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Das Buch Jesaja

40

Einleitung: Die Verheissung der Heimkehr: 40,1-11

1 Tröstet, tröstet mein Volk, / spricht euer Gott.
2 Redet Jerusalem zu Herzen / und verkündet der Stadt, dass ihr Frondienst zu Ende geht, / dass ihre Schuld beglichen ist; denn sie hat die volle Strafe erlitten / von der Hand des Herrn / für all ihre Sünden.
3 Eine Stimme ruft: / Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße / für unseren Gott!
4 Jedes Tal soll sich heben, / jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, / und was hüglig ist, werde eben.
5 Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, / alle Sterblichen werden sie sehen. / Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.
6 Eine Stimme sagte: Verkünde! / Ich fragte: Was soll ich verkünden? Alles Sterbliche ist wie das Gras / und all seine Schönheit ist wie die Blume auf dem Feld.
7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, / wenn der Atem des Herrn darüber weht. / Wahrhaftig, Gras ist das Volk.
8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, / doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.
9 Steig auf einen hohen Berg, / Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, / Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! / Sag den Städten in Juda: / Seht, da ist euer Gott.
10 Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht, / er herrscht mit starkem Arm. Seht, er bringt seinen Siegespreis mit: / Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her.
11 Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, / er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, / die Mutterschafe führt er behutsam.


Preis der Erhabenheit Gottes: 40,12-20; 41,6-7; 40,21-31

12 Wer misst das Meer mit der hohlen Hand? / Wer kann mit der ausgespannten Hand den Himmel vermessen? / Wer misst den Staub der Erde mit einem Scheffel? Wer wiegt die Berge mit einer Waage / und mit Gewichten die Hügel?
13 Wer bestimmt den Geist des Herrn? / Wer kann sein Berater sein und ihn unterrichten?
14 Wen fragt er um Rat / und wer vermittelt ihm Einsicht? Wer kann ihn über die Pfade des Rechts belehren? / Wer lehrt ihn das Wissen / und zeigt ihm den Weg der Erkenntnis?
15 Seht, die Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, sie gelten so viel wie ein Stäubchen auf der Waage. / Ganze Inseln wiegen nicht mehr als ein Sandkorn.
16 Der Libanon reicht nicht aus für das Brennholz, / sein Wild genügt nicht für die Opfer.
17 Alle Völker sind vor Gott wie ein Nichts, / für ihn sind sie wertlos und nichtig.
18 Mit wem wollt ihr Gott vergleichen / und welches Bild an seine Stelle setzen?
19 Der Handwerker gießt ein Götterbild, / der Goldschmied überzieht es mit Gold / und fertigt silberne Ketten dazu.
20 Wer arm ist, wählt für ein Weihegeschenk / ein Holz, das nicht fault; er sucht einen fähigen Meister, / der ihm das Götterbild aufstellt, / sodass es nicht wackelt. (41,6) Dabei hilft einer dem andern; / er sagt zu seinem Bruder: Pack an! (41,7) So ermuntert der Handwerker den Goldschmied, / der, der glättet, den Schmied am Amboss; er sagt: Die Lötung ist gut!, / dann befestigt er das Ganze mit Nägeln, / damit es nicht wackelt.
21 Wisst ihr es nicht, hört ihr es nicht, / war es euch nicht von Anfang an bekannt? Habt ihr es nicht immer wieder erfahren / seit der Grundlegung der Erde?
22 Er ist es, der über dem Erdenrund thront; / wie Heuschrecken sind ihre Bewohner. Wie einen Schleier spannt er den Himmel aus, / er breitet ihn aus wie ein Zelt zum Wohnen.
23 Er macht die Fürsten zunichte, / er nimmt den Richtern der Erde jeden Einfluss.
24 Kaum sind sie gesät und gepflanzt, / kaum wurzelt ihr Stamm in der Erde, da bläst er sie an, sodass sie verdorren; / der Sturm trägt sie fort wie Spreu.
25 Mit wem wollt ihr mich vergleichen? / Wem sollte ich ähnlich sein?, spricht der Heilige.
26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht: / Wer hat die (Sterne) dort oben erschaffen? Er ist es, der ihr Heer täglich zählt und heraufführt, / der sie alle beim Namen ruft. Vor dem Allgewaltigen und Mächtigen / wagt keiner zu fehlen.
27 Jakob, warum sagst du, / Israel, warum sprichst du: Mein Weg ist dem Herrn verborgen, / meinem Gott entgeht mein Recht?
28 Weißt du es nicht, hörst du es nicht? / Der Herr ist ein ewiger Gott, / der die weite Erde erschuf. Er wird nicht müde und matt, / unergründlich ist seine Einsicht.
29 Er gibt dem Müden Kraft, / dem Kraftlosen verleiht er große Stärke.
30 Die Jungen werden müde und matt, / junge Männer stolpern und stürzen.
31 Die aber, die dem Herrn vertrauen, / schöpfen neue Kraft, / sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, / sie gehen und werden nicht matt.


41

1 Ihr Inseln, hört schweigend auf mich, / ihr Völker, wartet auf mich! Sie sollen kommen und ihre Sache vortragen, / wir wollen vor Gericht gehen, alle zusammen.
2 Wer hat im Osten den geweckt, / dem Gerechtigkeit folgt auf Schritt und Tritt? Wer gibt ihm die Völker preis / und unterwirft ihm die Könige? Sein Schwert macht sie zu Staub, / sein Bogen macht sie zu Spreu, die verweht.
3 Er verfolgt sie, rückt unversehrt vor, / berührt kaum mit den Füßen den Weg.
4 Wer hat das bewirkt und vollbracht? / Er, der von Anfang an die Generationen (ins Dasein) rief. Ich, der Herr, bin der Erste / und noch bei den Letzten bin ich derselbe.
5 Die Inseln sehen es und geraten in Furcht, / die Enden der Erde erzittern; / sie nähern sich und kommen herbei.
6 []
7 []


Trost für Israel

8 Du, mein Knecht Israel, / du, Jakob, den ich erwählte, / Nachkomme meines Freundes Abra-ham:
9 Ich habe dich von den Enden der Erde geholt, / aus ihrem äußersten Winkel habe ich dich gerufen. Ich habe zu dir gesagt: Du bist mein Knecht, / ich habe dich erwählt und dich nicht verschmäht.
10 Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; / hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark, / ja, ich halte dich mit meiner hilfreichen Rechten.
11 Schmach und Schande kommt über alle, / die sich über dich erhitzen. Die Männer, die mit dir streiten, / werden zunichte und gehen zugrunde.
12 Du wirst sie suchen, aber nicht mehr finden, / die Männer, die mit dir zanken. Sie werden zunichte und finden ihr Ende, / die Männer, die dich bekriegen.
13 Denn ich bin der Herr, dein Gott, / der deine rechte Hand ergreift und der zu dir sagt: Fürchte dich nicht, ich werde dir helfen.
14 Fürchte dich nicht, du armer Wurm Jakob, / du Würmlein Israel! Ich selber werde dir helfen - Spruch des Herrn. / Der Heilige Israels löst dich aus.
15 Zu einem Dreschschlitten mache ich dich, / zu einem neuen Schlitten mit vielen Schneiden. Berge wirst du dreschen und sie zermalmen / und Hügel machst du zu Spreu.
16 Du worfelst sie und es verweht sie der Wind, / es zerstreut sie der Sturm. Du aber jubelst über den Herrn, / du rühmst dich des Heiligen Israels.


