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Das Buch Jesaja

13

Das Gericht über Babel: 13,1-14,23

Die Vernichtung Babels

1 Ausspruch über Babel - eine Vision, die Jesaja, der Sohn des Amoz, hatte:
2 Stellt auf einem kahlen Berg ein Feldzeichen auf, / erhebt die Stimme und ruft meine Helden herbei! Winkt mit der Hand: / Sie sollen einziehen durch die Tore der Edlen.
3 Ich selbst habe meine heiligen Krieger aufgeboten, / ich habe sie alle zusammengerufen,meine hochgemuten, jauchzenden Helden, / damit sie meinen Zorn vollstrecken.
4 Horch, es dröhnt im Gebirge / wie der Lärm von zahllosen Menschen. Horch, ganze Königreiche brausen heran, / viele Völker kommen zusammen. / Der Herr der Heere mustert die Truppen.
5 Sie kommen aus einem fernen Land, vom Ende des Himmels: / der Herr und die Waffen seines Zorns, / um das ganze Land zu verwüsten.
6 Schreit auf, denn der Tag des Herrn ist nahe; / er kommt wie eine zerstörende Macht vom Allmächtigen.
7 Da sinken alle Hände herab / und das Herz aller Menschen verzagt.
8 Sie sind bestürzt; sie werden von Krämpfen und Wehen befallen, / wie eine Gebärende winden sie sich. Einer starrt auf den andern, / wie Feuer glüht ihr Gesicht.
9 Seht, der Tag des Herrn kommt, / voll Grausamkeit, Grimm und glühendem Zorn; dann macht er die Erde zur Wüste / und die Sünder vertilgt er.
10 Die Sterne und Sternbilder am Himmel / lassen ihr Licht nicht mehr leuchten. Die Sonne ist dunkel, schon wenn sie aufgeht, / der Mond lässt sein Licht nicht mehr scheinen.
11 Dann bestrafe ich den Erdkreis für seine Verbrechen / und die Bösen für ihre Vergehen. Dem Hochmut der Stolzen mache ich ein Ende / und werfe die hochmütigen Tyrannen zu Boden.
12 Die Menschen mache ich seltener als Feingold, / die Menschenkinder rarer als Golderz aus Ofir.
13 Dann wird der Himmel erzittern / und die Erde beginnt an ihrem Ort zu wanken wegen des Grimms des Herrn der Heere / am Tag seines glühenden Zorns.
14 Wie aufgescheuchte Gazellen, / wie eine Schafherde, die niemand zusammenhält, so eilt dann jeder zu seinem Volk, / so flieht jeder in sein Land.
15 Man sticht jeden nieder, dem man begegnet; / wen man zu fassen bekommt, der fällt unter dem Schwert.
16 Vor ihren Augen werden ihre Kinder zerschmettert, / ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet.
17 Seht, ich stachle die Meder gegen sie auf, / denen das Silber nichts gilt / und das Gold nichts bedeutet.
18 Ihre Bogen strecken die jungen Männer nieder; / mit der Leibesfrucht haben sie kein Erbarmen, / mit den Kindern kein Mitleid.
19 Wie es Sodom und Gomorra erging, / als Gott sie zerstörte, so wird es Babel ergehen, / dem Kleinod unter den Königreichen, / dem Schmuckstück der stolzen Chaldäer.
20 Für immer wird es unbewohnt sein, / bis zu den fernsten Generationen / wird es nicht mehr besiedelt. Nicht einmal ein Beduine / schlägt dort sein Zelt auf, / kein Hirt lässt seine Herde dort lagern.
21 Dort haben nur Wüstenhunde ihr Lager, / die Häuser sind voller Eulen, Strauße lassen sich dort nieder / und Böcke springen umher.
22 Hyänen heulen in Babels Palästen, / in den Lustschlössern heulen SchakaleDie Zeit (seines Endes) steht nahe bevor, / Babels (letzte) Tage verzögern sich nicht.


