INHALT   IMPRESSUM   Buch   Suchen  



Das Buch Jesaja

1

Worte über Juda und Jerusalem aus der Frühzeit des Propheten: 1,1 - 12,6

Einleitung

1 Vision des Jesaja, des Sohnes des Amoz, über Juda und Jerusalem, die er zu der Zeit hatte, als Usija, Jotam, Ahas und Hiskija Könige von Juda waren.


Die Untreue des Volkes

2 Hört, ihr Himmel! Erde, horch auf! / Denn der Herr spricht: Ich habe Söhne großgezogen und emporgebracht, / doch sie sind von mir abgefallen.
3 Der Ochse kennt seinen Besitzer / und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, / mein Volk hat keine Einsicht.
4 Weh dem sündigen Volk, der schuldbeladenen Nation, / der Brut von Verbrechern, den verkommenen Söhnen! Sie haben den Herrn verlassen, / den Heiligen Israels haben sie verschmäht / und ihm den Rücken gekehrt.


Die Folgen der Sünde

5 Wohin soll man euch noch schlagen? / Ihr bleibt ja doch abtrünnig. Der ganze Kopf ist wund, / das ganze Herz ist krank:
6 Vom Kopf bis zum Fuß kein heiler Fleck, / nur Beulen, Striemen und frische Wunden, sie sind nicht ausgedrückt, nicht verbunden, / nicht mit Öl gelindert.
7 Euer Land ist verödet, / eure Städte sind niedergebrannt. Fremde verzehren vor euren Augen den Ertrag eurer Äcker; / verödet wie das zerstörte Sodom ist euer Land.
8 Die Tochter Zion steht verlassen da / wie eine Hütte im Weinberg, / wie eine Wächterhütte im Gurkenfeld / [wie eine belagerte Stadt].
9 Hätte der Herr der Heere nicht einen Rest für uns übrig gelassen, / wir wären wie Sodom geworden, / wir glichen Gomorra.


Der falsche und der wahre Gottesdienst

10 Hört das Wort des Herrn, ihr Herrscher von Sodom! / Vernimm die Weisung unseres Gottes, du Volk von Gomorra!
11 Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?, / spricht der Herr. Die Widder, die ihr als Opfer verbrennt, / und das Fett eurer Rinder habe ich satt; / das Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke ist mir zuwider.
12 Wenn ihr kommt, um mein Angesicht zu schauen - / wer hat von euch verlangt, dass ihr meine Vorhöfe zertrampelt?
13 Bringt mir nicht länger sinnlose Gaben, / Rauchopfer, die mir ein Gräuel sind. Neumond und Sabbat und Festversammlung - / Frevel und Feste - ertrage ich nicht.
14 Eure Neumondfeste und Feiertage / sind mir in der Seele verhasst, sie sind mir zur Last geworden, / ich bin es müde, sie zu ertragen.
15 Wenn ihr eure Hände ausbreitet, / verhülle ich meine Augen vor euch. Wenn ihr auch noch so viel betet, / ich höre es nicht. / Eure Hände sind voller Blut.
16 Wascht euch, reinigt euch! / Lasst ab von eurem üblen Treiben! / Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun!
17 Lernt, Gutes zu tun! / Sorgt für das Recht!Helft den Unterdrückten! / Verschafft den Waisen Recht, / tretet ein für die Witwen!


Der Rechtsstreit Gottes mit seinem Volk

18 Kommt her, wir wollen sehen, / wer von uns Recht hat, / spricht der Herr. Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, / sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, / sie sollen weiß werden wie Wolle.
19 Wenn ihr bereit seid zu hören, / sollt ihr den Ertrag des Landes genießen.
20 Wenn ihr aber trotzig seid und euch weigert, / werdet ihr vom Schwert gefressen. / Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.


Das Gericht über Jerusalem

21 Ach, sie ist zur Dirne geworden, die treue Stadt. / Einst war dort das Recht in voller Geltung,die Gerechtigkeit war dort zu Hause, / jetzt aber herrschen die Mörder.
22 Dein Silber wurde zu Schlacke, / dein Wein ist verwässert.
23 Deine Fürsten sind Aufrührer / und eine Bande von Dieben, alle lassen sich gerne bestechen / und jagen Geschenken nach. Sie verschaffen den Waisen kein Recht, / die Sache der Witwen gelangt nicht vor sie.
24 Darum - Spruch Gottes, des Herrn der Heere, / des Starken Israels: Weh meinen Gegnern, / ich will Rache nehmen an ihnen, / mich rächen an meinen Feinden.
25 Ich will meine Hand gegen dich wenden, / deine Schlacken will ich mit Lauge ausschmelzen, / all dein Blei schmelze ich aus.
26 Ich will dir wieder Richter geben wie am Anfang / und Ratsherrn wie zu Beginn. Dann wird man dich die Burg der Gerechtigkeit nennen, / die treue Stadt.
27 Zion wird durch das Recht gerettet, / wer dort umkehrt, durch die Gerechtigkeit.
28 Doch alle Abtrünnigen und Sünder werden zerschmettert. / Wer den Herrn verlässt, wird vernichtet.
29 Ihr werdet in Schande stürzen / wegen der Eichen, die euch gefallen, und werdet euch schämen / wegen der (heiligen) Haine, die ihr so gern habt.
30 Ihr werdet wie eine Eiche, deren Blätter verwelken, / und wie ein Garten, dessen Wasser versiegt ist.
31 Dann wird der Starke zu Werg / und sein Tun zum zündenden Funken; beide verbrennen zusammen / und niemand kann löschen.


2

1 Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat.
2 Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn / steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. / Zu ihm strömen alle Völker.
3 Viele Nationen machen sich auf den Weg. / Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn / und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, / auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, / aus Jerusalem sein Wort.
4 Er spricht Recht im Streit der Völker, / er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern / und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, / und übt nicht mehr für den Krieg.
5 Ihr vom Haus Jakob, kommt, / wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.


Der Tag Jahwes

6 Ja, du hast dein Volk, das Haus Jakob, verstoßen; / denn es ist voll von Zauberern und Wahrsagern wie das Volk der Philister / und überflutet von Fremden.
7 Sein Land ist voll Silber und Gold, / zahllos sind seine Schätze. Sein Land ist voll von Pferden, / zahllos sind seine Wagen.
8 Sein Land ist voll von Götzen. / Alle beten das Werk ihrer Hände an, / das ihre Finger gemacht haben.
9 Doch die Menschen müssen sich ducken, / jeder Mann muss sich beugen. / Verzeih ihnen nicht!
10 Verkriech dich im Felsen, / verbirg dich im Staub vor dem Schrecken des Herrn / und seiner strahlenden Pracht!
11 Da senken sich die stolzen Augen der Menschen, / die hochmütigen Männer müssen sich ducken, / der Herr allein ist erhaben an jenem Tag.
12 Denn der Tag des Herrn der Heere kommt / über alles Stolze und Erhabene, / über alles Hohe - es wird erniedrigt -,
13 über alle hoch ragenden Zedern des Libanon / und alle Eichen des Baschan,
14 über alle hohen Berge und alle stattlichen Hügel,
15 über jeden hohen Turm und jede steile Mauer,
16 über alle Tarschisch-Schiffe / und die kostbaren Segler.
17 Die stolzen Menschen müssen sich ducken, / die hochmütigen Männer sich beugen, / der Herr allein ist erhaben an jenem Tag.
18 Die Götzen aber schwinden alle dahin.
19 Verkriecht euch in Felshöhlen und Erdlöchern / vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner strahlenden Pracht, / wenn er sich erhebt, um die Erde zu erschrecken.
20 An jenem Tag nimmt jeder seine silbernen und goldenen Götzen, / die er gemacht hat, um sie anzubeten, / und wirft sie den Fledermäusen und Ratten hin;
21 und man wird sich in den Spalten und Höhlen der Felsen verkriechen / vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner strahlenden Pracht, / wenn er sich erhebt, um die Erde zu erschrecken.
22 [Lasst doch ab vom Menschen; / in seiner Nase ist nur ein Lufthauch. / Was bedeutet er schon?]


3

1 Seht, Gott, der Herr der Heere, / nimmt Jerusalem und Juda jede Stütze und Hilfe [jede Unterstützung mit Brot / und jede Unterstützung mit Wasser]:
2 den Helden und Krieger, / den Richter und den Propheten, / den Wahrsager und den Ältesten,
3 den Hauptmann, den Höfling, den Ratsherrn, / den weisen Zauberer und den klugen Beschwörer.
4 Ich mache junge Burschen zu ihren Fürsten. / Willkür soll über sie herrschen.
5 Dann bedrängt im Volk einer den andern / und jeder bedrängt seinen Nächsten. Die Jungen sind frech zu den Alten, / die Geringen zu den geachteten Männern.
6 Dann fasst einer im Haus seines Vaters / den Bruder am Arm und sagt: Du hast noch einen Mantel, / du musst unser Anführer sein. / Sei der Herr dieser Trümmer!
7 Der aber wird an jenem Tag schreien: / Ich bin doch kein Arzt und in meinem Haus gibt es kein Brot / und es gibt keinen Mantel. / Macht mich nicht zum Führer des Volkes!
8 Ja, Jerusalem stürzt und Juda fällt; / denn ihre Worte und ihre Taten richten sich gegen den Herrn, / sie trotzen den Augen seiner Majestät.
9 Ihre frechen Gesichter klagen sie an, / wie Sodom reden sie ganz offen von ihren Sünden. / Weh ihnen, sie bereiten sich selber ihr Unglück.
10 Wohl dem Gerechten, denn ihm geht es gut; / er wird die Frucht seiner Taten genießen.
11 Weh dem Frevler, ihm geht es schlecht; / denn was er selber getan hat, das wird man ihm antun.
12 Mein Volk - seine Herrscher sind voller Willkür, / Wucherer beherrschen das Volk. Mein Volk, deine Führer führen dich in die Irre, / sie bringen dich ab vom richtigen Weg.
13 Der Herr steht bereit, um Recht zu sprechen; / er steht da, um sein Volk zu richten.
14 Der Herr geht ins Gericht / mit den Ältesten und den Fürsten seines Volkes: Ihr, ihr habt den Weinberg geplündert; / eure Häuser sind voll von dem, was ihr den Armen geraubt habt.
15 Wie kommt ihr dazu, mein Volk zu zerschlagen? / Ihr zermalmt das Gesicht der Armen - / Spruch des Herrn der Heere.


Die hochmütigen Frauen von Jerusalem

16 Der Herr sprach: Weil die Töchter Zions hochmütig sind, ihre Hälse recken und mit verführerischen Blicken daherkommen, immerzu trippelnd daherstolzieren und mit ihren Fußspangen klirren,
17 darum wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions mit Schorf bedecken und ihre Schläfen kahl werden lassen.
18 An jenem Tag wird ihnen der Herr ihren Schmuck wegnehmen: die Fußspangen, die kleinen Sonnen und Monde,
19 die Ohrgehänge und Armkettchen, die Schleier
20 und Turbane, die Fußkettchen und die Prachtgürtel, die Riechfläschchen und die Amulette,
21 die Fingerringe und Nasenreife,
22 die Festkleider und Umhänge, die Umschlagtücher und Täschchen
23 und die Spiegel, die feinen Schleier, die Schals und Kopftücher.
24 Dann habt ihr Moder statt Balsam, / Strick statt Gürtel, Glatze statt kunstvolle Locken, Trauergewand statt Festkleid, / ja, Schande statt Schönheit.
25 Deine Männer sterben durchs Schwert, / deine jungen Krieger fallen im Kampf.
26 Zions Tore ächzen und klagen; / ausgeplündert sitzt es am Boden.


4

1 An jenem Tag klammern sich sieben Frauen an einen einzigen Mann und sagen: Wir wollen unser eigenes Brot essen und uns selber kleiden, nur lass uns deinen Namen tragen, nimm die Schande von uns!


Die Rettung der Übriggebliebenen

2 An jenem Tag wird, was der Herr sprossen lässt, für alle Israeliten, die entronnen sind, eine Zierde und Ehre sein; die Früchte des Landes sind ihr Stolz und Ruhm.
3 Dann wird der Rest von Zion und wer in Jerusalem noch übrig ist, heilig genannt werden, jeder, der in Jerusalem in das Verzeichnis derer, die am Leben bleiben sollen, eingetragen ist.
4 Wenn der Herr durch den Sturm des Gerichts und den Sturm der Läuterung von den Töchtern Zions den Kot abgewaschen und aus Jerusalems Mitte die Blutschuld weggespült hat,
5 dann kommt er und über dem ganzen Gebiet des Berges Zion und seinen Festplätzen erscheint bei Tag eine Wolke und bei Nacht Rauch und eine strahlende Feuerflamme. Denn über allem liegt als Schutz und Schirm die Herrlichkeit des Herrn;
6 sie spendet bei Tag Schatten vor der Hitze und ist Zuflucht und Obdach bei Unwetter und Regen.


5

1 Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, / ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg / auf einer fruchtbaren Höhe.
2 Er grub ihn um und entfernte die Steine / und bepflanzte ihn mit den edelsten Reben. Er baute mitten darin einen Turm / und hieb eine Kelter darin aus. Dann hoffte er, / dass der Weinberg süße Trauben brächte, / doch er brachte nur saure Beeren.
3 Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda, / im Streit zwischen mir und dem Weinberg!
4 Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, / das ich nicht für ihn tat? Warum hoffte ich denn auf süße Trauben? / Warum brachte er nur saure Beeren?
5 Jetzt aber will ich euch kundtun, / was ich mit meinem Weinberg mache: Ich entferne seine schützende Hecke; / so wird er zur Weide. Seine Mauer reiße ich ein; / dann wird er zertrampelt.
6 Zu Ödland will ich ihn machen. / Man soll seine Reben nicht schneiden / und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. / Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden.
7 Ja, der Weinberg des Herrn der Heere / ist das Haus Israel und die Männer von Juda sind die Reben, / die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch - / doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit - / doch siehe da: Der Rechtlose schreit.


Sechs Weherufe über das trotzige Israel

8 Weh euch, die ihr Haus an Haus reiht / und Feld an Feld fügt, bis kein Platz mehr da ist / und ihr allein im Land ansässig seid.
9 Meine Ohren hören das Wort des Herrn der Heere: / Wahrhaftig, alle eure Häuser sollen veröden. So groß und schön sie auch sind: / Sie sollen unbewohnt sein.
10 Ein Weinberg von zehn Morgen bringt nur ein Bat Wein, / ein Hómer Saatgut bringt nur ein Efa Korn.
11 Weh euch, die ihr schon früh am Morgen / hinter dem Bier her seid und sitzen bleibt bis spät in die Nacht, / wenn euch der Wein erhitzt.
12 Bei ihren Gelagen spielt man Zither und Harfe, / Pauken und Flöten; aber was der Herr tut, beachten sie nicht, / was seine Hände vollbringen, sehen sie nicht.
13 Darum muss mein Volk in die Verbannung; / denn es hat keine Erkenntnis. Seine Reichen sterben vor Hunger, / die Masse der Armen verschmachtet vor Durst.
14 Darum sperrt die Unterwelt ihren Rachen auf, / maßlos weit reißt sie ihr Maul auf, sodass des Volkes Pracht und Reichtum hinabfährt, / der ganze lärmende, johlende Haufen.
15 Die Menschen müssen sich ducken, / jeder Mann muss sich beugen, / die stolzen Augen werden sich senken.
16 Doch der Herr der Heere ist erhaben, / wenn er Gericht hält, durch seine Gerechtigkeit / erweist der heilige Gott sich als heilig.
17 Dann grasen dort Lämmer wie auf der Weide, / in den Ruinen weiden fette Schafe.
18 Weh euch, die ihr die Strafe wie mit Ochsenstricken herbeizieht / und die Sünde wie mit Wagenseilen.
19 Ihr sagt: Was er tun will, das tue er schnell; / er soll sich beeilen, damit wir es sehen;was der Heilige Israels plant, treffe bald ein; / wir wollen es wissen.
20 Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, / die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, / die das Bittere süß und das Süße bitter machen.
21 Weh denen, die in ihren eigenen Augen weise sind / und sich selbst für klug halten.
22 Weh denen, die Helden sind, / wenn es gilt, Wein zu trinken, / und tapfer, wenn es gilt, starke Getränke zu brauen,
23 die den Schuldigen für Bestechungsgeld freisprechen / und dem Gerechten sein Recht vorenthalten.
24 Darum: Wie des Feuers Zunge die Stoppeln frisst / und wie das Heu in der Flamme zusammensinkt, so soll ihre Wurzel verfaulen / und ihre Blüte wie Staub aufgewirbelt werden. Denn sie haben die Weisung des Herrn der Heere von sich gewiesen / und über das Wort des Heiligen Israels gelästert.