Der wunderbare Auszug aus Babel

17 Die Elenden und Armen suchen Wasser, / doch es ist keines da; / ihre Zunge vertrocknet vor Durst. Ich, der Herr, will sie erhören, / ich, der Gott Israels, verlasse sie nicht.
18 Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen / und Quellen inmitten der Täler.Ich mache die Wüste zum Teich / und das ausgetrocknete Land zur Oase.
19 In der Wüste pflanze ich Zedern, / Akazien, Ölbäume und Myrten. In der Steppe setze ich Zypressen, / Platanen und auch Eschen.
20 Dann werden alle sehen und erkennen, / begreifen und verstehen, dass die Hand des Herrn das alles gemacht hat, / dass der Heilige Israels es erschaffen hat.


Die Nichtigkeit der heidnischen Götter

21 Bringt eure Sache vor, spricht der Herr, / schafft eure Beweise herbei, spricht Jakobs König.
22 Sie sollen vorbringen und uns kundtun, / was sich ereignen wird. Was bedeutet das Vergangene? Teilt es uns mit, / damit auch wir unseren Sinn darauf richten.Oder lasst uns das Zukünftige hören, / damit wir das Ende erfahren.
23 Tut kund, was später noch kommt, / damit wir erkennen: Ja, ihr seid Götter. Ja, tut Gutes oder Böses, / damit wir alle zusammen es sehen und staunen.
24 Seht, ihr seid nichts, / euer Tun ist ein Nichts; / einen Gräuel wählt, wer immer euch wählt.
25 Ich habe ihn im Norden geweckt und er kam; / im Osten habe ich ihn beim Namen gerufen. Er hat die Fürsten wie Lehm zertreten, / wie ein Töpfer den Ton stampft.
26 Wer hat es kundgetan von Anfang an, / sodass wir es wussten? Wer hat es im Voraus kundgetan, / sodass wir sagen konnten: Es ist richtig? Niemand hat es kundgetan, / niemand hat es gemeldet, / keiner hörte von euch ein einziges Wort.
27 Ich habe Zion als Erster (gesagt): / Sieh her, da ist es!, / und habe Jerusalem einen Freudenboten geschickt.
28 Ich blickte umher, doch niemand war da, / keiner von diesen hier konnte mir raten / und Antwort geben auf meine Fragen.
29 Seht her: Sie alle sind nichts, / ihr Tun ist ein Nichts; / windig und wesenlos sind die Bilder der Götter.


42

1 Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; / das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, / er bringt den Völkern das Recht.
2 Er schreit nicht und lärmt nicht / und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen.
3 Das geknickte Rohr zerbricht er nicht / und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; / ja, er bringt wirklich das Recht.
4 Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, / bis er auf der Erde das Recht begründet hat. / Auf sein Gesetz warten die Inseln.
5 So spricht Gott, der Herr, / der den Himmel erschaffen und ausgespannt hat, / der die Erde gemacht hat und alles, was auf ihr wächst, der den Menschen auf der Erde den Atem verleiht / und allen, die auf ihr leben, den Geist:
6 Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, / ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, / der Bund für mein Volk / und das Licht für die Völker zu sein:
7 blinde Augen zu öffnen, / Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, / aus ihrer Haft zu befreien.
8 Ich bin Jahwe, das ist mein Name; / ich überlasse die Ehre, die mir gebührt, keinem andern, / meinen Ruhm nicht den Götzen.
9 Seht, das Frühere ist eingetroffen, / Neues kündige ich an. Noch ehe es zum Vorschein kommt, / mache ich es euch bekannt.


Verheissung des Auszugs aus Babel: 42,10 - 44,23

Der Sieg Gottes

10 Singt dem Herrn ein neues Lied, / verkündet seinen Ruhm bis ans Ende der Erde! Es jauchze das Meer und alles, was es erfüllt, / die Inseln und ihre Bewohner.
11 Die Wüste und ihre Städte sollen sich freuen, / die Dörfer, die Kedar bewohnt. Die Bewohner von Sela sollen singen vor Freude / und jubeln auf den Gipfeln der Berge.
12 Sie sollen die Herrlichkeit des Herrn verkünden, / seinen Ruhm auf den Inseln verbreiten.
13 Der Herr zieht in den Kampf wie ein Held, /er entfacht seine Leidenschaft wie ein Krieger. Er erhebt den Schlachtruf und schreit, / er zeigt sich als Held gegenüber den Feinden.
14 Ich hatte sehr lange geschwiegen, / ich war still und hielt mich zurück. Wie eine Gebärende will ich nun schreien, / ich schnaube und schnaufe.
15 Die Berge und Hügel dörre ich aus / und lasse ihr Gras völlig vertrocknen. Flüsse mache ich zu festem Boden / und Teiche lege ich trocken.
16 Blinde führe ich auf Wegen, die sie nicht kennen, / auf unbekannten Pfaden lasse ich sie wandern. Die Finsternis vor ihren Augen mache ich zu Licht; / was krumm ist, mache ich gerade. Das sind die Taten, die ich vollbrachte, / und ich lasse davon nicht mehr ab.
17 Alle müssen weichen und werden beschämt, / die auf Götzenbilder vertrauen, die zu gegossenen Bildern sagen: / Ihr seid unsere Götter.


Israel, der blinde und taube Knecht Gottes

18 Ihr, die ihr taub seid, hört, / ihr Blinden, blickt auf und seht her!
19 Wer ist so blind wie mein Knecht / und so taub wie der Bote, den ich sende? Wer ist so blind wie mein Vertrauter / und so taub wie der Knecht des Herrn?
20 Vieles sieht er, aber er beachtet es nicht; / die Ohren hat er offen und hört doch nicht.
21 Der Herr hatte um seiner Gerechtigkeit willen beschlossen, / das Gesetz groß und herrlich zu machen.
22 Doch jetzt sind sie ein beraubtes, ausgeplündertes Volk; / alle sind in den Kerker geworfen, ins Gefängnis gesperrt. Sie wurden als Beute verschleppt / und kein Retter war da; sie wurden ausgeplündert und niemand sagte: / Gib es zurück!
23 Wer von euch vernimmt diese Worte, / wer merkt auf und hört künftig darauf?
24 Wer lieferte Jakob den Plünderern aus / und Israel den Räubern? Hat nicht der Herr es getan, / gegen den wir gesündigt hatten? Sie wollten nicht auf seinen Wegen gehen, / sie hörten nicht auf sein Gesetz.
25 Da goss er über sie seinen glühenden Zorn aus / und den Schrecken des Krieges:Ringsum hat er sie umlodert, / doch sie merkten es nicht; du hast sie in Brand gesetzt, / doch sie nahmen es sich nicht zu Herzen.


43

1 Jetzt aber - so spricht der Herr, / der dich geschaffen hat, Jakob, / und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, / ich habe dich beim Namen gerufen, / du gehörst mir.
2 Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, / wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, / keine Flamme wird dich verbrennen.
3 Denn ich, der Herr, bin dein Gott, / ich, der Heilige Israels, bin dein Retter. Ich gebe Ägypten als Kaufpreis für dich, / Kusch und Seba gebe ich für dich.
4 Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist / und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder / und für dein Leben ganze Völker.
5 Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. / Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei, / vom Westen her sammle ich euch.
6 Ich sage zum Norden: Gib her!, / und zum Süden: Halt nicht zurück! Führe meine Söhne heim aus der Ferne, / meine Töchter vom Ende der Erde!
7 Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist, / habe ich zu meiner Ehre erschaffen, / geformt und gemacht.