14

Das Spottlied auf den König von Babel

1 Der Herr wird mit Jakob Erbarmen haben und Israel von neuem erwählen. Er wird ihnen Ruhe gewähren in ihrer Heimat; Fremde gesellen sich ihnen bei und schließen sich an das Haus Jakob an.
2 Die Völker werden Israel nehmen und in seine Heimat zurückführen und im Land des Herrn wird das Haus Israel sie zu Leibeigenen machen, zu Knechten und Mägden. Es wird die gefangen halten, die es gefangen hielten, und wird die unterdrücken, die es einst unterdrückten.
3 Und wenn der Herr dir dann Ruhe gewährt nach deinen Leiden, deiner Unruhe und der harten Knechtschaft, die du erdulden musstest,
4 dann wirst du auf den König von Babel dieses Spottlied singen: Ach, der Unterdrücker fand sein Ende, / ein Ende nahm die Not.
5 Der Herr hat die Knüppel der Frevler zerbrochen, / den Stock der Tyrannen,
6 der in seinem Zorn die Völker erschlug, / sie schlug ohne Ende, der die Völker in seiner Wut zertrat / und sie verfolgte ohne jedes Erbarmen.
7 Nun hat die ganze Welt Ruhe und Frieden, / man bricht in Jubel aus.
8 Selbst die Zypressen und die Zedern des Libanon / machen sich über dich lustig: Seit du am Boden liegst, kommt keiner mehr her, / um uns zu fällen.
9 Das Totenreich drunten gerät in Erregung, / wenn du hinabkommst. Deinetwegen weckt es die Totengeister auf, / alle Fürsten der Erde, alle Könige der Völker lässt es aufstehen / von ihren Thronen.
10 Sie alle rufen dir zu: / Auch du bist nun kraftlos geworden wie wir, / jetzt bist du uns gleich.
11 Hinabgeschleudert zur Unterwelt ist deine Pracht / samt deinen klingenden Harfen. Auf Würmer bist du gebettet, / Maden sind deine Decke.
12 Ach, du bist vom Himmel gefallen, / du strahlender Sohn der Morgenröte. Zu Boden bist du geschmettert, / du Bezwinger der Völker.
13 Du aber hattest in deinem Herzen gedacht: / Ich ersteige den Himmel; dort oben stelle ich meinen Thron auf, / über den Sternen Gottes; auf den Berg der (Götter-)versammlung setze ich mich, / im äußersten Norden.
14 Ich steige weit über die Wolken hinauf, / um dem Höchsten zu gleichen.
15 Doch in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen, / in die äußerste Tiefe.
16 Jeder, der dich sieht, starrt dich an, / er blickt genau auf dich hin und denkt: Ist das der Mann, der die Königreiche in Schrecken versetzte, / der die Erde erbeben ließ,
17 der die Welt zur Wüste gemacht hat, / ihre Städte zerstörte, / der die Gefangenen nicht nach Hause entließ?
18 Alle Könige der Völker ruhen in Ehren, / jeder in seinem Grab;
19 du aber wurdest hingeworfen ohne Begräbnis, / wie ein verachteter Bastard. Mit Erschlagenen bist du bedeckt, / die vom Schwert durchbohrt sind, / wie ein zertretener Leichnam. Mit denen, die in steinerne Grüfte hinabsteigen, /
20 bist du nicht vereint im Grab. Du hast dein eigenes Land zugrunde gerichtet, / hingemordet dein eigenes Volk; darum soll man die Namen der Nachkommen dieses Verbrechers / niemals mehr nennen.
21 Richtet eine Schlachtbank her für seine Söhne / wegen der Sünden des Vaters, damit sie sich niemals wieder erheben und die Welt erobern / und den Erdkreis mit Städten erfüllen.


Die völlige Verwüstung Babels

22 Ich will mich gegen Babel erheben - Spruch des Herrn der Heere -, mit Stumpf und Stiel will ich seinen Namen und Samen vernichten - Spruch des Herrn.
23 Ich mache es zum Platz für die Eulen und zu einem sumpfigen Teich, mit meinem vernichtenden Besen fege ich es hinweg - Spruch des Herrn der Heere.


Das Gericht über andere Völker: 14,24 - 21,17

Die Ankündigung der Vernichtung des assyrischen Heeres

24 Der Herr der Heere hat geschworen: / Wie ich es erdacht habe, so wird es geschehen; / wie ich es plante, so wird es auch kommen.
25 In meinem eigenen Land will ich Assur zerschmettern, / ich will es auf meinen Bergen zertreten. Dann wird sein Joch von ihnen genommen / und seine Last fällt von ihrer Schulter.
26 Das ist der Plan, der für die ganze Erde beschlossen ist, / das ist die Hand, die über alle Völker ausgestreckt ist.
27 Denn der Herr der Heere hat es beschlossen. / Wer kann es vereiteln? Seine Hand ist ausgestreckt. / Wer will sie zurückbiegen?


