörte, wie Jeremia diese prophetischen Worte verkündete.
2 Da ließ Paschhur den Propheten Jeremia schlagen und in den Block spannen, der im oberen Benjamintor beim Haus des Herrn war.
3 Als ihn Paschhur am nächsten Morgen aus dem Block entließ, sagte Jeremia zu ihm: Nicht mehr Paschhur nennt dich der Herr, sondern: «Grauen ringsum».
4 Denn so spricht der Herr: Ja, ich gebe dich dem Grauen preis, dich und alle deine Freunde. Sie werden unter dem Schwert ihrer Feinde fallen und du musst mit eigenen Augen zusehen. Ganz Juda aber gebe ich in die Hand des Königs von Babel; er wird sie nach Babel wegführen und mit dem Schwert erschlagen.
5 Auch allen Besitz dieser Stadt, all ihre Habe, alles Kostbare und alle Schätze der Könige von Juda gebe ich in die Hand ihrer Feinde; sie werden alles rauben, wegschleppen und nach Babel bringen.
6 Du aber, Paschhur, und alle deine Hausgenossen, ihr werdet in die Verbannung ziehen; nach Babel wirst du kommen, dort wirst du sterben und dort begraben werden, du und alle deine Freunde, denen du Lügen geweissagt hast.


Das Prophetenschicksal

7 Du hast mich betört, o Herr, / und ich ließ mich betören; / du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, / ein jeder verhöhnt mich.
8 Ja, sooft ich rede, muss ich schreien, / «Gewalt und Unterdrückung!», muss ich rufen. Denn das Wort des Herrn bringt mir / den ganzen Tag nur Spott und Hohn.
9 Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken / und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, / eingeschlossen in meinem Innern.Ich quälte mich es auszuhalten / und konnte nicht;
10 hörte ich doch das Flüstern der Vielen: / Grauen ringsum! Zeigt ihn an! / Wir wollen ihn anzeigen.Meine nächsten Bekannten / warten alle darauf, dass ich stürze: Vielleicht lässt er sich betören, / dass wir ihm beikommen können und uns an ihm rächen.
11 Doch der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und kommen nicht auf. Sie werden schmählich zuschanden, da sie nichts erreichen, / in ewiger, unvergesslicher Schmach.
12 Aber der Herr der Heere prüft den Gerechten, / er sieht Herz und Nieren. Ich werde deine Rache an ihnen erleben; / denn dir habe ich meine Sache anvertraut.
13 Singt dem Herrn, rühmt den Herrn; / denn er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter. -
14 Verflucht der Tag, an dem ich geboren wurde; / der Tag, an dem meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet.
15 Verflucht der Mann, / der meinem Vater die frohe Kunde brachte: Ein Kind, ein Knabe ist dir geboren!, / und ihn damit hoch erfreute.
16 Jener Tag gleiche den Städten, / die der Herr ohne Erbarmen zerstört hat. Er höre Wehgeschrei am Morgen / und Kriegslärm um die Mittagszeit,
17 weil er mich nicht sterben ließ im Mutterleib. / So wäre meine Mutter mir zum Grab geworden, / ihr Schoß auf ewig schwanger geblieben.
18 Warum denn kam ich hervor aus dem Mutterschoß, / um nur Mühsal und Kummer zu erleben / und meine Tage in Schande zu beenden?