Gott, der einzige Retter

8 Bringt das Volk her, das blind ist, obwohl es Augen hat, / und taub, obwohl es Ohren hat.
9 Alle Völker sollen sich versammeln, / die Nationen sollen zusammenkommen. Wer von ihnen kündigt dies an / und wer kann uns sagen, was früher war? Sie sollen ihre Zeugen stellen, / damit sie Recht bekommen, / damit man (die Zeugen) hört und sagt: Es ist wahr.
10 Ihr seid meine Zeugen - Spruch des Herrn - / und auch mein Knecht, den ich erwählte,damit ihr erkennt und mir glaubt / und einseht, dass ich es bin. Vor mir wurde kein Gott erschaffen / und auch nach mir wird es keinen geben.
11 Ich bin Jahwe, ich, / und außer mir gibt es keinen Retter.
12 Ich habe es selbst angekündet und euch gerettet, / ich habe es euch zu Gehör gebracht. Kein fremder (Gott) ist bei euch gewesen. / Ihr seid meine Zeugen - Spruch des Herrn. Ich allein bin Gott; /
13 auch künftig werde ich es sein. Niemand kann mir etwas entreißen. / Ich handle. Wer kann es rückgängig machen?


Der Weg durch die Wüste

14 So spricht der Herr, euer Erlöser, / der Heilige Israels: Um euretwillen schicke ich (Boten) nach Babel / und reiße alle Riegel heraus, / die Chaldäer aber werden mit Ketten gefesselt.
15 Ich bin der Herr, euer Heiliger, / euer König, Israels Schöpfer.
16 So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt, / einen Pfad durch das gewaltige Wasser,
17 der Wagen und Rosse ausziehen lässt, / zusammen mit einem mächtigen Heer; doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf, / sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.
18 Denkt nicht mehr an das, was früher war; / auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
19 Seht her, nun mache ich etwas Neues. / Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe / und Straßen durch die Wüste.
20 Die wilden Tiere werden mich preisen, / die Schakale und Strauße, denn ich lasse in der Steppe Wasser fließen / und Ströme in der Wüste, / um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken.
21 Das Volk, das ich mir erschaffen habe, / wird meinen Ruhm verkünden.


Die Schuld Israels und die Gnade Gottes

22 Jakob, du hast mich nicht gerufen, / Israel, du hast dir mit mir keine Mühe gemacht.
23 Du brachtest mir keine Lämmer als Brandopfer dar / und mit Schlachtopfern hast du mich nicht geehrt. Ich habe dich nicht zu Speiseopfern gezwungen / und von dir keinen Weihrauch gefordert und dich dadurch geplagt.
24 Du hast mir für dein Geld kein Gewürzrohr gekauft / und hast mich nicht gelabt mit dem Fett deiner Opfer. Nein, du hast mir mit deinen Sünden Arbeit gemacht, / mit deinen üblen Taten hast du mich geplagt.
25 Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht, / ich denke nicht mehr an deine Sünden.
26 Lade mich vor, gehen wir miteinander vor Gericht; / verteidige dich, damit du Recht bekommst.
27 Schon dein Urahn hat gesündigt; / deine Anführer sind mir untreu geworden;
28 deine Fürsten haben mein Heiligtum entweiht. / Darum habe ich Jakob preisgegeben, / damit man es dem Untergang weiht, / und Israel, damit man es verspottet.


44

1 Jetzt aber höre, Jakob, mein Knecht, / Israel, den ich erwählte.
2 So spricht der Herr, dein Schöpfer, / der dich im Mutterleib geformt hat, der dir hilft:Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht, / du, Jeschurun, den ich erwählte.
3 Denn ich gieße Wasser auf den dürstenden Boden, / rieselnde Bäche auf das trockene Land. Ich gieße meinen Geist über deine Nachkommen aus / und meinen Segen über deine Kinder.
4 Dann sprossen sie auf wie das Schilfgras, / wie Weidenbäume an Wassergräben.
5 Der eine sagt: Ich gehöre dem Herrn. / Ein anderer benennt sich mit dem Namen Jakobs. Einer schreibt auf seine Hand: für den Herrn. / Ein anderer wird ehrenvoll mit dem Namen Israel benannt.


Gottes Ewigkeit und Einzigkeit

6 So spricht der Herr, Israels König, / sein Erlöser, der Herr der Heere: Ich bin der Erste, ich bin der Letzte, / außer mir gibt es keinen Gott.
7 Wer ist mir gleich? Er soll sich melden, / er tue es mir kund und beweise es mir. Wer hat von Anfang an die Zukunft verkündet? / Sie sollen uns sagen, was alles noch kommt.
8 Erschreckt nicht und fürchtet euch nicht! / Habe ich es euch nicht schon längst zu Gehör gebracht und verkündet? Ihr seid meine Zeugen: Gibt es einen Gott außer mir? / Es gibt keinen Fels außer mir, ich kenne keinen.


Die Hilflosigkeit der Götzen

9 Ein Nichts sind alle, die ein Götterbild formen; / ihre geliebten Götzen nützen nichts. Wer sich zu seinen Göttern bekennt, sieht nichts, / ihm fehlt es an Einsicht; darum wird er beschämt.
10 Wer sich einen Gott macht / und sich ein Götterbild gießt, / hat keinen Nutzen davon.
11 Seht her, alle, die sich ihm anschließen, werden beschämt, / die Schmiede sind nichts als Menschen. Sie sollen sich alle versammeln und vor mich treten; / dann werden sie alle von Schrecken gepackt und beschämt.
12 Der Schmied facht die Kohlenglut an, / er formt (das Götterbild) mit seinem Hammer / und bearbeitet es mit kräftigem Arm. Dabei wird er hungrig und hat keine Kraft mehr. / Trinkt er kein Wasser, so wird er ermatten.
13 Der Schnitzer misst das Holz mit der Messschnur, / er entwirft das Bild mit dem Stift / und schnitzt es mit seinem Messer; er umreißt es mit seinem Zirkel / und formt die Gestalt eines Mannes, das prächtige Bild eines Menschen; / in einem Haus soll es wohnen.
14 Man fällt eine Zeder, wählt eine Eiche / oder sonst einen mächtigen Baum, den man stärker werden ließ / als die übrigen Bäume im Wald. Oder man pflanzt einen Lorbeerbaum, / den der Regen groß werden lässt.
15 Das Holz nehmen die Menschen zum Heizen; / man macht ein Feuer und wärmt sich daran. Auch schürt man das Feuer und bäckt damit Brot. / Oder man schnitzt daraus einen Gott / und wirft sich nieder vor ihm; man macht ein Götterbild / und fällt vor ihm auf die Knie.
16 Den einen Teil des Holzes wirft man ins Feuer / und röstet Fleisch in der Glut / und sättigt sich an dem Braten. Oder man wärmt sich am Feuer und sagt: / Oh, wie ist mir warm! Ich spüre die Glut.
17 Aus dem Rest des Holzes aber macht man sich einen Gott, / ein Götterbild, vor das man sich hinkniet, zu dem man betet und sagt: / Rette mich, du bist doch mein Gott!
18 Unwissend sind sie und ohne Verstand; / denn ihre Augen sind verklebt, sie sehen nichts mehr / und ihr Herz wird nicht klug.
19 Sie überlegen nichts, / sie haben keine Erkenntnis und Einsicht, / sodass sie sich sagen würden: Den einen Teil habe ich ins Feuer geworfen, / habe Brot in der Glut gebacken / und Fleisch gebraten und es gegessen. Aus dem Rest des Holzes aber habe ich mir / einen abscheulichen Götzen gemacht / und nun knie ich nieder vor einem Holzklotz.
20 Wer Asche hütet, / den hat sein Herz verführt und betrogen. Er wird sein Leben nicht retten / und wird nicht sagen: / Ich halte ja nur ein Trugbild in meiner rechten Hand.