Die Ankündigung des Gerichts über die Philister

28 Im Todesjahr des Königs Ahas erging folgender Ausspruch:
29 Freu dich nicht, Land der Philister, / weil der Stock zerbrochen ist, der dich schlug; denn aus der Schlange geht wie aus einer Wurzel eine Natter hervor / und ihre Frucht ist ein fliegender Drache.
30 Auf meiner Wiese weiden die Schwachen, / dort leben die Armen in Sicherheit; deine Wurzeln aber lasse ich verhungern, / den Rest von dir werde ich erschlagen.
31 Schreit auf, ihr Tore, jammere, o Stadt, / verzage, Land der Philister! Denn von Norden kommt Rauch / und keiner entfernt sich aus den Reihen des Heeres.
32 Was gibt man den Gesandten der Völker zur Antwort? Der Herr hat Zion gegründet, die Armen seines Volkes finden dort ihre Zuflucht.


15

1 Ausspruch über Moab: Über Nacht wurde Ar verwüstet, / ging Moab zugrunde. Über Nacht wurde Kir verwüstet, / ging Moab zugrunde.
2 Die Tochter Dibon steigt zu den Kulthöhen hinauf, / um dort zu klagen. Über Nebo und Medeba jammert Moab. / Jeder Kopf ist kahl geschoren, / alle Bärte hat man abgeschnitten.
3 Auf den Gassen geht man in Trauergewändern, / alle weinen auf den Dächern und Plätzen / und zerfließen in Tränen.
4 Heschbon schreit und Elale, / bis nach Jahaz ist ihre Stimme zu hören. Darum zittern die Krieger von Moab, / ihre Seele verzagt.
5 Mein Herz schreit auf wegen Moab; / bis nach Zoar fliehen die Menschen [bis Eglat-Schelischija]. Die Steige von Luhit steigt man weinend hinauf. / Auf dem Weg nach Horonajim schreien die Leute über das Unglück.
6 Die Quellen von Nimrim versiegen; / das Gras ist verwelkt; verdorrt sind die Wiesen; / alles Grün ist verschwunden.
7 Darum schleppen sie ihre letzte Habe / und ihre Vorräte über den Weidenbach fort.
8 Überallhin dringt das Klagegeschrei, / bis an die Grenzen von Moab. Bis nach Eglajim hört man das Jammern, / man hört es bis Beer-Elim.
9 Voll Blut sind die Bäche von Dibon. / Doch ich bringe über Dibon noch größeres Unglück: Löwen über die aus Moab Entronnenen, / über den Rest von Adama.


16

1 Schickt Lämmer für den Herrscher des Landes / von Sela durch die Wüste zum Berg der Tochter Zion!
2 Wie flüchtende Vögel, aus dem Nest verscheucht, / so sind die Töchter Moabs an den Furten des Arnon.
3 Mach einen Plan, triff eine Entscheidung! / Wie die Nacht breite deinen Schatten aus am helllichten Tag, versteck die Verjagten, / verrate die Flüchtigen nicht!
4 Lass die Flüchtlinge Moabs bei dir verweilen; / versteck sie bei dir vor ihrem Verfolger! Ist der Unterdrücker beseitigt, / der Verfolger vernichtet / und sind die Eroberer aus dem Land verschwunden,
5 dann wird durch (Gottes) Huld ein Thron errichtet; / darauf sitzt [im Zelt Davids] ein zuverlässiger Richter, / der das Recht sucht und die Gerechtigkeit fördert.
6 Wir haben von Moabs Stolz gehört - / es ist stolz über die Maßen - von seinem Dünkel (haben wir gehört), / von seinem Stolz und Übermut, / und sein Geschwätz ist nicht wahr.
7 Darum jammert Moab laut um Moab, / alle jammern laut.Den Traubenkuchen von Kir-Heres weinen sie nach; / sie sind ganz niedergeschlagen.
8 Denn die Pflanzungen von Heschbon sind verwelkt, / verwelkt ist der Weinstock von Sibma.Die Herren der Völker haben seine Reben zertreten, / die bis Jaser reichten, bis in die Wüste hinaus sich verloren, seine Ranken breiteten sich aus, / sie zogen sich hin bis zum Meer.
9 Darum weine ich, wie Jaser um dich weint, / Weinstock von Sibma; / ich benetze euch mit meinen Tränen, / Heschbon und Elale. / Es gibt bei euch keinen Jubel mehr / über Weinlese und Ernte;
10 verschwunden sind Freude und Jubelgeschrei / aus dem fruchtbaren Land; / in den Weinbergen jauchzt man nicht mehr / und jubelt nicht mehr. Niemand stampft mehr in der Kelter die Trauben. / Verstummt ist das Jauchzen.
11 Darum jammert mein Herz um Moab wie eine Zither, / mein Inneres klagt um Kir-Heres.
12 Wenn aber Moab auf seiner Kulthöhe erscheint / und sich abmüht (mit Opfern), wenn es in sein Heiligtum geht, um zu beten: / Es wird nichts erreichen.
13 Dieses Wort hat der Herr einst über Moab gesprochen.
14 Jetzt aber hat der Herr so gesprochen: In drei Jahren - drei Söldnerjahren - wird Moabs Macht und all seine Pracht ganz gering; was aber übrig bleibt, wird schwach und unansehnlich sein.