Die Ankündigung der assyrischen Invasion

25 Darum entbrennt der Zorn des Herrn gegen sein Volk; / er streckt seine Hand aus gegen das Volk und schlägt zu. Da erzittern die Berge / und die Leichen liegen auf den Gassen wie Abfall. Doch bei all dem lässt sein Zorn nicht nach, / seine Hand bleibt ausgestreckt.
26 Er stellt ein Feldzeichen auf / für ein Volk in der Ferne, er pfeift es herbei vom Ende der Erde / und schon kommen sie eilig heran.
27 Kein Müder ist unter ihnen, keiner, der stolpert, / keiner, der einnickt und schläft. Bei keinem löst sich der Gürtel von den Hüften, / noch reißt ein Schuhriemen ab.
28 Ihre Pfeile sind scharf, / alle ihre Bogen gespannt. Die Hufe ihrer Pferde sind hart wie Kiesel, / die Räder sausen dahin wie der Sturm.
29 Es ist ein Lärm wie das Brüllen des Löwen, / wie wenn ein Junglöwe brüllt. Er knurrt und packt seine Beute, / er schleppt sie fort / und niemand reißt sie ihm weg.
30 Und es dröhnt über ihnen an jenem Tag / wie das Brausen des Meeres. Wohin man blickt auf der Erde: / nur Finsternis voller Angst; / das Licht ist durch Wolken verdunkelt.


6

Die Berufung des Propheten

1 Im Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Thron. Der Saum seines Gewandes füllte den Tempel aus.
2 Serafim standen über ihm. Jeder hatte sechs Flügel: Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihr Gesicht, mit zwei bedeckten sie ihre Füße und mit zwei flogen sie.
3 Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. / Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt.
4 Die Türschwellen bebten bei ihrem lauten Ruf und der Tempel füllte sich mit Rauch.
5 Da sagte ich: Weh mir, ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und lebe mitten in einem Volk mit unreinen Lippen und meine Augen haben den König, den Herrn der Heere, gesehen.
6 Da flog einer der Serafim zu mir; er trug in seiner Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.
7 Er berührte damit meinen Mund und sagte: Das hier hat deine Lippen berührt: Deine Schuld ist getilgt, / deine Sünde gesühnt.
8 Danach hörte ich die Stimme des Herrn, der sagte: Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen? Ich antwortete: Hier bin ich, sende mich!
9 Da sagte er: Geh und sag diesem Volk: / Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen. / Sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.
10 Verhärte das Herz dieses Volkes, / verstopf ihm die Ohren, / verkleb ihm die Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht / und mit seinen Ohren nicht hört, damit sein Herz nicht zur Einsicht kommt / und sich nicht bekehrt und nicht geheilt wird.
11 Ich fragte: Wie lange, Herr? / Er antwortete: Bis die Städte verödet sind und unbewohnt, / die Häuser menschenleer, / bis das Ackerland zur Wüste geworden ist.
12 Der Herr wird / die Menschen weit weg treiben; / dann ist das Land leer und verlassen.
13 Bleibt darin noch ein Zehntel übrig - / auch sie werden schließlich vernichtet, wie bei einer Eiche oder Terebinthe, / von der nur der Stumpf bleibt, wenn man sie fällt. [Ihr Stumpf ist heiliger Same.]


7

Die Weissagung über den Immanuel

1 In der Zeit, als Ahas, der Sohn Jotams, des Sohnes Usijas, König von Juda war, zogen Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn Remaljas, der König von Israel, gegen Jerusalem in den Krieg; aber sie konnten die Stadt nicht einnehmen.
2 Als man dem Haus David meldete: Aram hat sich mit Efraim verbündet!, da zitterte das Herz des Königs und das Herz seines Volkes, wie die Bäume des Waldes im Wind zittern.
3 Der Herr aber sagte zu Jesaja: Geh zur Walkerfeldstraße hinaus, zusammen mit deinem Sohn Schear-Jaschub (Ein Rest kehrt um), an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, um Ahas zu treffen.
4 Sag zu ihm: Bewahre die Ruhe, fürchte dich nicht! Dein Herz soll nicht verzagen wegen dieser beiden Holzscheite, dieser rauchenden Stummel, wegen des glühenden Zorns Rezins von Aram und des Sohnes Remaljas.
5 Zwar planen Aram, Efraim und der Sohn Remaljas Böses gegen dich und sagen:
6 Wir wollen gegen Juda ziehen, es an uns reißen und für uns erobern; dann wollen wir den Sohn Tabeals dort zum König machen.
7 Doch so spricht Gott, der Herr: Das kommt nicht zustande, / das wird nicht geschehen.
8 Denn das Haupt von Aram ist Damaskus / und das Haupt von Damaskus ist Rezin. Noch fünfundsechzig Jahre, dann wird Efraim zerschlagen, / es wird aufhören, ein Volk zu sein.
9 Das Haupt von Efraim ist Samaria / und das Haupt von Samaria ist der Sohn Remaljas. / Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.
10 Der Herr sprach noch einmal zu Ahas; er sagte:
11 Erbitte dir vom Herrn, deinem Gott, ein Zeichen, sei es von unten, aus der Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe.
12 Ahas antwortete: Ich will um nichts bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen.
13 Da sagte Jesaja: Hört her, ihr vom Haus David! Genügt es euch nicht, Menschen zu belästigen? Müßt ihr auch noch meinen Gott belästigen?
14 Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.
15 Er wird Butter und Honig essen bis zu der Zeit, in der er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen.
16 Denn noch bevor das Kind versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen, wird das Land verödet sein, vor dessen beiden Königen dich das Grauen packt.
17 Der Herr wird Tage kommen lassen über dich und dein Volk und das Haus deines Vaters [durch den König von Assur], wie man sie nicht mehr erlebt hat, seit Efraim von Juda abgefallen ist.
18 An jenem Tag wird der Herr den Fliegen an den Mündungen des Nil in Ägypten pfeifen und den Bienen im Land Assur,
19 und alle kommen und lassen sich nieder in den Schluchten und Felsspalten, in allen Hecken und an allen Wasserstellen.
20 An jenem Tag wird der Herr mit dem Messer, das er jenseits des Eufrat gekauft hat [mit dem König von Assur], euch den Kopf kahl scheren und die Schamhaare abrasieren; auch den Bart schneidet er ab.
21 An jenem Tag wird ein Mann nur eine junge Kuh und ein paar Schafe halten.
22 Aber sie werden so viel Milch geben, dass man Butter essen kann. Ja, Butter und Honig essen alle, die im Land übrig geblieben sind.
23 An jenem Tag wird jedes Grundstück, auf dem jetzt tausend Weinstöcke im Wert von tausend Silberstücken stehen, voll von Dornen und Disteln sein.
24 Nur mit Pfeil und Bogen geht man dorthin; denn das ganze Land ist voll von Dornen und Disteln.
25 Aus Angst vor den Dornen und Disteln geht man auf keinen von all den Bergen mehr, die man jetzt noch mit der Hacke bearbeitet. Man treibt die Rinder dorthin und lässt die Schafe dort weiden.


8

Die Geburt eines Sohnes des Propheten

1 Der Herr sagte zu mir: Nimm eine große Tafel und schreib darauf mit einem gewöhnlichen Griffel: Maher-Schalal-Hasch-Bas (Schnelle Beute - Rascher Raub).
2 Und ich nahm mir zuverlässige Zeugen, den Priester Urija und Secharja, den Sohn Jeberechjas.
3 Dann ging ich zu der Prophetin und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Da sagte der Herr zu mir: Gib ihm den Namen Maher-Schalal-Hasch-Bas!
4 Denn noch bevor der Knabe «Vater» und «Mutter» sagen lernt, wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria dem König von Assur vorantragen.


Warnung vor Unglauben und Untreue

5 Weiter sagte der Herr zu mir:
6 Weil dieses Volk die ruhig dahinfließenden Wasser von Schiloach verachtet und vor Rezin und dem Sohn Remaljas verzagt,
7 darum wird der Herr die gewaltigen und großen Wasser des Eufrat [den König von Assur und seine ganze Macht] über sie dahinfluten lassen. Und der Fluss wird alle seine Kanäle überfluten und über alle Ufer treten.
8 Auch auf Juda wird er übergreifen, er wird es überfluten und überschwemmen, bis er den Leuten an den Hals reicht. Die Ausläufer seiner Fluten bedecken weit und breit dein Land, Immanuel.
9 Tobt, ihr Völker! Ihr werdet doch zerschmettert. / Horcht auf, ihr Enden der Erde! Rüstet nur! Ihr werdet doch zerschmettert. / Rüstet! Ihr werdet zerschmettert.
10 Macht nur Pläne! Sie werden vereitelt. / Was ihr auch sagt, es kommt nicht zustande. / Denn «Gott ist mit uns».
11 Denn so sprach der Herr, als seine Hand mich packte und er mich davon abhielt, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen:
12 Nennt nicht alles Verschwörung, / was dieses Volk Verschwörung nennt. Was es fürchtet, sollt ihr nicht fürchten; / wovor es erschrickt, davor sollt ihr nicht erschrecken.
13 Den Herrn der Heere sollt ihr heilig halten; / vor ihm sollt ihr euch fürchten, / vor ihm sollt ihr erschrecken.
14 Er wird das Heiligtum sein für die beiden Reiche Israels: / der Stein, an dem man anstößt, / der Felsen, an dem man zu Fall kommt. Eine Schlinge und Falle wird er sein / für alle, die in Jerusalem wohnen.
15 Viele stolpern darüber, / sie fallen und zerschellen; / sie verstricken und verfangen sich.
16 Ich will diese Warnung sorgfältig bewahren / und die Lehre in meinen Jüngern wie mit einem Siegel verschließen.
17 Ich will auf den Herrn warten, / der jetzt sein Angesicht vor dem Haus Jakob verhüllt, / auf ihn will ich hoffen.
18 Seht, ich und die Kinder, / die der Herr mir geschenkt hat, wir sind in Israel ein (warnendes) Zeichen, / ein Mahnmal vom Herrn der Heere, / der auf dem Berg Zion wohnt.
19 Wenn man euch sagt: Befragt die Totengeister und Zauberkundigen, die flüstern und murmeln!, (dann erwidert:) Soll ein Volk nicht lieber seinen Gott befragen? Warum soll man für die Lebenden die Toten befragen?
20 Lehre und Warnung: Wer nicht so denkt, für den gibt es kein Morgenrot.
21 Er wandert umher, verdrossen und hungrig. Und wenn er hungert, dann wird er wütend und er verflucht seinen König und seinen Gott. Er blickt nach oben
22 und blickt zur Erde; aber überall sieht er nur Not, Finsternis und beängstigendes Dunkel. Doch die Finsternis wird verscheucht;
23 denn wer jetzt in Not ist, bleibt nicht im Dunkel. Einst hat er das Land Sebulon und das Land Naftali verachtet, aber später bringt er die Straße am Meer wieder zu Ehren, das Land jenseits des Jordan, das Gebiet der Heiden.


9

1 Das Volk, das im Dunkel lebt, / sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, / strahlt ein Licht auf.
2 Du erregst lauten Jubel / und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, / wie man sich freut bei der Ernte, / wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.
3 Denn wie am Tag von Midian zerbrichst du das drückende Joch, / das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers.
4 Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, / jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, / wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.
5 Denn uns ist ein Kind geboren, / ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; / man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, / Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.
6 Seine Herrschaft ist groß / und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; / er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, / jetzt und für alle Zeiten. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere / wird das vollbringen.


Die Ankündigung des Strafgerichts über Israel

7 Der Herr hat ein Wort gegen Jakob geschleudert, / es fiel in Israel nieder.
8 Das ganze Volk sollte zur Einsicht kommen, / Efraim und wer in Samaria wohnt, / alle, die hochmütig prahlten:
9 Die Ziegelmauern sind gefallen, / jetzt bauen wir mit Quadern; / die Maulbeerbäume hat man gefällt, / jetzt pflanzen wir Zedern.
10 Da stachelte der Herr Jakobs Gegner auf / und hetzte seine Feinde gegen ihn,
11 Aram im Osten, die Philister im Westen, / und sie fraßen Israel mit gierigem Maul. Doch bei all dem lässt sein Zorn nicht nach, / seine Hand bleibt ausgestreckt.
12 Aber das Volk kehrte nicht um zu dem, der es schlug; / sie suchten den Herrn der Heere nicht.
13 Da schnitt der Herr dem Volk Israel den Kopf und den Schwanz ab, / Palmzweig und Binse am selben Tag:
14 Die Ältesten und Vornehmen, sie sind der Kopf; / der Schwanz sind die Propheten, die Lügen verkünden.
15 Die Führer dieses Volks sind Verführer; / wer sich von ihnen führen lässt, / wird in die Irre geleitet.
16 Deshalb verschont der Herr weder die Männer, / noch hat er mit den Witwen und Waisen Erbarmen. Denn alle sind ruchlos und böse; / aus jedem Mund kommt verruchtes Geschwätz. Doch bei all dem lässt sein Zorn nicht nach, / seine Hand bleibt ausgestreckt.
17 Denn ihre Bosheit loderte auf wie ein Feuer, / das Dornen und Disteln verzehrt. Es entzündete das Dickicht des Waldes, / sodass es in Rauchschwaden aufging.
18 Der Zorn des Herrn der Heere versengte das Land; / das Volk wurde ein Raub der Flammen. / Keiner verschonte den andern:
19 Man fraß rechts und blieb hungrig, / man fraß links und wurde nicht satt. / Jeder fraß seinen Nachbarn.
20 Manasse fraß Efraim und Efraim Manasse / und beide zusammen fraßen Juda.Doch bei all dem lässt sein Zorn nicht nach, / seine Hand bleibt ausgestreckt.


10

1 Weh denen, die unheilvolle Gesetze erlassen / und unerträgliche Vorschriften machen,
2 um die Schwachen vom Gericht fern zu halten / und den Armen meines Volkes ihr Recht zu rauben, um die Witwen auszubeuten / und die Waisen auszuplündern.
3 Was wollt ihr tun, wenn die Strafe naht, / wenn das Unwetter von fern heraufzieht? Zu wem wollt ihr flüchten, um Hilfe zu finden, / wo euren Reichtum verstecken?
4 Ihr werdet euch unter Gefangenen (am Boden) krümmen / und werdet unter Erschlagenen liegen. Doch bei all dem lässt sein Zorn nicht nach, / seine Hand bleibt ausgestreckt.