Die Erlösung Israels

21 Denk daran, Jakob, und du, Israel, / dass du mein Knecht bist. Ich habe dich geschaffen, du bist mein Knecht; / Israel, ich vergesse dich nicht.
22 Ich fege deine Vergehen hinweg wie eine Wolke / und deine Sünden wie Nebel. / Kehr um zu mir; denn ich erlöse dich.
23 Jauchzt, ihr Himmel, denn der Herr hat gehandelt; / jubelt, ihr Tiefen der Erde! Brecht in Jubel aus, ihr Berge, / ihr Wälder mit all euren Bäumen! Denn der Herr hat Jakob erlöst / und an Israel bewiesen, wie herrlich er ist.


Die Ankündigung der Befreiung durch Kyrus: 44,24 - 48,22

Die Berufung und die Aufgabe des Kyrus

24 So spricht der Herr, dein Erlöser, / der dich im Mutterleib geformt hat: Ich bin der Herr, der alles bewirkt, / der ganz allein den Himmel ausgespannt hat, / der die Erde gegründet hat aus eigener Kraft,
25 der das Wirken der Zauberer vereitelt / und die Wahrsager zu Narren macht, der die Weisen zum Rückzug zwingt / und ihre Klugheit als Dummheit entlarvt,
26 der das Wort seiner Knechte erfüllt / und den Plan ausführt, den seine Boten verkünden, der zu Jerusalem sagt: Du wirst wieder bewohnt!, / und zu den Städten Judas: Ihr werdet wieder aufgebaut werden, / ich baue eure Ruinen wieder auf!,
27 der zum tiefen Meer sagt: Trockne aus, / ich lasse deine Fluten versiegen!,
28 der zu Kyrus sagt: Mein Hirt - / alles, was ich will, wird er vollenden!, der zu Jerusalem sagt: Du wirst wieder aufgebaut werden!, / und zum Tempel: Du wirst wieder dastehen.


45

1 So spricht der Herr zu Kyrus, seinem Gesalbten, / den er an der rechten Hand gefasst hat, um ihm die Völker zu unterwerfen, um die Könige zu entwaffnen, / um ihm die Türen zu öffnen und kein Tor verschlossen zu halten:
2 Ich selbst gehe vor dir her / und ebne die Berge ein. Ich zertrümmere die bronzenen Tore / und zerschlage die eisernen Riegel.
3 Ich gebe dir verborgene Schätze / und Reichtümer, die im Dunkel versteckt sind. So sollst du erkennen, dass ich der Herr bin, / der dich bei deinem Namen ruft, ich, Israels Gott.
4 Um meines Knechtes Jakob willen, / um Israels, meines Erwählten, willen / habe ich dich bei deinem Namen gerufen; ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, / ohne dass du mich kanntest.
5 Ich bin der Herr und sonst niemand; / außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dir den Gürtel angelegt / ohne dass du mich kanntest,
6 damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkennt, / dass es außer mir keinen Gott gibt. / Ich bin der Herr und sonst niemand.
7 Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, / ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil. / Ich bin der Herr, der das alles vollbringt.
8 Taut, ihr Himmel, von oben, / ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, / sie lasse Gerechtigkeit sprießen. / Ich, der Herr, will es vollbringen.


Gegen die Unzufriedenen und die Zweifler

9 Weh dem, der mit seinem Schöpfer rechtet, / er, eine Scherbe unter irdenen Scherben. Sagt denn der Ton zu dem Töpfer: / Was machst du mit mir?, und zu dem, der ihn verarbeitet: / Du hast kein Geschick?
10 Weh dem, der zum Vater sagt: Warum zeugtest du mich?, / und zur Mutter: Warum brachtest du mich zur Welt?
11 So spricht der Herr, / der Heilige Israels und sein Schöpfer: Wollt ihr mir etwa Vorwürfe machen wegen meiner Kinder / und Vorschriften über das Werk meiner Hände?
12 Ich habe die Erde gemacht / und die Menschen auf ihr geschaffen. Ich habe den Himmel ausgespannt mit meinen Händen / und ich befehle seinem ganzen Heer.
13 Ich habe ihn (Kyrus) aus Gerechtigkeit zum Aufbruch veranlasst. / Alle Wege ebne ich ihm. Er baut meine Stadt wieder auf, / mein verschlepptes Volk lässt er frei, aber nicht für Lösegeld oder Geschenke. / Der Herr der Heere hat gesprochen.


Die Huldigung der Heidenvölker

14 So spricht der Herr: Die Ägypter mit ihren Erträgen, / die Kuschiter mit ihrem Gewinn und die groß gewachsenen Sebaiter / werden zu dir kommen und dir gehören; / in Ketten werden sie hinter dir herziehen. Sie werfen sich nieder vor dir und bekennen: / Nur bei dir gibt es einen Gott / und sonst gibt es keinen.
15 Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott. / Israels Gott ist der Retter.
16 Schmach und Schande kommt über sie alle, / die Götzenschmiede geraten in Schande.
17 Israel aber wird vom Herrn gerettet, / wird für immer errettet. Über euch kommt keine Schande und Schmach mehr / für immer und ewig.
18 Denn so spricht der Herr, der den Himmel erschuf, / er ist der Gott, der die Erde geformt und gemacht hat - er ist es, der sie erhält, / er hat sie nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum Wohnen gemacht -: / Ich bin der Herr und sonst niemand.
19 Ich habe nicht im Verborgenen geredet, / irgendwo in einem finsteren Land. Ich habe nicht zum Geschlecht Jakobs gesagt: / Sucht mich im leeren Raum! Ich bin der Herr, der die Wahrheit spricht / und der verkündet, was recht ist.
20 Versammelt euch, kommt alle herbei, / tretet herzu, die ihr aus den Völkern entkommen seid. Wer hölzerne Götzen umherträgt, hat keine Erkenntnis, / wer einen Gott anbetet, der niemanden rettet.
21 Macht es bekannt, bringt es vor, / beratet euch untereinander: Wer hat das alles seit langem verkündet / und längst im Voraus angesagt? War es nicht ich, der Herr? / Es gibt keinen Gott außer mir; / außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott.
22 Wendet euch mir zu und lasst euch erretten, / ihr Menschen aus den fernsten Ländern der Erde; / denn ich bin Gott und sonst niemand.
23 Ich habe bei mir selbst geschworen / und mein Mund hat die Wahrheit gesprochen, / es ist ein unwiderrufliches Wort: Vor mir wird jedes Knie sich beugen / und jede Zunge wird bei mir schwören:
24 Nur beim Herrn - sagt man von mir - gibt es Rettung und Schutz. Beschämt kommen alle zu ihm, die sich ihm widersetzten.
25 Alle Nachkommen Israels bekommen ihr Recht / und erlangen Ruhm durch den Herrn.