21

Der Beginn der Belagerung Jerusalems

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, als König Zidkija den Paschhur, den Sohn Malkijas, und den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, zu ihm sandte mit dem Auftrag:
2 Befrag doch den Herrn für uns! Denn Nebukadnezzar, der König von Babel, führt gegen uns Krieg; vielleicht handelt der Herr an uns wie bei all seinen früheren Wundern, sodass Nebukadnezzar von uns abziehen muss.
3 Jeremia aber antwortete ihnen: Meldet Zidkija Folgendes:
4 So spricht der Herr, der Gott Israels: Fürwahr, ich drehe in eurer Hand die Waffen um, mit denen ihr vor der Mauer gegen den König von Babel und die Chaldäer, die euch belagern, kämpft, und hole sie ins Innere dieser Stadt.
5 Ich selbst kämpfe gegen euch mit hoch erhobener Hand und starkem Arm, mit Zorn, Grimm und großem Groll.
6 Ich schlage die Einwohner dieser Stadt, Mensch und Vieh; an schwerer Pest sollen sie sterben.
7 Und danach - Spruch des Herrn - liefere ich Zidkija, den König von Juda, seine Diener und das Volk, das in dieser Stadt der Pest, dem Schwert und dem Hunger entronnen ist, der Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, aus, der Hand ihrer Feinde und der Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Er wird sie mit scharfem Schwert erschlagen, ohne Mitleid, ohne Schonung, ohne Erbarmen.
8 Zu diesem Volk aber sollst du sagen: So spricht der Herr: Seht, den Weg des Lebens und den Weg des Todes stelle ich euch zur Wahl.
9 Wer in dieser Stadt bleibt, der stirbt durch Schwert, Hunger und Pest. Wer aber hinausgeht und sich den Chaldäern, die euch belagern, ergibt, der wird überleben und sein Leben wie ein Beutestück gewinnen.
10 Denn ich habe mein Angesicht gegen diese Stadt gerichtet zu ihrem Unheil, nicht zu ihrem Heil - Spruch des Herrn. Der Hand des Königs von Babel wird sie ausgeliefert und er wird sie mit Feuer verbrennen.


Die Botschaft an die Regierung

11 An das Haus des Königs von Juda: / Hört das Wort des Herrn, Haus David!
12 So spricht der Herr: / Haltet jeden Morgen gerechtes Gericht! Rettet den Ausgeplünderten / aus der Hand des Gewalttäters! Sonst bricht mein Zorn wie Feuer los; / er brennt und niemand kann löschen.
13 Nun gehe ich gegen dich vor, du Stadt, / die du in der Mulde des Felsengebirges / über der Ebene wohnst - Spruch des Herrn. Ihr freilich sagt: Wer kann über uns kommen / und eindringen in unsere Bauten?
14 Ich zahle euch heim, wie es eure Taten verdienen / - Spruch des Herrn. Ich lege Feuer an den Wald dieser Stadt, / das ringsum alles verzehrt.


22

Das Drohwort im Königspalast

1 So hat der Herr gesprochen: Geh hinab in den Palast des Königs von Juda und rede dort folgende Worte!
2 Du sollst sagen: König von Juda, der du auf dem Thron Davids sitzt, höre das Wort des Herrn, du selbst, deine Diener und deine Leute, die durch diese Tore kommen.
3 So spricht der Herr: Sorgt für Recht und Gerechtigkeit und rettet den Ausgeplünderten aus der Hand des Gewalttäters! Fremde, Waisen und Witwen bedrängt und misshandelt nicht; vergießt kein unschuldiges Blut an diesem Ort!
4 Wenn ihr wirklich dieses Wort erfüllt, dann werden durch die Tore dieses Palastes Könige einziehen, die auf dem Thron Davids sitzen; mit Wagen und Rossen werden sie fahren, sie selbst, ihre Beamten und ihre Leute.
5 Hört ihr aber nicht auf diese Worte, so schwöre ich bei mir selbst - Spruch des Herrn: Zum Trümmerhaufen wird dieser Palast.
6 Ja, so spricht der Herr gegen den Palast des Königs von Juda: Giltst du mir auch so viel wie Gilead, wie der Gipfel des Libanon, fürwahr, ich mache dich zur Wüste, zur unbewohnten Stadt.
7 Ich biete Verwüster gegen dich auf, die mit ihren Äxten kommen, deine auserlesenen Zedern umhauen und ins Feuer werfen.
8 Wenn dann Leute aus vielen Völkern an dieser Stadt vorbeikommen und einander fragen: Warum hat der Herr so an dieser großen Stadt gehandelt?,
9 wird man erwidern: Weil sie den Bund mit dem Herrn, ihrem Gott, aufgegeben, andere Götter angebetet und ihnen gedient haben.