17

1 Ausspruch über Damaskus. Seht hin: Damaskus verschwindet / und wird keine Stadt mehr sein, / es wird zu einem Haufen von Trümmern.
2 Die Städte um Aroër sind verlassen; / sie gehören den Herden, die dort ungestört lagern.
3 Mit dem Bollwerk von Efraim ist es zu Ende, / mit dem Königreich von Damaskus. Dem Rest von Aram wird es gehen wie der Macht der Israeliten - / Spruch des Herrn der Heere.
4 An jenem Tag schrumpft Jakobs Macht zusammen, / das Fett seines Leibes schwindet dahin.
5 Dann wird es sein, wie wenn ein Schnitter die Halme packt / und mit seinem Arm die Ähren abmäht. Dann wird es sein, wie wenn jemand Ähren aufliest / in der Rafaïterebene:
6 Nur ein Rest bleibt für die Nachlese übrig / wie beim Abernten der Ölbäume: zwei, drei reife Oliven an den oberen Ästen des Baumes, / vier oder fünf an seinen Zweigen - / Spruch des Herrn, des Gottes Israels.
7 An jenem Tag werden die Menschen auf ihren Schöpfer blicken, / ihre Augen werden auf den Heiligen Israels schauen.
8 Sie blicken nicht mehr auf die Altäre, / das Machwerk ihrer Hände, sie schauen nicht mehr auf das, was ihre Finger gemacht haben, / auf die Kultpfähle und die Räucheraltäre.
9 An jenem Tag sind deine befestigten Städte verlassen / wie die Städte der Hiwiter und Amoriter, die man verlassen hat aus Furcht vor den Israeliten; / es wird eine schaurige Öde entstehen.
10 Denn du hast den Gott, der dich rettet, vergessen; / an den Felsen, auf dem du Zuflucht findest, / hast du nicht mehr gedacht. Leg nur liebliche Gärten an, / bepflanze sie mit Setzlingen aus der Fremde,
11 pfleg sie an dem Tag, an dem du sie pflanzt, / lass sie wachsen an dem Morgen, an dem du sie säst: Dahin ist die Ernte am Tag deiner Krankheit / und des heillosen Schmerzes.


Der Wehruf über die Assyrer

12 Weh, welch Getöse von zahlreichen Völkern; / wie das Tosen des Meeres, so tosen sie. Man hört das Toben der Nationen; / wie das Toben gewaltiger Fluten, so toben sie.
13 [Die Nationen toben wie das Toben gewaltiger Fluten.] / Doch der Herr wird ihnen drohen, / dann fliehen sie weit in die Ferne, dahingejagt vom Wind wie die Spreu auf den Bergen, / wie Disteln, die der Sturm vor sich herrollt.
14 Am Abend herrscht plötzlich Schrecken, / doch ehe es Morgen wird - verschwunden sind sie. Das ist das Schicksal derer, die uns ausplündern wollen, / das Los derer, die uns berauben wollen.