46

1 Bel bricht zusammen, / Nebo krümmt sich am Boden. Babels Götter werden auf Tiere geladen. / Eine Last seid ihr, eine aufgebürdete Last für das ermüdete Vieh.
2 Die Tiere krümmen sich und brechen zusammen, / sie können die Lasten nicht retten; / sie müssen selbst mit in die Gefangenschaft ziehen.
3 Hört auf mich, ihr vom Haus Jakob, / und ihr alle, die vom Haus Israel noch übrig sind, die mir aufgebürdet sind vom Mutterleib an, / die von mir getragen wurden, seit sie den Schoß ihrer Mutter verließen.
4 Ich bleibe derselbe, so alt ihr auch werdet, / bis ihr grau werdet, will ich euch tragen. Ich habe es getan / und ich werde euch weiterhin tragen, / ich werde euch schleppen und retten.
5 Mit wem wollt ihr mich vergleichen, / neben wen mich stellen? An wem wollt ihr mich messen, / um zu sehen, ob wir uns gleichen?
6 Man schüttet Gold aus dem Beutel / und wiegt Silber ab auf der Waage. Man bezahlt einen Goldschmied, damit er einen Gott daraus macht. / Man kniet nieder und wirft sich sogar zu Boden.
7 Man trägt ihn auf der Schulter / und schleppt ihn umher; dann stellt man ihn wieder auf seinen Platz / und dort bleibt er stehen; / er rührt sich nicht von der Stelle. Ruft man ihn an, so antwortet er nicht; / wenn man in Not ist, kann er nicht helfen.


Kyrus, das Werkzeug Jahwes

8 Denkt daran und achtet darauf, / ihr Treulosen, nehmt es zu Herzen!
9 Denkt an das, was früher galt, in uralten Zeiten: / Ich bin Gott und sonst niemand, / ich bin Gott und niemand ist wie ich.
10 Ich habe von Anfang an die Zukunft verkündet / und lange vorher gesagt, was erst geschehen sollte.Ich sage: Mein Plan steht fest, / und alles, was ich will, führe ich aus.
11 Ich habe aus dem Osten einen Adler gerufen, / aus einem fernen Land rief ich den Mann, / den ich brauchte für meinen Plan. Ich habe es gesagt und ich lasse es kommen. / Ich habe es geplant und ich führe es aus.
12 Hört auf mich, ihr Verzagten, / denen das Heil noch fern ist.
13 Ich selbst bringe euch das Heil, / es ist nicht mehr fern; / meine Hilfe verzögert sich nicht.Ich bringe Hilfe für Zion / und verleihe Israel meine strahlende Pracht.


47

1 Steig herab, Tochter Babel, / Jungfrau, setz dich in den Staub! Setz dich auf die Erde; / es gibt keinen Thron mehr (für dich), Tochter Chaldäas. / Jetzt nennt man dich nicht mehr die Feine, die Zarte.
2 Nimm die Mühle und mahle das Mehl! / Weg mit dem Schleier! Heb deine Schleppe hoch, entblöße die Beine / und wate durchs Wasser!
3 Deine Scham wird entblößt, / man sieht deine Schande. Unerbittlich nehme ich Rache, /
4 spricht unser Erlöser; / «Herr der Heere» heißt er / und «Der Heilige Israels».
5 Setz dich hin und verstumme! / Geh hinaus ins Dunkel, Tochter Chaldäas! Denn nun nennt dich niemand mehr / «Herrin der Reiche».
6 Ich war zornig über mein Volk, / ich entweihte mein Erbe / und gab es in deine Gewalt. Doch du hast ihm kein Erbarmen geschenkt, / du hast den Greisen ein zu schweres Joch auferlegt.
7 Du dachtest: / Ich bleibe für immer und ewig die Herrin. Du hast dir das alles nicht zu Herzen genommen, / hast nie an das Ende gedacht.
8 Nun aber höre, du üppiges Weib, / die du in Sicherheit lebst / und in deinem Herzen denkst:Ich und sonst niemand! / Niemals sitze ich da als Witwe, / Kinderlosigkeit kenne ich nicht.
9 Doch beides wird dich ereilen, / plötzlich, am gleichen Tag: Kinderlos wirst du und Witwe, / in voller Schwere trifft dich das Unheil, trotz all deiner Zauberei / und trotz der Macht deiner beschwörenden Formeln.
10 Du hast dich auf deine bösen Taten verlassen / und gedacht: Es sieht mich ja keiner. Deine Weisheit und dein Wissen verleiteten dich, in deinem Herzen zu denken: / Ich und sonst niemand!
11 Doch es wird ein Unheil über dich kommen, / das du nicht wegzaubern kannst. Ein Verderben wird dich überfallen, / das du nicht zu bannen vermagst. Und plötzlich wird dein Untergang kommen, / an den du niemals gedacht hast.
12 Dann stell dich hin / mit deinen beschwörenden Formeln und mit deinen vielen Zaubersprüchen, / mit denen du dich seit deiner Jugend abgemüht hast. Vielleicht kannst du dir helfen, / vielleicht das Unglück verscheuchen.
13 Du hast dir große Mühe gemacht / mit deinen vielen Beratern; sollen sie doch auftreten und dich retten, / sie, die den Himmel deuten und die Sterne betrachten, / die dir an jedem Neumond verkünden, was kommt.
14 Wie die Spreu werden sie sein, / die das Feuer verbrennt. Sie können sich nicht retten / vor der Gewalt der Flammen. Das wird keine Glut sein, an der man sich wärmt, / kein Feuer, um das man herumsitzt.
15 So geht es all deinen Zauberern, / um die du dich seit deiner Jugend bemüht hast. Sie machen sich alle davon, / keiner will dir mehr helfen.


48

1 Hört her, ihr vom Haus Jakob, / die ihr den Namen Israels tragt / und Judas Nachkommen seid, die ihr beim Namen des Herrn schwört / und euch bekennt zu Israels Gott, / aber nicht offen und ehrlich.
2 Sie nennen sich nach der Heiligen Stadt / und verlassen sich auf Israels Gott, / der «Herr der Heere» genannt wird.
3 Was früher war, hatte ich schon längst im Voraus verkündet, / es kam aus meinem Mund, ich ließ es hören; / plötzlich habe ich gehandelt und es traf ein.
4 Weil ich wusste, dass du halsstarrig bist, / dass dein Nacken eiserne Sehnen hat / und deine Stirn aus Bronze ist,
5 hatte ich es dir schon längst im Voraus verkündet; / ich ließ es dich hören, bevor es geschah, damit du nicht sagst: Mein Götterbild hat das vollbracht, / mein geschnitztes und gegossenes Bild hat es befohlen.
6 Du hast es gehört. Betrachte nun alles! / Willst du es nicht andern verkünden? Von jetzt an lasse ich dich etwas Neues hören, / etwas Verborgenes, von dem du nichts weißt.
7 Eben erst kam es zustande, / nicht schon vor langer Zeit. Zuvor hast du nichts erfahren davon, / damit du nicht sagst: / Das habe ich längst schon gewusst.
8 Du hast davon nichts gehört und gewusst, / dein Ohr war bisher nicht offen. Denn ich wusste, dass du treulos sein wirst, / man nennt dich «abtrünnig vom Mutterleib an».
9 Doch um meines Namens willen / halte ich meinen Zorn lange zurück, um meiner Ehre willen bezähme ich mich, / um dich nicht vernichten zu müssen.
10 Ich habe dich geläutert, doch nicht wie Silber: / Im Schmelzofen des Elends prüfte ich dich.
11 Nur um meinetwillen handle ich jetzt, / denn sonst würde mein Name entweiht; / ich überlasse die Ehre, die mir gebührt, keinem andern.