Gegen Schallum

10 Weint nicht um den Toten und beklagt ihn nicht! Weint vielmehr um den, der fortmusste; denn er kehrt nie wieder zurück, nie mehr sieht er sein Heimatland.
11 Denn so spricht der Herr über Schallum, den Sohn Joschijas, den König von Juda, der seinem Vater Joschija in der Regierung gefolgt war und wegziehen musste von diesem Ort: Nie mehr kommt er hierher zurück.
12 An dem Ort, wohin man ihn verschleppt hat, dort wird er sterben und dieses Land nie wieder sehen.


Gegen Jojakim

13 Weh dem, der seinen Palast mit Ungerechtigkeit baut, / seine Gemächer mit Unrecht,der seinen Nächsten ohne Entgelt arbeiten lässt / und ihm seinen Lohn nicht gibt,
14 der sagt: Ich baue mir einen stattlichen Palast / und weite Gemächer. Er setzt ihm hohe Fenster ein, / täfelt ihn mit Zedernholz / und bemalt ihn mit Mennigrot.
15 Bist du König geworden, / um mit Zedern zu prunken? Hat dein Vater nicht auch gegessen und getrunken, / dabei aber für Recht und Gerechtigkeit gesorgt? / Und es ging ihm gut.
16 Dem Schwachen und Armen verhalf er zum Recht. Heißt nicht das, mich wirklich erkennen? / - Spruch des Herrn.
17 Doch deine Augen und dein Herz / sind nur auf deinen Vorteil gerichtet, auf das Blut des Unschuldigen, das du vergießt, / auf Bedrückung und Erpressung, die du verübst.
18 Darum - so spricht der Herr über Jojakim, / den Sohn Joschijas, den König von Juda: Man wird für ihn nicht die Totenklage halten: / «Ach, mein Bruder! Ach, Schwester!» Man wird für ihn nicht die Totenklage halten: / «Ach, der Herrscher! Ach, seine Majestät!»
19 Ein Eselsbegräbnis wird er bekommen. / Man schleift ihn weg und wirft ihn hin, / draußen vor den Toren Jerusalems.


Jerusalems Sturz

20 (Jerusalem,) steig auf den Libanon und schrei, / im Baschan erheb deine Stimme, schrei vom Abarimgebirge herab, / dass alle deine Freunde zerschmettert sind.
21 Ich habe dir zugeredet, als du dich noch sicher fühltest; / du aber hast gesagt: Ich höre nicht. So hast du es getrieben von Jugend an: / Du hast auf meine Stimme nicht gehört.
22 All deine Hirten wird der Wind weiden, / deine Freunde müssen fort in die Gefangenschaft.Dann wirst du Schmach und Schande ernten / wegen all deiner Untaten.
23 Die du auf dem Libanon thronst (Jerusalem), / in Zedern nistest, wie wirst du stöhnen, wenn Wehen über dich kommen, / Schmerzen wie die einer Gebärenden.


Gegen Jojachin

24 So wahr ich lebe - Spruch des Herrn -, selbst wenn Jojachin, der Sohn Jojakims und König von Juda, ein Siegelring an meiner Rechten wäre, ich risse dich weg.
25 Ich gebe dich in die Hand derer, die dir nach dem Leben trachten, in die Hand derer, vor denen dir graut, in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, und in die Hand der Chaldäer.
26 Ich schleudere dich samt deiner Mutter, die dich gebar, in ein anderes Land, in dem ihr nicht geboren seid, und dort werdet ihr sterben.
27 In das Land aber, nach dem ihr Herz sehnlich zurückverlangt, werden sie nie wieder kommen. -
28 Ist denn dieser Mann Jojachin ein verachtetes, zerschlagenes Gefäß oder ein Gerät, das niemand mehr mag? Warum wird er fortgeschleudert und hingeworfen in ein Land, das er nicht kennt?
29 Land, Land, Land, höre das Wort des Herrn!
30 So spricht der Herr: Schreibt diesen Mann als kinderlos ein, als Mann, der in seinem Leben kein Glück hat. Denn keinem seiner Nachkommen wird es glücken, sich auf den Thron Davids zu setzen und wieder über Juda zu herrschen.