18

1 Weh dem Land der Heuschreckenschwärme / jenseits der Flüsse von Kusch.
2 Es schickt seine Boten aus auf dem Nil, / in Papyruskähnen über das Wasser. Geht, ihr schnellen Boten, / zu dem hoch gewachsenen Volk mit der glänzenden Haut, zu der Nation, die man weit und breit fürchtet, / zu dem Volk, das kraftvoll alles zertritt, / dessen Land von den Flüssen durchschnitten wird.
3 Ihr Bewohner der Welt, ihr Bürger der Erde, / seht alle hin, wenn man das Zeichen aufstellt auf den Bergen, horcht alle auf, / wenn man das Widderhorn bläst.
4 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: / Ich will mir alles betrachten von meinem Platz aus, unbewegt wie die glühende Hitze am Mittag, / wie die Dunstwolken in der Hitze des Sommers.
5 Ja, noch vor der Ernte, wenn die Blüte vorbei ist / und die Frucht zur Traube heranreift,schneidet er die Reben ab mit dem Messer; / er entfernt die Triebe, er reißt sie ab.
6 Sie alle werden den Raubvögeln der Berge überlassen / und den wilden Tieren im Land. Den Sommer über sitzen die Raubvögel darauf / und im Winter sind dort die wilden Tiere.
7 In jener Zeit werden von dem hoch gewachsenen Volk mit der glänzenden Haut dem Herrn der Heere Geschenke gebracht, von der Nation, die man weit und breit fürchtet, von dem Volk, das kraftvoll alles zertritt, dessen Land von Flüssen durchschnitten wird. Man bringt die Geschenke an den Ort, wo der Name des Herrn der Heere gegenwärtig ist: zum Berg Zion.


19

1 Ausspruch über Ägypten. Seht, der Herr fährt auf einer leichten Wolke daher; / er kommt nach Ägypten. Vor seinem Angesicht zittern die Götter Ägyptens, / den Ägyptern verzagt das Herz in der Brust.
2 Ich hetze Ägypter gegen Ägypter / und sie kämpfen gegeneinander: Bruder gegen Bruder, Nachbar gegen Nachbar, / Stadt gegen Stadt, Gau gegen Gau.
3 Der Geist Ägyptens gerät mitten in ihm in Verwirrung, / ich vereitle seine Pläne. Dann befragen sie die Götter und die Zauberer, / die Totengeister und die Gelehrten.
4 Doch ich gebe die Ägypter in die Gewalt eines strengen Herrn, / ein harter König wird über sie herrschen - / Spruch Gottes, des Herrn der Heere.
5 Das Wasser im Meer versiegt, / der Fluss trocknet aus.
6 Die Kanäle Ägyptens verbreiten üble Gerüche, / seicht und trocken sind die Arme des Nil, / Binsen und Schilfrohr verwelken.
7 Das Riedgras am Nil, an der Mündung des Nil, / alle Saaten am Nil sind vertrocknet, / sie sind verweht und dahin.
8 Die Fischer klagen und trauern, / alle, die ihre Angel auswerfen im Nil. Wer sein Netz im Wasser auslegen will, / ist bekümmert.
9 Wer Flachs anbaut, erntet Enttäuschung. / Die Hechlerinnen und die Weber erblassen;
10 die Seiler sind niedergeschlagen; / alle Arbeiter verlieren den Mut.
11 Die Fürsten von Zoan sind Narren; / was die Weisen dem Pharao raten, ist Unsinn. Wie könnt ihr zum Pharao sagen: / Ich bin der Sohn eines Weisen, / der Sohn von königlichen Ahnen?
12 Wo sind denn deine weisen Berater? / Sie sollen dir sagen und erklären, / was der Herr der Heere beschlossen hat über Ägypten.
13 Die Fürsten von Zoan sind dumm / und die Fürsten von Memfis lassen sich täuschen. / Die Führer der Stämme führen Ägypten in die Irre.
14 Der Herr hat ihnen einen Geist eingegossen, der sie schwindlig macht, / sodass sie Ägypten in die Irre führen bei allem, was es tut, / und es nun wie ein Betrunkener taumelt, der sich erbricht.
15 So wird in Ägypten niemand mehr etwas vollbringen, / niemand, weder Kopf noch Schwanz, / weder Palme noch Binse.
16 An jenem Tag werden die Ägypter wie die Weiber sein: Sie erschrecken und zittern, wenn der Herr der Heere seine Faust gegen sie schwingt.
17 Das Land Juda wird für Ägypten zum Schrecken werden. Sooft man Judas Namen erwähnt, erschrickt Ägypten vor dem Plan, den der Herr der Heere gegen Ägypten gefasst hat.
18 An jenem Tag werden fünf Städte in Ägypten die Sprache Kanaans sprechen und beim Herrn der Heere schwören. Eine von ihnen wird Ir-Heres (Sonnenstadt) heißen.
19 An jenem Tag wird es für den Herrn mitten in Ägypten einen Altar geben und an Ägyptens Grenze wird ein Steinmal für den Herrn aufgestellt.
20 Das wird ein Zeichen und Zeugnis für den Herrn der Heere in Ägypten sein: Wenn sie beim Herrn gegen ihre Unterdrücker Klage erheben, wird er ihnen einen Retter schicken, der für sie kämpft und sie befreit.
21 Der Herr wird sich den Ägyptern offenbaren und die Ägypter werden an jenem Tag den Herrn erkennen; sie werden ihm Schlachtopfer und Speiseopfer darbringen, sie werden dem Herrn Gelübde ablegen und sie auch erfüllen.
22 Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum Herrn umkehren, lässt er sich durch ihre Bitte erweichen und heilt sie.
23 An jenem Tag wird eine Straße von Ägypten nach Assur führen, sodass die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assur ziehen können. Und Ägypten wird zusammen mit Assur (dem Herrn) dienen.
24 An jenem Tag wird Israel als Drittes dem Bund von Ägypten und Assur beitreten, zum Segen für die ganze Erde.
25 Denn der Herr der Heere wird sie segnen und sagen: Gesegnet ist Ägypten, mein Volk, und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz.