Die Androhung der Vernichtung Assurs

5 Weh Assur, dem Stock meines Zorns! / Es ist der Knüppel in meiner wütenden Hand.
6 Gegen ein ruchloses Volk schicke ich ihn, / auf die Nation, der ich zürne, lasse ich ihn los,damit er Beute erbeutet und raubt wie ein Räuber, / sie zertritt wie den Staub auf den Straßen.
7 Doch Assur stellt es sich nicht so vor, / sein Herz plant es anders, es hat nur Vernichtung im Sinn, / die Ausrottung nicht weniger Völker.
8 Denn es sagt: Ist nicht jeder meiner Fürsten ein König? /
9 Ging es nicht Kalne genau so wie Karkemisch, / Hamat wie Arpad, Samaria wie Damaskus?
10 Wie meine Hand die Königreiche der Götter erobert hat, / deren Götterbilder die von Jerusalem und Samaria übertrafen,
11 wie ich es mit Samaria und seinen Göttern gemacht habe, / so mache ich es auch mit Jerusalem und seinen Göttern.
12 Wenn der Herr sein Werk auf dem Berg Zion und in Jerusalem vollendet hat, dann straft er das hochmütige Gebaren und die dreiste Überheblichkeit des Königs von Assur;
13 denn er hat gesagt: Das alles habe ich mit meiner starken Hand / und mit meiner Weisheit vollbracht; / denn ich bin klug. Die Grenzen zwischen den Völkern habe ich aufgehoben, / ihre Schätze geplündert, / wie ein Held habe ich die Könige vom Thron gestoßen.
14 Wie man in ein Nest greift, so griff meine Hand / nach dem Reichtum der Völker. Wie man verlassene Eier sammelt, / so habe ich alle Länder der Erde gesammelt. Da war keiner, der mit den Flügeln schlug, / keiner, der den Schnabel aufriss und piepste.
15 Prahlt denn die Axt gegenüber dem, der mit ihr hackt, / oder brüstet die Säge sich vor dem, der mit ihr sägt? Das wäre, wie wenn der Stock den Mann schwingt, der ihn hochhebt, / oder wie wenn der Knüppel den hochhebt, der nicht aus Holz ist.
16 Darum schickt Gott, der Herr der Heere, / den feisten Männern (von Assur) die Schwindsucht. Er entfacht ein Feuer unter Assurs Pracht, / ein loderndes Feuer.
17 Israels Licht wird zum Feuer, / sein Heiliger wird zur Flamme. Sie brennt und verzehrt die Dornen und Disteln von Assur / an einem einzigen Tag.
18 Seinen herrlichen Wald, seinen fruchtbaren Garten, / mit Stumpf und Stiel vernichtet er ihn; / es ist, wie wenn ein Kranker dahinsiecht.
19 Von den Bäumen in seinem Wald / bleiben nur wenige übrig, / selbst ein Kind kann sie zählen.
20 An jenem Tag wird Israels Rest - und wer vom Haus Jakob entkommen ist - sich nicht mehr auf den stützen, der ihn schlägt, sondern er stützt sich in beständiger Treue auf den Herrn, auf den Heiligen Israels.
21 Ein Rest kehrt um zum starken Gott, / ein Rest von Jakob.
22 Israel, wenn auch dein Volk so zahlreich ist / wie der Sand am Meer - / nur ein Rest von ihnen kehrt um. Die Vernichtung ist beschlossen, / die Gerechtigkeit flutet heran.
23 Ja, Gott, der Herr der Heere, vollstreckt auf der ganzen Erde die Vernichtung, die er beschlossen hat.
24 Darum - so spricht Gott, der Herr der Heere: Fürchte dich nicht, mein Volk, das auf dem Berg Zion wohnt, vor Assur, das dich mit dem Stock schlägt und das seinen Knüppel gegen dich erhebt wie einst die Ägypter.
25 Nur noch ganz kurze Zeit, dann wird mein grimmiger Zorn sie völlig vernichten,
26 dann schwingt der Herr der Heere über sie die Peitsche, wie einst, als er Midian am Rabenfels schlug. Er erhebt seinen Stab über das Meer wie einst in Ägypten.
27 An jenem Tag fällt Assurs Last von deiner Schulter, / sein Joch wird von deinem Nacken genommen.
28 Assur zieht von Rimmon herauf, / rückt gegen Aja vor, marschiert durch Migron / und lässt seinen Tross in Michmas zurück.
29 Sie passieren den Pass und übernachten in Geba./ Rama erschrickt und es flieht Gibea-Saul.
30 Lass deine Stimme gellen, Tochter Gallim! / Lausche, Lajescha! Anatot, antworte ihr!
31 Madmena flüchtet, / die Bewohner von Gebim ergreifen die Flucht.
32 Heute noch wird er in Nob Stellung beziehen / und seine Hand drohend gegen den Berg der Tochter Zion erheben, / gegen Jerusalems Hügel.
33 Seht, Gott, der Herr der Heere, / schlägt mit schrecklicher Gewalt die Zweige ab. Die mächtigen Bäume werden gefällt / und alles, was hoch ist, wird niedrig.
34 Das Dickicht des Waldes wird mit dem Eisen gerodet, / der Libanon fällt durch die Hand eines Mächtigen.


11

1 Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.
2 Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.
3 [Er erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht.] / Er richtet nicht nach dem Augenschein / und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet er,
4 sondern er richtet die Hilflosen gerecht / und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt den Gewalttätigen / mit dem Stock seines Wortes und tötet den Schuldigen / mit dem Hauch seines Mundes.
5 Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, / Treue der Gürtel um seinen Leib.
6 Dann wohnt der Wolf beim Lamm, / der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, / ein kleiner Knabe kann sie hüten.
7 Kuh und Bärin freunden sich an, / ihre Jungen liegen beieinander. / Der Löwe frisst Stroh wie das Rind.
8 Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, / das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange.
9 Man tut nichts Böses mehr / und begeht kein Verbrechen / auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, / so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.
10 An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, / der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker suchen ihn auf; / sein Wohnsitz ist prächtig.
11 An jenem Tag wird der Herr seine Hand von neuem erheben, / um den übrig gebliebenen Rest seines Volkes zurückzugewinnen, von Assur und Ägypten, von Patros und Kusch, / von Elam, Schinar und Hamat / und von den Inseln des Meeres.
12 Er stellt für die Völker ein Zeichen auf, / um die Versprengten Israels wieder zu sammeln, / um die Zerstreuten Judas zusammenzuführen von den vier Enden der Erde.
13 Dann hört der Neid Efraims auf, / die Feinde Judas werden vernichtet. Efraim ist nicht mehr eifersüchtig auf Juda / und Juda ist nicht mehr Efraims Feind.
14 Sie stoßen nach Westen vor wie im Flug, / den Philistern in die Flanke; / vereint plündern sie die Völker des Ostens aus. Sie ergreifen Besitz von Edom und Moab, / die Ammoniter müssen ihnen gehorchen.
15 Der Herr trocknet die Bucht des ägyptischen Meeres aus; / er schwingt in glühendem Zorn seine Faust gegen den Eufrat und zerschlägt ihn in sieben einzelne Bäche, / sodass man in Sandalen hindurchgehen kann.
16 So entsteht eine Straße für den Rest seines Volkes, / der übrig gelassen wurde von Assur,eine Straße, wie es sie für Israel gab, / als es aus Ägypten heraufzog.


12

1 An jenem Tag wirst du sagen: / Ich danke dir, Herr. Du hast mir gezürnt, / doch dein Zorn hat sich gewendet / und du hast mich getröstet.
2 Ja, Gott ist meine Rettung; / ihm will ich vertrauen und niemals verzagen. Denn meine Stärke und mein Lied ist der Herr. / Er ist für mich zum Retter geworden.
3 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude / aus den Quellen des Heils.
4 An jenem Tag werdet ihr sagen: / Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an! Macht seine Taten unter den Völkern bekannt, / verkündet: Sein Name ist groß und erhaben!
5 Preist den Herrn; / denn herrliche Taten hat er vollbracht; / auf der ganzen Erde soll man es wissen.
6 Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner von Zion; / denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels.


13

Das Gericht über Babel: 13,1-14,23

Die Vernichtung Babels

1 Ausspruch über Babel - eine Vision, die Jesaja, der Sohn des Amoz, hatte:
2 Stellt auf einem kahlen Berg ein Feldzeichen auf, / erhebt die Stimme und ruft meine Helden herbei! Winkt mit der Hand: / Sie sollen einziehen durch die Tore der Edlen.
3 Ich selbst habe meine heiligen Krieger aufgeboten, / ich habe sie alle zusammengerufen,meine hochgemuten, jauchzenden Helden, / damit sie meinen Zorn vollstrecken.
4 Horch, es dröhnt im Gebirge / wie der Lärm von zahllosen Menschen. Horch, ganze Königreiche brausen heran, / viele Völker kommen zusammen. / Der Herr der Heere mustert die Truppen.
5 Sie kommen aus einem fernen Land, vom Ende des Himmels: / der Herr und die Waffen seines Zorns, / um das ganze Land zu verwüsten.
6 Schreit auf, denn der Tag des Herrn ist nahe; / er kommt wie eine zerstörende Macht vom Allmächtigen.
7 Da sinken alle Hände herab / und das Herz aller Menschen verzagt.
8 Sie sind bestürzt; sie werden von Krämpfen und Wehen befallen, / wie eine Gebärende winden sie sich. Einer starrt auf den andern, / wie Feuer glüht ihr Gesicht.
9 Seht, der Tag des Herrn kommt, / voll Grausamkeit, Grimm und glühendem Zorn; dann macht er die Erde zur Wüste / und die Sünder vertilgt er.
10 Die Sterne und Sternbilder am Himmel / lassen ihr Licht nicht mehr leuchten. Die Sonne ist dunkel, schon wenn sie aufgeht, / der Mond lässt sein Licht nicht mehr scheinen.
11 Dann bestrafe ich den Erdkreis für seine Verbrechen / und die Bösen für ihre Vergehen. Dem Hochmut der Stolzen mache ich ein Ende / und werfe die hochmütigen Tyrannen zu Boden.
12 Die Menschen mache ich seltener als Feingold, / die Menschenkinder rarer als Golderz aus Ofir.
13 Dann wird der Himmel erzittern / und die Erde beginnt an ihrem Ort zu wanken wegen des Grimms des Herrn der Heere / am Tag seines glühenden Zorns.
14 Wie aufgescheuchte Gazellen, / wie eine Schafherde, die niemand zusammenhält, so eilt dann jeder zu seinem Volk, / so flieht jeder in sein Land.
15 Man sticht jeden nieder, dem man begegnet; / wen man zu fassen bekommt, der fällt unter dem Schwert.
16 Vor ihren Augen werden ihre Kinder zerschmettert, / ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet.
17 Seht, ich stachle die Meder gegen sie auf, / denen das Silber nichts gilt / und das Gold nichts bedeutet.
18 Ihre Bogen strecken die jungen Männer nieder; / mit der Leibesfrucht haben sie kein Erbarmen, / mit den Kindern kein Mitleid.
19 Wie es Sodom und Gomorra erging, / als Gott sie zerstörte, so wird es Babel ergehen, / dem Kleinod unter den Königreichen, / dem Schmuckstück der stolzen Chaldäer.
20 Für immer wird es unbewohnt sein, / bis zu den fernsten Generationen / wird es nicht mehr besiedelt. Nicht einmal ein Beduine / schlägt dort sein Zelt auf, / kein Hirt lässt seine Herde dort lagern.
21 Dort haben nur Wüstenhunde ihr Lager, / die Häuser sind voller Eulen, Strauße lassen sich dort nieder / und Böcke springen umher.
22 Hyänen heulen in Babels Palästen, / in den Lustschlössern heulen SchakaleDie Zeit (seines Endes) steht nahe bevor, / Babels (letzte) Tage verzögern sich nicht.


14

Das Spottlied auf den König von Babel

1 Der Herr wird mit Jakob Erbarmen haben und Israel von neuem erwählen. Er wird ihnen Ruhe gewähren in ihrer Heimat; Fremde gesellen sich ihnen bei und schließen sich an das Haus Jakob an.
2 Die Völker werden Israel nehmen und in seine Heimat zurückführen und im Land des Herrn wird das Haus Israel sie zu Leibeigenen machen, zu Knechten und Mägden. Es wird die gefangen halten, die es gefangen hielten, und wird die unterdrücken, die es einst unterdrückten.
3 Und wenn der Herr dir dann Ruhe gewährt nach deinen Leiden, deiner Unruhe und der harten Knechtschaft, die du erdulden musstest,
4 dann wirst du auf den König von Babel dieses Spottlied singen: Ach, der Unterdrücker fand sein Ende, / ein Ende nahm die Not.
5 Der Herr hat die Knüppel der Frevler zerbrochen, / den Stock der Tyrannen,
6 der in seinem Zorn die Völker erschlug, / sie schlug ohne Ende, der die Völker in seiner Wut zertrat / und sie verfolgte ohne jedes Erbarmen.
7 Nun hat die ganze Welt Ruhe und Frieden, / man bricht in Jubel aus.
8 Selbst die Zypressen und die Zedern des Libanon / machen sich über dich lustig: Seit du am Boden liegst, kommt keiner mehr her, / um uns zu fällen.
9 Das Totenreich drunten gerät in Erregung, / wenn du hinabkommst. Deinetwegen weckt es die Totengeister auf, / alle Fürsten der Erde, alle Könige der Völker lässt es aufstehen / von ihren Thronen.
10 Sie alle rufen dir zu: / Auch du bist nun kraftlos geworden wie wir, / jetzt bist du uns gleich.
11 Hinabgeschleudert zur Unterwelt ist deine Pracht / samt deinen klingenden Harfen. Auf Würmer bist du gebettet, / Maden sind deine Decke.
12 Ach, du bist vom Himmel gefallen, / du strahlender Sohn der Morgenröte. Zu Boden bist du geschmettert, / du Bezwinger der Völker.
13 Du aber hattest in deinem Herzen gedacht: / Ich ersteige den Himmel; dort oben stelle ich meinen Thron auf, / über den Sternen Gottes; auf den Berg der (Götter-)versammlung setze ich mich, / im äußersten Norden.
14 Ich steige weit über die Wolken hinauf, / um dem Höchsten zu gleichen.
15 Doch in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen, / in die äußerste Tiefe.
16 Jeder, der dich sieht, starrt dich an, / er blickt genau auf dich hin und denkt: Ist das der Mann, der die Königreiche in Schrecken versetzte, / der die Erde erbeben ließ,
17 der die Welt zur Wüste gemacht hat, / ihre Städte zerstörte, / der die Gefangenen nicht nach Hause entließ?
18 Alle Könige der Völker ruhen in Ehren, / jeder in seinem Grab;
19 du aber wurdest hingeworfen ohne Begräbnis, / wie ein verachteter Bastard. Mit Erschlagenen bist du bedeckt, / die vom Schwert durchbohrt sind, / wie ein zertretener Leichnam. Mit denen, die in steinerne Grüfte hinabsteigen, /
20 bist du nicht vereint im Grab. Du hast dein eigenes Land zugrunde gerichtet, / hingemordet dein eigenes Volk; darum soll man die Namen der Nachkommen dieses Verbrechers / niemals mehr nennen.
21 Richtet eine Schlachtbank her für seine Söhne / wegen der Sünden des Vaters, damit sie sich niemals wieder erheben und die Welt erobern / und den Erdkreis mit Städten erfüllen.


Die völlige Verwüstung Babels

22 Ich will mich gegen Babel erheben - Spruch des Herrn der Heere -, mit Stumpf und Stiel will ich seinen Namen und Samen vernichten - Spruch des Herrn.
23 Ich mache es zum Platz für die Eulen und zu einem sumpfigen Teich, mit meinem vernichtenden Besen fege ich es hinweg - Spruch des Herrn der Heere.


Das Gericht über andere Völker: 14,24 - 21,17

Die Ankündigung der Vernichtung des assyrischen Heeres

24 Der Herr der Heere hat geschworen: / Wie ich es erdacht habe, so wird es geschehen; / wie ich es plante, so wird es auch kommen.
25 In meinem eigenen Land will ich Assur zerschmettern, / ich will es auf meinen Bergen zertreten. Dann wird sein Joch von ihnen genommen / und seine Last fällt von ihrer Schulter.
26 Das ist der Plan, der für die ganze Erde beschlossen ist, / das ist die Hand, die über alle Völker ausgestreckt ist.
27 Denn der Herr der Heere hat es beschlossen. / Wer kann es vereiteln? Seine Hand ist ausgestreckt. / Wer will sie zurückbiegen?


Die Ankündigung des Gerichts über die Philister

28 Im Todesjahr des Königs Ahas erging folgender Ausspruch:
29 Freu dich nicht, Land der Philister, / weil der Stock zerbrochen ist, der dich schlug; denn aus der Schlange geht wie aus einer Wurzel eine Natter hervor / und ihre Frucht ist ein fliegender Drache.
30 Auf meiner Wiese weiden die Schwachen, / dort leben die Armen in Sicherheit; deine Wurzeln aber lasse ich verhungern, / den Rest von dir werde ich erschlagen.
31 Schreit auf, ihr Tore, jammere, o Stadt, / verzage, Land der Philister! Denn von Norden kommt Rauch / und keiner entfernt sich aus den Reihen des Heeres.
32 Was gibt man den Gesandten der Völker zur Antwort? Der Herr hat Zion gegründet, die Armen seines Volkes finden dort ihre Zuflucht.