23

Der Davidspross

1 Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen - Spruch des Herrn.
2 Darum - so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert. Jetzt ziehe ich euch zur Rechenschaft wegen eurer bösen Taten - Spruch des Herrn.
3 Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide; sie sollen fruchtbar sein und sich vermehren.
4 Ich werde für sie Hirten bestellen, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen - Spruch des Herrn.
5 Seht, es kommen Tage - Spruch des Herrn -, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit wird er sorgen im Land.
6 In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.
7 Darum seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da sagt man nicht mehr: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus Ägypten heraufgeführt hat!,
8 sondern: So wahr der Herr lebt, der das Geschlecht des Hauses Israel aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt und zurückgebracht hat. Dann werden sie wieder in ihrem Heimatland wohnen.


Gegen die falschen Propheten

9 Über die Propheten: Mir bricht das Herz in der Brust, / alle meine Glieder zittern. Wie ein Betrunkener bin ich, / wie ein Mann, der vom Wein überwältigt ist, / wegen des Herrn und seiner heiligen Worte:
10 Voll von Ehebrechern ist das Land; / ja, wegen des Fluches vertrocknet das Land, / sind die Weideplätze der Steppe verdorrt. Schlechtigkeit ist ihr Ziel, / Unrecht ihre Stärke.
11 Sogar Prophet und Priester sind ruchlose Frevler, / selbst in meinem Haus stoße ich auf ihre Schlechtigkeit / - Spruch des Herrn.
12 Deshalb wird ihr Weg für sie / wie ein schlüpfriger Pfad; sie stürzen in der Finsternis, / sie kommen darin zu Fall. Denn Unheil bringe ich über sie, / das Jahr ihrer Bestrafung - Spruch des Herrn.
13 Zwar habe ich auch bei Samarias Propheten / Hässliches gesehen: Sie weissagten im Namen des Baal / und verführten mein Volk Israel.
14 Aber bei den Propheten Jerusalems / sah ich grauenhafte Dinge: Sie brechen die Ehe, gehen mit Lügen um und bestärken die Bösen, / sodass keiner umkehrt von seinem bösen Treiben. Für mich sind alle wie Sodom, / Jerusalems Einwohner sind für mich wie Gomorra.
15 Darum - so spricht der Herr der Heere gegen die Propheten: Ich gebe ihnen Wermut zu essen / und Giftwasser zu trinken; denn von den Propheten Jerusalems / ist Frevel ausgegangen ins ganze Land.
16 So spricht der Herr der Heere: / Hört nicht auf die Worte der Propheten, / die euch weissagen. Sie betören euch nur; sie verkünden Visionen, / die aus dem eigenen Herzen stammen, / nicht aus dem Mund des Herrn.
17 Immerzu sagen sie denen, die das Wort des Herrn verachten: / Das Heil ist euch sicher!;und jedem, der dem Trieb seines Herzens folgt, / versprechen sie: Kein Unheil kommt über euch.
18 Doch wer hat an der Ratsversammlung des Herrn teilgenommen, / hat ihn gesehen und sein Wort gehört? Wer hat sein Wort vernommen / und kann es verkünden?
19 Hört, der Sturm des Herrn [sein Grimm] bricht los. / Ein Wirbelsturm braust hinweg über die Köpfe der Frevler.
20 Der Zorn des Herrn hört nicht auf, / bis er die Pläne seines Herzens ausgeführt und vollbracht hat. / Am Ende der Tage werdet ihr es klar erkennen.
21 Ich habe diese Propheten nicht ausgesandt, / dennoch laufen sie; ich habe nicht zu ihnen gesprochen, / dennoch weissagen sie.
22 Hätten sie an meiner Ratsversammlung teilgenommen, / so könnten sie meinem Volk meine Worte verkünden, / damit es umkehrt von seinem schlechten Weg / und von seinen bösen Taten.
23 Bin ich denn ein Gott aus der Nähe - Spruch des Herrn - / und nicht vielmehr ein Gott aus der Ferne?
24 Kann sich einer in Schlupfwinkeln verstecken, / sodass ich ihn nicht sähe? - Spruch des Herrn. Bin nicht ich es, / der Himmel und Erde erfüllt? - Spruch des Herrn.
25 Ich habe gehört, was die Propheten reden, die in meinem Namen Lügen weissagen und sprechen: Einen Traum habe ich gehabt, einen Traum.
26 Wie lange noch? Haben sie denn wirklich etwas in sich, die Propheten, die Lügen weissagen und selbst erdachten Betrug?
27 Durch ihre Träume, die sie einander erzählen, möchten sie meinen Namen in Vergessenheit bringen bei meinem Volk, wie ihre Väter meinen Namen wegen des Baal vergessen haben.
28 Der Prophet, der einen Traum hat, erzählt nur einen Traum; wer aber mein Wort hat, der verkündet wahrhaftig mein Wort. Was hat das Stroh mit dem Korn zu tun? - Spruch des Herrn.
29 Ist nicht mein Wort wie Feuer - Spruch des Herrn - und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?
30 Darum gehe ich nun gegen die Propheten vor - Spruch des Herrn -, die einander meine Worte stehlen.
31 Nun gehe ich gegen die Propheten vor - Spruch des Herrn -, die ihre Zunge gebrauchen, um Sprüche zu machen.
32 Ja, nun gehe ich gegen die Propheten mit ihren erlogenen Träumen vor - Spruch des Herrn; sie erzählen die Träume und verführen mein Volk durch ihre Lügen und ihr freches Geschwätz. Ich aber habe sie weder gesandt noch beauftragt, und sie sind diesem Volk ganz unnütz - Spruch des Herrn.