20

Die Verschleppung der Ägypter und der Kuschiter

1 []
2 Der Herr hatte durch Jesaja, den Sohn des Amoz gesprochen und gesagt: Geh, leg dein Bußgewand ab und zieh deine Schuhe aus! Jesaja hatte es getan und war nackt und barfuß umhergegangen. In dem Jahr nun, in dem im Auftrag des Königs Sargon von Assur ein Feldherr nach Aschdod kam, es belagerte und eroberte,
3 sagte der Herr: Dass mein Knecht Jesaja drei Jahre lang nackt und barfuß umherging, ist ein (warnendes) Zeichen und Sinnbild für Ägypten und Kusch:
4 So werden die gefangenen Ägypter und die aus ihrer Heimat vertriebenen Kuschiter, Jung und Alt, vom König von Assur nackt und barfuß weggeführt - mit entblößtem Gesäß, zur Schande Ägyptens.
5 Dann wird man erschrecken und sich schämen, weil man nach Kusch Ausschau gehalten und mit Ägypten geprahlt hat.
6 Und die Bewohner der Küstenstädte werden an jenem Tag sagen: Seht, so geht es denen, nach denen wir Ausschau hielten und zu denen wir flohen, um Hilfe und Rettung vor dem König von Assur zu finden. Wie können dann wir noch entkommen?


21

1 Ausspruch über die Wüste am Meer: Wie die Stürme im Negeb toben, / so kommt Unheil aus der Wüste, / aus dem schaurigen Land.
2 Eine schreckliche Vision wurde mir gezeigt: / Der Empörer empört sich, der Vernichter vernichtet. Zieh herauf, Elam! / Medien, beginne mit der Belagerung! / Ich mache allem Seufzen ein Ende.
3 Darum zittert mein ganzer Leib, / Krämpfe befallen mich / wie die Wehen eine gebärende Frau. Ich bin betäubt von dem, was ich höre, / bestürzt von dem, was ich sehe.
4 Mein Herz pocht wild, mich schüttelt ein Schauder. / Das ersehnte Dunkel des Abends macht der Herr für mich zum Schrecken.
5 Man deckt den Tisch, legt die Polster zurecht / und isst und trinkt. / Steht auf, ihr Fürsten, ölt euren Schild ein!
6 Denn so hat der Herr zu mir gesagt: / Geh, stell einen Späher auf! / Was er sieht, soll er melden.
7 Sieht er Wagen und Pferdegespanne, / einen Zug von Eseln, einen Zug von Kamelen, / soll er darauf achten, genau darauf achten.
8 Der Späher rief: / Herr, den ganzen Tag stehe ich auf meinem Posten, / die ganze Nacht halte ich Wache.
9 Seht, dort kommt ein Zug von Männern, dazu Pferdegespanne. Gefallen ist Babel, gefallen, / und all seine Götterbilder hat man zu Boden geschmettert.


Und er begann zu rufen:

10 Du mein zerschlagenes, zerdroschenes Volk! / Was ich hörte vom Herrn der Heere, / von Israels Gott, das verkünde ich euch.