15

1 Ausspruch über Moab: Über Nacht wurde Ar verwüstet, / ging Moab zugrunde. Über Nacht wurde Kir verwüstet, / ging Moab zugrunde.
2 Die Tochter Dibon steigt zu den Kulthöhen hinauf, / um dort zu klagen. Über Nebo und Medeba jammert Moab. / Jeder Kopf ist kahl geschoren, / alle Bärte hat man abgeschnitten.
3 Auf den Gassen geht man in Trauergewändern, / alle weinen auf den Dächern und Plätzen / und zerfließen in Tränen.
4 Heschbon schreit und Elale, / bis nach Jahaz ist ihre Stimme zu hören. Darum zittern die Krieger von Moab, / ihre Seele verzagt.
5 Mein Herz schreit auf wegen Moab; / bis nach Zoar fliehen die Menschen [bis Eglat-Schelischija]. Die Steige von Luhit steigt man weinend hinauf. / Auf dem Weg nach Horonajim schreien die Leute über das Unglück.
6 Die Quellen von Nimrim versiegen; / das Gras ist verwelkt; verdorrt sind die Wiesen; / alles Grün ist verschwunden.
7 Darum schleppen sie ihre letzte Habe / und ihre Vorräte über den Weidenbach fort.
8 Überallhin dringt das Klagegeschrei, / bis an die Grenzen von Moab. Bis nach Eglajim hört man das Jammern, / man hört es bis Beer-Elim.
9 Voll Blut sind die Bäche von Dibon. / Doch ich bringe über Dibon noch größeres Unglück: Löwen über die aus Moab Entronnenen, / über den Rest von Adama.


16

1 Schickt Lämmer für den Herrscher des Landes / von Sela durch die Wüste zum Berg der Tochter Zion!
2 Wie flüchtende Vögel, aus dem Nest verscheucht, / so sind die Töchter Moabs an den Furten des Arnon.
3 Mach einen Plan, triff eine Entscheidung! / Wie die Nacht breite deinen Schatten aus am helllichten Tag, versteck die Verjagten, / verrate die Flüchtigen nicht!
4 Lass die Flüchtlinge Moabs bei dir verweilen; / versteck sie bei dir vor ihrem Verfolger! Ist der Unterdrücker beseitigt, / der Verfolger vernichtet / und sind die Eroberer aus dem Land verschwunden,
5 dann wird durch (Gottes) Huld ein Thron errichtet; / darauf sitzt [im Zelt Davids] ein zuverlässiger Richter, / der das Recht sucht und die Gerechtigkeit fördert.
6 Wir haben von Moabs Stolz gehört - / es ist stolz über die Maßen - von seinem Dünkel (haben wir gehört), / von seinem Stolz und Übermut, / und sein Geschwätz ist nicht wahr.
7 Darum jammert Moab laut um Moab, / alle jammern laut.Den Traubenkuchen von Kir-Heres weinen sie nach; / sie sind ganz niedergeschlagen.
8 Denn die Pflanzungen von Heschbon sind verwelkt, / verwelkt ist der Weinstock von Sibma.Die Herren der Völker haben seine Reben zertreten, / die bis Jaser reichten, bis in die Wüste hinaus sich verloren, seine Ranken breiteten sich aus, / sie zogen sich hin bis zum Meer.
9 Darum weine ich, wie Jaser um dich weint, / Weinstock von Sibma; / ich benetze euch mit meinen Tränen, / Heschbon und Elale. / Es gibt bei euch keinen Jubel mehr / über Weinlese und Ernte;
10 verschwunden sind Freude und Jubelgeschrei / aus dem fruchtbaren Land; / in den Weinbergen jauchzt man nicht mehr / und jubelt nicht mehr. Niemand stampft mehr in der Kelter die Trauben. / Verstummt ist das Jauchzen.
11 Darum jammert mein Herz um Moab wie eine Zither, / mein Inneres klagt um Kir-Heres.
12 Wenn aber Moab auf seiner Kulthöhe erscheint / und sich abmüht (mit Opfern), wenn es in sein Heiligtum geht, um zu beten: / Es wird nichts erreichen.
13 Dieses Wort hat der Herr einst über Moab gesprochen.
14 Jetzt aber hat der Herr so gesprochen: In drei Jahren - drei Söldnerjahren - wird Moabs Macht und all seine Pracht ganz gering; was aber übrig bleibt, wird schwach und unansehnlich sein.


17

1 Ausspruch über Damaskus. Seht hin: Damaskus verschwindet / und wird keine Stadt mehr sein, / es wird zu einem Haufen von Trümmern.
2 Die Städte um Aroër sind verlassen; / sie gehören den Herden, die dort ungestört lagern.
3 Mit dem Bollwerk von Efraim ist es zu Ende, / mit dem Königreich von Damaskus. Dem Rest von Aram wird es gehen wie der Macht der Israeliten - / Spruch des Herrn der Heere.
4 An jenem Tag schrumpft Jakobs Macht zusammen, / das Fett seines Leibes schwindet dahin.
5 Dann wird es sein, wie wenn ein Schnitter die Halme packt / und mit seinem Arm die Ähren abmäht. Dann wird es sein, wie wenn jemand Ähren aufliest / in der Rafaïterebene:
6 Nur ein Rest bleibt für die Nachlese übrig / wie beim Abernten der Ölbäume: zwei, drei reife Oliven an den oberen Ästen des Baumes, / vier oder fünf an seinen Zweigen - / Spruch des Herrn, des Gottes Israels.
7 An jenem Tag werden die Menschen auf ihren Schöpfer blicken, / ihre Augen werden auf den Heiligen Israels schauen.
8 Sie blicken nicht mehr auf die Altäre, / das Machwerk ihrer Hände, sie schauen nicht mehr auf das, was ihre Finger gemacht haben, / auf die Kultpfähle und die Räucheraltäre.
9 An jenem Tag sind deine befestigten Städte verlassen / wie die Städte der Hiwiter und Amoriter, die man verlassen hat aus Furcht vor den Israeliten; / es wird eine schaurige Öde entstehen.
10 Denn du hast den Gott, der dich rettet, vergessen; / an den Felsen, auf dem du Zuflucht findest, / hast du nicht mehr gedacht. Leg nur liebliche Gärten an, / bepflanze sie mit Setzlingen aus der Fremde,
11 pfleg sie an dem Tag, an dem du sie pflanzt, / lass sie wachsen an dem Morgen, an dem du sie säst: Dahin ist die Ernte am Tag deiner Krankheit / und des heillosen Schmerzes.


Der Wehruf über die Assyrer

12 Weh, welch Getöse von zahlreichen Völkern; / wie das Tosen des Meeres, so tosen sie. Man hört das Toben der Nationen; / wie das Toben gewaltiger Fluten, so toben sie.
13 [Die Nationen toben wie das Toben gewaltiger Fluten.] / Doch der Herr wird ihnen drohen, / dann fliehen sie weit in die Ferne, dahingejagt vom Wind wie die Spreu auf den Bergen, / wie Disteln, die der Sturm vor sich herrollt.
14 Am Abend herrscht plötzlich Schrecken, / doch ehe es Morgen wird - verschwunden sind sie. Das ist das Schicksal derer, die uns ausplündern wollen, / das Los derer, die uns berauben wollen.


18

1 Weh dem Land der Heuschreckenschwärme / jenseits der Flüsse von Kusch.
2 Es schickt seine Boten aus auf dem Nil, / in Papyruskähnen über das Wasser. Geht, ihr schnellen Boten, / zu dem hoch gewachsenen Volk mit der glänzenden Haut, zu der Nation, die man weit und breit fürchtet, / zu dem Volk, das kraftvoll alles zertritt, / dessen Land von den Flüssen durchschnitten wird.
3 Ihr Bewohner der Welt, ihr Bürger der Erde, / seht alle hin, wenn man das Zeichen aufstellt auf den Bergen, horcht alle auf, / wenn man das Widderhorn bläst.
4 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: / Ich will mir alles betrachten von meinem Platz aus, unbewegt wie die glühende Hitze am Mittag, / wie die Dunstwolken in der Hitze des Sommers.
5 Ja, noch vor der Ernte, wenn die Blüte vorbei ist / und die Frucht zur Traube heranreift,schneidet er die Reben ab mit dem Messer; / er entfernt die Triebe, er reißt sie ab.
6 Sie alle werden den Raubvögeln der Berge überlassen / und den wilden Tieren im Land. Den Sommer über sitzen die Raubvögel darauf / und im Winter sind dort die wilden Tiere.
7 In jener Zeit werden von dem hoch gewachsenen Volk mit der glänzenden Haut dem Herrn der Heere Geschenke gebracht, von der Nation, die man weit und breit fürchtet, von dem Volk, das kraftvoll alles zertritt, dessen Land von Flüssen durchschnitten wird. Man bringt die Geschenke an den Ort, wo der Name des Herrn der Heere gegenwärtig ist: zum Berg Zion.


19

1 Ausspruch über Ägypten. Seht, der Herr fährt auf einer leichten Wolke daher; / er kommt nach Ägypten. Vor seinem Angesicht zittern die Götter Ägyptens, / den Ägyptern verzagt das Herz in der Brust.
2 Ich hetze Ägypter gegen Ägypter / und sie kämpfen gegeneinander: Bruder gegen Bruder, Nachbar gegen Nachbar, / Stadt gegen Stadt, Gau gegen Gau.
3 Der Geist Ägyptens gerät mitten in ihm in Verwirrung, / ich vereitle seine Pläne. Dann befragen sie die Götter und die Zauberer, / die Totengeister und die Gelehrten.
4 Doch ich gebe die Ägypter in die Gewalt eines strengen Herrn, / ein harter König wird über sie herrschen - / Spruch Gottes, des Herrn der Heere.
5 Das Wasser im Meer versiegt, / der Fluss trocknet aus.
6 Die Kanäle Ägyptens verbreiten üble Gerüche, / seicht und trocken sind die Arme des Nil, / Binsen und Schilfrohr verwelken.
7 Das Riedgras am Nil, an der Mündung des Nil, / alle Saaten am Nil sind vertrocknet, / sie sind verweht und dahin.
8 Die Fischer klagen und trauern, / alle, die ihre Angel auswerfen im Nil. Wer sein Netz im Wasser auslegen will, / ist bekümmert.
9 Wer Flachs anbaut, erntet Enttäuschung. / Die Hechlerinnen und die Weber erblassen;
10 die Seiler sind niedergeschlagen; / alle Arbeiter verlieren den Mut.
11 Die Fürsten von Zoan sind Narren; / was die Weisen dem Pharao raten, ist Unsinn. Wie könnt ihr zum Pharao sagen: / Ich bin der Sohn eines Weisen, / der Sohn von königlichen Ahnen?
12 Wo sind denn deine weisen Berater? / Sie sollen dir sagen und erklären, / was der Herr der Heere beschlossen hat über Ägypten.
13 Die Fürsten von Zoan sind dumm / und die Fürsten von Memfis lassen sich täuschen. / Die Führer der Stämme führen Ägypten in die Irre.
14 Der Herr hat ihnen einen Geist eingegossen, der sie schwindlig macht, / sodass sie Ägypten in die Irre führen bei allem, was es tut, / und es nun wie ein Betrunkener taumelt, der sich erbricht.
15 So wird in Ägypten niemand mehr etwas vollbringen, / niemand, weder Kopf noch Schwanz, / weder Palme noch Binse.
16 An jenem Tag werden die Ägypter wie die Weiber sein: Sie erschrecken und zittern, wenn der Herr der Heere seine Faust gegen sie schwingt.
17 Das Land Juda wird für Ägypten zum Schrecken werden. Sooft man Judas Namen erwähnt, erschrickt Ägypten vor dem Plan, den der Herr der Heere gegen Ägypten gefasst hat.
18 An jenem Tag werden fünf Städte in Ägypten die Sprache Kanaans sprechen und beim Herrn der Heere schwören. Eine von ihnen wird Ir-Heres (Sonnenstadt) heißen.
19 An jenem Tag wird es für den Herrn mitten in Ägypten einen Altar geben und an Ägyptens Grenze wird ein Steinmal für den Herrn aufgestellt.
20 Das wird ein Zeichen und Zeugnis für den Herrn der Heere in Ägypten sein: Wenn sie beim Herrn gegen ihre Unterdrücker Klage erheben, wird er ihnen einen Retter schicken, der für sie kämpft und sie befreit.
21 Der Herr wird sich den Ägyptern offenbaren und die Ägypter werden an jenem Tag den Herrn erkennen; sie werden ihm Schlachtopfer und Speiseopfer darbringen, sie werden dem Herrn Gelübde ablegen und sie auch erfüllen.
22 Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum Herrn umkehren, lässt er sich durch ihre Bitte erweichen und heilt sie.
23 An jenem Tag wird eine Straße von Ägypten nach Assur führen, sodass die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assur ziehen können. Und Ägypten wird zusammen mit Assur (dem Herrn) dienen.
24 An jenem Tag wird Israel als Drittes dem Bund von Ägypten und Assur beitreten, zum Segen für die ganze Erde.
25 Denn der Herr der Heere wird sie segnen und sagen: Gesegnet ist Ägypten, mein Volk, und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz.


20

Die Verschleppung der Ägypter und der Kuschiter

1 []
2 Der Herr hatte durch Jesaja, den Sohn des Amoz gesprochen und gesagt: Geh, leg dein Bußgewand ab und zieh deine Schuhe aus! Jesaja hatte es getan und war nackt und barfuß umhergegangen. In dem Jahr nun, in dem im Auftrag des Königs Sargon von Assur ein Feldherr nach Aschdod kam, es belagerte und eroberte,
3 sagte der Herr: Dass mein Knecht Jesaja drei Jahre lang nackt und barfuß umherging, ist ein (warnendes) Zeichen und Sinnbild für Ägypten und Kusch:
4 So werden die gefangenen Ägypter und die aus ihrer Heimat vertriebenen Kuschiter, Jung und Alt, vom König von Assur nackt und barfuß weggeführt - mit entblößtem Gesäß, zur Schande Ägyptens.
5 Dann wird man erschrecken und sich schämen, weil man nach Kusch Ausschau gehalten und mit Ägypten geprahlt hat.
6 Und die Bewohner der Küstenstädte werden an jenem Tag sagen: Seht, so geht es denen, nach denen wir Ausschau hielten und zu denen wir flohen, um Hilfe und Rettung vor dem König von Assur zu finden. Wie können dann wir noch entkommen?


21

1 Ausspruch über die Wüste am Meer: Wie die Stürme im Negeb toben, / so kommt Unheil aus der Wüste, / aus dem schaurigen Land.
2 Eine schreckliche Vision wurde mir gezeigt: / Der Empörer empört sich, der Vernichter vernichtet. Zieh herauf, Elam! / Medien, beginne mit der Belagerung! / Ich mache allem Seufzen ein Ende.
3 Darum zittert mein ganzer Leib, / Krämpfe befallen mich / wie die Wehen eine gebärende Frau. Ich bin betäubt von dem, was ich höre, / bestürzt von dem, was ich sehe.
4 Mein Herz pocht wild, mich schüttelt ein Schauder. / Das ersehnte Dunkel des Abends macht der Herr für mich zum Schrecken.
5 Man deckt den Tisch, legt die Polster zurecht / und isst und trinkt. / Steht auf, ihr Fürsten, ölt euren Schild ein!
6 Denn so hat der Herr zu mir gesagt: / Geh, stell einen Späher auf! / Was er sieht, soll er melden.
7 Sieht er Wagen und Pferdegespanne, / einen Zug von Eseln, einen Zug von Kamelen, / soll er darauf achten, genau darauf achten.
8 Der Späher rief: / Herr, den ganzen Tag stehe ich auf meinem Posten, / die ganze Nacht halte ich Wache.
9 Seht, dort kommt ein Zug von Männern, dazu Pferdegespanne. Gefallen ist Babel, gefallen, / und all seine Götterbilder hat man zu Boden geschmettert.