Die «Last» des Herrn

33 Fragt dich dieses Volk oder ein Prophet oder ein Priester: Was ist der «Last-Spruch» des Herrn?, so antworte ihnen: Ihr selbst seid die Last und ich werfe euch ab - Spruch des Herrn.
34 Den Propheten aber, den Priester und das Volk, jeden, der sagt: «Last-Spruch des Herrn», den ziehe ich samt seinem Haus zur Rechenschaft - Spruch des Herrn.
35 Vielmehr sollt ihr so zueinander und untereinander sagen: Was hat der Herr geantwortet?, oder: Was hat der Herr gesagt?
36 Aber den Ausdruck «Last-Spruch des Herrn» sollt ihr nicht mehr gebrauchen. Denn «die Last» ist für jeden sein eigenes Wort, weil ihr die Worte des lebendigen Gottes, des Herrn der Heere, unseres Gottes, verdreht habt.
37 So soll man zum Propheten sagen: Was hat der Herr dir geantwortet?, oder: Was hat der Herr gesagt?
38 Wenn ihr aber «Last-Spruch des Herrn», sagt, so sagt der Herr darauf: Weil ihr dieses Wort «Last-Spruch des Herrn» gebraucht, obwohl ich euch verbieten ließ, «Last-Spruch des Herrn» zu sagen,
39 darum hebe ich euch empor und schleudere euch samt der Stadt, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, weg von meinem Angesicht.
40 Ich verhänge über euch ewige Schande und ewige Schmach, die nie vergessen werden soll.