Der Spruch über Edom

11 Ausspruch über Edom. Aus Seïr ruft man mir zu: / Wächter, wie lange noch dauert die Nacht? / Wächter, wie lange noch dauert die Nacht?
12 Der Wächter antwortet: / Es kommt der Morgen, es kommt auch die Nacht. / Wenn ihr fragen wollt, kommt wieder und fragt!


Die Ankündigung des Gerichts über Arabien

13 Ausspruch über Arabien. Übernachtet im Gebüsch, in der Steppe, / ihr Karawanen von Dedan!
14 Bringt den Durstigen Wasser, / ihr Bewohner der Gegend von Tema! / Kommt den Fliehenden entgegen mit Brot!
15 Denn sie sind vor den Schwertern geflohen, / vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen, / vor dem schweren Kampf.
16 Denn so hat der Herr zu mir gesagt: Noch ein Jahr - ein Söldnerjahr -, dann ist es mit der ganzen Macht Kedars zu Ende.
17 Von den Bogenschützen in Kedar bleiben nur wenige übrig. Der Herr, der Gott Israels, hat gesprochen.


22

1 Ausspruch über das Tal der Vision. Was ist mit dir? / Warum sind deine Bewohner alle auf die Dächer gestiegen,
2 du Stadt voll Lärm und Gedränge, / du fröhliche Burg? Deine Toten wurden nicht vom Schwert getötet, / sie sind nicht im Krieg gefallen.
3 Alle deine Anführer sind gemeinsam geflohen, / ohne einen einzigen Bogenschuss wurden sie gefangen; alle, die man von dir noch fand, wurden gefesselt, / wenn sie auch noch so weit flohen.
4 Darum sage ich: Blickt von mir weg, / ich weine in bitterem Schmerz. Bemüht euch nicht, mich zu trösten / über die Misshandlung der Tochter, meines Volkes.
5 Denn einen Tag der Bestürzung, der Verwüstung und Verwirrung / schickt Gott, der Herr der Heere. Im Tal der Vision macht man gewaltigen Lärm / und stürmt mit Geschrei gegen den Berg an.
6 Elam hat den Köcher umgehängt, / vor die Wagen Arams sind Pferde gespannt, / Kir hat den Schild aus der Hülle genommen.
7 Deine herrlichen Täler füllten sich mit Wagen, / vor deinem Tor stellten sich die Reiter auf.
8 So nahm er Juda jeden Schutz. / Ihr aber habt an jenem Tag nach euren Waffen im «Waldhaus» gesehen;
9 ihr habt festgestellt, wie rissig die (Mauer der) Davidstadt war; / ihr habt im unteren Teich das Wasser gesammelt
10 und habt Jerusalems Häuser gezählt; / ihr habt die Häuser abgerissen / und (mit den Steinen) die Mauer befestigt;
11 ihr habt zwischen den beiden Mauern ein Becken angelegt, / um das Wasser des alten Teiches zu sammeln, doch ihr habt nicht auf den geblickt, der alles bewirkt; / ihr habt nicht auf den geschaut, der alles aus der Ferne bestimmt.
12 An jenem Tag befahl Gott, der Herr der Heere, zu weinen und zu klagen, / sich eine Glatze zu scheren und Trauergewänder zu tragen.
13 Doch was sieht man: Freude und Frohsinn, / Rindertöten und Schafeschlachten, / Fleischessen und Weintrinken, (und ihr sagt:) Lasst uns essen und trinken, / denn morgen sind wir tot.
14 Der Herr der Heere hat mir offenbart: / Diese Schuld wird euch bis zu eurem Tod nicht vergeben, / spricht Gott, der Herr der Heere.


Die Absetzung Schebnas

15 So spricht Gott, der Herr der Heere: Auf, geh zu dem Verwalter hier, zu Schebna, dem Palastvorsteher,
16 und sag: Wie kommst du dazu und wer bist du denn, dass du dir hier ein Grab aushauen lässt? - Da lässt er sich hoch oben ein Grab aushauen, im Felsen sich eine Wohnung ausmeißeln! -
17 Gib Acht, der Herr wird dich in hohem Bogen wegschleudern.
18 Er wird dich zu einem Knäuel zusammenwickeln und wie einen Ball in ein geräumiges Land rollen. Dort wirst du sterben; dorthin kommen dann deine Prunkwagen, du Schandfleck im Haus deines Herrn.
19 Ich verjage dich aus deinem Amt, ich vertreibe dich von deinem Posten.