Und er begann zu rufen:

10 Du mein zerschlagenes, zerdroschenes Volk! / Was ich hörte vom Herrn der Heere, / von Israels Gott, das verkünde ich euch.


Der Spruch über Edom

11 Ausspruch über Edom. Aus Seïr ruft man mir zu: / Wächter, wie lange noch dauert die Nacht? / Wächter, wie lange noch dauert die Nacht?
12 Der Wächter antwortet: / Es kommt der Morgen, es kommt auch die Nacht. / Wenn ihr fragen wollt, kommt wieder und fragt!


Die Ankündigung des Gerichts über Arabien

13 Ausspruch über Arabien. Übernachtet im Gebüsch, in der Steppe, / ihr Karawanen von Dedan!
14 Bringt den Durstigen Wasser, / ihr Bewohner der Gegend von Tema! / Kommt den Fliehenden entgegen mit Brot!
15 Denn sie sind vor den Schwertern geflohen, / vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen, / vor dem schweren Kampf.
16 Denn so hat der Herr zu mir gesagt: Noch ein Jahr - ein Söldnerjahr -, dann ist es mit der ganzen Macht Kedars zu Ende.
17 Von den Bogenschützen in Kedar bleiben nur wenige übrig. Der Herr, der Gott Israels, hat gesprochen.


22

1 Ausspruch über das Tal der Vision. Was ist mit dir? / Warum sind deine Bewohner alle auf die Dächer gestiegen,
2 du Stadt voll Lärm und Gedränge, / du fröhliche Burg? Deine Toten wurden nicht vom Schwert getötet, / sie sind nicht im Krieg gefallen.
3 Alle deine Anführer sind gemeinsam geflohen, / ohne einen einzigen Bogenschuss wurden sie gefangen; alle, die man von dir noch fand, wurden gefesselt, / wenn sie auch noch so weit flohen.
4 Darum sage ich: Blickt von mir weg, / ich weine in bitterem Schmerz. Bemüht euch nicht, mich zu trösten / über die Misshandlung der Tochter, meines Volkes.
5 Denn einen Tag der Bestürzung, der Verwüstung und Verwirrung / schickt Gott, der Herr der Heere. Im Tal der Vision macht man gewaltigen Lärm / und stürmt mit Geschrei gegen den Berg an.
6 Elam hat den Köcher umgehängt, / vor die Wagen Arams sind Pferde gespannt, / Kir hat den Schild aus der Hülle genommen.
7 Deine herrlichen Täler füllten sich mit Wagen, / vor deinem Tor stellten sich die Reiter auf.
8 So nahm er Juda jeden Schutz. / Ihr aber habt an jenem Tag nach euren Waffen im «Waldhaus» gesehen;
9 ihr habt festgestellt, wie rissig die (Mauer der) Davidstadt war; / ihr habt im unteren Teich das Wasser gesammelt
10 und habt Jerusalems Häuser gezählt; / ihr habt die Häuser abgerissen / und (mit den Steinen) die Mauer befestigt;
11 ihr habt zwischen den beiden Mauern ein Becken angelegt, / um das Wasser des alten Teiches zu sammeln, doch ihr habt nicht auf den geblickt, der alles bewirkt; / ihr habt nicht auf den geschaut, der alles aus der Ferne bestimmt.
12 An jenem Tag befahl Gott, der Herr der Heere, zu weinen und zu klagen, / sich eine Glatze zu scheren und Trauergewänder zu tragen.
13 Doch was sieht man: Freude und Frohsinn, / Rindertöten und Schafeschlachten, / Fleischessen und Weintrinken, (und ihr sagt:) Lasst uns essen und trinken, / denn morgen sind wir tot.
14 Der Herr der Heere hat mir offenbart: / Diese Schuld wird euch bis zu eurem Tod nicht vergeben, / spricht Gott, der Herr der Heere.


Die Absetzung Schebnas

15 So spricht Gott, der Herr der Heere: Auf, geh zu dem Verwalter hier, zu Schebna, dem Palastvorsteher,
16 und sag: Wie kommst du dazu und wer bist du denn, dass du dir hier ein Grab aushauen lässt? - Da lässt er sich hoch oben ein Grab aushauen, im Felsen sich eine Wohnung ausmeißeln! -
17 Gib Acht, der Herr wird dich in hohem Bogen wegschleudern.
18 Er wird dich zu einem Knäuel zusammenwickeln und wie einen Ball in ein geräumiges Land rollen. Dort wirst du sterben; dorthin kommen dann deine Prunkwagen, du Schandfleck im Haus deines Herrn.
19 Ich verjage dich aus deinem Amt, ich vertreibe dich von deinem Posten.


Die Einsetzung Eljakims

20 An jenem Tag werde ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas, berufen.
21 Ich bekleide ihn mit deinem Gewand und lege ihm deine Schärpe um. Ich übergebe ihm dein Amt und er wird für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda ein Vater sein.
22 Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schließen; wenn er schließt, kann niemand öffnen.
23 Ich schlage ihn an einer festen Stelle als Pflock ein; er wird in seinem Vaterhaus den Ehrenplatz einnehmen.
24 Wenn sich aber all die vielen Mitglieder seines Vaterhauses mit Kindern und Kindeskindern an ihn hängen, alle die Kännchen, die Töpfe und Krüge,
25 an jenem Tag - Spruch des Herrn der Heere - wird der Pflock, den man an der festen Stelle eingeschlagen hat, nachgeben. Er wird herausbrechen und herunterfallen, sodass alles zerbricht, was an ihm aufgehängt war. Wahrhaftig, der Herr hat gesprochen.


23

1 Ausspruch über Tyrus. Jammert, ihr Tarschisch-Schiffe; / denn euer Hafen wurde zerstört. Bei der Heimfahrt aus dem Land der Kittäer / wurde es ihnen bekannt.
2 Verstummt, ihr Bewohner der Küste, / ihr Kaufleute von Sidon, die ihr über das Meer fahrt / und deren Boten das große Wasser überqueren.
3 Die Saaten am Fluss, die Ernten am Nil brachten reichen Ertrag; / Sidon wurde zum Handelsplatz für die Völker.
4 Schäme dich, Sidon; / denn zu dir sagt das Meer [die Festung am Meer]: Ich lag nicht in Wehen und habe nicht geboren / und ich zog weder Söhne noch Töchter groß.
5 Wenn das die Ägypter erfahren, / zittern sie wie einst bei der Nachricht aus Tyrus.
6 Fahrt nach Tarschisch hinüber; / jammert, ihr Bewohner der Küste!
7 Ist das eure fröhliche Stadt, / in den Tagen der Vorzeit gegründet, / die Stadt, die ihre Siedler aussandte in weiteste Fernen?
8 Wer hat das über Tyrus beschlossen, / das einst Kronen verschenkte, dessen Kaufleute wie Fürsten auftraten / und dessen Händler die vornehmsten Herren der Erde waren?
9 Der Herr der Heere hat beschlossen, / die ganze Pracht zuschanden zu machen / und den Stolz aller vornehmen Herren der Erde zu brechen.
10 Bebau dein Land [wie am Nil], Tochter Tarschisch, / es gibt keinen Hafen mehr.
11 Der Herr hat seine Hand ausgestreckt über das Meer, / er hat die Königreiche erschüttert. Er hat den Befehl erlassen, / Kanaans Burgen in Trümmer zu legen.
12 Er sagte: Nie mehr sollst du fröhlich sein, / Tochter Sidon, du vergewaltigte Jungfrau. Steh auf, fahr zu den Kittäern - / auch dort findest du keine Ruhe.
13 [Denn die Chaldäer waren das Volk - nicht Assur ist es gewesen -, die Sidon zum Aufenthalt der Wüstentiere machen wollten. Sie stellten ihre Belagerungstürme auf, zerstörten die Paläste und machten sie zu einem Trümmerhaufen.]
14 Jammert, ihr Tarschisch-Schiffe, / denn euer Hafen wurde zerstört.
15 Dann wird Tyrus siebzig Jahre lang - solange wie ein König lebt - vergessen sein. Nach siebzig Jahren aber wird es Tyrus gehen, wie es im Lied von der Dirne heißt:
16 Nimm die Zither, / durchstreife die Stadt, / vergessene Dirne! Spiele schön / und singe viel, / damit man an dich denkt.
17 Nach siebzig Jahren wird sich der Herr wieder um Tyrus kümmern: Die Stadt wird wieder ihren Dirnenlohn erhalten und mit allen Königreichen der Welt, die es auf Erden gibt, Unzucht treiben.
18 Aber ihr Gewinn und ihr Dirnenlohn wird dem Herrn als heilige Gabe gehören. Er wird nicht angesammelt und gehortet, sondern wird denen, die in der Nähe des Herrn wohnen, als reiche Nahrung und prächtige Kleidung dienen.


25

1 Herr, du bist mein Gott, / ich will dich rühmen und deinen Namen preisen. Denn du hast wunderbare Pläne verwirklicht, / von fern her zuverlässig und sicher.
2 Du hast die Stadt zu einem Steinhaufen gemacht, / die starke Burg zu einem Trümmerfeld,die Paläste der Fremden zu einem verwüsteten Ort, / den man in Ewigkeit nicht mehr aufbaut.
3 Darum ehren dich mächtige Völker; / vor dir fürchten sich die Städte der gewalttätigen Nationen.
4 Du bist die Zuflucht der Schwachen, / die Zuflucht der Armen in ihrer Not; du bietest ihnen ein Obdach bei Regen und Sturm / und Schatten bei glühender Hitze. Denn der Sturm der Gewaltigen ist wie ein Regenguss im Winter, / wie die Hitze im trockenen Land.
5 Du bringst den Lärm der Fremden zum Schweigen, / wie ein Wolkenschatten die Hitze mildert, / das Lied der Gewaltigen lässt du verstummen.


Das Festmahl auf dem Berg Zion

6 Der Herr der Heere wird auf diesem Berg / für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, / ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, / mit besten, erlesenen Weinen.
7 Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, / und die Decke, die alle Völker bedeckt.
8 Er beseitigt den Tod für immer. / Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen.


Der Dank für die Vernichtung Moabs

9 An jenem Tag wird man sagen: / Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, / er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. / Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat.
10 Ja, die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg. / Moab aber wird an Ort und Stelle zerstampft, / wie Stroh in der Jauche zerstampft wird.
11 Wenn Moab darin auch mit den Händen rudert / wie der Schwimmer beim Schwimmen, so drückt er den Stolzen doch nieder, / auch wenn seine Hände sich wehren.
12 Deine festen, schützenden Mauern werden niedergerissen; / der Herr stürzt sie zu Boden; sie liegen im Staub.


26

Das Siegeslied

1 An jenem Tag singt man in Juda dieses Lied: Wir haben eine befestigte Stadt, / zu unserem Schutz baute der Herr Mauern und Wälle.
2 Öffnet die Tore, / damit ein gerechtes Volk durch sie einzieht, / ein Volk, das dem Herrn die Treue bewahrt.
3 Sein Sinn ist fest; / du schenkst ihm Ruhe und Frieden; / denn es verlässt sich auf dich.
4 Verlasst euch stets auf den Herrn; / denn der Herr ist ein ewiger Fels.
5 Er hat die Bewohner des hohen Berges hinabgestürzt, / die hoch aufragende Stadt; er hat sie zu Boden geworfen, / in den Staub hat er sie gestoßen.
6 Sie wird zermalmt von den Füßen der Armen, / unter den Tritten der Schwachen.


Das Lied auf die Gerechtigkeit Gottes

7 Der Weg des Gerechten ist gerade, / du ebnest dem Gerechten die Bahn.
8 Herr, auf das Kommen deines Gerichts / vertrauen wir. Deinen Namen anzurufen und an dich zu denken / ist unser Verlangen.
9 Meine Seele sehnt sich nach dir in der Nacht, / auch mein Geist ist voll Sehnsucht nach dir. Denn dein Gericht ist ein Licht für die Welt, / die Bewohner der Erde lernen deine Gerechtigkeit kennen.
10 Aber der Frevler lernt nie, was gerecht ist, / auch wenn du ihm Gnade erweist. Selbst im Land der Gerechtigkeit tut er noch Unrecht, / doch er wird den erhabenen Glanz des Herrn nicht erblicken.
11 Herr, deine Hand ist erhoben, / doch deine Gegner sehen es nicht; aber sie werden es sehen / und sie werden beschämt sein von deiner leidenschaftlichen Liebe zu deinem Volk; / ja, Feuer wird sie verzehren.
12 Herr, du wirst uns Frieden schenken; / denn auch alles, was wir bisher erreichten, hast du für uns getan.
13 Herr, unser Gott, es beherrschten uns andere Herren als du, / doch nur deinen Namen werden wir rühmen.
14 Die Toten werden nicht leben, / die Verstorbenen stehen nie wieder auf; denn du hast sie bestraft und vernichtet, / jede Erinnerung an sie hast du getilgt.
15 Du hast dein Volk vermehrt, o Herr, / du hast es vermehrt; du hast deine Herrlichkeit erwiesen, / auf allen Seiten hast du die Grenzen des Landes erweitert.
16 Herr, in der Not suchten wir dich; / wir schrien in unserer Qual, als du uns straftest.
17 Wie eine schwangere Frau, / die nahe daran ist, ihr Kind zu gebären, die sich in ihren Wehen windet und schreit, / so waren wir, Herr, in deinen Augen.
18 Wir waren schwanger und lagen in Wehen; / doch als wir gebaren, war es ein Wind. Wir brachten dem Land keine Rettung, / kein Erdenbewohner wurde geboren.
19 Deine Toten werden leben, / die Leichen stehen wieder auf; / wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln. Denn der Tau, den du sendest, / ist ein Tau des Lichts; / die Erde gibt die Toten heraus.


Das Gericht über die Feinde

20 Auf, mein Volk, geh in deine Kammern / und verschließ die Tür hinter dir! Verbirg dich für kurze Zeit, / bis der Zorn vergangen ist.
21 Denn der Herr verlässt den Ort, wo er ist, / um die Erdenbewohner für ihre Schuld zu bestrafen. Dann deckt die Erde das Blut, das sie trank, wieder auf / und verbirgt die Ermordeten nicht mehr in sich.


27

1 An jenem Tag bestraft der Herr mit seinem harten, großen, starken Schwert den Leviatan, die schnelle Schlange, den Leviatan, die gewundene Schlange. Den Drachen im Meer wird er töten.


Das Lied vom Weinberg Israel

2 An jenem Tag gibt es einen prächtigen Weinberg. / Besingt ihn in einem Lied!
3 Ich, der Herr, bin sein Wächter, / immer wieder bewässere ich ihn. Damit niemand ihm schadet, / bewache ich ihn bei Tag und bei Nacht.
4 Ich habe jetzt keinen Zorn mehr. / Fände ich Dornen und Disteln darin, ich würde sie alle bekämpfen, / ich würde sie alle zusammen verbrennen,
5 es sei denn, man sucht bei mir Schutz / und schließt mit mir Frieden, ja Frieden mit mir.
6 In künftigen Tagen schlägt Jakob wieder Wurzel, / Israel blüht und gedeiht / und der Erdkreis füllt sich mit Früchten.


Die Entsühnung Israels

7 Hat er sie geschlagen, / wie er ihre Schläger schlug? Hat er sie umgebracht, / wie er ihre Mörder umgebracht hat?
8 Du hast sie aufgescheucht und verjagt / und so gegen sie den Rechtsstreit geführt. Mit einem heftigen Sturm / jagte er sie am Tag des Ostwinds davon.
9 Darum sei dadurch Jakobs Schuld wieder gesühnt, / darin bestehe die volle Befreiung von seiner Sünde, dass er alle Altarsteine vernichtet, wie man Kalksteine zerschlägt. Nie mehr soll man Kultpfähle und Rauchopferaltäre errichten.