24

Die beiden Feigenkörbe

1 Der Herr ließ mich schauen: Da standen zwei Körbe mit Feigen vor dem Tempel des Herrn. Dies geschah, nachdem Nebukadnezzar, der König von Babel, Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, sowie die Großen von Juda samt den Schmieden und Schlossern aus Jerusalem weggeführt und nach Babel gebracht hatte.
2 In dem einen Korb waren sehr gute Feigen, wie Frühfeigen, im andern Korb sehr schlechte Feigen, so schlecht, dass sie ungenießbar waren.
3 Der Herr fragte mich: Was siehst du, Jeremia? Feigen, antwortete ich. Die guten Feigen sind sehr gut, die schlechten aber sehr schlecht, so schlecht, dass sie ungenießbar sind.
4 Nun erging an mich das Wort des Herrn:
5 So spricht der Herr, der Gott Israels: Wie auf diese guten Feigen, so schaue ich liebevoll auf die Verschleppten aus Juda, die ich von diesem Ort vertrieben habe ins Land der Chaldäer.
6 Ich richte meine Augen liebevoll auf sie und lasse sie in dieses Land heimkehren. Ich will sie aufbauen, nicht niederreißen, einpflanzen, nicht ausreißen.
7 Ich gebe ihnen ein Herz, damit sie erkennen, dass ich der Herr bin. Sie werden mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein; denn sie werden mit ganzem Herzen zu mir umkehren.
8 Aber wie mit den schlechten Feigen, die so schlecht sind, dass sie ungenießbar sind, [ja, so spricht der Herr] so verfahre ich mit Zidkija, dem König von Juda, mit seinen Großen und dem Rest Jerusalems, mit denen, die in diesem Land übrig geblieben sind, und denen, die sich in Ägypten niedergelassen haben.
9 Ich mache sie zu einem Bild des Schreckens für alle Reiche der Erde, zum Schimpf und Gespött, zum Hohn und zum Fluch an allen Orten, an die ich sie verstoße.
10 Ich sende unter sie Schwert, Hunger und Pest, bis sie ganz ausgerottet sind aus dem Land, das ich ihnen und ihren Vätern gegeben habe.


25

Das drohende Exil

1 Das Wort über das ganze Volk von Juda, das an Jeremia erging im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda; es war das erste Jahr Nebukadnezzars, des Königs von Babel.
2 Der Prophet Jeremia richtete es an das ganze Volk von Juda und an alle Einwohner Jerusalems; er sagte:
3 Seit dem dreizehnten Jahr Joschijas, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis zum heutigen Tag, also dreiundzwanzig Jahre lang, ist an mich das Wort des Herrn ergangen und ich habe es euch unermüdlich weitergegeben. [Ihr aber habt nicht gehört.
4 Der Herr hat immer wieder alle seine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt. Ihr aber habt nicht gehört und euer Ohr nicht geneigt, um zu hören.]
5 Ich sagte: Kehrt doch alle um von eurem schlechten Weg und von euren bösen Taten; dann dürft ihr in dem Land bleiben, das der Herr euch und euren Vätern gegeben hat seit jeher und für immer.
6 [Lauft nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen und sie anzubeten, und erzürnt mich nicht durch das Werk eurer Hände, damit ich euch nicht Schlimmes antun muss.]
7 Aber ihr habt nicht auf mich gehört [- Spruch des Herrn -, um mich zu erzürnen durch das Werk eurer Hände, zu eurem eigenen Schaden].
8 Darum - so spricht der Herr der Heere: Weil ihr auf meine Worte nicht gehört habt,
9 darum hole ich alle Stämme des Nordens herbei - Spruch des Herrn -, auch Nebukadnezzar, den König von Babel, meinen Knecht. Ich lasse sie über dieses Land und seine Bewohner kommen und über alle diese Völker ringsum. Ich weihe sie dem Untergang und mache sie zu einem Bild des Entsetzens, zum Gespött und zur dauernden Schmach.
10 Ich lasse bei ihnen aufhören den Jubelruf und den Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut, das Geräusch der Handmühle und das Licht der Lampe.
11 Dieses ganze Land wird zum Trümmerfeld und zu einem Bild des Entsetzens und diese Völker werden dem König von Babel siebzig Jahre lang dienen.
12 Sind aber die siebzig Jahre vorüber, dann ziehe ich den König von Babel und jenes Volk zur Rechenschaft für ihre Schuld - Spruch des Herrn - und auch das Land der Chaldäer, indem ich es für immer zur schaurigen Wüste mache.
13 Ich lasse über jenes Land all das kommen, was ich ihm angedroht habe, alles, was in diesem Buch aufgezeichnet ist [was Jeremia über alle Völker geweissagt hat].
14 Denn auch sie werden mächtigen Völkern und großen Königen dienen müssen. So vergelte ich ihnen entsprechend ihren Taten und dem Tun ihrer Hände.