Die Einsetzung Eljakims

20 An jenem Tag werde ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas, berufen.
21 Ich bekleide ihn mit deinem Gewand und lege ihm deine Schärpe um. Ich übergebe ihm dein Amt und er wird für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda ein Vater sein.
22 Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schließen; wenn er schließt, kann niemand öffnen.
23 Ich schlage ihn an einer festen Stelle als Pflock ein; er wird in seinem Vaterhaus den Ehrenplatz einnehmen.
24 Wenn sich aber all die vielen Mitglieder seines Vaterhauses mit Kindern und Kindeskindern an ihn hängen, alle die Kännchen, die Töpfe und Krüge,
25 an jenem Tag - Spruch des Herrn der Heere - wird der Pflock, den man an der festen Stelle eingeschlagen hat, nachgeben. Er wird herausbrechen und herunterfallen, sodass alles zerbricht, was an ihm aufgehängt war. Wahrhaftig, der Herr hat gesprochen.


23

1 Ausspruch über Tyrus. Jammert, ihr Tarschisch-Schiffe; / denn euer Hafen wurde zerstört. Bei der Heimfahrt aus dem Land der Kittäer / wurde es ihnen bekannt.
2 Verstummt, ihr Bewohner der Küste, / ihr Kaufleute von Sidon, die ihr über das Meer fahrt / und deren Boten das große Wasser überqueren.
3 Die Saaten am Fluss, die Ernten am Nil brachten reichen Ertrag; / Sidon wurde zum Handelsplatz für die Völker.
4 Schäme dich, Sidon; / denn zu dir sagt das Meer [die Festung am Meer]: Ich lag nicht in Wehen und habe nicht geboren / und ich zog weder Söhne noch Töchter groß.
5 Wenn das die Ägypter erfahren, / zittern sie wie einst bei der Nachricht aus Tyrus.
6 Fahrt nach Tarschisch hinüber; / jammert, ihr Bewohner der Küste!
7 Ist das eure fröhliche Stadt, / in den Tagen der Vorzeit gegründet, / die Stadt, die ihre Siedler aussandte in weiteste Fernen?
8 Wer hat das über Tyrus beschlossen, / das einst Kronen verschenkte, dessen Kaufleute wie Fürsten auftraten / und dessen Händler die vornehmsten Herren der Erde waren?
9 Der Herr der Heere hat beschlossen, / die ganze Pracht zuschanden zu machen / und den Stolz aller vornehmen Herren der Erde zu brechen.
10 Bebau dein Land [wie am Nil], Tochter Tarschisch, / es gibt keinen Hafen mehr.
11 Der Herr hat seine Hand ausgestreckt über das Meer, / er hat die Königreiche erschüttert. Er hat den Befehl erlassen, / Kanaans Burgen in Trümmer zu legen.
12 Er sagte: Nie mehr sollst du fröhlich sein, / Tochter Sidon, du vergewaltigte Jungfrau. Steh auf, fahr zu den Kittäern - / auch dort findest du keine Ruhe.
13 [Denn die Chaldäer waren das Volk - nicht Assur ist es gewesen -, die Sidon zum Aufenthalt der Wüstentiere machen wollten. Sie stellten ihre Belagerungstürme auf, zerstörten die Paläste und machten sie zu einem Trümmerhaufen.]
14 Jammert, ihr Tarschisch-Schiffe, / denn euer Hafen wurde zerstört.
15 Dann wird Tyrus siebzig Jahre lang - solange wie ein König lebt - vergessen sein. Nach siebzig Jahren aber wird es Tyrus gehen, wie es im Lied von der Dirne heißt:
16 Nimm die Zither, / durchstreife die Stadt, / vergessene Dirne! Spiele schön / und singe viel, / damit man an dich denkt.
17 Nach siebzig Jahren wird sich der Herr wieder um Tyrus kümmern: Die Stadt wird wieder ihren Dirnenlohn erhalten und mit allen Königreichen der Welt, die es auf Erden gibt, Unzucht treiben.
18 Aber ihr Gewinn und ihr Dirnenlohn wird dem Herrn als heilige Gabe gehören. Er wird nicht angesammelt und gehortet, sondern wird denen, die in der Nähe des Herrn wohnen, als reiche Nahrung und prächtige Kleidung dienen.