Die Bestrafung des Gegners

10 Ja, die befestigte Stadt ist einsam geworden, / ein entvölkerter Ort, verlassen wie die Steppe. Dort weiden die Rinder und legen sich nieder. / Sie fressen die Zweige ab.
11 Wenn dann die Äste verdorren, bricht man sie ab / und die Frauen kommen und machen Feuer damit. Es ist ein Volk ohne Einsicht; / deshalb hat sein Schöpfer kein Erbarmen mit ihm, / er, der es geformt hat, ist ihm nicht gnädig.


Die Sammlung der verstreuten Israeliten

12 An jenem Tag wird der Herr Ähren ausklopfen / vom Eufrat bis zum Grenzbach Ägyptens; dann, ihr Söhne Israels, liest man euch auf, / einen nach dem andern.
13 An jenem Tag wird man das große Widderhorn blasen, / dann kommen die Verirrten aus Assur nach Hause / und die in Ägypten Verstreuten kehren zurück; sie fallen vor dem Herrn in Jerusalem nieder, / auf dem heiligen Berg.


28

1 Weh der stolzen Krone der betrunkenen Efraimiter, / ihrem verwelkten Kranz von prächtigen Blumen, auf dem Gipfel über dem fruchtbaren Tal / derer, die der Wein überwältigt hat.
2 Seht, der Herr schickt einen gewaltigen Helden: / Wie ein Hagelschlag, wie ein verheerender Sturm, wie ein Wolkenbruch mit seinen mächtigen Fluten / wirft er alles mit Macht zu Boden.
3 Mit seinen Füßen zertritt er die stolze Krone / der betrunkenen Efraimiter.
4 Dann geht es dem verwelkten Kranz von prächtigen Blumen, / auf dem Gipfel über dem fruchtbaren Tal, / wie einer frühreifen Feige vor der Ernte: Wer sie erblickt, der verschlingt sie, / kaum dass er sie in der Hand hat.


Der heilige Rest

5 An jenem Tag wird der Herr der Heere für den Rest seines Volkes / zu einer herrlichen Krone und einem prächtigen Kranz;
6 er verleiht dem, der zu Gericht sitzt, den Geist des Rechts / und gibt denen Kraft, die den Feind zum Stadttor hinausdrängen.


Die untreuen Priester und Propheten in Jerusalem

7 Sogar diese hier schwanken, berauscht vom Wein, / und taumeln, betäubt vom Bier. Priester und Propheten schwanken vom Bier, / sind überwältigt vom Wein. Sie taumeln vom Bier, / sie schwanken bei ihren Visionen, / sie torkeln, wenn sie ihr Urteil verkünden.
8 Alle Tische sind voll von Erbrochenem, / sind voll von Kot bis auf den letzten Fleck.
9 Wen will der Mann denn Erkenntnis lehren, / wem das Gehörte erklären? Kindern, die man eben von der Milch entwöhnte, / die man gerade von der Brust nahm?
10 Was soll sein Gestammel, sein Papperlapapp, / sein Geschwätz bald hier, / sein Geschwätz bald dort?
11 Ja, mit stammelnder Lippe und fremder Zunge / redet er künftig zu diesem Volk.
12 Er hatte zu ihnen gesagt: So findet ihr Ruhe; / gönnt doch den Müden die Rast, / hier ist der Ort der Erholung. / Sie aber wollten nicht hören.
13 Darum ergeht das Wort des Herrn an sie / in Form von Gestammel, von Papperlapapp, von Geschwätz bald hier / und Geschwätz bald dort, damit sie gehen und hintenüberfallen, / damit sie sich verfangen und verstricken / und schließlich zerschellen.
14 Darum hört das Wort des Herrn, ihr Spötter, / ihr Sprüchemacher bei diesem Volk in Jerusalem.
15 Ihr habt gesagt: Wir haben mit dem Tod ein Bündnis geschlossen, / wir haben mit der Unterwelt einen Vertrag gemacht. Wenn die Flut heranbraust, / erreicht sie uns nicht; denn wir haben unsere Zuflucht zur Lüge genommen / und uns hinter der Täuschung versteckt.


Die ungläubigen Spötter

16 Darum - so spricht Gott, der Herr: Seht her, ich lege einen Grundstein in Zion, / einen harten und kostbaren Eckstein, ein Fundament, das sicher und fest ist: / Wer glaubt, der braucht nicht zu fliehen.
17 Als Senkblei nehme ich das Recht / und als Wasserwaage die Gerechtigkeit. Aber der Hagelsturm fegt eure Lügenzuflucht hinweg / und das Wasser schwemmt euer Versteck fort;
18 euer Bündnis mit dem Tod ist dann gelöst, / euer Vertrag mit der Unterwelt hat keinen Bestand. Wenn die Flut heranbraust, / werdet ihr wie zertrampeltes Weideland.
19 Sooft sie heranbraust, reißt sie euch mit. / Morgen für Morgen braust sie heran, / sie kommt bei Tag und bei Nacht. / Dann wird man nur noch mit Entsetzen das Gehörte erklären.
20 Das Bett ist zu kurz, / man kann sich nicht ausstrecken, die Decke ist zu schmal, / man kann sich nicht einhüllen.
21 Denn der Herr wird sich erheben wie am Berg Perazim, / wie im Tal bei Gibeon wird er toben und seine Tat vollbringen, seine seltsame Tat, / sein Werk vollenden, sein befremdliches Werk.
22 Darum lasst jetzt euren Spott, / sonst werden eure Fesseln noch fester. Denn ich habe es von Gott, dem Herrn der Heere, gehört: / Die Vernichtung der ganzen Welt ist beschlossen.


Das Gleichnis vom Bauern

23 Horcht auf, hört meine Stimme, / gebt Acht, hört auf mein Wort!
24 Pflügt denn der Bauer jeden Tag, um zu säen, / beackert und eggt er denn jeden Tag seine Felder?
25 Nein, wenn er die Äcker geebnet hat, / streut er Kümmel und Dill aus, sät Weizen und Gerste / und an den Rändern den Dinkel.
26 So unterweist und belehrt ihn sein Gott, / damit er es recht macht.
27 Auch fährt man nicht mit dem Dreschschlitten über den Dill / und mit den Wagenrädern über den Kümmel, sondern man klopft den Dill mit dem Stock aus / und den Kümmel mit Stecken.
28 Zermalmt man etwa das Getreide (beim Dreschen)? / Nein, man drischt es nicht endlos, man lässt die Wagenräder und die Hufe der Tiere / nicht darüber gehen, bis es zermalmt ist.
29 Auch dies lehrt der Herr der Heere; / sein Rat ist wunderbar, er schenkt großen Erfolg.


29

1 Weh dir, Ariël, Ariël, / du Stadt, die David einst belagert hat! / Fügt nur Jahr an Jahr, feiert nur Fest auf Fest!
2 Ich greife Ariël an, / sodass man jammert und stöhnt. / Du wirst für mich wie ein Opferherd sein.
3 Ringsum werde ich dich belagern, / ich ziehe Gräben um dich herum / und schütte Wälle gegen dich auf.
4 Dann wirst du am Boden liegen und winseln, / deine Worte dringen dumpf aus dem Staub.Wie wenn aus der Erde ein Totengeist spricht, / so tönt deine Stimme; / deine Worte sind nur noch ein Geflüster im Staub.
5 Doch wie feiner Staub wird der Haufen der Belagerer sein, wie dahinfliegende Spreu die Schar der Unterdrücker. Dann geschieht es - plötzlich, ganz plötzlich:
6 Vom Herrn der Heere wirst du mit Donner und Getöse und mit lautem Dröhnen heimgesucht, mit Wind und Wirbelsturm und mit Flammen verzehrenden Feuers.
7 Dann wird es dem Haufen all der Völker, die gegen Ariël kämpfen, all denen, die es umzingeln, belagern und bestürmen, gehen wie in einem Traum, einer nächtlichen Vision:
8 Wie wenn ein Hungriger träumt, dass er isst, dann aber aufwacht und immer noch hungrig ist, und wie wenn ein Durstiger träumt, dass er trinkt, dann aber aufwacht und immer noch matt ist und Durst hat, so wird es dem Haufen all der Völker gehen, die gegen den Berg Zion in den Krieg ziehen.


Drohungen gegen die Verblendeten

9 Starrt einander an und erstarrt, / seid verblendet und blind! Seid berauscht, doch nicht vom Wein, / taumelt, doch nicht vom Bier!
10 Denn der Herr hat über euch einen Geist der Ohnmacht gebracht; / er hat eure Augen [die Propheten] verschlossen und euren Kopf [die Seher] verhüllt.
11 So wurde für euch jede Offenbarung wie die Worte in einem versiegelten Buch: Wenn man es einem Menschen gibt, der lesen kann, und zu ihm sagt: Lies es mir vor!, dann antwortet er: Ich kann es nicht lesen, denn es ist versiegelt.
12 Und wenn man das Buch einem Mann gibt, der nicht lesen kann, und zu ihm sagt: Lies es mir vor!, dann antwortet er: Ich kann nicht lesen.
13 Der Herr sagte: Weil dieses Volk sich mir nur mit Worten nähert / und mich bloß mit den Lippen ehrt, / sein Herz aber fern hält von mir, weil seine Furcht vor mir / nur auf einem angelernten menschlichen Gebot beruht,
14 darum will auch ich in Zukunft an diesem Volk seltsam handeln, / so seltsam, wie es niemand erwartet. Dann wird die Weisheit seiner Weisen vergehen / und die Klugheit seiner Klugen verschwinden.
15 Weh denen, die ihre geheimen Pläne vor dem Herrn verbergen, / damit im Dunkel bleibt, was sie tun. Sie sagen: Wer sieht uns schon / und wer kennt uns?
16 Weh euch, die ihr alles verdreht. / Ist denn der Ton so viel wie der Töpfer? Sagt denn das Werk von dem, der es herstellt: / Er hat mich nicht gemacht? Oder sagt der Topf von dem Töpfer: / Er versteht nichts?


Friede und Glück für Israel

17 Nur noch kurze Zeit, / dann verwandelt sich der Libanon in einen Garten / und der Garten wird zu einem Wald.
18 An jenem Tag hören alle, die taub sind, / sogar Worte, die nur geschrieben sind, / und die Augen der Blinden sehen selbst im Dunkeln und Finstern.
19 Die Erniedrigten freuen sich wieder über den Herrn / und die Armen jubeln über den Heiligen Israels.
20 Denn der Unterdrücker ist nicht mehr da, / der Schurke ist erledigt, / ausgerottet sind alle, die Böses tun wollen,
21 die andere als Verbrecher verleumden, / die dem Richter, der am Tor sitzt, Fallen stellen / und den Unschuldigen um sein Recht bringen mit haltlosen Gründen.
22 Darum - so spricht der Herr zum Haus Jakob, / der Herr, der Abraham losgekauft hat:Nun braucht sich Jakob nicht mehr zu schämen, / sein Gesicht muss nicht mehr erbleichen.
23 Wenn das Volk sieht, was meine Hände in seiner Mitte vollbringen, / wird es meinen Namen heilig halten. Es wird den Heiligen Jakobs als heilig verehren / und erschrecken vor Israels Gott.
24 Dann kommen die Verwirrten zur Einsicht / und wer aufsässig war, lässt sich belehren.


30

1 Weh den trotzigen Söhnen - Spruch des Herrn -, / die einen Plan ausführen, der nicht von mir ist, und ein Bündnis schließen, / das nicht nach meinem Sinn ist; / sie häufen Sünde auf Sünde.
2 Sie machen sich auf den Weg nach Ägypten, / ohne meinen Mund zu befragen. Sie suchen beim Pharao Zuflucht und Schutz / und flüchten in den Schatten Ägyptens.
3 Doch der Schutz des Pharao bringt euch nur Schande, / die Flucht in den Schatten Ägyptens bringt euch nur Schmach.
4 Wenn auch Israels Fürsten nach Zoan gingen / und seine Boten nach Hanes:
5 Sie werden doch alle enttäuscht von dem Volk, / das nichts nützt, das niemand Nutzen und Hilfe verschafft, / sondern nur Schande und Schmach bringt.
6 Ausspruch über die Tiere des Negeb:Durch ein Land der Ängste und Nöte, / der jungen Löwen, der knurrenden Löwen, / der Nattern und fliegenden Schlangen bringen sie ihren Reichtum / auf dem Rücken der Esel, ihre Schätze auf dem Höcker der Kamele / zu dem Volk, das nichts nützt.
7 Nichtig und nutzlos ist die Hilfe Ägyptens; / darum nenne ich es: die untätige Rahab.


Die Bestrafung des trotzigen Volkes

8 Nun geh, schreib es vor ihren Augen auf eine Tafel, / ritz es als Inschrift ein, / damit es für künftige Zeiten auf immer bezeugt ist:
9 Sie sind ein trotziges Volk, missratene Söhne, / Söhne, die auf die Weisung des Herrn nicht hören.
10 Sie sagen zu den Sehern: Seht nichts!, / und zu den Propheten: Erschaut für uns ja nicht, was wahr ist, sondern sagt, was uns schmeichelt, / erschaut für uns das, was uns täuscht.
11 Weicht nur ab vom rechten Weg, / verlasst den richtigen Pfad, / lasst uns in Ruhe mit dem Heiligen Israels!
12 Darum - so spricht der Heilige Israels: / Weil ihr dieses Wort missachtet, weil ihr auf Ränke vertraut / und euch auf das Falsche verlasst,
13 darum wird eure Schuld für euch sein / wie ein herabfallendes Bruchstück / von einer hoch aufragenden Mauer, / die dann plötzlich, urplötzlich einstürzt.
14 Sie zerbricht wie der Krug eines Töpfers, / den man ohne Erbarmen zerschlägt, sodass sich unter all den Stücken keine Scherbe mehr findet, / mit der man Feuer vom Herd holen kann / oder Wasser schöpfen aus der Zisterne.
15 Denn so spricht der Herr, der Heilige Israels: Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, / nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft. Doch ihr habt nicht gewollt, /
16 sondern gesagt: Nein, auf Rossen wollen wir dahinfliegen. / Darum sollt ihr jetzt fliehen. Ihr habt gesagt: Auf Rennpferden wollen wir reiten. / Darum rennen die Verfolger euch nach.
17 Tausende werden zittern, wenn ein Einziger droht, / wenn nur fünf euch drohen, ergreift ihr alle die Flucht, bis das, was von euch übrig ist, aussieht, / wie ein Fahnenmast auf dem Gipfel eines Berges, / wie ein Feldzeichen auf dem Hügel.


Die Begnadigung des Volkes

18 Darum wartet der Herr darauf, / euch seine Gnade zu zeigen, darum erhebt er sich, / um euch sein Erbarmen zu schenken. Denn der Herr ist ein Gott des Rechtes; / wohl denen, die auf ihn warten.
19 Ja, du Volk auf dem Berg Zion, / das in Jerusalem wohnt, / du brauchst jetzt nicht mehr zu weinen. Der Herr ist dir gnädig, wenn du um Hilfe schreist; / er wird dir antworten, sobald er dich hört.
20 Auch wenn dir der Herr bisher nur wenig Brot und nicht genug Wasser gab, / so wird er, dein Lehrer, sich nicht mehr verbergen. Deine Augen werden deinen Lehrer sehen, /
21 deine Ohren werden es hören, wenn er dir nachruft: Hier ist der Weg, auf ihm müsst ihr gehen, / auch wenn ihr selbst rechts oder links gehen wolltet.
22 Dann wirst du deine Götzen aus Silber / und deine Götterbilder aus Gold entweihen. Wie Abfall wirfst du sie weg und sagst: / Hinaus mit euch!
23 Dann spendet er Regen für die Saat, / die du auf den Acker gesät hast. Das Korn, das auf dem Acker heranreift, / wird üppig und fett sein. / Auf weiten Wiesen weidet dein Vieh an jenem Tag.
24 Die Rinder und Esel, die dir bei der Feldarbeit helfen, / bekommen würziges Futter zu fressen, / das man mit Schaufel und Gabel gemischt hat.
25 Auf allen hohen Bergen und stattlichen Hügeln / gibt es Bäche voll Wasser am Tag des großen Mordens, / wenn die Türme einstürzen.
26 Zu der Zeit, wenn der Herr die Leiden seines Volkes heilt und seine Wunden verbindet, wird das Licht des Mondes so hell sein wie das Licht der Sonne und das Licht der Sonne wird siebenmal so stark sein wie das Licht von sieben Tagen.