Kyrus, der Beauftragte Jahwes

12 Jakob, höre auf mich, / höre mich, Israel, den ich berief: / Ich bin es, ich, der Erste und auch der Letzte.
13 Meine Hand hat die Fundamente der Erde gelegt,/ meine Rechte hat den Himmel ausgespannt; / ich rief ihnen zu und schon standen sie alle da.
14 Versammelt euch alle und hört - / wer von den Göttern hat so etwas jemals verkündet? -:Der, den der Herr liebt, wird meinen Willen an Babel vollstrecken / und sein Arm wird es an den Chaldäern bewirken.
15 Ich habe gesprochen und ich habe ihn auch berufen, / ich habe ihn kommen lassen / und er wird seinen Weg erfolgreich beenden.
16 Kommt her zu mir und hört, was ich sage: / Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet;/ seit das alles geschieht, bin ich dabei. [Und jetzt hat Gott, der Herr, mich und seinen Geist gesandt.]


Die Lehre aus der Vergangenheit

17 So spricht der Herr, dein Erlöser, / der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, / der dich lehrt, was Nutzen bringt, und der dich auf den Weg führt, / den du gehen sollst.
18 Hättest du doch auf meine Gebote geachtet! / Dein Glück wäre wie ein Strom / und dein Heil wie die Wogen des Meeres.
19 Deine Nachkommen wären (zahlreich) wie der Sand / und deine leiblichen Kinder wie seine Körner. Ihr Name wäre in meinen Augen nicht getilgt und gelöscht.


Die glückliche Heimkehr aus Babel

20 Heraus aus Babel, flieht aus Chaldäa! / Verkündet es jauchzend, damit man es hört. Ruft es hinaus bis ans Ende der Erde! / Ruft: Der Herr hat seinen Knecht Jakob ausgelöst.
21 Sie litten keinen Durst, als er sie durch die Wüste führte; / Wasser ließ er für sie aus dem Felsen sprudeln, / er spaltete den Felsen und es strömte das Wasser.
22 [Die Ruchlosen finden keinen Frieden, spricht der Herr.]


49

1 Hört auf mich, ihr Inseln, / merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; / als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.
2 Er machte meinen Mund zu einem scharfen Schwert, / er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zum spitzen Pfeil / und steckte mich in seinen Köcher.
3 Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, / an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will.
4 Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, / habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn / und mein Lohn bei meinem Gott.
5 Jetzt aber hat der Herr gesprochen, / der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe / und Israel bei ihm versammle. So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt / und mein Gott war meine Stärke.
6 Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, / nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten / und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker; / damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.
7 So spricht der Herr, der Befreier Israels, sein Heiliger, / zu dem tief verachteten Mann, dem Abscheu der Leute, / dem Knecht der Tyrannen: Könige werden es sehen und sich erheben, / Fürsten werfen sich nieder, um des Herrn willen, der treu ist, / um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat.
8 So spricht der Herr: Zur Zeit der Gnade will ich dich erhören, / am Tag der Rettung dir helfen. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, / der Bund zu sein für das Volk, aufzuhelfen dem Land / und das verödete Erbe neu zu verteilen,
9 den Gefangenen zu sagen: Kommt heraus!, / und denen, die in der Finsternis sind: Kommt ans Licht! Auf allen Bergen werden sie weiden, / auf allen kahlen Hügeln finden sie Nahrung.


Die Wiederherstellung des Zion: 49,9d - 50,3

Die wunderbare Heimkehr

10 Sie leiden weder Hunger noch Durst, / Hitze und Sonnenglut schaden ihnen nicht. Denn er leitet sie voll Erbarmen / und führt sie zu sprudelnden Quellen.
11 Alle Berge mache ich zu Wegen / und meine Straßen werden gebahnt sein.
12 Seht her: Sie kommen von fern, / die einen von Norden und Westen, / andere aus dem Land der Siniter.
13 Jubelt, ihr Himmel, jauchze, o Erde, / freut euch, ihr Berge! Denn der Herr hat sein Volk getröstet / und sich seiner Armen erbarmt.


Gottes Trost für Zion

14 Doch Zion sagt: Der Herr hat mich verlassen, / Gott hat mich vergessen.
15 Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, / eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: / ich vergesse dich nicht.
16 Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände, / deine Mauern habe ich immer vor Augen.
17 Deine Erbauer eilen herbei / und alle, die dich zerstört und verwüstet haben, ziehen davon.
18 Blick auf und schau umher: / Alle versammeln sich und kommen zu dir. So wahr ich lebe - Spruch des Herrn: / Du sollst sie alle wie einen Schmuck anlegen, / du sollst dich mit ihnen schmücken wie eine Braut.
19 Denn dein ödes, verheertes, zerstörtes Land / wird jetzt zu eng für seine Bewohner, / weit weg sind alle, die dich verschlingen wollten.
20 Bald wirst du, die du kinderlos warst, / mit eigenen Ohren hören, wie deine Kinder sagen:Mir ist der Platz hier zu eng, / rück zur Seite, ich will mich setzen.
21 Dann wirst du dich in deinem Herzen fragen: / Wer hat mir diese (Kinder) geboren? Ich war doch kinderlos und unfruchtbar, / war verbannt und verstoßen. Wer hat mir die Kinder herangezogen? / Ich war doch allein übrig geblieben. / Wo kommen sie her?
22 So spricht Gott, der Herr: / Sieh her, ich hebe die Hand in Richtung der Völker, / ich errichte für die Nationen ein Zeichen / und sie bringen auf ihren Armen deine Söhne herbei / und tragen deine Töchter auf ihren Schultern.
23 Könige werden deine Kinder pflegen / und Fürstinnen ihre Ammen sein. Mit dem Gesicht zur Erde werfen sie sich nieder vor dir / und lecken dir den Staub von den Füßen. Dann wirst du erkennen, dass ich der Herr bin / und dass keiner beschämt wird, der auf mich hofft.
24 Kann man einem Starken die Beute entreißen? / Kann einem Mächtigen der Gefangene entkommen?
25 So spricht der Herr: / Auch einem Starken entreißt man den Gefangenen, / und einem Mächtigen entkommt seine Beute. Ich selbst will mit deinem Gegner streiten, / ich selbst will deine Söhne befreien.
26 Deinen Unterdrückern gebe ich ihr eigenes Fleisch zu essen, / sie sollen sich an ihrem Blut berauschen wie an Most. Dann werden alle Sterblichen erkennen, / dass ich, der Herr, dein Retter bin / und ich, der Starke Jakobs, dein Erlöser.