Das Gericht über Assur

27 Seht her, der Herr [sein Name] kommt aus der Ferne. / Sein Zorn ist entflammt, / gewaltig drohend, zieht er heran. Seine Lippen sind voll grollendem Zorn, / seine Zunge ist wie ein verzehrendes Feuer,
28 sein Atem wie ein reißender Bach, / der bis an den Hals reicht. Er spannt die Völker ins Joch / und legt den Nationen den Zaum an, / um sie in die Irre und ins Unheil zu führen.
29 Dann singt ihr Lieder wie in der Nacht, / in der man sich heiligt für das Fest. Ihr freut euch von Herzen / wie die Pilger, die unter dem Klang ihrer Flöten / zum Berg des Herrn, zu Israels Felsen, hinaufziehen.
30 Der Herr lässt seine mächtige Stimme erschallen / und man sieht, wie sein Arm herabzucktmit zornigem Grollen und verzehrendem Feuer, / mit Sturm, Gewitter und Hagel.
31 Vor der Stimme des Herrn wird Assur erschrecken, / wenn er zuschlägt mit seinem Stock,
32 jedes Mal, wenn die Zuchtrute auf Assur herabsaust, / mit der der Herr auf es einschlägt.Unter dem Klang von Pauken und Zithern / und bei schwungvollem Reigentanz kämpft er gegen Assur.
33 Ja, schon längst ist eine Feuerstelle bereitet, / auch für den König ist sie bestimmt; / tief ist sie und weit; ein Holzstoß ist da, Feuer und Brennholz in Menge, / der Atem des Herrn brennt darin wie ein Schwefelstrom.


31

1 Weh denen, die nach Ägypten ziehen, / um Hilfe zu finden, / und sich auf Pferde verlassen, die auf die Menge ihrer Wagen vertrauen / und auf ihre zahlreichen Reiter. Doch auf den Heiligen Israels blicken sie nicht / und fragen nicht nach dem Herrn.
2 Aber auch er ist klug; er führt das Unheil herbei; / er nimmt sein Wort nicht zurück. Er erhebt sich gegen dieses Haus von Verbrechern / und gegen die Helfer derer, die Böses tun.
3 Auch der Ägypter ist nur ein Mensch und kein Gott, / seine Pferde sind nur Fleisch, nicht Geist. Streckt der Herr seine Hand aus, / dann kommt der Beschützer zu Fall und ebenso fällt auch sein Schützling; / sie gehen alle beide zugrunde.


Jahwes Kampf für seine Getreuen

4 So hat der Herr zu mir gesagt: Wie der Löwe über seiner Beute knurrt, / der junge Löwe, gegen den man alle Hirten zusammenruft, wie er vor ihrem Geschrei nicht erschrickt / und sich bei ihrem Lärm nicht duckt, so ist der Herr der Heere, wenn er herabsteigt, / um auf dem Gipfel des Berges Zion, auf seiner Anhöhe, zu kämpfen.
5 Wie ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln / wird der Herr der Heere Jerusalem schützen, / es beschirmen und befreien, verschonen und retten.
6 Kehrt um zu ihm, Israels Söhne, / zu ihm, von dem ihr euch so weit entfernt habt.
7 An jenem Tag verachtet ihr all die silbernen und goldenen Götzen, / die ihr mit euren schuldbefleckten Händen gemacht habt.
8 Assur wird fallen durch das Schwert, doch nicht durch das eines Mannes; / das Schwert wird es vernichten, doch nicht das eines Menschen. Es wird vor dem Schwert die Flucht ergreifen, / seine jungen Männer werden zur Fron gezwungen.
9 Seine starken Helden vergehen vor Grauen, / seine Fürsten lassen die Feldzeichen im Stich - Spruch des Herrn, der in Zion einen Feuerherd hat, / in Jerusalem einen glühenden Ofen.


32

1 Seht: Ein König wird kommen, der gerecht regiert, / und Fürsten, die herrschen, wie es recht ist.
2 Jeder von ihnen wird wie ein Zufluchtsort vor dem Sturm sein, / wie ein schützendes Dach beim Gewitter, wie Wassergräben an einem dürren Ort, / wie der Schatten eines mächtigen Felsens im trockenen Land.
3 Dann sind die Augen der Sehenden nicht mehr verklebt, / die Ohren der Hörenden hören wieder zu.
4 Das Herz der Unbesonnenen gewinnt Erkenntnis und Einsicht, / die Zunge der Stammelnden redet wieder deutlich und klar.
5 Der Dummkopf wird nicht mehr edel genannt / und der Schurke wird nicht mehr für vornehm gehalten.
6 Denn der Dummkopf redet nur Unsinn / und er hat nur Unheil im Sinn, er handelt ruchlos / und redet lästerlich über den Herrn. Er lässt den Hungrigen darben, / den Durstigen lässt er nicht trinken.
7 Die Waffen des Schurken bringen Unglück, / er plant nur Verbrechen, um die Schwachen durch trügerische Worte ins Verderben zu stürzen, / selbst wenn der Arme beweist, dass er im Recht ist.
8 Der Edle aber plant nur Edles / und tritt für das Edle ein.


Die leichtsinnigen Frauen

9 Ihr sorglosen Frauen, hört meine Stimme, / ihr selbstsicheren Töchter, hört auf mein Wort!
10 Über Jahr und Tag werdet ihr zittern, / auch wenn ihr jetzt so selbstsicher seid; denn die Weinernte ist vernichtet, / es gibt keine Obsternte mehr.
11 Zittert, ihr Sorglosen, / erschreckt, ihr selbstsicheren Frauen, zieht euch aus, entkleidet euch / und legt das Trauerkleid an!
12 Schlagt euch an die Brust / und klagt um die prächtigen Felder, / die fruchtbaren Reben,
13 um die Äcker meines Volkes, / auf denen nur Dornen und Disteln wachsen, um all die Häuser voll Jubel, / um die fröhliche Stadt.
14 Denn die Paläste sind verlassen, / der Lärm der Stadt ist verstummt. Der Hügel der Burg mit dem Wachtturm / ist für immer verödet; dort tummeln sich die Wildesel, / dort weiden die Herden.


Die Wirkung des Geistes aus der Höhe

15 Wenn aber der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird, / dann wird die Wüste zum Garten / und der Garten wird zu einem Wald.
16 In der Wüste wohnt das Recht, / die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.
17 Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein, / der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer.
18 Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen, / in sicheren Wohnungen, an stillen und ruhigen Plätzen.
19 Aber der Wald stürzt in jähem Sturz, / die Stadt versinkt in der Tiefe.
20 Wohl euch! Ihr könnt an allen Gewässern säen / und eure Rinder und Esel frei laufen lassen.


33

1 Weh dir, der du immer zerstörst / und selbst nie zerstört worden bist.Weh dir, du Empörer, / gegen den sich noch niemand empört hat. Denn wenn du alles zerstört hast, / wirst du selbst zerstört. Wenn du das Ziel deiner Empörung erreicht hast, / wirst du selbst zum Ziel einer Empörung.


Ein Gebet in der Not

2 Herr, hab mit uns Erbarmen; / denn wir hoffen auf dich. Sei uns ein helfender Arm an jedem Morgen, / sei in der Not unsere Rettung!
3 Vor dem lauten Getöse fliehen die Nationen; / wenn du dich erhebst, flüchten die Völker nach allen Seiten.
4 Man rafft Beute zusammen, / so wie die Heuschrecken alles erraffen; wie die Grashüpfer springen, / so springt man und raubt.
5 Der Herr ist erhaben, er wohnt in der Höhe; / er wird Zion mit Recht und Gerechtigkeit erfüllen.
6 Es wird sichere Zeiten erleben. / Weisheit und Erkenntnis sind der Reichtum, der es rettet; / sein Schatz ist die Furcht vor dem Herrn.


Die Verödung des Landes

7 Hört: Draußen schreien die Krieger (vor Angst),/ bitterlich weinen die Boten des Friedens.
8 Die Wege sind verödet, / die Straßen sind leer. Den Vertrag hat man gebrochen, / man verachtet die Zeugen (des Bundes) / und schätzt die Menschen gering.
9 Das Land welkt in Trauer dahin, / der Libanon ist beschämt, seine Bäume verdorren. Die Scharon-Ebene ist zur Steppe geworden, / entlaubt sind Baschan und Karmel.


Das Gericht über die Sünder

10 Jetzt stehe ich auf, spricht der Herr, / jetzt erhebe ich mich, jetzt richte ich mich auf.
11 Ihr seid schwanger mit Heu / und bringt Stroh zur Welt. / Mein Atem ist wie ein Feuer, das euch verzehrt.
12 Die Völker werden zu Kalk verbrannt. / Sie lodern wie abgehauene Dornen im Feuer.
13 Ihr in der Ferne, hört, was ich tue; / ihr in der Nähe, erkennt meine Kraft!
14 Die Sünder in Zion beginnen zu zittern, / ein Schauder erfasst die ruchlosen Menschen.Wer von uns hält es aus neben dem verzehrenden Feuer, / wer von uns hält es aus neben der ewigen Glut?
15 Wer rechtschaffen lebt und immer die Wahrheit sagt, / wer es ablehnt, Gewinn zu erpressen, wer sich weigert, Bestechungsgelder zu nehmen, / wer sein Ohr verstopft, um keinen Mordplan zu hören, / und die Augen schließt, um nichts Böses zu sehen:
16 der wird auf den Bergen wohnen, / Felsenburgen sind seine Zuflucht; man reicht ihm sein Brot / und seine Wasserquelle versiegt nicht.


Die bessere Zukunft

17 Deine Augen werden den König in seiner Schönheit erblicken, / sie sehen ein weites Land.
18 Dein Herz denkt an die (früheren) Schrecken zurück: / Wo ist der, der damals zählte,wo ist der, der abwog? / Wo ist der, der die Türme gezählt hat?
19 Du wirst das freche Volk nicht mehr sehen, / das Volk mit der dunklen, unverständlichen Sprache, / mit den gestammelten, sinnlosen Worten.
20 Schau auf Zion, die Stadt unserer Feste! / Deine Augen werden Jerusalem sehen, den Ort der Ruhe, / das Zelt, das man nicht abbricht, dessen Pflöcke man niemals mehr ausreißt, / dessen Stricke nie mehr zerreißen.
21 Ja, dort wird der Herr unser mächtiger Gott sein. / Es ist ein Ort mit breiten Flüssen und Strömen. Keine Ruderboote fahren auf ihnen; / kein Prunkschiff segelt darauf,
22 Ja, der Herr ist unser Richter, / der Herr gibt uns Gesetze; / der Herr ist unser König, er wird uns retten.
23 denn die Taue sind schlaff, / sie halten den Mastbaum nicht fest, / man kann kein Segel mehr spannen. Dann verteilen die Blinden große Beute untereinander, / die Lahmen machen einen ergiebigen Raubzug.
24 Kein Mensch in der Stadt wird mehr sagen: / Ich bin krank. Dem Volk, das in Zion wohnt, / ist seine Schuld vergeben.


34

1 Kommt her, ihr Völker, und hört, / horcht auf, ihr Nationen! Die Erde und alles, was sie erfüllt, / die Welt und alles, was auf ihr sprosst, sollen es hören,
2 dass der Herr über alle Völker erzürnt ist, / dass er zornig ist auf all ihre Heere. Er hat sie dem Untergang geweiht / und zum Schlachtopfer bestimmt.
3 Die Erschlagenen wirft man hinaus, / der Gestank ihrer Leichen steigt auf,die Berge triefen von ihrem Blut, /
4 alle Hügel zerfließen. Wie eine Buchrolle rollt sich der Himmel zusammen, / sein ganzes Heer welkt dahin, wie Laub am Weinstock verwelkt, / wie Früchte am Feigenbaum schrumpfen.
5 Am Himmel erscheint das Schwert des Herrn. / Seht her, es fährt auf Edom herab, / auf das Volk, das der Herr im Gericht dem Untergang weiht.
6 Das Schwert des Herrn ist voll Blut, / es trieft von Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, / vom Nierenfett der Widder; denn der Herr hält in Bozra ein Opferfest ab, / ein großes Schlachtfest in Edom.
7 Da fallen die Büffel und Kälber, / die Stiere und Ochsen. Ihr Land wird betrunken vom Blut, / ihr Erdreich ist getränkt von Fett.
8 Denn der Herr hat einen Tag der Rache bestimmt, / ein Jahr der Vergeltung für den Streit um Zion.
9 In Edoms Bächen wird das Wasser zu Pech, / sein Boden verwandelt sich in Schwefel, / sein Land wird zu brennendem Pech.
10 Es erlischt nicht bei Tag und bei Nacht, / der Rauch steigt unaufhörlich empor. Das Land ist für Generationen verödet, / nie mehr zieht jemand hindurch.
11 Dohlen und Eulen nehmen es in Besitz, / Käuze und Raben hausen darin. Der Herr spannt die Messschnur «Öde» darüber, / er legt das Senkblei «Leere» an.
12 Die Bocksgeister werden dort ihr Unwesen treiben. / Die Edlen Edoms leben nicht mehr.Man ruft dort keinen König mehr aus, / mit all seinen Fürsten hat es ein Ende.
13 An seinen Palästen ranken sich Dornen empor / in den Burgen wachsen Nesseln und Disteln. Das Land wird zu einem Ort für Schakale, / zu einem Platz für die Strauße.
14 Wüstenhunde und Hyänen treffen sich hier, / die Bocksgeister begegnen einander. Auch Lilit (das Nachtgespenst) ruht sich dort aus / und findet für sich eine Bleibe.
15 Der Kauz hat hier sein sicheres Nest, / er legt seine Eier und brütet sie aus. Auch die Geier sammeln sich hier, / einer neben dem andern.
16 Forscht nach im Buch des Herrn, / dort werdet ihr lesen: Keines dieser Tiere ist ausgeblieben, / keines braucht seinen Gefährten zu suchen; denn der Mund des Herrn hat es befohlen, / sein Geist hat sie zusammengeführt.
17 Er selbst hat für sie das Los geworfen, / er hat mit eigener Hand das Land vermessen und ihnen zugeteilt: Für immer sollen sie es besitzen, / von Generation zu Generation darin wohnen.


35

1 Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, / die Steppe soll jubeln und blühen.
2 Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, / jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, / die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, / die Pracht unseres Gottes.
3 Macht die erschlafften Hände wieder stark / und die wankenden Knie wieder fest!
4 Sagt den Verzagten: / Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! / Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; / er selbst wird kommen und euch erretten.
5 Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, / auch die Ohren der Tauben sind wieder offen.
6 Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, / die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor / und Bäche fließen in der Steppe.
7 Der glühende Sand wird zum Teich / und das durstige Land zu sprudelnden Quellen. An dem Ort, wo jetzt die Schakale sich lagern, / gibt es dann Gras, Schilfrohr und Binsen.
8 Eine Straße wird es dort geben; / man nennt sie den Heiligen Weg. Kein Unreiner darf ihn betreten. / Er gehört dem, der auf ihm geht. / Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre.
9 Es wird keinen Löwen dort geben, / kein Raubtier betritt diesen Weg, keines von ihnen ist hier zu finden. / Dort gehen nur die Erlösten.
10 Die vom Herrn Befreiten kehren zurück / und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. / Wonne und Freude stellen sich ein, / Kummer und Seufzen entfliehen.