50

1 So spricht der Herr: Wo ist denn die Scheidungsurkunde, / mit der ich eure Mutter fortgeschickt habe? / Wo ist mein Gläubiger, / dem ich euch verkauft habe? Seht, wegen eurer bösen Taten wurdet ihr verkauft, / wegen eurer Vergehen wurde eure Mutter fortgeschickt.
2 Warum war niemand da, als ich kam, / warum gab niemand Antwort, als ich rief? Ist meine Hand denn zu schwach, um zu befreien, / fehlt mir die Kraft, um zu retten? Durch meine Drohung trockne ich das Meer aus. / Ich mache Flüsse zur Wüste, sodass die Fische verfaulen aus Mangel an Wasser / und sterben vor Durst.
3 Ich kleide den Himmel in Schwarz / und hülle ihn in ein Trauergewand.


Das dritte Lied vom Gottesknecht: 50,4-9

4 Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers, / damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, / damit ich auf ihn höre wie ein Jünger.
5 Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. / Ich aber wehrte mich nicht / und wich nicht zurück.
6 Ich hielt meinen Rücken denen hin, / die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, / meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht / vor Schmähungen und Speichel.
7 Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; / darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; / ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
8 Er, der mich freispricht, ist nahe. / Wer wagt es, mit mir zu streiten? Lasst uns zusammen vortreten! / Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? / Er trete zu mir heran.
9 Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen. / Wer kann mich für schuldig erklären? Seht: Sie alle zerfallen / wie ein Gewand, das die Motten zerfressen.


Mahnung zum Vertrauen: 50,10 - 52,12

Die mächtige Hilfe Gottes

10 Wer von euch den Herrn fürchtet, / der höre auf die Stimme seines Knechtes. Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, / der vertraue auf den Namen des Herrn / und verlasse sich auf seinen Gott.
11 Ihr alle aber, die ihr Feuer legt / und Brandpfeile entzündet, sollt in die Glut eures eigenen Feuers laufen / und in die Brandpfeile geraten, die ihr entflammt habt. Durch meine Hand kommt das über euch; / am Ort der Qualen werdet ihr liegen.


51

1 Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt / und die ihr den Herrn sucht. Blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid, / auf den Schacht, aus dem ihr herausgebohrt wurdet.
2 Blickt auf Abraham, euren Vater, / und auf Sara, die euch gebar. Er war allein, als ich ihn rief; / doch ich habe ihn gesegnet / und ihm viele Nachkommen geschenkt.
3 Denn der Herr hat Erbarmen mit Zion, / er hat Erbarmen mit all seinen Ruinen. Seine Wüste macht er wie Eden, / seine Öde wie den Garten des Herrn. Freude und Fröhlichkeit findet man dort, / Lobpreis und den Klang von Liedern.
4 Horcht her, ihr Völker, / hört auf mich, ihr Nationen! Denn von mir kommt die Weisung / und mein Recht wird zum Licht der Völker.
5 Plötzlich ist meine Gerechtigkeit da / und von mir kommt die Hilfe. Mein Arm verschafft den Völkern ihr Recht; / auf mich hoffen die Inseln, / sie warten auf meinen Arm.
6 Blickt auf zum Himmel, / betrachtet die Erde hier unten! Der Himmel zerflattert wie Rauch, / die Erde zerfällt wie ein Kleid; / ihre Bewohner sterben wie die Fliegen. Doch meine hilfreiche Gnade bleibt für immer bestehen, / meine Gerechtigkeit wird niemals erschüttert.
7 Hört auf mich, die ihr das Recht kennt, / du Volk, das mein Gesetz im Herzen trägt. Fürchtet euch nicht vor der Beschimpfung durch Menschen, / erschreckt nicht vor ihrem Spott!
8 Denn man frisst sie, wie die Motte das Kleid, / man frisst sie, wie die Schabe die Wolle. Doch meine Gerechtigkeit bleibt für immer bestehen / und von Generation zu Generation meine hilfreiche Gnade.


Der starke Arm Jahwes

9 Wach auf, wach auf, bekleide dich mit Macht, / Arm des Herrn! Wach auf wie in den früheren Tagen, / wie bei den Generationen der Vorzeit! Warst du es nicht, der die Rahab zerhieb / und den Drachen durchbohrte?
10 Warst du es nicht, der das Meer austrocknen ließ, / die Wasser der großen Flut, der die Tiefen des Meeres zum Weg gemacht hat, / damit die Erlösten hindurchziehen konnten?
11 Die vom Herrn Befreiten kehren zurück / und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. / Wonne und Freude stellen sich ein, / Kummer und Seufzen entfliehen.
12 Ich bin es, ja ich, der euch tröstet. / Was hast du, dass du dich fürchtest vor sterblichen Menschen, / vor Menschen, die dahinschwinden wie Gras?
13 Warum vergisst du den Herrn, deinen Schöpfer, / der den Himmel ausgespannt und die Fundamente der Erde gelegt hat? Warum zitterst du dauernd vor der Wut dessen, der dich bedrängt, / der darauf ausgeht, dich zu vernichten? / Wo ist denn die Wut dessen, der dich bedrängt?
14 Bald wird der Gefesselte freigelassen; / er wird nicht im Kerker sterben / und es mangelt ihm nicht mehr an Brot.
15 Ich bin doch der Herr, dein Gott, / der das Meer aufwühlt, sodass die Wogen tosen. / Herr der Heere ist sein Name.
16 Ich habe dir meine Worte in den Mund gelegt, / im Schatten meiner Hand habe ich dich verborgen, als ich den Himmel ausspannte und die Fundamente der Erde legte / und zu Zion sagte: Du bist mein Volk.


Der Zornbecher Gottes

17 Raff dich auf, raff dich auf, / steh auf, Jerusalem! Du hast aus dem Becher des Zorns getrunken, / den der Herr in der Hand hielt. Du hast aus dem betäubenden Becher getrunken / und ihn geleert.
18 Da war von all den Söhnen, die sie gebar, / keiner, der sie geführt hat. Da war von all den Söhnen, die sie aufzog, / keiner, der sie bei der Hand nahm.
19 Beides hat dich getroffen / - doch wer klagt schon um dich? -: Verheerung und Zerstörung, Hunger und Schwert. / Doch wer tröstet dich schon?
20 An allen Straßenecken lagen deine Söhne hilflos da, / wie Wildschafe im Netz, überwältigt vom Zorn des Herrn, / vom Schelten deines Gottes.
21 Darum hör doch her, du Ärmste, / die du betrunken bist, aber nicht vom Wein:
22 So spricht der Herr, dein Gott und Gebieter, / der für sein Volk kämpft: Schon nehme ich dir den betäubenden Becher aus der Hand, / den Kelch meines Zorns; / du sollst daraus nicht mehr trinken.
23 Ich reiche ihn denen, die dich quälten, / die zu dir sagten: Wirf dich zu Boden, / wir schreiten über dich weg. So musstest du deinen Rücken zum Fußboden machen, / zum Weg für die, die über dich schritten.