36

Geschichtlicher Anhang: 36,1 - 39,8

Die erste Gesandtschaft Sanheribs

1 Im vierzehnten Jahr des Königs Hiskija zog Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein.
2 Der König von Assur sandte den Rabschake mit einer großen Streitmacht von Lachisch aus nach Jerusalem gegen König Hiskija. Er stellte sich an der Wasserleitung des oberen Teiches auf, der an der Walkerfeldstraße liegt.
3 Der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn Hilkijas, der Staatsschreiber Schebna und der Sprecher des Königs Joach, der Sohn Asafs, gingen zu ihm hinaus.
4 Da sagte der Rabschake zu ihnen: Sagt zu Hiskija: So spricht der Großkönig, der König von Assur: Worauf vertraust du denn, dass du dich so sicher fühlst?
5 Du glaubst wohl, bloßes Gerede sei im Krieg schon Rat und Stärke? Auf wen vertraust du also, dass du von mir abgefallen bist?
6 Du vertraust gewiss auf Ägypten, dieses geknickte Schilfrohr, das jeden, der sich darauf stützt, in die Hand sticht und sie durchbohrt. Denn so macht es der Pharao, der König von Ägypten, mit allen, die ihm vertrauen.
7 Wenn ihr aber zu mir sagt: Wir vertrauen auf Jahwe, unseren Gott, dann bedenkt: Ist nicht gerade er der Gott, dessen Kulthöhen und Altäre Hiskija beseitigt hat? Hat nicht Hiskija in Juda und Jerusalem angeordnet: Nur vor diesem Altar in Jerusalem dürft ihr euch niederwerfen?
8 Geh doch mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein! Ich gebe dir zweitausend Pferde. Kannst du die Reiter für sie stellen?
9 Wie willst du auch nur einen einzigen Statthalter meines Herrn in die Flucht schlagen, und wäre es der unbedeutendste seiner Knechte? Du vertraust ja nur auf Ägypten, auf seine Wagen und deren Besatzung.
10 Außerdem: Bin ich denn gegen den Willen Jahwes heraufgezogen, um dieses Land zu verwüsten? Jahwe selbst hat mir befohlen: Zieh gegen dieses Land und verwüste es!
11 Da sagten Eljakim, Schebna und Joach zu dem Rabschake: Sprich doch aramäisch mit deinen Knechten! Wir verstehen es. Sprich vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer steht, nicht judäisch mit uns!
12 Der Rabschake antwortete ihnen: Hat mich mein Herr etwa beauftragt, das alles nur zu deinem Herrn und zu dir zu sagen und nicht vielmehr zu all den Männern, die auf der Mauer sitzen und ihren eigenen Kot essen und ihren Harn trinken wie ihr?
13 Dann trat der Rabschake vor und rief laut auf Judäisch: Hört die Worte des Großkönigs, des Königs von Assur!
14 So spricht der König: Lasst euch nicht von Hiskija betören; denn er kann euch nicht retten.
15 Er soll euch nicht verleiten, auf Jahwe zu vertrauen, und sagen: Jahwe wird uns sicher retten, diese Stadt wird dem König von Assur nicht in die Hände fallen.
16 Hört nicht auf Hiskija! Denn so spricht der König von Assur: Trefft mit mir ein Abkommen und ergebt euch! Dann kann jeder von euch von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum essen und Wasser aus seiner Zisterne trinken,
17 bis ich komme und euch in ein Land bringe, das eurem Land gleicht: in ein Land voll Getreide und Most, ein Land voll Brot und Wein.
18 Lasst euch von Hiskija nicht in die Irre führen, wenn er sagt: Jahwe wird uns retten. Hat denn einer von den Göttern der anderen Völker sein Land vor dem König von Assur gerettet?
19 Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo sind die Götter von Sefarwajim? Haben sie etwa Samaria vor mir gerettet?
20 Wer von all den Göttern der anderen Länder hat sein Land vor mir gerettet? Wie sollte denn Jahwe Jerusalem vor mir retten?
21 Die Männer aber schwiegen und gaben ihm keine Antwort; denn der König hatte befohlen: Ihr dürft ihm nicht antworten.
22 Der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn Hilkijas, der Staatsschreiber Schebna und der Sprecher des Königs Joach, der Sohn Asafs, zerrissen ihre Kleider, gingen zu Hiskija und berichteten ihm, was der Rabschake gesagt hatte.


37

Die Reaktion des Königs Hiskija

1 Als König Hiskija das hörte, zerriss er seine Kleider, legte ein Trauergewand an und ging in das Haus des Herrn.
2 Dann sandte er den Palastvorsteher Eljakim, den Staatsschreiber Schebna und die Ältesten der Priester in Trauergewändern zum Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz.
3 Sie sagten zu ihm: So spricht Hiskija: Heute ist ein Tag der Not, der Strafe und der Schande. Die Kinder sind bis an die Öffnung des Mutterschoßes gelangt, doch den Frauen fehlt die Kraft zum Gebären.
4 Aber vielleicht hört der Herr, dein Gott, die Worte des Rabschake, den sein Herr, der König von Assur, hergesandt hat, damit er den lebendigen Gott beschimpft; und vielleicht schickt der Herr, dein Gott, eine Strafe für die Worte, die er gehört hat. Darum bete für den Rest, der noch übrig ist.
5 Jesaja antwortete den Abgesandten des Königs Hiskija, die zu ihm gekommen waren:
6 Sagt zu eurem Herrn Folgendes: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht wegen der Worte, die du gehört hast und mit denen die Knechte des Königs von Assur mich verhöhnt haben.
7 Seht, ich lege einen Geist in ihn, sodass er ein Gerücht hört und in sein Land zurückkehrt; dort bringe ich ihn durch das Schwert zu Fall.


Die zweite Gesandtschaft Sanheribs

8 Der Rabschake trat den Rückweg an und fand den König von Assur im Kampf gegen die Stadt Libna. Sanherib war inzwischen, wie der Rabschake gehört hatte, von Lachisch abgezogen.
9 Dann erfuhr Sanherib, dass Tirhaka, der König von Kusch, zum Kampf gegen ihn heranzog. Er schickte wiederum Boten zu Hiskija mit dem Auftrag:
10 So sollt ihr zu Hiskija, dem König von Juda, sagen: Lass dir nicht von deinem Gott, auf den du vertraust, einreden, Jerusalem werde dem König von Assur nicht in die Hände fallen.
11 Du hast doch gehört, was die Könige von Assur mit allen anderen Ländern gemacht haben: Sie haben sie dem Untergang geweiht. Und du meinst, du wirst gerettet?
12 Sind denn die Völker, die von meinen Vätern vernichtet wurden, von ihren Göttern gerettet worden, die Völker von Gosan, Haran und Rezef, die Söhne von Eden, die in Telassar wohnten?
13 Wo ist der König von Hamat, der König von Arpad, der König der Stadt Sefarwajim, wo sind die Könige von Hena und Awa?


Das Gebet des Königs

14 Hiskija nahm das Schreiben von den Boten in Empfang und las es. Dann ging er zum Haus des Herrn hinauf, breitete das Schreiben vor dem Herrn aus und
15 betete zum Herrn. Er sagte:
16 Herr der Heere, Gott Israels, der über den Kerubim thront, du allein bist der Gott aller Reiche der Erde. Du hast den Himmel und die Erde gemacht.
17 Wende mir dein Ohr zu, Herr, und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! Hör alles, was Sanherib sagt, der seinen Boten hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen.
18 Es ist wahr, Herr, die Könige von Assur haben alle Völker vernichtet und ihre Länder verwüstet
19 und ihre Götter ins Feuer geworfen. Aber das waren keine Götter, sondern Werke von Menschenhand, aus Holz und Stein; darum konnte man sie vernichten.
20 Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen, dass du, Jahwe, Gott bist, du allein.


Die Verheißung der göttlichen Hilfe

21 Jesaja, der Sohn des Amoz, schickte zu Hiskija einen Boten und ließ ihm sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe gehört, wie du wegen des Königs Sanherib von Assur zu mir gebetet hast.
22 Das ist das Wort des Herrn gegen ihn:Dich verachtet, dich verspottet / die Jungfrau, die Tochter Zion. Die Tochter Jerusalem / schüttelt spöttisch den Kopf über dich.
23 Wen hast du beschimpft und verhöhnt, / gegen wen die Stimme erhoben, auf wen voll Hochmut herabgeblickt? / Auf den Heiligen Israels.
24 Durch deine Gesandten hast du den Herrn verhöhnt; / du hast gesagt: Mit meinen zahlreichen Wagen fuhr ich auf die Höhen der Berge, / in die fernsten Winkel des Libanon. Ich fällte seine hohen Zedern, / seine schönsten Zypressen, kam bis zu seinen entlegensten Höhen, / in das Dickicht seiner Wälder.
25 Ich habe Brunnen gegraben / und fremdes Wasser getrunken. Ich ließ unter dem Schritt meiner Füße / alle Ströme Ägyptens vertrocknen.
26 Hast du es nicht gehört? / Schon vor langer Zeit habe ich es so gefügt, seit den Tagen der Vorzeit habe ich es so geplant, / jetzt ließ ich es kommen. So konntest du befestigte Städte zerstören / und in Trümmer verwandeln.
27 Ihre Bewohner waren machtlos, / in Schrecken und Schande gestoßen. Sie glichen den Pflanzen auf dem Feld, / dem frischen Grün, dem Gras auf den Dächern, / das im Ostwind verdorrt.
28 Ich weiß, ob du ruhst, ob du gehst oder kommst, / ob du dich gegen mich auflehnst.
29 Weil du gegen mich wütest / und dein Lärm meine Ohren erreicht hat, ziehe ich dir einen Ring durch die Nase / und lege dir einen Zaum in das Maul. Auf dem Weg, auf dem du herankamst, / treibe ich dich wieder zurück.
30 Und das soll für dich (Hiskija) ein Vorzeichen sein: In diesem Jahr isst man, was von selbst nachwächst, im nächsten Jahr, was wild wächst; im dritten Jahr aber sollt ihr wieder säen und ernten, die Weinberge bepflanzen und ihre Früchte genießen.
31 Wer vom Haus Juda entronnen und übrig geblieben ist, wird unten wieder Wurzeln treiben und oben Frucht tragen.
32 Denn von Jerusalem wird ein Rest (in das Land) hinausziehen, vom Berg Zion ziehen die Geretteten hinaus. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere vollbringt das.
33 Darum - so spricht der Herr über den König von Assur: Er wird nicht in diese Stadt eindringen; er wird keinen einzigen Pfeil hineinschießen, er wird nicht unter dem Schutz seines Schildes gegen sie anrennen und wird keinen Damm gegen sie aufschütten.
34 Auf dem Weg, auf dem er gekommen ist, wird er wieder zurückkehren. Aber in diese Stadt wird er nicht eindringen - Spruch des Herrn.
35 Ich werde diese Stadt beschützen und retten, um meinetwillen und um meines Knechtes David willen.


Die Rettung der Stadt

36 In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus und erschlug im Lager der Assyrer hundertfünfundachtzigtausend Mann. Als man am nächsten Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen.
37 Da brach Sanherib, der König von Assur, auf und kehrte in sein Land zurück. Er blieb in Ninive.
38 Als er eines Tages im Tempel seines Gottes Nisroch betete, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Darauf mussten sie in das Land Ararat fliehen und Sanheribs Sohn Asarhaddon wurde an seiner Stelle König.


38

Weitere Nachrichten über Jesaja und Hiskija: 38,1 - 39,8

Die Krankheit Hiskijas

1 In jenen Tagen wurde Hiskija schwer krank und war dem Tod nahe. Der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, kam zu ihm und sagte: So spricht der Herr: Bestell dein Haus; denn du wirst sterben, du wirst nicht am Leben bleiben.
2 Da drehte sich Hiskija mit dem Gesicht zur Wand und betete zum Herrn:
3 Ach Herr, denk daran, dass ich mein Leben lang treu und mit aufrichtigem Herzen meinen Weg vor deinen Augen gegangen bin und dass ich immer getan habe, was dir gefällt. Und Hiskija begann laut zu weinen.
4 Da erging das Wort des Herrn an Jesaja:
5 Geh zu Hiskija und sag zu ihm: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Ich will zu deiner Lebenszeit noch fünfzehn Jahre hinzufügen.
6 [Und ich will dich und diese Stadt aus der Gewalt des Königs von Assur retten und diese Stadt beschützen.]
7 Das soll für dich das Zeichen des Herrn sein, dass der Herr sein Versprechen halten wird:
8 Siehe, ich lasse den Schatten, der auf den Stufen des Ahas bereits herabgestiegen ist, wieder zehn Stufen hinaufsteigen. Da stieg der Schatten auf den Stufen, die er bereits herabgestiegen war, wieder zehn Stufen hinauf.


Das Danklied Hiskijas

9 Ein Lied, das König Hiskija von Juda verfasst hat, als er nach seiner Krankheit wieder genesen war:
10 Ich sagte: In der Mitte meiner Tage / muss ich hinab zu den Pforten der Unterwelt, / man raubt mir den Rest meiner Jahre.
11 Ich sagte: Ich darf den Herrn nicht mehr schauen / im Land der Lebenden, keinen Menschen mehr sehen / bei den Bewohnern der Erde.
12 Meine Hütte bricht man über mir ab, / man schafft sie weg wie das Zelt eines Hirten. Wie ein Weber hast du mein Leben zu Ende gewoben, / du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch. Vom Anbruch des Tages bis in die Nacht / gibst du mich völlig preis;
13 bis zum Morgen schreie ich um Hilfe. / Wie ein Löwe zermalmt er all meine Knochen.
14 Ich zwitschere wie eine Schwalbe, / ich gurre wie eine Taube. Meine Augen blicken ermattet nach oben: / Ich bin in Not, Herr. Steh mir bei!
15 Was kann ich ihm sagen, was soll ich reden, / da er es selber getan hat? Es flieht mich der Schlaf; / denn meine Seele ist verbittert.
16 Herr, ich vertraue auf dich; / du hast mich geprüft. / Mach mich gesund und lass mich wieder genesen!
17 Du hast mich aus meiner bitteren Not gerettet, / du hast mich vor dem tödlichen Abgrund bewahrt; / denn all meine Sünden warfst du hinter deinen Rücken.
18 Ja, in der Unterwelt dankt man dir nicht, / die Toten loben dich nicht; wer ins Grab gesunken ist, / kann nichts mehr von deiner Güte erhoffen.
19 Nur die Lebenden danken dir, / wie ich am heutigen Tag. / Von deiner Treue erzählt der Vater den Kindern.
20 Der Herr war bereit, mir zu helfen; / wir wollen singen und spielen im Haus des Herrn, / solange wir leben.


Ein Nachtrag über die Krankheit Hiskijas

21 Darauf sagte Jesaja: Man hole einen Feigenbrei und streiche ihn auf das Geschwür, damit der König gesund wird.
22 Hiskija aber fragte Jesaja: Was ist das Zeichen dafür, dass ich wieder zum Haus des Herrn hinaufgehen werde?


39

Die Gesandtschaft aus Babel

1 Damals sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, einen Brief und Geschenke an Hiskija; denn er hatte von seiner Krankheit und von seiner Genesung gehört.
2 Hiskija freute sich darüber und zeigte den Gesandten sein Schatzhaus, das Silber und das Gold, die Vorräte an Balsam und feinem Öl, sein ganzes Waffenlager und alle anderen Schätze, die er besaß. Es gab nichts in seinem Haus und in seinem ganzen Herrschaftsbereich, das er ihnen nicht gezeigt hätte.
3 Danach kam der Prophet Jesaja zu König Hiskija und fragte ihn: Was haben diese Männer gesagt? Woher kamen sie? Hiskija antwortete: Sie sind aus einem fernen Land, aus Babel, zu mir gekommen.
4 Er fragte weiter: Was haben sie in deinem Haus gesehen? Hiskija antwortete: Sie haben alles gesehen, was in meinem Haus ist. Es gibt nichts in meinen Schatzkammern, das ich ihnen nicht gezeigt hätte.
5 Da sagte Jesaja zu Hiskija: Höre das Wort des Herrn der Heere:
6 Es werden Tage kommen, an denen man alles, was in deinem Haus ist, alles, was deine Väter bis zum heutigen Tag angesammelt haben, nach Babel bringt. Nichts wird übrig bleiben, spricht der Herr.
7 Auch von deinen eigenen Söhnen, die du noch bekommen wirst, wird man einige mitnehmen und sie werden als Kämmerer im Palast des Königs von Babel dienen müssen.
8 Hiskija sagte zu Jesaja: Das Wort des Herrn, das du mir gesagt hast, ist gut. Und er dachte: Zu meinen Lebzeiten herrscht ja noch Friede und Sicherheit.