52

1 Wach auf, Zion, wach auf, / zieh das Gewand deiner Macht an!Zieh deine Prunkkleider an, / Jerusalem, du heilige Stadt! / Denn Unbeschnittene und Unreine werden dich nicht mehr betreten.
2 Schüttle den Staub von dir ab, / steh auf, du gefangenes Jerusalem! Löse die Fesseln von deinem Hals, / gefangene Tochter Zion!
3 Denn so spricht der Herr: / Umsonst wurdet ihr verkauft / und ihr sollt nicht mit Geld losgekauft werden.
4 Denn so spricht Gott, der Herr: / Nach Ägypten zog mein Volk einst hinab, / um dort in der Fremde zu leben. / Auch von Assur wurde es ohne Grund unterdrückt.
5 Aber was erlebe ich jetzt - Spruch des Herrn -? / Man nahm mein Volk, ohne zu bezahlen, und nun prahlen seine Beherrscher - Spruch des Herrn -; / ständig, jeden Tag wird mein Name gelästert.
6 Darum soll mein Volk an jenem Tag meinen Namen erkennen / und wissen, dass ich es bin, der sagt: Ich bin da.
7 Wie willkommen sind auf den Bergen / die Schritte des Freudenboten,der Frieden ankündigt, / der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, / der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.
8 Horch, deine Wächter erheben die Stimme, / sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, / wie der Herr nach Zion zurückkehrt.
9 Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, / ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, / er erlöst Jerusalem.
10 Der Herr macht seinen heiligen Arm frei / vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde / sehen das Heil unseres Gottes.
11 Fort, fort! Zieht von dort weg! / Fasst nichts Unreines an! Zieht von dort weg! / Haltet euch rein; / denn ihr tragt die Geräte des Herrn.
12 Doch zieht nicht weg in Hast, / geht nicht fort in Eile; denn der Herr geht vor euch her / und er, Israels Gott, beschließt auch euren Zug.


Das vierte Lied vom Gottesknecht: 52,13 - 53,12

13 Seht, mein Knecht hat Erfolg, / er wird groß sein und hoch erhaben.
14 Viele haben sich über ihn entsetzt, / so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, / seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen.
15 Jetzt aber setzt er viele Völker in Staunen, / Könige müssen vor ihm verstummen. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, / das sehen sie nun; was sie niemals hörten, / das erfahren sie jetzt.


53

1 Wer hat unserer Kunde geglaubt? / Der Arm des Herrn - wem wurde er offenbar?
2 Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, / wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, / sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, / dass wir Gefallen fanden an ihm.
3 Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, / ein Mann voller Schmerzen, / mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, / war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
4 Aber er hat unsere Krankheit getragen / und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, / von ihm getroffen und gebeugt.
5 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, / wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, / durch seine Wunden sind wir geheilt.
6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, / jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn / die Schuld von uns allen.
7 Er wurde misshandelt und niedergedrückt, / aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, / und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, / so tat auch er seinen Mund nicht auf.
8 Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, / doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten / und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen.
9 Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab, / bei den Verbrechern seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat / und kein trügerisches Wort in seinem Mund war.
10 Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen (Knecht), / er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. / Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen.
11 Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. / Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; / er lädt ihre Schuld auf sich.
12 Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen / und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab / und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen / und trat für die Schuldigen ein.


54

1 Freu dich, du Unfruchtbare, die nie gebar, / du, die nie in Wehen lag, brich in Jubel aus und jauchze! Denn die Einsame hat jetzt viel mehr Söhne / als die Vermählte, spricht der Herr.
2 Mach den Raum deines Zeltes weit, / spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen. / Mach die Stricke lang und die Pflöcke fest!
3 Denn nach rechts und links breitest du dich aus. / Deine Nachkommen werden Völker beerben / und verödete Städte besiedeln.
4 Fürchte dich nicht, du wirst nicht beschämt; / schäme dich nicht, du wirst nicht enttäuscht. Denn die Schande in deiner Jugend wirst du vergessen, / an die Schmach deiner Witwenschaft wirst du nicht mehr denken.
5 Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl, / «Herr der Heere» ist sein Name. Der Heilige Israels ist dein Erlöser, / «Gott der ganzen Erde» wird er genannt.
6 Ja, der Herr hat dich gerufen / als verlassene, bekümmerte Frau. Kann man denn die Frau verstoßen, / die man in der Jugend geliebt hat?, / spricht dein Gott.
7 Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, / doch mit großem Erbarmen hole ich dich heim.
8 Einen Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht / in aufwallendem Zorn; aber mit ewiger Huld habe ich Erbarmen mit dir, / spricht dein Erlöser, der Herr.
9 Wie in den Tagen Noachs soll es für mich sein: / So wie ich damals schwor, dass die Flut Noachs die Erde nie mehr überschwemmen wird, / so schwöre ich jetzt, dir nie mehr zu zürnen / und dich nie mehr zu schelten.
10 Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen / und die Hügel zu wanken beginnen -meine Huld wird nie von dir weichen / und der Bund meines Friedens nicht wanken, / spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir.


Das neue Jerusalem

11 Du Ärmste, vom Sturm Gepeitschte, / die ohne Trost ist, sieh her: Ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit / und Grundmauern aus Saphir.
12 Aus Rubinen mache ich deine Zinnen, / aus Beryll deine Tore / und alle deine Mauern aus kostbaren Steinen.
13 Alle deine Söhne werden Jünger des Herrn sein / und groß ist der Friede deiner Söhne.
14 Du wirst auf Gerechtigkeit gegründet sein. / Du bist fern von Bedrängnis, denn du brauchst dich nicht mehr zu fürchten / und bist fern von Schrecken; / er kommt an dich nicht heran.
15 Wenn dich jemand angreift, misslingt es, / denn es geschieht ohne mich; / wer dich angreift, fällt im Kampf gegen dich.
16 Ich habe den Schmied erschaffen, / der das Kohlenfeuer entfacht und Waffen erzeugt, / wie es seinem Handwerk entspricht.Ich habe auch den, der vernichtet, erschaffen, / damit er zerstört.
17 Keine Waffe wird etwas ausrichten, die man gegen dich schmiedet; / jede Zunge, die dich vor Gericht verklagt, strafst du Lügen. Das ist das Erbteil der Knechte des Herrn: / Von mir kommt ihre Rettung - Spruch des Herrn.


55

1 Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! / Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld, / kauft Wein und Milch ohne Bezahlung!
2 Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, / und mit dem Lohn eurer Mühen, / was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen / und könnt euch laben an fetten Speisen.
3 Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, / hört, dann werdet ihr leben. Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen / gemäß der beständigen Huld, die ich David erwies.
4 Seht her: Ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht, / zum Fürsten und Gebieter der Nationen.
5 Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen; / Völker, die dich nicht kennen, eilen zu dir,um des Herrn, deines Gottes, des Heiligen Israels willen, / weil er dich herrlich gemacht hat.


Epilog: Mahnung zur Umkehr und zum Vertrauen auf Gottes Wort: 55,6-13

6 Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, / ruft ihn an, solange er nahe ist.
7 Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, / der Frevler seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, / damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; / denn er ist groß im Verzeihen.
8 Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege - / Spruch des Herrn.
9 So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken.
10 Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt / und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, / wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen,
11 so ist es auch mit dem Wort, / das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, / sondern bewirkt, was ich will, / und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.
12 Voll Freude werdet ihr fortziehen, / wohlbehalten kehrt ihr zurück. Berge und Hügel brechen bei eurem Anblick in Jubel aus, / alle Bäume auf dem Feld klatschen Beifall.
13 Statt Dornen wachsen Zypressen, / statt Brennnesseln Myrten. Das geschieht zum Ruhm des Herrn / als ein ewiges Zeichen, das niemals getilgt wird.